Feuerlöſweſen.
Hoher Verordnung gemäß wurden 1783 die Wurzeln, wele jedes Haus für Brandverſierung hatte, zum erſten Male genau angegeben. Bei einem Brande wurden bis zum Jahre 1849 auf jede Wurzel 20 Thlr. bezahlt, und die Oberlauſi hatte bis dahin ihre beſondere, jet aber mit der erbländiſen Brandkaſſe vereinigte, Wurzelgelderkaſſe in Bauen, jedo mit einer bedeutenden Suld, wele dann dur jährlie Zuſläge na und na abgetragen wurde. Früher nahmen an der Wurzelgelderkaſſe nur einzelne Hausbeſier freiwillig Theil, bis 1823 allgemeine Theilnahme angeordnet wurde. 1849 erhielt unſer Ort neue Brandverſierungskataſternummern. An Brandkaſſenbeiträgen zahlte Seifhennersdorf 1860: 2393 Thlr. 24 Ngr., 1875: 10 763 Mark 82 pf., 1890: 8 285 Mark 92 Pf.
Den 11. Mai 1703 wurde eine Feuerlöſordnung für die Zittauer Dörfer eingeführt. Unſere Kire kaufte 1735 eine große Sprie, zu weler 8 Mann Bedienung nöthig waren, für 120 Thlr. vom Königl. Stügießer Joh. Gottfried Weinhold in Dresden. Sie war mit einfaem Druwerk verſehen und fand in dem im ſelben Jahr neuerbauten Sprienhaus auf dem Kirhof ihren Pla. Dieſes Sprienhaus brannte den 28. Juni 1764 ab, wurde aber im näſten Jahre wieder neugebaut (vgl. S. 58). In der Folge war über Saumſeligkeit in der Sprienbedienung zu klagen. Deshalb wurden am 5. Juli 1766 laut Söppenbu gewiſſe Leute zur Sprienbedienung angewieſen, von denen Jeder bei einem Feuer 4 Groſen zu erhalten hatte. Au die Gemeinde beſaß damals 2 Sprien, von denen eine im Kretſam, die andere bei Andreas Goldberg (Nr. 274) ſtand. Außerdem hatten ſi no der Bauer Joh. Chriſtoph Riter, Chriſtian Berndt und Joh. George Donath auf eigene Koſten kleinere Sprien angeſafft.
Bei der Kirſprie (über andere Sprien können aus früherer Zeit keine Mittheilungen gemat werden, da die Gemeinderenungen nit mehr vorhanden ſind) kam 1783 eine Sprienausbeſſerung 84 Thlr. Im Mai 1765 wurde ſie dur den Kupferſmied Mſtr. Carl Friedr. Seffel in Herrnhut auf’s neue in Stand geſet. Derſelbe baute au eine neue große mit doppeltem Pumpwerk verſehene, von 16 Mann zu bedienende Kirſprie für 300 Thlr. Dieſe goß in der Minute 40 Kannen Waſſer. Sie fand na Einreißung des Sprienhauſes ihren Pla in der Pfarrſeune und wurde 1873 der freiwilligen Feuerwehr übergeben. 1882 wanderte ſie in das 1824 erbaute Sprienhaus im Oberdorfe, wo ſie no bis 1892, in welem Jahre ſie ſtüweiſe verkauft wurde, ihre Dienſte verritete.
1800 waren an Feuergeräthen ohne die Druſprien vorhanden: 1276 Daleitern, 363 Feuerhaken, 324 Feuereimer und 275 Handſprien. Bei einem ausbreendem Feuer hatte der Glöner mit dreimaligem Anſlag Sturm zu ſlagen, worauf Jeder mit ſeinem Geräthe dem Feuer zueilte, die Zimmerleute mit Aexten. Na Löſung des Brandes hielten einige Mann, der Reihe na herum, Feuerwae.
Im Jahre 1873 wurde am Reformationsfeſte die Freiwillige Feuerwehr zu Seifhennersdorf gegründet. Die Kommandanten derſelben ſind: C. Säfer bis 1. December 1786, Ernſt Gärtner bis 31. Oktober 1886, von da an Auguſt Neumann (Nr. 111). Hier ſei au Fabrikant G. Rößler erwähnt, der bis zum 31. Oktober 1887 den Vorſi im Vereine führte und ſi ebenfalls um das Feuerlöſweſen unſeres Ortes verdient gemat hat. Die Wehr brate die zwei von ihr angeſafften Karrenſprien und ihre ſonſtigen Geräthe im Fabrikgrundſtüe von H. R. Marx unter, dort ſtand au die Steigerwand. Am 13. September 1885 wurde die neue Steigerwand und der neuerbaute Gerätheſuppen (zuſammen 1880 Mark) hinter der großen Sule eingeweiht. Inzwiſen war am 1. Januar 1878 die Gemeinde in den Beſi ſämmtlier Geräthe eingetreten und hatte deren Inſtandhaltung und Ergänzung übernommen. Die Feuerwehr blieb, wie bisher, eine freiwillige, der Gemeinderath ernannte aber fünf Mitglieder des Verwaltungsrathes, dem von der Wehr ebenfalls fünf Mann und der Kommandant angehörten, während der Feuerpolizeicommiſſär den Vorſi in ihm führte.
Mit dem 1. September 1884 trat eine neue Feuerlöſordnung in Kraft. Darna hat der Gemeinderath die Oberaufſit über das geſammte Feuerlöſweſen des Ortes. In ſeinem Auftrage verwaltet dasſelbe ein Ausſuß, der wie der oben erwähnte Verwaltungsrath zuſammengeſet iſt, nur daß der Gemeindevorſtand den Vorſi führt und die Stelle des Feuerpolizeicommiſſärs überhaupt in Wegfall gekommen iſt. Die den Feuerwehrdienſt beſorgenden Gemeindemitglieder bilden zwei Abtheilungen, die freiwillige Feuerwehr und die freiwillige Löſmannſaft, die Süengilde beſorgt den Abſperrungs- und Wadienſt. Die Alarmſignale werden dur Signalhörner, Dampfpfeifen und Gloenſläge (bei Großfeuer dur Leuten) gegeben. Au die Natwäter, Muſiker und Tamboure haben Signale zu geben.
Die freiwillige Feuerwehr zählte 1892: 9 Chargierte, 20 Steiger, 12 Pioniere (Einreißer), 11 Rettungs-, 90 Drumannſaften. Sie bediente eine zweirädrige Abproſprie, 1874 von G. A. Jau in Leipzig erbaut, Standort in dem 1880 für 1000 Mark erbauten Sprienhaus am Kretſam, ferner eine große vierrädrige Abproſprie, 1882 für 2285 Mark von Jau erbaut, Standort in dem 1880 für 650 Mark erbauten Sprienhauſe bei der Kire, und eine von demſelben Fabrikanten 1874 gelieferte zweirädrige Abproſprie, Standort Nr. 277.
Die 112 Mann zählende freiwillige Löſmannſaft bediente eine vierrädrige Wagenſprie beim Kretſam, den Zubringer in Nr. 174 b, 1864 von G. A. Händel in Dresden gekauft, eine vierrädrige Wagenſprie in Nr. 482, eine desgleien im Oberdorfe, 1892 von Jau für 1330 Mark gebaut, eine von Kur in Stuttgart 1884 für 970 Mark gelieferte Wagenſprie auf dem Halbenhof in Nr. 45, eine desgleien im Seifen, von Jau 1885 für 1198 Mark hergeſtellt.
Eine Fabrikfeuerwehr, deren Unterhaltung auf Koſten der Firma geſieht, ritete H. R. Marx am 14. November 1886 ein. Sie zählte im Anfange 45 Mann, 1891 wurde ſie auf 65 Mann erhöht. Ihr ſtehen zwei Sprien zur Verfügung.
Eine Dampfſprie, die 500 Liter Waſſer in der Minute giebt und eine Wurfweite von 42 Metern hat, ſaffte 1892 Fabrikbeſier C. F. Jentſ an. Sie ſteht, namentli bei größerer Gefahr, ebenfalls zur Verfügung. Au beſit dieſe Fabrik no eine zweirädrige Abproſprie.
Es ſind alſo zur Zeit im Orte 13 Sprien vorhanden, wele zuſammen etwa 4000 Liter Waſſer in der Minute liefern können.