Mühlen und Gaſthöfe.
Die Große Mühle oder Steinmühle (Läuterau Nr. 90) wurde von Georg von Sleini um das Jahr 1520 ganz ſteinern mit ſes Mahlgängen und ſtattliem, mit Steinen ausgeſeten Graben erbaut. Es wird erzählt, daß zu dieſem Baue die ſteinernen Fenſterköpfe, Thürgerüſte u. ſ. w. von dem in den Huſſitenkriegen zerſtörten Sloſſe in Gersdorf geholt worden wären.*) Die Bäer und anderen Unterthanen mußten nun hier als in der herrſaftlien Mühle mahlen laſſen. — Na 1566 wollte der Müller Fährmann, weil die Feuereſſe nit gekehrt war, dieſe ausbrennen. Darüber gerieth aber die ganze Mühle in Brand. Fährmann wollte fliehen, beſann ſi jedo auf hundert Thaler, die er im Tiſkaſten liegen hatte, eilte zurü, um dieſe zu holen, wurde aber dabei feſtgenommen. Er mußte lange Zeit auf dem Tollenſtein im Gefängniß ſien, ward aber endli auf die Fürbitte ſeiner Frau, die vormals in Dienſten des Fräulein von Sleini geweſen war, wieder losgelaſſen, au von der Verpflitung, die Mühle ſelbſt wieder bauen zu laſſen, befreit.
Um das Jahr 1576 iſt ſie von Chriſtoph von Sleini ſteinern und mit 3 Mahlgängen wieder aufgebaut worden. Von außen ſoll ſie na der Form, dem Gemäuer, den Fenſtern, den vielen ſtarken Gittern und dergl. faſt ebenſo ausgeſehen haben, wie das Stohaus in Rumburg. Es ſollen beide von einem Meiſter zu gleier Zeit aufgeführt worden ſein. Ueber der Hinterthür ſtand G. L., d. h. Gottlob Länkiſ, weler ein hieſiger Bauersmann und der Herrſaft Ausmeer geweſen iſt. An der vordern Thür war das Gewäſſer von 1666 bezeinet.
Au dieſe Mühle brannte ab, wahrſeinli dur den Müller Bernhart und ſeinen Mühlknet verwahrloſt, den 14. (oder 21. ?) December 1736. Der Müller wäre mit ſeiner Familie faſt nit zu retten geweſen, wenn man ihm nit dur Ausbreung der eiſernen Fenſtergitter hätte zu Hilfe kommen können. Das Feuer ergriff au Adam Sneiders Haus, weles zuglei in Aſe gelegt wurde. — Im folgenden Jahre baute der Rath eine neue, mit Ziegeln gedete Mühle. Es wurde dabei au eine Sneidemühle angelegt. Bisher hatte es nur eine ſole als Privateigenthum unweit des Großen Teies gegeben.
Auf Antrag einer Commiſſion unter dem 4. Januar 1804 wurde der Verkauf aller außer der Flurzäune der Stadt Zittau gelegenen Mühlen vom Rathe beſloſſen.*) Dazu trugen namentli die hohen Baukoſten bei. Sie betrugen 1782—1802 bei der Seifhennersdorfer Obermühle 1590 Thlr. 15 Gr. 10⅗ Pf., Mittelmühle 3273 Thlr. 2 Gr. 3⁷⁄⏨ Pf., Steinmühle 3015 Thlr. 13 Gr. 3³⁄⏨ Pf., Kleinen Mühle 1760 Thlr. 2 Gr. 7⅖ Pf.**) Der Verkauf fand na und na ſtatt. Man ſah weniger auf hohe Kaufſummen, als mehr auf die Bedingung eines bleibenden Waſſerzinſes an die Stadt, wodur man den ehemaligen Patgeldern nahe kommen wollte. Damit dur dieſe Verkäufe das Vermögen der Stadt ſi nit abminderte, ſo wurden von den Mühlenverkäufern 20 000 Thlr. als Sulfond angelegt.
Laut Kaufkontrakt kaufte den 24. März 1808 dieſe Mühle Meiſter Chriſtian Hohlfeld, bisheriger Pater, au Erbmüller in Oppa, und wurde ihm das Grundſtü am 2. Juni d. J. übergeben. Er bezahlte an die Kämmereikaſſe 3550 Thlr. und verſtand ſi zu jährli 120 Thlr. Waſſerzins, jährli 12 Seffeln beſten Landkorns für den Rathsgetreideboden, desgl. 4 Seffeln für den Pfarrer, 2 Broten für den Sulmeiſter und einer kleinen Abgabe an den Gemeindeboten für das Eingebieten zum Mühlgrabenräumen. Denn die Gärtner und Häusler hatten au ferner unentgeltli die nöthigen Handdienſte zu Bauten und Reparaturen des Mühl- und Mahlwerks, gehenden und treibenden Zeugs, des Waſſerbetts, der Radſtube, der Wehre, Sleußen und Ufer zu leiſten. Ebenſo leiſteten die Bauern unentgeltli die nöthigen Spanndienſte zu Bauten und Reparaturen, jedo unter der Bedingung, daß die Mühlſteine behauen und gelot aus den Rathsbrüen in Waltersdorf oder Jonsdorf, die andern Baumaterialien nit außer Landes und nur eine Tagereiſe weit hin und her, au nit während der Saat- und Erntezeit geholt werden ſollten. Der Mühle wurde au das Fiſwaſſer in der Mandau und im Mühlgraben vom Püſelſen Hauſe (Nr. 514) an bis zu Ende des niedern Mühlgrabens zugeſrieben. Von allen öffentlien Abgaben, Gemeindeanlagen, Einquartierungen, Lieferungen, Hofdienſten u. ſ. w. war die Mühle ſon bisher befreit, nur zu gewiſſen Gemeindebedürfniſſen, z. B. Unterhaltung der öffentlien Gebäude, des Feuergeräths, der Tag- und Natwaen, Vontributionen, Brandverſierung konnte die Mühle herangezogen werden.
Den 20. September 1826 kaufte die Mühle Meiſter Carl Gottlieb Wenzel für 4000 Thaler. Pfliten und Rete blieben unverändert. — Na Wenzels 1873 erfolgten Tode verkauften deſſen Erben die Mühle am 12. Januar 1876 an den Bäer Heinri Adolf Pilz aus Bertsdorf für 9 700 Thaler == 29 100 Mark. In Folge der 1843, 1850, 1856, 1858 eingetretenen Ablöſungen laſteten damals auf dem Grundſtü 182 Thaler 7 Neugr. 6 Pf. jährli an die Landrentenbank abzuführende Leiſtungen. 1891 kaufte die Mühle auf dem Amtsgerit zu Großſönau der hieſige Fabrikant Guſtav Hermann Praße auf dem Wehre (Nr. 109).
1862, den 30. Januar, und im Frühjahr 1880 wurde das Wehr faſt gänzli zerſtört. Den 6. Mai 1888 brannte die Seune der Mühle ab.
Die Mittelmühle (Nr. 126), mit 2 Mahlgängen, wurde na einer über der Thür befindlien Inſrift 1686 neu erbaut, weil das erſte Mühlgebäude baufällig war. Die Inſrift lautet …
Den 31. Juli 1703 heirathete die Toter des damaligen Müllers David Tiee. Den Tag kam au eine große Waſſerfluth, daß die Hozeitsgäſte, die über das Waſſer zu gehen hatten, die Nat über in der Mühle bleiben mußten. Man konnte au dieſen Abend nit mit der Braut in den Kretſam gehen, d. h. der üblie Bierzug mußte unterbleiben. — Den 12. Juli 1772 kam während des Namittagsgottesdienſtes in der Mühle Feuer aus, und brannte Seune und Stall ganz ab, das Mühlgebäude aber aus. Im folgenden Jahre wurde ſie wieder maſſiv ausgebaut.
Die Mittelmühle kaufte den 1. September 1806 Meiſter Johann Gottlob Riter für 2 700 Thlr., 50 Thaler jährlien Waſſerzins und jährli 12 Seffel Korn. Betreffs der Hand- und Spanndienſte beſtanden ähnlie Bedingungen wie bei der Steinmühle. Dem Müller ſtehe das Fiſwaſſer im Mühlgraben und der Mandau von des Riters Anders Garten (Nr. 449) bis zur Fluth (bei Nr. 174) zu. Der Waſſerzins wurde 1853 für 1027 Thlr. 22 Ngr. abgelöſt. — Beſier waren no: Chriſt. Fr. Grunewald, Johann Gottfried Müller (1844—1846, 4 430 Thlr.), Ernſt Aug. Höhne (1846—1863), Frau Johanne Auguſte verw. Höhne, Ernſt Auguſt Höhne (ſeit 28. Mai 1881).
Die obere Mühle, die ſogenannte Weiße Obermühle (Nr. 394), iſt mit zwei Gängen ſpäter als die Steinmühle und nur zum Theil ſteinern erritet worden. Ueber der Stallthür ſteht 1684. Dieſe Mühle kaufte am 22. September 1806 Meiſter Johann Gottfried Hohlfeld für 1600 Thlr., 50 Thlr. Waſſerzins und jährli 12 Seffel Korn. Au ihm wurden Hand- und Spanndienſte ſowie das Fiſwaſſer vom Grenzwehr an bis zu des Riters Garten zugeſrieben. Die Mühle übernahmen weiterhin Vhr. Friedri Hohlfeld (1811 für 1600 Thlr.), Ernſt Friedri Hohlfeld (1848) und Chr. Fr. Hohlfeld (ſeit 8. Mai 1868).
Die Kleine Mühle (Nr. 732) iſt im Seifen gelegen und hat ebenfalls zwei Mahlgänge. Sie iſt muthmaßli erſt na Anlegung des Großen Teies erbaut worden. Dieſelbe kaufte am 4. September 1806 Johann Chriſtian Neißner, Gärtner und Branntweinbrenner hier. Den 4. März 1814 übernahm ſie deſſen Swiegerſohn Johann Gottlieb Miald für 735 Thlr. und 45 Thlr. Waſſerzins, dann 1828 deſſen Toter Johanne Rahel, wele ſie 1853 an Johann Gottlieb Müller, ihren Ehemann, verkaufte. Derſelbe löſte den Waſſerzins für 900 Thlr. ab. Seit 1870 iſt Johann Traugott Eduard Müller Beſier. Au dieſe Mühle hatte Leiſtungen der Gemeinde zu erhalten. Ihr gehört die Fiſerei im Mühlgraben.
Die älteſte Brettmühle iſt die im Seifen gelegene (Nr. 647). Sie wurde am 15. Juni 1646 um 20 So verkauft. Der Müller ſollte laut alten Kontrakts nit mehr als 3 gute Pfennige von einem Klo 8 Ellen lang von der Gemeinde und den Inwohnern fordern. Au hatte er der Kire jährli 2 Bretter zu zinſen oder zu geben. Anfangs im Beſie einer Familie Paul ging ſie ſon im 17. Jahrhundert an die Familie Bergmann über. Jeiger Beſier iſt Friedri Ernſt Bergmann. Derſelbe hat 1892 au Dampfbetrieb eingeritet.
Die obere Brettmühle (Nr. 445) wurde wahrſeinli 1824 au am 15. Juni und 27. Oktober 1823 erlangter Conceſſion von Johann Gottlieb Donath erbaut. Dieſer verkaufte ſie 1832 an Johann Wauri, deſſen Wittwe ſie 1850 an Anton Uhmann veräußerte. Na Guſtav Louis Uhmann (ſeit 1876) erwarb die Mühle 1891 Chriſtian Friedri Donath.
Hier ſei zuglei das 1890 angelegte Dampfſägewerk von Guſtav Louis Uhmann am Bahnhof erwähnt (620b).
Windmühlen befinden ſi zur Zeit auf zwei Bauergütern, 719 und 709b (ausgekauft).
Eine Oelmühle beſteht ſeit alter Zeit auf dem Halbendorf (Nr. 57).
Von den Gahöfen iſt der älteſte der „Kretſam“ (vergleie oben Seite 100). Die Gaſtwirtſaft in demſelben iſt jet verpatet an I. Imme. Frühere Päter waren Säfer, Wiſe, Donath, Guſtav Swerdtner und Riard Weidhaas.
Zunäſt finden wir den „Hirſ“ (Nr. 536) als eine Beiſenke zum Kretſam erwähnt, au war der Riter Beſier deſſelben. 1742 wurde ein zwiſen Chr. Berndts Nahrung und dem ſogenannten Hirſ gelegenes Auehaus an Chriſtoph Rothe verkauft. 1758 kaufte ihn Joh. Gottfr. Hüttig für 200 Thaler aus dem väterlien Erbe. Der Beſier hatte frei Slaten, den Bier- und Branntweinſank zu treiben, au zu traktieren (Speiſen zu verabreien). 1795 kaufte das Grundſtü Gottfried Hänſ um 300 Thlr. Käufer hatte von jedem Viertel Bier, das er verſenkte, an den Beſier des Lehnkretſams 8 gute Groſen zu entriten. 1808 wurde Karl Gottlieb Hänſ für 300 Thaler und Gedinge Beſier. Der näſte Wirth Karl Aug. Wendler (1834) baute den Gaſthof im Jahre 1839 neu auf. Ihm folgten: 1852 Johann Gottlieb Ain, 1864 Johann Gottfried Oppelt, 1865 Chriſtian Friedri Hohlfeld.
1750 verkaufte der damalige Riter Andreas Riter ſeine im Oberdorf befindlie Beiſenke an Joh. Gottfried Riter um 100 Thlr. An den Beſier des Lehnkretſams waren von jedem Viertel verſenkten Biers 8 Groſen zu entriten. Bis 1810 zählt man zehn weiter Beſier. Der Name „Weintraube“ (Nr. 388) findet ſi zuerſt 1775. 1810 wurde das Grundſtü als Bauſtelle verkauft, ebenſo 1811. Chirurg Friedri Auguſt Hänſel, der 1821 die Bauſtelle kaufte, erritete das jeige Gebäude. Die ferneren Beſier ſind: 1826 Joh. Gottfr. Hohlfeld, 1858 Chr. Fr, Hohlfeld, 1866 Joh. Traugott Roſer, 1868 Chr. Fr. Hübner, 1874 Joh. Gottlieb Elßner, 1878 deſſen Ehefrau, 1879 Karl Emil König, 1884 Chr. Fr. Matthias, 1890 Conſtantin Miael Otto Swenkler.
Realgeretigkeit beſien ferner no: „Zur Grenze“ (Nr. 367), „Zur deutſen Einheit“ (Nr. 450), Chriſtiane Luiſe verw. Fles (Nr. 44), leteres Haus 1829 von Karl Auguſt Wendler erbaut. Au auf dem Bahnhof (Pater Döge) ſind einige Fremdenzimmer eingeritet.
Sanklokale ſind no: 22 („Linde“), 56 („Burgsberggrotten“), 78 („Mandauthal“), 127 („Kanone“), 159 („Garküe“), 266 (Härtelt), „Frenzelsberg“, 418c („Waldſlößen“), 474 („Krone“), 491 („Windmühlberg“), 497 („Deutſer Kaiſer“), 509 (Wollmann), 563 („Freie Ausſit“), 631 („Sweizerhäusen“), 558 e (Pater Süe), 104 (Franze), 730 („Gambrinus“), 636 (Miel), 14 (Elßner).