Der Große Tei.
Von der Entſtehung dieſes am hintern Ende des Seifens gegen Leutersdorf zu gelegen geweſenen Teies, zu dem no ein kleiner, davor gelegener, als Hälter dienender gehörte, hat man folgende Ueberlieferung*): Es wären einſt einige Möne von Rumburg auf dem dabei liegenden bemooſten Steinhügel ſpazieren gegangen, hätten dieſe reizende Gegend zur Anlegung eines Teies nit unſili befunden und ihre Gedanken darüber höheren Orts eröffnet. Ihr Einfall ſei zur Wirklikeit geworden, und man habe den Tei gegraben. Da das Rumburger Kloſter ſpäter einen Theil der Einkünfte des Teies erhalten habe, ſo könne wohl dieſe Erklärung keine bloße Fabel ſein. Der gedate Hügel führt au bis heute den Namen Mönsberg. Na genauen, im Kloſter zu Rumburg ſelbſt eingezogenen Erkundigungen, haben aber die Möne nie aus dieſem Teie etwas erhalten.
[Auf dem sächsischen Meilenblatt von 1805 ist die Teichfläche zwar noch verzeichnet, das Gewässer jedoch bereits verschwunden (1803)]

mit Hälterteich und gebrochenem Hauptdamm
Dieſen Tei nun verkaufte 1584 Joaim von Sleini an den Rath zu Zittau, aber ohne Grenzbezeinung; es war nur angegeben, daß 80 So Samenfiſe darin ſtehen könnten. Bei der im Jahre 1657 angeſtellten Reviſion der Landesgrenzen, wele dur Streitigkeiten zwiſen dem Grafen Pötting und dem Rathe zu Zittau veranlaßt wurde, kam er nit mit in Betrat. Daher entſtanden in der Folge allerhand Mißhelligkeiten.
Den 5. November 1689, am Fiſtage, wurde der Tei von dem Hauptmann Johann Georg Otto aus Rumburg beſitigt und abgemeſſen, au wurden zur Beritigung der Grenze Pfähle eingeſlagen, ungeatet die Abgeordneten des Raths dagegen Einſpru erhoben. — Am 18. Juni 1660 ſite genannter Hauptmann zwei Bediente an den Rath, wele des Teies wegen unterhandeln ſollten. Ihre Vorſläge aber konnten nit angenommen werden. Der Rath verſpra endli, dem Grafen von Pötting 1000 Thlr. für ſeine Anſprüe zu zahlen, weles Anerbieten zur Beriterſtattung angenommen wurde. 1662 am Reformationsfeſt wurde der Tei ohne Jemandes Einſpru gefiſt. Es muß alſo der Streit beendet geweſen ſein.
1684, als der Fürſt von Lietenſtein die Herrſaft Rumburg beſaß, wurde der Streit von neuem angefat. Ein gewiſſer Hauptmann Lü, in Dienſten dieſes Fürſten, bewog ſeinen Herrn, an den Zittauer Rath zu ſreiben und eine Zuſammenkunft zu verlangen. Dieſe erfolgte au den 3. December 1684. Die Abgeordneten Zittaus waren Bürgermeiſter Gieriſ, Stadtriter Kaps, Stadtriter Hartig, und Dr. Seligmann. Als dieſe beim Tei ankamen, fanden ſie den Hauptmann mit 20 bewaffneten Männern hinter ſelbigem. Die Zittauer aber hatten au 15 Süen von den Dörfern und 4 Rathsdiener mit Gewehr zur Begleitung. Der Hauptmann verlangte eine gehörige Regelung der Grenze, auf wele aber von Zittauiſer Seite nit eingegangen werden konnte, weil dieſe Sae vor die hohe Landesobrigkeit gehöre. Jener blieb bei ſeinem Begehren und nahm endli mit dem Entſluſſe, alles ſeinem Fürſten zu hinterbringen, Abſied. Bald darauf aber kam er wieder (unter ſeinem Gefolge ſoll der Fürſt ſelbſt als Trompeter verkleidet geweſen ſein), brate eine Säule mit dem Namen des Fürſten und wollte dieſe mit Gewalt einſeen. Die Kommiſſarien ſahen ſi genöthigt, ebenfalls Gewalt zu gebrauen, da aller Einſpru nit helfen wollte. Es ward daher Sturm geſlagen, eine Menge Bauern verſammelte ſi, und der Hauptmann mußte von ſeinem Vorhaben ablaſſen. In Zittau wurde no an demſelben Abend eine Rathsſiung gehalten und dur einen reitenden Boten Oderwi und Großſönau angewieſen, ſi zu einem Aufgebot bereit zu halten, wenn es mehr ſole Auftritte geben ſollte.
Der Tag darauf ward Dr. Seligmann na Dresden geſandt, um den ganzen Vorfall dem Kurfürſten zu beriten. Er wurde ſehr gnädig aufgenommen und dem Rathe das Lob ertheilt, daß ſie als treugeſinnte Unterthanen gehandelt hätten. Der Fürſt von Lietenſtein aber feuerte aus Raſut den Herzog von Saſen-Lauenburg zu Reiſtadt, die Grafenſteinſe Herrſaft zu Trautmannsdorf und no andere an, ſi als Feinde des Raths zu Zittau zu zeigen.
Im Juli 1685 wurde Dr. Seligmann na Prag geſandt, desgleien ließ der Kurfürſt von Saſen bei der kaiſerlien Kammer in Wien dur den geheimen Rath Martini die Streitſae vortragen. Die kaiſerlie Kammer zu Wien fällte das Urtheil, daß der Fürſt von Lietenſtein weiter nits verſuen ſolle, wobei zuglei dem Rathe ein anſtändiger vorläufiger Beſeid gegeben wurde. Die Rae aber, wele man von böhmiſer Seite an hieſigem Orte auszuüben ſute, beſtand darin, daß man ſowohl das ſon bezahlte Holz, weles zum Theil zum Baue der hieſigen Mittelmühle dienen ſollte, den ſäſiſen Unterthanen nit verabfolgen, au überhaupt kein Holz mehr an ſäſiſe Einwohner überlaſſen wollte. Vorher wurde im Rumburger Walde ein öffentlier Holzmarkt gehalten, der hier von der Kanzel bekannt gemat wurde. Seit der Zeit hörte dieſer Holzmarkt auf, und man erhöhte ſowohl den Preis des Holzes, als au den dafür zu entritenden Zoll ungemein.
Das Seifhennersdorfer Revier*) umfaßte den Großen, Kaltba-Manns-, Donaths-, Lange-Silf-, Grundewald-, Hälter-, Hans-Chriſtophs- und Sweintei. Den 4. Juli 1669 kaufte laut Söppenbu der Rath dur den Bürgermeiſter Anton von Kohlo, Chriſtoph Bader, Vornehmen des Raths, und Chriſtian Gebhardt, einen Bürger, von Hans Donath hier fünf auf ſeinem Gute unweit des großen Teis zur linken Hand oberwärts na Leutersdorf zu gelegene Teie für 220 So, nebſt 10 Thlr. Verehrung für deſſen Frau. Verkäufer behielt ſi einen Fahrweg vor über den Oberlangeteidamm, der beim ſogen. Manntei hinging. — Auf einem am 3. Februar 1666 für 33 So erkauften Plae ward 1666 ein Hälterhaus gebaut, das ſowohl dem Teiwäter zur Wohnung, wie zum Speiſehauſe bei Fiſung des Teies diente. Es war ein weitläufiges Gebäude, zwei Stowerke ho, unten gemauert, oben Holz, mit Sindeln gedet. Beim Fiſzuge am 23. October 1668 ward zum erſten Male in ihm geſpeiſt. Daſſelbe ward 1805 in einer Verſteigerung vom Riter Anders für 1100 Thlr. gekauft, weler es 1806 einreißen ließ. Angebli ſoll ihm für dies Haus das Brauret angeboten worden ſein. Er habe dies Anerbieten ausgeſlagen, und ſo ſei als Brauhaus das ehemalige Herrenhaus in Eibau eingeritet worden.
Die Dienſtleiſtungen bei Fiſung des Teies betreffend, führt das Zittauer Dienſturbarium an: Die Bauern von Eartsberg nebſt Haſenberg haben bei Fiſung des Seifhennersdorfer großen Teis 18 Faß Fiſe von da auf die Hälter abzufahren, die von Olbersdorf mit Eigraben 8—12 Fäſſer Karpfen; die von Pethau erhalten für 6 Fäſſer eine Mahlzeit Eſſen ſammt Bröden und eine Kanne Bier. Von Zittel fährt jeder Bauer ein leeres Faß na dem Teie, au von da alle zuſammen 3½ Faß Karpfen auf die Hälter gegen Empfang eines Karpfens von jedem Faſſe und einer Mahlzeit Eſſen nebſt Bröden und einer Kanne Bier, ähnli Kleinſönau, Poritſ und Luptin. Die Bauern zu Ober- und Niederoderwi haben 28 Faß Fiſe aus dem Teie ab-, au die leeren Fäſſer dazu aus den Hältern anzufahren. Sie ſind jedesmal die leten unter den zu dieſer Abfuhr beſtimmten Gemeinden, und erhalten, weil zwei Bauern zuſammenſpannen müſſen, von jedem Faſſe 2 Karpfen nebſt der gewöhnlien Mahlzeit Eſſen, Brod und Bier.
Am 10. Mai 1801 und folgende Tage wurde der Tei, nadem er im Oktober des vorigen Jahres gefiſt, aber nit wieder beſet worden war, an den Meiſtbietenden verpatet. Das erſte Gebot that Adam Grünewald jun. mit 66 Thlr., aber er kam bis auf 100 Thlr. Die erſte Ernte mißrieth ſehr. Der Hafer, weler vom Fiſmeiſter Lukas hineingeſät worden war, ſwamm wegen einfallender Näſſe ganz im Waſſer und konnte nit einmal gehauen werden. Da die Abflußrohre ſadhaft waren, wurden neue eingelegt, eine Arbeit, die mit vielen Koſten verknüpft war und im Herbſte 1802 vollendet ward. Nun wurde der Tei wieder mit Fiſen beſet. Wie ſon oben erwähnt, wurden gewöhnli 80 So Karpfen eingeſet; aber bei dem alle 2 Jahre geſehenden Fiſzuge wurden nur gegen 50 So ausgefiſt, die andern waren geſtohlen worden. Wie der Fiſurbarinſpektor Fleiſer am 13. Oktober 1803 beritete, freuten ſi die Niederleutersdorfer Fiſdiebe allemal auf die neuen Ankömmlinge, da dieſe in den erſten Tagen nur den Tei durkreuzten, um ihren neuen Aufenthalt kennen zu lernen, und ſo leiter gefangen werden konnten*).
Im Frühjahr 1803 war der Tei ſehr ho angeſpannt, ſodaß die benabarten Bauern und Gärtner nit wie ſonſt ihr Futter herausbringen konnten. Ende Juni bemerkte man, daß der Damm in der Nähe der Rohre Waſſer durließ. Am 3. Juli Abends lief das Waſſer ſon in Armesſtärke dur, und die Oeffnung erweiterte ſi mehr und mehr. Man verſute mit Strohfaſinen und Steinen das Lo, weles an der Innenſeite des Dammes ſitbar war, zu verſtopfen, aber das Waſſer ſpülte Alles hindur. Den 6. Juli ſollte der Damm von einer Zittauer Abordnung beſitigt werden, aber ſon am 4. Juli in früher Morgenſtunde begann der Damm zu reißen. Son um 10 Uhr hatten mehrere Leute das Waſſer in den Häuſern. Zu Mittag war die Fluth am höſten, ſodaß ſie ſogar in manem Hauſe zu den Fenſtern hineindrang. In der Brettmühle ſeten ſi die Klöer in Bewegung und verurſaten vielen Saden. Zum Glü aber ſüten ſie ſi bald. Trodem war der Saden ein beträtlier. Man ſäte ihn auf weit über 2000 Thlr. Der ganze neue Theil und ein Stü des alten Dammes, der eine Stärke von 50 Ellen hatte, war in einer Breite von 24—25 und einer Tiefe von 18 Ellen weggeſemmt, au der darunter liegende Hältertei war an mehreren Stellen durgeriſſen. Au der Fiſhälter am Kretſam wurde mit fortgenommen. Der Gemeinde wurden wegen der nöthigen Wegeausbeſſerung u. ſ. w. für dieſes Jahr die Dienſtfuhren erlaſſen. Vermuthli war das Unglü dadur entſtanden, daß man nit wie früher die Durläſſe mit ganzen, ſondern nur mit halben Deen eingelegt, die Zwiſenräume mit Moos verſtopft und au den Boden nit gut verrammelt hatte. Den Sonnabend darna, am 9. Juli, fiel bei Spikunnersdorf und Leutersdorf ein Wolkenbru, deſſen Ströme wieder dur den Tei raſten, den Damm no mehr zerſtörten und im Seifen neue Angſt und neuen Saden hervorriefen. Eine Folge des Unglüs war wohl, daß der Rath wie ſon 1782, ſo au 1804 wieder Einſränkung der Teiwirthſaft befahl. Und was hatte der Tei eingebrat ? Na Abzug aller Unkoſten hatte er in den leten 20 Jahren durſnittli 28 Thlr. 2 Gr. 2¹⁷⁄₂₀ Pf. Reingewinn ergeben ! Allerdings iſt nit zu überſehen, daß er bei plöli hereinbreenden Unwettern infolge ſeiner Ausdehnung au ein Su des Seifens war, weshalb au die Seifener mehrmals um ſeine Wiederherſtellung baten.
Nadem bereits am 8. Dezember 1803 hier ein Termin abgehalten worden war, wurde am 16. Januar 1804 der Tei auf dem Rathhauſe zu Zittau für eine Geſammtſumme von 158 Thlr. 9 Gr. verpatet. Die Hauptpäter waren Gottlieb Bergmann (für 80 Thlr.) und der Bleier Gottfried Roſer (für 51 Thlr.). Der Tei ward zu einer Geſammtfläe von 82 Seffeln berenet. Nadem no ein Stü hinzugekommen, wird die Größe 1856 auf 52 Aer 154 Quadratruthen mit 495,11 Steuereinheiten angegeben. Die Päter hatten aber 1804 wegen Ueberſwemmung eher Saden als Nuen, ebenſo 1805.
1818 bot der Bauergutsbeſier und Baumwollenfabrikant Chr. Fr. Berndt von hier dem Rathe an, den Tei kaufen zu wollen, um daſelbſt eine Bleie, eine Indigoſtampfe, vielleit au ein Sneidewerk oder eine Raſpel für Farbeholz anzulegen. Die Unterhandlungen zerſlugen ſi ebenſo wie die 1856 mit H. R. Marx, der 5000 Thlr., und 1858 mit Friedri Aug. Neumann aus Leutersdorf, der 6000 Thlr. bot. — 1823 trug man ſi mit der Abſit, den Tei wieder anzuſpannen, es unterblieb aber, da die Koſten ohne die Spann- und Handdienſte 3881 Thlr. 17. Gr. 6 Pf. betragen ſollten.
1877 kaufte den Tei der Leutersdorfer Fabrikant Ernſt Berndt. Den 1. Januar 1885 kam er in den Beſi des zu Pulsni geborenen, na 18 jähriger Dienſtzeit im Gardereiterregiment als Major abgegangenen Herrn Georg von Poſern, Königl. Säſ. Kammerherrn, Kloſtervoigt von St. Marienſtern, Großherzogl. Säſ, Sloßhauptmann, Mitglied der erſten Kammer auf Rittergut Waltersdorf bei Neumühle (Elſter), das ſi faſt 300 Jahre in der von Poſern’ſen Familie befindet.
Mit dem Beſie des großen Teies iſt die Collatur über die hieſigen beiden geiſtlien Stellen verbunden.