Seifhennersdorf

Otto Moritz Kind 1892

In der „Geschichte von Seifhennersdorf“ heißt es:

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Die Geilien.

A. Die Pfarrgebäude.

Die Wohnung der Pfarrer befand ſi ehemals weiter na Norden, alſo mehr na der oberen Dorfſtraße zu. Wann dieſe Pfarre gebaut worden iſt, läßt ſi nit beſtimmen. Da man aber bei Einreißung derſelben einen Gang unter der Erde bis in die Kirenſacriſtei bemerkte, ſo iſt es glaubli, daß ſie ſehr lange geſtanden haben mag. Dieſer Gang ſoll no vor den Zeiten der Reformation von den Mönen gebraut worden ſein, daher man ihn au den Mönsgang nannte. In demſelben hat man der Sage na ein Meſſer gefunden, deſſen Sale wie ein Franziskanermön geformt geweſen iſt. — Im Laufe der Zeit war dieſes Gebäude ſehr baufällig geworden. So klagt im Kirenbu von 1621 den 4. Juni der damalige Pfarrer Hofmann, daß das Pfarrhaus wegen Eigennues des Riters ungebaut und unbelehmt bleiben, und „man au mit gefahr leibß vnd lebenß, in allem Vnfall von wegen verfaulung des Daes vnd der bödemen, leben muß“. Die Inſtandhaltung war nämli bis zur Einführung der neueſten Kirenordnung (1868) Sae der Gemeinde. Die Kire zahlte nur bei bedeutenderen Bauten einen Zuſuß, ſo z. B. 1701 zur Ausbeſſerung 50 Thlr. (51 So 25 Kgl. 5 Pf.).

Das jeige Pfarrgebäude befindet ſi dort, wo ehemals das Gärten war. Es wurde, wie früher eine Inſrift über der Hausthür ſagte, 1719 erbaut, als M. Gottfried Müller Pfarrer war. Die Baukoſten betrugen 1203 Thlr. 21 Gr. Das Holz zum Bau wurde aus dem 21 Seffel 2 Viertel 1 Mee umfaſſenden Kirenbuſe verwilligt. Die Fuhren und Handdienſte leiſtete die Gemeinde unentgeltli. Beim Baue ſtürzte am 12. Juli ein 28 jähriger Zimmermann, Namens Johann Klauß, vom Dae, das er mit Sindeln dete, herab. Er bra den Arm und hatte ſi am Kopfe verwundet, war aber wahrſeinli au innerli verlet, da er den 20. Juli ſtarb. — Na Morgen hin wurde die no jet ſtehende Pfarrſeune erbaut. Sie wurde 1879 von Mittag her um 12 Ellen (ca. 7 Meter) verkleinert. Au legte man einen Windebrunnen (ſpäter Pumpwerk) mit ſteinernem Troge an. Leterer wurde 1892 beſeitigt, da er zerfroren war. — Eine größere Ausbeſſerung der Pfarre fand 1862 für 938 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf. ſtatt.

Der Diaconus wohnte anfangs mit in der Pfarre. Im Jahre 1848 kaufte jedo die Gemeinde das Werthſikyſe Haus (jet Nr. 508) für 2 200 Thlr. an und ritete es zum Diaconat ein. Na Weggang des Diaconus Oehme war es vermiethet, bis es 1884 an Chr. Fr. Donath für 6 650 Mark verkauft wurde.

In den Jahren 1884 und 1885 baute man nämli die Stallungen der Pfarre und den hinteren Theil des obern Stowerks zum Diaconat um, wie au die ganze Pfarre ausgebeſſert wurde. Der Koſtenaufwand betrug ungefähr 17,000 Mark. Als Entſädigung wurden dem Pfarrer jährli 70 Mark für das Haus und 30 Mark für den abgetretenen Theil des Gartens gewährt. Die Gemeinde hatte zur Deung dieſer Entſädigung einen Suldſein über 2500 Mark zu 4 % auszuſtellen.

Die zur Pfarre gehörige Wiedemuth umfaßte 1886 16 Hektar 98,3 Ar. Ueber ihre Beſtellung ſagt die alte Kirenmatrikel von 1811: „Die Bauern ſind ſuldig die zur Pfarrwiedemuth beſtimmten Aeer gehörig zu beſtellen, wogegen dieſelben von dem Pfarrer für ein jedes Geſpann drei Pfennige und aller zwei Jahre ein ſogenanntes Bauereſſen zu erhalten haben. Dieſe Mahlzeit beſteht in 120 Pfund Rindfleiſ, wele in drei verſiedene Gerite getheilet und mit einiger Zukoſt aufgetragen werden. Ferner in einem Gerite Rindsflee und einem Hirſebrei, nebſt Brodt und Butter. Hierzu werden für 16 Gr. Branntwein und ein Zittauiſes Viertel oder drei Dreßdner Tonnen Bier gegeben, wenn das letere im gewöhnlien Preiſe ſtehet. Iſt aber der Preis des Viertels über 6 Rthlr., ſo kann der Pfarrer verhältnismäßig etwas davon zu ſeinem Gebraue abziehen. Dieſes Viertel Bier muß einer von den Bauern herzu führen und gehet ihm dafür eine Aerfuhre zu Gute.

Die Wieſen bei den Aeern und die vier Wieſen auf dem Halbendorfe werden von Atzehn dazu verordneten Mähdern, von denen jeder Vier halbe Tage zu kommen ſuldig iſt, abgemähet, wobei ihnen jedesmal ein gewöhnlies, aus einer Suppe und einem Butterbodte beſtehendes Frühſtüe auf das Feld hinausgebrat wird. Uebrigens ſind zur Getraide- und Heuärndte zwei und zwanzig Hofeleute beſtimmt, von welen jeder drei ganze Tage erſeinen muß, und dieſe eſſen, wenn ſie mit der Heu- und Getraideärndte beſäftiget ſind, an der Pfarrers Geſindetiſe mit.

Den Dünger auf die Aeer hat der Wiedemuthsbauer, weler gegenwärtig Johann Chriſtoph Matthias heißt und das Bauerguth unter der Hausnummer 402 (jet Nr. 575) beſit, anzufahren und bekommt dafür auf jeden Tag eine Mahlzeit und ein Viertel Hafer, desgleien führt derſelbe alles, was dem Pfarrer an Feldfrüten ſowohl als an Heu und Grummet auf der Wiedemuth zuwäſet, herein, ſo wie derſelbe au den Flas zur Röſte auf das Feld, und von da wieder zurü, ingleien das Getraide in eine der daſigen Vier Mühlen und das Mehl aus ſelbigen wieder zurü führet, wogegen er für jede Fuhre eine Kanne Bier oder ſes Pfennige erhält. Sollte eine Verpatung der ganzen Wiedemuth eintreten, ſo haben die Bauern ſowohl als der Wiedemuthsbauer dieſer Geſpann und Fuhren wegen ſi mit dem Pfarrer entweder zu vergleien, oder ſole dem Pater zu leiſten.

Dieſe Hofedienſte wurden bei der allgemeinen Ablöſung mit beſeitigt. Au ſind die Wieſen auf dem Halbendorfe verkauft worden. Nur das Fiſwaſſer von der Halbendorfer Brüe an bis zur Grenze gegen Warnsdorf gehört jet no dazu, aber ohne daß ein Zugang vorbehalten wäre, zur Pfarre. Das ehemalige Pfarrteiel bei der Mittelmühle wurde 1824 verkauft an Johann Daniel Grunewald, der es auffüllte und ein Haus darauf baute (jet Nr. 128).


B. Römiſ-katholiſe Geiſtlie.

Die naſtehend verzeineten Pfarrer aus der römiſ-katholiſen Zeit unſeres Ortes ſind aus den libris confirmationum Pragensium entnommen. Dieſe Büer enthalten die Einträge der oberſten Kirenbehörde zu Prag über die innerhalb der ganzen Erzdiöceſe erfolgten Anſtellungen von Geiſtlien.*) Jeder einzelne Eintrag giebt den Namen des bisherigen Stelleninhabers, den Grund ſeines Abganges, den Namen des neu Deſignierten, ſowie den des Patrons und endli den Tag an, an welem die Prager Kirenbehörde die betreffende Anſtellungsverordnung, die crida, erlaſſen hat. Dieſe libri confirmationum umfaſſen den Zeitraum von 1354 bis 1438.

1. Johannes, ſtarb hier.

2. 1357, 4. Auguſt, Hugo von Maxen, ein Vetter des gleinamigen Beſiers des hieſigen Kirenpatronat, vergl. Seite 13. Er verzitete bald auf ſein Amt.

3. 1358, 1. September, Johannes, bisher Pfarrer in Großſönau, ſtarb 1363.

4. 1363 Nicolaus Czindal, Cleriker der Diöcöſe Breslau.

5. Heinri, verzitete auf die Stelle.

6. 1404, 3. Juli, Adam, mit Bewilligung der Brüder Conrad und Heinri von Maxen eingeſet.

7. Nicolaus, verzitete.

8. 1419, 17. Februar, Ade (vielleit Sreibfehler für Andreas).

9. Nicolaus, ſtarb hier.

10. 1434, 20. Juli, Albert aus Triebel in der Niederlauſi, ſtarb hier.

11. 1436, 11. April, Nicolaus, bisher in Sönau (Großſönau).

12. Johann Gunczel, folgte Nicolaus ſon na 3 Monaten, als dieſer geſtorben war.

Aus der römiſen Zeit hatte man ſpäter no etlie Alterthümer, ausgeſnites Bildwerk und dergleien, wele aber wegen des engen Raumes bei Seite geſet und beim Kirenneubau leider gänzli beſeitigt wurden.


C. Evangeliſ-lutheriſe Pfarrer.

Anfangs wurden die Geiſtlien von den Herren, welen das Kirenlehn gehörte, berufen und von benabarten Geiſtlien eingeſet. Na dem Verkauf an Zittau wählte der Rath und ließ die von ihm Erwählten bis 1834 dur die Oberſtadtſreiber einweiſen. 1834 übertrug der Rath zum erſten Male die Einweiſung des Pfarrers zu Gersdorf dem Pfarrer zu Eibau. Jet geſieht die Einſeung der Geiſtlien dur das geiſtlie Mitglied der Kreishauptmannſaft Bauen als Conſiſtorialbehörde.

Als evangeliſ-lutheriſe Pfarrer unſers Ortes ſind bekannt:

1. Johann Gebler war um 1549 erſter Diaconus und Dienſtagsprediger in Zittau, zuglei Pfarrer von Kleinſönau. Später (? 1553) kam er hierher. Ueber einen Verglei mit ſeinem Wiedemuthbauer vergl. Seite 19. […]

2. Miael B...., vergl. Seite 20, mehr weiß man nit beſtimmt von ihm. Der Sage na ſoll er Miael Bayer geheißen haben.

3. Caſpar Seidenſwan war erſt in Oberoderwi, wurde 1573 Pfarrer in Eibau und 1577 Pfarrer in Seifhennersdorf. […] — Eine Toter von ihm wurde 1636 hier beerdigt.

4. Wenceslaus Cremſier, Sohn des Bürgers und Handelsmanns Wenzel Cremſier in der Webergaſſe zu Zittau, ſtudierte in Leipzig und ward da 1579 philos. baccalaur., 1584 aber Pfarrer in Wittgendorf. Er war der erſte, den der Rath zu Zittau hierher berufen und eingeſet hat. Er zog 1587 hier an. Im Jahre 1600 verheirathete er ſi mit Jungfrau Anna, Toter des Johann Zöel, Pfarrers in Eibau. […]

5. Jeremias Sindler wurde den 24. April 1579 zu Kamenz geboren, wo ſein Großvater und Vater Bürgermeiſter waren. 1602 wurde er Auditor oder unterſter Sulcollege. Als ſoler heirathete er den 16. Juni 1603 Margarethe, die Toter Lorenz Riters. Den 15. Juli 1604 wurde er zum Aridiaconat in ſeiner Vaterſtadt berufen und den 11. Auguſt eingeſet. Eine Berufung na Pulsni ſlug er 1610 aus. Die Berufung hierher erhielt er den 29. Juni 1613. Man holte ihn von hier aus mit 24 Pferden und 6 Wagen ab. Am 6. Sonntag na Trinitatis dieſes Jahres wurde er hier eingeſet. Von ihm ſtammt unſer älteſtes Kirenbu, das er no 1613 für Getaufte, Getraute, Communikanten und Leien einritete. Im Oktober 1615 berief ihn der Rath als Diaconus na Zittau. Vier Jahre darna wurde er na Kamenz befördert, wo er den 25. November 1632 an der Peſt ſtarb. Da ſeine Ehefrau ihm am Dienſtag na dem erſten Advent im Tode folgte, ſo wurden beiden zuſammen am zweiten Advent die Leienpredigt gehalten.

6. Caſpar Creſmar, gebürtig aus Kraau in Böhmen, war zuvor Pfarrer zu Seifersdorf bei Gabel, bis er 1616 Sonntag Septuageſimä hierher berufen wurde. Er hat Einzelnes aus den Jahren 1616 und 1617 aufgeſrieben, wie er denn überhaupt den Ruhm eines gelehrten und fleißigen Mannes hinterließ, der viele Sriften in Dru gab und beſonders gegen den Calvinismus, der zu damaliger Zeit in der Lauſi Anhänger hatte, ſehr eiferte. Unter ſeinen Freunden waren: Matthias Lohſe, evangeliſer Pfarrer in Warnsdorf (1617 ſein Gevatter); Adam Cäſar, evangeliſer Pfarrer zur Georgswalde; Johann Zöel, Prediger zu Eibau; Augustin Holzhammer, Prediger zu Spikunnersdorf. Im Jahre 1619 am Epiphaniuasfeſte hielt er hier ſeine Abſiedspredigt, um einem Rufe als Paſtor von Wartenberg in Böhmen zu folgen, nadem er dort ſon am 17. und 21. Trinitatisſonntage gepredigt hatte. 1623 wurde er aus Wartenberg von den Römiſen vertrieben. — Er hielt auf ſtrenge Kirenordnung. So wollte er am 2. Mai 1616 der Georg Birnbäumin alte Käthe, weil ſie nit zur Kire und zum heil. Abendmahl gegangen war, nit auf den Gottesaer legen laſſen. Er ließ ihr aber do no das Begräbniß hinter der Kire widerfahren, weil ſie dur Zwang ſeines Vorgängers vor ungefähr anderthalb Jahren communiciert hatte.

7. M.Georg Hofmann, den 23. April 1587 zu Guben geboren, wurde an den M. Paſa, der 1589—1600 Diacunus in Guben geweſen war, empfohlen und von ihm zu Zittau in die Sule geſit. Nadem er herna drei Jahre zu Frankfurt an der Oder ſtudiert hatte, begab er ſi na Wittenberg, wo er in Magistrum philos. promovierte. Hierauf wandte er ſi wieder na Zittau, wo ihn der Rath 1616, den 26. Oktober, zum Pfarrer von Türau beſtellte. In dieſem Jahre heirathete er au Jungfrau Martha, des alten Rathsfreundes und Stadtriters Tobias Möller Toter, von weler er in einer ſtillen und ruhigen Ehe drei Kinder erhielt. 1619 kam er hierher. Er war ein kränklier Mann, der oft von Matthias Lohſe in Warnsdorf unterſtüt werden mußte. Er ſtarb den 17. December 1622, am Thomastage, Vormittags zwiſen 5 und 6 Uhr. […]

8. M.Augu Poſſelt, geboren den 20. Februar 1597 in Zittau, wo ſein Vater, Zaarias Poſſelt, Aridiaconus war, heirathete den 4. Oktober 1622 Frau Helene geb. Walter, Peter Kapfes hinterlaſſene Wittwe. Er zog hier den 6. März 1623 an. — Zu ſeiner Zeit ging die traurige Zeit der Verbannung in Böhmen an. 1621—1623 wurden jene evangeliſen Paſtoren des Landes verwieſen, wele politiſ anrüig und nit zum Widerruf wegen der Krönung des Winterkönigs Friedri von der Pfalz zu beſtimmen waren. 1624 mußten ſämmtlie nitkatholiſen Geiſtlien binnen ſes Woen das Land verlaſſen. Den Nitkatholiken wurde kein Bürgerret gewährt, dieſelben konnten keine ſtaatsgiltigen Ehen ſließen, nit kirli begraben werden, und die Betreibung von Handel und Gewerbe war ihnen verſagt. Wer im Hauſe taufen, trauen oder predigen ließ, zahlte hundert Gulden oder kam ein halb Jahr in das Gefängniß. Nur Katholiken konnten öffentlie Stiftungen genießen und retsgiltige Teſtamente verfaſſen.*) Die Kinder mußten bei Verluſt aller Erbrete nur katholiſe Sulen beſuen. Seit 1626 reiſten au Reformationscommiſſäre aus den Jeſuiten- und Kapuzinerorden umher. An der Grenze freili ließ ſi infolge der Wirrſäle des dreißigjährigen Kriegs die Gegenreformation nit ſtreng durführen. — Als Rumburger evangeliſe Geiſtlie damaliger Zeit ſind no bekannt: 1546 M. Merten aus Cunnersdorf und Diaconus Zöel, 1570 Jakob Hahnefeld, 1592 M. Chriſtian Wagner, 1600 Joh. Gebler, 1612 Balthaſar Opi, bis 1631 Diaconus Förſter, außerdem Matth. Lytner. — 1629 ward unſer M. Poſſelt von hier na Herwigsdorf bei Zittau berufen, wo er vier Jahre war. 1633 erhielt er das Aridiaconat zu Zittau. Er ſtarb den 4. März 1634.

9. Melior Gerla ward geboren zu Bauen 1595. Sein Vater gleien Namens war Rector daſelbſt und bald darauf Rector am Zittauiſen Gymnaſium († 14. Februar 1616). Seine Mutter Catharina war eine Toter des M. Johann Burgold, Superintendenten zu Weißenfels. Als wegen der Peſt 1599 die Süle in Bauen geſloſſen wurde, hielt ſi der Rector bis zu Anfang des folgendes Jahres bei ſeinem Swager M. Chriſtian Wagner in Oppa auf.**) Sein Sohn kam 1618 na Strahwalde, wo er ſi mit Jungfrau Anna Regina verheirathete, einer Toter des Johann Koian, der früher kaiſerlier Amtmann zu Aia und Friedſtein war und als Bürger von Zittau ſtarb. 1622 wurde Gerla zu Brims (Brandeis) auf der Burggräfli Dohna’ſen Herrſaft Walten in Böhmen Prediger. 1624 mußte er ſi von da mit ſeinem Weibe und etlien kleinen Kindern in das Exil begeben, worauf er 1625 zum Pfarrer in Burkersdorf und 1629 zum Prediger in hieſige Gemeinde berufen wurde.

Zu ſeiner Zeit wurde die Gegenreformation in unſerm Nabarlande eifrig fortgeſet. Das ſieht man deutli au aus der Srift, die 1631 hier in den neu aufgeſeten Thurmknopf gelegt ward. Es ſtand nämli darin: Ad quem (Melchiorem Gerlachium t. t. Pastorem) dominicis et festis diebus ob reformationem, quae in vicino regno Bohemiae violenter instituebatur, papisticam, magnus Lutheranorum e finitimis locis fiebat accursus. Das heißt: Zu dieſem (Paſtor Melior Gerla) kamen an Sonn- und Feſttagen ſehr viele Lutheraner aus den angrenzenden Orten, wegen der papiſtiſen Reformation, die in dem benabarten Königrei Böhmen mit Gewalt eingeführt wurde.

In dieſem Jahre wurden hier 28 Kinder getauft, 3 Paar getraut, 25 Perſonen begraben und waren 4089 Communicanten, woraus zu ſehen iſt, daß bisher no keine Auswärtigen hier getauft oder getraut wurden, vermuthli weil Matthias Lohſe und Diaconus Chriſtoph Förſter in der Nähe amtierten. Diaconus Förſter ſtarb 56 Jahre alt hier Anfang Januar 1632. Er iſt als Diaconus und Caplan angegeben. Eine Toter von ihm wurde hier den 4. Juni 1634 mit Elias Sneider, einem Leineweber, getraut. So wurden getraut: 1632 Hieſige 8, Auswärtige 14 — 1633 Hieſige 8, Auswärtige 26 — 1634 H. 6, A. 30 — 1635 H. 12, A. 24 — 1636 H. 10, A. 4 Paar. Getauft wurden: 1632 Hieſige 39, Auswärtige 47 — 1633 H. 34, A. 53 — 1634 H. 35, A. 87 — 1635 H. 34, A. 86 — 1636 Hieſige 43, Auswärtige 19. — Getauft wurden namentli Kinder aus Rumburg, Ehrenberg, Grund, Oberhennersdorf, Warnsdorf, Sönborn, Tollenſtein und Sönlinde. Getraut wurden Paare aus den eben genannten Orten und aus Georgswalde, Neudörfel, Böhmiſ-Kamni und Kreibi. Die aus fremden Gemeinden Getauften und Getrauten ſind zum großen Theil nit in die hieſigen Kirenbüer eingetragen worden.

Zwar war in Rumburg ein römiſer Geiſtlier angeſtellt, aber er traute ſi nit zu bleiben, weil er von den Sweden arg mißhandelt wurde. Es iſt gewiß, daß Paſtor Gerla auf offenes Begehren mit ſeinem Sulmeiſter na Rumburg und Ehrenberg ſelbſt gegangen iſt und daſelbſt nit allein viele Hauscommunionen gehalten, ſondern au öffentli getauft und getraut, au den Taufeſſen und Hozeiten na Gelegenheit beigewohnt hat. War do die Mehrzahl der Bevölkerung, au der Beamten, no evangeliſ. Der Oberburggraf zu Rumburg und Hainſpa Hans Müller, David Kern, Kornſöſſer zu Rumburg, Johann Bartelt, Bürgermeiſter zu St. Georgenthal, Johann Zöel, medicinae studiosus, Maels, Bürgermeiſters zu Rumburg Sohn, Frau Barbara, Joaim Sönfelders, Pfarrers zu St. Georgenthal, Hauswirthin, ſind bei Gerlas Sohn David Wilhelm den 25. Januar 1632 Pathen geweſen.

Im Jahre 1637 nahm Gerla einen Ruf zum Aridiaconat na Luau in der Niederlauſi an. Er zog aber ſeinem Tode entgegen. In Luau hauſte die Peſt. An ihr ſtarb er 1637 den 30. Auguſt […] Au zog ſeine Wittwe wieder hierher und heirathete 1639 den Tiſlergeſell Hans Paul im Seifen. — Gerlas Sohn Melior wurde den 18. April 1622 zu Brims geboren und am 23. Mai getauft. […] Dieſer Sohn war 1649—1702 Pfarrer zu Calbi bei Dahlen, in welem Amte ihm dann bis 1749 wieder ſein Sohn Melior Gotthelf Gerla folgte.

10. Martin Felmer**) wurde den 16. Oktober 1585 in dem Städten Baofen (Bakov) bei Jungbunzlau in Böhmen geboren. Sein Vater war Kaſpar Felmer, Bürger und Handelsmann daſelbſt, ſeine Mutter Chriſtina, eine Toter des Bauers Benedikt Küli zu Krumpa. Sie lebten in äußerſter Armut, hielten aber ihren Sohn fleißig zur Sule an. Er lernte au eifrig Muſik. Als armer Süler mußte er ſi ſpäter oft dur ſie ſein Brot verdienen, weshalb er das Spriwort hatte: Musica dat mihi chelba (die Muſik giebt mir Brot). Er ging dann na der Neuſtadt in Prag auf die evangeliſe Sule von St. Petri. Na reili zwei Jahren mußte ihn ſein Vater wegen Krankheit na Hauſe holen. Dann kam er kurze Zeit na Münchengrä. Seine Mutter wollte aber nit, daß er weiter ſtudieren ſollte, weshalb man ihn zu einem Fleiſhauer in die Lehre that. Als er jedo dort bei Winterszeit ein Kalb holen ſollte und dieſes ihm entlief, entlief er mit und wendete ſi na Gitſin, von dort na Turnau, wo er zum Rektor M. Daniel Wratislawski in die Sule ging.

Seiner Armuth wegen mußte er ſi ſein Brot dur Singen vor den Thüren erbetteln. Er trug an einem Riemen um den Leib viele Töpfe, wele die Bürger mit allerlei Speiſen anfüllten, wovon herna er und andere arme Süler ihren Hunger ſtillten. Des Nats mußte er ſi ſtatt einen Debettes mit ſeinem Roe behelfen, dur deſſen Aermel er die Füße ſtete. Seine reieren Kameraden ließen ihm aber au auf dem harten Lager keine Ruhe, indem ſie ihm bald Papier zwiſen die Zehen ſteten und es anzündeten, bald mit einem Lite ihn brannten. Im Winter mußte er ſeine Aufgaben, da ihn die anderen bei ihrem Lite nit duldeten, am Ofenloe lernen.

Na drei Jahren wandte er ſi na Biecza in Ungarn, von dort na Prſenau in Mähren, dann na Königgrä. Vom dortigen Rector erhielt er etlie junge Adlige zugewieſen, wele die böhmiſe Sprae lernen wollten. Er zog mit ihnen ſpäter na Wien und Prag und 1608 über Leitmeri na Leipzig, um dort zu ſtudieren. 1611 reiſte er mit den Adligen na Straßburg und war dort wieder eifriger Hörer. Miaelis 1612 wurde er als Diaconus na St. Stephan in Neuſtadt-Prag berufen und den 28. Oktober in Prag ordiniert. […]

Na anderthalb Jahren ſon verlangte man ihn na Chotieborec im Czaslauer Kreiſe. Hier heirathete er 1615 Suſanne, Toter des Barbiers Sebaſtian Friſe in Leitmeri. 1618 ward er aus ſeiner Pfarre vertrieben. Na vierteljährliem Aufenthalte in Chrudim gelangte er zum Paſtorat im Städten Bodaneſ. Als na der Slat am weißen Berge (1620) in der naheliegenden Stadt Pardubi wieder ein römiſer Dekan eingeſet wurde und dieſer 1621 den evangeliſen Predigern bei Strafe der Excommunikation befahl, ſi zum Fronleinamsfeſt dort einzuſtellen, die Evangeliſen aber ausblieben, ſo ſete derſelbe ſie feſt und ſlug den ſein Ausbleiben vertheidigenden Felmer mit der Fauſt in’s Geſit, daß Blut floß. Dann ließ er ihn ohne Hut und Mantel na Pardubi abführen, in ein ſtofinſteres, ſtinkendes Gefängniß werfen und nur mit Waſſer und wenig Brot beköſtigen. Endli ließ er ſie los und gebot Allen, innerhalb dreier Tage aus der ganzen Herrſaft Pardubi ſi zu entfernen. Von Felmer forderte er no zuvor zehn Thaler Strafe, und da dieſer ſie nit hatte, ſtatt deren eine alte Ziege, wele no Felmers beſtes Vermögen war. Felmer hielt ſi längere Zeit bei einem Sulfreunde auf, bis er Paſtor zu Böhmiſ-Aia wurde. Da ſeine erſte Frau inzwiſen geſtorben war, verehelite er ſi mit Sybilla, Toter des daſigen Bürgers und Tumaers Adam Meyſeider.

Aber au hier war ſeines Bleibens nit. Zum dritten Male wurde er mit den Seinen vertrieben. Er kam in Zittau an, nits bei ſi als einen Thaler, etwas Getreide und Kuen und ein Brot. In Zittau ward er 1625 Peſtprediger, ein ſweres Amt, in dem au ihm Frau und fünf von ſieben Kindern ſtarben und er ſelbſt dreimal von der Seue ergriffen wurde. 1633 nahm er als dritte Frau Barbara, die Wittwe des früheren Glöners oder Küſters Neſe an St. Johannis. Zehn Woen amtierte er dann wieder 1634 in ſeinem Vaterlande zu Leipa, wurde aber au von dort vertrieben und erhielt 1635 na kurzem Aufenthalte in Dresden die Pfarre zu Hennersdorf unterm Königsholze (Großhennersdorf) und 1637 den 8. Juli die hieſige Stelle.

Au Felmer wurde öfters mit ſeinem Sulmeiſter na Rumburg geholt, wo die Bürger die neugeborenen Kinder in ein gewiſſes Haus zuſammenbraten, um ſie taufen zu laſſen und ſelber das heilige Abendmahl in beiderlei Geſtalt zu empfangen. Als es 1645 wegen des mit der ſwediſen Krone geſloſſenen Waffenſtillſtandes in der Lauſi anfing etwas ruhiger zu werden, ſo wus bei uns in den folgenden Jahren die Zahl der Communicanten um ein beträtlies. Während im Jahre 1645 no 3196 Abendmahlsgäſte waren, betrug 1646 ihre Zahl ſon 4124 und ſtieg 1647 auf 4878, 1648 auf 5070, 1649 aber auf 5524. Weil der Sonntag nit mehr ausreite, mußte au Freitags Communion gehalten werden.

Felmer war der böhmiſen Sprae faſt mätiger als der deutſen. Daher kamen, namentli au, weil die Böhmiſe Gemeinde in Zittau eine Zeit lang keinen Prediger hatte, zu ihm viele Böhmen, wele des Deutſen nit mätig waren, um eine evangeliſe Predigt zu hören. Es beſuten ſogar Leitmerier das hieſige Gotteshaus.

Na dem Friedensſluſſe begann in Böhmen die Gegenreformation ärger denn je. Am 1. Februar 1650 erſien ein Erlaß der Statthalterei zu Prag, wona bis zum 3. März dieſes Jahres alle den papiſtiſen Glauben wieder angenommen haben müßten. Von dem in ſeinem Gewiſſen bedrüten Volke verließen daher Viele Haus und Hof und wandten ſi na dem evangeliſen Saſen. So entſtand 1657 Neugersdorf und 1668 Neuſalza. Au na Seifhennersdorf zogen ganze Familien ſoler Exulanten, ſo z. B. aus Warnsdorf: Sieber, Müller, Simen, Jäel, Kühnel, Paul, Kirvater Riter; aus Georgenthal: Gampe, Müller, Olbrit, Diee; aus Rumburg: Kunſe, Trieſel, Spielmann, Lorenz; aus Georgswalde Donath; aus Obergrund: Eiler, Zabel, Nöldner; aus Niedergrund Grohmann; aus Oberhennersdorf: Kunſe, Franze, Eyſelt; aus Sönlinde: Sindler, Winkler; aus Neudörfel Eyſelt; aus Sönbüel Winkler; aus Königswalde Reiniſ. — Mane von ihnen wanderten freili wieder zurü. Der Sulmeiſter und Kirenſreiber Johann Elßner von Warnsdorf flütete, um nit katholiſ werden zu müſſen, na unſerm Orte. Er kehrte aber wieder in ſeine Stelle zurü, trat über und bekam 1654 von der Obrigkeit einen verlaſſenen und lange wüſt gelegenen Garten, ebenſo von der Gemeinde einen Zuſuß.

Chriſtoph Riter im hieſigen Oberdorf, deſſen Vater Johann Riter, ein Exulant von Warnsdorf, zu Felmers Zeiten hier Kirvater war, hat dem M. Hänſel als wahr erzählt: Es wären in der Reformation drei Bürger von Rumburg in die hieſige Gemeinde gezogen: Elias Ko, ein Glaſer, Adam Müller, ein Bäer, der dritte N. N., ein Tiſler. Sie hätten ſi gegen Felmer ho vermeſſen, ſofern ſie wieder in’s Papſtthum ziehen und abtrünnig würden, ſo wolle der Erſte, daß ihn Gott ſeines Geſits beraube, der Andere, daß er den Hals bräe, der Dritte, daß er ein Höllenhund würde. Sie ſeien trodem wieder na Rumburg gezogen und papiſtiſ geworden, da denn Jeder ein Exempel des göttlien Strafgerits geworden wäre. Der Erſte ſei vor ſeinem Ende erblindet; der Andere habe einſt auf ſeinem Boden am Heuſeunthüren das Heu hereinnehmen wollen, ſei aber auf das Pflaſter gefallen; der Dritte ſei no bei Lebzeiten ganz elend und ſwarz geworden.

Zu St. Georgenthal hat eine Wittfrau, die Härtelin genannt, eine Seifenſiederin, eine Bibel bei ſi finden laſſen. Darüber ergrimmte der damalige Pfaff Pater Fuger dergeſtalt, daß er ſofort das Bibelbu dur die jüngſten Handwerksmeiſter hat von ihr nehmen und auf ſeine Pfarre bringen laſſen. Hierauf iſt es auf den Herd gelegt und um daſſelbe ein Feuer gemat worden. Da es aber unverſehrt blieb, wurde das Bibelbu über dem Feuer aufgeblättert. Es hat aber do keinen Saden genommen. Hans George Müller, der die Bibel ſelbſt hat holen helfen, hat es damals ſeinem Vater in hieſiger Gemeinde geklagt. Der Vater ſoll na der Zeit ganz unſinnig geworden ſein. — Mag man von dieſen beiden Geſiten halten, was man will […]

1643, den 4. Mai, ſtarb Felmers dritte Frau Barbara, als ſie ſi in Zittau aufhielt. Sie wurde au wegen der großen Kriegsunruhen den 8. Mai dort begraben. Da ſie drei no unerzogene Kinder überlebten, heirathete Felmer zum vierten Male, und zwar im ſelben Jahre am Tage Matthiä Suſanna, jüngſte Toter des vertriebenen Paſtors an St. Adalbert zu Neuſtadt-Prag Victorinus Adam Mantinski. (Derſelbe wurde den 15. Januar 1645 hier beerdigt). In ſeinem 84. Jahre mußte Felmer au an ihrem Sarge ſtehen, ſie ſtarb im Januar 1672. 1668 rührte den Greis der Slag während der Predigt auf der Kanzel und im folgenden Jahre no einmal. Der eine Arm war faſt vollſtändig gelähmt. Aber denno verritete er ſein Amt no zwei Jahre, wenn au unter großen Mühen und Beſwerden. 1671 erhielt er einen Subſtituten, der dann au ſein Nafolger wurde. Dieſem räumte er die Pfarrwohnung ein, während er in ſein eigenes Häusen in der Läuterau zog, wo er ſeine no übrige Lebenszeit mit Singen, Beten und Bibelleſen zubrate. Dort ſtarb er den 11. Juni 1674 im Alter von faſt 86 Jahren, na faſt 62 jähriger Amtsführung.

Er hatte im ganzen 24 Kinder, darunter 2 todtgeborene. Nur ſieben überlebten den Vater: Anna Maria, aus zweiter Ehe, den 3. März 1647 verheirathet an Jakob Berthold, Pfarrer in Spikunnersdorf. — Barbara, aus dritter Ehe, 1658 verheirathet an Johann Sebald Fol (? Val), Perlenhefter und Seidenſtier in Zittau. — Eſther Roſina, aus vierter Ehe, den 23. November 1663 verheirathet an M. Georg Jakobus, Prediger der Böhmiſen Gemeinde in Dresden. — Suſanna Margaretha, aus vierter Ehe, war an den erſten Organiſten von Seifhennersdorf, Andreas Grünewald verheirathtet; ſie ſtarb 1732 hier in ihrem Häusen. Zwei ihrer Söhne waren Capellmeiſter an fürſtlien Höfen, der dritte ein Sulmeiſter. — Caſpar, 1648 hier geboren, war 1691—1718 Pfarrer von Kottmarsdorf mit Oberkunnersdorf. — Chriſtina, heirathete 1666 den Sohn des Gärtners und Handelsmanns Chriſtoph Neumann in Eibau. — Adam, hier 1650 geboren, anfangs Tiſler, 1673 Brandenburgiſer Soldat, 1680 als Kaiſerlier Reiter na Savoyen marſiert.

Gedrut worden iſt nur eine von Felmer überſete Leienpredigt […]

11. Friedri Klinger wurde den 25. Juli 1618 in Rumburg geboren. Sein Vater war Zaarias Klinger, Kaiſerlier Zolleinnehmer, ſeine Mutter Helena geb. Zöel. 1650 kam er na Taubenheim, 1659 dur den Rath zu Zittau na Ebersba. 1671, den 7. Juli, wurde er hier Felmers Subſtitut, 1674 aber Pfarrer. 1657 verheirathete er ſi den 13. Oktober mit Jungfrau Anna Regine, des früheren Bürgermeiſters zu Zittau Gottfried Kaps hinterlaſſene Toter, wele ihm in 37 jähriger Ehe vier Söhne und eine Toter ſenkte. Sie ſtarb am 26. Auguſt 1687 im Alter von 54 Jahren, 25 Woen, 6 Tagen.

Klinger iſt ein beliebter Prediger geweſen. Zu ſeiner Zeit ward wegen des Kirenbuſes eine Abänderung getroffen. Hundert Jahre lang hatten die Pfarrer die Freiheit gehabt, ihr benöthigtes Brennholz aus demſelben zu entnehmen. Weil dieſe Beretigung ſi aber nit urkundli naweiſen ließ, mußte Klinger ein Abkommen unterſreiben, na welem die Pfarrer ſtatt des Holzes alljährli ein feſtgeſetes Holzgeld erhalten. Es betrug 1677 3 So 3 Klg., wurde 1690 auf 4 So erhöht und beträgt ſeit 1873 für den Pfarrer 18 Thlr., für den Diaconus 9 Thlr.

Klinger ditete das Lied im Zittauer Geſangbue: „Wie ſwerli läßt ſi Fleiſ und Blut bezwingen.“ Er ſtarb den 26. September 1691 Abends 9 Uhr. […]

Seine Söhne waren: Gottfried Klinger, geſtorben 27 Jahre alt als Secretär der Königli Swediſen Reſidentſaft in Hamburg. — Chriſtian Klinger, Fürſtli Lüneburgiſer Amtmann zu Ehrenberg bei Celle, namals Braunſweigiſer Secretär in Hannover. — Friedri Klinger, Aſſeſor und Secretär bei dem Königli Preußiſen Conſiſtorium zu Saalfeld, geſtorben im 47. Lebensjahre den 26. September 1706. — Gottlob Klinger. — Seine Toter Sabine Helena ſtarb ſon mit 33 Woen.

12. M.Elias Wünſe ſtammte aus Eartsberg bei Zittau, wo ſein Vater Elias Wünſe Riter war. Er wurde dort den 4. März 1644 geboren und am 6. März in Zittau getauft. In Zittau lernte er unter dem berühmten Elias Weiſe, bei dem er au wohnte, und unter Chriſtian Vogel bis 1663. 1674, den 5. November, wurde er vom Rathe na Großſönau berufen und da den 4. Advent, den 23. December, eingeſet. Von dort zog er den 18. December 1691 hierher. Im Februar 1677 heirathete er Jungfrau Anna Catharina, Toter des Primarius Jodocus Willi in Löbau. Die 22jährige Ehe war mit 13 Kindern, 9 Söhnen und 4 Tötern, geſegnet. Seine Frau ſtarb den 15. Juni 1699 im 39. Lebensjahre. Ueber ſeine zweite Frau iſt ſpäter no zu beriten. Er ſelbſt ſtarb den 4. Mai 1702 früh ²⁄₄2 Uhr […]

13. M.Johann Gottfried Hänſel wurde als Sohn eines Kurfürſtliſiſen Floßmeiſters zu Hinterhermsdorf im Amte Hohenſtein den 10. Juli 1670 geboren. Er beſute die Sulen zu Sebni, St. Annen in Dresden und zu Zittau und zog von da 1691 auf die Univerſität zu Leipzig, 1693 auf die Univerſität zu Wittenberg. Den 27. Juli 1696 promovierte er in magistrum und kam dann wieder na Zittau zu dem Apotheker Georg Leupold als Lehrer von deſſen einzigen Sohne, der aber na zwei Jahren ſtarb. Den 22. Oktober 1699 wurde er ſeſter College am Gymnaſium zu Zittau. Den 8. März 1701 kam er als Subſtitut zu M. Gottfried Hiller in Wittgendorf. Dort verheirathete er ſi den 21. Juni deſſelben Jahres mit Chriſtiane Eleonore, Toter des verſtorbenen Oberſtadtſreibers Johann Joaim Müller. In Seifhennersdorf hielt er am 25. Juli 1702 ſeine Antrittspredigt.

Zu ſeiner Zeit ward hier die lete Kirenerweiterung vorgenommen, Mit großer Wehmuth ſahen ihn ſeine Pfarrkinder den 20. Juli 1710, den 6. Sonntag na Trinitatis, von hier ſeiden. Er wurde Kateet und Mittwosprediger in Zittau und zuglei Pfarrer von Lüendorf. 1715, den 9. December, wurde er Mittagsprediger an St. Petri und Pauli, das Jahr darauf erſter Diaconus und Dienſtagsprediger bei der Hauptkire St. Johannis, 1728 Aridiaconus und endli 1733 Pastor primarius, als weler er den 12. April 1743 ſtarb.

In allen ſeinen Aemtern hat er ſi jederzeit als einen fleißigen und treuen Seelenhirten bewieſen. Er erzeigte au der Armuth, ſonderli der armen ſtudierenden Jugend, viele Wohlthaten. Eine Anzahl ſeiner Predigten iſt gedrut worden. Er ditete au die im Zittauer Geſangbu abgedruten Lieder: „Wie’s Gott gefällt, das iſt mein beſtes Wort“ und „I halte di, mein Jeſu, feſte“. Au von ſeiner Gattin ſind Lieder im Dru erſienen.

14. M.Gottfried Müller wurde den 31. December 1668 in Seifhennersdorf geboren. Sein Vater Andreas, Geritsälteſter, Bauergutsbeſier und Salzfuhrmann hier, erhielt in ſeiner 57 jährigen Ehe von ſeiner Frau Eliſabeth geb. Tiee 9 Kinder. Vier Söhne und eine Toter davon waren zwar friſ und geſund zur Welt gekommen, aber ſon in den erſten ſes Woen ſo verlähmt und verkrüppelt geworden, daß ſie Zeit ihres Lebens auf keinen Fuß treten, au nit einmal ſelbſt die Speiſen zum Munde führen konnten. Die Toter wurde 19, der älteſte Sohn 37 Jahre alt. Weil die leten zwei Kinder, Chriſtoph und Gottfried, geſund blieben, ſo rieth der damalige Pfarrer Felmer den Eltern, ſie ſollten einen derſelben der Gottesgelahrtheit widmen. Da ſi bei dem Jüngſten naher ein freiwilliger Trieb dazu zeigte, ſo befolgten die Eltern dieſen Rath. Sie braten ihn in ſeinem zehnten Lebensjahre auf das Gymnaſium zu Zittau, wo er das volle Lob und die Liebe ſeiner Lehrer ſi erwarb. 1689 bezog er die Univerſität Leipzig. Darauf wurde er bei ſeinem Vetter, Johann Adam Müller, weler Pfarrer in Obergräfenhain mit Oberelsdorf bei Narsdorf war, Hauslehrer. Den 16. September 1695 ließ er ſi vom Oberconſiſtorium in Dresden prüfen und kam dann als Hauslehrer zu Johann Auguſt Forſt na Zittau.

Der Rath beförderte ihn den 7. (Carpzov nennt den 11.) Januar 1697 zur Freude ſeiner no lebenden Eltern zum Pfarrer von Waltersdorf. Den 18. Juni wurde er in Leipzig ordiniert und Magiſter und erhielt au unter 31 Candidaten die erſte Cenſur. Den 7. Mai verband er ſi mit Forſts älteſter Toter, Anna Dorothea, die ihm zwei Söhne und drei Töter ſenkte. Nur zwei Töter blieben am Leben: Roſina Dorothea, verheirathet mit Dr. Chriſtian Friedri Frieſe, und Johanna Eleonore, verheirathet mit Subrector Johann David Straupi in Zittau.

1720, den 5. Juli, kam Müller hierher na Seifhennersdorf. Hier ſtarb ſeine Gattin den 26. Oktober 1724. Im näſten Jahre bemerkte er bedeutende Abnahme ſeines ſonſt herrlien Gedätniſſes. In der fünften Morgenſtunde des 23. Oktobers 1731 überlieferte er ſein Leben dem Urheber des Lebens. Den 30. Oktober wurde er in hieſiger Kire beerdigt.

15. M.Friedri Gottlob Herzog wurde den 27. Oktober 1689 zu Stolpen geboren, wo ſein Vater Pfarrer war, beſute das Zittauer Gymnaſium, ſtudierte in Wittenberg, wurde 1728 Adjunct in Lüendorf und hielt den 11. März 1731 in Seifhennersdorf ſeine Probepredigt, worauf er den 15. April zum Subſtituten M. Müllers, den 25. November aber zum Pfarrer hier eingeſet wurde. Nadem er am 12. Mai 1737 ſeine Abſiedspredigt in unſerm Orte gethan, ging er als Kateet und Mittwosprediger an St. Petri und Pauli na Zittau. Dort wurde er 1742 zweiter, 1746 erſter Diaconus, 1748 aber Aridiaconus. Er ſtarb 1751. Seine Ehefrau war Johanna Victoria, Toter des M. Chriſtian Friedri Neumann, Mittagspredigers zu St. Petri und Pauli. Mit ihr wurde er den 6. Mai 1732 getraut.

[… Lieder im Zittauer Gesangbuch …]

16. M. Chriian Bürger, geboren den 20. September 1689 in Zittau als Sohn eines Tiſlers, beſute das daſige Gymnaſium, ſeit 1711 die Univerſität Wittenberg, wo er 1713 die Magiſterwürde erlangte, wurde 1714 Hauslehrer bei dem Herrn von Poniau auf Milkel, 1716 desgleien bei dem Bürgermeiſter Dr. Günther in Zittau, 1724 Adjunct in Lüendorf, 1728 Pfarrer in Türau, 1736, den 19. Mai, Pfarrer in Seifhennersdorf, 1746 Kateet in Zittau, 1748 Mittagsprediger, 1751 zweiter, 1755 erſter Diaconus. Er ſtarb den 27. Oktober 1757. Verheirathet war er ſeit dem 10. Mai 1729 mit Johanne Roſine, Toter des Löbauer Past. prim. Johann Chriſtian Kunkel. Seine erſte Toter Chriſtiana Rahel war mit M. Chriſtian Friedri Peſe, damals zweitem Diaconus von Zittau, verehelit.

17. M.Johann Jakob Seiffert wurde den 7. Februar 1714 in Zittau geboren. Sein Vater war Nicolaus Seiffert, Bürger und Tumaer daſelbſt, ſeine Mutter Magdalene geb. Kunſt aus Rozſdalowi in Böhmen. Er beſute das Zittauer Gymnaſium und begab ſi 1736 auf die Univerſität Leipzig, wo er 1740 Magiſter wurde. Son 1743 ſollte er dur den Landrath und Kammerherrn von Eewrit na Münſterberg in Sleſien und 1746 na Dresden als böhmiſer Prediger verſorgt werden, er ſlug aber dieſe Anerbieten aus verſiedenen witigen Gründen ab. Bald darauf ward er hierher in die erledigte Stelle als Paſtor berufen, woſelbſt er 1746 am 17. Trinitatisſonntage die Probe- und am 21. Sonntag na Trinitatis, den 30. Oktober, die Antrittspredigt hielt. 1747 verheirathete er ſi mit Henriette Euphroſyne, Toter des Stadtphyſicus Johann Chriſtian Vollhardt. Von ſeinen fünf Kindern war Johann Chriſtian ſpäter Stadtriter in Zittau.

Er iſt unter allen Predigern am längſten hier geweſen, da er bis 1781 ſeine Amt ohne Beihilfe und mit wahrem Eifer und eter Treue verwaltete. Er verdient den Naruhm der Retſaffenheit und Frömmigkeit und war ſelbſt der Herde, die er weidete, ein Vorbild. Im Jahre 1781, den 1. Juli, bekam er M. Chriſtian Friedri Riter zum Hilfsprediger, weler ihm ſes Jahre lang treuli beiſtand. Als derſelbe aber 1787 zum Kateeten und Mittwosprediger na Zittau gewählt ward, er that am 4. März hier ſeine Abſiedspredigt, erhielt Seiffert vom 11. März an an M. Johann Friedri Wilhelm Smidt einen neuen Gehilfen. Denno verritete er viele Amtsgeſäfte, bis gänzlie Entkräftung ihn daran hinderte. Er war überhaupt ein geſunder kraftvoller Mann, der eine ganz ungewöhnlie Leibesſtärke beſaß und die ſtrengſten, anhaltendſten Arbeiten zu übernehmen im Stande war. Von der Stärke Seifferts erzählt man no jet im Dorfe. Er ſoll einen Sa Korn mit geſtretem Arm aufgehoben haben. Im ſiebenjährigen Kriege ſeien drei Reiter in den Pfarrhof gekommen, von denen einer ihn, der gerade landwirthſaftlie Arbeiten trieb, fragte: „Wo iſt Pfaff ?“ Mit den Worten: „Da iſt Pfaff !“ habe er den Frager aus dem Sattel gehoben, worauf alle drei Reißaus nahmen. — M. Seiffert war beinahme 44 Jahre hier im Amte, und ſein Andenken iſt lange in Segen geblieben. Den 6. Juli 1790 ſtarb er im 77. Jahre ſeines Alters und wurde den 12. Juli in der Kire beerdigt.

18. M.Johann Friedri Wilhelm Smidt, geboren den 26. Oktober 1756 in Sönwalde bei Warſau in Polen, wo ſein Vater beim ſäſiſen General von Stein Diener war, ging, als ſein Vater na Kottmarsdorf zog, in die Sule zu Löbau und wurde 1781 Hauslehrer bei dem damaligen Bürgermeiſter Dr. Karl Gottfried Kießling in Zittau, deſſen Toter Henriette Karoline er 1788 heirathete. 1787 als M. Seifferts Subſtitut na Seifhennersdorf gekommen, wurde er 1790 deſſen Nafolger. Den 13. Januar 1800 wählte man ihn zum Kateeten und Waiſenhausprediger na Zittau, welen Ruf er au annahm. Er blieb aber no bis zum 3. März 1801 hier, weil ſi wegen der Pfarrwahl nit geringe Swierigkeiten zeigten. Am Sonntag Invocavit 1801 hielt er ſeine Abſiedspredigt. 1803 zum zweiten, 1809 zum erſten, 1816 zum Aridiaconus, 1827 zum Pastor primarius befördert, ſtarb er als ſoler den 20. September 1830.

Er erregte während ſeiner geiſtlien Amtsthätigkeit dur wahrhaft ſeltene Bibelkenntniß oft die Bewunderung ſeiner Zuhörer und verſtand au no im Alter ergreifend zu ſpreen. In Dru gegeben ſind von ihm: Eine Sammlung Caſualreden, die den vorzügliſten jener Zeit an die Seite geſet zu werden verdienen, ferner: Beſreibung der Feierlikeiten bei Legung des Grundſteins der Kire zu Seifhennersdorf (gewöhnli dem Baumeiſter Eſke zugeſrieben und darum au ſo oben angeführt), Zittau 1796 und: Einige Nariten von Seifhennersdorf, Zittau 1801. Au redigierte er die erſte und dritte Abtheilung der neueſten Zittauer Liederſammlung, Zittau 1811.

Als Smidts Nafolger wurde der Candidat Karl Gottlob Böhmer gewählt, weler au den 4. Epiphaniasſonntag hier ſeine Probepredigt hielt. In Verfolg eines am 22. Juni 1800 mit ihm abgehaltenen Examens vor dem Oberconſiſtorium in Dresden wurde ihm aber am 15. September eröffnet, daß er nit hier bleiben könne, ſondern ſi na einer Subſtitutenſtelle umſehen ſolle.

19. M.Ferdinand Heinri Lamann, des Primarius Johann Heinri Lamann in Zittau älteſter Sohn, 1770 in Lauban geboren, ſtudierte auf der Univerſität Wittenberg, wo er Magiſter wurde. Den 22. September 1800 erwählte ihn der Rath zum Prediger in hieſiger Gemeinde, wo er den 5. Oktober, am 17. Trinitatisſonntage, ſeine Probepredigt hielt. Die Gemeinde bat aber, einen anderen Geiſtlien herzuſenden, und legte, als der Rath dieſer Bitte kein Gehör ſenkte, Berufung ein. Die Zwiſtigkeiten währten bis in den März 1801. Im April dieſes Jahres erkannte das Conſiſtorium ihm die hieſige Stelle zu. Exandi, den 17. Mai, hielt er ſeine Antrittspredigt, bei der gegen hundert Seifhennersdorfer und weit über tauſend Fremde anweſend waren. Es gelang ihm nit, die Vorurtheile, die im Orte über ihn herrſten, zu überwinden. Deshalb hielt er im März 1802 beim Rathe um die unterſte Collegenſtelle am Gymnaſium an. Dieſe erhielt er im Juni 1802 und zog den 23. Auguſt hier ab. 1803 wurde er in Zittau Subrector, 1824 Conrector. 1840 emeritiert, ſtarb er 1845.

20. M.Friedri Ern Wilhelm Spaier wurde den 28. Auguſt 1767 in Waltersdorf als Sohn des daſigen Magiſters Chriſtian Wilhelm Spaier und der Frau Marie Roſine geb. Biedermann geboren. 1786 ging er na Wittenberg auf die Univerſität und ertheilte dann von 1789 an in Zittau Privatunterrit. 1796 wurde er an ſeinem Geburtstage als Pfarrſubſtitut bei dem Pfarrer Ernſt Friedri Tannenberg in Hirſfelde eingeſet, 1797, den 28. Mai, aber als Diaconus daſelbſt. In Seifhennersdorf hielt er den 1. Auguſt 1802 ſeine Probepredigt und dann am 11. Trinitatisſonntage, wieder an ſeinem Geburtstage, ſeine Antrittspredigt. Bei ſeinem Einzuge am 24. Auguſt zog ihm die Jugend bis zum Riterberge entgegen und begleitete ihn na ſeiner Wohnung und der Kire, wo ein kurzer Gottesdienſt ſtattfand.

Unter ihm wurde 1803 die Pfarrwiedemuth fleweiſe verpatet und dafür ohne die Halbendorfer Wieſen auf vier Jahre 1016 Thlr. gegeben. Im September 1831 hielt er die lete Predigt, ließ ſi emeritieren und zog in das vom ihm im Jahre vorher gekaufte Haus (Nr. 591). Er wurde den 19. August 1841 Namittags in der fünften Stunde, vom Slage getroffen, todt im Rumburger Bade in der Badewanne gefunden. Den 23. Auguſt wurde er hier begraben. Er hatte 1795 Johanne Chriſtiane Sophie geb. Bredahl geheirathet, wele den 19. Januar 1831 ſtarb. Aus dieſer Ehe ſtammten ein Sohn und vier Töter, von denen jedo nur der Sohn Ernſt Wilhelm Spaier (hier als Gedingegärtner den 4. Juli 1859 geſtorben) und eine Toter Henriette Sophie verehel. Paul (hier geſt. den 25. Januar 1849) den Vater überlebten.

21. M.Johann Benjamin Traugott Herrmann*), geboren zu Weigsdorf den 20. Mai 1799, erhielt ſeine Vorbildung auf dem Gymnaſium zu Zittau, bezog 1819 die Univerſität zu Leipzig und war vom Mai 1824 an bis 1827 Lehrer an der allgemeinen Stadtſule in Zittau. Im letgenannten Jahre wurde er Diaconus und Kateet in Ebersba und hielt den 6. Oktober 1831 in Seifhennersdorf ſeinen Einzug und den 9. Oktober ſeine Antrittspredigt. Son den 23. April 1835 zog er von hier na Oberoderwi. Dort beging er am 23. September 1852 ſein 25 jähriges Amtsjubiläum und am 23. April 1860 das 25 jährige Jubiläum ſeiner Amtsthätigkeit in Oberoderwi. Na mehr als 40 jähriger Thätigkeit ließ er ſi in den Ruheſtand verſeen, am 29. Auguſt 1869 hielt er ſeine Abſiedspredigt. Er bewohnte au ferner das Pfarrhaus, da ſein Swiegerſohn Heinri Eduard Kießling, Gatte ſeiner Toter Charlotte, ſein Nafolger wurde. Seine Gattin, eine geb. Apelt aus Zittau, ſtarb am 14. Februar 1869, er ſelbſt, in den leten Jahren von Rheumatismus geplagt, folgte ihr am 4. November 1872 in die Ewigkeit na.

22. M.Chriian Gottlieb Ephraim Ludwig**), ein Sohn des Retskandidaten zu Zittau Chriſtian Gottlieb Ludwig und der Frau Johanne Eleonore geb. Käftner, iſt daſelbſt geboren am 11. Oktober 1774. Nadem ſein Vater am 11. December 1779 geſtorben war, heirathete ſeine Mutter den Budruereibeſier Gottfried Müller vor dem Weberthore. Dieſer ſtarb 1813. Chr. G. e. Ludwig kam in ſeinem zehnten Lebensjahre in die 6. Klaſſe des Zittauer Gymnaſiums und ſtudierte dann von 1794 bis 1797 auf der Univerſität Leipzig. Anfang 1797 kehrte er na Zittau zurü und unterritete die Kinder mehrerer angeſehener Familien, bis er 1807 ſiebter College am dortigen Gymnaſium, 1810 Diaconus und Kateet in Ebersba, 1827 Pfarrer in Bertsdorf bei Zittau ward. In Bertsdorf hielt er am 6. Trinitatisſonntage, den 22. Juli, ſeine Probepredigt, ſeinen Einzug aber am 13. September. In Seifhennersdorf zog er na der Probe am Sonntag Quaſimodogeniti am 15. Mai 1835 feierli ein und trat am Sonntag Exaudi, den 31. Mai ſein Amt als Pfarrer in unſerer Gemeinde an. Er war ein vorzügli gelehrter und beredter Mann, der darum au geſät und geliebt wurde.

Allein er verließ die Gemeinde ſon am zweiten Oſterfeiertage 1844, den 8. April, da ihm der Herr des Himmels und der Erde eine höhere Stelle im Lande des Freidens anwies. Sonnabend vor Palmarum hielt er no Beite mit dem Vorſa, ſelbſt no den Gottesdienſt zu verſorgen, wiewohl er ſon ſehr ſli war; allein der Frühgottesdienſt mußte dur den Sullehrer geleitet und die Communion auf den Gründonnerstag verſoben werden. […] Zu der Beerdigung am 12. April waren 12 Geiſtlie aus der Umgebung erſienen. […]

M. Ludwig war zweimal verheirathet, vom 7. Mai 1805 bis zum 4. Januar 1816 mit Chriſtiane Dorothea Saſſim, aus weler Ehe zwei Söhne und eine Toter ſtammten, und vom 22. Oktober 1816 an mit Johanne Charlotte Hänſ, von der er ebenfalls zwei Söhne und eine Toter erhielt. Seine zwei Söhne erſter Ehe waren Chriſtian Ernſt Ludwig, zulet Kateet und Zuthausprediger in Zittau, und Juſtus Ludwig, zulet Pfarrer in Herwigsdorf bei Zittau; die zweiter Ehe waren Emil Ludwig, zulet Kirſullehrer in Herwigsdorf bei Zittau und Hermann Oskar Ludwig, Doctor med. in Wurzen. Seine Töter waren Fanny Roſamunde verehel. Preſ in Kemni bei Bernſtadt und Charlotte Adelheid verehel. Werthſiky in Eibau.

Gedrut erſien von ihm eine in Friedersdorf bei Zittau gehaltene Predigt über Joh. 10, 1–11. Ferner war er Mitarbeiter an der „Gemeinnüigen Monatſrift für Bürger und Landleute“ in den Jahren 1801 und 1802. Au gab er 1820 einen Kateismus heraus, der zwar drei Auflagen erlebte, aber 1855 auf höhere Anordnung aus den Sulen entfernt wurde.

23.Johann Gottlob Siffner wurde den 21. Mai 1801 als zweites ehel. Kind des Inwohners und Gezogenen Webers Gottlieb Siffner und der Frau Maria Eliſabeth geb. Wenzel in Großſönau geboren. Nadem er das Gymnaſium zu Zittau und die Univerſität Leipzig beſut hatte, wurde er 1826 Lehrer an der Stadtſule zu Zittau. Von da zog er 1835 als Pfarrer na Oberfriedersdorf. Am 23. Sonntag na Trinitatis, den 10. November 1844, predigte er in Seifhennersdorf, kam den 26. November hierher und wurde am 1. Advent, den 1. December 1844, in das hieſige Amt eingeſet. Am 3. November 1846 verheirathete er ſi mit Agnes Charlotte, einer Toter des Pfarrers Chriſtian Wilhelm Jähnien in Neuſalza bei Spremberg. Bei der Hebung des neuerbauten Kirthurmes in Gersdorf hielt er 1855 über Jeſ. 40, 29 die Feſtpredigt. — Er hat ſi namentli au große Verdienſte um die Wiedereinritung evangeliſer Gottesdienſte in Rumburg mit erworben. So lieferte er 1861 aus ſeiner Gemeinde an die evangeliſe Kire zu Rumburg 175 Thlr. 16 Gr. 8 Pf. ab. Den 8. Juli 1862 wurden im Beiſein einer na Tauſenden zählenden Menge die vom Gloenmeiſter Jau in Leipzig gegoſſenen Gloen dieſer Kire von ihm geweiht. Am 31. Auguſt deſſelben Jahres leitete er die Wahl des neuen Pfarrers daſelbſt. Die Kire ſelbſt weihte er am 12. Oktober im Auftrage des Wiener Conſiſtoriums. An dieſer Feier nahmen von hier die Süen, Veteranen und Turner Theil. — 1869 feierte er ſein 25 jähriges Ortsjubiläum. […] Am 1. Oktober trat er in den Ruheſtand. Er ſollte ſi deſſelben aber nit lange erfreuen. Bereits am 30. Oktober dieſes Jahres Nam. ½4 entſlief er in einem Alter von 73 Jahren 5 Monaten 9 Tagen. Von ſeinen fünf Kindern überlebten ihn nur zwei, der hieſige Dr. med. Mori Theodor Siffner und Agnes Anna, verehelit an Conrector Profeſſor Gaſt in Zerbſt.

24.Ern Gotthelf Flegel, geboren den 16. Juni 1838 in Bauen, ſtudierte von 1859 bis 1863 in Leipzig, wurde 1863 Hauslehrer in Altenberg, 1864 Lehrer am Albaniſen Inſtitut in Dresden, Miaelis 1865 desgleien am Louiſenſtift in Tharandt, am 4. Advent 1866 (nit 1868, wie in ſeiner Chronik ſteht) Diaconus in Oelsni, 1870 Pfarrer in Arnoldsgrün bei Söne. Am 1. November 1874 hielt er hier ſeine Probepredigt, zog den 2. Januar 1875 hier ein und wurde den 6. Januar 1875 dur den geheimen Kirenrath Heinri Adolph Jentſ eingewieſen. Er unternahm den Verſu, die Chronik von Seifhennersdorf zu bearbeiten. Es erſienen jedo nur drei Lieferungen im Verlage der Buhandlung der Zittauer Morgenzeitung (Jul. Leonhard in Seifhennersdorf). Von 1877 bis 1885 verwaltete er zuglei das hieſige Diaconat mit. Infolge andauernder Krankheit erhielt er au am 17. November 1889 no eine Hilfsgeiſtlien an Paul Auguſt Neunhöfer (geboren 1861, den 30. Oktober in Roli, 1890 Pfarrvicar zu Edorf bei Roßwein, 1891 Pfarrer zu Sornzig bei Mügeln). Er ſtarb den 16. Januar 1890 Mittags 1 Uhr und wurde den 20. Januar auf dem vordern Kirhof in der Nähe der Pfarre begraben. Der ihm beigeordnete Hilfsgeiſtlie blieb no bis Ende Juli 1890 hier.

25.Friedri Paul Stange, geboren den 19. Auguſt 1856 in Neuſalza als Sohn des dortigen Pfarrers Friedri Eduard Stange, beſute 1875—1878 die Univerſität Leipzig, wurde 1880 im Mai Hilfsgeiſtlier in Sönau auf dem Eigen, 1881, den 7. November, Pfarrer in Prieti, 1886, den 28. November, Pfarrer in Swepni. Zum Pfarrer unſerer Gemeinde wurde er den 20. Juni 1890 gewählt. Er zog den 19. Auguſt hier ein und wurde den 24. Auguſt dur P. Karl Emil Bruſſig aus Großſönau eingewieſen.


D. Diaconen.

1. Ludwig Eduard Roſencran, geboren 1809 in Zittau […]

2. M.Augu Eduard Humann, geboren den 7. September 1804 in Strehla, […]

3. Johann Karl Traugott Müller wurde den 16. Juli 1811 in Forheim bei Döbeln geboren […]

4. Heinri von Freiliſ, geboren 1818 in Weixdorf, […]

5. Chriian Friedri Menzel, hier den 27. December 1815 geboren, […]

6. Augu Otto Hermann Gutſe, geboren den 30. November 1845 in Bauen, […]

7. Hermann Augu Oehme wurde den 3. Auguſt 1848 in Pfeilhammer bei Swarzenberg geboren. […]

8. Otto Mori Kind, geboren den 25. November 1860 als Sohn des Radlermeiſters Heinri Mori Kind in Grimma, 1875—1881 Fürſtenſüler daſelbſt, 1881—1884, den 1. Auguſt, Student in Leipzig, 1884, den 7. December, ordiniert und als Diaconatsverweſer in Neukir am Howald eingewieſen, den 7. Juni 1885 Pfarrvicar in Niederoderwi, kam den 23. September deſſelben Jahres na Seifhennersdorf und wurde hier den 27. September als Diaconatsverweſer eingeſet. Nadem er im Mai 1886 die Wahlfähigkeitsprüfung in Dresden beſtanden hatte, wurde er am 4. Juli dieſes Jahres Diaconus.


  • Normalschrift
  • Frakturschrift
  • *) Dr. Knothe: Zur Presbyterologie des Zittauer Weibildes vor der Reformation. Neues Lauſ. Magaz. 19, 190 ff. 61, 136.

    *) Rob. Lahmer: Rumburg S. 114.

    **) Vergl. Dietmann: Oberlauſ. Prieſterſaft.

    **) Vergl. M. Sröters Merkwürdige Exulantenhiſtorie. Budißin 1715.

    *) Vergl. au G. Korſelt: Geſite von Oberoderwi.

    **) Vergl. C. G. Morawek: Geſite von Bertsdorf bei Zittau.