Der Ort
Seifhennersdorf liegt im 32. Grad 17 Minuten öſtlier Länge und im 50. Grad 56 Minuten nördlier Breite in der Südlauſitz, in der Amtshauptmannſaft Zittau. Es grenzt im Weſten an Oberhennersdorf, im Süden an Sönborn und Warnsdorf in Böhmen, im Oſten Spitzkunnersdorf und Leutersdorf, im Norden an Neugersdorf. Es zieht ſi langgeſtret in zwei Thälern, dem der Mandau und dem des Seifener Waſſers hin. Gegenwärtig hat es folgende Eintheilung:
- a) Das Oberdorf, weles an der Oberhennersdorfer Grenze beginnt und die Hausnummern 235 bis 457 umfaßt. Ein Theil des Oberdorfers, nämli die Nummern 389–391, wird ſeiner Lage wegen au die „Feldhäuſer“ genannt. Die Gegend um die Sankwirthſaft zur Grenze findet ſi in alten Nariten als „in der Grube“ bezeinet.
- b) das Mitteldorf wird dur die Mandau in die Wald- oder Sönborner Seite (Hausnummern 101–234) und die Kir- oder Gersdorfer Seite (Nummern 458–599) geſieden. Beſondere Theile des Mitteldorfes ſind „die Seibe“, ſüdli vom Bahnhof, und „an dem Wehre“, d. h. die Gegend oberhalb der Großen Mühle.
- c) Der Seifen geht vom großen Teie an bis zum Kretſam und wird dur die Nummern 600–750 gebildet. Er ſoll ſeinen Namen davon haben, daß hier früher eine Wäſe von Goldſand oder -kies geweſen ſei, weles Waſen die Bergleute Seifen nennen. Zum Seifen gehört die „Harthe“ (Hausnummern 650–658) und die „Folge“ (669–672).
- d) Die Läuterau beginnt mit dem Kretſam und hat die Nummern 1–44 und 76–100. Früher wurde ſie Otterau genannt und man findet ſie ſo au in dem älteſten Kirenbue geſrieben. Erſt Pfarrer Klinger erklärte dieſen Namen für eine aus Leiterau verderbten. Dieſer Name „Leiterau“ rühre ebenfalls von uralten Bergwerken her. Es iſt au no jetzt bei einem Hauſe (Nr. 14) ein zerfallener Eingang zu ſehen und nit weit davon ein ſöner Brunnen, den man den „Kuxbrunnen“ nennt.
- e) Das Halbendorf zieht ſi unter dem Burgsberge hin bis an die Warnsdorfer Grenze und enthält die Nummern 45–47. Es wurde früher au öfters Kleinhennersdorf genannt und iſt höſtwahrſeinli der allerjüngſte Ortstheil, weil no um das Jahr 1600 der Buſ auf dem Burgsberge bis in die Gegend der Großen Mühle und auf der Mittagsſeite die böhmiſe Waldung bis an die Warnsdorfer Straße reite.
Das ganze Dorf hat die Geſtalt eines Reens. Der Stiel desſelben wird vom Oberdorf und Mitteldorf gebildet, während der Seifen den einen, Läuterau und Halbendorf den andern Arm abgeben.
…
Der Boden iſt meiſtentheils ſwerer, undurläſſiger und daher naſſer Lehmboden oder ſarfer Kies- und Sandboden. Daher iſt er au nit gerade von beſonderer Frutbarkeit, tro der vielen auf ihn verwendeten Mühe. Zwar werden faſt alle Getreidearten angebaut, aber do erreit man nur in wenigen Jahren eine gute Ernte. Der früher eifrig betriebene Flasbau iſt faſt ganz verſwunden. Am witigſten iſt der Anbau der Kartoffel, des Hauptnahrungsmittels der Bewohner. Sie war zwar ſon um Mitte des 18. Jahrunderts hier bekannt, da ſon 1752 auf dem Rumburger Markte Kartoffeln verkauft wurden,*) aber mit dem maſſenweiſen Anbau wurde erſt nach der Theuerung von 1772 begonnen. Im Jahre 1862 baute der Sneider Fritſe in ſeinem Garten ſogar zweimal Kartoffeln. Au verſiedene Krautarten gedeihen gut. … Die Wieſen ſind meiſt zweiſürig, eine große Anzahl kann aber au jährli nur einmal gehauen werden.
Der Obſtbau iſt no gering; do ſind na und na die früher gepflanzten Waldbäume abgeſlagen und an ihre Stelle Obſtbäume gepflanzt, die alten Obſtbäume etwas mehr gepflegt worden. …
Was die Geſteinsmaſſen betrifft, ſo bilden die Hauptgeſteinsarten Baſalt, Phonolith oder Klingſtein und Granit. Letzterer bildet meiſt den Untergrund und tritt nur an wenigen Stellen zu Tage, z. B. im Flußbett beim Hauſe Nummer 166 an der ſogen. Rutſe und auf dem Frenzelsberge (471 m), wo ſi im Granit au Turmalin findet. Es iſt der Rumburg-Granit. – Baſalt findet ſi am Snefener- oder Konradsberg an der Holzſtraße kugli abgeſondert, ebenſo am Finken- oder Stolleberg (457 m), am Riterberg (470 m) und am Kirchberg. Der Baſalt des Frenzelsberges iſt in ſehr ſönen Säulen abgeſondert. Au der Staelberg beſteht aus Baſalt. Aus grünlier Baſalterde beſtehende Halden, aus einem merkwürdig leiten grauweißen bis braunen Baſalttuff beſtehend, zeugen au am Weſtabhange des Sattlers oder Warnsdorfer Spiberges (544 m) von ehemaligem Braunkohlenbaue. In dieſem äußerſt feinen, jedenfalls bei Gelegenheit der einſt in dieſer Gegend herrſenden vulkaniſen Ausbrüe entſtandenen und naher erhärteten Slamme haben ſi ausgezeinet ſöne Abdrüe von Pflanzentheilen, beſonders Baumblättern, verkohlte Ueberreſte von nußartigen Früten, ſehr ſöne Fiſabdrüe, au einzelne Abdrüe von Fröſen gefunden, wele Foſſilien geeignet ſind, uns ein ziemli getreues Bild von der damals in unſerer Gegend herrſenden Flora und Fauna zu verſaffen*) – Aus Phonolith beſtehen der Burgsberg (376 m), die Quetſe (427 m) und der Nordabhang des Finkenberges. – Der vom Weißenſtein bei Spikunnersdorf über den Ziegenrüen bei Aloysburg bis in die Gegend von Sluenau mehr als zwei Meilen lang ſi erſtreende Quarzgang durſtreift unſere Felder hinter dem Kaltba. – Von den meiſten der vorgenannten Berge genießt man eine prätige Ausſit, vom Frenzelsberge na der ſäſ. Sweiz hin, vom Windmühlenberg über das Zittauer- und Iſergebirge, vom Burgsberg und dem Sattler bis na dem Hohen Rad und der Kleinen Sturmhaube im Rieſengebirge.
Das Hauptwaſſer des Ortes iſt die Mandau oder das Altwaſſer. Sie entſpringt auf der Waſſerſeide zwiſen Elbe und Oder am oberſten Ende des Dorfes Herrenwalde im böhmiſen Bezirk Sluenau in einer Seehöhe von 440 m, am nordweſtlien Fuße des Wolfsberges aus dem ſogenannten ſwarzen Brunnen. Sie durfließt Altehrenberg, Niederehrenberg, Rumburg, Oberhennersdorf, Seifhennersdorf und wendet ſi dann über Warnsdorf, Großſönau, Hainewalde, Seibe, Hörni und Pethau na Zittau, unterhalb deſſen ſie in die Neiße mündet, um mit dieſer vereint der Oder zuzueilen. Ihre Waſſermenge iſt durſnittli eine geringe, aber ſie wird mitunter dur große Regengüſſe, bei der Sneeſmelze u. ſ. w. zu einem reißenden und gefährlien Gebirgsfluſſe. In früherer Zeit war ſie ſehr fiſrei, jet iſt ihr Fiſreithum dur die leidigen Färbewäſſer faſt ganz vernitet. Aeltere Leute erinnern ſi no der Zeit, da auf den Wehren, namentli dem großen, in unſerem Orte reie Fiſzüge gehalten wurden.
Die ſtärkſten Zuflüſſe der Mandau ſind von rets:
- a) der Forellenba, der bei der Buſmühle in Rumburg mündet;
- b) der Waldba, au ſlethin das Floß genannt, weler in Sönborn nahe der ſäſiſen Grenze entſpringt und bei der Sule (No. 237) im Oberdorf einfällt. Dieſer Waldba iſt na alter Ueberlieferung die eigentlie
Rothe Eldri
. Fälſlierweiſe wurde dieſer Name des Zufluſſes dann au auf den Hauptfluß angewendet; - c) der Goldba, au Goldflöſſel geheißen, weler aus dem mittleren Sörnborn kommt und unter dem Burgsberg an der Grenze in Böhmen mündet. Er bildet vom alten Sönborn weg bis zur Oelmühle die Grenze;
- d) der Warnsdorfer Bach;
- e) die Lauſur aus dem großen Neudörfler Teie mit Fiſba, Tannendorfer- und Kohlhauwaſſer.
Von links fließen in die Mandau:
- a) der Grenzba an der Oberhennersdorfer Grenze;
- b) das Seifener Waſſer, weles aus dem Leutesdorfer Waſſer, das den großen Tei durfließt, dem Kaltba (auf Karten au als Kahlba angegeben) aus dem Gersdorfer Buſe, und dem Gründelwaſſer entſteht und unterhalb des Kretſams mündet;
- c) das Landwaſſer, weles dur Oderwi fließend bei Seibe mündet.
1600 gab es 149, 1672 265, 1702 345 Wirthe. Aus der Zahl der Täuflinge, Getreuten und Begrabenen läßt ſi berenen, daß das Dorf um 1630 etwa 1000 Einwohner hatte. Die 345 Wirthe des Jahres 1702 ſeten ſi zuſammen aus 71 Bauern, 88 Gärtnern, 177 Häuslern, 1 Kretſmar, 4 Müllern, 4 in Pfarre, Sule und Gemeindehäuſern. (Am 24. Auguſt 1886 zählte man 78 Güter und 134 Gartennahrungen.) 1799 waren vorhanden 565 bewohnte Gebäude und 4091 Einwohner, 1834: 5110 E., 1843: 5577 E. 729 G., 1864: 6169 E. 742 G., 1875: 6366 E. 750 G., 1800: 6689 E. 769 G., 1885: 6912 E. 797 G., 1890: 7065 Einwohner, 822 bewohnte Gebäude.