Seifhennersdorf

Otto Moritz Kind 1892

In der „Geschichte von Seifhennersdorf“ heißt es:

📑️

Steuern und Abgaben.

Die älteſte Narit von Steuern und Abgaben findet ſi auf dem Theilzettel bei der Erbestheilung des verſtorbenen Georg von Sleini Montag na Cantate, 1566. Auf demſelben ſteht bei Niederhennersdorf:

„Niederhennersdorf liegt im Markgrafenthum Oberlauſi und hält ſi der böhm. Münze, reien ihre Zinſe na böhm. Zahl, wie andere in Tollenſteiner und Sluenauer Herrſaft. Allhier iſt ein Lehnriter mit allerlei Freiheit belehnt na Ausweiſung ſeines Lehnbriefes. Auf dieſem Gerite wird Zittiſ Bier geſenkt; dieſer und künftige Beſier iſt ſuldig von jedem Viertel Bier, ſo er ausſenkt, 2 weiße Groſen, auf Weihnaten 3 w. Gr. Ehrung, jährli eine Elbfuhre von Sandau. Er fordert der Herrſaft Gebot, ſo oft die ihm zukommen und vonnöthen, bringt au mit ſeinen Söppen die Rente ein und überantwortet die der Herrſaft. Bei dieſem Gerite iſt ein Gütlein, das hat 3 Ruthen, davon thut er die Hofedienſte, iſt vor alters dazu kommen. — Ein jeder Hausgenoſſe in dieſem Dorfe iſt ſuldig auf Walpurgis und Miaelis je 1 w. Gr., den Sugroſen, zu legen und 2 Tage Robot zu thun mit der Hand, wozu ſie erfordert. Ein jeder Handwerker iſt ſuldig auf Walpurgis und Miaelis 3 w. Gr. Handwerkszins zu legen, iſt er ein Hausgenoſſe, ſo hat er au 2 Tage Robot. — In dieſem Dorfe gehören der Herrſaft:

Eine wohlerbaute von Grund aus, Mahlmühle mit 6 Gängen, no eine hölzerne Mühle, wohlerbaut, mit 3 Mahlgängen, von Gregor Mollern ausgekauft, die 3. Mahlmühle mit 2 Mahlgängen, von Huttigen ausgekauft, iſt von Holz wohl erbaut.

Das Dorfwaſſer, anfahrend an Oberhennersdorfer Dorffriede, das ganze Dorf hinab und dur Kleinhennersdorf bis an die Warnsdorfer Grenze, iſt duraus der Herrſaft Hegefiſerei. Der Seiffen genannt, beim Gerite anfangend bis auf die Dorffriede hinauf gegen Leukersdorf zu oder na dem großen Teie wärts iſt der Gemeinde Fiſerei, ausgeſloſſen im Hetſtrie müſſen ſie ſtill halten, die Zeit hat die Herrſaft die Hete auszufahren.

Auf der Dorfflor iſt ein wohlerbauter Tei, den man den großen Hennersdorfer Tei nennet; darein ſet man auf 3 Jahre zu waſen 75 So Samen; unter dieſem Tei iſt ein Halter, wird zuglei neben den großen Tei beſet mit 2 So Samen.

In dieſem Dorfe ſind 87 geſeſſene Wirte und 1 Lehnriter, darunter ſind 28 Gärtner (des Herrn Mühlen nit gerenet).

Die Bauersleute haben 51 Hufen 11 Ruthen, ſpannen in die Landzee mit 51 ganzen Zügen. Dieſe Leute ſien in voller Robot mit Pferden und mit der Hand, müſſen ziehen, wenn und wozu ſie erfordert, thun die Hofedienſte auf dem Hof und Vorwerk in Rumburg; in der Aer arbeit und Miſtführen haben ſie die Koſt zu Hofe, wenn ſie den ganzen Tag arbeiten eine Mahlzeit, im Grashauen, Heureen und Sneiden haben ſie nits.

Zinſe und Rente zu Walpurgis: 11 So böhmiſ 29 w. Gr. 2 w. Pf. Erbzins, 77 w. Gr. Hausgenoſſenzins (war ſo 1565), 33 w. Gr. Handwerkerzins von 7 Leinweberſtühlen, 1 Been, 1 Smied, 2 Sneidern. 6 Gulden 2 w. Gr. Faßgeld von 97 Vierteln Zittiſ Bier.

Zinſe und Rente zu Miaelis: 11 böhm. So 29 w. Gr. 2 w. Pf. Erbzins, 77 w. Gr. Hausgenoſſenzins (ſo 1565), 36 w. Gr. Handwerkerzins von 7 Stühlen, 2 Been, 1 Smied, 2 Sneidern. 3 Gulden 6 w. Gr. von 52 Vierteln Zittiſ Bier.

Weihnaten: 3 w. Gr. Ehrung vom Riter, 15 Gulden 9 w. Gr. Räumitzins (ſind Losgüter).

Summa alles Einkommens: 23 b. S. 1 w. Gr. 3 w. Pf. Silberzins erbli; ſteigende und fallende Einkommen: 13 S. 36 w. Gr. am Gelde, 14 Tage Handrobot bei den Kiren und anderen Gärtnern.

In dieſem Dorfe gibt man Theilſillinge, von jeder Perſon 10 (?) w. Gr., wird mit den Bußengeldern einbrat und berenet.

Die Herrſaft gibt dem Pfarrherrn Decem von den Mühlen: 3 Seffel Korn, 3 Seffel Hafer böhmiſ Maß.“

Aus Verſtehendem geht hervor, daß die alte Sage, hier habe früher ein Vorwerk beſtanden, hinfällig iſt, ſonſt wären die Hofedienſte hier und nit in Rumburg geleiſtet worden.

Unter der Stadt Zittau gehörte Seifhennersdorf zu den landmitleidenden Dörfern, d. h. es hatte ſeine Steuern an die Steuerkaſſe des Landkreiſes na Budiſſin abzugeben. Deshalb kam es im Jahre 1713 hier zu einem Streite. In dieſem Jahre erhielt die Gemeinde vom Rathe zu Zittau den Befehl, wenn die Exekution aus Bauen kommen würde, ſo ſolle ſie ihr nits nehmen laſſen. Die Exekution kam und nahm zu Mittage, als die Kühe von der Weide kamen, beim Bauer Andreas Müller im Niederdorfe eine Kuh aus dem Hofe und mit fort. Es wurde Lärm gemat, die Leute eilten mit Spießen u. ſ. w. herzu, und ein Zimmermann zerhieb mit der Axt den Stri, daß die Kuh wieder heimlaufen konnte. Seifhennersdorf aber mußte nun na Zittau liefern, bis 1729 die große Commiſſion aus Dresden kam, wele entſied, unſer Ort habe wie vor Alters Steuern und Kriegsgelder na Bauen abzugeben.

Bei dem großen Brande Zittau’s, am 23. Juli 1757, gingen alle urkundlien Naweiſe über die Dienſte, wele unſere Dorfſaft zu leiſten hatte, verloren. Deshalb fand am 21. Januar 1760 hier eine Verhandlung über dieſelben unter dem kaiſerl. geſwor. Notar Joh. Gottfr. Kretſmann ſtatt. Die Bauern gaben dabei an, daß ſie zuſammenſpannten und 42 Züge ausmaten, jeder Zug aber jährli drei Tage Suttfuhren in der Stadt und jährli einen Tag Handdienſt in der Röhrſeune oder an den Waſſern zu verriten habe; ferner hätten ſie Fuhren bei den hieſigen Mühlen, hätten au die Samenfiſe für den großen Tei, die Geräthſaften zum Fiſen, die Materialien zum Ausbeſſern der Dämme c. herbeizuholen und müßten jährli 34 Klafter weies Holz beſonders aus dem Hartauer und Lüendorfer Forſt na Zittau führen. — Die Gärtner ſeien ſuldig, in der Stadt jährli drei Tage Sutt zu laden und einen Tag an den Röhren zu arbeiten, es wären deren aber nur 21, die übrigen frohnten anderweit (ſo mußten z. B. 11 Gärtner die Kire kehren). — Die Häusler aber mußten jährli drei Tage Sutt laden und dazu, gerade wie die Gärtner, Ha und Saufeln mitbringen.

Seit 1750 wurde eine Gewerbeeuer eingeführt, die 1826 hier 461 Thlr. 22 Gr. 6 Pf. betrug. 1870 ergab Gewerbe- und Perſonalſteuer 1934 Thlr. 29 Ngr. 6 Pf., 1874 aber 8495 Mark. — Zur Beſtreitung der bei Criminalfällen auflaufenden Koſten wurde eine Criminaleuer erhoben (1835: 53 Thlr. 9 Pf.) — 1835 gab au jedes Haus 1 Gr. Raueuer, die Grundſtüsbeſier für jede Ruthe 1 Gr. — Ebenſo gab in dieſem Jahre die Ruthe monatli 1 Gr. zur Kavallerieverpflegung. Dieſe Steuer wurde ſeit 1764 bezahlt, während früher die Städte die Verpflegung der Infanterie und die Dorfſaften die der Kavallerie in Natur zu leiſten hatten. — Grundeuern zahlte unſer Ort 1835: 381 Thlr. 7 Gr. (1877: 5165 Mark auf 71734, 1891: 3243 M. 84 Pf. auf 81095,64 Steuereinheiten). — 1877 betrug die Einkommeneuer 19,809 Mark von 1,613,810 M. ſteuerpflitigem Einkommen. 1891 zahlten 3119 Einkommenſteuerpflitige 21,223 M. 50 Pf. von einem Einkommen von 2,443,850 M. na Abzug von 114,420 M. Suldzinſen. Das Einkommen ergab ſi als: 335,260 M. aus Grundbeſi, 1,054,030 M. aus Gehalt und Löhnen, 866,510 M. aus Handel und Gewerbe. — Zur Handels- und Gewerbekammer wurden in dieſem Jahre 296 M. 99 Pf. abgeführt. — Eine Polizeieuer wurde früher ſeit 1809 zur Unterhaltung der Oberlauſiiſen Polizeijäger erhoben.

Die Gemeindeeinnahme beſtand 1800 in einigen Zinſen von außenſtehenden Kapitalien, einem Gärtelgeld von den Auegärten, dem Patgeld von den Viebigen und je jährli 18 Groſen von den fünf Leinwebern, dem Sneider und dem Bäer. — 1843 beſloß man, daß für jede Steuereinheit 1 Pf., von jeder über 18 Jahre alten männlien Perſon 5 Ngr., von jeder weiblien 2½ Ngr. entritet werden ſolle. Eine Beſteuerung na Klaſſen wurde 1855 eingeführt. Ein neues Steuerregulativ wurde 1875 aufgeſtellt, Die ſeit 1. Januar 1867 eingeführte Hundeſteuer ergab 1882: 636 M., 1888: 1020 M. 1892: 780 M.

Die Gemeindeeuern betrugen 1872: 7826 M. 76 Pf., 1882: 22,866 M. 40 Pf., 1891: 33,518 M. 48 Pf.

Die 1706 in den Städten eingeführte Generalacciſe kam 1708 au auf den Dörfern in Anwendung. Sie fiel mit den Anſluſſe Saſens an den Zollverband mit dem 31. Dezember 1833 weg. (Lete Acciſeeinnahme in Nr. 592). — Seifhennersdorf erhielt von 1834 an ein Nebenzollamt 2. Klaſſe gegen Warnsdorf, das ſi erſt in den Häuſern Nr. 9 und Nr. 36 befand, jet in Nr. 44, und ein Nebenzollamt 2. Klaſſe gegen Rumburg in dem vom Staate gekauften Hauſe Nr. 369. Anfangs befanden ſi im Dorfe nur etlie Grenzaufſeher (jet 8) mit einem Oberaufſeher; 1868 den 16. Januar aber wurde au die Königl. Obergrenzcontrolle von Neugersdorf na Seifhennersdorf verlegt. Dieſelbe verwalteten: Obergrenzcontroleur … … Lehmann, ſeit 1. Juli 1890.


  • Normalschrift
  • Frakturschrift
  • *) Na einer Abſrift aus den weißen Gedenkquatern Anno 1607, Mittw na dem Feſte des heil. Simon Juda sub L. M. 3, mitge­theilt von Herrn Lehrer Hoauf in Rumburg.