Auszüge aus der Melzer-Chronik 1903

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Zierornament

11. Kapitel

Verkehrsweſen.

 


 

A. Zoll und Steuer.

Sachsen-Wappen
Wappen am ehem. Zollamt

Als im Jahre 1834 der deutſe Zollverein ins Leben gerufen war, wurde in Neugersdorf ein Nebenzollamt 1. Klaſſe erritet. Unterhalb der Watſenke an der Löbau-Rumburger Straße war die Zollabfertigungsſtelle. Das Haus war von dem Watſenkenbeſier Junge für 123 Taler ermietet worden. Es diente au zur Amtswohnung für den Zolleinnehmer, den berittenen Grenzaufſeher und den Amtsdiener. 1888 iſt die Ueberſiedlung in das vom Staate erbaute, der Watſenke gegenüber liegende Haus erfolgt. Dort ſtanden zuvor 2 kleinere Häuſer, die Häntſ und Roſer gehörten, wele abgeriſſen worden ſind. Vor dem Bahnbau iſt der Verkehr auf dem Zollamte ein lebhafterer geweſen als jet. Die Waren, wele aus böhmiſen Grenzorten na dem Bahnhofe zu Löbau gefahren wurden, gelangten zumeiſt hier zur Verzollung. Der Garnblei- und Veredlungsverkehr zwiſen Saſen und Böhmen hatte ebenfalls die Geſäftstätigkeit erhöht. Es war daher früher das Zollamt ſtärker beſet als jet. Zur Zeit des höſten Verkehrs beſtand das Beamtenperſonal aus 1 Zolleinnehmer, 2 Aſſiſtenten, 2 Grenzaufſehern und 1 Amtsdiener, während gegenwärtig nur 1 Oberzolleinnehmer, 1 Zollaſſiſtent und 1 Reviſionsaufſeher angeſtellt ſind.

Früher waren die Kgl. Oberkontrolleure und die berittenen Grenzaufſeher hier ſtationiert. 1868 aber wurde die Obergrenzkontrolle von hier na Seifhennersdorf verlegt.  Das Hauptzollamt befindet ſi in Zittau. Gegenwärtig ſind 6 Grenzaufſeher unter einem Poſten­führer hier angeſtellt, wele die Grenze vom Bahnübergang in Spreedorf bis na Seifhennersdorf zu begehen haben und Tag und Nat, um Zollhinterziehungen zu vermeiden, abweſelnd ihres Dienſtes zu walten haben. Früher war ſoler Grenzdienſt gefährlier als jet, wo die Zollvergehen no zur Beſtrafung gelangen, wenn ſie na der unerlaubten Einfuhr entdet werden. War es do am 31. Januar 1835 geſehen, daß die drei Brüder Gottfried, Karl und Benjamin Neumann aus Niederleutersdorf im ſogen. Höllengrunde beim Paſen ertappt und infolge ihres energiſen Widerſtandes erſoſſen worden ſind. Fritſe hat Seite 163 ― 67 die zahlreien Namen der im Zoll-, Grenz- und Steuerdienſte angeſtellten Beamten genannt. Es iſt maner bekannte Name darunter, au wird vielen Bewohnern maner der Beamten in Erinnerung geblieben ſein, aber da dieſe zumeiſt nur kurze Zeit hier verblieben ſind, würde die Aufzählung der langen Reihe von Namen zu weit führen. Außerdem iſt hier no ein Steueraufſeher im Amte, weler beim Brauen, Deſtillieren, Slaten u. dgl. die Kontrolle ausübt. Die betr. Steuern ſind an das Zollamt zu entriten. Statiſtiſe Nariten über Einnahmen aus Zöllen und Steuern, wie ſie bei Eiſenbahn und Poſt gegeben ſind, können leider hier nit dargeboten werden.


B. Eiſenbahn.

Die erſte Bahn in Saſen war die Leipzig-Dresdener Eiſenbahn, die erſte Bahn der Oberlauſi war die von Löbau na Zittau, der Bahnhof zu Oberoderwi war lange Zeit für unſern Ort der näſte. Der Hauptverkehr ritete ſi aber na dem Bahnhofe zu Löbau. Am 1. November 1873 wurde die Stree von Löbau na Ebersba dem Verkehr übergeben. Von Ebersba aus wurde die Bahnſtree über Alt- und Neugersdorf, Eibau, Leutersdorf, Seifhennersdorf weiter gebaut. Der erſte Spatenſti erfolgte hier unter großer Feierlikeit am 1. September 1872. Die Stree wurde am 1. November 1874 eröffnet. Vom 15. September 1876 an ging die Bahn über Seifhennersdorf, Großſönau na Zittau weiter. Die andere Linie na Zittau von Eibau über Oberoderwi wurde erſt im Jahre 1879 fertiggeſtellt. Von Ebersba aus erfolgte der Anſluß na Sohland, wele Stree am 1. Mai 1875 in den Verkehr eintrat, bis dann die Verbindung na Biſofswerda hergeſtellt wurde. Die böhmiſe Nordbahn war bis Rumburg am 16. Januar 1869 geführt worden. Im Herbſt dieſes Jahres wurde ſie bis zum kleinen Kohlenbahnhof bei den ſogen. Steefiteln weitergeführt, bis dann die Verbindung mit Ebersba am 1. November 1873 hergeſtellt wurde. Erſt ſpät iſt unſer betriebſamer Ort dem Bahnverkehr angeſloſſen worden, und es mußten bis dahin die ankommenden und abgehenden Güter mit Wagen befördert werden. Selbſtverſtändli herrſte damals ein viel größerer Wagenverkehr auf den Straßen als jet. Die Güter wurden von hier aus auf der Staatsauſſee über Kottmarsdorf na Löbau und die dort eingetroffenen hierher gefahren. Die Kohlen, deren die damals emporwaſende Induſtrie ſon viele bedurfte, wurden von Rumburg und dann vom Kohlenbahnhof in den Steefiteln mit Geſirr abgeholt. Dies änderte ſi alles mit der Eröffnung des Bahnverkehrs am Orte. Wie man ſehnliſt na dem Bahnanſluſſe verlangt hatte, ſo war die Freude über die Erfüllung dieſes Bedürfniſſes eine große. Es iſt kaum glaubli, daß unſer Ort zunäſt keinen Bahnhof erhalten ſollte, während für das kleine Eibau ein ſoler in Ausſit genommen war. Der für Gersdorf beſtimmte Bahnhof ſollte in die Nähe der Ameiſe auf Ebersbaer Flur kommen. Die beiden Gemeindevorſtände Neumann und Herbri waren bei der Kgl. Generaldirektion perſönli vorſtellig geworden, jedo ohne Erfolg. Einer der Räte hatte geſagt: Betonen Sie nur Gersdorf nit ſo ſehr. Vielleit hat er ſpäter ſeinen Irrtum eingeſehen. Dur verſiedene Petitionen war es do no dazu gekommen, daß das urſprünglie Projekt abgeändert wurde. Na einer neuen Vermeſſung wurde der Bahnhof auf ſeine jeige Stelle verlegt, zwei Häuſer mußten dabei weggeriſſen werden. Das Areal gehörte teils na Altgersdorf, teils zur Ebersbaer Seite. Nun ſollte der Name der Station Altgersdorf heißen. Der Fabrikbeſier H. W. Herzog aber erbat ſi eine Audienz bei Sr. Majeſtät dem Könige und bewirkte, daß der Bahnhof nit blos den Namen Altgersdorf ſondern au Neugersdorfs führe. So wurde die Station Alt- und Neugersdorf genannt, welen Namen ſie au 25 Jahre geführt hat, bis die unter dem Namen Alt- und Neugersdorf ſeit 1. Januar 1899 vereinigte Gemeinde am 1. September 1899 den Namen Neugersdorf erhielt.

Der Bahnhof ſelbſt iſt für den hieſigen Verkehr nit geräumig genug. Er hat etwa dieſelbe Größe wie der Bahnhof zu Sohland, weles damals die gleie Zahl von Bewohnern wie Alt- und Neugersdorf hatte. Der Güterboden lag früher dem Bahnhofe gegenüber na Norden. Er erwies ſi bei dem ſteigenden Verkehr gar bald zu klein. Er wurde abgebroen und ein neuer Güterboden weſtli vom Bahnhofe aufgebaut. Au dieſer war nit geräumig genug und mußte erweitert werden. Das Rangieren der Güterzüge iſt bei der geringen Ausdehnung der Bahngleiſe mit Swierigkeiten verbunden. Seit Jahren ſollen die Sienen vermehrt und die Wege verlegt werden. Die darüber gepflogenen Verhandlungen haben bisher no nit zum Ziele geführt. Eine Aenderung ſteht in der näſten Zeit bevor.

Aus der beigefügten Tabelle geht hervor, wel großen Aufſwung der Perſonen- und Güterverkehr im Laufe der Jahre genommen hat. Hat ſi der Perſonenverkehr mehr als verdoppelt, ſo hat ſi der Güterverkehr verfünffat.

Das Bahnperſonal beſteht gegenwärtig aus 1 Inſpektor, 1 Güterkaſſierer, 4 Bahnaſſiſtenten, 1 Bodenmeiſter, 4 Weienwärtern, 1 Bahnſteigſaffner, 4 Aſpiranten, 1 Stationsgehilfen, 4 Paern. Außerdem ſind 15 Bahnarbeiter beſäftigt. Als Inſpektoren ſind bisher angeſtellt geweſen die Herren: Freytag, Sammler †, Georgi, Nebe, Killig, Hammer †. Gegenwärtig verkehren 14 Perſonenzüge, je 7 na beiden Ritungen, darunter abends ein Snellzug, während der Morgenſnellzug ſeit 1902 aufgehoben iſt. Güterzüge gibt es 8. Der Wagenverkehr na und von dem Bahnhofe iſt ein ſtarker, wie aus der umſtehend genannten Tonnenzahl im Güterverkehr zu erſehen iſt. Eine Zählung am 9. Dezember 1902 hat ergeben, daß auf der Hauptſtraße von und na dem Bahnhofe 214 Wagen gefahren ſind. Renet man auf der anderen Seite faſt die gleie Zahl, ſo gehen tägli cirka 400 Wagen hin und her.

Am 1. November 1874 Eröffnung des Bahnhofes Alt- und
Neugersdorf.

v.1./11. 1874– 31./12.1874187518801885189018951900
a. Im Perſonenverkehr:
Zahl der abgegangenen Perſonen69354506350331615428734310693699516
Zahl der angekommenen Perſonen746048795577616125489219107984iſt nit mehr zu erſehen
Zuſammen1439593858108092122796176562214920
Gewit des abgegangenen Reiſegepäskg2120261903942956003105416141940
Gewit des angekommenen Reiſegepäskg2975260503558354308113239163910
Zuſammen50955224075012110311218655305850
Die Einnahmen aus dem Perſonenverkehr betrugen
  im AbgangMk.24011658326526393054771258096
  in der AnkunftMk.19681632227518365275537862259
Zuſammen4369329055404475832103090120355
b. Im Güterverkehr:
Abgegangene Güter inTonnen39925774386567493361313216950
Angekommene Güter inTonnen1702156913083534224524446104181317
Zuſammen2101182483522139898617807417398267
Die Einnahmen aus dem Güterverkehr betrugen aus den
  abgegangenen GüternMk.62103490039963479366791786903nit
m. z.
erſ.
  angekommenen GüternMk.8555617309642599457140061186941
Zuſammen1476596630136388147393207978273844
Zahl der Fratbriefe im Abgang1894128781344822116276154189150117
Zahl der Fratbriefe in der Ankunft167396501363418187246243252348842
Zuſammen3567225282708240303522397441498959

 


 

C. Chauſſeegeldeinnahmen.

Chausseehaus
ehem. Chausseehaus (~1954)

Als 1829 die Staatsauſſee gebaut worden war, wurde hier eine Stelle zur Erhebung von Chauſſeegeld erritet. Das Chauſſeehaus wurde in der Nähe der Kire, dem jeigen Kaiſerlien Poſtamt gegenüber, erbaut. Das Areal dazu wurde von Wilhelm Söbel für 100 Taler erworben. Am 1. März 1830 wurde die Einnahmeſtelle eröffnet. Als Einnehmer waren kurz na einander bis 1836 angeſtellt: Ko, Wileder, Mette. Als ſoler war ſon ſeit 1827 Karl Benjamin Hoffmann in Neugersdorf tätig, ein Enkel des früher genannten Vizeriters und Chirurgen Hoffmann. Dieſer iſt von 1836 ― 56 Chauſſeegeldeinnehmer geweſen. Ihm folgte Maximilian Mori Bartſ, weler bis Ende 1885 angeſtellt geweſen iſt. Na der Eröffnung der Eiſenbahn im Jahre 1875 nahm ſelbſtverſtändli der Fratverkehr auf der Chauſſee immer mehr ab, und es handelte ſi hauptſäli no um den Ortsverkehr na dem Bahnhofe. 1885 wurde dur das Land hindur die Einnahme von Chauſſeegeld geſeli aufgehoben. Das Amt eines Einnehmers kam in Wegfall, und das Chauſſeehaus wurde vom Färbereibeſier Söbel aufgrund des Vorkaufsretes erworben. Als Chauſſeewärter waren ſeit Eröffnen der Chauſſee angeſtellt: Gottfried Müller 1832, Andreas Bräuer bis 1842, Karl Traugott Pfeifer bis 1884, ſeitdem und no jet Friedri Wilhelm Gabriel.

 


 

D. Poſt.

Son oben iſt erwähnt worden, daß ſeit 1836 Chauſſeegeldeinnahme und Poſtverwaltung von demſelben Beamten und au in demſelben Hauſe, dem Chauſſeehauſe zu Altgersdorf, ausgeübt wurde. Zuvor aber war die Poſtexpedition in Neugersdorf geweſen, weshalb au der Name des Poſtamtes Neugersdorf na Verlegung auf Altgersdorfer Grund und Boden verblieb. Dur alle Wandlungen der Ortsbenennungen hat au das Poſtamt dieſen Namen behalten. Der ſon genannte Karl Benjamin Hoffmann war ſeit 1. Mai 1827 Poſtverwalter und hat in ſeinem eigenen Hauſe bis zur Ueberſiedelung in das Chauſſeehaus im Jahre 1835 die Poſtgeſäfte beſorgt. Vorher waren na einander Löbauer Poſtboten Vater und Sohn Karl Gottlieb Müller, wele no jet als Boten-Müller bezeinet werden. Dieſe beſorgten mit der Fahrpoſt von und na Löbau, wele tägli zweimal verkehrte, die ankommenden und abgehenden Poſtſaen. Selbſtverſtändli war der Poſtverkehr damals ein gegen ſpätere Zeiten ſehr geringfügiger. Als aber das Geſäftsleben in den 70er Jahren einen großen Aufſwung erfuhr, ſo übte dies auf den Poſtverkehr ſeine Einwirkung aus. Es mußte die Poſtverwaltung von der Chauſſeegeldeinnahme abgetrennt werde. Herr Bartſ, weler beide Aemter bisher verwaltet hatte, verblieb Chauſſeegeldeinnehmer, und als Poſtverwalter wurde Herr Heinri Birklit angeſtellt. 1878 wurde für die Poſt ein eigenes Gebäude mit Amtswohnung für den Poſtvorſteher erbaut. Dies geſah von den Firmen C. G. Hoffmann und Auguſt Hoffmann. Später ging das Haus in den Beſi der Firma C. G. Hoffmann über und iſt von der Poſtverwaltung gemietet. Das Poſtgebäude iſt 1890 nit unerhebli vergrößert worden, iſt aber trodem zu klein für den ſi immer weiter ausbreitenden Verkehr. Es ſteht daher ein ſeit Jahren angeregter Neubau für das Poſtamt bevor.

Die Verwaltung der Poſt hat an den politiſen Veränderungen Anteil genommen. Bis 1867 war ſie Königli ſäſiſe Poſt, und die Beamten trugen gelbe Uniformen, von da an wurde ſie Norddeutſe Poſt, und die Uniformierung wurde blau. Na der Wiedervereinigung des Deutſen Reies iſt ſie Kaiſerlie deutſe Poſt geworden. Das Poſtamt hat bei dem ſtetigen Wastum des Verkehrs die verſiedenſten Steigerungen erfahren. Aus der urſprünglien Poſtexpedition iſt ein Poſtamt 3. Klaſſe geworden. 1888 wurde es zur 2. Klaſſe erhoben und ein Poſtmeiſter in der Perſon des Herrn Joſef Bonig angeſtellt. Seit 1900 iſt es Poſtamt 1. Klaſſe unter einem Poſtdirektor geworden. Der erſte Poſtdirektor war bis 1902 Herr Bra, der gegenwärtige iſt Herr Reiel. Die Zahl der Beamten und Unterbeamten hat ſi ebenfalls raſ und ſtark vermehrt. Früher waren nur 1 Poſtbeamter und ein Poſtbote in Tätigkeit. Im Jahre 1880 verſahen 1 Poſtvorſtand mit 1 Poſtgehilfen und 4 Poſtboten die Geſäfte, gegenwärtig beſteht das Poſtperſonal aus 1 Poſtdirektor, 1 Oberpoſtpraktikanten als deſſen Stellvertreter, 1 Telegraphenbauführer, 9 Aſſiſtenten und 3 Poſtgehilfen, ferner aus 1 Oberpoſtſaffner, 1 Oberleitungsaufſeher, 7 Poſtſaffnern, 2 Briefträgern, 4 Poſtboten.

BriefſendungenPaket- und Wert­ſendungenPoſtnanahme-ſendungenPoſtaufträge
einge- gangen.aufge- gebeneeingeg. Pakete ohneeingeg. Bf. u. Pakt. mitaufgeg. Pakete ohneaufgeg. Bf. u. Pakt. miteingeg. St.Na­nahme­betragaufgeg. St.Nach­nahme­betrageingeg. zur Geldein­ziehungeingeg. zur Geldein­ziehungeingeg. Z. Akzpt.-Einh.aufgegeb. zur Geldeinz. und Akzpt.-Einhg.
StüWertangabe
Stü
Wertangabe
Stü
Mk.Mk.St.Mk.St.
1884
16410615165012186252015084302414041002611167290778783236537
1889
202514181714195422425199102798268340245598418611241000361461
1894
3107782580762763627462911632784575457501079971115172477895792
1899
5331564656443579356950045443610652156691404510430168327089161462
1902
67329660153645637324360532349999291376523510101188154127304821263
PoſtanweiſungenTelegrammePorto und Tele-
graphen-Gebüh-
ren-Einnahmen
Einnahmen aus
d. Verkäufe von
Weſelſtempel-
marken
Zahl der Fern-
ſreſtellen
Zahl der aus-
geführten Ver-
bindungen
eingezahlteausgezahlteaufgegebeneeingegang.
StüBetragStüBetragStüStüMarkMark
1884
109937696508942867897272982178
1889
17415109103111035972685234721573861419101638151
1894
2314513411451563714239473050295354617183862276689
1899
3728422023952962627350615123520688895285988387214
1902
408762465383334822983300533849711150183599161590565

Son unter norddeutſer Poſtverwaltung wurde eine Telegraphenſtation erritet. Die Fernſpreeinritung iſt ſeit 1. Januar 1880 in Betrieb genommen. Zuerſt waren nur 11 Teilnehmer, deren Zahl gegenwärtig auf 161 geſtiegen iſt. Zur Aufnahme weiterer Anſlüſſe ſind 1903 Kabel gelegt worden. Wie ſtark der Poſtverkehr gewaſen iſt, ergiebt ſi aus der vom Kaiſerlien Poſtdirektor günſtigſt übermittelten, auf vorhergehender Seite befindlien Tabelle vom Jahre 1884 ab.

Der Briefverkehr hat ſi ſeitdem vervierfat. Die Zahl der ankommenden und abgehenden Briefe beträgt jährli 1 ¼ Million, tägli durſnittli 3500. Die cirka 1850 tägli eingehenden Briefe gelangen in 5 Botengängen zum Austragen. Pakete kommen und gehen ab jährli 120 000. Die 350 im Durſnitt tägli ankommenden Pakete und Wertſendungen werden tägli dreimal ausgetragen. Bedeutend iſt der Geldverkehr dur Poſtanweiſungen. Es werden jährli cirka 2 ½ Millionen Mark ein- und cirka 3 Millionen Mark ausgezahlt. Der Paketverkehr hat ſi ſeit 1884 vervierfat, der Geldverkehr in Poſtanweiſungen verdreifat. Die Poſt hat au den Verkauf von Weſelſtempelmarken und zahlt die Beträge für Alters- und Invalidenrenten an die Empfänger in jedem Monate aus.

 


 

E. Löbauer Bank.

Dieſe iſt, wie der Name beſagt, in Löbau und zwar im Jahre 1889 gegründet worden und wie in Görli, Bauen, Zittau, Seifhennersdorf ſo au in Neugersdorf eine Zweigniederlaſſung erritet. Dies geſah am 15. Juni 1891 in dem Seitengebäude des dem Kaufmann J. W. Röthig gehörenden Hauſe, weles bald darauf entſpreend erweitert wurde. Es werden Bankgeſäfte aller Art betrieben, wodur eine Erleiterung im Verkehr für die hieſigen großen Geſäfte bewirkt worden iſt. Als Direktor der Bank war von 1891 ― 1896 Herr Alwin Oeſer angeſtellt, ſeit dieſer Zeit Herr Arthur Geißler. Als Aufſitsräte haben die Herren Fabrikbeſier Hermann Klippel ſeit Beſtehen der Filiale Neugersdorf, und Alfred Hoffmann ſeit 1894 fungiert. Bei Begründung der Bank waren 3 Beamte tätig, gegenwärtig ſind es 10, ein Zeien, daß ſi die Geſäfte der Bank in der kurzen Zeit des Beſtehens und tro der Swierigkeiten, wele dur den Zuſammenſturz der Leipziger Bank vorübergehend entſtanden waren, weſentli gehoben und erweitert haben. Dies beweiſen au die Umſäe der nabenannten Jahre:    1892: 19 393 735.78 M.;    1897: 59 628 175.64 M.;    1902: 97 161 143.39 M.

Die Bank hat 4 500 000 Kapital in 4500 Aktien zu 1000 Mark, urſprüngli 300 000, wele in den verſiedenſten Jahren erhöht worden ſind, zulet 1900 um 1 500 000 Mark.

Als Dividenden ſind in den Jahren 1892 ― 1902 gezahlt worden 6, 6 ½, 6 ½, 7, 6 ½, 7, 8 ½, 8, 4 ½, 5 %.

 


 

Quelle: Chronik von Neugersdorf, bearbeitet von Carl Melzer, Pfarrer. 1903