Auszüge aus der Melzer-Chronik 1903

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Zierornament

10. Kapitel

Beſäftigung der Bewohner.

 


 

A. Landwirtſaft.

Ueberall iſt die erſte Beſäftigung der Bewohner Landwirtſaft geweſen. In unſeren Orten konnte dieſelbe nie als ausſließlier Nahrungszweig betrieben werden, da der vorhandene mäßige Flurbezirk Eigentum der Gutsherrſaften war und dieſe den Anbauern zu ihren Häuſern nit ſo viel Areal verkauften, daß ſie darauf Landwirtſaft in größerem Umfange hätten treiben können. Die Hausbeſier bebauten ihre Hausgrundſtüe und hielten ſi Kühe, die ſie von den Hirten treiben ließen. Als ſpäter größere Streen des Waldbeſtandes urbar gemat wurden, konnten ſi einzelne auf dieſe Weiſe Aeer, Räumigte, Fiebige, Laßäer und dergl. erpaten, au erkaufen, immerhin blieb aber Landwirtſaft nur eine Nebenbeſäftigung der Bewohner. Ausnahme maten von Anfang die größeren Fläen Grundbeſi, wele zum Zittauer und Rumburger Kretſam, ſowie zur Pfarrwiedemuth gehörten, jedo iſt au dieſer Grundbeſi bei der Vergrößerung der Gemeinde dur Verwendung zu Bauſtellen immer kleiner geworden. Wohl haben bei der Verringerung der Feldgrundſtüe im eigenen Flurbezirke verſiedene Bewohner auf den Nabarfluren von Georgswalde, Eibau, Ebersba Felder gepatet, aber bei dem geringen Ertrage der Landwirtſaft und der gänzli veränderten Beſäftigung der Bewohner iſt ſehr wenig Neigung (au nebenbei) zum Bebauen der Felder mehr vorhanden, ſo daß nur wenige gegen frühere Jahre ſi ihre eigenen Nahrungsmittel erbauen. Damit hängt no zuſammen, daß der Viehbeſtand gegen frühere Zeiten weit geringer geworden iſt. Kühe, die ſonſt faſt in jedem Hauſe vorhanden waren, finden ſi nur no in wenig Häuſern vor, Ziegen, wele von den Wieſen der Hausgrundſtüe ihr Futter erhalten, ſind zahlreier, Pferde, wele zumeiſt im Fabrik- und Gewerbebetriebe verwendet werden, haben ſi bedeutend an Zahl vermehrt. Die Ergebniſſe der Viehzählung in Jahre 1900 ſind folgende: 107 Kühe, 178 Pferde und 516 Ziegen. Hühner waren 2441 vorhanden.

Es iſt ſelbſtverſtändli, daß eine Gemeinde von mehr als 11 000 Seelen, wele nur einen kleinen Flurbezirk hat, auf Zufuhr der Lebensmittel von auswärts angewieſen iſt. Früher gab es 5 Mühlen, auf denen au die hieſigen Bewohner ihr Getreide gemahlen haben. Eine na der andern iſt eingegangen, bis zulet die Beerbergwindmühle abgebroen worden iſt. Jet wird das Mehl von auswärts eingeführt, und von den Bäern verbaen, dur Viehhändler wird das Vieh den Fleiſern beſafft und im hieſigen Slathofe geſlatet, nur ſelten no gehen die Fleiſer wie in früheren Zeiten in die Umgegend auf den Handel und treiben oder fahren ihr Vieh herzu. Die Kartoffeln werden dur Händler von anderen Gegenden dur die Eiſenbahn hierher gebrat und im einzelnen abgeſet. Die Mil wird von den Gütern und Wirtſaften der umliegenden Ortſaften bezogen und von Milhändlern in den Häuſern verkauft, die Butter aus auswärtigen Molkereien in der Nähe und Ferne, das Gemüſe namentli aus Zittau von Händlern hier in den Häuſern und auf dem Markte, weler ſeit den 90er Jahren eingeritet worden iſt, abgeſet; die Ernährung der volkreien Gemeinde geſieht ähnli wie in einer Großſtadt.

Auf den hieſigen Aeern werden hauptſäli Kartoffeln angebaut, außerdem Roggen und Hafer, ſelten iſt ein Stü mit Weizen anzutreffen. Außerdem wird neben dem Wieſenbau no Kopfklee zur Fütterung gezogen, ſelten Runkeln und Rüben.


B. Weberei.

Son die erſten Anſiedler haben Weberei betrieben und in ihren Häuſern Stühle aufgeſtellt. Das geht aus den Abgaben, wele die Grundherrſaften erhoben, deutli hervor. In Altgersdorf mußte für jeden Webſtuhl 1 Taler Stuhlzins abgegeben werden, in Neugersdorf nur 4 Groſen 8 Pfennig Stuhl- und Gewerbezins. Bei dem geringen Aerbau war Weberei der Hauptnahrungszweig. Hatte do bei der Gründung der Gemeinde die Kommiſſion, wele die Oertlikeit beſitigte, Bedenken getragen, daß ſo viele Menſen daſelbſt Nahrung finden könnten. Die Landwirtſaft hätte ſie ihnen nit gebrat, aber dur Weberei haben ſie ſi ihr Brot verdient. In damaliger Zeit lag nun der Gewerbebetrieb hauptſäli in den Städten, ſo daß die Weber auf dem Lande ihre Waren na der Stadt abſeen mußten. Früher hatte Zittau das Weben auf den Dörfern gar nit zugeben wollen, ja es waren ſogar die Stadtweber mit Geritsdienern na den Dörfern gekommen und hatten den Landwebern Stühle und Garn weggenommen. Später geſtattete man das Weben gegen den hohen Zins von 1 Taler für den Stuhl. Daraus hatte Zittau eine bedeutende Einnahmequelle, betrug do die Zahl der Stühle auf den Zittauer Dörfern im Jahre 1729 bei einer Zählung 5201. Altgersdorf hatte in dieſem Jahre 145 Stühle, Neugersdorf im Jahre 1759 340 Stühle. Im Jahre 1830 wurde der Stuhlzins auf ½ Taler herabgeſet und 1848 ganz aufgehoben.

Es wurde lange Zeit hindur nur Leinwand gewebt, und zwar grobe, rohgarnige Saen. Im Anfange des 18. Jahrhunderts kam weißgarnige Leinwand auf, weshalb man Garnbleien anlegte. Eine ſole war bei den jeigen Fünfhäuſern, ſpäter auf der Altgersdorfer Hutung, an wele no jet der Name Bleienſtraße erinnert. Die gefertigten Waren wurden hauptſäli na Zittau, ſpäter au na Herrnhut an die Dürningerſe Handlung geliefert, au na Eibau und Ebersba, wo mehrere Fabrikanten Geſäfte begründet hatten. Gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts entſtanden au hier Geſäftshäuſer. So findet ſi au im Königlien Hauptſtaatsariv Loc. 11126 ein Aktenſtü vor über Johann Chriſtian Eihorn. Dieſer hatte ſi im Jahre 1788 an den Kurfürſten mit dem Anſuen um Erlaubnis zum Betriebe des Barattohandels gewendet. Eihorn hatte na ſeinen Angaben 150 Stühle gehen und beſäftigte au ausländiſe Weber. Er wollte den Groß- und Kleinhandel einführen gegen 1 % vom Taler Ertrag und 4 Pfennig Zoll vom Taler. Da er ſeine Waren na dem Auslande vertrieb, ſo wollte er von dort Kaffee, Zuer u. dgl. beziehen und ſeinen ausländiſen Webern ſtatt Geld den Lohn in Waren abgeben. Er wollte dadur, wie er angab, das Geld im Lande behalten, in Wirklikeit wird es ihm um doppelten Verdienſt geweſen ſein, erſt an ſeinen Webwaren und dann an den Kolonialwaren. Aufgrund der Bedenken des Landeshauptmanns zu Bauen und der Finanzbehörde wurde Eihorn abſlägli beſieden. Im Jahre 1791 hat ſi dann Eihorn nomals an den Kurfürſten gewendet und um ein Darlehn von 6000 Taler gebeten, da der Leinwandhandel ſlet gehe, und wenn er ſein Geſäft einſtelle, ſo würde die Weberbevölkerung Not leiden und die Kundſaft ſi na Böhmen wenden. Eine Antwort darauf iſt nit vorhanden. Sein Geſäft wird wohl eingegangen ſein, wie au die von einigen andern, wie na Fritſe S. 200 anzunehmen iſt. Um jene Zeit haben au die erſten hieſigen Fabrikanten die Leipziger Meſſe beſut, der erſte Meßbeſuer ſoll Johann Chriſtian Priebs aus Altgersdorf geweſen ſein. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts kamen wieder einige Geſäfte hier auf, wele ſi zu größerer Blüte entfalteten. Es waren hauptſäli die beiden Brüder Miael, wele die Baumwollenweberei betrieben und viele Leute beſäftigten.

Es wurden Nankins, weiße Kattune oder Kitteis gewebt, au begann man die Anfertigung von Ro- und Hoſenzeugen. Als während der Freiheitskriege die Weberei ins Stoen gekommen war, fertigte am bunte baumwollene Tüer und oſtindiſe Stüel Nankins. In den 20er Jahren kamen die Meßköper auf, wele na den Donaufürſtentümern, ja na Grieenland, der Türkei und Perſien vertrieben wurden. In den 30er Jahren wurden Atlaſſe, Maneſter und Gurts gefertigt, und ſpäter halbwollene bunte Waren. Au wurde viel Ware gedrut.

Die Zahl der Fabrikanten mehrte ſi. Während im Jahre 1810 nur 6 die Leipziger Meſſe bezogen, betrug die Zahl derer, wele im Jahre 1857 na Leipzig, Breslau, Frankfurt a./O. c. mit ihren Waren zogen, bei 30; ſpäter vermehrte ſi die Zahl, während jet kaum no jemand zur Leipziger Meſſe kommen dürfte. Unſere Fabrikanten zeigten ein reges Vorwärtsſtreben. Sie verbeſſerten die Stühle, riteten Jacquardſtühle mit Trittſemeln ein, beſafften Stärke-, Treibe- und Zwirnmaſinen, ſtellten Preſſen und Mangeln auf und maten ſi alle Erfindungen der Zeit zu Nue. Da unſer Ort Männer hatte, die nit blos einſitsvoll und beharrli waren, ſondern au fleißig, tatkräftig und unternehmend, ſo hat ſi au in unſerer Gemeinde die Induſtrie zu einer Blüte entwieln können, über die wir uns freuen und Gott danken können, und die unſeren Ort zu einer ſolen Größe gebrat hat, daß er der volkreiſte unter allen Orten der Lauſi geworden iſt.

Der Induſtrie und den einzelnen größeren Fabriken ſeien die folgenden Zeilen gewidmet.

 


 

C. Induſtrie.

Ortskarte
Ortskarte
Alt- und Neugersdorf 1882 und 1914

Eine der witigſten Erfindungen des vergangenen Jahrhunderts, wele umgeſtaltend auf die verſiedenſten Gebiete des Lebens eingewirkt hat, iſt die Erfindung der Dampfkraft. Sie hat au auf die Tätigkeit in unſerer Gemeinde einen weittragenden Einfluß ausgeübt. Früher ſtanden in faſt jedem Hauſe Webſtühle, manes Mal vier in einer Stube, an denen fleißig oft bis in die tiefen Nat­ſtunden gewebt wurde, während die Kinder an den Spul- und Treiberädern ſaßen und ihr Ziel erreien mußten. In den Häuſern der Faktoren und Handelsweber war im Hinterhauſe die Färberei, auf den mit vielen kleinen Fenſtern verſehenen Manſarden die Sererei. Reges Leben und Treiben herrſte in den Häuſern bei allen Familienmitgliedern. Das Klappern der Webſtühle hat aufgehört, ſelten findet ſi no ein Webſtuhl aus vergangenen Zeiten vor. Nur ältere Leute und Kinder ſien no daheim an den Treiberädern und treiben für die Fabrik. Au dies wird immer weniger, und die Zeit wird nit mehr fern ſein, wo au dieſe Haustätigkeit aufhören wird. Dagegen hört man das Sauſen der Fabriken, und der größte Teil der Ortsbewohner nit blos, ſondern viele Hunderte aus den Nabarortſaften ſtrömen in die Fabriken, um daſelbſt ihre Tätigkeit auszuriten. Es ſind manerlei Klagen darüber laut geworden, daß ſi ſole Aenderung vollzogen hat. Man hat es beklagt, daß ſo viele kleine ſelbſtändige Exiſtenzen dur den Groß- und Fabrikbetrieb vernitet worden ſind, daß das Familienleben geloert worden iſt, daß das Leben und Treiben haſtiger und unruhiger geworden, daß tro größeren Verdienſtes die Unzufriedenheit gewaſen iſt, daß die ſozialen Mißſtände dadur hervorgerufen ſeien u. dgl. mehr. Wenn au dagegen nits eingewendet werden ſoll, das Rad der Zeit rollt weiter, und man kann ihm nit in die Speien greifen. Was wäre denn aus unſerm Orte und aus unſrer Bewohnerſaft geworden, wenn man auf dem alten Standpunkte verblieben wäre ? Man kann es nur mit Freuden anerkennen, daß ſi zur reten Zeit in unſrer Gemeinde intelligente und tatkräftige Männer gefunden haben, wele ſi die Errungenſaften und Erfindungen der Neuzeit zu Nue gemat und den Handbetrieb in Dampfbetrieb übergeleitet haben. Nur dadur iſt es ihnen mögli geweſen, ihre zuerſt kleineren Geſäfte ſo zu vergrößern, daß ſie weithin bekannt und genannt worden ſind.

Wie auf jedem Gebiete Stilleſtand zum Rügang wird, ſo ſind au unſere Fabrikbeſier nit bei dem Erreiten ſtehen geblieben, ſie haben nit blos ihre Fabriken erweitert, ſondern mit den beſten Maſinen und teniſen Anlagen verſehen. Da bei einem großen Betriebe alles ineinander greift, ſo ſind die verſiedenſten Nebenzweige eingefügt worden, Tiſlerei, Sloſſerei, Seilerei, Bubinderei u. dgl. Seit vielen Jahren iſt elektriſe Beleutung durgeführt und auf ſanitäre Einritungen iſt Rüſit genommen. Mehrere Male hat unter ſwierigen Verhältniſſen die Fabrikation geändert werden müſſen, an Stelle früherer Artikel hat man neue fabriziert, um ſi neue Abſagebiete zu erwerben. Im Laufe der Jahre ſind au in anderen Zweigen, als in der Textilbrane Fabriken entſtanden, wele teils mit derſelben verbunden ſind, wie die Webſtuhlfabriken, Maſinenſloſſereien, Eiſengießereien, Konfektion, teils als beſondere Unternehmungen daſtehen, wie Suhfabrik, Dampfſägewerk, Dampfziegelei, Glasmanufaktur.

Bei der ſtetigen Zunahme und Ausdehnung der Fabrikbetriebe konnte es nit ausbleiben, daß die Zahl der Ortsbewohner immer mehr anwus. Von den umliegenden Ortſaften nit blos, ſondern von weiter her kommen namentli jüngere Leute hierher, au na Erritung der Eiſenfabriken aus anderen Gegenden, namentli aus Oberſleſien. Die Zahl der Bewohner und Häuſer vermehrte ſi von Jahr zu Jahr. Die große Ausdehnung, wele unſer Ort erfahren hat, verdankt er der regen induſtriellen Tätigkeit. Wie die Zahl der Fabrikarbeiter gewaſen iſt, und wie in einem 15 jährigen Zeitraume ſi namentli Altgersdorf induſtriell gehoben hat, iſt aus nafolgender, auf amtlier Zählung beruhender Liſte zu erſehen:

1882 Altg.905,Neug. 3312== 4217,
1892 Altg.1506,Neug. 4708== 6214,
1896 Altg.1903,Neug. 4765== 6668,
1897 Altg.2045,Neug. 4417== 6462,
1899 dievereinigteGemeinde6825,3819 männli,3006 weibli
1900 dievereinigteGemeinde7214,4154 männli,3060 weibli
1901 dievereinigteGemeinde6869,3853 männli,3016 weibli
1902 dievereinigteGemeinde7060,3999 männli,3061 weibli

Hierauf mögen nun die einzelnen Firmen mit den witigſten Nariten über dieſelben Erwähnung finden.

[Die Lage der Firmen wird bei Anklicken der Firmennamen angezeigt]

C. G. Hoffmann

Der Begründer der Firma iſt Carl Gottlieb Hoffmann. Sie beſteht ſeit 1834. Vom Vater ging die Firma auf deſſen 3 Söhne Wilhelm, Gotthold und Julius über. Gotthold ſtarb im Jahre 1875 plöli auf der Frankfurter Meſſe, Wilhelm ſied in demſelben Jahre aus, nadem zuvor deſſen einziger Sohn Reinhold als Mitinhaber eingetreten war. Wegen Krankheit mußte derſelbe im Jahre 1900 austreten. Gegenwärtig ſind Inhaber der Firma Julius Hoffmann und deſſen beide Söhne Arno und Felix. Im Jahre 1883 wurde erſterer zum Königlien Kommerzienrat ernannt und erhielt im Jahre 1898 das Ritterkreuz 1. Klaſſe vom Albretsorden, wel' hohe Auszeinung au Herrn Reinhold Hoffmann im Jahre 1900 zu teil wurde. Der Kraftbetrieb wurde im Jahre 1855 eröffnet, wiewohl ſon zuvor dur eine Dampfmaſine mit 20 Pferdekräften Zwirn- und andere Maſinen in Betrieb geſet waren. Gegenwärtig hat die Fabrik 5 Dampfmaſinen mit ca. 2000 Pferdekräften. Es werden betrieben ca. 1000 Webſtühle, Appretur, Rauherei, Stranggarnfärberei und eine große Anzahl von Maſinen im Hilfsbetriebe. Im Jahre 1878 iſt das elektriſe Lit eingeführt worden, zuerſt in der Färberei, dann na und na in der ganzen Fabrik. Au wurde die elektriſe Kraftübertragung für verſiedene Betriebszweige mit hogeſpanntem Drehſtrom angewendet. Die Arbeiterzahl war von beſeidenen Anfängen aus bis zum Jahre 1880 auf 1500 angewaſen und beträgt jet bei 2000. Verſiedene Arbeiter und Beamte blien auf eine Dienſtzeit von 25, 40 und 50 Jahren zurü und haben für Treue in ihrer Tätigkeit ehrende Anerkennung der Behörden und Arbeiter gefunden.

In den erſten Jahrzehnten wurden baumwollene Ro- und Hoſenſtoffe fabriziert, wele auf den Meſſen und beſonders na dem Orient abgeſet wurden, ſpäter wurde hauptſäli na Südamerika exportiert. In den leten Zeiten werden neben Hoſenſtoffen leitere Kleiderſtoffe und hauptſäli Rauhwaren angefertigt.

Die Fabrik wurde im Jahre 1863 von König Johann und 1878 von König Albert beſut.

An humanitären Stiftungen beſteht eine Altersverſorgungskaſſe und ein Beamtenpenſionsfonds.

Augu Hoffmann

Au dieſe Fabrik iſt aus dem Betriebe der Handweberei der beiden Brüder Auguſt und Friedri Hoffmann hervorgegangen, wele ſi im Jahre 1873 vereint haben. Im Jahre 1872 hatte Friedri das große Webereigebäude im Granitrohbau erbaut. Der Granit wurde daneben gegraben. Im Jahre 1880 wurde das parallel ſtehende Kontor-, Färberei- und Lagergebäude erritet und 1893/94 das Mittelgebäude, weles beide verbindet. Im Jahre 1888 wurde der größte Teil des Shedgebäudes aufgeführt, weles 1896 und 1902 dur Anbau erweitert worden iſt. Au wurde ein großes helles Kontorgebäude erbaut.

Inhaber der Firma waren zuerſt die beiden Brüder Auguſt und Friedri Hoffmann, gegenwärtig die beiden Söhne des erſten, Theodor und Oswald und der älteſte Sohn des leteren, Hermann Hoffmann.

Fabriziert wurden bis 1880 baumwollene Hoſenſtoffe für deutſen Markt, ſpäter für überſeeiſe Länder. In den 90er Jahren ging der Export zurü, ſo daß ſi die Fabrikation neben baumwollenen Stoffen au halbwollenen und halbſeidenen Geweben zuwendete in Deen, Tüern und Kleiderſtoffen für den deutſen Markt.

Die Arbeiterzahl betrug 1873 bei 400, 1880 etwa 500 und 1890 900. Da etwa ein Drittel der Arbeiter aus Böhmen ſtammt, ſo iſt für entfernt Wohnende ein großer Speiſeſaal eingeritet nebſt Kantine und Küe, aus weler für wenig Geld warmes Mittageſſen verabreit wird.

Zur Feier des 50 jährigen Beſtehens der Firma iſt eine Stiftung erritet worden, aus deren Zinſen langjährige Arbeiter oder deren Nakommen Unterſtüung erhalten, außerdem hat Herr Oswald Hoffmann eine Stiftung für Arbeiterwohnungen gegründet, aus weler bis jet 6 Doppelwohnhäuſer gebaut ſind. Na ca. 40 Jahren geht das Haus in den Beſi eines Bewohners über, weler das Baukapital, ſtatt Miete zu zahlen, verzinſt und amortiſiert.

J. G. Klippel

Der Begründer dieſer Firma iſt Johann Gottlob Klippel. Mit ihm hat ſi ſpäter ſein Bruder Wilhelm Klippel vereint. Beide ſind no jet Inhaber der Firma, ſowie die beiden Söhne des erſteren, Hermann und Wilhelm. Au in dieſer 1849 begründeten Firma iſt zuerſt Handweberei betrieben worden. Das erſte Fabrikgebäude iſt im Jahre 1871 gebaut worden, im Laufe der Jahre ſind mehrfae große Erweiterungen vorgenommen. Im Jahre 1874/75 wurden zwei Webſäle aufgebaut, 1878 erfolgte der Bau eines großen Gebäudes für Warenlager, Sererei und Garnlager, 1881 wurden zwei weitere Webſäle angefügt und 1892 na Abbru mehrerer Häuſer das Kontorgebäude. Bei der Begründung des Geſäftes wurden nur etwa 20 Handweber beſäftigt, deren Zahl aber na 10 Jahren ſon auf 160 geſtiegen war. Ein günſtiges Geſäftsjahr war das Jahr 1863, wo dur den amerikaniſen Krieg die Baumwolle von 1 Mark auf 3 Mark im Preiſe ſtieg. Das Geſäft wus in den 60er Jahren raſ, ſo daß die Arbeiterzahl von 280 im Jahre 1865 auf 680 beim Bau der Fabrik geſtiegen war. Neben dem meaniſen Betriebe wurde au der Hausbetrieb fortgeſet, weler aber im Laufe der Jahre zurüging. Die Arbeiterzahl, wele im Jahre 1880 über 700 betrug, hatte ſi bis 1890 auf ca. 1100 vermehrt, wele Zahl au jet no beſäftigt wird. Da ſi aber der Hausbetrieb vermindert hat, iſt die Zahl der meaniſen Stühle gewaſen. Im Jahre 1880 waren ca. 200, 1890 360, gegenwärtig 440 Stühle im Gange. Fabriziert wurden baumwollene Ro- und Hoſenſtoffe, ſpäter halbwollene Waren, Bettbezüge und Damenkleiderſtoffe. Vor dem Fabrikbau wurden die Waren hauptſäli in Deutſland abgeſet. Später wurde etwa die Hälfte na Südamerika exportiert, in den leten Jahren iſt aber der Export infolge der ausländiſen Konkurrenz ſehr zurügegangen.

Am 25. Auguſt 1899 wurde das 50 jährige Geſäftsjubiläum gefeiert. Der Begründer der Firma konnte es in körperlier und geiſtiger Rüſtigkeit begehen. Zu dieſem Jubiläum ſtifteten die Inhaber der Firma 25 000 Mark zu einer Unterſtüungskaſſe für ihre Arbeiter. Außerdem ſtehen aus Zinſen der Stiftung und Kantinenüberſüſſen 6500 Mark Unterſtüungsgelder zur Verfügung. ― Im Jahre 1902 waren 82 Beamte und Arbeiter 25 Jahre und darüber bei der Firma beſäftigt.

H. W. Herzog

Der Gründer der Firma war Heinri Wilhelm Herzog, der bis 1855 Mitinhaber der Firma C. G. Hoffmann war. In dieſem Jahre ſied er aus, um ſeine eigene Firma zu gründen. Die Fabrik baute er in den Jahren 1862/63. Es ſind verſiedene weſentlie Erweiterungen erfolgt dur Bau eines Weberei- und Shedgebäudes, dur Aufſtellung von 3 neuen Dampfkeſſeln, Dampfmaſinenanlage, Einritung elektriſer Beleutung u. ſ. w. Im Jahre 1884 ſied H. W. Herzog, † 1889, aus, und ſeine beiden Söhne Theodor und Heinri Wilhelm, ſowie ſein Swiegerſohn Hermann Franz wurden Inhaber der Firma und ſind es no gegenwärtig. Fabriziert wurden baumwollene Ro- und Hoſenſtoffe, Orleans, Kleiderzeuge, Bluſen- und Hemdenſtoffe. Die Zahl der Arbeiter hat ſi mit der Erweiterung des Betriebes gemehrt. Sie betrug bei der Begründung im Jahre 1855 200, 1865 250, 1875 300, 1885 350, 1895 450, 1902 600. Die Fabrik umfaßt Weberei, Zwirnerei, Färberei, Appretur u. ſ. w. Verſiedene Arbeiter ſind ſeit der Begründung tätig, wele die ſilberne Medaille für Treue in der Arbeit erhalten haben: Auguſt Wünſe, Karl Wünſe, Karl Herzog, Hermann Sröer, † Wilhelm Zwahr und † Ernſt Solze.

Während des Krieges von 1866 war der obere Saal des Fabrikgebäudes zum Lazarett eingeritet, kam aber nit zur Verwendung.

Die Firma wurde auf der Weltausſtellung zu London 1862, zu Paris 1867, zu Wien 1873 dur Medaillen ausgezeinet.

Gebrüder Hoffmann

Wie der Name ſagt, iſt die Fabrik von den Brüdern Guſtav und Reinhold Hoffmann, Söhnen von C. G. Hoffmann, im Jahre 1868 gegründet worden. Beide ſind frühzeitig geſtorben. Spätere Beſier waren die Herren Kommerzienrat Hoffmann und v. Lilienthal, der jeige Beſier iſt Alfred Hoffmann, Sohn von Auguſt Hoffmann.

Au dieſe Fabrik hat weſentlie Erweiterungen erfahren, im Jahre 1878 iſt ein Gebäude mit 3 Webſälen, im Jahre 1887 ein Gebäude mit Appretur, Lager und Weberei, im Jahre 1895 ein großes, gelbes mit Färberei, Maſinenhaus, Tronerei, Weberei und Sererei gebaut worden, wel' leteres im Jahre 1900 verlängert worden iſt.

Es ſind hauptſäli baumwollene Waren fabriziert worden, Bettzeuge, Sürzen-, Kleiderſtoffe. Anfängli wurden 50 Arbeiter beſäftigt, 1882 490, 1892 593 und gegenwärtig 645. Es ſind 438 meaniſe Webſtühle im Betriebe.

Auf dem Grund und Boden der Fabrik ſoll in früheren Jahrhunderten die Lampelburg geſtanden haben, do iſt beim Bauen der verſiedenen Gebäude faſt keine Spur von früheren Gebäuden gefunden worden.

Hermann Herzog & Co

Zuerſt hat dieſe Firma den Namen Friedri Herzog gehabt, der ſie in den 40er Jahren begründet und die Fabrik 1863 gebaut hat. Na ſeinem im Jahre 1866 erfolgten Tode wurde die Firma in Herzogſe Orleansfabrik umgeändert, deren Inhaber Henry Samſon in Maneſter und Heinri de Liagre waren. Im Jahre 1872 wurde der jeige Name Hermann Herzog & Co. eingetragen, und Inhaber der Firma waren die beiden Vorgenannten und Hermann Herzog, ſowie Oscar de Liagre. Der Prokuriſt Hermann Kunze wurde 1873 Mitinhaber, aber im Jahre 1876 ſieden alle bisherigen Inhaber aus, und alleiniger Inhaber wurde Hermann Herzog, der es au gegenwärtig iſt, während ſein älteſter Sohn Albert Herzog als Prokuriſt die Firma leitet. Vor dem Baue der Fabrik wurden auf ca. 300 Handwebſtühlen baumwollene Hoſenſtoffe fabriziert, ſeit dem Fabrikbaue wurde Orleans zunäſt auf 120 Stühlen gefertigt. Im Jahre 1867 wurden 50 neue Stühle geſet und farbige Orleans gewebt, vom Jahre 1878 an ſwarze Orleans. 1880 wurde die frühere Hauptmannſe Fabrik in der Nähe des Bahnhofes mit ca. 50 Stühlen und Färberei dazu gekauft. In den beiden Fabriken waren im Jahre 1886 ca. 260 Stühle für ſwarze Orleans im Gange, vom Jahre 1897 wurden doppelbreite Kleiderwaren und farbige Orleans als neuer Artikel hinzugefügt. Beide Fabriken erfuhren mehrfae Vergrößerungen, bei der unteren Fabrik wurde ein neuer Shedwebſaal gebaut. Im Jahre 1902 betrug die Zahl der Stühle 570, während die Zahl der Arbeiter auf 527 angewaſen war.

Es iſt ein Fonds von 15 000 Mark vorhanden, deſſen Zinſen jährli zur Unterſtüung hilfsbedürftiger Arbeiter verwendet wird.

C. L. Neumann & Co

Im Jahre 1875 erbauten auf der früheren Altgersdorfer Hutung C. L. Neumann, Friedri Wilhelm Hoffmann, C. G. Gebauer und Carl Reielt eine kleine Fabrik. Na einigen Jahren ſieden die drei letgenannten Beſier aus, und der erſte wurde alleiniger Inhaber, bis er im hohen Alter die Fabrik an ſeinen jüngſten Sohn Hermann Neumann übergab, der ſi mit Riard Bartſ aſſoziierte. Die anfängli kleine Fabrik iſt dur Aufſeen eines Stowerkes, Erbauen eines Shedſaales und Erritung anderer Gebäude für Zwirnerei, Rauherei, Lagerräume erweitert worden. Die Fabrikation erſtrete ſi früher auf baumwollene Hoſen-, Bett-, Hemden- und Sürzenzeuge, in den leten Jahren ſind au Kleiderzeuge mit gefertigt worden. Die Arbeiterzahl betrug zuerſt 30, ſtieg na 10 Jahren auf 125 und beträgt jet das Doppelte, über 260.

C. G. Rudolph

Das Geſäft wurde 1866 von Chriſtian Gottlieb Rudolph und ſeinem Sohne Karl Bernhard gegründet. Es wurden wollene Flanelle fabriziert. Dieſe wurden im Veredlungsverkehre in Böhmen auf Handſtühlen gewebt, da einheimiſe Weber auf Streigarne nit eingeritet waren. Das Geſäft entwielte ſi günſtig, da Südamerika ein ergiebiges Abſagebiet bildete. Im Jahre 1872 ſtarb unerwartet Bernhard Rudolph, und Riard Lenk aus Sönlinde trat in das Geſäft ein, weler 1875 als Swiegerſohn des Begründers ebenſo wie Guſtav Hildsberg aus Seifhennersdorf Mitinhaber wurde. Leterer trat 1877 wieder aus und begründete ein eigenes Geſäft. Es wurden in jenen Jahren 150 Handſtühle in Böhmen und 25 in Saſen beſäftigt. Die Aufhebung des Veredlungsverkehrs mit Böhmen im Jahre 1878 führte eine große Aenderung im Betriebe herbei. Sie zwang zur Anlage eigener Färberei und Appretur, ſowie zur opfervollen Einführung der Streigarnweberei auf Handſtühlen und meaniſen Stühlen diesſeits der Grenze. Die Handweberei mußte na und na in meaniſen Betrieb übergehen. 1885 übernahm Riard Lenk das Geſäft allein, 1887 wurden im ſogenannten Höllegrunde die Teie ſowie das Waſſerwerk angelegt, weles der Fabrik ein vorzüglies, nit verſiegendes Waſſer liefert. In den Jahren 1890/91 wurde das neue Fabrikgebäude für Weberei, Sererei und Spulerei gebaut. 1893 trat Herr Emil Ebell aus Cottbus als Teilhaber in das Geſäft, weles derſelbe na der ſweren Erkrankung des Herrn Lenk allein führt. Im Jahre 1894 wurde die Flanellfabrikation aufgehoben und zur Anfertigung von baumwollnen Kleiderſtoffen geſritten. 1900 wurde das neue Färbereigebäude erritet. Die Zahl der Arbeiter betrug ca. 300.

F. W. Reielt & Söhne

Das Geſäft iſt im Jahre 1866 von Friedri Wilhelm Reielt gegründet und in deſſen Hauſe, Carolaſtraße 57, betrieben worden. Später wurde das frühere Mielſe Haus, Georgswalderſtraße, angekauft und auf dieſem Grundſtü der Fabrikbetrieb eröffnet. Im Jahre 1888 wurde die Firma F. W. Reielt & Söhne in das Handelsregiſter eingetragen, deren Inhaber waren: Friedri Wilhelm Reielt sen., Friedri Hermann Reielt, Friedri Wilhelm Reielt jun. und Friedri Ernſt Reielt. Na dem Tode der beiden erſten iſt im Jahre 1896 Julius Reinhold Dornig als Mitinhaber eingetreten. Zuerſt wurde Haus- und Handweberei in und außer dem Hauſe betrieben und baum- und halbwollene Ro- und Hoſenſtoffe angefertigt. Seit dem Jahre 1885 beſäftigt ſi die Firma mit der Kleiderfabrikation für Knaben, Burſen und Männer. Im Jahre 1890 wurde ein Fabrikgebäude erritet, in welem Konfektion und meaniſe Weberei betrieben wird. Es ſind 42 meaniſe Webſtühle und 130 Nähmaſinen im Gange. Die Zahl der Arbeiter hat ſi von kleinen Anfängen an im Hausbetriebe ſtark vermehrt. Im Jahre 1890 wurden etwa 60 Perſonen beſäftigt, gegenwärtig bei 400, neben 230 Perſonen im Fabrikbetriebe arbeiten 160 ― 70 Perſonen außer dem Hauſe für die Firma. In der Konfektionsbrane, wele den Hauptzweig des Geſäfts bildet, ſind vorwiegend weiblie Arbeitskräfte tätig. Die im Jahre 1893 begründete Fabrikkrankenkaſſe beſit einen Fonds von mehreren Tauſend Mark. 1903 wurde ein neues Gebäude erritet.

F. W. Hoffmann

Friedri Wilhelm Hoffmann, weler ſeit 1864 baumwollene Ro- und Hoſenſtoffe fabriziert hatte, beteilgte ſi unter Aufgabe ſeines ſelbſtändigen Geſäftes an der Forma C. L. Neumann & Co. Na ſeinem Ausſeiden im Jahre 1883 begründete er wieder ſein eigenes neues Geſäft, ritete eine kleine meaniſe Weberei mit 16 Stühlen ein, und verband damit die Anfertigung von Kleidern. Da ſi das Geſäft vergrößerte, wurde im Jahre 1896 ein Fabrikgebäude erbaut mit neuer Dampfmaſine von 45 Pferdekräften. Seit 1900 iſt der ſon ſeit Jahren im Geſäft tätige älteſte Sohn Oskar Teilhaber geworden. Während im Jahre 1891 nur 20 Arbeiter beſäftigt waren, ſind jet bei 150 in und außerhalb dem Hauſe tätig.

Wilhelm Berndt

Die Fabrik wurde im Jahre 1875 erbaut und im Dezember des Jahres in Betrieb geſet, nadem zuvor das Geſäft auf Hand­ſtühlen betrieben worden war. Der Grund und Boden iſt na verſiedenen Ueberlieferungen hiſtoriſ, da dort die Kire des erſten Gersdorf geſtanden haben ſoll. Der Gründer der Fabrik war Wilhelm Leberet Berndt, † 1899. Im Jahre 1893 ging dieſelbe an ſeine Söhne über und wird von ihnen weiter betrieben. Die Zahl der Stühle beträgt 140. Es werden baumwollene Waren fabriziert.

Hermann Be

Auf einem Grundſtüe der jeigen Sillerſtraße war 1888 ein Fabrikgebäude erritet worden, in welem einige Jahre eine Feingießerei betrieben wurde. Na Aufhören derſelben ſtand das Gebäude längere Zeit unbenut, bis eine meaniſe Weberei darin eingeritet wurde, wele im Jahre 1899 in den Beſi von Hermann Be aus Zittau überging. Dur ihn iſt die urſprünglie Anlage vergrößert, ein neuer Dampfkeſſel von 6 ― 8 Atmoſphären, eine neue Dampfmaſine von 60 Pferdekräften und eine größere Anzahl von Stühlen geſet worden. Es werden Orleans und Panama, halbwollene Gewebe für Futter, Sürzen und Kleiderſtoffe fabriziert. In den wenigen Jahren des Beſtehens hat ſi die Arbeiterzahl von 20 auf 50 erhoben.

C. A. Röthig

Die lete Fabrikanlage, wele in unſrem Orte gebaut worden iſt, iſt die von Guſtav Adolf Röthig am Beerberge, weler ſi aus den beſeidenſten Verhältniſſen emporgearbeitet hat. Die erſte kleine Anlage iſt im Jahre 1896 begonnen und in den Jahren 1898, 1902 und 1903 erweitert worden. Von anfängli 12 Arbeitern iſt die Zahl derſelben auf 50 geſtiegen. Fabriziert werden Ro- und Hoſenſtoffe aus Baumwolle.

Neben der meaniſen Weberei hat in den leten Jahren die Kleiderkonfektion eine große Ausdehnung genommen, in welen Betrieben neben Zuſneidern, Büglern und dergleien hauptſäli eine große Anzahl von weiblien Arbeitskräften geeignete Verwendung gefunden hat. Es ſind ſon oben bei den Fabriken die Firmen F. W. Hoffmann und Reielt & Söhne erwähnt, dazu kommen no folgende mit Kraftbetrieb: Reinhold Berndt, Ern Henke, Friedri Reimann und mit Handbetrieb Guav Halang, Hermann Thomas, Hermann Gebauer, H. Häntſ, Hermann Kutſke, Reinhold Got𝅭.

Beſonders kräftig hat ſi aber die Eiſenindurie entfaltet. Es ſind zwei Webſtuhlfabriken, 2 Eiſengießereien und 2 Maſinenſloſſereien vorhanden, über wele folgendes geſagt ſei:

Guav Thiele

Die Fabrik wurde 1871 von Guſtav Thiele begründet, weler no jet Beſier iſt. Zuerſt wurden Reparaturen an Ketten-, Spul- und Zwirnmaſinen ausgeführt, ſpäter Transmiſſionen hergeſtellt. Im Jahre 1880 ging der erſte Webſtuhl aus der Fabrik hervor. Seitdem ſind eine große Anzahl von Webſtühlen verfertigt worden, ferner Saft- und Jacquardmaſinen, Treib-, Spul- und Zwirnmaſinen. Die Fabrik hat ſi ſtetig vergrößert, ſo daß die Anlage mehrfae Anbauten und Erweiterungen erfuhr. Im Jahre 1880 wurden nur 15 Arbeiter beſäftigt, im Jahre 1890 ſon 70 und jet 150. Bei der Ausſtellung in Görli hat die Firma die ſilberne und bei der Ausſtellung in Zittau im Jahre 1902 die goldene Medaille erhalten.

Oberlauſier Eiſengießerei Thiele & Lindner

Dieſe iſt im Jahre 1887 erritet und in Betrieb geſet worden. Begründer und Inhaber derſelben ſind Guſtav Adolf Thiele und Riard Bruno Lindner. In der kurzen Zeit ihres Beſtehens iſt ſie weſentli erweitert worden, ſo daß in der urſprüngli auf 30 Perſonen bereneten Eiſengießerei 200 Perſonen beſäftigt werden können. Na 10jährigem Betriebe betrug die Arbeiterzahl 150, die höſte Ziffer wurde im Jahre 1900 mit 175 Mann erreit. Dur den ſeitdem eingetretenen ſleten Geſäftsgang hat die Zahl auf 120 verringert werden müſſen. Die Hauptbeſäftigung beſteht in der Fabrikation von Rohguß zweiter Smelzung für maſinelle Anlagen, beſonders für Transmiſſionen, Dampfmaſinen, Webſtuhlteilen in Stüen bis zu 10 000 Kilo Swere, außerdem werden Piano- und Flügelplatten, Säulen, Kanaliſationsartikel und dergleien mehr für Bauzwee hergeſtellt.

Webuhlfabrik von C. A. Roſer

Dieſe iſt am 25. Mai 1878 begründet worden. Zuerſt wurde in der ehemaligen Hauptmannſen Fabrik Maſinenſloſſerei teils mit Dampf, teils mit Göpel betrieben. 1879 wurde das Geſäft in eigene Fabrikräume mit Dampfbetrieb verlegt. Von 1880 an geſah der Uebergang zum Webſtuhlbau. Der erſte Stuhl, welen die Fabrik geliefert hat, ſteht in der H. W. Herzogſen Fabrik. Das urſprüngli kleinere Fabrikgebäude wurde in den folgenden Jahren mehrfa erweitert, bis 1896/97 der große Shedbau dem erſten Gebäude gegenüber aufgeführt wurde, weler 9000 □ Meter Fläe bedet und eins der größten hieſigen Fabrikgebäude iſt. In den dur den Shedbau frei gewordenen bisherigen Fabrikräumen wurde 1898 eine Eiſengießerei eingeritet. Es werden vorwiegend Fabrikwebſtühle fabriziert. Die Gießerei wird hauptſäli für den eigenen Bedarf verwendet. Ein Verbindungsgleis mit der Eiſenbahn erleitert die Zufuhr der zu verarbeitenden Rohmaterialien und die Abfuhr der fertigen Artikel. Beſäftigt werden bei 300 Perſonen Eiſendreher, Sloſſer, Smiede, Modelltiſler, Eiſengießer und Former. 1892 iſt in Georgswalde ein Zweiggeſäft erritet worden.

Außerdem ſind no 2 Maſinenſloſſereien im Betriebe, die von Carl Rößler, weler das Patent auf Fabrikfahrſtühle beſit, und die von Guav Ulbri, weler verſiedene für Webereien beſtimmte Hilfsmaſinen anfertigt.

Eine Webſüenfabrik hat C. H. Fiedler 1882 erritet, wele 40 Leute beſäftigt. Die verſieden­ſten Größen und Arten von Webſüen werden daſelbſt angefertigt. 1903 wurde eine Vergrößerung der Fabrik vorgenommen.

Au andere als mit der Textilbrane in Verbindung ſtehende Fabrikanlagen ſind no vorhanden. Im Jahre 1873 begründete C. A. Got ein Suhwarengeſäft. Anfangs wurde blos Handarbeit geliefert, na einigen Jahren aber ein kleiner Dampfkeſſel mit Maſine beſafft. Da ſi die Anlage dur Anbau und Neubauten weſentli erweiterte, ſo mußte ein neuer Dampfkeſſel und eine neue Dampfmaſine von 40 Pferdekräften geſet werden. Während anfängli nur 10 Arbeiter tätig waren, werden jet etwa 80 beſäftigt. Fabriziert werden hauptſäli dauerhafte Lederſuhwaren für Arbeiter.

Es ſind 4 Dampfſägewerke im Gange, das älteſte gehört Wenzel Wagner, ſpäter wurden die von den Baumeiſtern E. Linke und Guav Poliſ angelegt, zulet das von Baumeiſter Hermann Mihan. Zu Bauzween für eigenen Bedarf, ſowie zu Handelszween werden jährli große Mengen von Holz, wele namentli aus den böhmiſen Wäldern der Umgegend herzugefahren werden, zu Bauholz und Brettern geſägt und dur Hilfsmaſinen verarbeitet.

Früher gab es no ein Dampfſägewerk in der Nähe von Neuwalde auf der früheren oberen Waldhutung, das viele Beſier gehabt hat. Es iſt von Adolf Eiſelt in eine Dampfziegelei umgewandelt worden, deren Troenräume zuerſt aus Holz hergeſtellt waren, na dem Brande aber maſſiv aufgebaut worden ſind.

Als ein beſonderer Induſtriezweig iſt von Alwin Franz im Jahre 1886 die Glasmanufaktur begründet worden. In der kurzen Zeit des Beſtehens hat ſi das Geſäft weſentli vergrößert. Anfangs wurden 6 Arbeiter beſäftigt, jet bei 100. Fabriziert werden Kronleuter, Ampeln, feinere Artikel für elektriſe und Gasbeleutung u. dgl. Die Glasſleiferei wird elektriſ betrieben, und es werden die feinſten Sliffe hergeſtellt. Werkſtätten für Glasmalerei mit 6 Brennöfen, für Glasäerei und Gürtlerarbeit ſind vorhanden. Die Arbeitskräfte ſind faſt ausſließli aus Böhmen zugereiſt. Der Vertrieb der Artikel erfolgt faſt na allen Ländern Europas, au na Aegypten, Tunis, Algier u. ſ. w.

No ſei die Fabrikation von künlien Blumen erwähnt, wele von R. E. Mey nebſt einigen kleineren Geſäften ſwunghaft betrieben wird. Dieſer Induſtriezweig bietet entſpreende Arbeitsgelegenheit für weiblie Kräfte.

Ueber die Entſtehung und Entwilung der Budruerei von Teller & Roßberg (Verlag der Oberlauſier Dorfzeitung und Oberlauſier Volkszeitung) ſei folgendes mitgeteilt:

Am 24. Dezember 1855 gab Herrmann Trommer eine Probe-, am 5. Januar 1856 die erſte laufende Nummer der Oberlauſier Dorfzeitung heraus; derſelbe hatte in der oberen Etage der Watſenke unter der Firma Kommandite von Oldecops Erben eine Budruerei erritet, u. z. vorwiegend auf Betreiben des damaligen Pfarrers Hering, weler den Beſiern der Firma Oldecops Erben in Oſa nahe ſtand. In den erſten Jahren hatte die ſi nit nur hier, ſondern au in weiterer Umgebung mehr und mehr einbürgernde Oberlauſier Dorfzeitung einen Umfang von 8 Seiten im Format von ca. 18 : 26 Ctm., es maten ſi ſpäter wiederholt geringe Formatvergrößerungen notwendig, bis vom Jahre 1865 ab die Ausgabe in der Seitengröße von ca. 37 : 26 ½ Ctm. erfolgte. Außergewöhnlie Umſtände bewogen H. Trommer, vom 1. April 1866 ab eine wöentli zweimalige Ausgabe der Zeitung in der Weiſe erfolgen zu laſſen, daß die Abonnenten außer der Sonnabends erſeinenden Oberlauſier Dorfzeitung Mittwos die Oberlauſier Volkszeitung zugeſtellt ward. Dorf- und Volkszeitung hatten anfängli das gleie Format von 37 : 26 ½ Ctm., dasſelbe behielt die Volkszeitung no bei, als die Oberlauſier Dorfzeitung in der Seitengröße von 53 : 37 Ctm. erſien, ſeit dem 1. Januar 1874 jedo werden beide Blätter in gleiem, u. z. in dem zulet angeführten gegenwärtigen Format gedrut und tragen die oben beigefügten Titelköpfe.

Das feuilletoniſtiſe Beiblatt Oberlauſier Erzähler erſeint ſeit 1. Oktober 1872 im gleien Format wie gegenwärtig anfängli vier- und ſeit 1. Juli 1891 atſeitig. ― Der Begründer übernahm die Budruerei, ſowie den Zeitungsverlag im September 1858 auf eigene Renung und führte das Geſäft unter ſeiner eigenen Firma fort. Zu etwa demſelben Zeitpunkt überſiedelte er mit ſeiner Budruerei aus der Watſenke na dem ſogen. Eiskeller, von da im Jahre 1860 na dem Waplerſen (jet Roßberg­ſen) und anfangs 1864 na dem von ihm ſelbſt erworbenen vormals Klippelſen Hauſe, in dem gegenwärtig no ſeine Witwe wohnt. Die letere Ueberſiedlung war inſofern für die geſäftlie Entwilung bedeutſam, als an die Stelle des bisherigen Drues auf einer anfängli hölzernen, ſpäter eiſernen Handdrupreſſe ein Snellpreſſendru trat. Eine zweite Snellpreſſe ward in der Mitte der 70 er Jahre aufgeſtellt. Am 1. Januar 1880 ſete ſi der Begründer zur Ruhe, er hatte ſein Geſäft an die gegenwärtigen Beſier Wilhelm Teller und Paul Roßberg verkauft; dieſelben verlegten das Geſäft im Herbſte 1886 in das neuerbaute eigene Gebäude, worin ein den Anforderungen der Neuzeit entſpreender Betrieb dur Dampfkraft, Doppeldru- und andere verbeſſerte Maſinen eingeritet worden iſt. Im Oktober 1896 wurden dieſe Einritungen no weiter vervollkommnet dur Aufſtellung einer Rotationsmaſine, dur Stereotypiebetrieb c. und ſteht heute die Budruerei hinſitli des Zeitungsdrue, ſowie der Lieferung von Druſaen für Geſäfts- und Privatbedarf c. auf einer den Anforderungen der Neuzeit entſpreenden Höhe. Der Begründer Herrmann Trommer ſtarb am 22. Juni 1889; die von ihm ins Leben gerufene Zeitung nimmt unter allen Tages- und Woenblättern, die in der Kreishauptmannſaft Bauen erſeinen, hinſitli ihrer Auflage von gegenwärtig faſt 12 000 Exemplaren pro Nummer die erſte Stelle ein; ihr Verbreitungskreis erſtret ſi nit allein auf Neugersdorf und Umgegend, ſondern über die ganze ſäſiſe Oberlauſi.

Aus dem Geſagten geht hervor, was für einen großartigen Aufſwung die Induſtrie in den manerlei Zweigen im Laufe einiger Jahrzehnte genommen hat. Faſt alle Fabriken haben ihre Anlagen bedeutend vergrößern müſſen, um den Anforderungen genügen zu können. Wohl ſind au Zeiten mit weniger günſtigem Geſäftsgange gekommen, aber au wieder gegangen. Haben einige Artikel geringen Abſa auf dem Weltmarkte gefunden, ſo ſind, wenn au mit manerlei Swierigkeiten, andere Artikel eingeritet worden, wele weitere Arbeitsgelegenheit gebrat haben. Wenn man bedenkt, daß bei Begründung des Ortes Bedenken ausgeſproen worden ſind, ob die aus einigen Hundert Menſen beſtehende Bevölkerung hier ihre Nahrung finden könne, und nun ſieht, wie nit blos Tauſende der Ortsbewohner, ſondern au aus den umliegenden Ortſaften hier ihre Nahrung finden, ſo muß man Gottes Güte preiſen, der ſol reien Segen über die Gemeinde ausgegoſſen hat. Der Bewohnerſaft ſoll aber au der Ruhm des Fleißes und der Geſilikeit nit vorenthalten werden. Alle Anerkennung den Arbeitgebern und Arbeitnehmern ! Dur die Induſtrie iſt unſere Gemeinde groß und rei geworden. Einige Gemeindeglieder ſind zu großem Reitum gelangt, aber au die Löhne ſind gegen frühere Zeiten aufwärts gegangen, mehrfa dur Lohnbewegungen hervorgerufen, wie überhaupt die ganze Lebenshaltung eine günſtigere geworden iſt.

An Löhnen ſind 1902 gezahlt worden 3 638 981 Mark, davon haben die Ortsbewohner erhalten 2 071 334 Mark == 57 %, während 43 % == 1 567 647 Mark an auswärts Wohnende gezahlt worden ſind. Na Böhmen fließt ¼ aller Löhne, 890 320 Mark, na anderen Orten 677 327 Mark. Hieſige Bewohner ſind 3901, böhmiſe 1843, aus den Nabarorten 1240 beſäftigt. Die Lage der Arbeiter iſt dur die mehrfaen ſozialpolitiſen Geſee, Krankenkaſſen, Unfall-, Alters- und Invalidengeſee, zu denen no vielfae humanitäre Stiftungen in den Fabriken kommen, eine geſiertere geworden.

 


 

D. Handel und Gewerbe.

Mit dem Emporblühen der Induſtrie hängt au das Gedeihen von Handel und Gewerbe zuſammen, namentli ſeitdem dur Beſeitigung der früheren Sranken geſeli ſeit 1862 Handels- und Gewerbefreiheit eingeführt war. Vorher ſahen es die Städte als ihr Vorret an, Handel zu treiben. Zittau gewährte darum au nur ſelten Konzeſſion dazu. So gab es 1857 nur eine einzige Realgeretigkeit auf Krämerei, wele dem damaligen Gemeindevorſtande Wilhelm Berndt auf ſein Haus Nr. 107 verliehen war. Außerdem waren 7 konzeſſionierte Krämereien vorhanden, von denen nur 4 ausgeübt wurden, Got Nr. 19, Glathe Nr. 61, Reielt Nr. 57 und Got Nr. 96.

In Neugersdorf war 1759 nur ein Kramer, weler die Waren außer dem Markgrafentum erholet, Thomas Nr. 6, und 2 Kramer, wele ſie im Lande erkaufen. Die Rumburger Herrſaft erteilte aber die Konzeſſionen bereitwilliger als Zittau. Es beſtanden daher neben den beiden Kaufläden von Hille und Riter eine Anzahl Handlungen mit Materialwaren: Wapler auf Nr. 279, Gruſe auf Nr. 24 ſon ſeit 1803, Gruſe auf Nr. 224 Vorderee, Joh. Wilh. Röthig auf Nr. 87 ſeit 1813, Donatus Winkler auf Nr. 323, Gabriel Bräuer auf dem Berge, jet Thomas.

Ferner hatten Konzeſſionen auf Snittwaren erhalten Klippel auf Nr. 280 ſeit 1827, Guſtav Jacob, Hauptſtraße, Zentſ auf Nr. 221, Guſtav Hennig auf Nr. 130. In Neugersdorf hatte ſi das Handelsgeſäft kräftiger entwielt als in Altgersdorf. Na Einführung der neuen Geſee über Handel und Gewerbe ſeit 1862 trat ein neues Stadium ein. Neue Geſäfte entſtanden und alte gingen unter der Konkurrenz zurü oder ganz ein. Einige Material- und Snittwarengeſäfte erfuhren eine große Ausdehnung, und es entſtanden größere und kleinere Geſäfte mit allerlei anderen Handelsartikeln, wie Eiſen-, Glas-, Porzellan-, Galanteriewaren, Delikateſſen, Grünzeug und dergl. mehr, ſodaß nit blos für alle Bedürfniſſe, ſondern au für alle möglien Luxusartikel geſorgt iſt, und niemand Veranlaſſung hat, ſeinen Bedarf von auswärts zu beziehen. Mit der zunehmenden Bevölkerung nahm au die Zahl der Handelsgeſäfte zu, und bei dem Neubau von Häuſern in den alten und neueren Ortsteilen wurde reiliſt auf Anlegung von Läden Bedat genommen. No ſei erwähnt, daß die Firma C. G. Hoffmann für ihre Arbeiter einen Konſum betreibt, deſſen Ueberſüſſe der Krankenkaſſe zu gute kommen und daß die ſozialdemokratiſe Vereinigung Vorwärts ebenfalls einen Konſum erritet hat, weler in 2 Häuſern auf der Ritterſtraße und über dem Kreuzwege bedeutenden Umſa an die Mitglieder erzielt.

Das Gewerbe hat gleierweiſe wie der Handel in früheren Zeiten Hemmniſſe in ſeiner Entwilung erfahren. In den Städten beſtand das Zunftweſen, an welem die Dörfer keinen oder nur beſränkten Anteil hatten. Zum Betreiben des Handwerks mußte erſt beſondere Konzeſſion verliehen werden. In Neugersdorf fanden ſi im Jahre 1759, wie aus einer Kopfſteuerrenung erſitli iſt, folgende Handwerker vor: 3 Bäer, 3 Fleiſer, wele nur zu Feſttagen ſlaten, 2 Müller, wele um die Mee mahlen, 3 Fliſneider, 1 Suhmaer, der neue Suhe mat, 3 Fliſuſter, 1 Dresler, 1 Zimmermann, 255 Weber, wele 340 Stühle in Betrieb haben. In Altgersdorf gab es na einer Zählung vom Jahre 1814 folgende Handwerker: 2 Fleiſer, 1 Glaſer, 1 Bäer, 1 Barbier, 2 Bötter, 3 Suſter, 2 Sneider, 3 Zimmergeſellen, 1 Maurer, 105 Leineweber. Im Jahre 1857 waren na Fritſe in Altgersdorf 3 Fleiſer, 5 Bäer mit Konzeſſion, 6 Sneider, 3 Suhmaer, 7 Tiſler, 2 Bötter, 1 Klempner, 3 Zimmerleute, 4 Maurer, darunter 1 Meiſter, 1 Müller und 1 Beutler. Auf der Ebersbaer Seite waren unter 300 Bewohnern 2 Bäer, 3 Tiſler, 1 Sneider, 2 Suhmaer, 1 Müller. Neugersdorf hatte 12 Tiſler, darunter 2 Meiſter, 12 Sneider, darunter 2 Meiſter, 12 Suhmaer, 9 Bäer, 5 Fleiſer, 2 Sloſſer, 2 Smiede, 2 Maurer, 2 Stellmaer, 1 Seiler, 1 Klempner, 1 Müller, 1 Bubinder, 1 Strumpfwirker, 1 Kupferſmied.

Seit Einführung der neuen Handels- und Gewerbegeſee begann au für das Handwerk eine neue Zeit. Es hat ſi im Laufe der Jahre ein kräftiger, leiſtungsfähiger Handwerkerſtand gebildet. Die vorhandenen Gewerke haben ſi nit blos an Zahl vermehrt, es ſind au einzelne weſentli vergrößert worden und haben zu ihrem Betriebe elektriſe Kraft verwendet, außerdem ſind eine Anzahl neuer Handwerke hinzu gekommen. Gegenwärtig ſind naſtehende Gewerbe vorhanden: 29 Bäer, 18 Fleiſer, 18 Tiſler, 32 Suhmaer, 16 Sneider, 6 Barbiere, 5 Klempner, 4 Sattler, 4 Maler, 4 Sloſſer, 3 Uhrmaer, 4 Bötter, 4 Gärtner, 3 Smiede, 3 Stellmaer, 2 Seiler, 4 Bubinder, 5 Lithographen und Steindruer, 3 Färber, 2 Bürſtenbinder, 2 Ofenſeer, 2 Kupferſmiede, 1 Keſſel-, 1 Nagelſmied, 2 Kürſner, 2 Korbmaer, 2 Bandagiſten, 1 Goldſmied, 1 Strumpfwirker, 1 Feilenhauer, 1 Ziegeldeer, 1 Glaſer. Beſonders kräftig haben ſi bei der lebhaften Bautätigkeit die Baugewerken entwielt. Während es früher keine Baumeiſter hier gab, ſo daß zur Zeit des Turmbaues nur auswärtige Meiſter den Bau ausführten, haben ſi in den leten Jahrzehnten nit blos 5 geprüfte Baumeiſter hier niedergelaſſen und eine ausgedehnte Tätigkeit entfaltet, ſondern es haben au mehrere andere Baubefliſſene eine Anzahl Häuſer erbaut, und verſiedene Auswärtige haben hier ein günſtiges Feld ihrer Geſäftstätigkeit gefunden. Nur verhältnismäßig wenige Ortsbewohner haben ſi dem Berufe als Maurer und Zimmerleute gewidmet, die große Mehrzahl derſelben kommt aus den umliegenden Ortſaften. Zuglei mit dem Baugewerbe haben die mit ihnen zuſammenhängenden Profeſſionen, wie Sloſſer, Tiſler, Maler, Klempner, reilie Arbeit gefunden, während dur die Zunahme der Bevölkerung namentli Fleiſer und Bäer größeren Abſa gewonnen haben.

Am 18. März 1879 haben 65 verſiedene Handwerksmeiſter einen Handwerkerverein gegründet, deſſen erſter Obermeiſter der Bäermeiſter Gotthold Winkler war. Na ihm ſind Baumeiſter Auguſt Fus, Kupferſmiedemeiſter Guſtav Ulke, Malermeiſter Max Rentſ und Webſüenfabrikant Hermann Fiedler Obermeiſter des Vereins geweſen. Alle Arten des Handwerks ſind im Verein vertreten, nur die Fleiſer des Amtsgeritsbezirkes Ebersba haben ſi zu einer beſonderen Innung zuſammengeſloſſen, deren Obermeiſter gegenwärtig Adolf Hauptmann iſt. Aufgrund der neueren Geſegebung hat der Handwerkerverein ſeit 1899 den Namen Vereinigte Handwerker-Innung zu Neugersdorf angenommen. Son bei der Begründung des Vereins 1879 iſt eine Krankenkaſſe für Gewerbegehilfen ins Leben gerufen worden, wele au na Einritung der geſelien Krankenkaſſen beſtehen geblieben iſt. Der Verein hat im Dezember 1891 eine Ausſtellung von Arbeiten ſeitens der Handwerksmeiſter veranſtaltet; das Reſultat war ein ſehr günſtiges. Au eine Ausſtellung von Lehrlingsarbeiten iſt Oſtern 1898 erfolgt, wele bewies, daß unter verſtändnisvoller Anleitung eine Anzahl von Lehrlingen ret anerkennenswerte Leiſtungen erzielt hatten. Es wurden Preiſe und Diplome verliehen, au von der Zittauer Gewerbekammer. Die Lehrlinge beſuen zumeiſt den in der Fortbildungsſule erteilten Zeienunterrit, in welem je na dem Handwerke gewerblies Zeinen getrieben wird. Hierzu hat das Ehrenmitglied Guſtav Ulke ein Legat von 100 Mark geſtiftet. Die Verſammlungen werden jedes Vierteljahr im Erbgerit abgehalten. In dieſen erfolgt au die Aufnahme und die Freiſpreung der Lehrlinge. Seit Beſtehen der Vereinigten Handwerkerinnung haben ſi erſtere bedeutend gemehrt. Die Zahl der Handwerksmeiſter im Vereine beträgt gegenwärtig 120. Das Handwerk, weles in der Zeit des Großbetriebes einen ſweren Stand hat, hat in den leten Jahrzehnten offenbar große Fortſritte gemat. Möge ſi au an unſerm ehrſamen, tütigen Handwerkerſtande das alte Spriwort erfüllen: Handwerk hat goldnen Boden !

 


 

E. Sankgeretigkeiten.

Ortskarte mit Kretschams
Kretscham-Standorte in Alt- und Neugersdorf (mit Filialen)
Altgersdorf ●: 1. (1662), 2. (seit 1667)
NG: 1. (1659), 2. (um 1680), 3. (seit 1702)
Filialen :
Herzogsmühle(seit 1658; Abriss 2013)
Wachtschenke(1680 »Schenke zu den 3 Linden«; seit 1778 »Wachtschenke«; Abriss 1978)
Grüner Baum (bis 1791; Abriss 1986)
Rosenschenke (vor 1787 bis 1941)

Von den erſten Zeiten an war die Sankgeretigkeit nur mit dem Geritskretſam ſowohl in Alt- als au in Neugersdorf verbunden. In Altgersdorf iſt dies au bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts ſo verblieben, ſo daß Fritſe 1857 ſagt: Konzeſſionen auf Sank gibt es hier nit. Der erſte Kretſam in Altgersdorf ſoll auf dem Areal geſtanden haben, wo ſi jet das Haus des Königlien Standesbeamten Zentſ befindet. Bei dem Bau der Kire ſoll au der Bau des Kretſams auf ſeiner jeigen Stelle erfolgt ſein. 1667 erbaut, iſt er vom Jahre 1715 an bis auf den heutigen Tag im Beſie der Familie Söbel verblieben. Na faſt 200 Jahren iſt das Gebäude 1863 einer Erneuerung unterzogen worden. Am 5. Juni wurde der neue Kretſam gehoben. Er hat nur 17 Jahre lang geſtanden. Im Auguſt 1880 ging er in Flammen auf. Die Gaſtſtube und das Slathaus waren allein ſtehen geblieben. 1881 wurde er maſſiv aufgebaut und erhielt ein ſtattlies Ausſehen. Da aber der Saal nit ſehr geräumig angelegt war, wurde im Jahre 1898 ein großer neuer Saal mit Bühne gebaut, außerdem wurde das Kretſamgebäude na dem Friedhofe zu erweitert, um Raum für den Betrieb der Fleiſerei und für Wohnzwee zu ſaffen. Da bra kurz vor Weihnaten 1899 dur Verwahrloſung in den Daräumen wieder Feuer aus, und namentli Da und kleiner Saal wurden zerſtört. Der in Gefahr ſtehende große Saal wurde no dur Eingreifen einer Fabrikdampfſprie erhalten. Das zum Betriebe der Gaſtwirtſaft dienende Gebäude wurde neu aufgebaut. Dies iſt in einer Weiſe geſehen, daß allen an ein komfortables Hotel zu ſtellenden Anſprüen genügt iſt. Aus dem früher unanſehnlien Kret­ſam iſt dur die Bauluſt ſeinens damaligen Beſiers Guſtav Söbel ein großes Hotel Stadt Zittau geworden. 1903 iſt es dur Kauf an den älteſten Bruder Adolf Söbel übergegangen.

Der Neugersdorfer Kretſam hat zuerſt in der Albertſtraße, der Roſe gegenüber, geſtanden. Dort iſt er von dem erſten Ortsriter Abraham Berndt aufgebaut worden. Später ſoll weiter oben ein neues Kretſamgebäude erbaut worden ſein, das bis 1703 dieſem Zwee gedient hat. 1702 hat der damalige Erbriter Friedri Söbel den Kretſam auf der jeigen Stelle aufgebaut und die dazu gehörenden Kretſamfelder erhalten. Die Front war damals umgekehrt, da die alte Straße zwiſen Kretſam und der dahinterſtehenden Seune na der hohlen Gaſſe zu führte. Dies änderte ſi dur die Anlegung der Staatsauſſee im Jahre 1829. Neue Wohngebäude wurden 1835 und Nebengebäude 1841 gebaut. Baulie Veränderungen ſind mehrfa am Kretſam vorgenommen worden. Der kleine Tanzſaal im oberen Sto wurde zu Fremdenzimmern eingeritet, aus einem großen Gewölbe im Parterre eine altdeutſe Stube hergeſtellt, daneben ein Kegelſub angebaut, einige Geſellſaftszimmer und eine geräumige Küe hergeritet. So war ſon vollſtändiger Hotelbetrieb, und die Wirtſaft war unter den Händen von Oskar Gerth bekannt und berühmt. Da wurde der Kretſam, weler ſeit einigen Jahren in den Beſi der Firma Auguſt Hoffmann gelangt war, verkauft. Der neue Beſier Emil Härtel riß den bisherigen Kretſam nieder und baute auf demſelben Grunde ein vollſtändig neues, ſönes Gebäude, das Hotel zum Erbgerit, im Jahre 1901 auf, das ebenfalls den Anſprüen an ein zeitgemäßes Hotel vollſtändig entſprit.

Neben dem Geritskretſam beſaß au die Herzogsmühle, wele Graf Pötting hatte erbauen laſſen, Sankgeretigkeit. Dieſe iſt au daſelbſt ausgeübt worden. Zuerſt war ſie verpatet, ſpäter, als ſie in den Beſi der Familie Herzog übergegangen war, mußten 6 Gulden Sankzins an den Fürſten abgegeben werden. Vom Erbgeritskretſam aus ſeinen mehrere Sankfilialen angelegt zu ſein. Zuerſt die Watſenke, dann der Grüne Baum und die Roſenſenke. Alle waren mit ihren Geretſamen im Beſi des Erb­riters. Die Watſenke hat früher die Sänke zu den drei Linden oder Lindenſenke geheißen. Sie ſoll ſon 1680 erbaut worden ſein. Unter dem Riter Gottfried Hütti, weler von 1715 an dies Amt bekleidete und ſpäter na Leutersdorf gezogen und dort ebenfalls Lehns- und Geritsherr geworden iſt, wird die Watſenke oder die Senke zu den drei Linden an deſſen Swiegerſohn Johann Georg Riter aus Neuſalza mit den dazugehörenden Feldern, ſowie Bier-, Branntwein- und Salzſank, Slaten und Baen und die Geretigkeit zum Abhalten des Sießens für 700 Taler am 13. Januar 1740 verkauft. Am 28. Juli 1756 verkauft Marie Eliſabeth Riter geb. Hütti die Watſenke an Johann Friedri Opi mit denſelben Fluren und Grenzen und Geretſamen. Da au Frau Verkäuferin, als ſie dieſe Senke von ihrem Herrn Vater Gottfried Hütti, Erb-, Lehn- und Geritsherrn auf Oberleutersdorf, vor ihr Mutterteil erhalten, gedaten ihrem Herrn Vater als damaligen Beſier des hieſigen Erbkretſams vor jedes Viertel Bier 4 Groſen Zapfengeld verſproen, ſole au an jeigen Beſier des Kretſams bezahlen ſoll. Dieſer Sa beweiſt deutli, daß die Watſenke wegen der Abgabe an den Kretſam gleiſam eine Filiale desſelben geweſen iſt. Am 11. Dezember 1777 wird die Watſenke von den Erben des Johann Friedri Opi an deſſen Sohn Johann Gottfried Opi für 650 Taler verkauft. Es gehören dazu das Gaſthaus, die drei Linden, Gebäude, Seunen, Ställe, Aeer, Wieſen, Buden und Böe, freier Bier-, Branntwein- und Salzſank, Slaten, Baen, Erheben des Stättegeldes zum Sießen. Er hat kein anderes denn Rumburger Bier zu verſänken, und muß na dem diesfalls publizierten geritlien Beſeide für ein Viertel Bier 4 Groſen Zapfengeld an den Kretſambeſier entriten. Na dem Tode von Johann Gottfried Opi, 1792, ging die Watſenke in den Beſi des aus Oberleutersdorf ſtammenden Swiegerſohnes Johann Gottfried Junge über und iſt in der Familie Junge, von denen drei den Namen Johann Gottfried geführt haben, bis zum Jahre 1892 geblieben.

In dieſem Jahre verkaufte Herr Julius Junge, weler zum Betriebe des ſon früher geführten Speditionsgeſäftes na Ebersba gezogen war, die Watſenke mit den dazu gehörenden Häuſern und Wieſen an Gerhard Eiler, weler ſie na ſwungvoller Bewirtſaftung an den jeigen Beſier Auguſt Seidel 1894 zuerſt verpatete und 1897 verkaufte. Das zuerſt kleine Lindenſenkel iſt im Jahre 1778 abgeriſſen und an deſſen Stelle ein größeres Gebäude aus Holz und Sindeln gebaut worden. 1837 wurde das jeige maſſive Gebäude mit Saal aufgebaut, ein na damaligen Verhältniſſen großartiger, weithin ſitbarer Bau mit ſeinen manerlei Zimmern und Nebengebäuden. 1891 wurde der jeige große Saal angebaut, weler mit dem bisherigen in Verbindung ſteht. Bei der Erbauung wurde eigne elektriſe Anlage und Beheizung der Säle eingeritet. Ein weiterer Anbau einer größeren Geſellſaftsſtube iſt im Jahre 1900 erfolgt.

Son um die Mitte des 18. Jahrhunderts iſt der Grüne Baum (auf der Wieſenſtraße) als Gaſthaus erwähnt worden, in welem vom Kretſam aus Bier verſänkt wurde, do hatte das damals nahe am Walde gelegene Gaſthaus keinen guten Ruf. Der Beſier, der Erbriter Traugott Wünſe, hatte den Grünen Baum von 1780 ― 84 an Johann Georg Hoffmann verpatet. Der Päter hatte für den Bier- und Branntweinſank 8 Groſen Zapfengeld von jeden Viertel Bier zu entriten und durfte den Branntwein nur aus dem Kretſam entnehmen. Gäſte konnte er nur mit Vorwiſſen des Riters beherbergen. 1787 verkaufte Traugott Wünſe den Grünen Baum mit dem Kretſam an ſeinen Sohn Karl Gottfried Wünſe und dieſer wieder verkaufte ihn mit den dazu gehörigen Ställen 1791 für 385 Taler an Johann Chriſtian Eihorn. Der vormals daſelbſt ausgeübte Bier- und Branntweinſank war ausgeſloſſen und iſt ſeitdem au ausgeſloſſen geblieben.

Ebenſo wie der na Oſten vom Kretſam gelegene Grüne Baum gehörte au die na Weſten gelegene Roſenſenke zu demſelben. Dort iſt vom Kretſam aus Bier- und Branntweinſank betrieben worden. 1787 wurde ſie mit dem Kretſam von dem Erb­riter Traugott Wünſe an ſeinen Sohn Karl Gottfried verkauft. Dieſer verkaufte ſie mit allen darauf haftenden Nuungen und Beſwerungen, au Bier- und Branntweinſank am 2. Januar 1792 für 72 Taler an Andreas Wünſe. Von dieſem ging ſie auf C. G. Got über, weler ſie 1831 an den bisherigen Brauhauspäter Johann Gottfried Bahr verkaufte. Dieſer kaufte die beiden benabarten Auehäuſer dazu, riß dieſe und das alte Gebäude der Roſenſenke bis auf die Stube nieder und baute das große zweiſtöige Haus nebſt Seune u. dgl. auf. Vom Vater ging die Gaſt- und Sankwirtſaft auf den Sohn Oswald Bahr über, weler ſie no gegenwärtig betreibt.

Aus der Geſite Neugersdorfs iſt bekannt, daß der langwierige Bierſtreit zwiſen dem Fürſten oder dem Riter einerſeits und der Gemeinde Neugersdorf andererſeits zur Gewährung eines Brauurbars für 1000 Taler führte. 1786 kaufte der Fürſt die Stelle, wo jet die Brauerei ſteht, zur Erbauung einer ſolen und einer Brennerei von Johann Georg Herzog. Er verpatete aber das ihm gewährte Brauurbarium und die Brennerei auf eine Blaſe an den damaligen Beſier der Watſenke, Johann Gottfried Opi, für 400 Taler. Opi erbaute ein kleines Brauhaus, verkaufte es aber 1795 an Braumeiſter Wiedtner aus Leutersdorf. Als dieſer ſon 1808 geſtorben war, wurde der Gemeinde Neugersdorf die Erwerbung des Brauhauſes angetragen. Sie lehnte aber das Anerbieten ab. Da kaufte der Fürſt die Brauerei, ließ das alte Gebäude niederreißen und maſſive Brau- und Wohngebäude aufführen. Zuglei wurde über der Wohnſtube das Geritslokal eingeritet und das bisherige in der Herzogsmühle geſloſſen. Wo ſi jet die Ställe befinden, war das Stohaus oder Arreſtlokal angebrat. Die Brauerei wurde ſeit 1816 an Johann Gottfried Bahr verpatet, ſeit 1835 an Chriſtian Friedri Trompler. Deſſen Nafolger Adolf Bundesmann kaufte, nadem er eine Reihe von Jahren die Brauerei erpatet hatte, dieſelbe im Jahre 1885 vom Fürſten und baute ſie zeitgemäß aus. Na deſſen Tode iſt ſie zuerſt in den Beſi ſeiner beiden Söhne, und dann ſeines älteſten Sohnes Reinhold übergegangen. Zur Brauerei gehören 3 Aer 158 ☐ Ruten Land und 1 Aer 56 ☐ Ruten Wieſe, wele zwiſen der Langewieſe und den Dreieern gelegen ſind. Dort iſt zur Gewinnung von Eis ein Tei angelegt worden. 1852 wurde auf dem Berge ein Eis- und Felſenkeller gegraben, weler jet nit mehr gebraut wird, dagegen iſt auf dem Boden der früheren Obermühle, rets von der Carolaſtraße, ein Eiskeller gebaut worden, in welen jährli große Mengen von Eis eingeführt werden.

Neben dieſen genannten Häuſern, welen Sankgeretigkeit verliehen war, beſaßen ſole no Gottlieb Klippel in ſeinem Auhauſe Nr. 280, wo au ein Kegelſub abgelegt war, Wappler in dem der Watſenke gegenüber gelegenen Hauſe Nr. 279, Johann Friedri Got in Nr. 9 und Johann Gottlieb Got in Nr. 56. Dieſe vier ſind erloſen. Dur die neue Geſegebung ſind au im Betriebe der Sankwirtſaft Veränderungen hervorgerufen. Es entſtand eine größere Anzahl neuer Sankſtätten für Bier und Branntwein, ſowie neue Verkaufsſtellen für leteren. Eine notwendige Beſränkung trat inſofern ein, als nit blos der Gemeinderat, ſondern au der Bezirksausſuß die Genehmigung zum Betriebe der Sankwirtſaft ſowie zum Verkauf von Spirituoſen öfters verſagten, ſofern kein Bedürfnis vorlag. Trodem ſind Sankſtätten und Verkaufsſtellen für Bier und Branntwein in reilier Zahl vorhanden. Gegewärtig gibt es 6 Hotels mit Realret, 21 Reſtaurationen mit Bier- und Branntweinſank, 9 Verkaufsſtellen zum Kleinhandel mit Branntwein, 4 zum Verkauf von Wein, Kognak, Likör, Kaffee, 5 Stellen zum Bierverkauf an Tiſgäſte, 14 Kantinen, zuſammen 58. Günſtig auf Einſränkung des Genuſſes von Branntwein wirkte der Verkauf von Bier in Flaſen, weler ſeit den 90er Jahren eine große Ausdehnung erlangt hat, ungünſtig hat die Einritung der Stehbierhallen gewirkt.

Da bei dem regen Geſäftsverkehr der Beſu der Reiſenden in unſerem Orte ein größerer geworden iſt, ſo haben ſi die Gaſthäuſer, wele Fremde über Nat behalten dürfen, vermehrt. Früher durfte dies nur im Kretſam zu Altgersdorf, in Neugersdorf im Erbgerit und in der Watſenke geſehen. Jet ſind folgende Hotels in der Gemeinde: Das Erbgerit, Stadt Zittau, die Watſenke, Edelweiß, Lampelburg, ferner folgende Gaſthäuſer: Zur Grenze, Stadt Dresden, Siegeshalle, Bahnhof. Zur Aufnahme reiſender Handwerker dient die Feldſenke. Große Säle finden ſi vor in Stadt Zittau, in der Watſenke und im Gaſthaus zur Grenze.

 


 

F. Mühlen.

Mühlenkarte
Mühlen am Ort 1829:

Wassermühlen
Rote Mühle
Niedermühle (oder Herzogmühle)
Mittelmühl (oder Hohlfeldmühle)
Obermühle (ehem. Standort)

Windmühlen
Beerbergmühle
Hohlfeldmühle
Windmühle (ehem. Standort)
Hetzemühle (zu Hetzwalde gehörig)

In früheren Zeiten gab es verſiedene Mühlen. In Altgersdorf reſp. Ebersbaer Seite die Rote Mühle. 1804 wurde aus dem deneben liegenden Grundſtüe, in welem Sankwirtſaft und Fleiſerei betrieben worden war, ein Teil abgetrennt und darauf eine große Mühle aufgebaut. Sie wurde Rote Mühle genannt, weil das große, geräumige, zweiſtöige Haus ein Ziegelda erhielt, und dies das erſte in der weiteren Nabarſaft war. Zur Mühle wurde der davor liegende Tei benut, weler früher Walltei hieß und auf Altgersdorfer Flur belegen war. Fortan iſt er Roter Mühltei genannt und ſpäter an die Firma Gebrüder Hoffmann zur Verſorgung der Fabrik mit Waſſer verkauft und vergrößert worden. Dem Beſier der Roten Mühle gehörte au no der Spree-, Lede- und Hofetei. Die Mühle hat keine große Bedeutung erlangt. Nadem ſie zulet nur für eignen Bedarf benut worden war, wurde der Betrieb gänzli eingeſtellt, do blieben Mühlrad und Waſſergang als Erinnerungszeien beſtehen, bis au dieſe bei dem Brande der Roten Mühle vernitet worden ſind. An Stelle des Mühlhauſes, weles in zwei Generationen der Familie Herzog gehörte, iſt von dem jeigen Beſier Zamann na dem Brande ein maſſives Haus mit Stallung zum Betriebe der Landwirtſaft aufgebaut worden.

Na Abholzung des Beerberges und Parzellierung des Areals in 35 Bauſtellen wurde von dem Steinbrusbeſier Johann Gottfried Herrmann ⁵⁄₄ Seffel Land auf der Höhe des Beerberges gelegen an Johann Gottlieb Palme aus Oberoderwi verkauft. Dieſer erbaute daſelbſt eine holländiſe Windmühle mit 2 Mahlgängen und Graupenſtampe im Jahre 1840. Er mußte an die Stadt Zittau 4 Taler Windzins abgeben. 1850 erbaute er daneben ein Wohn- und Bahaus. Na mehrfaem Beſiweſel gelangte die Mühle in den Beſi der Familie Neumann und ging vom Vater auf den Sohn über. Dieſer ließ die Mühle vor wenigen Jahren ab­breen, ſo daß ſie nur ½ Jahrhundert geſtanden hat. Es ſwand mit ihr die lete Mühle im Orte. Neumann verkaufte die Bäerei 1903 und zog na Oderwi.

In Neugersdorf haben 4 Mühlen geſtanden. Wo ſi jet das Haus des Kaufmanns Rothe befindet, ſtand in den früheſten Zeiten die ſogenannte Obermühle, und wo jet der Bundesmannſe Eiskeller aufgebaut iſt, war früher ein Tei, der obere Mühltei. Wegen Waſſermangels zur heißen Sommer- und zur kalten Winterzeit iſt die Mühle ums Jahr 1750 eingegangen und der Tei in Wieſe umgewandelt worden.

Die Niedermühle oder Sloßmühle lag unterhalb des großen Teies. Sie war vom Grafen Pötting erbaut und in den Beſi des Fürſten übergegangen, weler ſie 1698 an Chriſtoph Herzog für 180 Gulden und 6 Gulden jährlie Mahlſteuer verkaufte. Die neuerbaute Mühle iſt im Beſie der Herzogſen Familie bis 1855 verblieben. In dieſem Jahre kaufte ſie C. G. Rudolph für 3450 Taler. 1856 erwarb er au den großen Tei für 400 Taler. Der Betrieb der Müllerei hatte aufgehört. Später hat die Firma C. G. Hoffmann die Herzogsmühle und den großen Tei erworben, vergrößert und für ihren Fabrikbetrieb verwendet.

Neben dem Hauſe des Orgelbauers Müller, ſpäter Reiß, hat eine holländiſe Windmühle geſtanden, wele 1835 abgeriſſen worden iſt. Dabei kam ein vorübergehender Knabe dur Herabfallen eines Balkens um ſein Leben. Am längſten hat die Hohlfeldmühle, früher Mittelmühle, geſtanden. 1691 erbaut, iſt ſie 1760 in den Beſi der Hohlfeldſen Familie für 400 Taler gelangt. 1819 ſete Chriſtian Friedri Hohlfeld eine Windmühle auf das Haus, dieſe iſt 1863 wieder abgetragen worden. Die Müllerei wurde eingeſtellt und nur die Bäerei fortbetrieben. So iſt gegenwärtig keine Mühle mehr im Ort vorhanden. Die großen Mengen Mehl, wele hier verbaen werden, werden aus auswärtigen Dampfmühlen eingeführt. Au hierin eine gänzlie Veränderung gegen frühere Zeiten.

 


 

Quelle: Chronik von Neugersdorf, bearbeitet von Carl Melzer, Pfarrer. 1903