Die Bewohner von Alt- und Neugersdorf hatten zunäſt keine eigene Kire. Sie waren na Leutersdorf gewieſen, weles damals von Eibau aus verſorgt wurde, jedo ſollen au zu Ebersba Amtshandlungen abgehalten worden ſein. Die Begründer des Ortes, wele ausgewandert waren, um ihres evangeliſen Glaubens weiter leben zu können, hatten ſelbſtverſtändli das eifrige Beſtreben, ſi ſobalb als mögli eine eigene Kire zu erbauen. Das geſah im Jahre 1667. Man hat die Kire auf Altgersdorfer Gebiet gebaut, wiewohl die Zahl der Bewohner Neugersdorfs eine weit größere war, als die von Altgersdorf, weil leteres unter dem Beſie und Sue der evangeliſen Stadt Zittau ſtand. Die Bewohner Neugersdorfs hegten die Befürtung, daß ſie oder ihre Nakommen von ihrer katholiſen Herrſaft gezwungen werden könnten, wieder katholiſ zu werden. So ſtellte ſi Neugersdorf, weles einen katholiſen Gutsherrn hatte, unter den Su der proteſtantiſen Stadt Zittau. Dieſe hat von Anfang an die Kollatur über die Kire ausgeübt und ihr namentli im 18. Jahrhundert viele Wohltaten erwieſen. Die Stadt Zittau, als Gutsherrin, ſenkte den Grund und Boden zur Kire und zum Friedhofe und gewährte dem Pfarrer und Kirſullehrer Aeer und Wieſen zur Benuung. No jet bezieht der Pfarrer aus der Stadthauptkaſſe zu Zittau Aergeld als Beſoldung.
Der Bau der Kire wurde im März des Jahres 1667 begonnen und zu Miaeli vollendet. Es wird daher no jet unſer Kirweihfeſt auf dieſe Zeit gefeiert. Bezügli des Tages der Feier gilt im Volksmunde die Regel: Miel darf zwar mit eſſen, aber nit mit baen. Es kann daher das Kirweihfeſt wohl auf Montag, den 29. September, fallen, aber nie über denſelben hinaus. Der früheſte Termin iſt Montag, der 23. September. Die erſte Kire war, da die Bewohner arm und an Zahl gering waren, nit geräumig. Ein raſes Wastum der Gemeinde war nit erwartet worden, da die Gegend bewaldet war, aber trodem nahm die Gemeinde von Jahr zu Jahr zu. Au kamen im Jahre 1694 die auf dem Ebersbaer Vorwerksgrunde erbauten Häuſer zur Paroie hinzu. Dieſe werden im Jahre 1726 auf 20 angegeben. Tro des Verſues des Ebersbaer Verwalters, dieſelben zur Ebersbaer Kirfahrt zu bringen, ſind ſie bei der hieſigen Kirengemeinde als Ebersbaer Seite verblieben, bis dieſe im Jahre 1875 mit der politiſen Gemeinde Altgersdorf vereinigt worden iſt. So beſtand die Paroie aus drei Teilen: Altgersdorf, Ebersbaer Seite und Neugersdorf. Da nun im Jahre 1706 ein neues, geräumigeres Sulhaus gebaut und dabei einiges Mißverſtändnis vorgekommen war, ſo wurde am 11. Januar 1707 zwiſen der Zittauer und Fürſtli Lietenſteinſen Herrſaft ein Rezeß abgeſloſſen, daß künftighin Altgersdorf ⅓, Neugersdorf aber ⅔ zu den gemeinſaftlien Koſten an Kire, Sule und Pfarre beitragen ſolle. Jeder Wirt auf Ebersbaer Seite ſolle ſo viel als ein Alt- oder Neugersdorfer Wirt entriten. Dieſer Betrag ſolle wieder dergeſtalt unter beide Gemeinden verteilt werden, daß Altgersdorf ⅓ und Neugersdorf ⅔ davon erhalte.
Son im Jahre 1703 wurde über den Mangel an Frauenſtänden geklagt, und dur das weitere Anwaſen der Bevölkerung zeigte es ſi, daß die Kire zu klein war. Man beſloß daher, eine neue Kire zu bauen, reſp. die alte zu vergrößern. Um allen Streitigkeiten und Mißvernehmen vorzubeugen, wurde am 23. November 1734 ein Einpfarrungsrezeß abgeſloſſen. In dieſem wurden die Verhältniſſe über Einpfarrung der Neugersdorfer Gemeinde, über Abgaben zu Bauten und Beſoldungen, über Beſeungen des Pfarramtes und der Lehrerſtelle, über Wahl der Kirväter, Ablegung der Kirenrenungen, Verwaltung des Kirenvermögens und der Kirſtände geregelt. Bezügli des Erweiterungsbaues der Kire wurden folgende Beſtimmungen getroffen: Die Form der Kire ſollte wie die zu Großſönau ſein, ohne Pfeiler und gewölbte Dee, 70 Ellen lang und 30 Ellen breit. Sie ſollte zwei Türme erhalten, und zwar ſo, daß der alte Turm ſtehen bleibe und neben ihm ein neuer aufgebaut werde. Die Kirmauer na Neugersdorf zu ſollte ſtehen bleiben und die Erweiterung na der Kretſamſeite und der Pfarrwiedemut hin erfolgen. Der Bau war auf 4000 Taler veranſlagt. Dazu ſollten 1000 Taler Kirenkapitalien genommen, einige Hundert Taler erborgt werden, ferner ſollte jeder Bewohner 3 Jahre lang zu Oſtern 2 Taler 4 Groſen bar entriten und mit ſeinem Grundſtüe für dieſen Betrag haften. Der Ertrag aus dem Klingelbeutel während der Bauzeit ſollte dem Baufonds zufließen und in den unter Zittauer Kollatur ſtehenden Gemeinden ſollten Kollekten geſammelt werden. Jeder Wirt hatte ſi no verpflitet, eine Klafter Steine zu breen und koſtenlos bis zur Kire anzufahren. Ein Geſu um Veranſtaltung einer Lotterie zum Kirenbau, zu weler der Spielplan ausgearbeitet war, wurde abgeſlagen, ebenſo die Erneuerung dieſes Geſues im Jahre 1752. Jet hatte man weniger Bedenken, Kirenbaulotterien zu genehmigen. Im Jahre 1735 wurde der Bau begonnen. Eine Kommiſſion aus Zittau unter dem Baudirektor Findeiſen ſtete die neue Kire ab. Sie hat nit genau die ſonſt üblie Ritung von Weſt na Oſt erhalten, ſondern weit etwas na Süden und na Norden ab. Zunäſt wurde der Grund gegraben, und da der neue Grund viel tiefer als der bisherige angelegt wurde, ſo ſenkte ſi das alte Gebäude und die Ee na Südweſt nebſt der Turmmauer fiel am 8. Auguſt 1735 ein. Weil man weitere Beſorgnis hegte, wurde der Gottesdienſt längere Zeit im Pfarrhauſe abgehalten. Am 23. Auguſt wurde der Grundſtein gelegt, dieſer befindet ſi an der Ee na Oſten zu. Der Zittauer Bürgermeiſter war erſienen und hielt an die auf dem Friedhofe verſammelte Gemeinde eine Anſprae. Darauf begab er ſi in den felſigen Grund und verritete das Werk der Grundſteinlegung im Namen der heiligen Dreieinigkeit. Der damalige Pfarrer, M. Tritſler, hielt darauf eine Rede über Pſalm 51, 20 und 21, worauf die Feier mit einem gemeinſamen Lobgeſange beſloſſen wurde. Der Bau ging ſehr langſam von ſtatten. Bald fehlte es an Geldmitteln. Es entſtanden Streitigkeiten zwiſen den beiden Gemeinden. Der Rat zu Zittau entſete den damaligen Kirvater zu Neugersdorf, weler Verdrießlikeiten angeritet haben ſollte, ſeines Amtes. Drei Jahre hindur wurde gebaut. Der Gottesdienſt wurde zwar no in dem alten Kirengebäude abgehalten, jedo mit großen Beſwerden und Unannehmlikeiten. Im Jahre 1738 wurden das Da abgeriſſen und die alten Mauern abgetragen. Nun mußten die Gottesdienſte unter freiem Himmel abgehalten werden mit vieler Beſwerlikeit, ſo die Winde, der Regen und der Snee verurſaten. Endli wurde am 4. Advent die lete Predigt in der alten Kire gehalten und am 1. Weihnatsfeiertage mit der erſten Predigt in der neuen Kire, deren Da freili nur erſt halb gedet war, begonnen. Die Kire hatte drei Emporen erhalten. Die Kanzel war neben den Neugersdorfer Geritsſtänden angebrat, wurde aber im Jahre 1816 an ihren jeigen Pla über den Altar verlegt. Zu derſelben Zeit wurden au die ſogenannten neuen Emporen zwiſen Altar und den unteren Emporen angebrat. Das Siff der Kire hatte urſprüngli die Form eines Kreuzes. Von der einen Mitteltür zur anderen war ein freier Gang. Hundert Jahre ſpäter wurden zwei neue Bänke eingefügt, denen im Jahre 1853 zwei weitere folgten, ſo daß der Gang ganz in Wegfall gekommen iſt. Son früher waren die Seitenbänke angelegt worden, und im Jahre 1816 iſt der Altarpla dur die ſogenannten kurzen Bänke verengert worden. Die Kire hat 800 Männer- und ebenſoviel Frauenſtände.
Im Rezeß von 1734 war feſtgeſet, daß jedes Haus einen Männer- und einen Frauenſtand als unabtrennbar vom Grundſtüe erhalten ſolle. Überdies ſollten jedem Hauſe no zwei Stände zugewieſen werden, wele verkauft werden könnten, ſofern ſi die Gemeinde vermehre und Mangel an Ständen einträte. Dieſe Beſtimmungen haben bis zum Jahre 1900 gegolten. Da die Zahl der Häuſer ſeit 1738 ſi mehr als verdoppelt hat, und die meiſten keine Stände beſien, ſo iſt die Abänderung getroffen, daß die zu den Häuſern gehörenden Kirenſtände den betreffenden Hausbeſiern als Eigentum zur freien Verfügung überlaſſen worden ſind. Die arme Gemeinde hatte na Vollendung des Kirenbaues keine Mittel zum inneren Ausbau der Kire. Dieſer iſt erſt eine Anzahl Jahre ſpäter unter namhafter Unterſtüung von Zittau aus erfolgt. Das Jahr 1753 iſt hierin beſonders bemerkenswert. Der ſöne, mit reiem Sniwerk verſehene Altar iſt von den Brüdern Zaarias und Chriſtoph Herzog von Grund aus erbaut und bekleidet worden. Das rote Altartu trägt die Namenszüge der Stifter und die Jahreszahl 1753. Die rote Kanzelbekleidung iſt von der hieſigen Jugend im Jahre 1830 dazu geſenkt worden. Um die Ausſmüung und Verzierung des Altars hat ſi ein Zittauer Kaufmann, namens Beſſer, verdient gemat, deſſen Namenszug an der über dem Altar befindlien Kanzel angebrat iſt. Derſelbe hat au zu dem von Chriſtoph Elßner geſtifteten Taufſteine die Snierei, wele die Taufe Jeſu dur Johannes darſtellt, geſenkt, dazu einen zinnernen Einſa nebſt Taufſüſſel und Kanne. Den jeigen Altartiſ hat die Jugend im Jahre 1796 geſenkt.
In jenem Jahre 1753 wurde au die Kire ausgemalt. Das Deengemälde, weles die heilige Dreieinigkeit darſtellt, iſt ein Geſenk der Frau Bürgermeiſter Herzog und des Kaufmanns Ziegenhagen aus Zittau. Die Malerei an den Emporen, an deren unteren, auf der reten Seite Bilder aus dem alten, auf der linken Seite Gegenbilder aus dem neuen Teſtamente angebrat ſind, iſt auf Koſten des Bürgers und Handelsherrn Chriſtian Gottfried Hering in Zittau angefertigt worden, während die oberen Emporen durAnna Katharina verw. Kolbin geſtiftet ſind.
Der Erbriter Söbel und ſein Bruder, der Kirſulmeiſter, ließen etwas ſpäter die Chorbrüſtung malen. Die Malereien ſind ſämtli von Gottlieb Chriſtian Miael, Maler in Zittau, unter Beihilfe der Kunſtbefliſſenen Johann Chriſtoph Neumann und Johann Chriſtoph Hoffmann im Geſmae der damaligen Zeit ausgeführt worden. No jet ſtehen die Namen derſelben hinter der Kanzel …
Faſt 1 ½ Jahrhunderte hatte ſi nits im Innern des Gotteshauſes verändert und es bedurfte dasſelbe daher einer Erneuerung. Da wurde im Jahre 1891 der Kire von den Söhnen des verſtorbenen Fabrikbeſiers Auguſt Hoffmann ein Legat im Betrage von 5000 Mark mit der Beſtimmung überwieſen, die Kire im Innern zu verſönern. Als der Kirenvorſtand an die Ausführung dieſer letwilligen Verfügung herantrat, entſtand die Frage, ob nit eine weſentlie Erneuerung der Kire vorzunehmen ſei, namentli ob nit an Stelle der drei Emporen mit je zwei Sitzreihen, zwei mit je drei Sireihen erritet und der enge Altarpla dur eine Apſis vergrößert werden möte. Na langen Verhandlungen und verſiedenen eingeholten Gutaten und Voranſlägen wurde beſloſſen, die Kire in ihrer jeigen Form beſtehen, die notwendigen Reparaturen an Emporen, Treppen und Dee ausführen und alles neu malen und ſtreien zu laſſen. Die iſt im Jahre 1898 mit einem Koſtenaufwande von 12 000 Mark erfolgt. Das Deengemälde iſt von dem Kunſtmaler Herrmann aus Dresden übermalt worden. Der Altar, Kanzel und Taufſtein ſind von dem Marmormaler Quaiſ aus Leipzig treffli hergeſtellt, alle übrigen Malerarbeiten ſind vom Dekorationsmaler Max Rentſ hier ausgeführt worden, während die Zimmerarbeiten von den Baumeiſtern Fus und Poliſ, die Tiſlerarbeiten von Kirvater Lue geliefert worden ſind. Die vorgenommenen Veränderungen haben die Anerkennung der Saverſtändigen, der Behörde und der geſamten Gemeinde gefunden. Die aus dem Jahre 1753 ſtammenden Bilder an den unteren Emporen, wele der Gemeinde beſonders lieb geworden waren, konnten belaſſen werden, dagegen mußten die Sprüe, wele an denſelben ſtanden, in Wegfall kommen. [Der Autor führt] … tro ihres geringen poetiſen Wertes … [jene 19 bibelbezogenen Sprüche wörtlich auf.]
Bei der Renovation der Kire iſt au elektriſe Beleutung bis hinauf zu den Gloen eingeritet worden. Die Kire hatte im Jahre 1770 vom Kaufmann Römer den Kronleuter zum Geſenk erhalten, weler dem Chore zunäſt hängt. Im Jahre 1830 hatte die Jugend den mittleren und die beiden Kronleuter am Altar zum 300 jährigen Jubelfeſte der Augsburgiſen Konfeſſion zum Geſenk dargebrat. Im Jahre 1883 wurden 40 zweiarmige Wandleuter und 60 Einſraubeleuter beſafft. Jet erleuten 150 Glühlampen das Gotteshaus. Die Kronleuter und Kandelaber ſind dur Herrn Alwin Franz hier koſtenlos für elektriſe Beleutung vorgeritet worden.
Zu den Farbentönen der Kire ſtimmen die bunten, im Jahre 1867 beſafften Altarfenſter nit mehr. Es ſtiftete daher der Fabrikbeſier Kommerzienrat Julius Hoffmann bei Gelegenheit ſeines 25 jährigen Jubiläums als Mitglied des Kirenvorſtandes im Jahre 1899 drei neue Altarfenſter, wele na der Zeinung des Aritekten Kandler in der Kunſtglaſerei von Urban in Dresden hergeſtellt worden ſind.
B. Kirturm
Als im Jahre 1738 der Bau der Kire vollendet war, hatte man den Turm nur bis zum Kirendae aufgebaut. Der Plan, zwei Türme zu bauen, war aufgegeben worden. Ueber ein Jahrhundert hat die Kire, tro verſiedener Anregungen und Geſenke, ohne Turm dageſtanden. Na dem Amtsantritte des Paſtors Hering kam die Angelegenheit in ein neues Stadium. Es wurde ein Turmbaufonds begründet, zu welem die Neugersdorfer Süengeſellſaft 15 Taler, die Altgersdorfer 10 Taler gab. Das Wunderli'ſe Legat vom Jahre 1788 im Betrage von 50 Talern wurde zum Turmbaukapital geſlagen, ebenſo 1236 Taler als Erlös bei dem Verkaufe der neuen Frauenſtände im Mittelgange. Am Ende des Jahres 1853 trat man an die Verwirkliung des Planes heran. Es hatte ſi ein Turmbaukomitee aus Männern beider Gemeinden gebildet, an deſſen Spie nit der Ortsgeiſtlie, ſondern wegen vorgekommener Streitigkeiten der Gemeindevorſtand Rudolph aus Neugersdorf ſtand. In einer Verſammlung von Gemeindegliedern wurden 499 Taler zum Turmbau gezeinet, eine Sammlung freiwilliger Beiträge dur die Gemeinde hindur brate 577 Taler ein, zuſammen alſo 1076 Taler. Da man mit dem vorhandenen Fonds über cirka 3000 Taler verfügte, ſo wurde der Bau im Jahre 1854 vergeben. Die Zeinung fertigte der Aritekt Sramm in Zittau. Der Koſtenanſlag bezifferte ſi auf 6430 Taler. Die Maurerarbeiten wurden dem Maurermeiſter Häbler aus Großſönau, die Zimmerarbeiten dem Zimmermeiſter Weiſe aus Eibau übertragen. Die Sandſteine zum Turmbau beſaffte die Gemeinde ſelbſt, ſie ſind in den Sandſteinbrüen bei Daubi in Böhmen gebroen. Die obere Pyramide mußte aus Holz erritet werden. Zuvor wurde wegen der bedeutenden Höhe und Swere des Turmes der Grund vertieft.
Am 15. Mai 1854 wurden von der Baudeputation ohne Beteiligung der kirlien Organe die beiden Gloen, Uhr und Gloenſtuhl von der Turmhaube herabgenommen und auf ein neben der Kire erritetes Gloenhäusen gebrat. Hierauf begann man den Weiterbau des vor 116 Jahren angefangenen Turmes. Das Jahr 1854 hindur war man eifrig mit dem Bauen beſäftigt. Am 11. Juli 1855 konnte der Turm gehoben werden. Zum Reformationsfeſte 1855 war der Turmbau ohne irgend welen Unfall vollendet. Die Bedaungsarbeiten hat der Klempnermeiſter Kretſmer aus Oſtri ausgeführt, der dortige Kupferſmied hat den großen Knopf, die 8 kleinen auf den Simſen, das Kreuz auf der Turmſpie und die kleinen Kreuze auf der Pyramide angefertigt. Die Vergoldung hat Goldarbeiter Heyne in Neugersdorf beſorgt. Die gußeiſernen Kreuze und die Geländer ſind in dem Hüttenwerke zu Bernsdorf bei Hoyerswerda gegoſſen.
Der Bau wurde vom Baudirektor Sramm in Zittau na ſeiner Vollendung geprüft. Ein ſriftlies Gutaten war nit niedergelegt worden, was au na dem Sturz der Pyramide vermißt worden iſt. Am 29., 30., 31. Oktober 1855 beging die Gemeinde unter großer Feierlikeit das Feſt der Turm- und Gloenweihe. Sonntag, den 29. Oktober, war Vorfeier, am 30. Oktober Weihe des Turmes, des Knopfes und Kreuzes. Dieſes war ſamt den kleinen Knöpfen und Kreuzen auf dem Altar aufgeſtellt. Dieſe, ſowie die neue, geweihte Gloe wurden na der kirlien Feier an Ort und Stelle gebrat. Am 31. Oktober, Reformationsfeſt, war Beſluß der Feier.
Leider aber erfüllte ſi gar bald ein trauriges Geſi an dem neuen Turme. Am 7. Dezember 1868, alſo nur 13 Jahre na der Vollendung, wurde die hölzerne Pyramide dur einen heftigen Sturm herabgeworfen. Na übereinſtimmenden Ausſagen von Augenzeugen hat ſi die Pyramide ſon vor dem Sturze zweimal gehoben und wieder auf das Mauerwerk geſet, beim dritten Male aber iſt ſie kopfüber herabgeſtürzt. Die Helmſtange iſt in die ſüdli vom Turme gelegene Rudolphſe Erbbegräbnisſtätte 5 Ellen tief eingedrungen, während die Pyramide na der Südoſtſeite umgeſtürzt iſt. Dieſe hat das öſtlie und ſüdlie ſteinerne Bruſtgeländer mit abgeriſſen, Stüe desſelben und mehrere Sandſteinquader ſind dur das Kirenda geſlagen, haben die Lehmſit auf dem Kirboden und die Bretterdee der Kire durſlagen und ſind auf der oberen Empore liegen gebleiben. Die angeſtellten Erörterungen und eingeholten Gutaten, unter denen das des Oberbrandinſpektors Leuthold in Bauen beſonders treffend und eingehend iſt, haben folgendes als Urſae feſtgeſtellt: Die hölzerne Pyramide iſt nur ungenügend mit dem Mauerwerk verankert worden. Statt der 8 Anker im Anſlage ſind nur 5 ſwäere angebrat und loſe befeſtigt worden. No viel naläſſiger iſt die Verbindung des Mauer- mit dem Sparrenwerke geweſen. Außerdem ſind die Köpfe der Balken, auf denen die Pyramide ruhte, feſt eingemauert und angefault geweſen. Die Pyramide wäre ſließli dur ihr eigenes Swergewit na innen zuſammengebroen und hätte vielleit no größeren Saden als beim Sturze angeritet.
Die Kire früher und jet.
Die Aufregung in der Gemeinde war groß. Der dur das Kirengeſe vom 30. März 1868 neu erritete Kirenvorſtand hatte die ſwierige Aufgabe, den angeriteten Saden auszubeſſern und eine neue Turmpyramide wieder aufbauen zu laſſen. Zunäſt wurde das beſädigte Kirda ausgebeſſert und ein Notda über dem Turm erritet. Lange Zeit hindur wurden mit dem Zimmermeiſter Weiſe aus Eibau unerquilie Verhandlungen wegen Sadenerſa geführt. Sließli wurde vor dem Königl. Amtsgerit Ebersba ein Verglei abgeſloſſen, na welem der Wiederaufbau der Pyramide dem Zimmermeiſter Weiſe mit der Bedingung übertragen wurde, daß er 700 Taler von dem Voranſlage nazulaſſen habe. Der Koſtenanſlag bezifferte ſi auf 3833 Taler. Da aber ſeit Einreiung des Anſlages bis zum Abſluſſe des Kontraktes in der damaligen Gründerzeit die Koſten für Material und Arbeitslöhne beträtli geſtiegen waren, ſo gelangten nur 500 Taler in Abzug. Der Wiederaufbau der jeigen Pyramide hat alſo 3333 Taler, 10 000 Mark, gekoſtet, nadem beim Turmbau ſtatt der veranſlagten 6430 Taler ſon 13 500 Taler verbaut worden waren. Unter den für die neue Pyramide eingereiten Zeinungen und Berenungen waren die des Zimmermeiſter Ernſt Wilhelm Linke in Altgersdorf von famänniſer Seite als die beſten bezeinet worden. Na denſelben wurde der Wiederaufbau der Pyramide im Jahre 1872 vom Zimmermeiſter Weiſe ausgeführt.
Das Kreuz und der Knopf mußten ebenfalls erneuert werden. Während der alte Knopf 96 Pfund gewogen hatte, erhielt der neue nur ein Gewit von 50 Pfund, der Durmeſſer aber war derſelbe geblieben, nämli 1 Elle 4 Zoll. Das Kreuz erhielt eine Höhe von 3 Ellen 2 Zoll. Das Pfund Kupfer zum Knopfe koſtete einen Taler, das zum Kreuze und Bekrönungsſafte nur 20 Groſen. Der Klempnermeiſter Kretſmer aus Oſtri führte dieſe Arbeiten wieder aus. Am Kirweihfeſte, den 24. September 1872, geſah die feierlie Einweihung des Knopfes und Kreuzes, die alsdann auf der Turmſpie befeſtigt wurden. Eine Deputation des Kirenvorſtandes unterzog ſi der Beaufſitigung des Baues, die famänniſe Oberaufſit führte der Stadtbaudirektor Trummler in Zittau. Dies die Geſite unſeres horagenden Turmes, der weithin ſitbar iſt, und von dem man au eine weite Rundſit genießen kann, weler aber der Kirengemeide unverhältnismäßig teuer zu ſtehen gekommen iſt. Lange Zeit iſt dur die Gemeinde hindur zur Tilgung der Turmbauſuld die ſogenannte Turmſteuer erhoben worden.
C. Uhr.
Die jeige Uhr iſt die dritte, wele die Gemeinde beſit. Die erſte wurde im Jahre 1703 dur freiwillige Beiträge im Betrage von 50 Talern von Uhrmaer Chriſtoph Matthes in Seifhennersdorf angefertigt. In Altgersdorf waren 20 Taler, in Neugersdorf 30 Taler geſammelt worden. Im Jahre 1709 wurde mit dem genannten Uhrmaer ein Kontrakt abgeſloſſen, daß er das Werk für eine jährlie Entſädigung von 1 Taler im Gange und Stande zu erhalten habe. Dieſe Uhr hat der Gemeinde bis zum 15. Mai 1854 gedient, an welem Tage ſie vor dem Beginn des Turmbaues von der Turmhaube herabgenommen worden iſt. Sie wurde von dem Uhrmaer Johann Georg Kießling aus Croſtewi bei Kloſter Marienſtern no für 25 Taler angenommen. Dieſer fertigte au die zweite Uhr an. Sie war aus geſmiedetem Eiſen mit Meſſingpfannen hergeſtellt und beſtand aus einem Gehwerke, einem Viertelſtundenwerke und zwei Werken für zweimaliges Slagen der vollen Stunde. Sie hat mit Darangabe der alten Uhr 200 Taler gekoſtet. Am 22. September 1856 hat ſie zum erſten Male geſlagen. Die Zahlen an den vier Uhrentafeln mit ihrer ſtarken Vergoldung koſteten 80 Taler. Die Vergoldung iſt im Jahre 1883 wiederholt worden.
Trodem eine Reparatur an der Uhr vorgenommen worden war, traten do Ende der 90er Jahre immer wieder neue Säden hervor. Die Zeiger an den verſiedenen Uhrtafeln hatten eine bedeutende Differenz mit einander, und der Slag der Uhr war sehr matt geworden. Der Kirenvorſtand beſloß daher, da eine Reparatur nur notdürftig und auf kurze Zeit dem Saden abgeholfen hätte, eine neue kräftige Uhr zu beſaffen. Dieſe iſt von dem Uhrmaer J. Hummel, in Firma Otto Fiſer, in Meißen angefertigt worden. Die Aufſtellung erfolgte im Mai 1901, Es war beabſitigt worden, daß ſie zum erſten Male mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts am 1. Januar 1901 ſlagen ſollte, allein die Aufſtellung hatte ſi bis zum Frühjahre verzögert. Die Uhr koſtete 1500 Mark, die Nebenausgaben bezifferten ſi auf ca. 300 Mark. Von der politiſen Gemeinde waren aus Sparkaſſenüberſüſſen 1500 Mark in dankenswerter Weiſe gewährt worden.
Die Uhr ſlägt die ganzen Stunden auf die große Gloe, die Viertelſtunden auf die kleine.
D. Gloen.
Bis zum Turmbau im Jahre 1855 hatte die Kire nur 2 Gloen. Von 1667 an waren eine größere in cis und eine kleinere in f vorhanden. Die letere zerſprang im Jahre 1705. Die Gemeinde beſloß, eine größere gießen zu laſſen, wele den Ton a erhalten ſolle. Die bisherige größere Gloe cis mit einem Gewit von 3 Zentner 60 Pfund wurde nun zur kleinen Gloe. Sie trägt die Jahreszahl 1667, iſt alſo ſo alt, als die Kire ſelbſt. Die a-Gloe erhielt ein Gewit von 7 Zentner 30 Pfund. Sie wurde in Dresden von Miael Weinhold gegoſſen und koſtete mit Darangabe der zerſprungenen kleinen Gloe 170 Taler. Für Jo und Beſläge wurden no 8 Taler 9 Groſen gezahlt. Die Koſten wurden teils dur eine Anlage in der Gemeinde, teils dur eine jährlie Sammlung freiwilliger Beiträge aufgebrat. Die Gloe trug die Inſrift: Anno 1705 goß miMiael Weinhold in Dresden. Kommt, denn es iſt alles bereit. Dieſe beiden Gloen haben zuſammen von 1705 ― 1735 auf dem Turme der erſten Kire die Gemeinde gerufen, ſodann haben ſie auf der neuen Kire von 1738 ― 1854 ununterbroen in Freud und Leid, in ruhigen und in ſtürmiſen Stunden ihren ehernen Mund erklingen laſſen. Am 15. Mai 1854 wurden ſie herabgenommen und auf ein interimiſtiſ erritetes Gloenhäusen gebrat, um dort ihres Dienſtes zu walten. Na Vollendung des Turmes wurden ſie mit der neuen großen Gloe in dem Turme aufgehängt.
Die neue Gloe war vom Gloengießer J. G. Große zu Dresden gegoſſen worden und wog 13 ¼ Zentner. Am 16. Oktober 1855 an Ort und Stelle geprüft, wurde ſie am 29. Oktober von Dresden abgeholt und am 30. Oktober von den Sulen, der Jugend und den Süengeſellſaften an der Ortsgrenze von Altgersdorf eingeholt und im feierlien Zuge na der Kire geleitet. Na der daſelbſt erfolgten Einweihung wurde ſie zwiſen die beiden ſon tags zuvor aufgezogenen kleineren Gloen auf dem neuen hölzernen Gloenſtuhle aufgehängt und zum erſten Male geläutet. Auf ihr ſtanden die Worte: Zur Turmweihe 1855 von Alt und Jung hergebrat. Außerdem waren die Namen des damaligen Pfarrers, der Gemeindevorſtände und Riter angebrat. Auf der anderen Seite ſtand der Name des Gloengießers. Die neue Gloe nebſt Jo koſtete 726 Taler. Das ganze Geläute wog reili 24 Zentner. Die große Gloe fis 13 ¼, die mittlere a 7 ³/⏨ und die kleine cis 3 ⅗ Zentner.
Da aber die mittlere Gloe etwas tiefer als a ſtand, die neue Gloe aber nit fis, ſondern faſt f hatte, ſo war das Geläut kein harmoniſes. Fritſe weiſt ſon 1857 darauf hin und ſlägt die Beſaffung eines des-dur-Geläutes unter Beibehaltung der neuen Gloe und Umgießen der mittleren vor. Zu einem des-dur-Geläute iſt die Kire, wenn au auf andere Weiſe, gekommen. Im Jahre 1881 erhielt die Kire vom Fabrikbeſier Reinhold Hoffmann im Auftrage ſeines verſtorbenen Vaters Karl Wilhelm Hoffmann ein Legat von 25 000 Mark mit der Beſtimmung, daß davon ein neues Geläut und eine neue Orgel beſafft werde. Der Guß des neuen Geläutes des f as wurde der Firma J. G. Große, Inhaber Robert Ebert, in Dresden übertragen.
Am 21. März 1882 erfolgte die Prüfung der Gloen, am 29. die Einweihung derſelben. Sie wurden vom Bahnhofe … in feierliem Zuge zur Kire geleitet. Das neue Geläut wiegt 60 Zentner, die große Gloe 34 Zentner, 10 Zentner mehr als die früheren drei Gloen zuſammen, die mittlere 16 Zentner, die kleine 10 Zentner. Die Gloen ſind auf einem eiſernen Gloenſtuhle naPozdeſem System aufgehängt, dur weles das Läuten der ſweren Gloen weſentli erleitert wird. Die drei Gloen tragen die Symbole von Glaube, Liebe, Hoffnung. Die f-Gloe hat das Symbol des Glaubens, ein Kreuz mit offener Bibel, dazu den Spru: Der Gerete wird ſeines Glaubens leben. Röm. 1, 17. Die große Gloe, wele in der Mitte hängt, trägt das Symbol der Liebe, ein flammendes Herz mit dem Worte: Gott iſt Liebe. 1. Joh. 4, 16. Auf der kleinen Gloe ſteht der Anker als Symbol der Hoffnung mit dem Sriftworte: Hoffnung läßt nit zu Sanden werden. Röm. 5, 5. Auf der Rüſeite der großen Gloe ſind die Namen der damaligen Kirenvorſtandsmitglieder verzeinet, während auf der Rüſeite der beiden andern Gloen die Jahreszahl 1882 in einem Kranze angebrat iſt. Am oberen Rande der Stirnſeite jeder Gloe ſtehen die Worte: Stiftung des Fabrikbeſiers Karl Wilhelm Hoffmann in Neugersdorf.
Der Preis für die Gloen betrug 7671 Mark, für den 48 Zentner ſweren Gloenſtuhl 1050 Mark, zuſammen 8721 Mark. Die beiden größeren Gloen ſind vom Gloengießer angenommen worden. Na Abzug des Preiſes für das Gloenmaterial und 2 Proz. Skonto hat der Geſamtaufwand 6621 Mark 50 Pf. betragen. Die beiden größeren ſind eingeſmolzen und zum Guſſe neuer Gloen für eine Kire in Chriſtiania mit verwendet worden. Die kleine cis-Gloe mit der Jahreszahl 1667 wurde zurübehalten, um als vierte Gloe zu dienen. Da aber die neuen Gloen na der tiefen Mozartſtimmung gegoſſen ſind, ſo haben ſie ſtatt des f as faſt c e g, ſo daß die kleine cis-Gloe nit in die Harmonie paßte. Sie iſt lange Zeit in der Kire aufbewahrt, au na Olbersdorf verliehen worden, bis ſie im Jahre 1897 der Sulgemeinde Neugersdorf geſenkt wurde, damit ſie in der Uhr der neuen Sule als Stundengloe verwendet werde. Zu ihr iſt eine kleine Viertelſtundengloe gegoſſen worden. So hängt dies älteſte Erinnerungsſtü an die Gründung der erſten Kire auf dem Gloentürmen der oberen Sule und erfreut dur ſeinen hellen, durdringenden Klang die Bewohner der Gemeinde beim Slagen der einzelnen Stunden. Die drei neuen Gloen haben einen vollen, majeſtätiſen, wutigen Klang und ſind weithin zu hören. Im Jahre 1902 wurden die Lager und Armaturſtüe an den Gloen, wele ſi dur vielfaes Läuten ſtark abgenut hatten, erneuert, die ſwierige Arbeit, dur wele eine weſentlie Erleiterung für das Läuten der Gloen herbeigeführt worden iſt, hat Maſinenfabrikant K. F. Rößler hier ausgeführt. Die Koſten beliefen ſi auf ca. 400 Mark.
E. Orgel.
Bis zum Jahre 1707 hat man ſi ohne Orgel in der Kire beholfen. In dieſem Jahre hat die Gemeinde dur freiwillige Gaben der Wirte und der freiledigen Leute eine Orgel von Magiſter Georg Weiſe, Pfarrer in Herwigsdorf, für 70 Taler gekauft. Aus dem Kirengelde wurde ein neues Chor erbaut. Die Orgel iſt am Oſterfeſte des Jahres 1707 zum erſten Male geſlagen, d. h. geſpielt worden. Dieſe kleine Orgel genügte wohl für die damalige no kleine Kire. Als aber im Jahre 1738 die jeige große Kire gebaut wurde, ſo trat au die Notwendigkeit der Beſaffung einer neuen Orgel an die Gemeinde heran. In dem oft genannten Jahre 1753 hat die Kire au dieſe erhalten. Sie iſt vom Zittauer Orgelbauer Tamitius erbaut worden und bis zum Jahre 1809 im Gebrau geweſen. Im Jahre 1787 war der Organiſt Sneider na Altgersdorf gekommen, der die Verbeſſerung und Vergrößerung der Orgel ſeit ſeiner Amtstätigkeit angeſtrebt hatte.
Im Jahre 1809 wurde die Erweiterung der Orgel von dem Tiſler und Orgelbauer Müller hier ausgeführt. Sie wurde um 20 Regiſter vermehrt und erhielt zwei Klaviere. Der Organiſt Sneider hielt das Werk in ſehr gutem Stande, ſo daß ſein Sohn, der Hoforgelbauer Johann Sneider, in einem amtlien Gutaten rühmen konnte: Unter der Sorgfalt meines ſel. Vaters mußte man das Werk die reingeſtimmteſte Orgel Saſens nennen. Kire, wie Gemeinde und Umgegend erfreuten ſi an dem von der Gemeinde geſafften vergrößerten Werke. Da aber die Orgel dur den Turmbau viel gelitten hatte, mußte ſie in den Jahren 1860 und 61 einer umfaſſenden Reparatur unterzogen werden. Na Vollendung derſelben wurde unter Mitwirkung des Hoforganiſten Sneider ein großes Kirenkonzert am 9. Mai 1861 abgehalten. So waren denn in der Orgel eine Anzahl Stimmen, wele über ein Jahrhundert alt und daher abgenut waren, während andere ſi no in beſſerem Zuſtande befanden. Da eine Anzahl Regiſter gar nit mehr geſpielt werden konnten und die Windzufuhr beſonders mangelhaft war, ſo ſtand in den 80er Jahren eine wiederholte Reparatur bevor. Da erhielt die Kire am 26. Auguſt 1881 vom Fabrikbeſier Reinhold Hoffmann das ſon genannte Legat von 25 000 Mark, aus welem eine neue Orgel beſafft wurde. Der Hoforgelbauer K. E. Jehmli in Dresden wurde mit der Erbauung derſelben betraut. Damit das Orgelwerk nit in den Turm hineingeſet werde, ſondern in der Kire ſelbſt erklinge, maten ſi erſt manerlei ſwierige Vorarbeiten notwendig. Am 23. April 1883 wurde mit dem Aufbau der Orgel begonnen.
Die feierlie Einweihung der neuen Orgel erfolgte am 10. November 1883, dem 400 jährigen Geburtstage des Reformators Dr. Martin Luther. Das Werk war zuvor von Muſikdirektor Albret in Zittau geprüft und als ein in jeder Hinſit wohlgelungenes, dauerhaft und gewiſſenhaft gebautes bezeinet worden, das ſeinem Erbauer und deſſen beiden Söhnen Emil und Bruno, jeigen Hoforgelbauern, alle Ehre mae. Die Orgel enthält auf Haupt-Oberwerk und Pedal 33 klingende Stimmen, von denen eine jede ihre eigentümlie Klangfarbe beſit. Die Windzufuhr geſieht dur 5 hinter der Orgel aufgeſtellte Kaſtenbälge. Die Vorzüglikeit der Orgel liegt hauptſäli in der Lieblikeit und Sönheit des Tones. Der Preis beträgt 14 000 Mark. Das vom Tiſlermeiſter Oswald Hennig in Chemni gearbeitete Gehäuſe koſtet 1900 Mark. Bei dem Orgelbau mußte au die Orgelempore weiter in das Siff der Kire hineingebaut und erweitert werden. Die Chorbrüſtung iſt von den Gebrüdern Reiß in Neugersdorf geſmavoll und dauerhaft für 750 Mark angefertigt worden.
Um den Aufgang na dem Chore zu bewerkſtelligen, mußte die dem jeweiligen Pfarrer zur Benuung überwieſene Loge entfernt werden. Der Familie des Pfarrers wurde dafür die herrſaftlie Loge links vom Altare überwieſen. Als bei der Erweiterung der Sakriſtei die Stände der Kirväter in Wegfall kamen, wurden au dieſe in die vergrößerte herrſaftlie Loge mit hineinverlegt. Bei der Erneuerung der Kire im Innern erfuhr au die Orgel dur die Bemühungen des Kantor Mörbe eine Erweiterung. Sie wurde nit nur kräftiger intoniert, ſondern es wurden au zwei neue Bäſſe und 6 neue Regiſter auf Haupt- und Oberwerk hinzugefügt. Den Koſtenaufwand von cirka 2000 Mark übernahm Fabrikbeſier Reinhold Hoffmann.
Um die Orgel in gutem Zuſtande zu erhalten, wird ſie kontraktmäßig von den Erbauern in jedem Frühjahr und Herbſt geſtimmt.
Unſere Orgel iſt eine Zierde des Gotteshauſes und gereit dur die Sönheit und Würde ihres Klanges der Gemeinder zur Erbauung.
F. Gottesaer.
Der Gottesaer beſtand urſprüngli aus dem ſüdli von der Kire gelegenen Plae. Da ſi bei der Zunahme der Bevölkerung gar bald herausſtellte, daß derſelbe unzulängli ſei, wurde er na Norden dur Hinzunahme eines Stües vom Pfarrgarten im Jahre 1699 erweitert. Die zweite Erweiterung erfolgte im Jahre 1735, indem zu dem ſüdli gelegenen Stüe wiederum ein Teil des angrenzenden Pfarrgartens geſlagen wurde, weles jet hauptſäli aus den Erbbegräbniſſen und den zur Kire emporführenden Treppen beſteht.
Schöbelsche Erbgruft
1833 wurde das Ettmüllerſe Familienbegräbnis auf Grund und Boden des Pfarrgartens hergeritet. 1850 wurde dur Ankauf von Pfarrlehns- und Kretſamareal, ſowie eines Stües Gartenland, na Oſten zu gelegen, der Kirhof bis zu ſeiner jeigen Größe erweitert. Trodem erwies er ſi bei der ſteten Zunahme der Bevölkerung als zu klein, ſo daß der Kirenvorſtand von dem der Kire gegenüber liegenden Pfarrlehn und dem anſtoßenden Kretſamfelde im Jahre 1870 Areal in Größe von 257 □ Ruten erwarb und einen neuen Gottesaer jenſeits der Straße anlegte. Vom Herbſte des Jahres 1872 an wurde auf demſelben beerdigt, aber ſon im Jahre 1880 war mehr als die Hälfte des Areals aufgebraut. Da nun das am ſüdlien Ausgange des alten Gottesaers gelegene, ſogenannte Bahrenhäusen baufällig geworden war und eine Leienhalle gebaut werden ſollte, ſo erweiterte man den neuen Friedhof dur Ankauf eines weiteren Stües Pfarrlehn na Norden zu und erbaute die Leienhalle auf dem nordöſtli gelegenen Ende. Am Erntefeſte des Jahres 1882 fand die Einweihung dieſes neuen Teiles des Friedhofes ſtatt. Im Jahre 1894 war der neue Gottesaer vollſtändig belegt. Es wurde darum der alte Friedhof eingeebnet und auf demſelben bis zum Jahre 1901 wieder beerdigt. Seit dieſer Zeit wird auf dem nördli vom Kriegerdenkmale belegenen Gräberfelde für Erwaſene beſtattet. Vielfa haben ſi ſon Stimmen erhoben, den Friedhof außerhalb des Ortes zu legen, was wohl au bei einer Neuanlage geſehen wird. Auf dem alten Friedhofe ſteht die Söbelſe Erbgruft, von dem Kretſambeſiern und Ritern Söbel erbaut, auf dem neuen und zwar auf dem früheren Aufbahrplae ein Denkmal, das für die in den Kriegen 1866 und 1870/71 gefallenen Ortskinder vom Fabrikbeſier Reinhold Hoffmann erritet und am 2. September 1874 eingeweiht worden iſt.
G. Pfarrhaus.
Die Wohnung des Pfarrers liegt weſtli von der Kire. Das erſte Pfarrhaus iſt 1668 fertiggeſtellt worden und hat bis zum Jahre 1747 geſtanden. In der Nat vom 7. zum 8. Juni iſt es bis auf die unteren Mauern niedergebrannt, nadem tags zuvor die Ehegattin des damaligen Pfarrers Mayer beerdigt worden war. Erſt im Jahre 1757 wurde die neue Pfarrwohnung wieder aufgebaut und bezogen. Son im Jahre 1786 mußte eine umfaſſende Reparatur vorgenommen werden. 1796 wurde das Sindelda beſeitigt und dur ein Sobenda erſet, weles 1839 abgeriſſen wurde. Seitdem hat die Pfarrwohnung ein Ziegelda, weles 1886 umgedet worden iſt. Au die Pfarrſeune erhielt na umfaſſendem Umbau 1840 ein Ziegelda. Sie iſt im Jahre 1884 wegen Feuersgefahr auf Abbru verkauft, und der Grund und Boden nebſt dem Hofe iſt in einen Garten umgewandelt worden. An dem Aeußern und Innern des Pfarrhauſes ſind im Laufe der Jahrzehnte weſentlie Veränderungen und Verbeſſerungen vorgenommen worden, um dasſelbe im wohnlien und baulien Zuſtande zu erhalten. Zur Pfarrſtelle gehörte eine Wiedemut von faſt 16 Aer Feld und Wieſe. Von dieſem Pfarrgute iſt ſeit 1872 zur Anlegung des neuen Gottesaers, zum Bau eines Diakonatsgebäudes, zum Bau von Wohnhäuſern und zu Bauſtellen der größte Teil verkauft worden. Bei der ſtetigen Ausdehnung des Ortes wird wohl au der Reſt no zu Bauzween Verwendung finden müſſen. Im Jahre 1894 iſt, nadem bei dem fortwährenden Wastum der Seelenzahl der Gemeinde eine zweite geiſtlie Stelle im Jahre 1891 begründet worden war, ein großes, ſönes Diakonatsgebäude im Rohbau mit einem Koſtenaufwande von cirka 20 000 Mark aufgebaut worden, in weles im Herbſte des Jahres 1894 der erſte Diakunus ſeinen Einzug gehalten hat.
H. Kirſule.
Die Kirſule hat zuerſt auf dem Sulberge geſtanden, etwas unter der ſpäteren Nebenſule, in wele vor Vereinigung beider Gemeinden die Gemeindeexpedition für Altgersdorf verlegt war. Die erſte im Jahre 1706 erbaute Kirſule brannte mit der Pfarrwohnung im Jahre 1747 nieder und iſt au nit wieder aufgebaut worden. Der damalige Kirſullehrer Söbel hielt in ſeinem eigenen Hauſe Sulunterrit. Erſt na deſſen Tode trat man der Erbauung eines neuen Sulhauſes näher. Dasſelbe wurde nit wieder auf dem Sulberge, ſondern ihm gegenüber im Jahre 1788 gebaut. In dieſem Hauſe wurde dem damaligen Kirſullehrer Johann Gottlob Sneider ein Sohn geboren, der ſpätere Hoforganiſt Johann Gottlieb Sneider. Zu ſeinem Andenken hat der Organiſtenverein Saſens eine Marmortafel über dem Hauseingange im Jahre 1883 anbringen laſſen. Bis zu dieſem Jahre war das Da no mit Soben gedet, aber vor dem Einzuge des gegenwärtigen Kirſullehrers wurde es mit Siefer belegt, während das Haus äußerli und au im Innern weſentli umgebaut wurde. Die Seune iſt im Jahre 1844 auf Abbru für 102 Taler verkauft worden. Zur Kirſulſtelle gehörten 3 Aer 56 □ Ruten Land. Davon iſt ein Teil zu einer Fabrikanlage und im Jahre 1877 ein Teil zum Sulbauplae verkauft worden. Bei dem damals abge ſloſſenen Kaufe iſt ſowohl die Kirſule als au das Kirſulfeld in den Beſi der Kire übergegangen. Als daher na Erbauung der neuen Sule zu Altgersdorf im Jahre 1881 der Auszug aus der Kirſule erfolgt war, iſt das Sulzimmer fortan zur Erteilung des Konfirmandenunterrites, ſowie zur Abhaltung der Geſangsübungen des Kirenores benut worden.
I. Geiſtlie.
Die Geiſtlien, wele in dem erſten Gersdorf amtiert haben, ſind unbekannt. Der erſte Pfarrer, weler für Alt- und Neugersdorf angeſtellt wurde, war Johann Georg Möller, geboren am 22. Januar 1641 zu Zittau. Seine Wirkſamkeit war hier nur eine kurze, von 1667 bis 1670, in welem Jahre er na Türau verſet wurde. Ihm folgte
Georg Eardt, geboren zu Bertsdorf, von 1670 bis 1691. Er kam von hier als Pfarrer na Großſönau, wo er 1696 geſtorben iſt.
M.Johann Chriſtian Ehrli, geb. den 2. Februar 1662 in Zittau, Pfarrer von 1691 bis 1733. Sein Bild hängt hinter dem Altar. Er iſt hier geſtorben und neben dem Altar in der Kire begraben worden.
M.Johann Chriſtoph Tritſler, geb. den 25. Juni 1696 in Zittau, zuerſt Pfarradjunkt in Lüendorf, dann Kateet in Zittau und von 1731 Diakonus in Hirſfelde. Er trat ſein hieſiges Amt am 16. Oktober 1733 an und ging im Jahre 1742 na Eibau, wo er im Jahre 1750 geſtorben iſt.
Johann Conrad Mayer, geb. den 2. Mai 1705 in Zittau. Er war Pfarrer hier vom Jahre 1742 bis 1757. Während ſeiner Amtierung brannte die Pfarrwohnung ab. Er iſt am 18. September hier geſtorben und ebenfalls neben dem Altar beerdigt worden.
M.Wilhelm Auguſt Ettmüller, geb. den 23. Dezember 1729 in Zittau. In jener Zeit, da das Pfarramt beſet werden ſollte, lag Zittau in Trümmer. Viele Kandidaten hatten ſi um die erledigte Stelle gemeldet, der Zittauer Stadtrat als Kollator ſlug den Kandidaten Ettmüller, Sohn des Syndikus Ettmüller, vor und erlangte die Zuſtimmung des Rumburger Amtes. Ettmüller wird gewählt und am 5. Dezember na ſeiner am 1. Advent gehaltenen Probepredigt verpflitet. Als Kurioſum ſei beritet, das der Amtseid nit blos auf treue Amtsführung geritet war, ſondern daß er weder dur unanſtändiges Selbſtbrauen oder Mälzen no au unzuläſſige Einſleppung fremden Bieres zu billigen Querelen keine Urſae no Anlaß geben wolle.Ettmüller hielt am 1. Sonntag p. Epiphanias 1758 ſeine Anzugspredigt. Er hat bis zu ſeinem am 17. Dezember 1806 erfolgten Tode die Pfarrſtelle inne gehabt, 49 Jahre lang, wie kein hieſieger Geiſtlier vor no na ihm. Während der leten ſieben Jahre hatte er vom Jahre 1799 an einen Subſtitut, ſeinen jüngſten Sohn, der ihm au im Pfarramte nafolgte.
M.Samuel Auguſt Ettmüller, geboren den 9. November 1762 zu Altgersdorf. Er war Pfarrer von 1807 bis zum ſeinem am 29. Januar 1833 erfolgten Tode, mit den 7 Jahren ſeiner Tätigkeit als Substitut 34 Jahre lang. Sein Bild hängt hinter dem Altar.
Ewald Hering, geboren den 15. Juli 1802 in Oſa, von wo er 1808 mit ſeinen Eltern na Zittau kam. Seit 1829 Lehrer an der Stadtſule daſelbſt, iſt er mehrfa ſriftſtelleriſ tätig geweſen. Lange Zeit vor der Anſtellung waren erbitterte Streitigkeiten in der Gemeinde. Man wollte einen erfahrenen Mann, nit einen Kandidaten haben. Hering wird von Zittau aus vorgeſlagen und hält am 14. Sonntag p. Trinitatis ſeine Probepredigt. Altgersdorf bittet um Abhaltung von zwei anderen Probepredigten, Neugersdorf bittet für Tempel. Zittau überläßt Bauen die Entſeidung, die für Hering ausfällt. Am 22. Oktober wird eine neue Petition eingereit, die am 23. Dezember wieder unter hohen Koſten ― 44 Taler ― abgewieſen wird. Am 7. Januar 1834 wurde an Hering die Vokation ausgehändigt, am 16. Februar, am Sonntag Invocavit, hielt er ſeine Antrittspredigt unter Bezugnahme auf den Sonntag Invocavit: Er hat mi gerufen. Im Jahre 1859 feierte er ſein 25 jähriges Amtsjubiläum, hat aber darauf nit lange mehr ſeines Amtes gewaltet. Nadem er ſon 1856 erkrankt war, wurde ihm im Jahre 1861 ein Vikar beſtellt in der Perſon des im Jahre 1896 hier als penſionierten Pfarrer von Kleinröhrsdorf verſtorbenen Ernſt Guſtav Winkler aus Dresden. Dieſer hat bis zum 1. Juli 1863 hier amtiert, nadem P.Hering am 3. Dezember 1862 zu Leipzig geſtorben war. Auf ihn folgte
Carl Ferdinand Willkomm, geboren den 7. Januar 1808. Er war zuerſt von 1836 an Gymnaſiallehrer in Zittau, von 1845 Pfarrer in Ebersba und von 1863 bis 1880 Pfarrer hier. Na ſeiner Emeritierung zog er na Strahwalde, wo er am 23. Oktober 1887 geſtorben iſt.
Friedri Wilhelm Carl Melzer, geboren den 3. Oktober 1849 in Greußen, Swarzburg-Sondershauſen, 1874 bis 1878 Pfarrer in Oehrenſto, 1878 bis 1880 Diakonus in Pegau, von da ab Pfarrer hierſelbſt, eingewieſen am 2. Sonntag p. Trinitatis, den 6. Juni 1880.
Da die Gemeinde an Seelenzahl ſtetig zugenommen hatte, ſo daß ſie na der Volkszählung von 1890 faſt 9000 betrug, drang das evangeliſ-lutheriſe Landeskonſiſtorium auf Einritung einer zweiten geiſtlien Stelle. Dieſe wurde am 1. Juli 1891 begründet und zunäſt bis zum 1. Juli 1894 vikariſ verwaltet. In dieſer Zeit waren als Vikare angeſtellt und in hieſiger Kire ordiniert: Riard Kläß aus Oelsni, Max Otto Steinba aus Chemni und Johannes Friedri Paul Smidt aus Naunhof bei Leipzig. Am 1. Juli 1894 iſt das neu erritete Diakonat zum ersten Male mit einem ſtändigen Geiſtlien beſet worden. Der erſte Diakonus war Gotthold Hermann Engelmann, geboren 1864 in Rothenba, ſeit 1893 Hilfsgeiſtlier in Lugau, von 1894 bis 1899 hier, von da ab als Pfarrer in Walddorf. Der zweite und jeige Diakonus iſt ſeit 1899 Ernſt Emil Gräfe, geboren 1869 in Prieti bei Elſtra.
K. Kirſullehrer.
Der erſte Lehrer war Johann Chriſtoph Rothe aus Calenberg bei Bauen, weler 28 Jahre lang, von 1667 bis 1695, amtiert hat. Na ihm war nur 4 Jahre lang angeſtellt
Johann Neumann aus Eibau, 1695 bis 1699.
Der dritte Kirſullehrer war David Berndt aus Seifhennersdorf von 1699 bis 1706.
Der vierte war Gottfried Gnauſ von 1707 bis 1708. Er ging na Wittgendorf. Sein Nafolger war
Tobias Sumann, weler 32 Jahre lang bis zu ſeinem 1740 erfolgten Tode tätig geweſen iſt. Er war au Geritsſreiber, ebenſo wie ſein Nafolger
Johann Gottfried Söbel, ein Sohn des Erbriters Söbel. Er war 47 Jahre lang im Amte, von 1740 bis 1787. Wie ſon erwähnt, brannte unter ihm die Sule 1747 ab, worauf er im eigenen Hauſe Unterrit erteilte.
Johann Gottlob Sneider, geboren den 1. Auguſt 1753 in Waltersdorf, von wo er am 27. Mai 1787 hierher kam und als Lehrer bis Miaelis 1827, alſo 40 Jahre lang, wirkte, als Organiſt aber bis zu ſeinem am 3. Mai 1840 erfolgten Tode. Im Jahre 1837 feierte er ſein hieſiges 50 jähriges Amtsjubiläum unter großer Beteiligung der Gemeinde. Eine beſondere Feſtſrift hatte Herr P.Hering verfaßt. Er war überhaupt 68 Jahre lang berufli tätig geweſen. 1832 hatte er die goldne Zivilverdienſtmedaille erhalten. Sein Bild hängt auf unſerer Orgelempore. Als Lehrer wurde ihm vom Jahre 1827 bis 1829 Theodor Grundmann beigegeben, auf welen dann Carl Auguſt Fritſe folgte, weler Lehrer und Geritsſreiber für Altgersdorf war und au naSneiders Tode Organiſt wurde.
Carl Auguſt Fritſe, geboren den 18. Dezember 1807 in Kleinſönau, ſeit 1840 im vollen Dienſte bis 1867. Er iſt bekannt dur ſeine zum 200 jährigen Ortsjubiläum verfaßte Ortsgeſite, für weles fleißige Werk ihm die Gemeinde zum bleibenden Danke verbunden iſt. Er iſt in Zittau geſtorben.
An ſeine Stelle trat der bisherige 2. Lehrer Carl Auguſt Gärtner aus Walddorf, weler am 6. April 1883 hier geſtorben iſt, ohne den Neubau der Orgel zu erleben.
Ernſt Friedri Mörbe, geboren den 11. Februar 1854 in Grödi, ſeit 1883 angeſtellt. Bald na ſeinem Amtsantritte wurde die neue Orgel eingeweiht. Im Jahre 1901 wurde ihm der Titel Kantor verliehen.
L. Kirväter.
Die General-Artikel vom Jahre 1580 beſtimmen, daß in jeder Gemeinde wenigſtens zwei Kirväter erwählt werden ſollen, wele die Kirengüter zu verwalten, die Kirenrenungen zu führen und auf gute Erhaltung der Kirengebäude zu ſehen haben. Au lag ihnen die Aufſit über die Kirenſtände ob. Im Laufe der Zeit dehnte ſi der Kreis ihrer Tätigkeit au auf die Beſorgung der manerlei Verritungen zur würdigen Feier der Gottesdienſte und gottesdienſtlien Handlungen aus. Eine Aenderung in der Ausübung der Amtsgeſäfte der Kirväter ging aus der Kirenvorſtandsordnung vom 30. März 1868 hervor, na weler die Verwaltungsgeſäfte auf den Kirenvorſtand übergingen, während die Kirväter die verſiedenen Dienſtleiſtungen in der Kire bei Gottesdienſten und gottesdienſtlien Handlungen zu verriten haben. So haben denn von der Erbauung der Kire im Jahre 1667 an ſtets zwei Kirväter ihres Amtes gewaltet, und zwar einer aus Altgersdorf, der andere aus Neugersdorf. Die Namen und Amtsdauer derſelben ſeien hier aufgezählt, zunäſt aus Altgersdorf:
Hans Rudolph, von 1667 bis 1707, dann deſſen Sohn
Chriſtian Rudolph bis 1734.
Johann Chriſtoph Smidt bis 1766. Es wurde am 21./22. Oktober eine Konferenz wegen Klingelbeutel- und Kirengelder von der Zittauer Herrſaft abgehalten. Auf dem Nahauſewege ſtarb der Neugersdorfer Kirvater Johann Chriſtoph Rudolph, weler am 26. Oktober beerdigt wurde. Smidt aber wurde von Zittau aus ſeines Amtes entſet. An ſeine Stelle kam
Chriſtian Kießling, weler am 23. November 1766 ſeinen erſten Klingelbeutelumgang hielt, aber ſon 1772 ſtarb.
Chriſtian Herzog bis 1785.
Johann Chriſtoph Wagner bis 1794.
Johann Gottlieb Röthig bis 1848, alſo 54 Jahre lang.
Johann Chriſtian Lue bis 1881, zulet deſſen Sohn
Ernſt Julius Lue, beide Tiſlermeiſter.
Aus Neugersdorf waren Kirväter:
Miael Halang von 1667 bis 1702.
Chriſtian Poliſ bis 1744.
Johann Chriſtoph Rudolph bis 1766.
Johann Georg Klippel bis 1796.
Gottlieb Franz bis 1803.
Gottfried Häntſ bis 1829.
Chriſtian Benjamin Reielt bis 1861.
Carl Auguſt Winkler bis 1882, zulet
Carl Benjamin Reielt.
Aus jeder Gemeinde ſind 9 Kirväter im Amte geweſen.
M. Kirenvorſtand.
Na dem Geſee vom 30. März 1868 beſteht in jeder Paroie ein Kirenvorſtand, deſſen Wirkungskreis durch § 18 des Geſees beſtimmt wird. Es wurden für Neugersdorf 6, für Altgersdorf 3 und für die Ebersbaer Seite 1 Vertreter gewählt, na Vereinigung der leteren mit Altgersdorf 4. Dieſe Einritung hat bis zum Jahre 1885 beſtanden, in welem Jahre Altgersdorf einen 5. Vertreter erhielt. Bis zur Vereinigung beider Gemeinden wählte jede Gemeinde für ſi, Neugersdorf jedesmal 3, Altgersdorf einmal 2 und das andere Mal 3 Mitglieder auf 6 Jahre. Da der Kirenvorſtand bei der Vereinigung aus 11 Mitgliedern beſtand, ſo wurde ſeit 1901 die Zahl auf 12 erhöht, damit jedesmal 6 zu wählen ſeien. Es beſteht also gegenwärtig der Kirenvorſtand aus 12 weltlien Mitgliedern und den beiden Geiſtlien. Vorſiender iſt der Pfarrer, der ſtellvertretende Vorſiende iſt aus den weltlien Mitgliedern zu wählen. Bisher haben nur zwei als ſole fungiert, Fabrikbeſier H. W. Herzog 12 Jahre lang, von 1868 bis Ende 1880, und Kommerzienrat Julius Hoffmann, weler dem Kirenvorſtande ſeit 1874 angehört, 23 Jahre lang, von 1881 bis jet. Bei ſeinem 25 jährigen Jubiläum als Mitglied des Kirenvorſtandes im Jahre 1899 wurde er dur eine Anerkennungsurkunde des evangeliſ-lutheriſen Landeskonſiſtoriums ausgezeinet.
N. Kirenor.
Unter der Leitung des jeweiligen Kirſullehrers hat ſeit langen Jahren ein Kirenor beſtanden, weler an den beſtimmten Sonn- und Feſttagen Kirenmuſiken und geiſtlie Geſänge zur Verſönerung der Gottesdienſte aufgeführt und bei Beerdigungen und Trauungen dur Abſingen von Chorälen, Motetten, Arien ſi beteiligt hat. Der Kirenor beſteht aus Sängern und Muſikern und zählt gegen 40 Mitglieder. Wenn au von der Kire für die Kirenmuſiken jährli 300 Mark gezahlt werden und den bei den Amtshandlungen beteiligten Sängern eine Gebühr entritet wird, ſo iſt's do in erſter Linie Liebe zur Kire, wele die Mitglieder des Kirenchores beſeelt. Die Leiſtungen des tütigen Chores und ſeines Leiters werden von der Kirengemeinde dankbar anerkannt. Langjährige, der Kire geleiſtete Dienſte ſeitens verſiedener Sänger und Muſiker ſind au von der oberſten Kirenbehörde dur Verleihung von Anerkennungsurkunden ausgezeinet worden. Es haben ſole im Laufe der leten Jahre erhalten: Gottfried Neumann, Karl Gottlieb Reielt, Karl Reielt, Wilhelm Reielt, Karl Matthes, Auguſt Iſrael, Leberet Hennig. Wie au jet Kinder während ihrer Sulzeit dem Kirenore zugehören, ſo ſind mehrere der Genannten von ihrer Kindheit bis zum Greiſenalter Mitglieder geweſen.
O. Glöner und Bälgetreter.
Die Küſtergeſäfte wurden früher von den Kirſullehrern mit verſorgt. Da ſie aber einen immer größeren Umfang bei dem Wastum der Gemeinden erhielten, und um eine größere Regelmäßigkeit herbeizuführen, wurde ein beſonderer Glöner angeſtellt, weler zuglei das Bälgetreten, die Beſorgung der Uhr und die Botengänge beim Pfarramt und Kirenvorſtande und andere Dienſtleiſtungen zu verriten hat. Der erste Glöner war Johann Gottfried Matthes, weler aber nur eine Anzahl Jahre im Dienſte geweſen iſt. Der ſon in Fritſes Chronik im Jahre 1857 erwähnte Gehilfe Gustav Adolf Aert hat das Glöneramt bis zu ſeinem … am 22. März 1897, erfolgten plölien Tode verwaltet. Seine 40 jährige Tätigkeit wurde nur dur die drei Feldzüge 1863/64, 1866 und 1870/71, an welen er Anteil genommen hatte, unterbroen. Ihm folgte von 1897 an Wilhelm Franz.
P. Hebeammen.
Die früheren Hebeammen ſind unbekannt. Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ſind tätig geweſen Marie Eliſabeth Herzog geb. Krauſe bis 1847, geſtorben hobetagt 1854, und Johanne Roſine Rudolph geb. Wünſe, geſtorben in Seifhennersdorf. Chriſtiane Eliſabeth Rudolph geb. Riezel hat von 1847 bis 1886 ihren Dienſt ausgeübt und iſt 1894 geſtorben. Gottliebe Hänſel geb. Hille iſt 36 Jahre lang Hebeamme geweſen, erſt einige Jahre in Oppa, 31 ½ Jahre hier, von 1868 bis 1900. Johanne Chriſtiane Suſter geb. Tanzmann war zuerſt in Herwigsdorf bei Löbau, dann hier bis 1893, geſtorben 1903. Laura Rudolph geb. Müller, zuvor in Berthelsdorf, ſeit 1886 hier. Marie Günnel geb. Ma, zuerſt in Filippsdorf, ſeit 1893 hier. Selma Miael geb. Flamminger von 1895 an. Hulda Häntſ geb. Hofmann ſeit 1900.
Gegenwärtig ſind 4 Hebeammen hier angeſtellt. Geſeli ſind die Pfliten und Bezüge derſelben geregelt, au ſind ſie penſionsberetigt. Es werden durſnittli jährli 320 Kinder geboren.
Q. Totengräber.
Na der Kirenmatrikel ſollte nur ein Totengräber in Altgersdorf ſein, während der von Neugerdorf als ſein Gehilfe bezeinet wird. In Wirklikeit iſt dies nit ausgeführt worden, ſondern jede Gemeinde hat ihren eigenen Totengräber gehabt.
In früheren Zeiten verſahen au die Totengräber no Nebenämter. Solange die Wirte ihre Kühe auf die Weide treiben ließen, war au der Totengräber Gemeindehirte, der vom 1. Mai bis 11. November, von Walpurgis bis Martini, die Kühe vormittags auf der unteren, namittags von 4 Uhr an auf der oberen Waldhutung zu hüten hatte und für jede Kuh 4 Groſen erhielt. Er wohnte im Hirtenhauſe, das au zuglei Gemeindehaus war zur Aufnahme der Ortsarmen. So war er au zuglei Armenhausverwalter und dies iſt in Neugersdorf bis in die 80er Jahre, in Altgersdorf bis zur Vereinigung beider Gemeinden verblieben.
Die Totengräber in den leten Jahrzehnten waren in Altgersdorf Karl Gottlieb Reielt, dann Chriſtian Friedri Reielt und zulet Ernſt Julius Reielt; in Neugersdorf Johann Gottfried Franz, Chriſtian Friedri Franz, Chriſtian Friedri Hille, Friedri Auguſt Berger und Hermann Kunze. Es ſtarben durſnittli 200 Perſonen.
Quelle: Chronik von Neugersdorf, bearbeitet von Carl Melzer, Pfarrer. 1903