Die Kirchenbauten.
4. Der Kreuzgang.

Der „Kreuzgang“ (Fig. 145, 149, 178) besteht, den vier Strebepfeilers des Schiffes entsprechend, aus drei Abteilungen. Das Gewölbe der ersten westlichen bestand aus zwei fünfteiligen Kreuzgewölben. Das zweite mittlere war sechsteilig. Unklar ist die ursprüngliche Ueberdeckung der dritten Abteilung. Dem Gewölbeanfänger (Fig. 175) und den Gewölbespuren über den Durchgangsbögen nach muſs sie auf der einen Hälfte jedenfalls aus zwei Kreuzjochen gebildet gewesen sein. Auf der anderen Seite lassen die aus den Strebepfeilern herausgemauerten Gewölbeanfänge Tonnen vermuten. Aber auch diese sind nur drei Schichten hoch ausgeführt; darüber ist ein horizontal in der Kirchenmauer liegender Falz ausgespitzt, in dem noch Reste eines Ziegelgewölbes sitzen. Unter Annahme einer Mittelsützte wird man wohl auf der einen Seite zwei regelmäſsige Kreuzgewölbejoche annehmen müssen, während auf der anderen Seite eine ursprünglich als Tonnengewölbe angefangene und dann unregelmäſsig in Ziegeln fortgesetzte Ueberdeckung stattfand.
Jede der drei Abteilungen des Kreuzganges öffnet sich mit zwei Bögen nach dem steilen Abfall des Felsens. In diesen Oeffnungen befinden sich Riegellöcher und Falze zum Verschluſs und zur Verteidigung, da die Schlucht zwischen hier und dem gegenüberliegenden Friedhof, wie S. 167 ausgeführt, mit Leitern ersteigbar ist, man sich also vor einem Ueberfall sichern muſste. Daher auch unten in der Schlucht die Balkenauflager für Sperrriegel. Schräge Falze an einigen Strebepfeilern deuten auf früher vorhandene Vordächer.
Auch die kleine aufgemauerte Plattform zwischen den beiden mittleren Pfeilern (Fig. 149) war wohl zum Herabwerfen von Geschossen usw. bestimmt.
Nach Westen zu setzte sich, wie S. 170 erwähnt, die Aussenmauer des Kreuzgangs so wie die darüber befindliche Mauer vor Ausführung des spätgotischen Zwischenbaues fort. Oestlich schlieſst sich an den Kreuzgang eine Bruchsteinmauer bis an den Felsen an. Das jetzige Tor in derselben ist erst in neuerer Zeit durchgebrochen worden. Ehemals führte eine Brücke aus der letzten östlichen Bogenöffnung auf die gegenüberliegende Plattform des heutigen Friedhofs. Am jenseitigen Felsrande sind noch der Brückenpfeiler, diesseits mehrere Balkenauflager sichtbar.
[nach Angaben der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen.“
29. H.: Amtshauptmannschaft Zittau. 1906.]
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