Burg und Kloster Oybin

Die Kirchenbauten.

1. Allgemeines.

Die Kirche (Fig. 145 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152153), ist bis auf das Dach und die Gewölbe noch im wesentlichen gut erhalten und ein einheitlicher Bau der Zeit von 1366–84.

Ihre Grundform (Fig. 148, 149, 150) bildet eine einschiffige, rund 15½ m lange und im Mittel 10,₇ m breite Halle, an die sich ein in drei Seiten eines Achtecks geschlossener Chor von 14 m Länge und 7,₂ m Breite anfügt. Das Schiff war ehemals mit drei, der Chor mit zwei Kreuzgewölben. Die Höhe von Chor und Halle ist die gleiche und beträgt bis zur Abdeckung 22½ m.

Die südliche Kirchenwand (Fig. 150 u. 153) ist aus dem gewachsenen Felsen derart ausgearbeitet, daſs dieser eine Masse von rund 30 m Länge, bei 12½ m Höhe und nur 2–5 m Stärke bildet. Im Westen liegt eine Empore mit zwei Kreuzgewölben, die auf einem achteckigen Pfeiler ruhten.

Der Eingang zur Kirche ist auf der Westseite (Fig. 145 u. 152). In derselben Mauer liegt eine nach auſsen etwas vorgebaute Wendeltreppe, von der über den Felsen ein mit spitzbogiger Tonne gewölbter Gang zum südlich anschlieſsenden Treppenturm führt (Fig. 151).

Jedem Gewölbeansatz entspricht ein Strebepfeiler. Nur auf der Südseite fehlt der dem ersten Widerlager entsprechende Pfeiler. Die Mauer ist von dem hier befindlichen Fenster an bis zum Turm verstärkt und hat hart an diesen anschlieſsend eine später mit Bruchsteinen vermauerte spitzbogige Oeffnung, der in gleicher Höhe eine Tür im Turm entspricht (Fig. 147).

Nördlich neben dem Chor der Kirche befindet sich eine Sakristei über unregelmäſsigem, dem Felsen folgenden Grundriſs. Auf derselben Seite neben dem Schiff sind drei in gleicher Flucht liegende Kapellen über einem „Kreuzgang“ genannten Untergeschoſs; diese Bezeichnung entspricht allerdings nicht ganz der üblichen Bedeutung eines inmitten einer Klosteranlage gelegenen Kreuzganges.

Das Material des Baues ist der grobkörnige braune Sandstein des Oybin, nur für die Schmuckformen ist ein feinerer weiſser zur Verwendung gekommen, der aber auch in der Nähe des Oybin vorkommt.

Die Grundriſsanordnung der Kirche ist ganz analog der gleichzeitig (um 1370) erbauten Apollinariskirche in Prag; auch die Weitenmaſse von Schiff und Chorstimmen annähernd überein (Oybin: Schiffweite 10,₇ m, Chor 7,₂ m; Apollinariskirche: Schiffweite 10,₁ m, Chor 6,₅ m); nur ist das Schiff der Apollinariskirche um zwei, der Chor um ein Joch länger und sind die Höhen geringer als bei der Oybiner Kirche.

Fig. 152. Oybin, Eingang zur Kirche.

[nach Angaben der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen.“
29. H.: Amtshauptmannschaft Zittau. 1906.]

Einen sehr schönen Eindruck kann man sich durch die Panoramaaufnahmen verschaffen bei: www.panoramaburgen.de

Oybin, Turmtreppe.