Burg und Kloster Oybin

Die Burg und das Kloster.

4. Baulichkeiten vor der Kirche.

Von den Baulichkeiten vor der Kirche (Fig. 143, N O.) ist als umschlossener Raum nur noch das kellerartige, jetzt als Bahrhaus verwendete Gewölbe N erhalten. Das Mauerwerk ist noch vorn zu das bekannte Leipasche, nach dem Felsabhange zu setzt jedoch ein anderes, jüngeres an; namentlich sind die Strebepfeiler in groſsen scharfkantigen Qaudern später angefügt, wahrscheinlich zugleich mit dem angrenzenden Bau am Ende des 15. Jahrhunderts. Westlich schloſs sich an dieses Haus die Burgumfassungsmauer, auf die eine Verzahnung hinweist; daneben am Bahrhause findet man Balkenauflager und Dachschräge von einem Laufgang oder Schuppen.

Von der äuſseren Burgmauer ist auf dieser nördlichen Seite nur noch ein kleiner Rest zwischen Kaiserrhaus und Bahrhaus vorhanden, der aber wesentlich ist zur Erkenntnis der Linie der Burgumfassung.

Fig. 143. Oybin, Baulichkeiten vor der Kirche.

Anschlieſsend an das heutige Bahrhaus befindet sich ein in Trümmern liegender tonnengewölbter Keller, mit dem ein anderer jetzt verschütteter in Verbindung steht.

Am Gewölbe finden sich die Zeichen von Seite 194, Nr. 44–47, alle häufig wiederholt, so daſs die Mehrzahl der Steine gezeichnet ist. Unter diesem Gewölbe liegen zwei rechtwinklig zueinander verlaufende Gänge zur Ueberbrückung von Felsspalten.

Zwischen Bahrhaus und Kreuzgang steht die mehrfach erwähnte Mauer mit den beiden groſsen Doppelfenstern aus dem Ende des 15. Jahrhunderts (Fig. 144), die in scharfen Gegensatz zu den zierlich schlanken, 100 Jahre älteren Fenstern der angrenzenden Kapelle stehen. Zwischen dieser Mauer und dem Kreuzgange ist eine deutliche Mauerfuge. Aus einem Bogenansatz und einer Verzahnung am Strebepfeiler des Kreuzganges erkennt man, daſs sich ehemals dessen Galerie und die darüber stehende Mauer weiter fortsetzten. Dies und der gute Verband mit den Fenstern läſst darauf schlieſsen, daſs die ganze Zwischenmauer erst zu Ende des 15. Jahrhunderts eingefügt ist.

Am Aeuſseren der Kirchenruine gibt es Gewölbefalze (Fig. 146 u. 152); die im unteren Geschoſs in Höhe der Kreuzgangsgewölbe, die beiden Gewölbejoche darüber aber mit 7½ m Spannweite und annähernd ebensolcher Höhe.

Die Formziegel, die teils in diesem Falz, teils im darunter liegenden Schutt gefunden wurden, haben bei 26 cm Höhe dasselbe Profil, wie die Gewölberippen im Kaiserhause. Das Profil entspricht dem zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts allgemein verbreiteten. Im Oybiner Musum befindet sich ein solcher Ziegel (Fig. 142) mit der offenbar vorm Brande eingedrückten Zahl 1379. Daſs die Zahl das Jahr der Herstellung der Ziegel bedeutet, ist dem Charakter der Ziffern sowie dem Profil nach ausgeschlossen. Hierzu kommt der Umstand, daſs sich das Gewölbe vor der Kirche mit diesen Rippenziegeln gegen die spätgotische Zwischenmauer legte, was zu dem Schlusse führt, daſs dieses Gewölbe gleichzeitig mit der Mauer, also Ende des 15. Jahrhunderts ausgeführt wurde. Damit fallen auc die Gewölbe im Kaiserhause und die noch zu erwähnenden der Kirchenempore dieser Zeit zu.

Auſser diesen Resten und einer Mauerspur unter dem Pescheckdenkmal M ist nichts von den Bauten vor der Kirche erhalten geblieben. Die Bestimmung dieser Burg- und Klosterräumlichkeiten ist aus Mangel an zuverlässigen Quallen sehr unklar.

[nach Angaben der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen.“
29. H.: Amtshauptmannschaft Zittau. 1906.]

Einen sehr schönen Eindruck kann man sich durch die Panoramaaufnahmen verschaffen bei: www.panoramaburgen.de

Auszug von S. 197

Oybin, Rippen.