Auszüge aus der Fritsche-Chronik 1857

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I. Ausgezeinete, hier geborene Perſonen.

A. Aus dem geiſtlien und dem Lehrerſtande.

Der Theologie haben ſi bis jet gewidmet:

1) Der bereits oben … genannte hieſige Paſtor Hr. Sam. Auguſt Ettmüller, deſſen Geſite bereits dort vorgekommen.

2) Hr. Julius Rupertus Frenzel, jet Pfarrer zu Nieder-Kunnersdorf.

Dieſer wurde geboren zu Neu - Gersdorf den 1. Juni 1808. Sein Vater war Hr. Johann Chriſtoph Miael Frenzel, Zolleinnehmer in NG., und ſeine Mutter, wele im Jahre 1857 verſtarb, war Frau Gottliebe Tugendrei geb. Mai aus Löbau.

Er beſute zunäſt die Sule zu NG., kam zu Oſtern 1819 auf das Gymnaſium zu Zittau, bezog Oſtern 1828 die Univerſität Leipzig, wo er bis Miaelis 1832 blieb. Vom 1. Januar 1835 bis Miaelis 1837 war er Hauslehrer bei dem Hrn. Chauſſeeinſpector Baſſe in Strahwalde, verweilte darauf, denſelben unterſtüend, bei ſeinem Verwandten, Hrn. P. Klinger zu Dittersba; zog wegen wiſſenſaftlier Arbeiten Miaelis 1838 na Dresden, wo er bis Johannis 1839 blieb. Hierauf wurde er Hilfsprediger in Bernſtadt auf dem Eigen und blieb daſelbſt bis Miaelis 1841.

In dieſem Jahre ward er zum Hilfsprediger des Hrn. Diaconus Seidel na Löbau berufen, und wurde dann im Jahre 1842 ſelbſt Diaconus an deſſen Stelle und damit zuglei Pfarrer bei der Filialkire zu Nieder - Kunnersdorf, wohin er na der am 1. Juli 1845 daſelbſt erfolgten gänzlien Separation von Löbau am obbeſagten Tage gänzli zog.

Außer dieſen hat ſi 4) der Theologie gewidmet Hr. Oskar Adelbert Grülli, zweiter Sohn des Hrn. med. pract. Grülli. Derſelbe iſt geboren am 21. Mai 1840 zu NG. Er ging auf das Gymnaſium zu Zittau zu Oſtern 1851, von wo er na 6 Jahren mit der 1. Cenſur abging, um ſeit Oſtern 1857 in Leipzig Theologie, Philoſophie und Philologie zu ſtudieren.

Hierbei wollen wir au … mit erwähnen, daß ſi au 6 eingeborene Perſonen dem Lehrerſtande gewidmet haben, und dieſe ſind:

1) der oben … erwähnte Organiſt und Sulmeiſter Söbel aus AG. …

2) iſt zu erwähnen Johann Friedri Bürholdt aus NG. …

3) deſſen Sohn Chriſtian Friedri Bürholdt

4) Hr. Friedri Julius Buonaparte Hille, geboren am 30. December 1809 als jüngſter Sohn weiland J. Gottfried Hille's, geweſenen Kaufmanns zu NG. Derſelbe genoß ſeinen erſten Unterrit zu AG. und NG. Er bezog mit 14 Jahren das Gymnaſium zu Zittau, 1827 die Präparande daſelbſt und 1829 das daſige Sullehrer-Seminar, weles bekanntli zu Miaelis 1857 aufgehoben wurde. Im J. 1839 wurde er als Sullehrer und Geritsſreiber na Neu-Hörni berufen, wo er erſt ſon Gehilfe geweſen war.

5) Als Privatlehrer lebt in Zittau au der älteſte Sohn des Herausgebers, Guſtav Adolph Hermann Fritſe, weler 2 Jahre das Seminar zu Zittau beſut und dann in Leipzig Privatunterrit genommen hat.

6) iſt no zu bemerken, daß ſi dem Lehrerſtande au der jüngſte Sohn des Senkwirths K. Ehrenfried Reimann von der Ebersbaer Seite gewidmet hat und jet in Bauen bereits Proſeminariſt iſt.

B. Juriſten.

Die Retswiſſenſaft hat … bis jet nur ein Eingeborener ſtudiert, und dies iſt der Retskandidat Hr. Karl Gottfried Miael, älteſter Sohn weil. Hrn. Joh. Gottfried Miaels, geweſenen Fabrikanten zu AG.

Derſelbe iſt geboren am 5. September 1829 und beſute na erhaltenem Elementarunterrit das Gymnaſium zu Zittau im J. 1844 und ſtudierte Jura auf der Univerſität Leipzig.

Gegenwärtig mat derſelbe ſeinen Acceß zu Zittau.

C. Mediciner.

1) Der bereits erwähnte Gabriel Hofmann dürfte wohl der Erſte dieſes Faes geweſen ſein. Er ward geboren am 25. Auguſt 1770 zu NG., wo ſein Vater, Gottlob Hofmann, Häusler und Bader, au einige Zeit Viceriter war. Er ſtudierte zu Peſth und ließ ſi dann in Stadt Chemni im Erzgebirge nieder, ſtarb aber … hier in ſeinem Geburtsorte im Jahre 1817. Von ihm iſt blos eine Toter, Hortenſia, da, wele in Dresden verheirathet iſt.

2) Dr. Friedri Benedict Ettmüller, jüngſter Sohn des M. Wilhelm Auguſt Ettmüller, Pfarrers zu Alt - und Neu - Gersdorf, geboren am 15. October 1773, beſute das Gymnaſium zu Zittau, bezog 1792 die Univerſität Wittenberg, promovierte den 8. Juli 1796 als Doctor der Medicin und Geologie, ließ ſi dann in Jüterbogk als praktiſer Arzt nieder, woſelbſt er na kurzer Zeit Phyſikus ward. Im Jahre 1813 von den mit Saſen damals no verbundenen Franzoſen wegen Mangel an Aerzten requiriert und in die belagerte Feſtung Torgau verſet, mußte er alle Anſtrengungen und Leiden der belagerten Stadt theilen und überdies die Geiſt und Körper aufreibenden Mühen und Sorgen eines übermäßig beſäftigten Arztes bei einer dur epidemiſe Krankheiten und Nahrungsmangel gepeinigten Bevölkerung über ſi nehmen. Na Uebergabe der Feſtung an die Alliierten ſloß ſi Dr. Ettmüller an das preußiſe Heer an, ward dann, als die eine Hälfte Saſens an Preußen gekommen war, als Kreisphyſikus in Deliſ angeſtellt und mit dem Ehrenkranze der preußiſen Krieger geſt. In Deliſ lebte er als geateter Beamter und vielgeſuter Arzt, namentli geſät als Wundarzt und Operateur. In den erſten Jahren ſeines ärztlien Wirkens hat er mehrere kleine Sriften (über die Krankheiten der Zähne, über Rügratsverkrümmungen c.) herausgegeben, in ſpäterer Zeit aber ſi auf kürzere Mittheilungen in mediziniſen Journalen beſränkt. Im Jahre 1846 feierte er unter allgemeiner Theilnahme ſeiner Collegen und untergebenen Medicinalperſonen, ſowie der Bewohner von Deliſ und Umgegend ſein 50jähriges Doctorjubiläum. Kurze Zeit darauf ſwand ſeine geiſtige und körperlie Kraft; er ließ ſi emeritieren und ſtarb 1847. Er war zweimal verheirathet, hinterließ aber keine Kinder, ſondern nur eine Adoptivtoter, wele er 1815 als verwaiſtes Kind eines erzgebirgiſen Paſtors angenommen und erzogen hatte.

3) Hr. Dr. Chriſtian Friedri Häntſ, geboren am 4. Juli 1796 allhier zu NG. Seine Eltern ſind geweſen Gottfried Hänts, Gärtner und Kirvater zu NG., und Johanne geg. Riter aus NG.

Na erlangtem Elementarunterrit in der Sule zu AG. beſute er zunäſt das Gymnaſium zu Zittau und bezog 1818 die Leipziger Univerſität, von woher er 1822 hierher zurükam, um ſi als praktiſer Arzt und Geburtshelfer in NG. niederzulaſſen, wo er au ſeines Vaters Haus übernahm, nadem er 1822 promoviert hatte.

1833 ging er von hier fort na Dresden, kehrte im Jahre 1835 wieder na NG. zurü und ging dann im Jahre 1842 na Zittau, wo er no jet mit vielem Segen wirkt. Verheirathet hat er ſi nit. Au von ihm ſind einige mediciniſe Werke gedrut.

4) Hr. Dr. Guſtav Adolph Theodor Ettmüller, geb. den 7. April 1808, erhielt auf dem Gymnaſium zu Zittau vom 11. Jahre an ſeine Sulbildung, ſtudierte dann von 1828 bis Miaelis 1831 in Leipzig Medicin, ward na ſeiner den 4. November 1831 erfolgten Promotion ſofort angeſtellt in den gegen den Einbru der Cholera erriteten Contumazanſtalten, na deren Aufhebung er ein Jahr na Dresden zu weiterer Ausbildung ging. Hier beſtand er au das mediciniſe Staatsexamen, worauf er im Mai 1833 als Geritsphyſikus in Oberwieſenthal angeſtellt wurde. In Folge der von ihm im Herbſte 1836 mit Erfolg bekämpften Cholera, wele aus dem benabarten Böhmen herüberkommend an dieſem ärmſten und höſtgelegenen Orte unſeres Vaterlandes zuerſt epidemiſ auftrat, erhielt er die goldene Medaille mit der Inſrift virtuti et ingenio, ward 1838 als Bezirksarzt na Freiberg verſet, woſelbſt er 1848 mit dem Amte eines Anſtalts- und Bezirksarztes der k. Erziehungsanſtalt zu Bräunsdorf und 1850 mit dem eines k. Berg- und Hüttenphyſikus betraut wurde. Er iſt Verfaſſer mehrerer mediciniſer Abhandlungen, von denen eine (Ueber die Bildungsfähigkeit blödſinniger Kinder) die Veranlaſſung gab, zuerſt in Saſen auf Staatskoſten eine Erziehungsanſtalt für blödſinnige Kinder in Hubertusburg zu gründen, wele bei zunehmender Erweiterung immer ſegensreier wirkt. Seit 1834 mit Hulda Amalie geb. Riter aus Unterwieſenthal verheirathet, iſt er Vater von 4 Söhnen und 2 Tötern.

5) Hr. Dr. Guſtav Theodor Miael, eheli zweiter und jüngſter Sohn des hier 1853 verſtorbenen Fabrikanten Johann Gottfried Miael in AG. Er wurde geboren am 11. September 1832, beſute erſt einige Zeit die hieſige Volksſule und kam dann zur Vorbereitung auf das Gymnaſium zu ſeinem Swager, Hrn. Diaconus Lehmann zu Neukir, jet Pfarrer an der Johanniskire zu Chemni. Im Jahre 1845 ging er na Zittau auf die hohe Sule, bezog 1851 die Univerſität Leipzig, promovierte 1855, mate dann 1 ½ Jahr lang mehrere wiſſenſaftlie Reiſen, privatiſierte hier ein halbes Jahr und begann ſeine ärztlie Wirkſamkeit zu Löbau gegen Miaelis 1857.

6) Hr. Baccalaureus Karl Ewald Konſtantin Hering, einziger Sohn des hieſigen Hrn. Pfarrers Ewald Hering und deſſen Gattin, Frau Eulalie geb. Tutenberg aus Bernſtadt. Derſelbe iſt geboren allhier zu AG. am 5. Auguſt 1834. Er beſute erſt einige Zeit die Sulen zu AG., ging Oſtern 1846 na Zittau, um dort den Gymnaſialunterrit zu genießen. Als er daſelbſt das Maturitätsexamen gemat und die 1. Cenſur erhalten hatte, ging er na Leipzig im Jahre 1853 und wird Miaelis 1858 promovieren, vorher aber no eine wiſſenſaftlie Reiſe auf Koſten der Univerſität maen.

7) Hr. Studiosus medicinae Immanuel Ewald Grülli, älteſter Sohn des Hrn. med. pract. Grülli und der Frau Chriſtiane Gottliebe Tugendrei geb. Miael von AG. und geboren den 4. März 1837.

Dieſer genoß zunäſt, wie ſein Bruder, den Unterrit in den Sulen zu NG., dann den Privatunterrit ſeines Vaters und des Candidaten Pannaß aus Leutersdorf, weler hier einige Jahre als Lehrer privatiſierte. Im Jahre 1849 beſute er die Gelehrtenſule zu Zittau und bezog dann im Jahre 1857 mit ſeinem Bruder zuglei die Univerſität Leipzig.

D. iſt als Philolog und Literat … zu erwähnen:

Hr. Profeſſor Dr. Ludwig Mori Ettmüller. Derſelbe iſt geboren im Jahre 1802 am 5. October. Er bezog na ſiebenjährigem Beſue des Gymnaſiums zu Zittau Oſtern 1823 die Univerſität Leipzig, begab ſi ſpäter na Jena, wo er na erfolgten Promotion als Doctor der Philoſophie ſi als Privatdozent habilitierte. Er beſäftigte ſi hauptſäli mit dem Studium der alt­deutſen Literatur und Geſite, gab mehrere altdeutſe Diter heraus und erhielt im Jahre 1831 einen Ruf als Profeſſor der deut­ſen Literatur und Sprae an der Hoſule zu Züri. Außer mehreren Ausgaben von Minneſängern (Kunech Laarin, der arme Heinrich etc.) gab er ſelbſtſtändig eine deutſe Literaturgeſite, ferner in der Form des Nibelungenliedes ein Epos: Kaiſer Karl der Große und ſein Jungfrauenheer von Frauenlob dem Jüngern und mehreres Andere heraus, betheiligte ſi an gelehrten Zeitſriften, ward Mitglied vieler gelehrten Geſellſaften Deutſlands und der Sweiz. Er erhielt das Sweizer Bürgerret und verehelite ſi mit einer Sweizer Bürgerin aus St. Gallen, aus weler Ehe 3 Söhne und eine Toter entſproſſen ſind.

E. Künſtler, und zwar a) Muſiker.

Unter dieſen ſind zuerſt zu nennen die drei Gebrüder Sneider, von denen der älteſte, Hr. Dr. Chriſtian Friedri Sneider, nit hier, ſondern in Waltersdorf geboren iſt, und zwar am 3. Januar 1786. Deſſenungeatet aber iſt er ſtets als der Unſrige betratet worden, da ja … ſein Vater, der hieſige Organiſt J. Gottlob Sneider, ſon im folgenden Jahre hierher zog. …

Von ſeinem Vater ſtreng und muſikaliſ ſorgfältig unterritet, wodur er es auf mehreren Inſtrumenten bereits zu bedeutenden teniſen Fertigkeiten gebrat, bezog er im Jahre 1800 das Gymnaſium zu Zittau, woſelbſt er in dem Kunſt und Muſik liebenden Kaufmann Exner einen Gönner fand, der unbeſtreitbar der Vermittler der namaligen Größe und Berühmtheit unſers unſterblien Meiſters wurde. Son in Zittau componierte er einige bedeutende Saen. Zu Oſtern 1805 ging der fade Notenklexer, wie ihn Einige nannten, na Leipzig und ſtudierte dort ledigli Muſik und dabei no Philoſophie. Im J. 1809 erhielt er die Direktion an der Oper und lebte von nun an theils in Leipzig und theils au in Dresden, bis er im J. 1821 einen Ruf als Hofkapellmeiſter und Hoforganiſt na Deſſau erhielt. In dieſen Functionen wirkte er fort bis zum Jahre 1853, wo ihn am 23. Nov. der Herr in ſeinen Himmel rief … Im J. 1829 wurde er von der Univerſität Halle und 1830 von der zu Leipzig zum Doctor der Tonkunſt creiert.

Seine größten Tonſöpfungen ſind bekanntli folgende Oratorien, als: das Weltgerit, das verlorene Paradies, Abſalom, Gideon u. ſ. w. So hat er au dur ſeine herrlien Lieder den Männergeſang ſehr belebt und gehoben u. ſ. w., u. ſ. w.

Nit minder groß in ſeinem Fae, namentli als Meiſter der Orgel, iſt ſein weit berühmter Bruder, Hr. Hoforganiſt Johann Gottlob Sneider, weler no als ſoler, ruhmgekrönt, in unſerm theuern Dresden wirkt.

Derſelbe erblite den erſten Strahl unſrer Sonne am Morgen des 28. October 1789 zu AG. Er genoß bis zu ſeinem 12. Geburtstag den Unterrit ſeines Vaters und ſeines Bruders. Im J. 1801 gab au ihn ſein Vater in das Gymnaſium zu Zittau und in den Jahren 1810 und 1811 mate er ſeine philoſophiſen, äſthetiſen und namentli muſikaliſen Studien zu Leipzig. Dann wurde er daſelbſt Organiſt an der Univerſitätskire. Im J. 1812 wurde er als Organiſt an die Kire zu St. Petri in Görli berufen und dort fungierte er als ſoler bis zum J. 1825, zu weler Zeit er den Ruf als Hoforganiſt in die Sophienſtiftskire na Dresden erhielt und au annahm. Zuglei überkam er au die Direktion an der Dreißig'ſen Kapelle, wele er jedo im vorigen Jahre niedergelegt hat. Als Compoſitionen ſind mehrere Orgelſaen von ihm gedrut …

Der dritte Sohn unſers ſel. Sneiders, Hr. Johann Gottlieb Sneider, wurde geboren allhier zu AG. am 19. Juli 1797. Au dieſer genoß ſeinen erſten Unterrit bei ſeinem Vater und bei ſeinen Brüdern, und wie dieſe, au bei dem Organisten Unger zu Zittau, da au er einige Jahre in Zittau im Gymnaſium war. Später gab ihn ſein Vater na Bauen; dann war er einige Zeit in Leipzig und 1816 ging er wieder na Bauen als Muſiklehrer. Von da aber bekam er einen Ruf als Organiſt na Sorau, wohin er 1817 ging und bis zum J. 1825 blieb. In dieſem Jahre bewarb er ſi um die erledigte Organiſtenſtelle zu Hirſberg in Sleſien, wele er au erhielt. Dort wirkte er ſtill und beſeiden bis an ſeinen Tod, weler im Jahre 1856 den 4. Auguſt erfolgte. Compoſitionen ſind von ihm nur zwei kleinere gedrut, und was ſein Orgelſpiel anlangt, ſo war au dies ſehr gediegen und kräftig, obſon er … ſeine heroiſen Brüder nit erreit hatte.

Verheirathet war der Aeltere zuerſt mit einer Opernſängerin aus Welar, mit deren Sweſter er ſi au wieder verband, als ſeine erſte Gattin geſtorben war. Als Hoforganiſt zu Deſſau folgte ihm na ſein dritter Sohn, Hr. Theodor Sneider. Die Ehegattin des Hrn. Hoforganiſten war eine Toter des ſel. Hrn. Stadtriter Weidiſ aus Zittau, und die des jüngſten Sneiders eine Bürgermeiſterstoter aus Sorau.

Außer den drei Gebrüdern Sneider haben ſi hier der Muſik no gewidmet die beiden Gebrüder Chriſtian Friedri und Karl Wilhelm Riezel, zwei Söhne des im J. 1850 na Amerika ausgewanderten … Riezel aus NG.

Beide bildeten ſi als Muſiker, und namentli als ausgezeinete Flötiſten, bei dem Stadtmuſikus Zimmermann in Zittau aus, und ſind gegenwärtig zu Neu - York in Amerika als ſole angeſtellt.

Sließli iſt nun no der zweite Sohn des Herausgebers, Konſtantin Fritſe, zu erwähnen, weler ſi mit vielem Talent zum Muſiker gebildet hat. Er wurde geboren am 30. October 1831, genoß zunäſt den Unterrit ſeines Vaters und bildete ſi dann in Dresden und Leipzig, wo er au 1 Jahr das Conſervatorium beſute, weiter aus. Orgel, Clavier, Cello und zulet Baßpoſaune ſind die Inſtrumente, auf denen er faſt eine gleie Fertigkeit hat. Gegenwärtig iſt er Oreſter-Conduitor eines engliſen Garde-Muſikors zu London.

b)Unſre Orgel- und Inſtrumentenbauer.

1) Johann Gottfried Müller, weler zwar nit hier, ſondern am 29. Oktober 1765 zu Alt-Eybau geboren iſt, ſi aber nur ledigli hier als Orgelbauer ausgebildet hat. Sein erſtes Werk iſt die Vergrößerung unſerer Orgel (ſ. oben). Dann baute er 1816 die neue Orgel zu Seifhennersdorf, ſpäter die zu Ober-Oderwi, Hirſfelde u. ſ. w. Seine Arbeiten waren ſehr brav. Er ſtarb im Jahre 1845 den 6. Oct.

2) Unter ſeiner Lehre und Leitung hatte ſi zu einem no vollkommneren Meiſter im Orgelbau ausgebildet ſein Swiegerſohn Chr. Friedri Reiß, geboren ebenfalls zu Alt-Eybau am 29. Auguſt 1796.

Dieſer baute die Orgeln zu Kunewalde, Dittelsdorf, Burkersdorf, Saupsdorf u. ſ. w., ſo daß beide zuſammen 15 neue Werke erbauet haben. Unſer Reiß ſtarb leider no um einige Jahre zu früh am 15. Mai 1855.

Indeß ſein Geiſt und ſeine Kunſt leben fort in ſeinen beiden Söhnen und dieſe ſind

3) Hr. Chriſt. Auguſt Reiß, allhier geboren am 5. Jan. 1832 und

4) deſſen Bruder, Hr. Karl Ernſt Reiß, geb. am 26. März 1836, wele zunäſt die große von ihren Vater begonnene Orgelreparatur in Herrnhut zu allgemeiner Zufriedenheit vollendeten und au für die Kire zu Böhm. Einſiedel eine neue ſön gelungene Orgel erbaueten.

5. Hr. Johann Gabriel Bürholdt, Tiſler zu NG. und einziger Sohn des … Gabriel Bürholdt, weler theils mit ſeinem Vater ein ſehr nett gearbeitetes Poſitiv, dann aber allein ein ſehr ſönes Fortepiano na engliſem Meanismus erbaut hat.

6) Hr. Auguſt Hofmann, ein Sohn des hieſigen, zu Seifhennersdorf verſtorbenen Fabrikanten J. Gottfried Hofmann, weler ſi als ausgezeineter Inſtrumentenmaer in Leipzig gebildet hat und jet in Stoholm als ſoler etabliert iſt.

7) iſt zu erwähnen der Bildhauer Hr. Karl Friedri Ernſt Lue zu Zittau, weler am 23. Januar 1836 zu AG. als Sohn des Tiſlers J. G. Lue geboren wurde, in Sönlinde gelernt und für ſeine meiſterhaften Arbeiten ſon 2 Prämien und Medaillen von unſerm Könige erhalten hat.

F.Unſere Forſtmänner.

Dem Forſtfae haben ſi ſeit 5 Jahren gewidmet die Herren:

1) Wilhelm Miel, früher herrſaftl. Zittauiſer Revierförſter zu Waltersdorf, jet penſioniert, aus NG. gebürtig.

2) Chriſtoph Herzog aus AG., Revierförſter in Heidersdorf.

3) Joh. Gottfried Zentſ aus NG., jet in Nieder-Gepelzig.

4) Johann Gottlieb Rügert aus NG. in Ober-Beuri bei Pirna.

5) Johann Gottfried Hohlfeldt aus NG. in Lene.

6) deſſen Bruder Chriſt. Friedri Hohlfeldt in Rohnau und

7) deſſen 2. Bruder Fr. Wilh. Hohlfeldt, ſtarb in Litenberg.

8) Chriſtian Friedri Suſter aus AG., lebt in Walddorf.

9) deſſen Bruder Benjamin Suſter aus AG. in Sönba.

10) Chriſtian Gottlieb Reielt aus NG., zulet in AG., in Beern (Nieder-Lauſi),

11) Chriſtian Friedri Zentſ aus NG. in Kipper.

12) Karl Gottlieb Reielt aus NG. in Großradiſ.

13) Friedri Wilhelm Flammiger aus AG., zulet in NG., iſt Förſter in Spikunnersdorf.

14) Aug. Daniel aus NG. in den Tellerhäuſern b. Ob.-Wieſenthal.

15) Ludwig Sulze aus NG. in Gießmannsdorf in Sleſien.

16) Chriſtian Benjamin Grohmann aus NG. in Polen.

17) Eduard Robert Riter aus NG. in Pliskendorf bei Kalau.

18) Friedri Auguſt Flöſſel aus NG. in Buwald in Sleſien.

19) Friedri Wilhelm Got aus NG. in Gruna bei Roßwein.

20) Karl Auguſt Gebauer aus AG., verunglüte im Steinbrue am Beerberge 1846.

21) K. Auguſt Got aus AG., iſt jet in NG., war in Steinölſa.

22) Guſtav Adolph Hermann Fritſe aus NG., ging ab.

23) Karl Auguſt Franze aus NG. in Elterlein.

24) Karl Guſtav Suſter aus AG. in Plauen bei Dresden.

25) Karl Traugott Herzog aus NG. in Egide bei Glauau.

26) E. Leberet Riezel aus NG. in Heidersdorf.

27) Chriſtian Friedri Priebs aus AG., lebt jet in Ebersba.

G.

Demnäſt iſt nun au no zu bemerken,

1) daß Hr. Karl Auguſt Herzog aus NG., früher Unteroffizier, im Jahre 1852 als Stadt-Gensdarm zu Dresden angeſtellt wurde und jet als ſoler in Radeburg ſtationiert iſt, und daß

2) Hr. Johann Gottlieb Wemme, ebenfalls aus NG., früher Fahnenjunker zu Dresden, im Jahre 1856 als Grenzaufſeher zu Fuß in Burkersdorf bei Neuſtadt angeſtellt worden iſt.

3) daß au 3 Gersdorfer bei der Eiſenbahn angeſtellt ſind, nämli a) Karl Gottlieb Kiesling als Bahnwärter und b) und c) die Gebrüder Müller aus NG. als Locomotivenheizer bei der Löbau-Görlier und Löbau-Zittauer Bahn.

H.Militärs.

Penſionäre ſind:

1) Johann Gottlieb Zöllner in AG., weler den ruſſiſen und andere Feldzüge, und

2) Karl Ehrenfried Roſer aus NG., in AG., weler im Jahre 1849 den Feldzug na Sleswig-Holſtein mitgemat hat.

Diejenigen eingeborenen Soldaten aber, wele im Kriege geblieben ſind, oder in Folge deſſelben verſtorben ſind, ſind folgende:

1) Karl Gottlieb Rudolph aus AG., weler in Rußland blieb.

2) Ehrenfried Rudolph aus AG., weler im Lazarethe zu Hubertusburg verſtorben iſt.

3) Gottfried Wemme aus NG., weler zu Bremen verſtarb.

4) Johann Gottfried Bergmann aus AG., blieb bei Jüterbogk.

5) Ein gewiſſer Güttler, weler in Bauen ſtarb, und

6) ein gewiſſer Gottlieb Zſuppe, wie Güttler von der Ebersbaer Seite gebürtig.

Au iſt zu bemerken, daß J. Gottfried Hofmann aus AG. als Soldat 1820 beim Baden in Dresden ertrunken iſt. Ferner diente für Gersdorf Gottlieb Frömmelt aus Herwigsdorf, weler bei Großbeeren blieb.

I.Als Eingeborne, wele in den Beſi eines Rittergutes gekommen, ſind zu nennen:

1) Mehrgenannter Gottfried Hütti, Kretſam- und Watſenkbeſier, weler Ober-Leutersdorf II. beſaß.

2) Ehregott Opi, Gärtner und Fabrikant in NG., weler 1810 das Gut Stor bei Bauen erhielt.

3) Hr. Auguſt Döring auf Nieten, weler ſein Gut im Jahre 1828 erkaufte. Derſelbe wurde geboren in AG. 1798 und verſtarb im Jahre 1831. Er war ein Sohn des hieſigen Riters Joh. Gottfried Döring in AG …

Der 4. war Hr. J. Gottfried Got. Dieſer erkaufte die Güter Ober-, Mittel- und Nieder-Sönba im J. 1817. Er war geboren in einem Häusen auf dem Grundſtüe des K. Friedri Müller in AG. Am 7. September 1837 hatte er das Unglü, bei ſeiner Heimkehr von Löbau na Sönba an der Lawalder Grenze ermordet zu werden.

Es wurden daher ſeine beiden Anverwandten, die Herren K. Friedri Müller, Häusler und früher Geritsälteſter in AG., weler im J. 1855 abweſend verſtarb, und deſſen Bruder, J. Gottlob Müller, weler no in Sönba lebt, im J. 1838 mit dieſen Gütern belehnt. Beide ſind in AG. geboren.

Im vorigen Jahre überließ der Letere ſeinem Neffen, Hrn. Chriſtian Friedri Got aus NG., und Beſier des Gartengrundſtüs, in deſſen Hauſe ſi die Nebenſule befindet. Au dieſer iſt im vorigen Jahre bereits damit belehnt worden.

8) iſt anzuführen Hr. Chriſtian Benjamin Miael, geboren zu NG. und au früher Hausbeſier und Fabrikant daſelbſt. Dieſer erkaufte im J. 1845 das große Gut Altdöbern mit Muau und mit ihm wurde daher au die hier geborene und am 8. Juni 1856 auf ihrem Sloſſe verſtorbene Frau Chriſtiane Eliſabeth, geb. Eihorn, von der Ebersbaer Seite eine Gutsbeſierin.

9) iſt als Ehegatte der hier zu NG. geborenen Frau Johanne Chriſtiane Häntſ, einzigen Toter des Handelsmannes weil. Johann Gottfried Häntſ zu NG., anzuführen Hr. Gottfried Mori Herrmann aus Lauſigk, früher hier in NG. Fabrikant, weler im J. 1853 das Rittergut Ober-Leutersdorf I. mit Collaturgeretigkeit erkaufte und dadur ebenfalls eine Eingeborne zur Rittergutsbeſierin erhob.

10) iſt zu erwähnen, daß ſi im Jahre 1821 eine Toter des hieſigen Häuslers und Webers Johann George Herzog in NG. mit dem Rittergutsbeſier Hrn. Traugott Leberet Neumann auf Mittel-Leutersdorf verheirathete, na deren Tode, dem 16. September 1851, derſelbe ſi abermals mit einer Gersdorferin, und zwar

11) mit der verwittweten Frau Johanne Chriſtiane Berndt, geb. Got aus AG., weil. Chriſtian Friedri Berndt's, geweſenen Häuslers und Factors zu AG., nagelaſſener Wittwe am 24. April 1854 verband, wele dadur zu dieſer herrſaftlien Würde gelangte.

12) iſt anzuführen Frau Johanne Juliane Roſer, eheli zweite Toter des hieſigen Watſenken, weil. Johann Gottfried Junge, wele ſi mit dem Fabrikanten Hrn. Chriſtian Friedri Roſer aus Seifhennersdorf verheirathet hat, dur deſſen Gutskauf ſie im Jahre 1854 zur Herrſaftsfrau des Ritterguts Rengersdorf bei Görli wurde.

14) iſt als Rittergutsbeſierin no zu nennen deren Sweſter, Frau Joh. Chriſtiane geb. Junge, eheli dritte Toter Hrn. Junge's, wele ſi mit dem Erb- und Lehnkretſambeſier Hrn. Mori Arnold aus Süenhain verheirathet hat, weler 1856 das Gut Sohre hinter Görli erkaufte, wo er Collator iſt.

Ebenſo ſind no folgende Bemerkungen für uns von Intereſſe:

1) iſt ein Enkelſohn des hieſigen Gärtners und Webers weil. Andreas Herberg, Namens Johann Gottfried Herberg, Miſſionar in der Stadt Labrador auf der däniſen Inſel Grönland.

2) war ein gewiſſer Purſe aus NG. Siffskapitän in engliſen Dienſten, weler in der Gegend von Eiſena vor 29 Jahren verſtorben ſein ſoll.

3) hat ſi die Toter des verſtorbenen Fabrikanten Miael, Frau Juliane geb. Miael, mit dem Diaconus Hrn. Lehmann von Neukir, jet Paſtor an der Stadtkire zu Chemni, verheirathet.

4) verſtarb hier im Jahre 1849 die jüngſte Toter des Vorgenannten, Jungfrau Karoline Auguſte Miael, als Braut des Hrn. Diaconus Wehner zu Kunewalde.

5) verheirathete ſi die jüngſte Toter des … Watſenken Junge, Jungfrau Auguſte Junge, im J. 1853 mit dem Advocaten Hrn. Korſelt in Zittau, gebürtig aus Eybau.

6) hat ſi die zweite Toter des Hrn. med. pract. Grülli im Jahre 1855 mit dem Hrn. Advocaten Bumeier in Zittau, aus Bernſtadt gebürtig, verehelit.

7) iſt au zu bemerken, daß ſi eine Toter des früheren Fabrikanten und Rothfärbers J. Chr. Sulze aus NG., weler im Jahre 1847 in Lodz in Polen verſtarb, Frau Juliane Hedwig, geb. Sulze, im J. 1840 mit dem Brauer Hrn. Anton Engel aus Kraau verband, weler jet das größte Hotel zu Lodz, Hotel de Pologne, beſit.

K.Kaufleute.

Von Denjenigen, wele ſi dem Kaufmannsſtande gewidmet haben, wiſſen wir folgende anzuführen:

1) Hr. Johann Gottfried Hille, weler in Bernſtadt in einem Materialgeſäft gelernt hat, und 1828 das Zeitlie verließ.

2) Deſſen Sohn, Hr. Heinr. Edt. Hille, weler bei demſelben gelernt hat und ſeines Vaters Geſäft bis zu ſeinem Tode 1853 fortführte.

3) Hr. Chriſtian Benjamin Bürholdt, weler in Rumburg und Herrnhut ſi ausbildete und hier als Materialiſt verſtarb, nadem er an beiden Orten viele Jahre als Buhalter ſerviert hatte.

4) Hr. Karl Benjamin Hofmann, ſpäter Poſtverwalter und Chauſſeegelder-Einnehmer allhier, weler in Löbau gelernt hat.

5) und 6) Die beiden Söhne des verſtorbenen Kaufmanns e, die Herren Auguſt und Karl e, wele die Handlung bei ihrem ſel. Vater erlernt haben, und theils in Breslau, theils hier beſäftigt ſind.

7) Hr. Franz Bürholdts, des bei Nr. 3 genannten Bürholdts einziger Sohn, weler in Dresden ſi ausbildete und dann lange in Wien Compagnon Hrn. Gauße's war, ſeit 1855 aber ein eignes Handlungsgeſäft in Aloysburg etabliert hat.

8) Hr. Chriſtian Friedri Wollmann, älteſter Sohn weil. Gabriel Wollmanns, geweſenen Häuslers und Fabrikanten in NG., weler als Materialiſt in Bernſtadt gelernt hat und ſeit 4. Febr. 1851 in Neuſtadt-Dresden ein ſehr ſönes Materialgeſäft beſit.

9) Hr. Chriſt. Friedri Herzog, dritter Sohn des Fabrikanten und Beſiers der Rothen Mühle auf der Ebersbaer Seite, weler in Leipzig die Handlung gelernt hat.

10) Deſſen Bruder, Hr. Guſtav Adolph Herzog, Beſier der Rothen Mühle, weler in Löbau gelernt hat.

11) Hr. Friedri Wilhelm Riter, vierter Sohn des ſo unglüli verſtorbenen Hrn. Kaufmanns K. F. Theodor Riter in NG. Dieſer erlernte die Kaufmannſaft bei ſeinem Swager, Hrn. Kaufmann Wapler in NG., woſelbſt er jet deſſen Geſäft leiten hilft.

12) Von den beiden Herren Gebrüdern Auguſt und Louis Trompler iſt Leterer hier geboren, weler in Görli lernte.

13) Hr. Ernſt Bundesmann, 2. Sohn des hieſigen Hrn. Riters Bundesmann, weler ſi in Löbau zum Kaufmann gebildet hat, und jet, na ſeiner Rükehr aus Amerika, mit ſeinem Swager, Hrn. Fabrikant C. F. Hofmann in NG., in Compagnie getreten iſt.

14) Hr. Ernſt Hermann Rudolph, älteſter Sohn des Mühlenbeſiers Hrn. Chriſtian Gottlieb Rudolph in NG., weler die Handlung theils bei Hrn. E. Herzog in NG., theils in Breslau erlernt hat, und jet als Reiſender für ein Leipziger Haus fungiert.

Uebrigens lernen gegenwärtig die Kaufmannſaft no folgende junge Leute von hier:

14) Der Sohn des Fabrikherrn K. G. Hofmann in NG., Reinhold Hofmann in Chemni.

15) Der Sohn des Auhäuslers und Webers Johann Gottfried Smidt in NG., Gottfried Leberet Smidt in Bernſtadt.

16) der Sohn des Auhäuslers und Tiſlers J. Gottfried Herzog in NG., Guſtav Hermann Herzog in Löbau.

17) der Sohn des hieſigen Auhäuslers und Fabrik-Geſäftsführers Hrn. Chriſtian Friedri Reimann in NG., Guſtav Reimann in Breslau.

L.Unſer Manufakturweſen,

fälſli meiſtens Fabrikweſen genannt, iſt von ſolem Umfange und ortsgeſitlier Größe, daß wir hier davon nur das Hauptſäliſte hineinziehen können.

Daß die erſte witigſte und hervorragendſte Beſäftigung unſrer Bewohner im Fertigen reiner Leinen oder Linnen beſtand, und dieſes Geſäft der mehr beregte Stammvater unſrer Bürholdt'ſen Familie hier einheimiſ gemat hat, iſt ſon bemerkt worden. Man wob dieſe Leinwand auf einem einfaen Webſtuhle blos mit dem Handſüen, und es hat ſi dieſe Weberei bis zum Jahre 1823, im Einzelnen aber bis zum Jahre 1834 erhalten. Der lete Leinwandweber war Johann Gottlieb Röthig in der Aue zu AG.

Die meiſte Arbeit hierin erhielt Gersdorf eine lange Zeit von Zittau; au wurde ſpäter viel na Ebersba, Eybau, Herrnhut u. ſ. w. gearbeitet. Von 1780 an aber bis 1800 entſtanden au hier einige große Geſäftshäuſer und Manufakturiſten, wele na Italien, Spanien u. ſ. w. bedeutende Geſäfte maten, beſonders da au no die ſogenannte Säenleinwand hinzukam. Do fielen leider dieſe Häuſer bald wieder und nun arbeitete man wiederum für die obengenannten Orte. Indeß 6 Jahre darauf ſtanden wieder einige Fabrikanten auf. Au erhob ſi um die Jahre von 1806 bis 1812 Warnsdorf immer mehr und mehr, und dies ließ au hier viel baumwollene Waaren aller Art fabricieren. Au kaufte es viel Gersdorfer Waare, die nun na Wien, Brünn u. ſ. w. verſandt wurde. Die erſten Artikel, wele man dahin lieferte, waren allerhand einfarbige Nankins, und die beiden Gebrüder Miael haben ſi weſentlie Verdienſte um die Einführung der Baumwollweberei erworben, worin ſie ſehr große Geſäfte gemat haben, beſonders, da au damals no die ſogenannten Säen ſehr gut gingen. Als dieſe aufhörten, wob man dann die weißen Kattune oder Kitteis, und zwar, wie die Nankins, von nun an mit einem Snellſüen. Gleizeitig wurden au in jener Periode die erſten Ro- und Hoſenzeuge gemat. Während des Krieges aber kamen die leinenen Artikel namentli ganz in's Stoen, und man legte ſi daher einige Zeit auf Fertigung bunter baumwollener Tüer und au die Oſtindiſen Stüel-Nankins, wele ſi theils no bis heute erhalten haben, aber hier nit mehr gemat werden. Von dieſen Nankins iſt in Wien Anfangs ſogar eine Elle bis zu 1 Gulden C.-M. verkauft worden, und die Gebrüder Miael haben oft an einem Tage mehr als 25 Werften ſeeren laſſen; ſo blühte das Geſäft, bis dieſe Waare ſo herunterkam, daß im Jahre 1824 z. B. eine Elle nur no 2 ¼ gGr. galt.

Fragen wir nun, von wenn an beſuten denn eigentli unſre Fabrikanten die Meſſen, ſo erfahren wir, daß dies, nadem ſie vorher ſon mehrere Märkte mit abgehalten, um's Jahr 1780 zum erſten Male geſah. Der Erſte derſelben, die na Leipzig gingen, war ein gewiſſer Johann Chriſtian Priebs aus AG., weler in Zittau ſein Leben beſloß. Um's Jahr 1810 gingen etwa 6 Fabrikanten na Leipzig. Jet zählen wir deren an dreißig, wele in- und ausländiſe Meſſen beſuen und Tauſenden Brod und Unterhalt geben.

Als vom Jahre 1823 an na und na der Sleihandel mit Böhmen aufhörte, date man auf ein neues Fabrikat, und man mate nun die ſogenannten Meßköper, wele hauptſäli in die Fürſtenthümer der Moldau und Walaei gingen und au von Perſen, Türken und Grieen ſehr gekauft wurden. Die gelben oſtindiſen Stüel aber exportierte man na Amerika.

Um's Jahr 1835 kamen denn nun au die Atlaſſe, Maneſter und Sammete und no ſpäter die Gurts auf, die no jet gemat werden. Die letern Erſeinungen aber, wele ſi auf dieſem unſern Geſäftsgebiete zeigten, ſind die halbwollenen und die bunten Waaren, wele ſeit 3 ― 5 Jahren hier gewebt werden. Au wird ſeit dieſer Zeit viel Waare hier gedrut. Alle Namen der hier entſtehenden Waaren und aller der bedeutenden Geſäftsmänner zu nennen, würde mi zu weitläufig maen.

Was nun die teniſen Vorritungen und Werkzeuge betrifft, ſo ſind dieſe hinſitli des Spulens, Treibens, Seerens und Wirkens faſt glei geblieben; bis auf das Snellen. Zum Treiben jedo hat man jet au ſeit 1865 Treibmaſinen, und Twiſtmaſinen zum Zwirnen. Au die Webſtühle, wele man zum Wirken der bunten Waaren na denen einritete, worauf die gezogene Waare gewebt wird, wurden ſehr verändert und hießen Jacquardſtühle. Daß man Stühle mit blos 2, aber au andere mit 20 Tritt­ſemmeln hat, iſt bekannt.

Anmerkung. Das Wort Gezehe kommt wahrſeinli von Ziehen, d. h. Wirkſtuhl, über den die Waare gezogen wird.

Die erſte Stärkemaſine erritete Kaufmann Geier, die zweite C. F.Rudolph in NG., weler au die erſte voll­ſtändige Appretur und Mangel aufſtellte, wofür er au im Jahre 1835 eine Prämie von 300 Thlrn. erhielt. Jet ſtehen außer dieſer no vier Mangeln hier, wele theils dur Pferde, theils dur Waſſer getrieben werden.

Die erſte Zwirnmaſine, deren jet gegen 100 hier ſind, hatte Gabriel Fiedler in NG., und die erſten Preſſen und Handmangeln die Gebrüder Miael. Dampf wurde hier im Jahre 1855 zum erſten Male angewendet.

Dies iſt das Weſentliſte über unſere Weberei, die hier über 4000 Menſen beſäftigt, und uns Alle nährt …

M. Ortsvereine.

Dahin gehören:

1) Die zwei Süengilden mit ihren Funeralkaſſen.

2) Die Chorbegräbnißkaſſengeſellſaft, wele aus 400 Mitgliedern beſteht und am 2. Januar 1835 erritet wurde. Na ihren Statuten, wele im Jahre 1841 confirmiert und gedrut worden ſind, hat jedes Mitglied bei dem Todesfalle eines Intereſſenten 18 Pfennige zu erlegen, wodur den jedesmaligen Erben eines Verſtorbenen als Normalbetrag 20 Thlr. geſiert werden.

3) bildete ſi hier unter meiner Leitung im J. 1836 ein Männergeſangverein, weler bei Hrn. Wilhelm Röthig abgehalten wurde, aber 1847 wieder einging.

Seit dem Jahre 1845 jedo hat ſi unter Direction des Hrrn. Matthes ein neuer Verein conſtituiert, der no beſteht, und die leten 8 Jahre von Hrn. Fröhli dirigiert wurde.

Der hieſige Armenverein iſt wieder eingegangen.

Reſourcen, Caſino's, Jugendvereine u. dergl. haben ſeit 1826 hier beſtanden. Au hatten wir 1849 einen Turnverein, weler ebenfalls in Hrn. Wilhelm Röthigs Garten ſeine Uebungen mate, aber eben ſo wie die Communalgarden beider Gemeinden und die Vaterlandsvereine ſi bald wieder auflöſte.

Länger und bis jet hat ſi der hieſige Zweigbibelverein erhalten.

N.Fürſtlie Beſue.

Als ſole können wir blos folgende anführen:

1) kam den 16. October 1804 der römiſe Kaiſer, FranzII. von Oeſterrei, nebſt Gemahlin von Herrnhut über Eybau na Gersdorf und Rumburg, wo Höſtderſelbe in dem Kloſtermayerſen Hauſe übernatete.

2) Am Sießmontage 1822 beehrte Se. Durlaut der Fürſt Johann von Lietenſtein ſeine Gemeinde Neu-Gersdorf mit einem Beſue.

3) 1833 den 22. October reiſte unſre Prinzeſſin Auguſte, königl. Hoheit, von Rumburg kommend, hier dur und wurde von dem Hrn. Amtshauptmann v. Ingenhäff, den Ortsgeriten, Süen und Sulen an der Grenze empfangen, wobei dieſer und Vater Sneider eine kurze Anrede hielten.

4) Den 21. September 1835 kam Prinz Karl, Erzherzog von Oeſterrei, hier dur und übernatete in Rumburg.

5) 1844 den 2. October erfreute der durlautige Fürſt Aloys Maria Joſeph von Lietenſtein Neu-Gersdorf mit Seinem hohen Beſue, war aber nur ½ Stunde im Brauhauſe. Er ſenkte den Armen 25 Gulden.

O.unſer Straßenweſen.

alte Straßen
Neugersdorf. Beiträge zur Ortsgeschichte. Heft 2, 1986. S. 7.
  1. Aue – Untere Ebersbacher Seite – Obere Ebersb. Seite
  2. Alte Straße Löbau – Rumburg
  3. Georgswalde – Alt-Eybau
  4. Viehtreibeweg zur Waldhutung
  5. Straße vom Kretscham nach Walddorf
  6. Alte Straße nach Hennersdorf (Seiffen)
  7. Vorderecke – Niederecke – Hinterecke
  8. Vorderecke – Fünfhäuser – Mittelecke (Schule)
  9. Mittelecke – Obere Vorderecke
  10. Mittelecke nach Leutersdorf (alter Kirchweg)
  11. nach Seifhennersdorf (hinter böhm. Zollamt)

Wie die Wege und Straßen in dem zerſtörten Orte gegangen ſein mögen, dies iſt allerdings nit zu ermitteln geweſen. Unwahrſeinli jedo iſt es nit, daß die damalige Hauptſtraße von Löbau na Rumburg wohl ganz dieſelbe geweſen ſein wird, die es bis zum Jahre 1828 in dem neugebauten Dorfe war; ebenſo kann man annehmen, daß die Straße von Georgswalde na Alt-Eybau und die alte Grenz-, Salz- oder Bierſtraße von früher herrühren und damals ſon vorhanden geweſen ſein werden.

Den jeigen Ort anlangend, ſo hat dieſer ſeit 200 Jahren an unſrer Chauſſee die fünfte Hauptſtraße.

Die erſte derſelben iſt die bereits erwähnte Landſtraße, wele bei Pietſmanns Hauſe zwiſen den At- und Spreehäuſern na Alt-Gersdorf tritt, dur die Hutung auf die Pfarre, den Kretſam, Kramer Gots und Zöllners Haus zu, dur die hohle Gaſſe auf das Brauhaus, zwiſen Donatus Winklers Hauſe und der demſelben gegenüber geſtandenen, jet kaſſierten Kret­ſamſeune dur, auf Sneider Smidts Haus und Brunnen in den Neunhäuſern zu, von da ab auf Seiler Webers, weil. Chr. Fr. Rudolphs, Bäer Winklers, Gemeindeälteſten Wollmanns Haus zu, dur einen tiefen, mit hohen Bäumen umgebenen Hohlweg auf die Watſenke na Rumburg und Hennersdorf zu ging, jet aber vom Neu-Gersdorfer Kretſam an dur die Chauſſee ganz verſwunden iſt.*) [siehe Abb. Straße Nr. 2]

Eine zweite Straße kam ebenfalls von Ebersba her über den Berg, wele ſi mit der Hauptſtraße bei Spreedorf verband. Au dieſe iſt kaum mehr fahrbar.

Eine dritte Straße ging links von der Hauptſtraße ab, hinter den Athäuſern in Alt-Gersdorf hinauf, dur die obere Ebersbaer Seite auf den Beerberg und Neu-Eybau zu u. ſ. w. Au dieſe iſt bis zu Berndts Hauſe Nr. 1 hin ganz verſwunden; ebenſo wie die Straße na Neu-Eybau nur no wenig befahren wird.

Nit weniger iſt au von der Straße, wele bis 1828 vom AG. Kretſam ab, bei der jeigen Sießmauer vorbei, auf die Ebersb. S. zu, dort zwiſen Ernſt Berndts und Traugott Hennigs Häuſern hindur na Walddorf führte, nits mehr vorhanden, als der breite Fußweg, der von der Chauſſee rets ab na Walddorf führt. [siehe Abb. Straße Nr. 5]

Anlangend die alte Salz- oder Grenzſtraße, ſo kam dieſe von Ebersba her, quer dur Spreedorf auf die untere Ebersb. S. zu; ging zwiſen AG. und Philippsdorf hin, bog, wie heute no, links herum auf Glathe's Häuſer und die Herzogmühle zu; ging hier dur das Gehöfte und den Flutgraben, mate einen Hohlweg und ging nun zwiſen der Grenze hinauf bis zu Franzes Hauſe an der Chauſſee, wo ſie ſi mit der Hauptſtraße verband. Von der Mühle aus iſt ebenfalls nur no wenig von ihr mehr zu ſehen.

Was die Straße von Philippsdorf na Alt-Eybau anbetrifft, ſo wurde dieſe im Jahre 1847 chauſſiert. [siehe Abb. Straße Nr. 3]

Die Straße dur die untere Hutung Alt-Gersdorfs wurde 1848 gebaut und die von nern ab auf die obere Ebersb. S. zu, wele bei Hennigs auf der obern Ebersb. S. in die Chauſſee mündet, verbeſſerte man ebenfalls im J. 1848. [Abb. Straße Nr. 1 ?]

Die Straße in der Aue wurde 1848 und die na Leutersdorf bei Oppelts Hauſe abgehende Straße 1849 repariert.

Die alte Urſtraße na Hennersdorf im Seiffen iſt kaum mehr zu paſſieren. [s. Abb. Straße Nr. 6]

Was nun no NG. insbeſondere angeht, ſo hat dies von einer Ee zur andern ſtets drei fahrbare Wege gehabt.

1) den untenherum von der Hoffmann'ſen Fabrik zum Neu-Gersdorfer Kretſam führenden,

2) den von der Roſenſenke herkommenden, von der Salzſtraße ableitenden, dur die Fünfhäuſer theils auf die Sule, theils auf Fleiſhauer Flammigers Haus zu in die Vorderee weiſenden Weg. Der obere davon ging dur einen böſen Hohlweg hinter der Mittelee, weler aber im J. 1858 ausgefüllt wurde. Von der Vorderee führte eine Straße na Leutersdorf (das iſt der alte Kirweg), die rets ab na Seiffen geht.

3) wurde 1720 die Straße angelegt, wele von Bäer Reielt ab auf die Sule zuführt und bei Guſtav Herbrigs Haus in den Communikationsweg einmündet, weler 1855 ſo ſön hergeſtellt wurde.

4) Die von der Chauſſee vor der Watſenke links ab über den Berg gehende Nebenchauſſee wurde, des Sießens wegen, im J. 1840 gebaut und die Hauptchauſſee na Seifhennersdorf, zu deren Unterhaltung der Staat jährli 103 Thlr. beiträgt, erbaute Hr. Junge im J. 1838.

Früher, vor dieſem Jahre, ging die Hauptſtraße von der Watſenke zuerſt auf der Rumburger Straße fort bis hinter das kaiſerlie Zollamt, von wo dieſelbe nun unter der Hutung links herumbog bis an den Punkt der heutigen Chauſſee, wo dieſe vom Höllengrunde herkommt und beide in einander einlaufen. [siehe Abb. Straße Nr. 11]

Die Straße über die öſtlien Felder der Hutung auf Neuwalda zu wurde 1850 erbaut.

Aller der kleineren Communicationswege zu gedenken, wele früher dur Gärten und zwiſen nabarlien Grundſtüen hingingen und jet wegen Sonderintereſſen kaſſiert ſind, geſtattet uns der Raum nit.

Daß unſre Chauſſee, wele von der unteren Ebersb. S. an bis hinter die Watſenke unſre drei Ortsfluren eine halbe Stunde lang quer durſneidet, in den Jahren 1828 und 1829 gebaut wurde, iſt eine allbekannte Sae.


 

*) In Ebersba ging dieſe Straße beim Slößen vorbei und dur Kottmarsdorf und Großſweidni na Löbau.