Auszüge aus der Fritsche-Chronik 1857

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Natrag (und Anhang)

Hiermit wollen wir unſer anſprusloſes Bülein ſließen, vorher aber no einige im J. 1858 vorgekommenen Veränderungen und Begebniſſe als Natrag mit anführen.

1) iſt unſer Thurm auf 11,900 Thlr. abgeſät und dem halben Taxwerthe na verſiert worden.

2) hat in dieſem Sommer der Bauſtellant K. Gottlieb Got ſeine in AG. auf der langen Wieſe sub Nr. 118 belegene Bauſtelle mit einem Wohnhauſe überbaut.

3) erbaute der Häusler Chriſtian Friedri Mizſink auf ſein Grundſtü, Nr. 43 oben in der Hinteree zu NG., ein Nebenhaus.

4) Am 15. und 16. Auguſt war allhier die erſte Landeskirenviſitation, wele dur den Hrn. Kiren- und Sulrath Dr. Wildenhahn aus Bauen und die beiden Herren Paſtoren Hefter aus Ober-Friedersdorf und Rudel aus Hohburg abgehalten wurde.

5) Am 29. October ging der hieſige Lehrer Hr. Fröhli von AG. na Bertsdorf bei Zittau als Kirſulmeiſter und Organiſt.

6) wurde an ſeine Stelle gewählt Hr. Auguſt Gärtner, gebürtig von Walddorf, weler im Seminar zu Zittau ſeine Ausbildung erhalten, ſeit 3 Jahren als Lehrer an der Nebenſule zu Seifhennersdorf fungiert hat und … ſeine Wirkſamkeit zum 2. Januar 1859 bei uns antreten wird.

7) verſtarb am 12.Nov.1858 zu Eisgrub in Mähren unſer durl. Fürſt und Herr, Alois Maria Joſeph von und zu Lietenſtein, Höſtwelen Sein durl. Sohn, Herr Johann Maria Franz, als Grundherr von NG. ſuccedierte, weler den 5. Oct. 1840 geboren iſt.   (Nit 1810, wie Seite 161 ſteht.)

8) Bei der Volkszählung am 3. December ergab ſi, daß in AG. 1594, nämli 805 männlie und 789 weiblie Perſonen in 332 Haushaltungen in 177 Häuſern lebten.

9) iſt bei dem Gemeindehauſe von AG. zu erwähnen, daß der Grund und Boden, auf welem daſſelbe ſteht, früher zur Ebersbaer Seite gehört hat.

10) Am 13. December wurde zu AG. als neuer Gemeindevorſtand Herr Johann Gottlieb Oppelt gewählt, nadem Hr. Wilh. Leberet Berndt, nit Chr. Friedr. Berndt, wie es dur einen Sreibfehler (Seite 77) heißt, dieſes Amt im März abgegeben hatte.

11) Auffällig ſtark war in dieſem Jahre der Fortzug na Polen.

Slußbemerkung. Gern hätten wir no Einiges gegeben; allein da unſer Werken ohnhin ſon ſtark geworden, müſſen wir uns dies auf Weiteres vorbehalten.


[es folgen das Eingangs dieser Website dargelegte Inhaltsverzeichnis, die korrigierenden Berichtigungen (im Fließtext bereits berücksichtigt) sowie Festbeschreibung und Festreden der Jubelfeier von 1857]


Anhang.


(Um den no offenen Raum dieſer Blätter zu füllen, folgt nun no
als Anhang eine Angabe derjenigen witigſten Punkte, wele wir
auf unſerem Thurme ſehen können.)

Turm der ev. Kirche


Die ſöne Lage dieſes unſers herrlien, 234 Stufen hohen Thurmes, deſſen Bau am 15. Mai 1854 begonnen und am 23. November 1855 zur Gänze beendigt wurde, und die reizende Ausſit, wele man von ihm aus genießt, waren es wohl werth, na und na alle die Punkte, Berge und Höhen, wele man von ihm aus überblit, kennen zu lernen, um zu ſeiner Zeit ein Panorama darüber aufſtellen zu können, weles den etwaigen Beſuern desſelben als Führer dienen könne …

Die aber geſieht am beſten in dem freundlien Raume der oberen Durſiten, wo i an das öſtlie Fenſter zu treten bitte, um den erſten Bli auf unſern ſönen nabarlien Berg, den 1730 Fuß hohen Cottmar, zu riten, weler bekanntli in Walddorfer Flur liegt, und ſeit 1311 eine Beſiung der Stadtcommun Löbau iſt.

Seine öſtlie Abflaung, die, rets vom Wege zur Cottmarſenke hin, ſi wieder hebt, führt den Namen der Röthe-Berg. Von dieſem rets ſehen wir im Vordergrunde den nahen Lerenberg zwiſen Eybau und Gersdorf.

Dur dieſen und den Cottmar werden uns nun leider die Landeskrone, der Rothſtein, die Königshainer, Jauernicker Berge u. ſ. w. bedet, ſo daß wir zuerſt im Hintergrunde rets vom Cottmar die Lindaer Höhen und dann den Dittersbaer Kuh-Berg ſehen können.

Dahinter kommen wir rets zu den Anhöhen bei Markliſſa und Seidenberg. Im Mittelgrunde finden wir den Oſtrier Kloſterbuſ und vor dieſem links den Seidenberger Thurm. Ganz oben hinter dem Kloſterbuſe rets iſt die ſöne reizende Anhöhe hinter Greifenberg, der Gieriſſeifener Windmühlberg genannt, in gerader Linie gewiß 13 Stunden von uns entfernt.

Rets davon liegt die Anhöhe zwiſen Bernsdorf, Heinersdorf, Rückersdorf u. ſ. w. von Swerdta aus hinauf vor Gebhardtsdorf. Im Mittelgrunde kommen wir nun zurück zu den drei Großhennersdorfer Bergen a) den Großen-, b) den Swarzen- und c) den Langen-Berg, und weiter ſüdli zu dem Zittauiſen Königsholze.

Zwiſen dieſen Bergen ſind hinten die Meſſersdorfer, Neuſtädler Höhen u. ſ. w. Rets davon die Tafelfite ſelbſt und das Iſergebirge*), wobei … die 3400 Fuß hohe Tafelfite der höſte Berg iſt, den wir ſehen können. Vor derſelben zeigt ſi ganz deutli das Sloß des Grafen Clam-Gallas zu Friedland.

Vorn iſt der Stumpfe-Berg bei Oderwi und der Oderwier Spiberg mit ſeinen 7 Felſenſpien. Unmittelbar dahinter liegt im Mittelgrunde der Kahle-Berg über Reienau, und der Gielsberg, ſüdweſtli über Litenberg.

Im Hintergrunde befindet ſi nun das Gebirge über Reienberg. Vorn aber hinter der Heewindmühle der Regentenberg bei Neu-Cunnersdorf, rets weiter hin der Seibenberg und der Butterberg vor Herwigsdorf.

Links vom Seibenberge ſieht man ſehr gut das Sloß Gräfenſtein bei Grottau. Rets davor aber ganz fern den Troskyberg in der Niemser Gegend. Weiter herum liegen nun die beiden Kalkberge da, wovon der weſtlie den Namen der Freudenhöhe hat, und hinter dieſem nun der gigantiſe, 3000 Fuß hohe Jeſken, der, zwei Stunden rets von Reienberg, unſre ganze Gegend beherrſt.

ſt der Freudenhöhe iſt nun der ſarfmarkirte, zweiſpiige Pabſtſtein, nit weit von Pankra zu bemerken, von dem aus wir in gerader Linie auf uns zu den Spikunnersdorfer Spiberg ſehen, wie er mit dem Forſten über den Leutersdorfer Buſ hervorlugt.

Rets dahinter finden wir nun wieder über Harthau hinaus den Eibenberg, und no die ſöne, breite waldige Höhe, worauf ſi die naendorf führende Gabelſe Brüe befindet. Auf dieſen folgt nun unmittelbar der herrlie Töpfer links, und dann weiter weſtli herum die Spie des Ameiſenberges, rets neben dem Oybin.

Vor dieſen beiden Bergen liegt der Bertsdorfer, oder ritiger Hainewalder Breite-Berg. Der näſte rets hinter demſelben erſeinende iſt der Johnsberg, hinter dem wieder der ſöne 2050 Fuß hohe Howald hervorblit.

Vor dieſem im Vordergrunde haben wir den Warnsdorfer Spie- oder Riterberg; hinter ihm aber rets den Buenberg, den Butterberg und den kahlen Sonnenberg, der Lauſe gegenüber, zu der wir nunmehr kommen.

Dieſer königlie, von uns ſo geheißene Mittagsberg iſt 2500, na Andern jedo blos 2400 Fuß ho. Rets von demſelben kommt ein breiter, ſwarzbeholzter Bergrüen, den man das Hörnel nennt, und mit dieſem hängt weiter herum der Neſſelsberg zuſammen, ſeiner Höhe na der vierte im Wohliſen Kamm.

Von dieſem gehen wir auf den reizenden Tollenſtein, weler uns auf unſerm Thurme erſt dur die lete Waldabholzung neben Buſ-Klippels Hauſe ſitbar geworden iſt, was au von dem hinter ihm liegenden Dürren-Berge gilt.

Vom Tollenſtein rets liegt nun der bekannte 2312 Fuß hohe Tannenberg über Georgenthal. Von ihm weg kommen wir na einer längeren Unterbreung auf den Kalten-Berg, 2270 Fuß ho, welen man aber nur dur die oberſten Fenſter ſieht.

Na dieſem folgen die Kreibier Höhen a) die bei Neuforſtwalde und b) die bei Steinhübel. Rets hinter dieſen tritt der lieblie, ſön geformte Roſenberg, 1920 Fuß ho, hervor.

Im Vordergrunde folgt nun der Rauberg bei Rumburg, mit dem Parapluie in der Mitte, einem ſehr hohen Ahorn- oder Orl-Baume. Hierauf folgt nun die breite Sönbüler Höhe, und zwiſen dieſer und dem Rauberge in der weiteſten Entfernung der Sneeberg bei Königswalde vor Tepli. Nun aber kommen wir vorn auf den ſönen, aber leider immer nur no ſehr wenig beateten und beſuten Wolfsberg, auf deſſen Gipfel man einen ſehr großen Theil der böhmiſen und ſäſiſen Sweiz überſieht, und hinter dem die groteske, herrlie Felſenparthie, die Sleuße genannt, liegt. Vom Wolfsberge rets liegt der, jedo nur oben zu ſehende, große Winterberg, 1720 Fuß ho, hinter dem … bei hellſter Ausſit au einige Berge des Erzgebirges erblit werden können. Weiter rets ſieht über den Johannisthaler Buſ der ſpiige Fusſtein in der Fushaide hervor und oben tritt no ein pyramidaler Berg heraus, der in der Nähe des Kuhſtalls liegen muß. Der Buenberg bei Sebni wird es kaum ſein. Im Mittelgrunde ſteht nun die Steile-Wand, rets von Ehrenberg, woran das Jägerhaus liegt, und hinter dieſer lehnt ſi der auf der Oſtſeite bewaſene, aber jenſeits freie, ſöne, breite Pliſſenberg an den nahen Porſenberg, den die Volksſprae den Pirſten nennt.

Hinter dem Obergeorgswalder Buſen liegt nun der originelle Boen- oder Sarg- oder Sattelberg. Links hinter ihm gut der breite Unger, ſüdli neben Neuſtadt, und rets vom Boen der Joaimsberg, nördli von Hainſpa hinausliegend, hervor.

Die näſten Höhen ſind unbedeutend. Vorn aber kommt nun der Jüttelsberg, (den man ... au den Solzensberg nennt) und rets hinter ihm der Falken- oder wie man jetzt zu ſreiben beliebt, Valtenberg, als der höſte prätige Punkt des Howaldes, 1784 Fuß ho, mit einem mäßig hohen, im October 1856 eingeweihten Thurm, von dem aus man bis Berlin hinunter ſehen will.*)

Demnäſt nun folgen die Sirgiswalder Höhen und im Mittelgrunde tritt der Taubenberg hervor.

Hinter dieſem aber der breite, kahlfleige Wilthener-Berg und dann na ihm der Arnsdorfer-Berg oder der Pio. Hierauf betreten wir den Kälberſtein und von dieſem wenden wir uns auf die Pieke, links von Oppa, vor Croſtau.

Vorn haben wir nun den Sleteberg, hinter dem man dur die oberen Fenſter rets den Bielebog oder Caspar oder Beyersdorfer Berg erblit.

Weiter herum folgt der Halbauer Berg, den man au das Königsholz oder den Pilzberg nennen ſoll, und mit dieſem hängt der alte claſſiſe Czornebog, 1730 Fuß ho, zuſammen.

Auf dieſen kommt nun der Wuiſker Berg, wovon das Holz zu unſerm Thurme iſt, und dann gehen wir auf den ditwaldigen Klein-Dehſaer Berg, an den ſi der Lehnſe Berg anſließt.

Vorn ſind wir bei der Ebersbaer Klunſt, dem Kuhberge bei Dürrhennersdorf und no weiter heran bei dem Guten-Mutterberg oder Weinberg, vor dem Rahmbuſe (Raumbuſe).

Im Winkel des Kuhberges ragt der große Stein bei Großdehſa und rets vom Weinberge der Wohlaer-Berg hervor, von dem wir nun zu unſerm alten Bekannten, dem reizenden, lieblien Löbauer Berge kommen, womit unſre Rundreiſe, zu der wohl einige Woen erforderli wären, beendet iſt, da wir in Allem 91 Berge und Höhen zu beſteigen gehabt haben, die anfangs in Saſen, dann in Preußen, dann in Sleſien, hierauf in Böhmen und zulet wieder in Saſen liegen. ― Trodem aber, daß unſer Thurm eine ſo bedeutende Rundausſit gewährt, ſieht man do verhältnismäßig nur wenige Ortſaften und Kiren und dieſe wollen wir nun no kürzli erwähnen.

Wir beginnen hierbei 1) mit Ebersba und ſeinen Pertinenzorten: 2) finden wir Kottmarsdorf, 3) Walddorf, 4) Eybau, 5) einige Häuſer in der Lindaer Gegend, 6) Dittersba, 7) Neundorf, 8) Großhennersdorf, 9) den Thurm von Niede und 10) den Thurm von Seidenberg, 11) Ober-Oderwi, 12) Neu-Eybau, 13) Hetzwalde, 14) Sloß Friedland, 15) einen Theil von Böhmiſ-Cunnersdorf, 16) Neuſpi-Cunnersdorf, 17) Litenberg, 18) einige Häuſer Reienbergs, 19) Kraau, 20) die Kire von Ullersdorf, vorher no 21) einige Häuſer von Sommerau und 22) einige dergl. von Kolie, 23) Sloß Gräfenſtein, 24) ein Dorf unter der Freudenhöhe, 25) Sönborn, 26) Dorf Tollenſtein, 27) Neuforſtwalde, 28) Steinhübel, 29) Johanniskirlein, 30) einen Theil von Nieder-Ehrenberg, 31) Ziegenrüen, 32) Waldee, 33) Georgswalde mit Wieſenthal und Philippsdorf, 34) Ober-Sohland, 35) Neuſalza, 36) Ellersdorf, 37) Neudörfel, rets vom Sleteberg und 38) Sönba.

Thürme und Thurmſpien ſieht man nur 15, nämli: 1) Ebersba, 2) Kottmarsdorf, 3) Walddorf, 4) Eybau, 5) Dittersba, 6) Niede, 7) Seidenberg, 8) und 9) zwei von Großhennersdorf, 10) Ober-Oderwi, 11) Ullersdorf, 12) Johannisthürmen, 13) Georgswalde, 14) Neuſalza und 15) Sönba.

Ueberdies bemerke i nun ſließli no, daß man au 25 Windmühlen zählen kann.


Kirchblick
Kirchblick

*) Mit 20 Berggipfeln.

*) I hatte bei meinem Beſue deſſelben das Glü nit.