Dieſes, an die wüſte Grenze des Zittauiſen Gebiets, nämli neben das mit ihm zuglei zerſtörte Alt-Gersdorf vom Jahre 1656 an … wiederaufgebaute, dur ſeine ſeitherigen Freiheiten faſt mit einer Stadt wetteifernde, dur ſeine Größe, ſönen Gebäude, Wohlhabenheit und Gewerbthätigkeit, dur ſeinen mit dem weit bekannten Neu-Gersdorfer Sießen verbundenen großen Markt und insbeſondere dur ſeinen ausgebreiteten Handel … den Rang eines der erſten Dörfer Teutſlands behauptende ſöne Dorf hat ſeine Lage im Allgemeinen da, wo AG. liegt, in deſſen ſtumpfwinkeliges Dreie es wie ein, ſeine Spie na Norden zu ritendes Ei, das mit ſeinem öſtlien Ausbug den ſtumpfen Winkel Alt-Gersdorfs ausfüllt, hineingeſoben iſt, ſo alſo, daß es auf ſeiner öſtlien, nördlien und ſelbſt no weſtlien Seite von AG. in Form eines großen lateiniſen L umſlungen wird.
Von der Fläe unſerer Poraie nimmt es den ganzen ſüdweſtlien Theil ein, der gegen Mittag an Leutersdorfer, namentli Neuwaldaer, Seifhennersdorfer und Ober-Hennersdorfer Wald- und Feldparcellen; gegen Abend an Ober-Hennersdorfer, Rumburger, Georgswalder und Philippsdorfer, ja im Winkel der Hoffmann'ſen Fabrik und der Herzogmühle wieder an Alt-Gersdorfer, und gegen Mitternat und Morgen ledigli an Alt-Gersdorfer Fluren grenzt.
Auf ſeinem Höhepunkte zieht ſi von Weſten na Oſten eine lange Hoebene oder ritiger Hügelrüen hin, der mit ſeiner Waſſerſeide na AG. geht und im Leutersdorfer Buſe ausläuft. Na Norden zu aber dat ſi die Oberfläe dergeſtalt ab, daß ſi auf und an der vordern früheren Hutung neben Ettmüllers Hauſe die am höſten ſtehenden und neben der Hohlfeldt- und Herzogmühle die am tiefſten liegenden Häuſer befinden. Daß übrigens die Zamann'ſe Bauſtelle unten auf der untern Eb. S. der niedrigſte Punkt unſerer ganzen Paroie iſt, iſt bekannt.
Vermöge dieſer Lage gewährt denn au der ganze Kamm des Hutungsberges eine reizende Rundausſit, wele die auf unſerm Thurme an Sönheit und Weite des Geſitskreiſes theilweiſe no übertrifft, da die Höhe des Berges erweisli wohl ſogar mit dem Knopfe des Thurmes gleiverlaufend iſt. Es wäre daher ein ausgezeinetes Verdienſt des Hrn. Waſenken Junge, ſowohl um dieſen ſönen Punkt, als au um ſeinen ganzen Geburtsort … auf dem Grunde ſeines Hutungsfeldes eine Sommeranlage zu maen und einen, und wenn au nur 40 Ellen hohen Thurm daſelbſt zu erriten …
In Beziehung auf Holzcultur aber iſt dieſer Ort … glülier als AG., da es no einen ſönen Buſ hat, weler 142 Joà 1600 □ Klaftern Fläeninhalt mißt. Derſelbe zieht ſi in oſtweſtlier Ritung am, auf und jenſeits unter dem Hutungsberge hin, den er gleiſam det. Zu der Zeit, als der in NG. gelegene Rumburger Stadtwald no ſtand, bildete er durweg die breite ſüdlie Grenzlinie. Dieſer ſämmtlie no ſtehende Wald gehört ausſließli dem Durlautigſten Grundherrn von NG.
Räumicht und Schilfpfütze
Auch dieſer Wald war bis zum J. 1842 viel größer; ſeit dieſer Zeit aber hat derſelbe 6 bedeutende Reductionen erfahren müſſen. In dieſem Jahre nämli wurde der nordweſtlie Theil an der ſüdlien Ee der Hutung abgetrieben, der bis zu Aug. Bräuers Garten herankam und 4 Seffel Areal enthielt, weles Landſtü dem Gemeindevorſtande Rudolph in NG. gegen ein großes Geräumit, das derſelbe an die Gutsherrſaft abtrat, tauſweiſe überlaſſen wurde, da jenes Geräumit dem Förſter und dieſes Feld Rudolph beſſer convenierte. Dieſes jet wieder mit jungem Holz bepflanzte Geräumit liegt rets an der Straße, die nebenhin geht und nahe daran in die Straße na Seifhennersdorf und dem Dreieer einmündet. Links vorher befindet ſi die Silfpfüe.
Die 2. Abholzung geſah im J. 1853. Zu dieſer Zeit löste ſi nämli der hohe Gutsherr das dem Kretſambeſier zu NG. dem Riter Bundesmann, zuſtehende Deputat Holz mit 15 Klaftern, das ihm der Fürſt zu gewähren hatte, ab, und anſtatt einer baaren Geldentſädigung gab Er demſelben das ſöne Stü Buſland, weles 4 Aer 150 □ Ruthen enthält und am Berge hinter den Häuſern Auguſt Bräuers, Grohmanns u. ſ. w. liegt.
3) wurde auf Eingabe des Inwohners Franze in NG. im J. 1854 ein Stü Wald neben Bitterlis und Franze's Häuſern über der Hinteree abgetrieben, weles eine Fläe von 3½ Sffl. umfaßt und von dem Hrn. Riter Bundesmann um 550 Thlr. meiſtbietend erſtanden, aber von dieſem wieder an die beiden genannten Häusler Bitterli und Franz um 700 Thlr. verkauft wurde.
4) geſah abermals auf Eingabe eines gewiſſen Inwohners Franze im J. 1856 der Abtrieb des ſönen jungen Holzes rets am Wege vor Buſ-Klippels Hauſe, öſtli von der Förſterwiedemuth, weles Areal von 8 Sffl. ebenfalls der Riter Bundesmann kaufte und behielt. Auf dieſem Fle ſäete er daſſelbe Jahr no 4 Sffl. Winterweizen, der ſo ſön daſtand, daß Gersdorf auf ſeinen Fluren no kein ähnlies Weizenfeld geſehen hat. Das Kaufgeld für dieſes Areal betrug 1545 Thlr. Die erſte Ernte ergab 66 Seffel Weizen.
5) wurde im Jahre 1857 das Stü Buſland von 4 Seffeln abgetrieben und urbar gemat, was dieſem gegenüber links am Wege lag. Dieſes Stü Boden kaufte um 750 Thlr. ebenfalls Hr. Riter Bundesmann, weler es um denſelben Kaufpreis an obengenannten Häusler J. Gottfried Franze, den diesjährigen Süenkönig, abließ.
Creutzinger-Ziegelei im Walde
6) wurde ebenfalls im Jahr 1857 das an der öſtlien Ee des Waldes, links an der Straße na Seifhennersdorf liegende Stü Buſ von 4 Sffl. Fläe an den Bäer Winkler in NG. um 770 Thlr. verkauft, weles gleifalls heuer no urbar gemat worden iſt.
Der, der Stadt Rumburg gehörende, ſöne Wald, weler in unſrer Flur eine Fläe von ca. 150 Aer einnahm, wurde 1855 und 1856 auf Beſlußfaſſung des Stadtraths zu Rumburg abgetrieben, um die dur Gründung des daſigen Armen- und ſpäter Sulhauſes entſtandenen Koſten beſtreiten zu können. Dieſes Areal iſt bereits größtentheils urbar gemat und verpatet.
Das meiſte dieſes neuen Feldes hat Herr Wilh. Creuiger aus Ober-Leutersdorf gepatet und au eine Ziegelbrennerei daſelbſt erritet, wozu im Juni 1857 der Brennofen und im October das Wohnhaus erbaut worden iſt.
Gewässer in Neu-Gersdorf
An Gewäſſern iſt auch NG. ziemli arm, weshalb ja au ſeine Erbauung ſo lange Zeit problematiſ blieb, denn es hat nur zwei große und einen kleinen Tei nebſt einigen Teieln und Dorfgraben, wele bereits bei Angabe der Spreequellen erwähnt worden ſind. … Die größern Teiel in der Hinteree ſind neben Chriſtian FriedriGots, Ettmüllers, Kirvater Reielts und des Bäer Röthigs Häuſern. Der letere heißt der Brautei, weil von den um denſelben ſi befindlien Quellen aus das Waſſer in das Brauhaus geleitet wird, aber nit, wie Viele fälſli glauben, aus dieſem Teiel ſelbſt. Näſt dieſem kommt der kleine Fiſtei, der laut Ortsflurbu Nr. 33 der Gemeinde zugemeſſen worden iſt, aber von dem daneben wohnenden Gärtner und Fabrikanten Hrn. C. F. Wilhelm Hoffmann in Stand gehalten und als Fiſtei benut wird. Na ſeinem Kaufbriefe iſt derſelbe eigentlier Beſier deſſelben.
Unter dem Damme deſſelben lag ſonſt in gleier Form, aber bedeutender an Größe, der obere Mühltei, weler aber in der Zeit von 1740 ― 50 ausgetronet und in Wieſewas verwandelt worden iſt, welen ſönen Auefle jet die Handlung Wäntig & Comp. in Zittau beſit, wele im J. 1850 das daneben liegende große Auehaus des Hrn. Rittergutsbeſiers B. Miael auf Altdöbern und Mauka dur Kauf erwarb, um darin eine Commandite ihres Geſäfts zu erriten, wele no bis heute fortbeſteht.
Unter dieſen Wieſenflee befindet ſi das ſöne, erſt im J. 1848 auf die Stelle des abgetragenen alten Hauſes erbaute Haus des vorjährigen Gemeindevorſtandes Hrn. J. W. Röthig. Dieſes Grundſtü war ſonſt eine Mühle mit einem unterſlägigen Gange, genannt die Obermühle, wele aber wegen Waſſermangel in heißen Sommern, oder in kalten Wintern, in der Zeit von 1740—50 eingegangen iſt. Näſt dieſen kam nun der Kirtei, oder Hohlfeldt- oder Mittelmühltei, mit einem Fläeninhalt von 286 □ Ruthen, laut Flurbu-Nr. 425 und 426, den der vorige Beſier dieſer Mühle, Mſtr. Ch. Fr. Hohlfeldt, im Jahre 1853 um 165 Thlr. von der fürſtlien Herrſaft erkauft hat …
Der größte Tei iſt aber der unter dieſem befindlie, mit Weg und Wieſen 3 Aer 240 □ Ruthen Fläenraum umfaſſende Herzog-, jet Rudolph'ſe Mühltei, ſonſt au der obere Sloßtei genannt, weil unter ihm die Lampelburg lag.
Auf der dazu gehörigen Wieſe befindet ſi ein Torflager, das durſnittli jährli etwa 10,000 Stü Torf für den Beſier abwirft. Au dieſer Tei gehörte früher der Herrſaft und iſt erſt im J. 1856 von dem jeigen Erbmüller Rudolph um 400 Thlr. erbli erkauft worden, ſo daß derſelbe aber ebenfalls an die Rentenbank einen abgelöſten Waſſerzins mit jährli 4 Thlrn. zu bezahlen behielt.
Außerdem gab es neben und unter der Lampelburg no mehrere, aber ſpäter eingetronete Teie, ſo daß das Sloß auf einer vollſtändigen Inſel ſtand. Angelegt ſind dieſelben jedenfalls von den erſten Grundbeſitzern ſelbſt; zur Zeit der Gründung des jeigen Neu-Gersdorfs aber waren ſie in bewäſſertem Zuſtande beſtimmt nit da, ſondern nur als ſumpfige oder gar ausgetronete Wieſen vorhanden, was ſi mit Zuverläſſigkeit daraus ſließen läßt, daß die Gründungsurkunde des Ortes deren au nit an einer einzigen Stelle Erwähnung thut, ſondern im Gegentheil ausdrüli ſagt, daß alles Waſſer nur aus friſen Quellen komme.
Am waſſerärmſten iſt die Vorderee und der Berg. Es ſind da nur einige von den Teieln, von denen die Gründungsſrift ſagt: man ſolle wieder Gruben und ausgebohlte Waſſerkaſten maen, um alles Waſſer zu ſammeln, weshalb namentli am Berge leit Waſſermangel eintritt.
Obſon nun aber unſre Ortſaften an und für ſi ſelbſt ſo wenig waſſerrei ſind, ſo ſind ſie do in Beziehung auf die intereſſanten Waſſerſeiden, wele bei uns vorkommen, ſehr merkwürdig. Bekanntli zieht ſi im Allgemeinen die große Waſſerſeide, wele in unſrer Gegend das Flußgebiet der Elbe von dem Gebiete der Oder trennt und beſtimmt, hinter Sluenau her, nördli von Rumburg, Johannisthal und den Ziegenrüen herum, auf unſern Hutungs- oder, wie man ihn Rumburgerſeits nennt, Kühberg zu, am Berge vorn ganz nahe hinter Tromplers Hauſe hin, auf den Buſ zu, dur denſelben vorn herum bis zur langen Wieſe, zwiſen Leutersdorf und Eybau öſtli und AG. und Eb. S. weſtli auf den Lerenberg und Kottmar zu und um denſelben herum bis na Oberkunnersdorf, wo ſie endet.
Hierbei nun kommen in unſerm Gebiet mehrere Häuſer vor, von deren Vorderthüren aus das Waſſer in die Spree, mithin in die Nordſee und von deren Hinterthüren aus daſſelbe na Hennersdorf in die Mandau, folgli in die Neiſſe, Oder und in die Oſtſee geht. Hierunter gehören in NG. die zwei Zentſiſen Hutungshäuſer und in AG. die obern Häuſer, z. B. Lue's, Wenzel's, Thomaß's u. ſ. w. an der ſüdlien Spie der langen Wieſe. Der allerintereſſanteſte Punkt in dieſer Hinſit aber iſt der auf der Hutung, wo vor der Vorderthüre des Hauſes Daniel Bräuers Nr. 149 b.die Mitte der Hausflur eine Waſſerſeide bildet, wie ſie vielleit wohl kaum mehr vorkommen dürfte. Gießt man nämli zu dieſer Thüre das Waſſer auf die rete Seite zu aus (oder regnet es), ſo nimmt daſſelbe ſeinen Lauf auf die Oſtſee zu, und wendet man ſi links um, um es auf die linke Seite, alſo auf das Dorf zu, auszugießen, ſo läuft es in die Spree, folgli der Nordſee zu. Und ſo hat denn der ganze Berg, die obere lange Wieſe und der Beerberg ſeine Seiden, worna z. B. alle Häuſer von Auguſt Bräuers Haus an in NG. die Häuſer Gots, Klippels,Oppelts, Haupts und Raphelts im Odergebiet, und alle übrigen theils halb, theils ganz im Elbgebiete, halb im Odergebiete ſtehen.