Auszüge aus der Fritsche-Chronik 1857

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V. Weltlie Ortsbeamte.

A. Die Ortsriter und Ortsgeriten.

Der erſte Riter zu NG. war bekanntli der mehrerwähnte Abraham Berndt, weler dieſes Amt von 1657 an bekleidete, und ſi fleißig um Anbauer bewarb.

Ihm folgte 2) ein gewiſſer Chriſtian Altmann. Dann kam 3) Chriſtian Dreßler, und dieſem folgte 4) Friedri Söbel, weler den Kretſam erbaute. Denſelben riß Hr. Bundesmann weg.

Der 5. Riter war vom 21. April 1715 bis zum Jahre 1733 der bereits erwähnte Gottfried Hitti.

Ihm folgte 6) der bekannte Traugott Wünſe, weler von 1733 bis 1754 in dieſem Amte war und den 7. Auguſt daraus entlaſſen wurde.

An ſeine Stelle ward zum Viceriter erwählt 7) Adam Flammiger; derſelbe war Gärtner und Weber in Nr. 37 alter Haus-Nr. Er blieb in dieſer Function bis zum 14. December 1776, an welem Tage 8) Karl Traugott Wünſe Erbriter wurde und es blieb bis zum Jahre 1792.

Ihm folgte 9) ſein Sohn ebenfalls des Namens K. T. Wünſe, und amtierte von 1792 bis 1806.

In dieſem Jahre wurde Viceriter 10) Gottlob Hofmann, Häusler und Chirurg in Nr. 248. Als derſelbe dieſer Amtsführung müde war, gab er es ſelber auf, und nun folgte ihm als Viceriter 11) Chriſtian Friedri Röthig I., Gärtner in Nr. 227, alte Nummer, weler aus gewiſſen Urſaen nit lange das Amt verwaltete.

An ſeine Stelle kam und war ebenfalls als Viceriter, 12) Auguſt Opi, aber nur kurze Zeit.

Denn nun kaufte am 25. November 1801 Joh. Gottlob Mühle den Kretſam und wurde alsbald au Erbriter und demna der 13. Ortsriter in NG.

Er verwaltete dieſen Dienſt, bis das Gerits-Perſonal uneinig wurde, und jeder Geritsälteſte glaubte, Riter zu werden.

Nadem Hr. Mühle ſein Amt 1819 niedergelegt hatte, und ſpäter na Hainewalde gezogen war, ſtarb er dort bei ſeiner Toter im Brauhauſe im Jahre 1850 den 7. März.

Ihm ſuccedierte 14) Hr. Chriſtian Friedri Röthig II. als Viceriter. Er war Häusler und Sneider, ſpäter Kramer in Nr. 11, zog von hier na Spikunnersdorf und ſtarb in Eybau am 22. April 1845, wurde aber hier beerdigt. Er war ziemli 14 Jahre lang Viceriter.

Nadem nun der jeige Riter, Hr. Joh. Gottfried Bundesmann, als Swiegerſohn Gottlob Mühle's am 16. Mai 1832 den Kretſam acquiriert hatte, wurde er au no in demſelben Jahre Erbriter, mithin der 15. Verweſer dieſes Amtes.

Alle die früheren Geritsälteſten aufzuführen, würde zu umſtändli ſein; wir begnügen uns daher, blos die jeigen namhaft zu maen, und dieſe ſind: 1) Johann George Purſe, 2) Johann Gottlieb Got, 3) Johann Gottfried Wünſe, 4) der Kirvater Chriſt. Benjamin Reielt, und 5) der Chorgehülfe Chr. Fr. Reielt, ſämmtli Hausbeſier.

B. Geritsſreiber.

Der erſte hieſige Geritsſreiber war Miael Bürholdt, weler actenmäßig den 21. April 1715 verpflitet wurde. Er war vorher Amtsſreiber in Rumburg und mate ſi hier anſäſſig.

Ein anderes Actenſtü ſagt, das alsdann Hr. Johann Joaim Müller Gerits-Actuar geweſen ſei und dies Amt von 1737 bis 1748 verwaltet habe. Weiter ſagt ein Gewerbeſteuerregiſter, daß im Jahre 1749 Joh. Friedri Bürholdt Geritsſreiber geworden ſei, und dies Amt 44 Jahre verwaltet hätte. Ferner heißt es darin: Mit ſeinem Vater … als 4. Geritsſreiber wurde Chriſtian Friedri Bürholdt 1787 den 20. März verpflitet und verwaltete dieſes Amt bis 1796.

An ſeine Stelle wurde na ſeinem Tode Joh. Heinri Gotthold Tiee verpflitet, und dieſer verwaltete ſeinen Dienſt bis 1821.

Auf ihn folgte nun Hr. Sullehrer Jentſ, weler dieſes Amt 20 Jahre verwaltete und im Jahre 1841 zurügab, worauf der Kaufmann Hr. Chriſtian Friedri Benjamin Bürholdt dazu verpflitet wurde. Dieſer blieb Geritsſreiber bis zum Jahre 1844, zu weler Zeit er dann verſtarb.

Seit dem Tode Hrn. Bürholdts hat Neu-Gersdorf einen eigens verpfliteten Geritsſreiber nit mehr gehabt.

Dur Vermittlung des Hrn. Juſtitiars v. Jeſky jedo kam im Jahre 1846 der ſeitherige Advocat Hr. Thomas, aus Cunewalde gebürtig, von Neuſalza hierher und beſorgt ſeitdem neben ſeinen Privatarbeiten au die offiziellen Sreibereien der Ortsgeriten.

Anmerkung. Daß i für NG. nit der Geritsſreiber bin, wie der Titel dieſes Bues irrthümli mit beſaget, habe i ſon oben angedeutet.

C. Gemeindevorſtände und Gemeindeälteſten.

Dieſe waren 1) von 1839 bis Ende 1844 Hr. Chriſtian Friedri Rudolph, Gärtner und Fabrikant, weler au mehrere Jahre Landſtand bei den Provinziallandtagen zu Budiſſin war.

2) Von 1845 an bis Ende 1850 fungierte als ſoler Hr. Chriſtian Röthig, Auhäusler und Kramer, Sohn des obengenannten Viceriters Röthig II. Derſelbe verſtarb 1857 am 16. September. Ihm folgte

3) wiederum obengenannter Chriſtian Friedri Rudolph von 1851 bis 1854, und auf ihm vom 1. Januar 1855 bis Ende 1856 Hr. Johann Wilhelm Röthig, des Obigen Bruder.

Von 1857 an aber bekleidete dieſes Amt in allen ſeinen Beziehungen Hr. Chriſtian Friedri Auguſt Güttler, Häusler und Weber allhier, früher au ſon Gemeindeälteſter in NG.

Gemeindeälteſter iſt gegenwärtig ſeit 1858 der Auhäusler und Weber Johann Gottlieb Wollmann; vor ihm war es Karl Gottfried Hennig, vorher Johann Gottlieb Klippel; früher Chr. Friedri Auguſt Güttler, vorher Karl Gottlieb Riezel, vorher Johann Gottlieb Klippel, Gabriel Bürholdt u. ſ. w.

Die jeigen Mitglieder des Gemeinderaths ſind: Chriſtian Gottlieb Albret, Chriſtian Friedri Beutler, Benjamin Reielt, Guſtav Herbri, Chriſtian Friedri Reielt, Karl Gottfried Suſter, Karl Gottlieb Rieel, Tiſlermeiſter Gabriel Bürholdt und Chriſtian Gottlieb Wünſe.

[Angaben zu Polizeibeamten …]

E. Die hieſigen Aerzte und Wundärzte.

Der erſte Wundarzt, weler in den Jahren 1770 hier lebte und wirkte, war Karl Gottfried Wunderli, bekannt beſonders als Legator der Erntefeſt-Stiftspredigt. Er bewohnte den ſonſt sub Nr. 7 kataſtrierten Diesner'ſen Garten und ſtarb in dem Röthig-Reieltſen Doppel-Auehauſe unter dem Kretſam.

Dann war eingie Zeit ein gewiſſer Dehnert hier; ſpäter au ein gewiſſer Arzt Proe aus Seifhennersdorf, weiterhin fungierte hier von 1800 ― 1811 als Chirurg ein gewiſſer Hänſel und wiederum der no in Seifhennersdorf lebende Chirurgus Weiert, weler in dem Brü-Hoffmann'ſen Hauſe in AG. wohnte.

Hierauf war ein gewiſſer Bahr aus Leutersdorf als Arzt allhier.

Gottlob Hofmann war nur Bader, und ſein Sohn, der Dr. med. Gabriel Hofmann, kam nur in ſeinen Geburtsort zurü, um ſeine zerrüttete Geſundheit herzuſtellen; hat aber nie hier prakticiert.

(Seine Biographie ſiehe unten.)

Im Jahre 1825 aber ließ ſi als Arzt in ſeinem Geburtsorte nieder der no lebende … Hr. Dr. Chriſt. Friedri Häntſ, ein Sohn des genannten Kirvaters Gottfried Häntſ in NG. (Seine Biographie ſiehe unten.)

Als derſelbe na Dresden ging, trat in ſeine Stelle Hr. medicinae practicus Immanuel Gotthelf Grülli, weler dur Kauf das Gartengrundſtü ſeines Vorgängers erwarb und no heute bewohnt.

Derſelbe iſt geboren den 14. December 1808 in unſerm benabarten Walddorf, wo ſein Vater das ſöne Haus oben am Buſrande, Nr. 62, beſaß und Chirurg und tütiger Operateur war. Er genoß ſeine wiſſenſaftlie Bildung auf der Kreuzſule zu Dresden, wo er das Maturitätsexamen mate, um na Leipzig zu gehen. Da ihm dies jedo ſeine Mittel nit erlaubten, ſo ſtudierte er auf der mediciniſen Akademie zu Dresden und kam na abſolvierten Studien als Medicinä-Prakticus im Auguſt 1832 na NG. …

Während ſeiner Amtszeit fungierten no folgende Aerzte neben ihm, ohne jedo glei ihm ſo feſten Fuß zu faſſen:

1) nämli kam Hr. Dr. Häntſ, jedo abſili nur auf eine kurze Zeit wieder hierher, ehe derſelbe na Zittau ging.

2) ließ ſi Hr. Dr. med. Beer wieder nieder und war 2 Jahre hier, während weler Zeit er in dem Wapler'ſen Hauſe wohnte, wo au Proe einige Zeit gewohnt hat. Dr. Beer war ein Sohn des zu Reibersdorf verſtorbenen Chirurgen Beer. Als er Gersdorf wieder verließ, ging er na Zittau und ſpäter na Reibersdorf …

Na ihm habilitierte hier Hr. Dr. Stephan aus Niederkunnersdorf, weler in der Herzogmühle wohnte und wieder in ſeinen Geburtsort zurüging, woſelbſt er bald darauf verſtarb. Er war nur 2 Jahre, und zwar 1840 und 41, hier.

Neun Jahre darauf, mithin im J. 1850, kam Hr. Dr. med. Ludwig, ein Sohn des zu  Seifhennersdorf  verſtorbenen  Pa­ſtors Hrn. M. Ludwig, als Arzt hierher; blieb aber au nur 4 Jahre hier; dann ging er 1854 na Brandis bei Leipzig, wo er ſi jet no befindet.

F. Geritshalter.

In den früheſten Jahren wurde die Geritspflege für NG. dadur ausgeübt, daß von Zeit zu Zeit ein Actuar, oder der Hauptmann des Amtes zu Rumburg ſelbſt, herauskam und Geritsamt hielt.

Im Jahre 1754 aber wurde ein eigens beſtimmter Geritshalter beſtallt.

Der erſte derſelben war ein gewiſſer Dr. Lenz aus Zittau, weler unterm 23. April 1754 zum erſten Male genannt wird, und darauf am 8. Mai zum erſten Male Geritstag in der Herzogmühle hielt, woſelbſt eine Geritsſtube eingeritet wurde. Den 9. Juni hat er daſelbſt das erſte Mal übernatet.

Na ihm kam Hr. Gottlob Auguſt Hering aus Zittau; dann der Advocat Nöſer aus Bauen und im J. 1806 der … Advocat Hr. Dr. Hytti aus Bauen als Geritsconſulent hierher. Na 5 Jahren, am 1. April 1811, hielt er zum erſten Male Geritstag im Brauhauſe und blieb hier Juſtitiar bis zum 25. Mai 1845.

An dieſem Tage aber wurde ſein Leinam in der Spree unweit der Stadt Bauen gefunden, ohne daß bis jet ermittelt worden wäre, wie und warum er ſo geendet hat.

Na ihm wurde ſein zeitheriger Subſtitut, Hr. Friedri von Jeſki aus Bauen, als Geritsdirector berufen und am 10. December 1845 feierli inſtalliert.

Gleizeitig ward au als Vicejuſtitiar eingewieſen Hr. Advocat Hugo Rietſier aus Bauen, wele beiden Herren bis zum 6. Aug. 1856 ihre Aemter, hogeliebt und geehrt, verwalteten, von weler Zeit an au NG. unter das Geritsamt Ebersba und mit AG. zuglei beziehentli au unter des Bezirksgerit Löbau kam, wohin es au 1307 ſon einmal gewieſen wurde.

Seit dieſer Zeit müſſen ſi au die militärpflitigen Mannſaften von AG. in Löbau geſtellen, was früher in Zittau geſah.

Ebenſo hat Gersdorf, weles, beiläufig geſagt, zum 23. Wahlbezirke Saſens gehört, ſeit März 1858 au ſeine Amtshauptmann­ſaft in Löbau.