VI. Ortsherrſaften.
Seit wann Gersdorf ein Pertinenzort der Herrſaft Rumburg iſt, iſt genau wohl kaum zu ermitteln. Daß aber die Herren von der Duba und die Edlen von Gersdorf und von Sleini früher Beſier von Alt- wie au von Neu-Gersdorf, weles damals nur Ein Dorf war, geweſen ſind, iſt ſon geſagt worden.
Vom Jahre 1637 an aber gehörte NG. mit Rumburg dem Freiherrn Hans Leonhart Lübel von Grünberg, weler bekanntli es dem Grafen Franz Euſebius von Pötting im J. 1656 als Heirathsgut überließ, da ſi derſelbe in dieſem Jahre mit deſſen Toter vermählte.
Auf Euſebius Pötting folgte ſein Sohn, Graf Sebaſtian von Pötting, weler Rumburg mit Neu-Gersdorf u. ſ. w. im J. 1681 an den Fürſten Anton Florian von Lietenſtein verkaufte, weler dieſe Herrſaft bis zum Jahre 1716 behielt, in welem Jahre Joſeph Wenzel von und zu Lietenſtein dur Verglei zu derſelben gelangte, die au ſeitdem zu den großen Majoratsherrſaften gerenet wird.
Na dem am 23. April 1771 erfolgten Tode des Fürſten Wenzel kam dieſe ſöne Herrſaft an ſeinen Bruder, den Fürſten Franz von und zu Lietenſtein, weler im Jahre 1781 verſtarb, zu weler Zeit dieſelbe an ſeinen Sohn Aloys von und zu Lietenſtein gekommen iſt.
Na dem Tode dieſes Fürſten im Jahre 1805 den 24. März folgte als erb- und Lehnsherr deſſen erlauter Bruder, Johann Fürſt von und zu Lietenſtein, weler als Oberſter und Inhaber eines Regiments in den bekannten leten traurigen Kriegsjahren dem Kaiſer und ſeinem Reie bedeutende Dienſte leiſtete. Am 20. April 1836 verſtarb er in einem Alter von 76 Jahren in Wien.
Dieſer Fürſt erhielt bei dem Wiener Congreß als ſouveränes Land das zwiſen der Sweiz, dem Bodenſee und Tyrol liegende Fürſtenthum Lietenſtein mit 2 ½ □ Meilen, worin jet 7000 Einwohner leben. Hoderſelbe ſteht demna als ſouveräner deutſer Bundesfürſt über allen mediatiſierten Fürſten des öſterreiiſen Kaiſerſtaates. Er führt au den Titel: Herzog zu Troppau und Jägerndorf ꝛc.
Dem Fürſten Johann folgte in der Regierung ſein durl. Sohn, Fürſt Aloys Maria Joſeph von und zu Lietenſtein, geboren zu Wien am 26. Mai 1796, demna 62 Jahre alt, und im 23. Jahre ſeiner Regierung. Seine erlaute Gemahlin iſt eine Gräfin Kinsky.
Wie glüli ſi NG. unter der milden Herrſaft dieſer edlen Fürſten ſtets befunden und entwielt hat, dies braut meine ſwae Feder nit erſt zu ſagen, die Blüthe des Ortes ſelbſt und die Tradition erzählen es lauter und beredter, als wir es können.
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Seit dem Jahre 1807 hat der hohe Grundherr für alle einſlagenden Fälle einen General - Mandatar, und dies war zuerſt der jet emeritierte Herr Bürgermeiſter Starke in Bauen, auf welen mit no weit ausgedehnteren Vollmaten der Herr Advokat Dr. Weber in Bauen als Generalbevollmätigter folgte, und namentli die Zeitabſnitte, wo unſer Ort aus einer Hand in die andere Hand übergegangen iſt, etwas ganz Beſtimmtes anzugeben, dürfte wohl eine zu ſwierige Aufgabe ſein.
Daß beide Dörfer bis zum Jahre 1597 Ein Ort waren und Grund und Boden der Stadt Rumbug, Neu- und Alt-Gersdorfs, Ebersbas und Friedersdorfs zu jener Zeit die Herren v. Sleini beſaßen, dies iſt eine bekannte Sae. Ebenſo wiſſen wir au, daß in den Jahren von 1400 die Herren Nicol und Hans v. Warnsdorfunſer Gersdorf, wohl au Rumburg beſeſſen haben. Wie aber in den 40 Jahren von 1637 an zurü bis 1597 die Beſier geheißen haben, iſt nit ganz klar; jedenfalls ſind es die Sleinie geblieben, wele im J. 1500 unſre Grundherren wurden. Zwar heißt es in einer alten Urkunde vom Jahre 1529, Freitag na Empfängniß Mariä, daß Thiele Knebel vom Landvoigt Zdislaw Bera von der Duba mit Hainewalde und Gersdorf belehnt worden ſei
; und der Verfaſſer der ausgezeineten Chronik von Großſönau bemerkt dazu, daß es zweifelhaft wäre, ob dieſer Knebel ein Dorf Gersdorf beſeſſen habe. Aber gerade dieſer Zweifel beſtärkt uns in der Annahme, daß er Grundbeſier unſrer Flur geweſen ſein kann, weil ja eben damals kein Dorf in derſelben ſtand. Dieſer Knebel ſtammt aus der Familie der Warnsdorfe, die Gersdorf, Waltersdorf und Warnsdorf beſaßen. Vor ihm war Anton von Uetri Beſier. Wer aber den Grundbeſi unſres Ortes von 1429 an bis zu dieſem Uetri gehabt hat, iſt nit genau zu ermitteln. Ein gewiſſer Ullri von Noſti auf Unwürde hat zwar vom Kaiſer Ferdinand I. das Gut Gersdorf, Haynewalde und Großſönau als erledigtes Mannslehn im Jahre 1545 erhalten, und dies iſt jedenfalls unſer Gersdorf. Am 20. September 1546 wurde er damit belehnt.
Wie endli die Beſier vor den Herren von Warnsdorf einander gefolgt ſind, iſt nit zu erforſen geweſen.