Auszüge aus der Fritsche-Chronik 1857

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D. Große Hie, große Kälte und heftige Unwetter, wie ſole hier ſeit Gründung des Orts vorgekommen.

1720 den 15. Juli entlud ſi ein ſrelies Gewitter mit Hagel wie Hühnereier über Gersdorf und Ebersba, ſo daß kaum die Ausſaat gewonnen wurde.

Den 2. Juni 1762 regnete es zum erſten Male im Frühlinge. Man konnte keine Sommerſaat ernten.

1763 den 21. September Namittags 5 Uhr war ein unbeſreibli ſtarker Wolkenbru.

1764 trat den 1. Januar ſon das Frühjahr ein und blieb es.

Den 17. Mai 1765 war ein ſehr heftiges Gewitter mit Sloßen, die in Herwigsdorf zu Eisſtüen von 2 bis 3 Pfund wurden.

1784 den 1. Auguſt erſlug ein Bli eine Kuh auf der Hutung zu AG. Der erſte Slag erſlug einen Mann, Namens Jährſel aus Philippsdorf.

1791 den 22. Auguſt war hier ein fürterlies Gewitter mit Sturm, wobei die Windmühle in Kottmarsdorf umgeriſſen wurde. 3 Ellen ſtarke Bäume wurden zerbroen.

1794 wurde am Charfreitage Futter gehauen.

1802 den 16. Mai fiel ein ſoler Snee, daß die Bäume zerbraen. Man konnte auf dem Slitten fahren.

1804 den 4., 5. und 6. Juli regnete es 3 Tage lang wolkenbruähnli.

1833 den 18. December war ein ſoler Sturm, daß es Johann Gottfried Got's Haus in AG. und Got's in Spreedorf niederriß. Den 21. December desſelben Jahres und am 1. Januar 1834 wüthete ein gleier Sturm, ſo daß das Haus Nr. 118/106 in NG. einſtürzte, weles dem Auhäusler Chriſtian Friedri Hohlfeldt gehörte.

1835 fror es den 31. October ein und thaute erſt den 1. Mai des näſten Jahres wieder auf.

1836 den 2. Mai war Namittags ein ſehr zorniges Gewitter; es ſlug bei dem Herzog- Fleiſer auf der Ebersbaer Seite in eine Linde und riß ſie ganz aus der Erde. In den Nabarhäuſern waren alle Fenſter entzwei. Den 26. Mai fiel großer Snee, weler 3 Tage liegen blieb. Am Chriſtabend war ein ſoler Sturm, daß faſt Niemand in die Chriſtnat gehen konnte.

1837 den 29. März Nats 12 Uhr großer Nordſein.

1839 ſlug es bei einem Gewitter in den Walddorfer Kirthurm.

1840 den 13. März Abends 9 Uhr ſtarkes Gewitter, wobei der Bli in den Georgswalder Kirthurm ſlug.

1842 war die größte Dürre. Vom 1. April bis 21. September hat es nur einmal, und zwar zum Sießmontag geregnet. In dieſem Jahre zeigten die Zeitungen 36 große Brände an, z. B. in Hamburg, Oſa, Kamenz, Saida, Böhmiſ-Leipa, Nixdorf u. ſ. w. Den Fürſten traf ein großer Waldbrand in der Herrſaft Goldenſtein am 17. Auguſt, wo über 2000 Klaftern eingeſlagens Holz ein Raub der Flammen wurden. Am 31. Auguſt ſah man in der Elbe bei Pirna den merkwürdigen Stein, worauf ſteht: Als man mi ſah, da weinte man; wenn man mi wieder ſehen wird, wird man wieder weinen. 300 Jahre hatte man ihn nit geſehen. Do tro dem war es no nit ſo ſlimm, wie im Jahre 1631, wo in Bauen eine Kanne Spreewaſſer 1 Kreuzer galt. (Siehe Korſelts Chronik von Berthelsdorf, S. 120.) Ebendaſelbſt ſagt eine Anmerkung: 1845 den 17. März hat die Sonne ſo heiß geſienen, daß man vor Klarheit und Glanz derſelben weder in Stuben no Häuſern hat bleiben können, ſondern ſi nur in Kellern hat verſteen müſſen.

Als einer der denkwürdigſten Tage, die wir erlebt, ſteht in dieſer Reihe der Pfingſtſonntag, 4. Juni 1843, da, wo ſi im Voigtlande ein Gewitter mit Hagel und beiſpielloſem Sturm erhob und über den ſüdlien Streifen des Meißner Landes, den nördlien Böhmens, die ſüdlie Oberlauſi bis Polen ging. Au bei uns ſien ſi der Untergang der Welt vorzubereiten, denn die Natur war in einer Aufregung, wie ſie no Niemand erlebt hatte. Bei Georgenthal erſlug es zwei Kinder vor einer Thüre, in vielen Orten ſlug es alle Fenſterſeiben entzwei; in Großſönau tödtete der Bli einen jungen Burſen in einer Sänke; in Spikunnersdorf ertrank ein 15jähriger Menſ; alle Bäe traten aus; das Grafenſteiner Sloß brannte ab u. ſ. w., Gersdorf blieb … verſont.

1844 war im März ungemeiner Snee.

1846 zu Oſtern hatte man ſon Maien in den Stuben; Ende Februar ſtete man ſon Kartoffeln. Den 23. Mai gab es eine furtbare Gewitternat; um 11 Uhr fing es an zu blien und um 4 Uhr gegen Morgen hörte es erſt wieder auf. Am 7. Auguſt war eine Hie über 30 Grad.

1848 den 2. Januar ſtieg die Kälte ſo ho, daß in einigen Kellern die Kartoffeln erfroren; dagegen wurde es ſpäter ſo warm, daß es am 29. Mai ſon reife Kirſen gab. Vom 1. bis 20. December war es ſo mild, daß der ganze Snee wegging, daß man aern, das Vieh heraustreiben und barfuß gehen konnte.

1849 waren am 6. März 20 Grad Wärme. Am 13. Juni desſelben Jahres dagegen ſneite es und der Snee blieb au 3 Tage liegen. Den 1. Juli hatte es wieder ſo ſtark gereift, daß die Kartoffeln und Baumblätter erfroren waren. In jener Zeit ſlugen zu verſiedenen Malen drei Blie in und um das Haus K. Gottfr. Häntſe's neben dem Gärtner Franz in der Hinteree zu NG. ein.

1850 blieb es bis Ende Mai ſehr kalt.

1851 konnte vom 1. bis 31. Mai nits auf dem Felde gemat werden, weil es immer regnete. Den 22. Juli ſlug bei K. Gottlieb Zentſ's Hauſe in AG. ein Bli mit einem ſo furtbaren Slage in die Erde, daß eine Frau ſofort eine unzeitige Geburt hatte. Das Kind ſtarb alsbald, der Mutter hatte es aber nits geſadet. Ueberhaupt iſt hier no niemals Jemand von einem Blie getödtet worden.

Vom 24. Auguſt bis 30. September große Näſſe und ſlete Ernte. Am 20. und 21. November waren zwei ſole fürterlie Sneeſturmnäte, wie ſie no kein Menſ erlebt hatte. In der ſäſiſen Oberlauſi allein kamen 29 und im Ganzen einige Hundert Menſen um. Die Sneehöhe von 1836 wurde zwar nit erreit.

1852 vom 25. Mai an 27 Tage lang Gewitter, jedo ohne zu ſaden. Zu Weihnaten gingen die Leute barfuß.

1853 am 28. April lag no hoher Snee. Den 8. Juli großes Sloßenwetter. In dieſem Jahre galt ein Seffel Aepfel 6 gGr.

1855 den 1. Januar war ein furtbarer Sneeſturm mit Gewittern, die in viele Thürme einſlugen. Den 17. Mai, damaligen Himmelfahrtstag, zogen ſi beiſpielloſe Gewitter über uns zuſammen, ſodaß es während einer Stunde 13mal einſlug, ohne jedo zu zünden. Am ſreliſten hatten zwei einander direct folgende Släge im Kretſam zu NG. getobt, wo ſie Alles zertrümmerten. Au fielen bedeutende Sloßen.

Ueber die Witterung in den Jahren 1856, 1857 und 1858 iſt etwas Beſonderes nit zu ſagen, als daß alle 3 Jahre ſehr troen waren. Das Ende Juli und Anfangs Auguſt eintretende beiſpielloſe Regenſturmwetter, wobei alle großen und kleinen Flüſſen Deutſ­lands austraten und Tauſende von Häuſern niederriſſen, wegſwemmten oder unbewohnbar maten und Hunderte ihr Leben verloren, iſt ſon erwähnt worden.