Auszüge aus der Fritsche-Chronik 1857

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VI. Ortsbeamte in Alt-Gersdorf.

A. Kirchen- und Suldiener.

1) Pfarrer.

Daß wir darüber, wer die hieſigen geiſtlien und weltlien Beamten vor der Ortsverwüſtung 1429 geweſen ſeien, keine Nariten haben können, iſt wohl ſehr erklärli. Reien dieſelben hierüber do au für andere Orte … meiſtens hinter das Jahr 1500 nit zurü; ſelbſt von Löbau kennt man die Geiſtlien erſt vom Jahre 1391 an. …

Der erſte Pfarrer nun, der 1608 angeſtellt und den 1. September 1670 na Türau verſet wurde, war Joh. Georg Möller, geb. den 22. Januar 1641 zu Zittau, aus der Verwandtſaft der no in und um Zittau lebenden Möller'ſen Förſterfamilie. Er ging einen Weſel ein, den ſi jet ein Gersdorfer Pfarrer wohl nit mehr wünſen würde, da Gersdorf mittlerweile 4600 Einwohner erhalten hat, aber Türau's Bevölkerung erſt auf 900 Seelen geſtiegen iſt.

Auf Möllern folgte 2) Georg Eardt, geb. zu Bertsdorf. Er war von 1670 ― 1691 hier und ſtarb 1696 als Pfarrer in Großſönau.

Der dritte Geiſtlie war vom 25. Dec. 1691 an bis zum 3. Oct. 1733 … M. Joh. Chriſtian Ehrli, eines Tumaers Sohn von Zittau, geb. den 2. Febr. 1662. … Er ruht neben unſerm Altar in der Kire.

Dieſem ſuccedirte 4) M. Joh. Chriſtoph Triſler, ebenfalls zu Zittau geboren den 25. Juni 1696 und ein Sohn Bernhard Salomon Triſlers, Bürgers und Leinwebers daſelbſt. Er war zuerſt Pfarradjunct zu Lüendorf und Cateet zu Zittau, dann von 1731 an Diaconus in Hirſfelde. Am 24. Sonntage n. Trinit., den 16. October 1733, hielt er her ſeine Anzugspredigt und ging dann 9 Jahre darauf, demna 1742, na Eybau, wo er 1750 verſtarb. …

5) Amtierte hier als Pfarrer vom 12. Trinitatisſonntage an der am 15. Juli erwählte Joh. Conrad Mayer, ebenfalls zu Zittau geboren am 2. Mai 1705, … weler na 15 Jahren, am 18. Sept. 1757, allhier verſtarb. Zu deſſen Zeit brannte im J. 1747 die Pfarrwohnung mit ab. Au dieſer Pfarrer wurde neben dem Altar beerdigt.

Der ſeſte Pfarrer war M. Wilhelm Auguſt Ettmüller, den no mehrere unſrer jeigen Bewohner gekannt haben. Er wurde ebenfalls in Zittau … am 23. Dec. 1729 geboren, ſtudierte in Zittau und Wittenberg, lebte von 1747 an als Privatlehrer in Zittau und wurde den 14. Nov. 1757 na Gersdorf vocirt, wo er bis zum J. 1799 … allein amtierte und ſi in dieſem Jahre ſeinen Sohn, den folgenden Ortspfarrer ſubſtituiren ließ, na weler Zeit er no 7 Jahre lebte, und den 17. Decbr. 1806 in unſerm Pfarrhauſe verſtarb. Seine Ruheſtätte iſt am Wege des obern Kirhofs. Da ihm ſein Sohn, der dritte und jüngſte, M. Samuel Aug. Ettmüller, na 7jähriger Subſtitution in ſeinem Amte nafolgte, ſo iſt dies der ſiebente Pfarrer. Er wurde geb. zu AG. den 9. November 1762, beſute mit 13 Jahren das Gymnaſium zu Zittau und im J. 1796 die Univerſität zu Wittenberg, wurde den 19. Auguſt 1799 Subſtitut ſeines Herrn Vaters, als weler er 7 Jahre in dem Hauſe des Fabrikanten C. F. Herzog in NG. wohnte und ſehr kümmerli leben mußte. 1807 wurde er ſelbſt Pfarrer und ſtarb den 29. Januar 1833 na einer Amtsführung von bald 34 Jahren. … Als ater Pfarrer wirkt nun jet unſer … Herr P. Ewald Hering. Derſelbe wurde geboren den 15. Juli 1802 zu Oſa, wo ſein Vater Organiſt war. Da derſelbe jedo ſon im J. 1808 als Oberlehrer na Zittau berufen wurde, ſo können wir au ſeinen Sohn als einen … Zittauer betraten, weler in das hieſige Pfarramt kam. Er trat in das Gymnaſium zu Zittau 1813, ging im Jahre 1821 auf die Univerſität zu Leipzig, kam im J. 1824 mit der erſten Cenſur zurü, beſute no Ein Jahr die Univerſität zu Breslau und privatiſierte von 1826 an in Zittau theils als Privatlehrer, theils als Sriftſteller, ſrieb unter dem Namen Ewald mehrere geſitli romantiſe Werke, z. B. die Bergleute zu Goslar, die Sreenstage zu Thorn u. ſ. w., und wurde den 9. October 1827 als Lehrer an der allgemeinen Stadtſule zu Zittau angeſtellt, wo ſeine Wirkſamkeit no heute die dankbarſte Anerkennung findet. 5 Jahre darauf, den 19. Auguſt 1833, wurde er als Pfarrer hierher gewählt und berufen … Während ſeiner 23jährigen Dienſtzeit ſind bereits über 4000 Kinder zur Taufe und an 116,000 Communicanten zu Gottes Tiſe gekommen.

Unter ſeinen traurigen Erfahrniſſen ſteht wohl der Tod ſeiner an Geiſt, Gemüth und Körper glei ausgezeineten, 18 Jahre alten Toter Eulalia, wele im J. 1850 verſtarb, obenan.

Als eine intereſſante Ortsmerkwürdigkeit will i nun no die berühren, daß innerhalb der leten 200 Jahre blos eine einzige Pfarrerstoter als Braut an unſerm Altare geſtanden hat, und dies war die Toter des Herrn Pfarrer Ettmüller sen.

2) Kirſulmeiſter, Organiſten und Küſter.

Der erſte Lehrer na Wiedererbauung AG. war Johann Chriſtoph Rothe aus Calenberg bei Bauen, weler von 1667 ― 1695 … amtierte. Ihm folgte

2) Johann Neumann aus Eybau von 1695 ― 1699, und war alſo 4 Jahre lang Sulmeiſter allhier.

3) wurde David Berndt aus Seifhennersdorf als ſoler angeſtellt und war von 1699 ― 1706 … in dieſem Amte. Er kam von Ebersba hierher, wo er Organiſt geweſen war.

Sein Succeſſor war 4) Gottfried Gnauſ, erſt Sulmeiſter in Leutersdorf, und nur von 1707 ― 1708 allhier, indem er zu Anfange dieſes Jahres na Wittgendorf ging, woraus zu folgern iſt, daß die Leutersdorfer Stelle damals geringer, die Wittgendorfer aber beſſer war als die hieſige. (Quot hodie est).

Ihm folgte 5) Tobias Suhmann, gebürtig von Freiberg, weler den 6. Januar 1708 ſein Amt antrat und daſſelbe den 21. Juli 1740 na 32jähriger Dienſtzeit dur den Tod erledigte. Er war hier und in NG. Geritsſreiber. Sein Bildniß hängt no heute in der Herzogmühle, wohin ſeine Toter ſi verheirathet hatte.

Der ſeſte Lehrer, weler ebenfalls in NG. als Geritsſreiber mitwirkte und ſi als Organist meiſtens Ludimoderator ſrieb, war Johann Gottfried Söbel, geb. 1721 19. Juli, und ein Sohn des Erbriters Johann Chriſtian Söbel, alſo ein Bruder des Großvaters von unſerm Riter Söbel. Dieſer 47 Jahre im Amte geweſene Lehrer trat daſſelbe im Auguſt 1740 an und verwaltete es bis an ſeinen Tod zum 3. März 1787. Zu ſeiner Zeit brannte die Sule ab, und er wohnte und lehrte von da an bis zu ſeinem Ableben in ſeinem eigenen, jet dem Herrn Advokat Miael zugehörigen Hauſe.

Der Nafolger deſſelben und ſomit 7. Kirſullehrer war unſer ſel., no im friſen Andenken unter uns fortlebende Johann Gottlob Sneider, geb. zu Waltersdorf den 1. Auguſt 1753, anfangs nur gewöhnlier Zwillitweber. Bei ſeinen guten Anlagen und ſeiner Liebe zur Muſik hatte er ſi auf höſt mühſame Weiſe ret hübſe Kenntniſſe und Fertigkeiten darin erworben. Er ging ſelbſt mehrere Woen hindur oftmals bis Zittau, um bei dem daſigen Org. Trier Unterrit darinnen zu nehmen. Nadem er ſi dann au im Sreiben und Renen einige Bildung angeeignet hatte, ward er Anno 1774 Sulhalter und Organiſt zu Waltersdorf, weles Amt er 13 Jahre verwaltete. Im J. 1787 den 27. Mai kam er als Lehrer und Organiſt hierher und wirkte als Lehrer bis Miaelis 1827 und als Organiſt bis zu ſeinem Tode, den 3. Mai 1840. Na 53jähriger Dienſtzeit wurde er nämli als Lehrer und Geritsſreiber emeritiert. 1832 erhielt er die K. S. goldene Civilverdienſtmedaille. … Da bei ſeinem Amtsantritte die jeige Kirſule no nit wieder aufgebaut war und Kirdreßler ſein Haus nit abtrat, ſo wurde einſtweilen das sub No. 13/93 cataſtrierte, jet Herrn Glathe zugehörige Haus für ihn gemiethet, da er 1 ½ Jahr und zwar bis zum 17. November 1788 bewohnte, an welem Tage er die jeige Kirſule, die er ſona 52 Jahre bewohnt hat, bezog. Als Subſtitut wurde ihm am 26. Auguſt 1827 zur Seite geſet der ate Lehrer, Herr K. Theodor Grundmann, geb. ebenfalls zu Waltersdorf am 30. Mai 1801. … Nadem er 2 Jahre hier geweſen war, wurde er am 20. Auguſt 1829 als Organiſt und 2. Lehrer na Seifhennersdorf gewählt, wohin er am 14. September ej. a. ging, da ſon am folgenden Tage ſein mit ihm an einem Tage vocirter Nafolger, der Herausgeber dieſer Blätter, K. A. Fritſe, auf feierlie Weiſe in Eybau eingeholt, ſein Haus bezog und am folgenden Tage als neunter Lehrer hier inſtalliert wurde …

Geboren iſt derſelbe den 18. December 1807 zu Kleinſönau, wo ſein Vater, K. Gottlieb Fritſe aus Goldba bei Greiffenberg, damals Sullehrer war. Vom dritten Jahre an wurde er in Türau, wohin ſein Vater 1811 verſet wurde, erzogen. Nadem er einige Jahre im Gymnaſio und Seminar zu Zittau geweſen war, erhielt er am 20. Auguſt 1829 den Ruf hierher und war vom 16. September 1829 bis 3. Mai 1840, alſo 10 Jahre Subſtitut Sneiders, cum. spe succedendi und ſelbſtſtändiger Lehrer und Geritsſreiber. Nadem er am 9. September 1840 eine Kirenprobe na ſeiner Vocation „gut“ beſtanden hatte, wurde er den 30. December dur ſeinen Herrn Pfarrer als Sneiders Nafolger eingewieſen.

Uebrigens iſt Derſelbe au, wie alle ſeine Vorgänger, für die Gemeinde AG. Geritsſreiber, jedo nit für NG.

Die zweite Lehrerſtelle wurde in AG. im Jahre 1840 fundiert und mit dem no jet dieſelbe verwaltenden erſten Lehrer, Herrn K. Gottfried Fröhli, beſet. Dieſer iſt der dritte Sohn des Gärtners weil. K. Gottlob Fröhli auf der Lämmergaſſe in Zittau und geb. den 23. December 1815. Seinen Unterrit genoß er erſt in der Bürgerſule, ſpäter in der Prärarande und im Seminar zu Zittau. Zunäſt war er dann einige Zeit Lehrer an der Seminarſule zu Zittau und 1840 wurde er hierher vociert. Er bewohnte erſt einige Zeit die Kirſule, die er zu Weihnaten 1840 bezog. Am 24. Juni 1841 hielt er ſeinen Einzug in die neue Sule, worin er nun bereits ſeit 17 Jahren beſtens wirkt.

c) Sulweſen

Was den erſten Lehrer anbetrifft, ſo iſt dieſer mit 160 Thlr. Sulgeld, aber leider ohne Holzgeld; der zweite Lehrer bei 3 Claſſen aber mit 200 Thlrn. und 15 Thlr. Holzgeld fixirt worden, weshalb derſelbe von heuer an die geſelie Zulage mit 20 Thalern erhalten hat.

Im J. 1829 beſtand die Kinderzahl der hieſigen Sule in 240 bis 270, da bis dahin den Einwohnern von Neugersdorf, ja ſelbſt denen zu Spreedorf, freiſtand, ihre Kinder hierher zu ſien, wele in nur 2 Claſſen unterritet wurden. Von 1830 an aber theilte i freiwillig dieſe Kinder in 3 Claſſen, und der Sulplan, den Herr M.Göſſel in Eybau für die daſigen Sulen entworfen hatte, war au für uns maßgebend. Anno 1835, wo NG. einen zweiten Lehrer bekam, wurden die Kinder von dorther aber definitiv ausgeſult und AG. hatte deshalb an NG. 400 Thlr. herauszuzahlen. Als nun weiterhin au Spreedorf eine eigene Sule *) bekam, war es au den daſigen Kindern nit mehr geſtattet, unſre Sule zu beſuen, und ſomit reducirte ſi die Sülerzahl auf 210. Da ſie jedo bis zum J. 1840 wieder auf 250 bis 260 geſtiegen und der bisherige Lehrer zuglei Organiſt geworden war, mußte ein 2. Lehrer berufen werden, weshalb der Cötus unſrer Kinder in 5 Claſſen mit 4 Stufenfolgen getheilt wurde.

Die 1. Knabenklaſſe und die 3. vereinigte Klaſſe unterritet demna von da an der Organiſt, und die erſte Mädenklaſſe und die 2. und 4. vereinigte Klaſſe unterweiſt der 2. Lehrer. Gegenwärtig ſind in der 1. Knabenklaſſe 55, in der 1. Mädenklaſſe 50, in der 2. Klaſſe 63 (27 Knaben und 36 Mäden), in der 3. Klaſſe 82 (40 Knaben und 42 Mäden) und in der 4. Klaſſe 60 Kinder (29 Knaben und 31 Mäden), mithin in beiden Sulen zuſammen 310 Kinder, wele tägli 3 und reſp. 2 Stunden Unterrit erhalten.

Eine Sulbibliothek giebt es hier und in NG. nit; eben ſo au keine Fundationen. Die Armenſulkaſſe hat ein Capital mit 140 Thlrn, aus weler jet 16 Kinder das Sulgeld erhalten, ohne daß es jedo dieſe Kaſſe, bei der jeigen Einnahme der allgemeinen Sulkaſſe zu bezahlen hat. Ihre Zuflüſſe beſtehen in den halben Theilen der Auflagen zu Hozeiten, Kindtaufen und Königsmahlzeiten; ingleien aus den Antheilen an den Sulcollecten und Gebühren für Sul- und Armenkaſſen bei Käufen und Erbſonderungen zu 1 und reſp. ½ Pf. pro Thaler.

3) Die Kirväter.

Deren ſind hier von jeher 2 geweſen, der Eine für Alt-Gersdorf, der Andre für Neu-Gersdorf.

a) Die von AG. vom J. 1667 an waren:

1) Hans Rudolph bis 1707. 2) Chriſtian Rudolph von 1707 ― 1734, ein Sohn des Vorigen. 3) Johann Smidt von 1734 ― 1766. 4) Chriſtian Kiesling von 1766 ― 1772. 5) Chriſtoph Herzog von 1772 ― 1785. 6) Joh. Chriſtoph Wagner von 1785 bis 1794. 7) von 1794 ― 1848, also 54 Jahre, Johann Gottlieb Röthig aus Haus-Nr. 108/14, weler 1844 ſein 50jähriges Jubiläum feierte, und 8) von 1848 an bis jet Johann Chriſtian Lue, Tiſler allhier.

b) Die für NG. waren: 1) von 1667 ― 1702 Miael Halang. 2) Johann Chriſtian Pohliſ, von 1702 ― 1738. 3) Johann Chriſtoph Rudolph von 1738 ― 1767. 4) Von 1767 ― 1796 Johann George Klippel. 5) Von 1796 ― 1803 Gottlieb Franz. 6) Von 1803 ― 1829 Gottfried Häntſ, Vater des Hrn. Dr. med. Häntſ in Zittau, und von 1829 bis heute Chriſtian Benjamin Reielt, Sohn des früheren Accis-Einnehmers Reielt in NG., weler au mehrere Jahre Sulgeld- und Commun-Einneher und kurze Zeit Geritsälteſter war, was derſelbe au jet wieder iſt.

4) Choradjuvanten.

Dieſe beſtehen theils aus Sängern, theils aus Muſikern, deren Wahl matrikelmäßig dem Organiſten zuſteht. Sie haben allen Geſang und diejenigen Muſiken auszuführen, wele irgend eine kirlie Beziehung haben; weshalb au keine obrigkeitlie Erläſſe hier liegen, die ſie hierin ſüen. Die ſämmtlien Revenüen, wele ſie beziehen, beſtehen blos darinnen, daß bei Begräbniſſen je ein Mann von ihnen höſtens 13 Ngr., 10 Ngr., 8 Ngr., 5 Ngr., 4 Ngr., 3 Ngr. 3 Pf, 3 Ngr., 2 Ngr und 1 Ngr. 5 Pf., bei Trauungen 5 Ngr. oder 3 Ngr. 3 Pf. und daß ſie in ihre Kaſſe die 3maligen Einlagen in den Klingelbeutel an den drei leten Feiertagen erhalten.

Gegenwärtig beſteht dieſe Körperſaft aus 41 wirklithätigen Mitgliedern incl. der Sopranſänger, nämli aus 18 Muſici und 23 Sängern, die in 3 Chöre getheilt ſind, wozu au von den 18 Muſikern 10 gehören.

5) Glöner, Bälgetreter und Todtengräber.

Das Amt eines Glöners und Bälgetreters verwalteten hier bis jet 2 Perſonen. Der gegenwärtige Glöner aber iſt Johann Gottfried Mattheß aus NG. weler zum Läuten und Bälgetreten Guſtav Adolph Aert aus NG. zum Gehülfen hat.

B. Weltlie Beamte und Orts-Vorſteher

I. Ortsbeamte.

a) Als Orts-Riter, deren es hier bis jet 12 gegeben hat, und die früher au Solzen oder Dorfſulzen hießen, ſind anzuführen:

1) Chriſtoph Wünſe, von 1662 bis 1690.

2) Hans Smidt, von 1690 bis 1715.

3) Chriſtian Bergkmann, von 1715 bis 1718.

4) Johann Chriſtian Söbel, Erbriter von 1718 bis 1744.

5) Hans FriedriBerndt, von 1744 bis 1747.

6) Karl Chriſtian Söbel, von 1747 bis 4. Februar 1793 Erbriter.

7) Gottlieb Aert, von 1793 bis 1803 Geritshalter.

8) Chriſtian FriedriGot, von 1804 bis 1814 Geritshalter, Vater unſers jeigen Geritsälteſten Got.

9) Johann Gottfried Döring, Geritshalter von 1815 bis 1821, Vater des frühern Herrn auf Niethen.

10) Von 1821 bis 1824 ſtellvertretender Riter Johann Miael Suſter, weler erſter Geritsälteſter war.

11) Von 1824 bis 1833 Johann George Rudolph, erſt „Geritshalter, dann Vice-Riter“.

12) Von 1831 ― 1833 erſt Jungriter, dann von 1833 bis heute Erbriter, Hr. Karl Gottlieb Söbel, geb. den 1. Febr. 1788 allhier zu Alt-Gersdorf. Wele Riter den Kretſam bewohnt haben, iſt ſon bemerkt worden. In dem Falle aber, wo ein Kret­ſambeſier nit Riter ſein konnte, oder wollte, mußte er ſi gegen ein jährlies Aequivalent von 12 Thlrn. einen Viceriter „dingen“ oder halten, weler aber alle öffentlie Saen im Kretſam vorzunehmen hatte, z. B. Kauf- und Erbeſaen, und bis zum Jahre 1839 die Publication aller Geſee und Mandate, aller Renungen u. ſ. w.

b) Gemeindevorſtände.

Mit dem Eintritt der neuen Landgemeindeordnung am 1. Januar 1839 trat au als erſter Vorſtand des aus ſieben Gliedern beſtehenden allhieſigen Gemeinderathes der jeige Geritsälteſte, Hr. Chr. Friedri Daniel Got ein und amtierte in dieſer Function bis zum 31. Decbr. 1843. Vom 1. Januar 1844 bis 31. Decbr. 1849 war es Karl HeinriHerzog in Nr. 66/44; von 1850 Ende 1856 der Bäer und Krämer Hr. Chriſt. FriedriGlathe in Nr. 50/51 aus Oderwi, und ſeit dem 1. Januar, Hr. Chriſt. FriedriBerndt in Nr. 107/16.

c) Gerits- und Gemeindeälteſten.

In frühern Zeiten war die hieſige Geritsbank mit dem Riter, 5 oder 6 Geriten von AG. beziehendli 1 Geritsälteſten von der Eb. S. und 1 Gemeindeälteſten von AG. beſet. …

II. Ortsherrſaften.

Da Gersdorf von dem Stammvater der Familie Gersdorf erbaut worden, ſo iſt es ſehr klar, daß die Herren v. Gero oder Gersdorf es zuerſt beſeſſen haben und unſere erſte Herrſaft geweſen ſein müſſen. … Später, im 12. Jahrhunderte, kam unſer Dorf gewiß an die Herren v. d. Duba. Dann ging es auf das Geſlet derer v. Warnsdorf über, die es im 14. und 15. Jahrhunderte beſaßen. Von dieſen kennen wir blos Nicol und Hans v. Warnsdorf. (S. oben.) Na dieſen aber kam es an die Sleinie, wele aus dem Hauſe Rageni ſtammen, nadem es wieder eine kurze Zeit die Familie Gersdorf beſeſſen haben muß, wenn nämli um das Jahr 1500 die Flur Gersdorf ſon mit Ebersba vereinigt geweſen iſt.

Um dieſe Zeit nämli beſaß dieſes unſer Nabardorf Chriſtoph v. Gersdorf, Herr auf Baruth, Taubenheim, Kittli, Sweidni, Dürrhennersdorf, Kottmarsdorf und Ebersba. Er hatte 7 Söhne, und ſein vierter Sohn Rudolph bekam Ebersba mit der Gersdorfer Flur. Der dritte Grundherr war Hans v. Sleini auf Tollenſtein, weler 1544 bei einem Ebersbaer Kretſamkaufe genannt iſt.

Ihm folgte 4) George v. Sleini, der 1568 vorkommt, und 1554 das Städten Georgenthal erbaute … Der fünfte Beſier war Ernſt v. Sleini *). Seine Nafolgerin war Frau Ludmille v. Sleini, geb. v. Lobkowi auf Tollenſtein u. ſ. w. 7) wird als Grundbeſierin genannt Frau Eliſabeth v. Sleini, geb. v. Sli, Gräfin und Herrin auf Warnsdorf und 8) Friedri v. Sleini, weler Friedersdorf, d. i. Friedrisdorf, als einen Theil von dem zu Ebersba gehörenden Hempel zu einer Gemeinde erklärte. Von dieſem erkaufte bekanntli Ebersba mit dem Giersdorfer Walde der Rath der Stadt Zittau 1597, wele Stadt no heute, mithin ſon über 260 Jahre, Grundbeſierin von Alt-Gersdorf und Ebersb. S. iſt … Da ſona der Magiſtrat zu Zittau ſeitdem unſere Grundherrſaft repräſentiert, ſo wollen wir wenig­ſtens einige Bürgermeiſter oder Consuln nennen, deren in früherer Zeit 3 und ſpäter 2 waren, von 1831 an aber nur Einer geblieben iſt. Dieſelben hatten ſonſt den Titel Magnificenz, und der Stadtrath hat heute no Conſiſtorialrete.

Der erſte bekannte Bürgermeiſter iſt Nicolaus Sulze, weler von Ao. 1341 ― 60 das Bürgermeiſteramt verwaltete und das alte Rathhaus erbaute.

Zur Zeit der Zerſtörung Gersdorfs hieß der Bürgermeiſter Nicolaus Geyſelbret und Stadtriter war Matthias Hoaer.

Im Jahre 1597, als Gersdorf zu Zittau kam, war regierender Bürgermeiſter Lucas Friſe … Er ſtarb den 25. Auguſt 1598 …

… [Es folgen weitere Zittauer Bürgermeister, Ortsinspektoren, Landrichter sowie Bedienstete des Gerichtsamtes zu Ebersbach] …

Obſon nun zwar dieſes Amt [gemeint ist das Königliche Gerichtsamt zu Ebersbach] unter allen Aemtern Saſens der Ziffer na am wenigſten Orte zugewieſen erhalten hat, ſo iſt es do … eines von denen, die die meiſten Untergebenen haben, da Ebersba 6153, Eybau 5057, Gersdorf 4416 und Walddorf 1228 Einwohner zählt, wodur beinahe 17,000 entſtehen; und da denn nun dieſes Gerichtsamt in das ſogenannte Slößen zu Ebersba und dies zu der Ehre gekommen, das erſte Haus von mehr als 3000 Häuſern zu werden, ſo dürfte es wohl am Orte ſein, über dieſes Gebäude, weles Zittau eine beinahe 250jährige Geritspflege über AG. c. abgenommen hat, einige Notizen einzufleten. Die zuverläſſigſte Quelle … ſollte nun jedenfalls die Chronik von Ebersba ſelbſt ſein. Dieſe wird wohl aber theilweiſe irren. Es heißt darin nämli: Na alter Leute Zeugniſſe ſoll das hieſige Slößen von einem gewiſſen Einer, oder Eiler, aus Zittau erbaut worden ſein und im Jahre 1700 war au ein gewiſſer George Ernſt Einer Stadtriter daſelbſt.

Daß das Sloß mit dem Hofe zu Ebersba, wovon man zwar nit genau weiß, ob jemals einer der Herren von Sleini darauf gewohnt, zu der Zeit, als Zittau dieſes Gut kaufte, zum größten Theil auf der Stelle des naherigen Slößens und jeigen Geritsamthauſes geſtanden hat, darüber kann wohl kein Zweifel obwalten, wie au nit zu bezweifeln iſt, daß der Grundbau des jeigen Amtshauſes no ein Ueberreſt des Herrenhauſes vom alten Sloſſe ſein dürfte, das ſeiner Bauart na jedenfalls einen Thurm getragen hat.

Ob aber der Stadtrath die Vorwerksgebäude bald na Erkaufung Ebersbas ſelbſt abtragen laſſen, oder wie dieſelben na und na weggekommen ſind; ob das Mundgut mit ſeinen Feldern glei Anfangs an die Unterthanen gegen Laßzins überlaſſen worden ? das ſind andre Fragen …

Was das jet no ſtehende Slößen anbelangt, ſo ſoll in Dr. Peſes Geſite von Zittau eine Notiz vorkommen, wele ſagt, daß der Rath von Zittau angeordnet hätte, in ſeinen großen Dörfern ein Geritshaus zu bauen, um Landgeritstage darin abhalten laſſen zu können, bei weler Gelegenheit dieſes Gebäude aufgeführt worden ſein ſoll.

Wo das vom Staate erbaute Arreſthaus ſteht, befand ſi früher kein Gebäude.

Da es allen Zittauiſen Unterthanen intereſſant ſein muß, wele Ortſaften mit den ihrigen zu ihrem Herrſaftsverbande gehören, ſo will i au dieſe hier no anführen, 1) mit Ober-Friedersdorf beginnend und 2) erwähnen Alt-, 3) Neu-Ebersba. 4) Alt-Gersdorf,  5) Alt-,  6) Neu-Eybau,  7) einen Theil von Ober-,  8) einen Theil von Mittel- und Nieder-Oderwi,  9) Herwigsdorf,  10) Pethau, 11) Ober-, 12) Nieder-Olbersdorf, 13) Bertsdorf, 14) Jonsdorf, 15) Groß- und Neuſönau, 16) Waltersdorf, 17) Seifhennersdorf, 18) Neu-Hörni (zulet erkauft), 19) Oybin, 20) Hain, 21) Lüendorf, 22) Eigraben, 23) Harthau, 24) Luptin*), 25) Kleinſönau, 26) Zittel, 27) Eartsberg, 28) Wittgendorf, 29) Dittelsdorf, 30) Hirſfelde, 31) Sarre u. Lehde, 32) Rohnau, 33) Roſenthal, 34) Thürau, 35) ein Theil von Seitendorf (nit Seitgendorf), 36) ein Theil von Reienau u. 37) Litenberg, wobei die Orte Draußendorf, Spreedorf, Saalendorf, Herrnwalde u. ſ. w. no nit beſonders genannt ſind.

[Es folgt die namentliche Aufführung sämticher Landesherren aus kurfürstlicher sowie königlicher Periode Sachsens.]

Als Anhang folgt nun no unſer

Verſorg- und Freiheitsbrief.

Ich Curt Reinee, Freiherr von Callenberg, Erbherr der Erbherrſaft Muscau, au auf Wettſingen und Weſtheimbt, Churf. Durl. zu Saſen beſtalter Ober Hof Marſall, würli Geheimter Rath, Vollmätigſter Land Voigt des Marggraffthums Oberlauſi Cammerherr und Obriſter Uhrkunden hiermit, daß ins Churf. Säſ. Ober Amt anhero Chriſtoph Windiſ, Riter, und George Rudolph, Inwohner zu Gerßdoff dur einen unter E. Ehrbaren Rath der Stadt Zittau Innſiegel, alſo von ihnen genannten Verſorg oder Verglei und ſonſten in Sriften zu vernehmen gegeben. Waßmaßen gedater Rath nit allein Ihnen, ſondern au allen andern Perſonen wele daſelbſt zu genannten Giersdorff auf ihren des Raths vorher erlangten Conſens aufbauen und ſi würli niederlaſſen würden, Vier Jahr lang aller und jeder Beſwerden oder Anlagen entnommen und gänzli befreyet. Na Ausgang ſoler Vier Jahre aber ſie ſi pflitig und Suldig gemat hätten, alle Jahr zu gewiſſer Zeit von ihren Häußern, Handwerk oder Nahrung Drey Thlr. zu erlegen. Als nehmlien:
1) Ein Leinweber von jedwedem 1 Stuhl Einen Thlr.
2) Steuern, ſo lange ſie bei dem Rathe verbleiben, jährli Zwölf Groſen,
3) für Ses Tage jährlie Hofedienſte Atzehn Groſen,
4) für 3 Latern Holz zu maen Neun Groſen,
5) Erbzins jährli Zwei Groſen,
6)Vor ein Stü Garn zu ſpinnen Drei Groſen,
7) Vor eine Kuhe des Jahres im Wald zu hütten Vier Groſen.

Mit darauf an uns gelagten Demüthig gehorſamen Bitten, wir ſolen Freiheits und Verſorgsverglei tragenden Amtswegen Confirmiren und Ratificiren wolten, weler denn lautet, wie originaliter folget:

Wir Bürgemeiſter, und Rathmann der Stadt Zittau im Marggrafthum Oberlauſi hiermit thun Kund und bekennen. Demna uns unſer verordneter Riter zu Gierßdorff Chriſtoph Wünſe nebſt mehreren andern Perſonen, wele daſelbſt aufzubauen und ſi weſentli niederzulaſſen bedat ſein, gehorſamſtli angeflehet haben Ihnen zu einigen Behuff ihrer wagenten Mühe, und Unkoſten eine Ergölikeit wiederfahren zu laßen. Und wir gleiwohl in erwegung gezogen, daß weil angänenden und ander Orthen der Unterthanen, dergleien au zu wiederfahren Pfleget, ihr Suen der Billigkeit nit entgegen ſtehet. Als bewilligen wir hiermit und in Kraft dieſes aus Obrigkeitl. Gemüthe und zwar wohl wißentgli geſehen laßen, daß eine jede Perſon und Unterthan, weler daſelbſt auf unſern vorſtehenden Consens aufzubauen geſonnen, auf Vier Jahr lang, aller, und jeder Beſwerden und Anlagen entnommen und gänli befreyet ſeyn ſollen. Zu Ausgang aber ſoler Vier Jahre wird er pflitig und ſuldig zu gewiſſer Zeit, von ſeinem Hauße Handwerke oder Nahrung zu erlegen Drey Reichs Thaler als Nehmli (ſiehe oben die 7 Nummern).

Worna ſi ſolergeſtalt jeo und früherhin zu aten und iſt dem Riter und Unterthanen zu genannten Gierßdorff zu mehrerer Verſierung dieſer Vorſorg, unter Gemeinter Stadt wiſſentli vorgedruten Inſiegel ausgeſtellet worden. So geſehen in Zittau den 15 Juny Ao. 1662.

Wann dann wir obgedater Oberhof Marſall, geheimter Rath, Langt Voigt, Cammer Herr und Obriſter Ihre der Supplicanten demüthige Bitte, der Billigkeit gemäß zu ſeyn eratet. Als haben im Nahmen und an Stadt des Durlautigſten Hogebornen Fürſten und Herren Herrn Johann George des Andern Herogen zu Saſen, Jüli, Cleve und Bergk des Heil. Römiſen Reis Er Marſallen und Churfürſten, Landgraffens in Thüringen, Marggraffens zu Meißen au Ober- und Niederlauſi, Burggraffens zu Magdeburg, Graffens zu der Mark und Ravensberg Herrn zu Rabenſtein, Unſern gnädigſten Churfürſten und Herrns und aus Mat von Sr. Churfürſtl. Durlaut uns aufgetragenen Amts, wir dieſen vorher befindlien Freiheits- und Verſorgs Brieff Confirmiret und Ratificiret.

Confirmiren und Ratificiren au ſolen hiermit und in Krafft dieſes Brieffes dergeſtalt und alſo, daß mehr erwähnter Freyheits und Vorſorgs-Brieff in allen ſeinen puncten, Clausuln und Articuln, ſtät, feſt und unverbrüli verbleiben, ein und das andere Theil, der Gebühr na dabey geſäet und erhalten, au deme zugegen nit beſweret werden ſollen. Jedo der hohen Obrigkeit an Lehn, Dienſten, Volgen und andern zuſtehenden Regalien, Herrlig und Geretigkeiten, wie au ſonſt jedermännlien und vorſtehenden ältern beweißlien Reten unſädli.

Uhrkundli haben wir unſer größer Ober Amts Secret auf dieſen Brieff wiſſentli druen laſſen, der gegeben iſt auf den Churf. Säß. Sloß zu Budißin am dreißgſten Martiy des 1666ſten Jahres.

C. R. Hr. F. Callenberg.

(L. S.)


*) Dieſe wurde dort 1841 fundirt; das zuerſt dazu gemiethete Haus war das lete rets an der Straße und gehört no jet dem Inwohner Chriſtian FriedriHennig von der Ebersb. Seite in NG. Das jeige Sulhaus wurde im J. 1847 um 1700 Thlr. erkauft. Der erſte, jet no daſelbſt amtierende Lehrer iſt Hr. Johann Karl Wilhelm Hubrig aus Zittau. Unſer benabartes Philippsdorf hat ſeit 85 Jahren eine Sule und jet an Hrn. Kindermann den dritten Lehrer. Seine Vorgänger waren Walde und zuvor Haaſe.

*) Ausführlicheres über dieſe Familie geben die Ebersbaer, Großſönauer und Warnsdorfer Chroniken.

* Luptin iſt eigentli nur ein Vorwerk.