🦉️ von Vögeln 🦆️

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  • Ähnlich wie Hunde so begleiteten Vögel mein ganzes Leben …

    Stare

    Aufzucht der Nestlinge

    verwaiste Nestlinge
    verwaiste Nestlinge

    Kurz vor Beginn der Sommerferien hatte ein heftiger Sturm aus der großen Esche neben dem Haus den Starenkasten geworfen.

    Ein Altvogel lag tot neben dem zerschmetterten Holzgebilde, vier Nestlinge lebten noch und gaben klägliche Laute von sich. Den zweiten Altvogel mochte wohl der Sturm verweht haben, denn die kleinen Piepmätze blieben ohne weitere Fürsorge. – D. h. wir nahmen uns ihrer an …

    Aus einer heugefüllten Fliegenglocke wurde ein provisorisches Nest errichtet und die Überlebenden hineingebettet. Mit 'ner Pipette wurde vorsichtig Wasser in die noch gelb ummantelten Schnäbelchen geträufelt, mit einer Pinzette Stückchen von Regelwürmern.

    Die nächsten Tage waren gefüllt mit der Suche nach passendem Futter: eingeweichte Semmelbröckchen, Kirschhälften, gefangene Spinnen und Schmeißfliegen, kleine Nacktschnecken na und eben Regenwürmer aller Art. Ich wurde in der Nachbarschaft rasch ein gern gesehener Gast, weil in unserem Garten bald kein Ungeziefer mehr auftreibbar war und jede Ecke dreimal umgegraben: „Na wenn Du unsere Beete umgräbst, kannst Du die Würmer haben“, hieß es.

    Wurde anfangs noch mit der Pinzette tief in den Schnabel bestopft, hatten die Mätze bald begriffen, was die Hand mit dem Metallding vor dem Schnabel bedeutete und sperrten freiwillig auf. Besonders wenn es Erdbeeren oder Süßkirschen gab …

    Fütterung
    immer …
    Pseudofütterung
    … hungrig
    zufrieden
    … zufrieden

    Badetag und Flugübung

    Ein Jungvogel verstarb, den Rest bekamen wir groß und bald turnten die 3 außerhalb des Körbchens und hinter uns her. Ihr Lieblingsplatz war ein Stapel Gerüstholz, mit einer Kunststoffplane abgedeckt. Die Sonne erwärmte deren Oberfläche und mit ihr die in vom letzten Regen verbliebenen Pfützchen darauf. Was für ein toller Badeteich ! Und besonders groß war die Freude, wenn es dazu noch Futter gab.

    badende Nestlinge
    Badetag
    Nestlingsfütterung
    Fütterung

    Irgendwann hatten sie das Gefieder gewechselt und ähnelten langsam einem Altvogel. Da schien es uns an der Zeit, ihnen das Fliegen beizubringen. Nicht so einfach !

    Dann hatte ich die Idee ! Meine Mutter und ich stellten sich im Garten 5..6 m gegenüber, einer nahm einen Jungstar in beide Hände und warf sie dem Gegenüber zu. Erwartungsgemäß breiteten die Piepmätze nach dem Abwurf auch tatsächlich ihre Flügel aus. Aber dann schienen sie „am Ende der Flugbahn“ bekannte Gesichter zu erkennen und mochten sich wohl denken: „Die fangen uns eh' auf !“ Jedenfalls legten sie die Schwingen wieder an und ließen sich in die wartenden Hände plumpsen. Das ging ein paar mal so hin und her und keiner der drei Jungstare dachte auch nur im Ansatz daran, dass das etwas anderes als ein Fange-Spiel wäre.

    Nach einer halben Stunde gaben wir auf und versuchten es ein paar Tage später noch einmal – wieder vergeblich. Die Lösung kam dann durch ihre Lieblingsspeise: frische Erdbeeren !

    Die Jungstare wurden samt ihrem Körbchen im Geäst eines kleinen Pflaumenbaumes platziert, während drunten ein Tablett mit leckeren Erdbeeren lockte. Nach einigem Zögern breitete der Erste seine Flügelchen aus und ließ sich hinab gleiten. Der Futterneid erledigte bei den beiden anderen den Rest. Runter klappte also schon mal, wie aber fliegen, flattern, statt segeln ?

    flügge
    … flügge !

    Ein 'paar Tage später: diesmal stand ihr Körbchen mit ihnen drunten im Gras und das Tablett mit den roten Früchten wurde demonstrativ oben im Pflaumenbaum festgemacht. Da half kein Gezeter ! Und schließlich siegte ihre Gier – einer nach dem anderen fallerte die 2 m hoch auf das Bäumchen. Geschafft !

    Von da an dauerte es nur noch zwei Wochen ehe sie unserer nicht mehr bedurften und sich davon machten. Kurz danach begegnete ich ihnen noch einmal im nahen Stadtwald: als ich mit dem Fahrrad den Grenzweg zur Sandgrube runter fuhr klatschte plötzlich etwas auf meinen Kopf und gleich danach auf meine Schulter. Zwei Stare ! Sie hatten mich wiedererkannt und fuhren mit mir ein Stückchen „spazieren“ wie wir es vor Tagen beim „Fliegen lernen“ geübt hatten. Aber dann verschwanden sie für immer …

    1965


    Winter-Stare

    Star am Vogelhaus
    überwinternder Star

    Zu unserer Überraschung fanden wir auf den Weihnachtsmärkten im Zentrum Berlins neben den gewohnt „frechen“ Spatzen auch Stare. Auch an den Imbiss-Ständen auf der Brücke Warschauer Straße trippelten die weißbepunkteten Schwarzen zwischen den Füßen der Passanten umher – mitten im kalten Januar !

    Und wenig später tauchten einige Stadt-Stare auch an meinem Vogelhäuschen auf, wo sie sich mit Spatz, Grünfink, Amsel und Meisen um das Futter stritten …

    2015

    Kirchturm-Dohle

    evang. Kirche
    evang. Kirche

    Um zum Kino zu gelangen gab es mehrere Wege zu Fuß. Der kürzeste führte einfach die Hauptstraße entlang und war entsprechend langweilig, weil man ihn ja meistens benutzte. Die „alte Hauptstraße“ durch die Vorderecke ist zwar etwas länger, aber weniger befahren und lief sich angenehmer.

    An der damaligen Poliklinik musste man in die Fröbelstraße einbiegen und ein Gassel führt zwischen den Teichen zum Teichweg unterhalb der evangelischen Kirche. Nun konnte man entweder durch den alten Kirchhof laufen, falls das gusseiserne Tor offen war, oder man lief entlang der Basaltsteinmauer vor zur Hauptstraße, wenn man zum Kino wollte. – Diesen Weg hatte nun genommen …

    Unser Kirchgebäude wird von einem 64 m hohen Turm gekrönt, der auch Niststätte von Dohlen ist. Eine davon plumpste mir nun im Teichgassel vor die Füße. Was passiert war – keine Ahnung ! Aber ein Flügel hing seltsam herab als das verängstige Tier versuchte wieder auf die Bäume zu fliegen. Mit ein, zwei Schritten war ich bei der grau-schwarz Gefiederten und ließ das Kino sausen.

    Eingewickelt in mein Taschentuch trug ich den Vogel vorsichtig nach Hause wieder auf den Berg. Da hatte er sich längst beruhigt und es aufgegeben, mich in die Finger zwicken zu wollen. Erstmal bekam er hier eine weiße Binde umgewickelt und etwas Wasser eingeflößt, ehe er eine Kiste bekam.

    Futter schien unproblematisch, denn was man ihm auch vorhielt verspeiste er nach kurzem Zögern. Zwei Tage später kam die Binde ab und ich untersuchte vorsichtig den verletzten Flügel. Hmm ?

    Die Außenkante stabilisierte ich mit einem Plastiktrinkhalm und wieder etwas Binde. Lange hielt der Verband jedoch nicht, denn der Vogel bearbeitete die Fremdkörper geduldig mit dem Schnabel. Und hatte endlich Erfolg …

    Das erstaunlich rasch zutraulich gewordene Tier erkundete nun mein Kinderzimmer und begann umgehend damit, alles „umzuräumen“. Seinen Tatendrang konnte ich nur durch Füttern unterbrechen, doch geht dies nicht die ganze Zeit über. Und das Zimmer erwies sich für Flugversuche auch ziemlich beengt. Gut das verlegten wir umgehend auf den Flur und tags drauf in den Garten.

    Erstaunlicherweise flog die Dohle nicht davon. Vielmehr schien es, dass sie sich an Fütterungszeiten gewöhnt hätte in den wenigen Tagen. Da beschloss ich, sie wieder zu ihresgleichen zu schaffen, setzte sie in meine Mütze und trug sie wieder hinunter in die Stadt.

    Nahe der Kirche waren die Rufe der hiesigen Dohlen zu hören und schon wurde der Vogel unruhig. Etwa da, wo ich ihn vor einer Woche aufgelesen hatte, ließ ich ihn wieder frei und er machte sich hurtig hinauf zu seinen Kollegen. Und als Dank für meine Mühen hinterließ er in der Mütze noch einen großen Kacks !

    Ende der 60er

    Bubi

    Bubi ist eigentlich kein Vogel, sondern eine ganze „Dynastie“ – weil alle Wellensittiche, die wir hatten – so hießen. Aber fangen wir an mit „dem Geborgten“ …

    Der Geborgte

    Eine Arbeitskollegin meiner Mutter wollte mit ihrer Familie in den Urlaub und brauchte einen Babysitter für ihren Wellensittich. Mutter hatte sich bereit erklärt, zwei Wochen auf den Piepmatz aufzupassen und ihn zu versorgen. Voller Spannung wartete ich auf den Abend, wo der Vogelbauer mit dem neuen Gast bei uns Einzug halten sollte. Zu meiner Enttäuschung durfte ich weder mit ihm spielen noch der Vogel aus dem Bauer. „Er muss sich erst umgewöhnen“, hieß es.

    Nach zwei, drei Tagen Drängen meinerseits öffnete Vater endlich das Türchen. Jedoch machte der blau Gefiederte keinerlei Anstalten, das ihm vertraute Gebauer zu verlassen, dass auf dem alten Plattenschrank thronte. Als ich meinte, ihn ermuntern zu müssen, flüchtete er „wie gewünscht“ ins Freie. Doch hier war alles fremd !

    Zwischen Küche, wo das Bauer stand, und Wohnzimmer hatte Vater unlängst einen Durchbruch geschaffen, damit man nicht immer über den Flur musste, um ins Nebenzimmer zu gelangen. Leider war der Vorhang, der beide Räumlichkeiten trennte, nicht vorgezogen, so dass der Wellensittich ins Nebenzimmer entfleuchen konnte. Und hier war nun absolut alles unbekannt für ihn !

    Aufgeregt drehte er drei, vier flattrige Runden im Zimmer, ohne zu wissen wohin. Schließlich landete er oben auf der Schrankwand, die sich über die gesamte hintere Zimmerfront erstreckte. Da er noch zu viel Schwung hatte, kaschelte er zwischen Schrankoberseite und Zimmerdecke ganz nach hinten und stürzte hörbar hinter das Möbel. „Ach, du Scheiße !“

    Gefühlte zwanzig Minuten passierte gar nichts. Was sollen wir jetzt machen ? Wir können doch nicht die Schrankwand ausräumen und abbauen !

    Vater versuchte von der Fensterseite her, ob man irgendwie dahinter sehen könnte, aber keine Chance !
    Endlich ! Nach einer gefühlten Ewigkeit kam hinter dem Schrank ein klägliches Tschiiep hervor. Er lebte also noch !

    Vater holte eine Taschenlampe und versuchte hinter die Schränke zu leuchten, was ein komisches Geraschel hervor rief. Und wirklich, nach ein paar Minuten kam etwas nach vorn. Was da jedoch schniefend um die Ecke bog, war kein Wellensittich mit leuchtend blauem Federkleid, sondern ein mausgrauer Staubball, in dem es „hustete und schniefte“.

    Obwohl wir gerade noch voller Schrecken das Szenario beobachtet hatten, mussten wir angesichts der schimpfenden Staubkugel lauthals lachen. – Mütterchen holte rasch eine Schüssel warmes Fitwasser und begann umgehend die Staubmaus zu reinigen …

    Vater meinte lakonisch: „Ist dahinter wenigstens sauber jetzt !“

    Der geborgte Wellensittich jedoch verließ, nachdem wir ihn abgetrocknet und zur Beruhigung in sein Bauer gesetzt hatten, den Käfig bei uns kein zweites Mal !

    Der Erste

    Wir hatten nun ja „genug Erfahrung“. Also brachte Vater irgendwann Anfang der 60er Jahre einen eigenen Bubi mit nach Hause, gleich mit Käfig. Dieser sollte in den kommenden Jahren einigen Wellensittich das Zuhause werden …

    „Bubi“ sollte er heißen und jenen Namen trugen fortan alle Nachfolger, egal ob Männchen oder Weibchen. Der erste hatte eine Vorliebe für Vuglmaierch, damit ließ er sich an jeden Ort locken, wohin man ihn haben wollte – bequemerweise auch rein ins Bauer !

    Er liebte es, auf der Lampe zu sitzen und aus der Vertiefung am Ende des Lampenstiels zu futtern, und konnte stundenlang mit allen sich beschäftigen, was glänzte. Leider erstickte er an einer Granne …

    Der Zweite

    Auch der war blau, aber viel verspielter und zutraulicher. Saß er einem auf der Schulter, so konnte man ihn getrost mit sich rumtragen und z. B. Wäsche auf dem Boden aufhängen oder die Treppe hinunter zur Großmutter gehen. Deren Wohnstube war ihm auch vertraut, weil das Bauer manchmal drunten dort stand.

    Und da hätte er zur Weihnachtszeit beinahe einen Wohnungsbrand ausgelöst: Wie üblich stand in Großmutters Stube der Weihnachtsbaum auf der alten Singer-Nähmaschine zwischen den beiden Fenstern. Behangen mit allerlei bunten Glaskugeln und den noch üblichen Wachskerzen bestückt. Als Bescherung war, hatte jemand auch Bubi aus dem Bauer gelassen. Doch für den war der Raum jetzt ungewohnt durch den grün-bunten Nadelbaum. Aufgeregt flatterte er also hierhin und dahin bis er wohl die Vögel aus Lauschaer Glas im Baum ausmachte. Und beim Versuch auf den pieksigen Ästen zu landen riss er mit den Flügel zwei Kerzen um, was sogleich die trockenen Zweige entzündete. Welch' ein Schreck !

    Für alle Seiten ! Bubi jedenfalls verzog sich ins Bauer und kam erst wieder nach draußen, als das bunte Ungetüm entsorgte worden war …

    Für mich wurde er ein kleiner „Spielgefährte“. Er mochte mein Sparschwein, ein kleines Holzhäuschen mit einer Tür an der Rückseite. Irgendwie hatte er heraus bekommen, wie die sich öffnen lässt. Zu seiner Freude waren reichlich Münzen im Inneren und er sortierte fein säuberlich alle Pfennige – und nur Pfennige – heraus und schubste sie mit dem Schnabel zur Tischkante. Dann äugte er mit schiefem Köpfchen den hinunter Gefallenen nach und holte sich den nächsten. Das konnte er zu unserem Amusement stundenlang wiederholen. Pfennigstücke gehörten seiner Meinung nach nicht in eine Sparbüchse !

    Der Dritte

    Als Nr. II verstarb, wollten meine Eltern keinen neuen mehr. Das übernahm Großmutter nun. Und es wurde ein Grüner, der sich irgendwann als „Bubeline“ entpuppte, denn Bubi begann Eier zu legen – und auszubrüten ! Das wurde natürlich nichts und nach drei Wochen hieb Bubi den Schnabel ins Gelege und knallte wutentbrannt die unbefruchteten Eier an die Käfigstäbe. Es stank !

    Bubi III. (♀) sollte der letzte Sittich sein und bekam eine blecherne Keksdose als Grab, während die Vorgänger einfach so im Garten beerdigt wurden. Und doch kam ein paar Jahre später wieder ein Wellensittich ins Haus …

    Bubi IV.

    Als meine Kinder geboren wurden, legte sich Mütterchen erneut einen Wellensittich zu. Wieder vom Züchter, aber diesmal ganz jung. Es wurde der Gelehrigste von allen, da Oma viel Zeit mit ihm verbrachte. Stundenlang konnte man ihn quatschen hören: „Bubi Gaisa Kellastaße elf. Gutta, gutta Bubi !“

    Mit seinem Gequassel konnte er einen auch in Verlegenheit bringen: Als Freund Achim mal bei uns zu Besuch war, fragte Vater ihn nebenbei: „Willst'n Bier ?“ Den Satz hatte Bubi nie vorher gehört und so ahnten wir nichts. Monate später, als Vater krank war und der Arzt zur Visite ins Haus kam, schallte es aus dem Käfig: „Willst'n Bier ?!!“

    Bubis Geplapper wurde legendär: „Hör' mal, wie das stinkt !“. Er setzte einfach zusammen, was er irgendwann aufgeschnappt …

    Und mit Gestank hatten wir es auch mal zu tun: immer wenn sich Bubi flatternd durch den Raum bewegte, lag ein heftiger Mief in der Luft. Erst verdächtigten wir uns wechselseitig, dann wurde es zur Gewissheit – unser Bubi stinkt !
    Das kam wohl so: er liebte weißes Futter, also gekochtes Ei, Schlagsahne, Blumenkohl … Und irgendwann hatte er auf dem Tisch eine liegen gebliebene Knoblauchzehe gefunden – und prompt verspult. Drei Tage lang stank er durchs Gefieder, jedesmal wenn er ein neues Ziel anflog. Wir haben ihn nähmlich wenig später dabei ertappt, wie er vom Abendbrotteller eingelegten Knoblauch naschte. Zwar schüttelte er sich dauernd, wohl ob der Schärfe, doch ließ er nicht locker und verputzte tapfer die halbe Zehe. Was für ein Schlawiener !

    Übrigens wurde seine Vorliebe für Weißes ihm auch zum Verhängnis. Als Opa sich am Spiegel rasierte, kam Bubi, der sonst dort gern mit seinem Spiegelbild kuschelte, interessiert näher und kostete prompt von dem lockenden Weiß an Opas Kinn. Welche Enttäuschung ! Schimpfend und spuckend machte er sich davon, bemüht den Seifengeschmack los zu werden. So gnatzig hatten wir ihn nie gesehen …

    Bubi wurde (leider) wie alle unsere Wellensittiche solo gehalten. Der Züchter hatte gemeint, „dann sprechen sie eher“. Nun waren meine Eltern ja noch berufstätig und der Vogel zeitweise sich allein überlassen. Doch vor dem Fenster, im Gestrüpp der Kletterpflanzen, fühlten sich die Spatzen wohl, die dort auch Reste von Bubis Vogelfutter fanden, wenn Oma den Käfig sauber machte und dabei auf den Käfigboden gefallene Körnel aus dem Fenster schüttelte. Das tagelange Sprachtraining der Spatzen zahlte sich natürlich aus: Bubi vermochte deren „Tschilp-tschuip“ hervorragend nachzumachen, oft sehr zum Ärger meiner Mutter, die irgendwann genervt auf den Lärm reagierte: „Ich dreh' dir den Hals um !“ – Half aber nicht und woran er wirklich gestorben war, habe ich vergessen.

    Bubi, der Letzte

    Der Kinder wegen hatte sich Mutter rasch einen Ersatz besorgt, wieder so einen ganz Jungen, der aber bald genauso in die Kinderherzen geschlossen wurde wir sein Vorgänger. Auch dieser Bubi lernte rasch viel zu „reden“, liebte das Spielgestell mit dem Glöckchen, den laufenden Wasserhahn und den Küchenspiegel, alles Grünzeug und den Plausch mit den Spatzen vorm Fenster.

    Seine Vorliebe galt Gelbem: er badete leidenschaftlich gern in einer gelben Schüssel, trank Obstsaft aus gelbem Becher (oder Opas gelbes Bier auch aus dem Glas). Herangewachsen vögelte er Opas Armbanduhr und ansonsten war alles in Küche und Wohnzimmer seins !

    Bubi gibt Küßchen
    Bubi tanzt zu „Wise Guys“

    Bubi telefonierte auch gerne mal: er lernte rasch, dass sich der Hörer vom Telefon im Wohnzimmer abwerfen lies und dann lustige Töne aus dem Hörer kamen. Stundenlang konnte er sich damit unterhalten, nur wenn man mal die Eltern anrufen wollte, dann war da ewig „besetzt“. Lustig wurde es erst, als Bubi herausfand, dass sich die Töne im Hörer verändern, wenn man mit dem Schnabel auf den Tasten herumklopft ! Damit die Telefonrechnung nicht zu hoch wird, musste die Eltern das Telefon zeitweilig in den Flur stellen bis ich ihnen ein schnurloses besorgte, was Bubi zum Glück nicht zu bedienen verstand.

    Bubi-Bilder

    Wie alle Sittiche liebte er es zu baden. Am sanft laufenden Wasserhahn oder noch lieber in einer Plastikschüssel. Aber da gab es einmal ein Malheur: Bubi hatte so lange und ausgiebig geplanscht, dass sein Gefieder sich richtig voll gesogen hatte und er wohl zum Fliegen zu schwer geworden war. Jedenfalls scheiterte sein Versuch, zum Käfig zu flattern mit einem Absturz vorm Kühlschrank. Panik !

    Von da an badete Bubi halbseitig. D. h. er klammerte sich mit einer Pfote an Schalenrand fest und tunkte nur einen Flügel ein. Dann drehte er eine Proberunde, ob das Fliegen noch klappt, dann kam der Bauch dran. Wieder eine Proberunde und dann wurde die andere Seite gebadet – Bubi ist schließlich nicht dumm !

    Und verfressen war er. Obwohl er stets genug Futter und Frischwasser im Käfig hatte, beim Frühstüch, Mittag, Vesper oder Abendbrot musste Bubi stets dabei sein, „vorkosten“ und „was abhaben“. Das brachte ihm mit der Zeit eine ziemliche Wampe ein. „Er sieht aus wie ein Keilbauchsittich !“, Hängebauchschwein wollte ich nicht sagen.

    Bubi, der Letzte, überlebte beide Eltern und erreichte mit gut 13 ein hohes Alter. Mütterchens Tod mochte ihn aber sehr mitgenommen haben, wenige Monate darauf fiel er einfach vom Stengel …

    Amselchen

    Neben den Staren daheim in unserer großen Esche wohnte auch immer ein Amselpärchen irgendwo im Garten. Der Amselhahn saß dann morgens auf Nachbars Dachfirst und flötete sein schönes Lied.

    Auch jetzt hören wir oft hier den Gesang: im Hof stehen ein paar Zierapfelbäume mit einem exponierten Ast – und die Wände des Karrees bilden eine ideale Akustikhilfe …

    fütternde Amsel
    Amsel im Hof
    Amseljunges
    junge Amsel

    Meine Frau mochte den Gesang sehr. Und zeitweise hatten wir mehr als zwölf Amseln im Hof, auch in den Büschen vor dem Haus brüteten mehrere Paare. Bis dann das große Amselsterben einsetzte …

    In meiner Heimat blieb die Amsel uns stets treu, wenngleich nicht immer klar war, wo sie denn eigentlich brütete. Erst im Herbst fand man dann auf den Apfelbäumen oder in den Sträuchern ihr Nest – jedes Jahr woanders.

    Als dann der Schuppen gebaut wurde und daneben die Überdachung der Sitzecke, da liebte sie es ihr Nest in den Ranken des Wilden Mauerweins bzw. des Schlingknöterichs zu verstecken. Da fanden wir mitunter dann auch ihren Nachwuchs …

    Und ich machte Erfahrungen mit ihrer Aufdringlichkeit. Zu Schulzeiten hieß es in den alten Lehrbücher noch: „Die Amsel ist ein scheuer Waldbewohner. Sie hält sich bevorzugt im dunklen Dickicht auf.“ Pustekuchen ! Keine 50 cm neben meinen Füßen „versteckt“ sich das Amselchen, wenn auf dem Gehweg ein Vierbeinder daher kommt. Und auf dem Balkon war eine besonders dreist: Als sie feststellte, dass das winterliche Futterhäuschen leer war, klopfte sie mit dem Schnabel solange ans Küchenfenster bis man sich bequemte auf den Balkon zu kommen. Sie flog aber nicht weg, sondern huppte auf der Metallstange nur ein Stück zur Seite und begann zu schimpfen, als es nicht rasch genug mit dem Futter Nachlegen ging. Sie wartete auch nicht, bis ich den Balkon verlassen hatte. Kaum drehte ich dem Futterhaus den Rücken zu, saß die Amsel schon drin und sortierte die Körner …

    die Elstern

    Elstern waren früher auch sehr scheue Vögel. Heute haben sie fast keine Fluchtdistanz mehr.

    Anfangs waren wir begeistert, als Elstern ihr Nest in den Pappeln zu bauen begannen – haben sie doch die ollen Stadttauben dezimiert. Später schien uns allerdings, als ob auch die Zahl der übrigen Singvögel abnimmt. Und da gab es eine nette Geschichte mit den Schwarz-Weißen:

    Ich frühstückte gerade auf dem Balkon. Da schimpfte auf einmal unten auf der Straße eine Elster.

    Ein Blick auf das Rondell vor'm Haus: Eine buntscheckige Katze steuerte zielstrebig den großen, runden Sandkasten mit dem Klettergerüst an auf dem im Hof sonst die Kinder spielen. Flankiert wurde der Vierbeiner jener aufgeregten Elster.

    Im Sicherheitsabstand von 1,5..2 m bewegten sich beide weiter auf das Ziel der Katze zu, wo eine zweite Elster bereits auf der hölzernen Umrandung wartete. Die beiden Weiß-Schwarzen beschimpften das bunte Wesen, die aber unbeirrt vorwärts tapste.

    Als die Katze das kleine Buschwerk vor der Wiese passierte, scheuchte sie eine schwarze Amsel auf, die sich ebenfalls schimpfend neben die wartende Elster gesellte. Mit einem Hupfer drehte sie sich um 180° und ließ nun gleichfalls den Stubentiger näher kommen.

    Als die Bunte den Sandkasten erreichte, machten die beiden kurz Spalier und schon postierten sich die Gefiederten im Dreieck um die Katze, die im warmen Sand versuchte, ihr Geschäft zu verrichten. Aber die Gefiederten waren der Auffassung, dass eine Katze hier nicht zu scheißen hat. Da stimmte ich ihnen glatt zu. Energisch attackierten die Elstern abwechselnd die Behaarte, hupften auf sie zu, hackten nach Schwanz oder Pfote, und ehe die Katze verstand was los ist waren sie wieder auf Abstand.
    Die Amsel beobachtete von der Seite das Treiben und immer, wenn sie den Eindruck gewann, die Katze kommt wieder zu ihrem Vorhaben, dann stachelte sie mit Gezeter die beiden Schwarz-Weißen zu erneutem Einsatz an.

    Schließlich platzte der Katze der Kragen. Sie ließ vom Loch-Buddeln ab und sprang mal links, mal rechts, mal hoch in die Luft. Doch gegen die gewitzten Schwarz-Weißen war sie ohne Chance ! Also gab sie entnervt auf und trollte sich wieder heim.
    Die beiden Elstern bekeckerten nochmal stolz ihren Erfolg. Doch dann dämmerte es der Amsel, dass die beiden vor Kurzem ja ihr Nest geplündert hatten und gar nicht ihre Freunde sind. Scheltend machte auch sie sich von dannen.

    um 2015

    Krähen

    Krähenschwärme kannte ich in meiner Kindheit nur des Winters auf den kahlen Feldern, wenn Saatkrähen breitbeinig daher stolzierten, Großmüttern in ihren dunklen Unterröcken gleichend. In der Großstadt beobachtet man nun die abendlichen Flüge ganzer Schwärme von Nebel- und Rabenkrähen, die auf hohen Bäumen am Stadtrand oder in Friedhöfen ihr Nachtquartier aufsuchten. Manchmal, wenn der Zug der Gefiederten in der Dämmerung längst vorüber war, kehrten die Vögel aufgeregt krächzend wieder zurück – am Friedhof in Ahrensfelde war dann wohl wieder der Stadtjäger aktiv gewesen …

    Während meiner Zeit bei KommTreff freundete ich mich auf dem Wege zur Arbeit mit einer Nebelkrähe an. Einfach auf dem morgendlichen Hinweg ein paar mal einen Keks fallen gelassen und schon war eine der auf den umgebenden Bäumen hausenden Nebelkrähen der Ansicht, dass müsse so sein. Also marschierte sie künftig auffordern vor meinen Füßen hin und her, bis ich die erwartete Ration zu Boden warf. Der Spaß ging fast ein halbes Jahr …

    Nuss knackende Krähe
    Nebelkrähe beim Walnuss-Knacken

    Eine Zeitlang ging ich mittags zum Essen nach Kaufland in der Storkower Straße, ca. 300 m von der damaligen KommTreff-Zentrale entfernt. Plötzlich hörte ich neben mir etwas knallen ! Auf dem Asphalt landete eine Walnuss. Vom Dach der Kaufhalle kam eine Krähe geflogen, pickte die Nuss auf und flog wieder hinauf auf's Dach. Ich meinte, Asphalt sei doch für eine Nuss völlig ungeeignet und behielt Recht, denn die Krähe zielte nicht auf den Erdboden, sondern auf die kaum 3 cm breite Stahloberkante der Tür, die sich hier in der Umzäunung des Außenlagers befand.

    Peng ! Wieder daneben. Doch die Krähe wusste, was sie tat, denn im dritten Anlauf traf sie die schmale Stahlkante und die Nuss sprang auf. Das Krähen Nüsse auf Straßen legen, damit darüber fahrende Autos die Köstlichkeiten knacken, davon hatte man schon gehört. Aber dass die Gefiederten so gut zielen können … ? Ich war baff !

    um 2000

    Fundvögel und sonstige

    So wie dereinst die Dohle fielen mir in Berlin ein paar Singvögel „in die Hände“. Da war z. B. die erschöpfte Kohlmeise, die im Treppenhaus vom S-Bahnhof Ahrensfelde umher flog, ohne den Ausgang zu finden. Schließlich hockte sie erschöpft auf den Treppenstufen nachdem sie ein paar mal gegen die Scheiben geknallt war. Ich las sie auf und trug sie vorsichtig von beiden Händen umhüllt nach Hause. Das verängstigte Tier rührte sich kaum, kam aber wieder zu Kräften und merkte wohl, dass ihm nichts passierte.

    Kohlmeise

    Eine vorsichtige Untersuchung zeigte, dass dem Vogel nichts fehlte. Also flößte ich mit der Pipette ihm ein paar Tropfen Wasser in den Schnabel, was seine Lebensgeister weckte. Die Meise pickte noch ein paar der Semmelkrümmel vom Balkontisch, hinterließ einen kleinen Schiss und machte sich aus dem Staube …


    die Rotdrossel

    Rotdrossel

    An einem schönen Sonntag­morgen fuhr ich mit dem Rad rasch zum Bäcker, um frische Brötchen zu holen. An der Schule beobachtete ich einen amselgroßen Vogel, der aus dem Buschwerk vom Kindergarten kam und Richtung Schule flog. Er schaffte es aber nicht, hinauf aufs Dach zu fliegen, kollidierte irgendwie mit dem Mauerwerk und stürzte ab auf den Fußweg. Sofort hielt ich an, um nach dem Vogel zu sehen. Der hockte heftig atmend auf dem Boden und rührte sich nicht weiter.

    So ließ ich den Bäcker sausen und griff mir den Piepmatz. Eine Hand am Lenker, die andere hielt den Vogel, ging es gleich wieder heim. Zur dortigen Verwunderung hatte ich auch noch geklingelt. „Wieso, der hat doch Schlüssel ?“

    Auf dem Balkon hatte ich dann Zeit mir den Fang etwas näher zu betrachten. Das war wohl eine junge Rotdrossel, die hier verunglückt war. Wir setzten sie in ein „Behelfskörbchen“ und flößten ihr etwas Wasser in den Schnabel. Nach kurzem Zögern begann die Drossel heftig zu trinken und wurde wieder rege.

    Wir ließen sie in der Sonne auf dem Balkon sitzen und beobachteten sie vorsichtig von drinnen. Nach gut einer Stunde war sie dann der Auffassung, es gehe wieder und sie hüpfte auf die Brüstung. Einen Moment später segelte sie hinab zwischen die parkenden Autos und versteckte sich da. Dann flog sie weg in die Büsche … und zum Frühstück gab es halt mal Brot statt Brötchen !

    Okt. 2011