⛲️ aus dem Spreequellort 🏠️

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  • Geschichten aus Neugersdorf …

    ♻️ noch in Arbeit ♻️

    Tod und Wiedergeburt

    Irgendwann zwischen 1185 und 1228 muß nahe der Quelle der Spree jenes Gersdorf gegründet worden sein, dass der Oberlausitzer Industriestadt später seinen Namen leihen würde. Doch ist vom alten Gersdorf kaum etwas bekannt.

    Nur dass das Dörflein um 1306 dem Bautzner Land unterstanden und um 1319 wie die ganze Oberlausitz zu Böhmen gehörte. Um 1344 soll es eine Kirche erhalten haben.

    Es geht die Sage, daß im Dorf eine Burg, die Lampelburg, gestanden habe, die mehr ein Ritterhof war und über welche die adlige Grundherrschaft ihre Macht ausübte. Die Burgbesitzer scheinen ein übles Völkchen gewesen zu sein, denn 1408 nannte man den Ort „Bösengerharsdorf“.

    Wahrscheinlich war diese Lampelburg eine (hölzerne) Wasserburg in den damaligen sumpfigen Niederungen nahe der Spree. Im April 1419 soll das „Raubschloss Lampelburg“ vernichtet worden sein.

    Anfang Juni 1429, im Zuge der Hussitenkrieg wurde das ganze Dorf mitsamt seines Kirchleins von den Hussiten dem Erdboden gleichgemacht.

    Der Sage nach habe der Anführer jener Hussiten einen Fluch ausgesprochen, der erst gebrochen werde, wenn ein Anhänger Hus’ den Ort wieder aufbauen würde.

    Tatsächlich lag die Gegend 228 Jahre wüst und dichter Wald überwucherte jenen Ort. Erst nach dem 30 jährigen Krieg als in Böhmen die Gegenreformation drastisch gegen alle evangelisch Gläubigen vorging und viele des Landes flohen, entstand der Ort auf’s Neue.

    Aus dem grenznahen böhmischen Gebiet, dass eine Zeit lang den evangelischen Glauben noch duldete, nun wieder streng katholisch wurde, flüchteten Bewohner ins benachbarte Sachsen, dass mehrheitlich evangelisch war. Auch die Oberlausitz war 1635 an Sachsen gefallen, blieb aber bis 1815 noch Lehen der Böhmischen Krone – verworrene lokale Besitzverhältnisse noch dazu.

    Wappen Neugersdorf

    Damit böhmischer Adel seine nicht wieder katholisch werden wollenden Untertanen nicht einfach verliert, siedelte er dieser kurzerhand auf seinen Ländereien in Sachsen an. So bekamen viele Grenzorte starken Zuzug durch böhmische Exulanten und es entstanden gar neue Orte wie Neusalza oder Neu-Gersdorf.

    Und damit erfüllte sich quasi jener Fluch: Glaubensflüchtlinge aus Böhmen erreichteten 1657 ungefähr dort, wo einst Gersdorf gelegen hatte, eine Dorfschaft in dichtem Walde und schufen mit Ausdauer, Mut und ihrer Hände Arbeit allen Widrigkeiten zum Trotz einen prosperierenden Ort.

    Vor der Wende war Neugersdorf ein Zentrum der Textilindustrie. Stoffe, wie auch Webmaschinen wurde in Länder der ganzen Welt exportiert. Heute spielen nur noch Stahlbau und Möbelindustrie größere Rolle …

    s. Chronik von 1857

    Sauf-Palme

    Jeder Ort, jede Zeit hat so sein Unikum. In den 30er, 40er Jahren war das in Neugersdorf ein gewisser Palme, „Sauf-Palme“ genannt.

    Gewitzt und nicht auf den Kopf gefallen, gelangen ihm gerade wenn er angeblich sturzbetrunken war riskante Streiche. So torkelte er während der Nazizeit einmal lauthals krakelend, von „Stadt Zittau“ kommend die Hauptstraße hinunter Richtung Bahnhof: „Iiich scheiß’ uff’n Führer, ich scheiß’ uff’n Führer !“

    Da dauerte es nicht lange, das der Schutzmann ihn anhielt. Palme blies dem seine Fahne ins Gesicht und fauchte: „Ich scheiß’ uff’n Vierer, ich fohr ’mim Fimfer !“

    Wie es heißt, kannte der Polizist den Typ und ließ ihn mit einer Verwarnung davon kommen …

    um 1945

    Nurmi

    Warum ihn alle „Nurmi“ nannten, weiß ich nicht. So schnell wie der legendäre finnische Läufer war er nicht. Aber Bademeister im Volksbad und als solcher sehr beliebt. Streng und aufmerksam, aber eine Seele von Mensch.

    Er hatte nur ein Manko – er war Kleptomane. Stand irgendwo unbeaufsichtigt ein „herrenloses Fahrrad“ herum, wurde es seins. Ich habe ihn nie auf dem Rad gesehen und er hat auch nie etwas anderes mitgehen lassen als Fahrräder, aber sein Schuppen war meistens voll davon.

    Wenn bei der Polizei die Klagen sich häuften, wurde der ABV mal wieder zu Nurmi geschickt, den Schuppen auszuräumen. Ob sowas der Grund war, dass der Bürgermeister ihn als Bademeister entlassen musste, weiß ich nicht. Vielleicht war es auch sein Alter.

    Faschingsgarde

    Aber Nurmi war ein kräftiger, gut gebauter Mann, auch im reiferen Alter. Beim Fasching in „Stadt Zittau“ hat er ein Bierfass mit gestreckten Armen von der Tür durch den Saal zum Elferrat getragen. Und als zwei der jugoslawischen Gastarbeiter, die bei Zwistigkeiten rasch ein Messer zur Hand hatten, beim Biertrinken in Streit gerieten, ging Nurmi zwischen die Kampfhähne, knallte ihre Köppe aneinander, klemmte die sich dann unter die Arme und schleifte die Beiden vor die Tür. Ruhe war !

    um 1970