Unsere Gewässer

Notizen vom waſſerarmen Neugersdorf

Teiche und Bäche

Die Ansiedlung des Ortes konnte nur da geschehen, wo den Bewohnern dauerhaft ausreichender Zugriff auf Wasser möglich war. Der Wassermangel führte dazu, dass jedes Rinnsal aufgestaut und in kleinen Teichen gesammelt wurde. An fast jedem Haus gab es früher einen Born und besonders am Beerberg sowie Hutungsberge stand vor beinahe jedem Haus eine Plumpe.

Mit der Industrialisierung stieg der Wasserbedarf enorm und an jeder Großfabrik wurden Tiefbrunnen und Speicherteiche angelegt.
Für die Brandbekämpfung gab es im ganzen Ortsbild kleine Löschwasserteiche.

Erst der Bau des Wasserturms (1928) sorgte für eine gewisse Entspannung; dennoch konnte die Situation kritisch werden – im regenarmen Jahren oder heißen Sommern.

Meine Karte vom ursprünglichen Gersdorf vor seiner Zerstörung 1429 ist daher mit Vorsicht zu betrachten, fußt aber auf der Überlegung, dass die (sicher sehr dünne) Besiedlung nur entlang der lokalen Gewässer sich ausbreiten konnte zwischen 1. urkundlicher Erwähnung (1306) und Zersörung durch die Hussiten …

Die in der Box unten auswählbaren Gewässer werden auf der Karte farbig hervorgehoben.

Hellblau dargestellte Objekte stellen frühere Ausbreitung dar, dunkelblaue die heutige Lage.

Teiche

  • Blattbilder-T.
  • Bräuerwiesen-T.
  • Fabrikteiche
  • Feuerlösch-T.
  • Große Fischl-T.
  • Kirchteich
  • Kleine Fischl-T.
  • Kranichpfütze
  • Kuhtränke
  • Lehmgrube, Kiesgr.t.
  • Mittelteich
  • Mühlteich
  • Spreeteich
  • Schilfpfütze
  • Teiche der Umgebung
  • Volksbadteich
  • Bäche

  • Bäche naher Umgebung
  • Kaltbach
  • Spree
  • 4 Dorfbäche
  • Der gegen 1765 angelegte, historisch bedeutsame Spreeteich ist aus dem heutigen Ortsbild verschwunden, denn bereits um 1804 lag er völlig trocken.

    Ob es einen ähnlichen auch schon vor 1429 im alten Gersdorf gab, ist offen. Damals, zu Ende des 13. Jh. als die Besiedlung der Region durch Deutsche einsetzte, war die Region stark bewaldet und in Niederungen wesentlich sumpfiger. Die in der Ortschronik erwähnte Lampelburg war mit Sicherheit eine Art „Wasserschloss“ (eine befestigte Wasserburg inmitten von Sumpfland und Teichen) …

    Der große Teich in der Aue hatte verschiedene Namen: alte Karten nennen ihn Wahlteich, später hieß er Roter Mühlteich – einer ziegelgedeckten Wassermühle wegen.

    Mühlteich anno 1805

    Auch dieser große langjährig industriell genutzte Teich trug verschiedene Namen: Schloßteich (wegen seiner Nähe zur einstigen »Lampelburg«), Niederer Mühlteich, Herzog-Mühlteich (da er die Herzog-Mühle versorgte), Bloadbinderteich (weil der Gründer der Textilfirma C. G. Hoffmann ursprünglich Blattbinder war) …

    Dieser Teich wurde mehrfach ausgebessert, um den Wasserbedarf der Textilindustrie decken zu können, und mit einem Damm gesichert, da Starkregen wiederholt zu Überschwemmung der tiefer liegenden Häuser an der Burggasse führten.

    Der Kirchteich gehört zu den ältesten Gewässern im Ortsbild.

    Da er am Beginn jener Weiherkette an der einstigen Grenze zwischen Alt- und Neu-Gersdorf lag, wurde er nach Gründung und steter Erweiterung der Textil-Fa. Klippel auch am stärksten durch Färbereiabwässer verschmutzt …

    Der jüngste Teich der Reihe entlang der früheren Ortsgrenze zwischen Alt- und Neugersdorf wurde um 1920 angelegt, um den Wasserbedarf der Fa. Klippel zu decken.

    In seiner Nähe stand von 1691 bis 1863 die Ortsbild prägende Hohlfeld-Mühle (nach 1970 wurde gar das Wohnhaus abgerissen) …

    Hohlfeldmühle 1964

    Schon um 1710 nannte man sie des schlechten Zustandes wegen »Pfockenmühle« – da half auch der Versuch nicht, dass Mahlgeschäft durch eine auf dem Hausdach aufgesetzte Windmühle aufzubessern (1819 – 1863).

    Auf Initiative des Naturvereins wurde um 1909 ein Becken zur Stauung des Spreewassers angelegt. Seit 1911 hat das Schwimmbad einen Sprungturm und 1926 erfolgte der Umbau in die heutige Dimension, 1983 ein überfälliger Umbau und 1991 die jüngste Sanierung nach schwerer Überschwemmung.

    Ein kleiner, anfangs als Gondelteich genutzter Teich daneben wurde mit Zulauf aus Eibauer Flur gespeist. Ein Pavillon lädt seit 1927 hungrige Gäste zum Besuch – und seit 1997 bedarf es dafür keines Eintritts als Badegast …

    Vor dem Volksbad befindet sich seit 1888 die verlegte Quelle der Spree …

    Spreequelle

    1887 wurden im Höllegrund mehrere Teiche zur Versorgung der Fa. C. G. Rudolf samt Wasserpumpwerk angelegt, da die förderbare Wassermenge aus dem Brunnen am Eiskellerberg nicht ausreichte.

    Um 1940 wurden zusätzlich die Großen Fischteiche rechtsseitig der Staatsstraße angelegt.

    1882
    1914
    1935
    1941

    In den 1990er Jahren wurden die Teiche nach Reinigung und Befestigung wieder der Fischzucht übergeben.

    Anscheinend erst nach 1945 wurden – etwa an der Kreuzung Ferdinandsteig / Roscherweg – die sog. »Kleinen Fischl-Teiche« angelegt, eine Ansammlung kleiner Zierfischteiche mit Blockhütte in einem gartenartig gestalteten Waldstück.

    Leider ist inzwischen die Fläche verwildert und von früherer Blumenpracht kaum etwas geblieben.

    Mit dem Übergang der Hausweberei zur industriellen Manufaktur und dem Aufkommen von Dampfmaschinen stieg der Bedarf der sich entwickelnden Textilindustrie an Brauch- und Nutzwasser. Jeder größere Betrieb legte deshalb Speicherteiche an von denen nicht alle erhalten sind …

    Der bereits seit Wiedergründung von Neu-Gersdorf herrschende Mangel an Löschwasser führte zur Anlage vieler kleiner Teichlein, die im Bedarfsfalle der Brandbekämpfung dienten.

    Die tw. nur 3 × 3 m großen Wasserlöcher wurden im letzten Jahrhundert verfüllt, nachdem einige spielende Kinder darin zu Schaden kamen …

    Der Hetzeteich gehört zwar nicht zur Gersdorfer Flur, doch fühlten sich viele Hetzwalder dem Ort verbunden. Und die Angler schätzten ihn erst recht …

    Der Silberteich liegt (außerhalb der Karte) auf Seifhennersdorfer Territorium, war aber für die „Bergschn“ das bevorzugte Badeziel gegenüber dem entfernteren Volksbad.

    Auf Eibauer Flur lockte manchen Abenteurer die Schamotte zum Bade …

    Die älteste Spreequelle ist der auf Ebersbacher Flur gelegene Spreeborn.

    Die ergiebigste Spreequelle liegt vor dem Volksbad; sie wurde 1889 von ihrer ursprünglichen Stelle (×) auf den damaligen Pfarrwiedemuth-Wiesen hierher verlegt.

    Die 4 namenlosen, linksseitigen Spreezuflüsse im Quellgebiet kommen von den Hängen des Hutungsberges. Sie sind heutigentags fast vollständig verrohrt.

    Seit der Gründungszeit bis etwa 1870 lagen sie weitgehend offen und wurden für die Speicherung in Löschteichen genutzt.

    Um 1856 erhielt die Herzog-Mühle einen extra Ablauf zum (Roter) Mühlteich: den Flutgraben (Mühlgraben).

    Am Südhang des Hutungsberges entspringen mehrere Rinnsale, die sich zum Kaltbach vereinen und über Seifhennersdorf der Mandau zustreben.

    Künstlich angelegte Gräben entwässern das früher sumpfige Gebiet nahe dem Dreiecker ebenfalls in den Kaltbach, so dass sich seine „Quelle“ nunmehr in das Waldgebiet des einstigen »Schilfpfützenteiches« verlagert.

    Nahe Hetzwalde entspringt im Gelände einer früheren Lehmgrube der Leutersdorfer Bach, von alten Leuten im Oberlauf auch »Schnauder« genannt.

    Das ebenfalls außerhalb der Karte gelegene Landwasser entspringt auf der »Löbauer Wiese« südlich Walddorf und quert Eibau Richtung Mandau.

    Auf böhmischem Gebiet, am Westhang des Butterberges (Vyhlídka) entspringt der Jiříkov (Georgswalde) durchfließende Ritterbach (Jiříkovský potok), früher auch Auewasser genannt.

    Zwei kleinerere Ableger entspringen am Nordhang, wovon einer seit 1459 den (heute verrohrten) Grenzbach bildet.

    Bis 1790 lag das ursprünglich größere Gewässer vollkommen im Walde. Diese frühere Viehtränke spielt eine Rolle bei der Wahl des Ortes für sein Wappen, da sich zur Zeit der Wiedererbauung Alt-Gersdorfs ein Kranich da aufgehalten habe.

    Von der einstigen enorm ausgedehnten, sumpfigen Fläche ist nichts mehr verblieben. Eine frühere Lehmgrube mit Ziegelei auf Leutersdorfer Flur hat den Feuchtwiesen das Wasser abgegraben.
    Nur ein winziger Löschteich innerhalb der namenstragenden Kleingartenanlage erinnert an dieses Gewässer.

    Nahe dem Dreiecker existierte bis ca. 1820 im Waldgebiet südlich der Alt-Gersdorfer Flur der Schilfpfützenteich.

    Schilfpfütze am Dreieckerstein anno 1805

    Davon ist nur ein moorig-sumpfiges Waldgelände geblieben.

    Mit Auflassung der lokalen Lehm- oder Kiesgruben sowie der Steinbrüche am Alt-Gersdorfer Kretscham, am Beerberg und am Hutungsberg füllten sich Senken mit Wasser und dienten viele Jahre Lurchen und Wasserinsekten als Biotop. Inzwischen sind die Gewässer meist verlandet oder verfüllt.

    In der früheren Lehmgrube nahe Neuwalde wurden sogar Karpfen ausgesetzt und gefangen.

    Auf der Bräuerwiese lag von ca. 1900 bis 1965 ein schilf­umrandeter Teich, in dem man sogar Krebse fangen konnte.

    Er wurde von umliegenden Anwohnern mit Asche, Schutt und Müll verfüllt …

    Auf halbem Wege zwischen Kirche und Spreeüberquerung – also auf Alt-Gersdorfer Hutung – befanden sich einige Viehtränkteiche.

    ehem. Bäckerei – Aufnahme 1964
    Blick über die Pfarrwiedemuth zur Hetzwalder Windmühle – Aufnahme 1903
    Aufnahme 1962