VI. Theil.
1721 ― 1889.
Kaplanſtiftung zu Sluenau. – Kirenbau zu Georgswalde und Ehrenberg. Sloßkaplanei. – Localie Fugau. – Johann Joſ. Philipp Graf von Harra. – Oeſterr. Erbfolgekrieg. – Ferd. Bonaventura Graf. v. Harra. – Handels- und Gewerbeſaen. – Strumpfwirkerei. – Spitalfundation. – Dritter ſleſiſer Krieg. – Robottſuldigkeiten und Geldabgaben in der Sluenauer Herrſaft. – Müllerordnung. – Sulzuſtände. – Leinen- und Baumwollfabriken. – Kirenangelegenheiten. – Kaiſ. Reform der Robott. – Bauernaufſtand 1775. – Ernſt Quido Graf von Harra. – Bairiſer Erbfolgekrieg. – Joh. Nepom. Graf v. Harra. – Friedhof. – Kaiſer Joſef II. – Auflöſung der Leinweberzunft. – Stand der Webſtühle. – Garn- und Leinwandbleien. – Fabriken auf der Sluenauer Domaine. – Brüderſaftsartikel der Suhmaergeſellen. – Poſtbote. – Geritsbarkeit. – Braubürger und Süen. – Prozeſs der brau- und nit brauberetigten Bürger. – Theuerung. – Grenzkordon. – Franz. Krieg 1809. – Finanzpatent 1811. – Befreiungskrieg 1813. – Neue Sule. – Töpfer gegen die Einfuhr ausländiſer Töpferwaaren auf inländiſen Jahrmärkten. – Herrſaftlie Armenkaſſa.– Ernſt Chriſtof Joſ. Graf von Harra. – Bauner Zins. – Gemeindevermögen 1834. – Sweidri Bergbau. – Straſſen. – Poſt. – Frz. Ernſt Graf von Harra. – Neuer Friedhof. – Kire zu Königswalde. – Kartoffelkrankheit. – Das Jahr 1848. – Einführung der politiſen und judiciellen Verwaltung. – Kriegsbefürtung wegen Preußen. – Sule. – Sparcaſſa. – Telegrafenamt. – 1866 Krieg. – Reisvolksſulgeſe. – Sulſaen. – Süleranzahl. – Humanitätsanſtalten. – Kaiſer Joſef II. Denkmal. – Stiftungen. – Pfarrer. – Ernſt Grumdt. – Geſäftlies.– Bahn. – Vereine. – Aemter.
aria Erneſtine von Harra war eine ſehr religiöſe und mildthätige Dame. Dieſelbe erbaute 1719 die Lindenkire näſt Römerſtadt, vordem das Spital zu Römerſtadt und iſt au große Wohlthäterin der Sluenauer Kire unter der eifrigen Fürſprae des Deant Johann Franz Sneider geweſen. Au wieß ſie für den Kaplan zu Sluenau unterm 18. Juli 1730 jährli 150 fl. an. Desgleien hat Genannte den Bau der ſteinernen Kire zu Georgswalde am 26. Juni 1724 begonnen und 1727 vollendet. Maria Erneſtine dotirte dieſe Kire und beſtimmte für den Pfarrer ein Subsidium cappellanisticum zur Unterhaltung eines Kaplans
wegen gemehrter Population der Gemeinde
mit jährl. 60 fl. rhein. 6 Faſs Bier, 4 Stri Korn und 4 Klafter harten Holzes laut Stiftungsurkunde ddto. Wien, den 3. September 1735.
Dieſelbe Herrin hat au die Kire, Pfarrei und Sule in Ehrenberg geſtiftet und dotirt. Bei der Sonderung der Rumburger von der Sluenauer Herrſaft 1567 wurde wie aus Naſtehendem erhellt Ehrenberg der Rumburger Kire einverleibt.
In den weißen gedrut Quatern anno 1567 am Mittwo na dem hl. Simon Judae sub Lit. M. 21 iſt in dem Sluenauer Theilzettel des Herrn von Sleini zu leſen:
…. die Leute in Ober Irenberk ſind mit dem Kirgange gegen Rumburg geben und au dahin ihren Dezam verehren.
Und sub. Lit. M. 3 heißt es in dem Rumburger Theilzettel des Heinri v. Sleini:
…. Allhier zu Rumburg iſt gelegen ein Kirlehn dahin zum Kirgang gewidmet Oberhennersdorf, Nieder- und Oberehrenberg die au ihren
Teamsdieſem verehren.
Die Beſwerniſſe des weiten Weges, beſonders im Winter zur Rumburger Kire, die bedeutende Vermehrung der Seelenzahl in Ehrenberg, (circa 2500) gab Veranlaſſung den Einwohnern daſelbſt zu einer ſelbſtändigen Kire zu verhelfen und ſowohl der Sluenauer Deant Johann Frz. Sneider, wie der damalige Sloßhauptmann Johann Saha unternahmen es, die Bitten der Ehrenberger der Frau Gräfin Maria Erneſtine von Harra zu unterbreiten und kräftigſt zu befürworten.
Na kurzer Zeit kam die Bewilligung. Sie beauftragte ihren Schloßhauptmann alles was benöthigt wird an Materialien und Geld ohne Umſtände auszufolgen. Dur viele Jahre hindru, anfangend von 1729 wurde mit dem Rumburger Litenſtein'ſen Förſter wegen der Ausſeidung der neu zu erritenden Pfarre Ehrenberg von Rumburg prozeſſirt, ohne daß ein guter Ausgang des Retshandels in Bälde zu erwarten geweſen wäre.
Um die eigene Seelſorge zu Ehrenberg eheſt zu ermöglien und die hartnäigen erbitterten Proteſtationen Rumburgs zu beendigen, gab Maria Erneſtine von Harra auf Anrathen des Biſofs von Leitmeri, Johann Adam Grafen Wratislaw von Mitrowi ihrem Sloßhauptmann zu Sluenau den Befehl, daß in aller Eile und Stille im Wald ein kleines hölzernes Kirlein angefertigt werde. Die Arbeit begann am 20. Mätz 1732 und ſon in der Nat zwiſen den 20. und 21. April, am weißen Sonntag 1732 wurde dieſe hölzerne Kie na Ehrenberg überführt, eiligſt aufgeritet, am 21. April Früh von P. Wilh. Franz Jäger biſöfl. Bezirksvicar und Deant zu Hainspa benedicirt und P. Gottfried Hage, Sloßkalplan in Sluenau als Adminiſtrator beſtellt.
Nun entbrannte der Streit umſo mätiger no 4 Jahre lang, allein eine Kire und Seelſorge war da und na damaliger Sitte mußte ein geweihter Pla mit Kire ſeiner Beſtimmung erhalten bleiben.
Am 17. Auguſt 1736 ließ Maria Erneſtine den Bau der jeigen ſteinernen Kire nebſt Pfarrhaus dur einen italieniſen Baumeiſter beginnen, das erſte Hoaltarbild Johann von Nepomuk anfertigen, beſtritt alle Koſten nahe an 30,000 fl., legte ein Kapital pro sartis tectis von 2000 fl., dann als Entſädigung für den Rumburger Pfarrer 1000 fl., beſaffte die Gloen, Meßgewänder und alle zum Gottesdienſte erforderlien Geräthe.
Maler Dominik Kindermann teſtierte der Fugauer Localie 1817:
fl. 2000. ― | Fundation, wofür allmonatli 1 hl. Meſſe für ihn und ſeine verſtorbenen Freunde geleſen werde. |
fl. 1040. ― | zur Unterhaltung des ewigen Lites. |
fl. 3040. ― | in Wiener Bank Obligt. |
Sie erritete überdieß eine Sloßkaplanei in Sluenau und dotirte dieſelbe reili, wofür der Sloßkaplan wöentli für ſie während ihrer Lebenszeit um eine glülie Sterbeſtunde, na ihrem Tode aber für ſie und ihre Ahnen des Dittriſtein'ſen Hauſes wöentli 5 hl. Meſſen aufopfern mußte. Dieſe mit Stiftungsurkunde ddto. Neapel 18. Juli 1730 erritete Sloßkaplaneiſtiftung wurde am 5. September 1730 biſöfli acceptirt und anno 1788 mit Zuſtimmung der berufenen Factoren na Fugau übertragen, um daſelbſt eine eigene Seelſorge unter dem Namen Localie zu kreiren. Am 30. November ward dieſe neue Kire eingeweiht und als erſter Localiſt Gottfried Früh beſtellt. Die Erhebung dieſer Localſeelſorge zur Pfarrei geſah im Jahre 1852. Graf Alois Thomas, Raymund von Harra erhielt am 23. Oktober 1728 die Ernennung zum Vizekönig von Neapel und Sicilien. Im Jahre 1731 erfolgte die Verlängerung genannter Stellung auf weitere 3 Jahre. Während dieſer Zeit übertrug derſelbe die Verwaltung ſeiner Güter in Oeſterrei ſeinem jüngſten Bruder Graf Johann Joſef Philipp von Harra, geboren 1678 geſt. 1764, Feldmarſall und ſpäter k. k. Hofkriegsrathspräſident, wie aus mehreren Erläſſen ſowie einer Recognotion, die er am 19. Auguſt 1733 dem Fürſten Anton von Lamberg ausſtellte, erhellt. Für Sluenau erließ Graf Joſef von Harra mehrere Polizeiverordnungen von deneu jene über die Faſingszeiten ddto. Wien, 21. Mai 1732 beſonderes Intereſſe erregt.
Der Streit der Dörfler wegen Aushüttung des Viehes und wegen den Wegen beendete Graf Joſef von Harra ebenfalls dur ein Decret und war ſtreng und unnaſitli bei begangenen Uebertretungen.
Na dem Tode Kaiſer Karl VI. bra der öſterreiiſe Erbfolgekrieg (1740 ― 1748) aus, weler die Anſprüe der Toter Karl's der Kaiſerin Maria Thereſia, auf ihr väterlies Erbe in Frage ſtellte. In den gleizeitig geführten beiden erſten ſleſiſen Kriegen (1740 ― 1745) verlor Oeſterrei das ſöne Sleſien an den preußiſen König Friedri II.
Zu wiederholten Malen berührten dieſe Kriegsereigniſſe unmittelbar au Sluenauer Boden. So wurde im Jahre 1740 die Stadt beſet, große Requiſitionen, Brandſaungen und zahlreie Recruten ſtellig gemat, was großen Jammer herbeiführte. Ebenſo durzogen viele Regimenter des folgendes Jahres das Stadtgebiet. In dieſer Zeit braten Brandenburger Soldaten Kartoffeln na Böhmen und zwar in die Elbgegend, von wo ſole bald na hier kamen, um anfängli freili nur auf einzelnen Kuelbeeten
gepflanzt zu werden.
Im 2ten ſleſiſen Kriege (1744 ― 45), hervorgerufen dur Friedri II., weler um ſeinen ſleſiſen Ländergewinn bangte, da ſi Oeſterrei dur mehrere Bündniſſe geſtärkt hatte, gab es in Sluenau große Militärdurzüge und Brandſaungen, wodur die Stadt in große Sulden kam, zu deren Tilgung die Gemeindehölzer
gefällt und Realitäten verpfändet wurden.
Maria Erneſtine von Harra war bis zum Tode ihres Gatten Alois Thomas Raymund von Harra, weler am 7. November 1742 eintrat nur ſelten und auf kurze Zeit in Sluenau. Von da aber kam ſie öfter für längere Dauer und blieb den Armen wie Kranken eine liebe Tröſterin. Ihr Wohlthätigkeitsſinn war außerordentli und tief beweint wurde ihr am 30. Jänner 1745 erfolgtes Ableben.
Als Erbe übernahm ihr Stiefſohn Ferdinand Bonaventura Graf von Harra, geboren am 11. April 1708, geheimer Rath, Staats- und Conferenzminiſter, Reishofretspräſident und Ritter des goldenen Vlieſſes ꝛc. die Herrſaft Sluenau.
Die Noth war unter ſeinen Unterthanen groß. Mit unermüdlier Sorgfalt und practiſem Bli ſute Ferdinand Bonaventura Graf von Harra zu helfen, wo er konnte.
Am 11. Juni 1745 beſtätigte er die Privilegien der Stadt, begünſtigte ſtädtiſe Angelegenheiten und widmete ſein beſonderes Augenmerk dem Handel wie den Zünften.
Anno 1746 ſete derſelbe den Stuhlzins der Leinweber jährli pro Stü auf 2 kaiſerlie Groſen feſt und betrug demna die Summe der jährlien Abgabe der Leinweber an die Obrigkeit für 210 Webſtühle 21 Gulden.
Die Beſitigung der Leinwand beſorgten 4 geſworene Saumeiſter und war an das herrſaftlie Rentamt von jedem Stü Leinwand 1 guter Groſen abzuführen; über 2100 Stü beſahen 1746 die Saumeiſter.
Auf Betreiben Ferdinand Bonaventura Graf von Harra iſt Georgswalde von Kaiſerin Maria Thereſia ddto. Wien am 7. November 1753 zum Stadtl erhoben worden und erhielt dieſer Ort au die Bewilligung, eigene Zünfte zu erriten; der bisher gehaltene wöentlie Garn- und Leinwandmarkt fand auf's Neue die kaiſerlie Beſtätigung.
Ein Vorſlag des Gutsherrn anno 1755, wie künftig die auf der Herrſaft Sluenau befindlien Handwerker zu den Laden eingetheilt werden könnten. gieng dahin, daß die
Leinweber | 336 | Mann 1 Lade bilden | |
Tiſler | 5 | 15 | Mann 1 Lade bilden |
Binder | 3 | ||
Dresler | 3 | ||
Glaſer | 3 | ||
Töpfer | 1 | ||
Maurer | 7 | 9 | Mann 1 Lade bilden |
Steinmeer | 2 | ||
Fleiſhaer | 7 | 8 | Mann 1 Lade bilden |
Seifenſieder | 1 | ||
Weißbäer | 20 | Mann 1 Lade bilden | |
Sneider | 7 | 14 | Mann 1 Lade bilden |
Sloſſer | 3 | ||
Snallenmaer | 1 | ||
Wagner u. Geſtellmaer | 3 | ||
Beutler und Handſuhmaer | 14 | Mann 1 Lade bilden | |
Suhmaer | 11 | Mann 1 Lade bilden | |
Strumpfwirker | 6 | Mann 1 Lade bilden | |
Riemer | 2 | 6 | Mann 1 Lade bilden |
Sattler | 2 | ||
Seiler | 2 |
Do weigerten die Handwerker eine ſole Vereinigung und ganz beſonders jene, wele auf alte Innungsprivilegien ſi ſtüen konnten.
Um Handel wie Gewerbe mehr und mehr zu heben hatte Kaiſerin Maria Thereſia ſon in Jahre 1749 in dem Commerz-Directorium zu Wien eine oberſte Handels- und Gewerbsbehörde creirt, au mittelſt Reſcripts vom 25. Juni 1753 in Böhmen ein ſeparates Manufactur-Collegium erritet, weles aber 1757 wieder behoben wurde. Die Strumpfwirkerei, ſon wenige Jahrzehnte na Erfindung des Strumpfwirkerſtuhles dur William Lee 1589 in Böhmen eingeführt und dur Kaiſer Ferdinand II. mit gewiſſen Privilegien bedat, bürgerte ſi au zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Sluenauer Herrſaft und zwar zuerſt in Georgswalde ein, ohne aber bezünftet zu ſein.
Die Zunftverſaffung, beſtehend in 25 Artikeln, erlangten die Elteſten Ze- und andere Meiſter der ehrſamen Strumpfwirkerzunft der Sluenauer Herrſaft aus dem Marktfleen Georgswalde
von Kaiſerin Maria Thereſia mittelſt Majeſtätsbrief ddto. Prager Sloß am 24. Feber 1756.
Ganz beſonders gewogen erwieß ſi Graf Ferdinand Bonaventura von Harra der Stadt Sluenau gegenüber und iſt ihm au die neue Beſtiftung des Spitals zu danken.
Unter'm 25. Juli 1624 hatte Graf Wolfgang von Mannsfeld das Sluenauer Spital mit einer Fundation von 3000 So meißn. Währung, jedes So zu 70 Kreuzer und den Kreuzer zu 6 kleinen Pfennigen gerenet, demna 3500 fl. bedat und beſtimmt, daß dieſes Spital entweder von den Beſiern der Herrſaft Sluenau ſier angelegt, oder aber aus den Sluenauer Renten mit 6% für immer nähernde Zeiten verintereſſiret werden ſollte.
Vermuthli wegen des Swedenkrieges, weler die Herrſaft Sluenau ſehr hart mitnahm, konnte jedo von anno 1630 an Wolfgang von Mannsfeld keine Zinſen bezahlen und au ſeine Nafolger verſtanden ſi nit zur Entritung dieſer jährlien Intereſſen. Um nun den heilſamen Intentionen des Herrn Grafen von Mannsfeld ſeeligſter Gedätnis
und dem Wunſe ſeiner Stiefmutter Frau Erneſtine von Harra geborene Dittriſtein, wele ſolen in einem Teſtamentscodicill vom 13. November 1744 niederlegte zu entſpreen, entſloß ſi Ferdinand Graf von Harra mittelſt Fundationsinſtrument ddto. Wien am 24. Juni 1752 dem Sluenauer Spital ein Capital von 1500 So meißn. oder 1700 fl. zu verſreiben. Und zwar nur daum die Hälfte des vom Grafen Mannsfeld legirten Capitals, weil die Herrſaft Hainspa vermög des zwiſen der Frau Sophia Agnes verwittweten Fürſtin von Dittriſtein dann deren Kindern weiland der Frau Sweſter Chriſtina Eliſabeth Trautſon Gräfin zu Falkenſtein bei Separation der Herrſaft Hainspa und Sluenau ddto. Hainspa den 29. October 1663 erriteten und in der prager königl. Landtafel den 24. September 1665 einverleibten Theilzettels § 9 die andere Hälfte zu tragen verbunden iſt, wie dann au dem ſieren Vernehmen na des dermals no lebenden Herrn Grafen Leopold von Salm weiland Herrn Vater als vormaliger Inhaber der Herrſaft Hainspa für den Antheil dieſer Herrſaft der Graf Mannsfeld'ſen Fundation dur das zu Hainspa erreitete Spital vollkommen Genugthuung geleiſtet haben ſolle.
Leopold Graf zu Salm Reiferſeidt, Herr zu Hainspa, geb. am 13. Juli 1699, geſt. 1757, war k. k. Generalfeldmarſall und dreimal verheirathet mit:
M. Anna Gräfin Althan † 11. April 1743.
M. Anna Gräfin Auersperg † 2. Feber 1744.
Carolina Gräfin Dittriſtein † 23. Juli 1790; unter ihr wurde das Dorf Karolinsthal gegründet.
Leopold von Salm Reiferſeidt erbaute das Hainspaer Sloſs nebſt Kapelle 1737, die Wölmsdorfer Kire zu Maria Himmelfahrt 1731. Unter ſeinem Nafolfer Franz Wenzel Graf zu Salm Reiferſeidt, geb, 6. März 1747, geſt. 1802, verheirathet (7. Mai 1770) mit Walpurga Gräfin v. Sternberg, wurde das Sönauer Kirſpiel – nadem es beinahe 100 Jahre vom Hainspaer Deant in spiritualibus adminiſtrirt und weſelweis mit Hainspa den Gottesdienſt gehalten – wieder ſelbſtändig und no 1780 der Grundſtein zum Pfarrhauſe gelegt. Seiner Gattin zu Ehren erbaute Graf Franz Wenzel im Jahre 1771 das Jagdſloſs Sternberg.
Nun iſt zwar:
„2.) na der gematen Ausrenung ein beträtlies Quantum ausgefallen, weles an dem verſeſſenen Intereſſe von obigen Mannsfeld'ſen Capital der 3000 So dem Spital zu erſeen kommet. Vadem aber von ſolen mit Gutbefund des dermaligen Sluenauer Herrn Deants und anderen Theologorum das ſowohl denen Spitälern, als au verſiedenen Hausarmen, Unterthanen von Zeit zur Zeit aus denen ſluenauer Renten Gereite allmaßen abgezogen worden, ſo verbleiben zwar anno Sluenauer Seits dem Spital zu erſeen 7775 fl. von welen jedo zu Einritung eines bequemen Spital 3025 fl. mit dieſer Ausnahme abgeſlagen und vorbehalten werden, daß ſofern von dieſen leteren Quanto na Zuſtandbringung des Spitals etwas überbleiben und erſparet werden ſollte, ſoles als ein dem Spital zugewaſenes Capital angeſehen und na der nafolgenden Dispoſition aus den Sluenauer Renten verintereſſiret werden ſollte, worüber allenfalls i au mit ſeiner Zeit die weitere ſriftlie Verſierung zu geben entſloſſen bin; und es werden ſolemna
3.) na Abzug dieſer 3025 fl. von obigen 7775 fl. anno 4750 fl. dem Spital zum Beſten verbleiben, wele dann nebſt obigen 1750 fl. dann denen 500 fl., wele mir von meinem verſtorbenen Sluenauer Hauptmann Johann Georg Saha legiret, von mir aber dem Spital geſenket worden ein Capital pr. 7000 fl. ausmaen und aus den Sluenauer Renten a dato näſtkünftigen St. Jacobi, das iſt den 25. Juli dieſes laufenden 1752er Jahres zu immerwährenden Zeiten mit 6 % dem Spital zu verintereſſiren kommen, alſo zwar, daſs meine Herren Nafolger in die Herrſaft Sluenau keinerdings befügt ſein ſollen, dieſes Capital anders wohin gegen obigen Intereſſe anzulegen, ſondern es ſolle ſoles bei der Herrſaft Sluenau in perpetuum anliegen und verſiert verbleiben.
4.) Soll das Intereſſe aus denen Renten na der von Herrn Wolfgang Grafen von Mannsfeld gematen Dispoſition die eine Hälfte am hl. Jacobi und die andere an Litmeſs Tag und zwar jedesmal pr. 210 fl. zu der Spitalcaſſa abgeführet und ſoles ſammt denen übrigen Einkünften dieſes Spitals gemeinſaftli verrenet werden; Weilen aber
5.) das Sluenauer Spital ohnehin in Capital ein ſönes Vermögen beſit: ſo ſolle ſowohl von dieſem als au von obigen Capital mit wel leterem die Sluenauer Renten afficiret werden und zwar
6.) kommen 12 Spitäler, 6 Männer und 6 Weiber zu unterhalten, deren jeglien täglien 5 Kreuer zum Unterhalt gereiet werden ſollen, worunter aber der Spritalvater |: deſſen Suldigkeit in einer beſonderen Inſtruction ausgemeſſen wird :| 6 kr. zu genießen hat.““
Graf Ferdinand Bonaventura von Harra gewährte au ſeinen Unterthanen vielfae Robotterleiterungen, ließ die Ablöſung der Robott gegen billige Geldentſädigung zu und unterſtüte auf ſeiner Herrſaft die Bedrängten in munificenter Weiſe.
Da nahte im Jahre 1756 abermals ein langwieriger, verheerender Krieg, der dritte ſleſiſe, der ſiebenjährige Krieg, weler insbeſondere in den Jahren 1756/60 unſere Bezirke ſwer bedrüte. Bereits 1756 kamen ſtarke militäriſe Einquartierungen.
Zum Entſae des ſäſiſen Lagers bei Königſtein marſirte ein öſterreiiſes Corps unter Generalfeldmarſall Grafen Braun aus dem Lager bei Budin über Wernſtadt, Kamni, Rumburg, Sluenau und Hainspa, hielt am 12. October bei Neuſtadt Raſttag und rüte bis Mitteldorf unweit Sandau vor. Da die Oeſterreier daſelbſt auf unerwartete Swierigkeiten ſtießen, giengen ſie am 14. Früh um 9 Uhr auf demſelben Wege wieder zurü. Eine größere preußiſe Huſarenpatrouille ſoll am 24. October über Gersdorf na Georgswalde gekommen ſein und ſtark requirirt haben.
Im Jahre 1757 fielen Friedri II. und Feldmarſall Swerin von Saſen und Gla her in Böhmen ein, während in der Nat vom 9. zum 10. März ein preußiſes Armeecorps unter dem Prinzen Braunſweig-Bevern die böhmiſ-ſleſiſe Grenze überſritt.
Vom Hauptquartier Neuſtadt aus ſrieb Prinz Heinri über den Einbru der Truppen in Böhmen an den preuß. König unter'm 17. April 1757:
Die von Dresden abgegangen Regimenter ſind Mittags hier eingetroffen und der General Manſtein iſt um 1 Uhr angekommen. Der Major Kleiſt mit 300 Huſaren iſt ſofort bis Hainspa vorgedrungen, worauf ſi ſoglei ungefähr 50 Croaten und ebenſoviele Huſaren hinter das Dorf auf eine Anhöhe zurüzogen. Man konnte heute nit weiter vordringen, aber morgen hoffe i, daß wir bis Sluenau gehen können.
Der Vorſteher von Lobendau, eines Dorfes auf böhmiſen Territorium, den i kommen ließ, nannte mir alle die Punkte, wele die Truppen von Hainspa bis na Rumburg beſet haben; derſelbe behauptet, daſs es von Gabel bis Rumburg 40,000 Mann ſeien, woran i ſehr zweifle. Morgen aber werde i Ihnen das genaue Ergebnis ſenden, weles i aus der mit ihm abgehaltenen Unterredung entnommen habe.
Weiter ſrieb Prinz Heinri ddto Neuſtadt 18. April 1757:
Das Regiment des Markgrafen Carl, 300 Dragoner und 300 Huſaren ſind dieſen Vormittag na Hainspa marſirt, 60 Huſaren und ebenſoviele Croaten zogen ſi hinter das Dorf auf eine Anhöhe zurü, ein Major mit 200 Mann des Regimentes Markgraf Carl beſeten ſofort das Sloſs in Hainspa und der Major Kleiſt iſt mit den Huſaren bis na Sönau, einem Dorfe, eine viertel Meile von Sluenau gelegen, vorgeſtoßen, in welem Dorfe er auf die feindlien Huſaren ſtieß, wele 1 Todten, 1 Bleſſirten, zwei verwundete Pferde hatten und 2 Mann wurden zu Gefangenen gemat. Der Eine (Bleſſirte), die beiden Officire waren vom Regiment Hadik. I konnte nit mehr weiter vordringen, weil das Land dit bewaldet iſt und die Zahl der Panduren ſi vermehrte, was mi vermuthen ließ, daſs es mögli wäre, ihnen von Rumburg oder von Sluenau aus Hilfe zu ſenden und i halte dafür, weniger zu riskiren, als viele Mannſaft zu verlieren, wie Sie mir au ausdrüli befohlen haben. Unſere Huſaren haben keinen Verluſt gehabt. Die Sloſsherrſaft in Hainspa hat für die Truppe Oſen beigeſtellt, da ſie weder Pferde no Wagen haben, um das Bier und die Furrage weiter zu transportiren, wele i ihnen abverlangte. Sie braten als Grund vor, daſs ſie verpflitet waren, ein Magazin von Rumburg na Kreibi zu transportiren, weshalb ſie für den Reſt keine Wagen mehr hätten.
Das hat mir der Unteroffizier beſtätigt, welen man gefangen hat. I habe für Namittags in Sluenau 60 Quartiere und in den benabarten Dörfern für 12,000 Mann Quartiere befohlen. Morgen werde i ein Detaement na Sebni und deſſen Umgebung ſenden, weler Ort in Saſen gelegen iſt; dieß iſt inzwiſen das einzige Mittel, von wo i aus Tetſen, Hohenleipa, Kamni ꝛc. Nariten erfahren könnte und wenn die Difiléen, wele auf dieſer Seite fürterli ſein ſollen, dem Major Kleiſt geſtatten ſi hineinzuwegen, ſo würde es in dieſem Falle mögli ſein, dadur na Böhmen zu gelangen, nur um ſiere Nariten zu haben.
Ein ferneres Sreiben ſendet Prinz Heinri ddto Neuſtadt 19. April 1757:
Der Oberſt Putkammer des Regiments von Bevern iſt heute mit 500 Mann und der Major Kleiſt mit 100 Dragonern und 100 Huſaren bis in Sebni geweſen, der letere ſogar bis in Unter-Einſiedel in Böhmen, wo er einige Huſaren antraf, die ſi aber ſofort zurüzogen.
Die Croaten und Huſaren haben ſi ſeit geſtern in Hainspa vermehrt, man ſagt, daß die rüwärtigen Dörfer von Truppen angefüllt ſeien, aber das wird mehr nur ein Theil des Regimentes von Spleny ſein, weler die bei Hainspa unterſtüen ſoll; in dem Walde zwiſen Hainspa und Sluenau haben meine Patrouillen die Watfeuer der Panduren geſehen. Der Marſall Braun ſoll abgereiſt ſein und Dienſtags Prag paſſirt haben, man erwartet ihn in 5 oder 6 Tagen wieder zurü, in Lobendau wird erzählt, daſs geſtern der Kanonendonner von Zittau her gehört wurde.
Einen nomaligen Berit geibt Prinz Heinri ddto Neuſtadt den 20. April 1757.
Geſtern Abends 8 Uhr ſandte i einen Major mit 200 Mann vom Regiment Markgraf Carl und eine Kanone na Hainspa. Der Major ließ gegen das Dorf 3 Kanonenſüſſe abgeben in der Abſit, ſie zu allarmiren undſie Glauben zu maen, daſs es Siegnale ſeien, wele man den anderen Corps gegeben habe. Es brannten mehrere Watfeuer und man hat wahrgenommen, daſs sie dort unter ſi Verwirrung hatten. Der Major Kleiſt, welem i eine Abtheilung ſeiner Huſaren ſandte, um zu traten, ſie zu überraſen, hat ſi wegen der in den benabarten Wäldern erſienenen Croaten nit gewagt weiter vorzurüen; es iſt gewiß, daß ſie ſi auf dieſer Seite hier ſeit vorgeſtern vermehrt haben.
Es wird verſiert, daß ſie auf dem Berge, weler ſi auf der Karte bei Sluenau verzeinet befindet, ſi verſanzen. Dieſe Nat wurde i verſtändigt, daſs 3000 Mann deutſer Infanterie ſon in Sönlinde angekommen ſeien ; aber i glauben, daſs dieß nur ein leeres Geſrei iſt, weles ſie erheben, um uns zu verhindern zu ihnen zu kommen.
Nunmehr wurde der volle Vormarſ befohlen. Theile von Friedris Armee zogen no am 30. April dur Sluenau, Rumburg, wele Städte Plünderung und Brandſaung anheimfielen.
Am 18. Juni 1757 erfot bei Kolin der kaiſerlie Oberfeldherr Daun den großen Sieg über Friedri II., deſſen Truppen nun in 2 Heerhaufen das Land zu räumen genöthigt waren. Gabel wurde ſon am 15. Juli von den Oeſterreiern zurü erobert. Nun mußte der Prinz von Preußen Auguſt Wilhelm das Lager bei Leipa verlaſſen und ſute über Kamni, Kreibi, wo ſeine Soldateska 20 Häuſer einäſerte, Georgenthal, Rumburg und Unterhennersdorf, das am 21. Juli erreit ward, na Zittau zu entkommen, in weler Stadt eine ſtarke preußiſe Beſaung lag. Allein die Oeſterreier, wele direct von Gabel na Zittau zogen, kamen ihm zuvor, cernirten die Stadt bereits am 19. Juli, beſoſſen ſole, wobei 538 Häuſer nebſt Kire, Rathhaus in Trümmer fielen und nahmen Zittau am 23. Juli ein; do ließ man die Preußen über Löbau na Bauen entkommen.
Letere verloren bei ihrem Marſe von Leipa na Zittau viel Bagage und ihre Ponton's, weil ihre Wagen wegen der weiten Geleiſe (breitſpurig) dur die in Felſen gehauenen Wege nit durkommen konnten.
Am 4. August gieng über Rumburg das Nadaſtiſe Armeecorps, das aus 3 Regimentern beſatnd na Warnsdorf und in's Lager zu Herwigsdorf. Den 19. Auguſt kamen 2 Regimenter Cavallerie und 1 Trupp Kroaten über Warnsdorf, Zittau na Reienau. Am 29. und 30. Auguſt bezogen 20,000 Oeſterreier nebſt 4 ſäſiſe Dragoner-Regimenter Lager zwiſen Rumburg-Seifhennersdorf. Von Reienau bra die öſterr. Armee am 2. September gegen Sleſien auf und erfot bei Breslau einen glänzenden Sieg über die Preußen.
Na der Slat bei Leuthen, den 5. December 1757 zog ſi die öſterr. Armee wieder in unſere Gegend in die Winterquartiere zurü.
Der Herbſt des Jahres 1758 verwandelte die Rumburg-Sluenauer Gegend neuerdings in ein förmlies Kriegslager. In Folge des Ueberfalles von Hokiren am 14. October 1758, wo König Friedri dur den öſterr. Generalfeldmarſall Daun geſlagen wurde, kamen ſtarke Truppendurzüge über Sluenau.
Den 18. November marſirten die Oeſterreier von Seifhennersdorf über Rumburg na Sluenau. Am 12. Juli 1759 contribuirten preuß. Huſaren in Rumburg und nahmen den Bürgermeiſter wie Burghauptmann als Geiſel mit.
Im ſelben Jahre 1759 hatten öſterr. Truppen auf den Sluenau-Hainspaer Herrſaften das Winterquartier; die Rumburger Herrſaft belegte der öſterr. General Be am 6. November mit 7000 Mann Huſaren und Croaten. Den 25. November braten die Oeſterreier mehrere tauſend Preußen, wele bei Maxen unter General von Fink gefangen wurden dur Rumburg.
Die Unſummen, wele Freund und Feind verſlangen, waren faſt unerſwingli. Mit ungeſwäter Kraft wurde dieſer unheilvolle Krieg von beiden ſtreitenden Parteien bis 1763 fortgeführt. Die Ratificirung des Friedens zu Hubertsburg erfolgte den 15. Feber, do blieb Sleſien und die Grafſaft Gla Oeſterrei verloren. Wele Summe auf die Stadt Sluenau allein für verſiedentli aufgelaufene Unkoſten in dieſen Jahren der Kriegsdrangſale repartirt wurde, iſt aus dem Ausgleiszettel vom 2. Juli 1765 erſitli, worin es heißt:
Vermög der Peeltiſen Ausgleiung hat das Stadtl Sluenau vom 1. December 1757 ― 31. December 1759 zu denen 47827 fl. 29 kr. 2 ¾ Pf. Unkoſten beizutragen 10632 fl. 41 kr. 2 ¼ Pf.
Vermög der let gematen Ausgleiung vom 1. Jänner 1760 ― 30. Juni 1765 zu denen 65704 fl. 27 kr. 1 ½ Pf. Unkoſten beizutragen | 16303 fl. 57 kr. 3 Pf. |
26936 fl. 38 kr. 5¼ Pf. |
worauf die Stadt bis 2. Juli 1765 bereits 8368 fl. 21 kr. ½ Pf. erlegt hatte und weitere 18568 fl. 17 kr. 4 ¾ Pf. no zu bezahlen verpflitet war. Hierauf entritete Sluenau :
im April 1767 | fl. 4283 4 ¾Pf. |
im October 1767 | fl. 3000 ― |
im Juli 1768 | fl. 3000 ― |
und als Ausglei | fl. 4002 14 |
Der Ueberreſt wurde nageſehen. Die Bürger mußte, um die Contribution zu deen Felder und Wieſen verkaufen.
Ferdinand Bonaventura des heil. röm. Reisgrafen von Harra zu Rohrau, Herr der Herrſaften Sluenau, Großprieſen und Obermarkersdorf im Königrei Böhaimb, dann Janowi, Namieſt und Lüderzow im Markrgrafenthum Mähren wie au Freiſtadt im Erzherzogthum Oeſterrei, Erbland-Stallmeiſter in Oeſterrei Ob- und Unter der Enns, Ritter des goldenen Vlieſſes, Ihro k. k. apoſt. Majeſt. Cammerern, wirkli geheimer Rath, Conferenzminister und Reishofrathspräſident, ließ anno 1760 auf der Herrſaft Sluenau
neuerdings die abzuritenden Geldabgaben und Robottſuldigkeiten abfaſſen und ſind ſole wie folgt verzeinet:na den in dem obrigkeitlien Archiv uralt, glaubwürdig und authentiſen vorfindlien Urbarien und Zinsregiſtern
An Erbzins, Jagdgeld, Jagd-, Flas-, Breenverſonungsgeld, Flasgeld, Kornzins, Auen-, Tei-, Hühner-, Wieſen-, Waſſer-, Haus-, Walkmühlen-, Wae-, Landgab-, Elbwagen-, Reumizins, an Decen, Robott-, Su-, Spinnergeld, Inſeltzins, Zinsgetreide, Holz zu ſlagen, Brettklöer zu führen, Aertäge und Handtäge zu verriten, haben zu geben :
Stadtl Sluenau | Th. 197 17 8 |
Marktfle Georgswalde | Th. 98 3 1 ½ u. fl. 297 45 |
Altgeorgswalder Häusler | Th. 438 9 1 ½ |
Mittelgemeinder Häusler ſonſt Vorwerk genannt | Th. 159 19 8 |
Neugeorgswalder Häusler | Th. 94 3 4 |
Philippsdorfer Häusler | Th. 180 10 8 |
Wieſenthaler Häusler | Th. 132 13 4 |
Dorf Kaiſerswalde | Th. 111 5 11 ⅔ u. fl. 464 20 |
Häusler dto | Th. 277 20 9 |
Dorf Königswalde | Th. 128 16 4 ½ |
Häusler dto | Th. 311 6 5 |
Dorf Alt-Ehrenberg | Th. 75 23 5 |
Häusler dto | Th. 432 4 10 |
Dörfel Waldeer Häusler | Th. 14 23 4 |
Dorf Neu-Ehrenberger Häusler | Th. 388 18 10 |
Dörfel Herrnwald | Th. 35 15 11 ½ |
Dorf Kunnersdorf | Th. 77 20 4 ¾ |
Dorf Fürſtenwald | Th. 85 22 10 |
Dorf Neugrafenwald | Th. 184 16 ― |
Dorf Alt-Roſenhein | Th. 78 13 5⁴/₆ |
Häusler dto | Th. 49 10 9 |
Dorf Neu-Roſenhein | Th. 60 ― 4 |
Dorf Königshain | Th. 47 20 4 |
Dorf Harrasthal | Th. 34 21 4 |
Dorf Alt-Fugau | Th. 51 19 5 |
Dorf Neu-Fugau | Th. 139 ― ― |
Th. 3837 19 9 ½ u. fl. 761 65 |
Fernere Beſtimmungen waren :
- Die Cunnersdorfer Walkmühle, wele jährli 15 fl. Zinſe zu zahlen hatte wurde, da das Strumpfwirkerhandwerk ſehr zurügieng und mit der Sluenauer Walkmühle vollkommen ausreite caſſirt und mit 1. Jänner 1744 der Zins aufgehoben.
- Das Sluenauer Spital hatte für jährl. erhaltene 24 Klafter Holz an Slag- und Fuhrlohn an's Rentamt Th. 6 16 gr. zu entriten, wele Graf Ferdinand v. Harra am 24. Juni 1752 aufhob.
- Die Sluenauer Sneider zahlen Jeder 1 gr. 4 Pf.
- Die Sluenauer Sneider Leinwebermeiſter, wele 1696 den Garnhandel in den zu Sluenau eingepfarrten Dorfſaften zugeſtanden erhielten, zahlen ¼jähr. von jedem Stü verfertigten Kaufmannsleinwand an Saugeld 1 ggr. Von 100 St. derlei Leinwand an Kanzleiaccidentien 12 ggr., von jedem Webſtuhl zu Weihnaten 6 Kreuzer oder 1 ggr. 7 ⅕ Pf.
- Für ein vom Rath ausgeſtellter Geburtsbrief iſt an das gräfl. Rentamt zu entriten 8 ggr.
- Alle Hausgenoſſen in Sluenau oder Jene, die das Bürgerret nit haben, ſpinnen jährl. der Herrſaft 1 St. Garn oder zahlen dafür 2 ggr. 8 Pf. Unverehelite aber nur ½ St. Garn oder 1 ggr. 4 Pf. Erſtere haben no 10 Tage, letere 5 Tage Robott zu leiſten oder zahlen pro Tag 2 ggr. Item zahlen die Vereheliten Jeder an Sugeld 3 gr. 3 Pf.
- Alles was die Herrſaft über die Wirthſaftsbedürfniſſe erbauet, haben die betreffenden Handwerksmeiſter aufzukaufen.
- Jeder von Sluenau hat bei der Loslaſſung aus der Unterthänigkeit, au die Studenten 2 ― 3 S. meißn. d. i. 1 Th. 13 gr. 4 Pf. bis 2 Th. 8 Pf. in die obrigkt. Renten zu entriten und ferner eine Kanzleitaxe von 18 fl. 30 kr. oder 12 Th. 8 gr. Diejenigen aber, wele aus einer Unterthänigkeit in die andere überlaſſen werden, zahlen nebſt den 2 ― 3 S. an die Obrigkeit nur eine Taxe von 6 Th. 8 gr.
- Bei Robottgeldern in Georgswalde werden nit 6, ſondern nur 4 Pfennig in einen Kreuzer gerenet.
- Georgswalde kann 3 Gemeindeleinweber halten, von denen jeder jährl. 4 gr. 8 Pf. an Stuhlgeld der Obrigkeit zu entriten hat. Die übrigen Leinweber aber, wele ſi hier aufhalten geben von jedem Stuhl 24 gr. == 1 Th.
Altehrenberg kann 2 Leinweber halten, jeder gibt 4 ggr. 8 Pf.
übrige geben 12 ggr.
Herrenwalde kann 1 Leinweber halten, gibt 4 ggr. 8 Pf.
u. vom Stuhl 16 gr. - Georgswalde kann 3 Bäen haben, jeder zahlt jährl. 4 ggr. 8 Pf.
Kaiſerswalde kann 3 Bäen haben, jeder zahlt jährl. 35 Kreuzer
Altroſenhain kann 1 Bäen haben, jeder zahlt jährl. 35 Kreuzer - Ein jeglier Smied in Georgswalde zahlt 18 gr. 8 Pf.
- Die Sneider, Suhmaer, Strumpfwirker und alle übrigen Handwerker zahlen jeder 4 gr. 8 Pf.
- Die Bauern und Gärtner in Georgswalde und andern Orten haben die nothwendigen Wirthſaftsfuhren unentgeltli zu leiſten. Ebenſo haben dieſelben Malz, Getreide und Hopfen beizuſaffen, wofür die Herrſaft für den Seffel 1 ggr. 2 Pf. Sageld gibt.
- Au jeder Häusler muß jährli 2 Klafter Holz ſlagen, wofür er pr. Klafter 7 gute Kreuzer oder 8 kr. 4 ½ Pf. kaiſerli erhält.
- Jede ledige Perſon, nur Mahlmüllers und Zimmerleuts Söhne nebſt Töter ausgenommen, ſind ſuldig in den obrigk. Meierhöfen gegen Koſt und Lohn 1 Jahr lang zu dienen oder der Obrigkeit 1 Th. bezahlen.
- Jeder Bräutigam und Braut muß bei Heirathsconſenserhebung 2 Hühner oder 17 kr. 3. Pf. in die Renten bezahlen.
- Die Erhebung des Lehrlingsconſens bei den Zimmerleuten koſtet 1 Th. oder 1 fl. 30 kr. Von den übrigen Handwerkerlehrknaben kommt nur 1 fl.
- Jeder Sänker muß für ein Faſs verzapftes Bier 15 kr. bezahlen; dagegen kann es ſi des Branntweins erholen wo es ihm beliebet
Der Riter als Vänker kann vermög der Ratification vom 1. Oktober 1681, dann 1. December 1723 und unter 20. Auguſt 1744 die Freiheit des Selbſtbranntweinbrennens gegen Entritung der königl. Trankſteuer. Au ſteht ihm zu das Fleiſſlaten und Brodbaens nnd Verkauf des Fleiſes wie Brodes. Diejenigen Perſonen aber, wele zu den Hozeiten und Kindstaufen oder zu anderen Erforderniſſen ſi das Bier aus dem herrſftl. Bierkeller erholen, zahlen ſtatt ſonſt auf jeglies Faſs Bier in natura nehmen müſſende 8 Seidel Branntwein vor jedes Faſs Bier an Branntweingeld 20 kr. - Den Geritsboten hält die Obrigkeit.
- Ein jeder beweibte Hausmann gibt in die obrigk. Renten an
Robottgeld 20 gr. 3 Pf. zu St. Johanni
Sugeld 3 gr. 3 Pf. zu St. Miaeli
Spinnergeld 2 gr. 8 Pf. zu Weihnaten
für Verſonung 1 Stü Garn zu ſpinnen.
Der ledige Hausmann zahlt nur Robottgeld 10 ggr. und Spinnergeld 1 ggr. 4 Pf. - Die 3 Pfarrbauer zu Georgswalde haben jeder an den Pfarrer zu leiſten 6 Aertäge, 6 Handtäge, vor ½ Kloben Flas 8 ggr. oder 30 kr., von 1 ½ Stü Hühner 1 ggr. 6 Pf. oder 13 kr. ¾ Pf.
- Wenn na den verſtorbenen Eltern eine Sonderung zu fertigen kommet, ſo muß ſodann ein jeder Erbe an Theilſilling an die Obrigkeit zahlen 35 kr.
- Der Georgswalder Riter erhält 3 Seffel Feld zur unentgeldlien Benüungvon der Obrigkeit.
Der Neugeorswalder nur 2 Seffel ſeit anno 1727
Der Philippsdorfer hat freies Baen
Der Wieſenthaler hat freies Baen
Der Kaiſerswalder hat ſeit 29. October 1729 Bierſank und Bierverſleiß
Der Neuehrenberger hat Bierſank und frei Slaten
Der Herrnwalde hat freies Baen und Slaten
Der Heugrafenwalde hat freies Baen und Sänken
Der Königshain hat freies Baen
Der Alt- u. Neufugau hat freies Baen und Slaten. - Die Häusler in Neugeorgswalde zahlt ein jeder dem ½ Seffel Aer mit in die Bauſtelle verreinet worden dem Gartelgeld a parte 8 ggr. Aerpat.
- Was die Häusler in den Dörfern in Robotten jährl. nit in natura verritet, haben ſie zu Weihnaten pro Tag 2 ggr. zu bezahlen.
- Die Garneinkäufer ſind vom Garneinkauferzins befreit.
- Die Kaiſers- und Königswalder Häusler ſind ſuldig der Obrigkeit auf dero Sloſs zu Sluenau einen Wäter bei der Nat zu halten. Die Kaiſerswalder Häusleraber ſind verbunden auf dem Königswalder Maierhof alljährli das Getreide gegen Verabfolgung von 3 Stri guten Korns einzupanſen, ſoles au gegen den 13ten Theil Dreſermaaß auszudreſen; es werden jährli 12 Dreſer benöthigt.
- Die Kaiſerswalder Häusler müſſen im Königswalder Meierhof die Siede oder Häerling ſneiden und jeder des Tages 12 Körbe voll fertigen, wofür 1 Robottag abgerenet wird.
- Die Königswalder Häusler waren verbunden zeweis jährl. 24 das obrigk. Getreide einzupanſen und auszudreſen.
Mit obrigkl. Decret von 1739 wurden ſie von dieſer Suldigkeit befreit, dagegen die Kaiſerswalder Häusler wegen einiger gegen die hohe Obrigkeit begangener Halsſtarrigkeit und Ungehorſam zur Strafe zur Verritung bemelter Arbeit verordnet. Daher zahlen die 24 Königswalder für die Befreiung jeder 2 ggr. in Summa 3 fl. - Aus gleier Urſa wurden 1739 die Königswalder Häusler vom Siedeſneiden befreit, wofür vor 152 Täge à 4 ½ Pf. 9 fl.30 kr. zahlen.
- Für Verpatung des Forellenteies in Kaiſerswalde iſt jährli 1 fl. zu entriten.
- Die Kaiſerswalder Bauer sind zu den obrigkl. Fuhren in 18 Züge eingetheilt; 4 Ruthen geben 1 Zug.
Die Königswalder Bauer ſind in 20 Züge eingetheilt
Die Altehrenberger Bauer ſind in 22 Züge eingetheilt - Der Königswalder Müller bekommt wegen caſſirter 2 Teien 2 Seffel 1 Viertel Aer von der Obrigkeit zur Nuung, wofür er jährl.10 ggr. 6 Pf. an die obrigk. Renten zu bezahlen hat.
- Jede Magd im Meierhofe dienend, muß der Obrigkeit 3 St. Garn ſpinnen oder 12 ggr. zahlen.
- Sophia Agnes Fürſtin von Dittriſtein gewährte den Königswaldern 10 Häuslern am 25.Mai 1666 frei 3 St. Rindvieh auf ihnen angewieſenen Maierhofshuttung zu treiben; für das mehr ausgetriebene Vieh zahlt jeder:
Für 1 Kuh 45 kr. oder 12 gr. Für 1 Kalb 30 kr. oder 8 gr. Für 1 alte Ziege 15 kr. oder 4 gr. Für 1 jährl. Kalb 15 kr. oder 4 gr. Für 1 junges Kalb 7 kr. 3 Pf. oder 2 gr. Für 1 Ziel 7 kr. 3 Pf. oder 2 gr. - Die Garnhändler zu Ehrenberg geben je jährli 2 Th. == 3 fl.
- Die Gemeinde Ehrenberg kann 1 Fleiſbank halten, wofür ſie in die obrigk. Renten giebet 5 fl.
- Den Decem und den Rauheller müſſen geben:
Alt-Ehrenberg an den Pfarrer zu Rumburg,
Waldee an den Pfarrer zu Oberehrenberg,
Herrnwalde an den Pfarrer zu Zeidler,
Fürſtenwalde an den Pfarrer zu dto.
Obercunnersdorf an den Pfarrer zu dto. - Nebſt den vorgeſriebenen 8 grg. Gartengeld zahlt jeder Häusler in Neuehrenberg 7 ggr. Aerpat von ½ Seffel Aer.
- Cunnersdorf kann 1 Gemeindebäen halten, der giebt 9 ggr. 4 Pf. oder 35 kr. Jeder Beibäe aber 1 fl. 30 kr.
- Der Neugrafenwalder Sulmeiſter genießt 2 Seffel obrigktl. Aer, wofür er jährl. 35 kr. giebt.
- Jeder der 26 Altroſenhainer Häusler iſt bereitigt, 3 St. Rindvieh ohne Entgeld auf obrigktl. Huttung und Grund frei zu hüten; für weiteres iſt zu entriten :
Von 1 Kuh 4 ggr. 8 Pf. Von 1 Kalb 12 ggr. ― Von 1 alten Ziege 4 ggr. ― Von 1 jungen Ziege 2 ggr. ― Von 1 Kalbel 2 ggr. ― - Garneinkäufer, wele Garn außer Herrſaft kaufen geben 1 fl. 30 kr.
- Der Sänker zu Harrasthal zahlt jährli an Robott 1 Th. und an Spinnergeld 2 gr. 8 Pf.
- In Altfugau zahlt der Riter jährl. 1 Th. 13 gr. 4 Pf., hat 4 Seffel 1 Viertel Aer giebt pro Seffel 4 ggr. 8 Pf., kann ſelbſt Branntwein brennen gegen kaiſ. Trankſteuer.
- 2 Groß- und 4 Kleingärtner zu Fugau zahlen jährl. dem Sluenauer Deant den früher dem Taubenheimer Paſtor geleiſteten Decem Korn und Haber zu St. Miaeli 2 Th. 12 gr.
- Jeder Beibäe giebet in die obrigk. Renten 1 Th.
Die Mahlmüller zahlen jährli in die obrigktl. Renten für Pat-, Hühner-, Eier-, Sweinemaſt-, Jagdhund- und Bretthölzerplan-Geld:
Die | Sluenauer | Stadtmühle | fl. | 96. | ― ― |
Die | dto. | Sloſsmühle | fl. | 91. | 30 ― |
Die | Kaiſerswalder | Obere Mühle | fl. | 46. | 30 ― |
Die | dto. | Niedere Mühle | fl. | 55. | 30 ― |
Die | Königswalder | Boxmühle | fl. | 58. | 30 ― |
Die | dto. | Neue Mühle | fl. | 58. | 30 ― |
Die | Altgeorgswalder | Obere Mühle | fl. | 52. | 30 ― |
Die | dto. | Mittelmühle | fl. | 51. | ― ― |
Die | dto. | Niedere Mühle | fl. | 54. | ― ― |
Die | Alt-Ehrenberger | Obere Mühle | fl. | 89. | 52 3 |
Die | dto. | Niedere Mühle | fl. | 85. | 30 ― |
Die | Roſenhainer | Obere Mühle | fl. | 201. | ― ― |
Die | dto. | Mittelmühle | fl. | 204. | 30 ― |
Die | dto. | Lomühle | fl. | 64. | 30 ― |
Die | dto. | Teutmühle | fl. | 170. | 15 ― |
Die | dto. | Niedermühle | fl. | 69. | 22 3 |
Die | dto. | Granimühle | fl. | 121. | 30 ― |
Die | Kunnersdorfer | Buſmühle | fl. | 28. | 30 ― |
Die | dto. | Neue Mühle | fl. | 76. | 30 ― |
Die | Fürſtenwalder | [Mühle] | fl. | 31. | 30 ― |
Die | Fugauer Mahl- | und Bretmühle (herrſaftli) | fl. | 61. | 30 ― |
Die | Neugeorgswalder | (1744 neu erbaut) | fl. | 28. | 30 ― |
fl. | 1797. | ― ― |
Es befinden ſi au no aparte folgende obrigkeitlie Brettmühlen als:
1 bei der Königswalder neuen Mühle
1 bei der Kunnersdorfer Buſmühle.
Dieſe beiden Mühlen ſind den Müllern nit verpatet, ſondern es wird von Denjenigen, was auf ſolen von den Unterthanen zerſnitten wird, folgende Zahlung in die obrigk. Renten präſtiret und zwar
vor jedem Brettklo 3 ggr.
vor jedem Stubenbohlen 1 ggr. 6 Pf.
Wenn aber ein oder der andere Müller für die gnädige Obrigkeit zum Wirtſaftsbedarf einige Klöer zerſneidet, ſo erhaltet er davor folgende Zahlung aus den Renten :
vor 1 So Bretter 4 gr. 9⅗
vor 1 So Latten 2 gr. ―
Es befindet ſi au in Fugau eine obrigk. Brettmühle, wele aber dem Müller gegen jährl. 12 fl. Pat verpatet iſt, wel' gedater Pat mit in den Mühlenzins eingerenet iſt.
Dieſe 3 Brettmühlen halten gnädige Obrigkeit im Baue
.
Für die Mahlmüller war eine eigene Verordnung erlaſſen worden, alſo lautend :
- Sollen dieſe von röm.-kath. Religion und von einer guten Wohlverhaltens, au gelernte und bezünfte Meiſter ſein.
- Solle ein jeder Müller ſowohl das Wohn- als andere Gebäude, den gangbaren Zeug in Holz- und Eiſenwerk beſtehende, dann das Waſſerwehr und Mühlgraben auf ſeine eigenen Unkoſten in gutem Bau erhalten, die Mühlſteiner, dann alle andere Baumaterialien ſi ohne der gnäd. Obrigkeit Beitrag ſelbſten anſaffen, jedo müſſen ihnen die zugetheilte Bauern das Bauholz, Stein, Raſen und Sürrholz in benöthigten Fall darzu anführen, au nebſt denen Gärtnern und Häusler die derbei bedürftige Handrobotten ohne Entgeld und Widered verriten. Es müſſen ihnen zwar au die Bauern die Mühlſteine zuführen, wofür die Müller nits zahlen dürfen, die Bauern aber werden hievor aus der Sluenauer landſaftl. Contributionscaſſa bezahlet, worzu die gnädige Obrigkeit von wegen den auf obrigk. Grund gebauten Häußern den 3. Theil beitraget.
- Wann einige Gaben von dem allerhöſten Landesfürſten auf die Mahlmüller auferlegt werden ſollen, ſo wird ein jeder das auf ihn zu zahlen kommende ſelbſten zu entriten haben.
- Wann die gnäd. Herrſaft auf dero Vorwegen von Getraid über ihre Bedürfnus einiges Getraid zu verkaufen hätte, ſo müſſen die Müller nebſt denen Getraidhändlern ſolen in einen billien Preis kaufl. annehmen, in weles au von denen dur Gottes Segen bein Königswalder Meierhof erwaſenden Krauthäupel von denen Kaiſerswalder, Königswalder, Sluenauer Stadt, Sloſs, Roſenhainer und Fugauer Müllern dann Getraid und andere Handelsleuten zu bewirken iſt. Dargegen ſoll ihne Müllern diejenige Materialien wele ſie nöthig haben und bei der gnäd. Obrigkeit zu bekommen ſein, in einen billien Werth zugelaſſen werden.
- Behalt ſi gnädigſte Obrigkeit vor, wie es ohne dem Hoderoſelben alleinig frei- und zuſteht, na Belieben, ſo es die Nothdurft erforderte, mehrere Mühlen aufzubauen, au mit der Zeit bei Vermehrung der Mahlgäſten dem jährl. Mühlenpat zu erhöhen.
- Solle kein Müller befugt ſein, ohne Vorwiſſen des hogräfl. Amts einen Lehrknaben auf- und anzunehmen.
- Wann ein oder die andere Mühl verkauft werden ſollte, ſo reſerviret ſi die gnäd. Obrigkeit den Vorkauf und alſo ſole der gnäd. Obrigkeit bevor angetragen werden ſoll; es ſollen au die Mühlen nirgends anders als in hogräſt. Amte verkauft und verſrieben werden.
- Sollen ſie Müller denen ihnen zugetheilten unterthänig als au fremden Mahlgäſte, wele das Getraid zum Vermahlen zu ihnen in die Mühl überbringen gut ausmahlen und tütiges Mehl liefern, dabei ſi keines Betrugs gebrauen und mit überflüſſigem Maſtvieh ſi nit überhäufen, als wordur denen Leuten, ſage Mahlgäſte leit ein Saden zugeführt werden könnte, wo ſie ſodann Urſa überkommeten, in fremde Mühlen zu fahren oder ſi beim hogräfl. Amt zu beſweren. In jenen Fall, wann die Mahlgäſte das in die Mühl überbringende Getraid dem Müller zuwägen wollen, ſo iſt ein jeder Müller ſuldig, ſoles auf's Gewite anzunehmen, alsdann au wieder das Mehl denenſelben auf's Gewite auszufolgen.
- Und ſollte es geſehen, daſs wider alles Erhoffen ein oder der andere Müller einen liederlien Wirth abgebete, das Gebäu der Mühlen nebſt Zugehör eingehen laſſete, ſi in große Sulden vertiefte folgli den Rentreſt über 50 fl. anwaſen ließe oder aber ſi ſonſten übel aufführen thäte, ſo wird in derlei Fällen die gnäd. Obrigkeit na dero eigenen Belieben gegen Refundirung eines billien ſethanne Mühl entweder wiederum an ſi bringen oder ſole einen anderen Müllermeiſter zu überlaſſen befugt ſein.
- Seynd eines jenen Mahlmüllers Söhn und Töter von Dienung des ſulgigen Hofejahres in denen obrigk. Meierhöfen nun und allezeit befreit.
Dagegen waren die Verpflitungen, wele die Herrſaft zu erfüllen hatte, folgende:
- Demna der gnäd. Obrigkeit der Herrſaft Sluenau das jus collationis über die von weyland Ihre hofürſtl. Gnaden Sophia Agnes, verwittibten Fürſtin von Dittriſtein als damalig logirenden Obrigkeit der Herrſaft Sluenau vor die Sluenauer Jugend in dem löbl. Leitmerier Jeſuiten-Seminario geſtiftete Fundation |: vermittelſt weler jet beſagtes Seminarium zu Leitmeri jederzeit und inperpetuum einen aus dem Stadtl Sluennu gebürtig und zum ſtudiren fähigen Knaben anzunehmen und ſelbigen bis zur Abſolvirung der Rhetoric mit aller Benöthigkeit zu verſehen verbunden iſt :| gebühret, ſo iſt ein ſoles au hier um künftiger Wiſſenſaft halber mit angemerkt worden.
- Das in der Oberlauſi und zwar das in dem Zittauiſen Stadtgebiete gelegene Dorf Ebersba iſt von uralten Zeiten her ſuldig, der hieſigen Herrſaft alle Jahr an Decem Korn zu ſütten 2 Stri, 2 Viertel, 2 Atel, 2 Maßel oder zahlt für jeden Stri 2 Gulden, zuſammen an Geld betragende 5 fl. 18 kr. 4 ½ Pf. oder na ſäſ. Münz 3 Reisthaler 13 gr.
- Dahingegen ſüttet hieſige gnädige Obrigkeit alle Jahre von denen Mühlen und caſſierten Vorweg zu Ehrenberg in's Rumburger Kaßenamt an Korn 1 Stri 2 Viertel 3 Atel 2 Maßel, an grauen Haber 1 Str. 2 Viert. 3 At. 2 Mßl.
- Ingleien ſüttet die gnäd. Obrigkeit jährl. von dem caßirten Fugauer Vorwerg dem Sluenauer Herrn Deant an Bauner Maß Decem Korn 2 Seffel 2 Stri 2 Viertel, Haber 2 Seffel 2 Stri 2 Viertel.
- Vermög obrigk. Decret Wien den 8. April 1745 hat die gnäd. hohe Obrigkeit dem Grafenwalder Riter den freien Bier- und Branntweinſank ſammt frei Brodbaen gnädigſt verliehen, au ihme das ſonſt jährli zu zahlen gehabte Robott- und Spinnergeld mit 3 fl. 10 kr. oder 2 Th. 2 gr 8 Pf. und von 2 Seffeln obrigk. Patäern an Aerzins 1 fl.10 kr. gnädigſt nagelaſſen.
- Ingleien Beſag gnädigſten Decretes ddto. Wien den 23. Auguſt 1746 iſt dem Grafenwalder Sulmeiſter das Suldienſt in dieſer Gemein verliehen, au das ſonſt von ſeinem Häuſel zu zahlen kommende Robott- und Spinnergeld mit 2 Th. 2 gr. 8 Pf., dann der Zins von 2 Seffel Patäer jährl. mit 18 gr. 8 Pf. ſolang gnädigſt nagelaſſen werden, als lang er ſol ſein Hauſel als Sulmeiſter beſien und den Suldienſt verriten, au der Allerhöſte Sr. Excellenz als gnäd. Obrigkeit das Leben friſten wird. Er Sulmeiſter ſolle au ohne Wiſſen und Willen der gnäd. Obrigkeit ſeines Suldienſtes nit entlaſſen werden. War er Sulmeiſter aber zu verriten ſuldig iſt, au was ihme von daſigen Einwohner jährl. an Sulgeld und wegen anderen Verritung zu reien kommet, ſoles enthaltet obig angezogenes gnädigſtes Decret mit mehreren.
- Es haben au Sr. Horeisgräfl.Excellenz vermög dero gnäd. Decrets unter ddto. Wien den 18. Marty 1750 gnädigſt verwilligt, daſs dam damals neu angeſeten Kunnersdorfer und Fürſtenwalder Sulmeiſter alljährl. nageſetes aus denen obrigk. Renten- und Kaſtenamt, dann Gewölbamt abgereiet werden ſoll als:
An baarem Geld 6 fl. oder 4 Th.
Korn 4 Stri und 4 Klafter weien Brennholz.
Ingleien iſt ſelbſt er von denjenigen Abgaben, die er ſonſt von ſeinen Häuſel jährl. mit 2 fl. 22 kr. 3 Pf. in die obrigkeitli. Renten präſtiren müſſen, gänzli befreit mit jährl. 1 Rth. 14 gr. Dieſes Kunnersdorfer und Fürſtenwalder Sulmeiſters ſein gnäd. Decret enthalte au, dieſen Sulmeiſter nur ſolange zu unterhalten, als es hogedat Sr. Excellenz der gnäd. Obrigkeit belieben wird, ihm au na dero Gutbefund an- und abzuſeen. - Vor Alters hatte der Fugauer Sulmeiſter aus dem obrigk. Sluenauer Laſtenamt 2 Viertel Korn und 2 Viertel Haber Anno 1723 und folgende Jahr aber ſtatt deſſen vermög erhaltenen obrigkeitl. Decrets 1 Viertel Korn zu empfangen. Nadem aber vermög gnäd. Verordnung § 11 der gnäd. hohen Obrigkeit aushabender Obſorg, womit dero geſammte Unterthaner ſonderiſt in dem kath. Glauben, ſo dann aber au in dem Leſen und Sreiben, dann Reenkunſt fleißig unterwieſen wurden, beliebet hat, gedaten Sulmeiſter ſtatt obigen ein Mehrers reien zu laſſen. Als haben hodieſelben ihm jährl.und zwar: an Korn 5 Stri und an weiem Brennholz 3 Klafter ausgeworfen und gnädig paſſiret. Ingleien haben au
- Sr. Excellenz als gnäd. Obrigkeit aus obangeführten Urſa Beſag oftgedater gnäd. Verordnung § 10
dem Kaiſerswalder Sulmeiſter 8 Rth. oder 12 fl.
dem Königswalder Sulmeiſter 8 Rth. oder 12 fl.
jährlien aus denen obrigk. Renten zu zahlen gnädigſt anbefohlen, do ſolle dieſes nur in ſo lang paßirt ſein, als es der gnäd. Obrigkeit belieben wird; ſie Sulmeiſter aber ſeien verbunden die arme Kinder, weles das Sulgeld nit zahlen können, ohne Entgelt zu unterweiſen. - Vermög gnäd. Verordnung sub dato Wien den 13. November 1751 § 12 haben Sr. Excellenz dem Roſenhainer Sulmeiſter den jährl. in die obrigk.Renten zu erlegen habenden Aerpat nämli von 2 Seffel 2 Viertel und 1 Atel bei dem Sulhaus befindli obrigk. Aer mit 2 fl. 33 kr. 4 ½ Pf. eben auf Wohlgefallen nageſehen.
- Inhalt gnäd. Verordnung haben Sr. Excellenz gnädigſt bewilliget, daſs das Fictitio, weles na der neuen Rectification von denen auf obrigk. Grund und Boden ſtehenden Häuſern dem allerhöſten Landesfürſten zu entriten kommet, ingleien au derjenige Beitrag, weler jährlien vor die Anführung der Mühlſteiner auf obig bemelte Häuſer ausfallet, jährl. aus dero Renten entritet werden ſoll.
- Nadem in dem Zollweſen dur das ganze Königrei Böheimb pr. Patentes eine merklie Aenderung geſehe und die Zölle auf ein Geringeres herabgeſet, conſequenter der hieſige Zoll, weler ſonſt dem Ferdinand Donat aus Sluenau verpatet war, à 1. January 1747 auf Renung überlaſſen und er Donat von einem holöbl. Leitmerier Kreisamt diesfalls in Eidespflit gernommen werden.
Dahero kommet in Zukunft na Abzug gedaten herrſft. Zolleinnehmers ihme anſtatt der Beſoldung zuerkannten 10. Theiles, dann dem den königl. Aerario zur Straßenreparation gewidmeten 3. Theil nur das Uebrige von ihme Ferd. Donat bei Ausgang eines jeden Vierteljahres nebſt Beilegung eines ordentlien Mauthregiſters in die obrigk. Renten abzuführen. - Inhalt gnäd. Verordnung ddto. Wien den 23. Januar 1754 haben Sr. Excellenz gnädig anbefohlen, daſs denen auf der Herrſaft Sluenau befindlien Zimmerleuten von aller herrſaftl. Arbeit ebenſoviel an tägliem Lohn führehin gezahlet werden ſoll, als Sie von denen Unterthanen empfangen, nämli:
Dem Meiſter in langen Tagen 22 kr. 3 Pf. oder 6 ggr.
Dem Meiſter in kurzen Tagen 18 kr. 4 ½ Pf. oder 5 ggr.
Dem Geſellen in langen Tagen 20 kr. 3¾ Pf. oder 5 ggr. 6
Dem Geſellen in kurzen Tagen 15 kr. ― Pf. oder 5 ggr. - Ein jeder Jäger, weler auf die Vögel ſtellet, au andere, zahlet jährl. an Vogelſtellerzins in die Rente 8 ggr.
- Die in dem Königswalder Maierhof dienenden
Mentſer
muß jede jährl.3 Stü Garn spinnen oder bei deſſen Verſonung für jedes Stü 15 kr., zuſammen aber 45 kr. in die Renten zahlen id est von Verſonung 3 St. Garn zu ſpinnen 12 ggr.
Graf Ferdinand Bonaventura von Harra war ein Freund der Sule. Er ſute die materielle Lage der Lehrer zu heben, erritete neue Sulen mit Decret vom 28. Auguſt 1746 zu Neugrafenwalde, mit Decret vom 18. März 1750 zu Fürſtenwalde wie Kunnersdorf und nahm Einfluſs auf die Geſtaltung des Lehrplanes.
Während der Reformationszeit bezogen die Lehrer feſte Gahlte, wele die Grundherrſaft oder die Stadt, in weler ſelbige bleibend angeſtellt waren, zahlte. Vor dem, bis zurü in das 14.Jahrhundert, in weler Zeit die erſten Sulen auf der Sluenauer Herrſaft anzutreffen ſind, hatten die Lehrer keine feſten Bezüge und waren auf die Entlohnung von Seiten der Eltern der Sulkinder, wele zumieſt in Naturalien beſtand, angewieſen. Die Lehrer von damals verſahen au den Organiſten- wie Küſterdienſt, zuweilen ließen ſie ſi ſogar als Büttel oder Feldſüen verwenden und beſaßen ſelbſt blos geringe Kenntniſſe. Daſs der Unterrit in dieſer Periode ſi nur auf die Kenntnis des Kateismus, Leſens und Sreibens beſränkte, kann nit verwundern. Geſah ein Mehr, ſo war es auf die Bemühungen des Ortspfarrers hauptſäli zurüzuführen, denen die Oberaufſit der Sulen zuſtand.
Ein eigenes Sulgebäude in Sluenau wurde im 15. Jahrhundert erritet. Im Jahre 1545 kam Peter Draußni aus dem Sluenauer Cantorat und Sulmeiſterdienſt in's Pfarramt na Oppa.
Leider hatte man bisher im Allgemeinen keine große Meinung von der Sule. Erſt die große Kaiſerin Maria Thereſia traf die ſegensbringenden Reformen im Sulweſen. Dieſeilbe ernannte den Probſt P. Ferdinand Kindermann, einen geborenen Königswalder 1774 zum Organiſator der böhmiſen Sulen und 1775 zum Oberaufſeher des geſammten deutſen Sulweſens in Böhmen, ſowie zum referierenden Rath bei der im gleien Jahre in's Leben gerufenen Sulcommiſſion. Und ſein Volksſulreformwerk war ein derart erſprießlies, daſs ihm immerdar große Dankbarkeit geſiert bleibt.
Am Lande wurden die Normal-, Trivial- und Filialſulen eingeführt. Ein ferneres großes Verdienſt erwarb ſi Probſt Kindermann um die Induſtrie dur die Reorganiſation der in den Jahren 1755 und 1766 erriteten Induſtrieſulen.
Sein Ausſpru:
Der Induſtrie muß unſtreitig ein verhältmäßiges Lit vorausgehen ; in der Finſternis hat ſie ſi entweder nirgends niedergelaſſen oder wenn ſie do dur einen Zufall gleiſam hin verſlagen wurde, hat ſelbige dort ſi nit lange erhalten
bedarf wohl keines Zuſaes.
Zur Hebung des heimiſen Gewerbes traf Kaiſerin Maria Thereſia dur Hofdecrete, Patente, Verordnungen ſowie Reſcripte verſiedener Art gewitige Anordnungen. Ihr Bemühen trug gute Früte und es hob ſi in unſerem Bezirke die Leinen- und Baumwollwaarenfabrikation.
Bislang lieferten die Leinweber ihre fertige Waare zumeiſt an ſäſiſe Kaufleute.
Böhmiſe Sammler oder Factoren nahmen die Waare den Webern ab, begnügten ſi mit einer geringen Commiſſionsgebühr, während den anſehnlien Gewinn hieran der ausländiſe Waarenaufkäufer hatte.
Do au ungünſtige Conjuncturen blieben dem Leinengeſäfte nit erſpart. Die Uebel, wele den Leinenhandel hiergegends ſädigten, waren der Mangel an Kenntnis von den Sorten Leinen, die für jedes von den auswärtigen Ländern geſut blieben, ferner die ſeten und nit ret beſtellten Bleien, der Mangel an den unentbehrliſten kaufmänniſen Vorkenntniſſen und endli zu geringe baare Betriebsmittel.
Mittelſt Hofdecret vom 21. November 1771 wurden in Oeſterrei 22 Feiertag in Arbeitstage umgeändert, mittelſt einem ſolen vom 18. Mai 1772 die Webergroſen oder Weberzinſe, au Stuhlgelder genannt, abgeſafft. Das Decret vom 1. Juli 1772 hob die Garnſammlungs- und Handlungslicenzſeine auf und gab den Garnhandel frei. Die Leinweberei wurde am 24. Juli 1773 als freie Beſäftigung
erklärt und im Jahre 1775 die Zolllinien zwiſen den einzelnen öſterreiiſen und böhmiſen Ländern aufgehoben. No viele andere Verordnungen erließ Maria Thereſia zur Erleiterung des Volkes von ungereten Laſten. Ebenſo folgten eine lange Reihe von Beſtimmungen, das religiöſe Thun und Treiben des Volkes regelnd. Wallfahrten, wele über Nat andauerten, waren verboten, Volksmiſſionen nit geſtattet, der Jeſuitenorden am 21. Juli 1773 aufgehoben u. a. m.
Zur ſelben Zeit hatte P. Carl Joſ. Göhler, ein Friedländer, das Pfarramt in Sluenau inne. Die Kire in Sluenau, wele dem hl. Wenzel geweiht iſt, barg damals ſon 6 Altäre, als St. Wenzeslaus-, St. Johann Nepomuk-, St. Barbara-, S. Jacob-, Jeſu Kindel- und Bruderſaftsaltar B. V. M., in welen die Reliquien der hl. Inocentia, des hl. Inocenz und der hl. Sophia geborgen ſind.
Im Jahre 1768 wurde das Thurm- nebſt Kirenda erneuert und 1777 fand die neue Gloenweihe ſtatt.
Das Kirenvermögen bezifferte ſi anno 1768 auf nubringend baar angelegte 16.013 fl. 42 kr. 1 ¼ Pf., ferner in der Nugenießung von 26 Stri Feld, ſowie dem Widmungsbuſ von 3 Stri Ausſaat.
Tro aller Erläſſe der Kaiſerin Maria Thereſia zu Gunſten der Bauern, kamen fortwährend Klagen der leteren über unmenſlie Behandlung ſeitens der Gutsherren. Die Kaiſerin ſete nun eine Commiſſion ein, wele die Unterthänigkeitsverhältniſſe unterſuen und wo nöthig, Abhilfe ſaffen ſollte. Die Commiſſion anerkannte die dringende Nothwendigkeit der Abänderung des Robottpatentes vom Jahre 1738, gegeben von Kaiſer Leopold I.
Die Handrobotten wurden auf 3 Tage der Woe verringert, während die Zugrobotten dieſelben blieben. Zugeli verordnete die Kaiſerin, daſs au die Robott abgelöſt werden könne und beſtimmte die diesbezüglien Preiſe. Freili war der Adel hierüber nit erbaut. Dur die Thätigkeit der Commiſsion kam das Volk zur Kenntnis der Reformbeſtrebungen der Kaiſerin und es mate ſi unter ihnen die Meinung geltend, die Obrigkeit unterſlage die Patente.
Die Bauern waren hiedur mißgeſtimmt und die unter ihnen herrſende Gährung bedurfte nur geringer Anläſſe, um zum offenen Aufstande auszubreen. Der Urſaen zum Bauernaufſtande vom Jahre 1775 gab es mehrere. Haſs gegen den Adel kam zum gewaltſamen Durbru und ſowohl dieſer wie deſſen Beamte wurden nit beſonders glimpfli behandelt. So mane Gräuelthat läſst ſi nur der Erbitterung der Bauern über ſnöde Behandlung zuſreiben. Die Zahl der Aufſtändiſen mehrte ſi von Tag zu Tag. Faſt im ganzen Lande Böhmen's bra der Aufſtand aus. Ueberall hatten ſi die Bauern zuſammengerottet, Slöſſer niedergebrannt und Pfarreien geplündert. Im Ganzen zählte man in Böhmen 16 Slöſſer und 40 Pfarreien, wele der Wuth der Unterdrüten zum Opfer fielen. Nur dur Militärgewalt konnte der Bauernaufſtand erſtit werden. Den Inhaftirten wurde der Proceſs gemat und viele von ihnen hingeritet.
In Gabel erwartete die Bauern eine Abtheilung Huſaren, wele auf dieſelben einhieben, ſie zerſprengten und 19 gefangen nahmen.
In Reiſtadt plünderten 700 aufſtändige Bauern Sloſs nebſt den Sloſskeller und maten einen Saden von ungefähr 25.000 fl. Infanterie aus Leipa nahm 170 gefangen, die na Bunzlau geſafft wurden, wo ſie in der dortigen Wenzelskire eingeſperrt, ihrer Verurtheilung entgegenſahen.
Au auf der Sluenauer Herrſaft remonſtrirten die Bauern, wenngeli in weit geringerem Grade als im Lande. Sie gaben zumeiſt nur Aufwieglern na. Wegen dieſen im Juli revoltirenden Bauern kam am 14. Auguſt eine kreisämtlie Commiſſion zur Unterſuung des Vorgefallenen na Sluenau. Einige Rädelsführer von Georgswalde wurden zu Stoſtreien verurtheilt.
Die gute Kaiſerin Maria Thereſia ertheilte im Auguſt 1775 den verurtheilten Bauern Generalpardon. Am 13. Auguſt unterſrieb ſie das neue Robottpatent, weles 8 Artikel enthielt, in welen die Robottleiſtung genau verzeinet ſtand. Jenes von 1738 war damit freili nit gänzli aufgehoben. Erſt am 15. Jänner 1782 hob Kaiſer Joſef II. die Leibeigenſaft gänzli auf und ſete an deren Stelle ein gemäßigtes Unterthänigkeitsverhältnis ein.
Ferdinand Bonaventura von Harra ſied am 28. Jänner 1778 aus dieſem Leben und es übernahm die Sluenauer Herrſaft deſſen Neffe wie Erbe Ernſt Quido Graf von Harra, kaiſ. geheimer Rath und Kämmerer, geboren am 8. September 1723, Sohn des Grafen Friedri Auguſt von Harra böhm. oberſten Kanzlers und ſeiner Gemahlin Maria Eleonora geborene Prinzeſſin von Litenſtein.
Als na dem kinderloſen Ableben des Churfürſten Maximilian von Baiern Oeſterrei auf den Beſi Baierns Anſprüe erhob wurde es hieran dur den Preußenkönig Friedri II. gehindert, es kam zu dem bairiſen Erbfolgekrieg, wegen ſeiner kurzen Dauer au der Erdäpfelrummel oder Kartoffelkrieg
genannt.
Das erſte Treffen der preußiſen Infanterie hatte Niederſönau vor ſi, desgleien einige Teie und Hainspa im Rüen. Die Saſen campirten in 2 Treffen zwiſen dieſer Infanterie und Hainspa. Die 5 Bataillons Avantgarde unter General Kalkſtein dit vor Niederſönau. Das 2. Treffen der Preußen nebſt der Reſerve lag eine Meile von erſterem, der linke Flügel lehnte ſi an Sebni, der rete an den Wald zwiſen Sebni und Litenhain.
Das erſte Treffen preuß. Infanterie zog na Aufhebung des Lagers dur Niederſönau, ließ Saupsdorf hart links liegen, über Fünf Linden auf Zeidler, Herrnwalde, Niederehrenberg.
Die ſäſiſe Infanterie marſirte, Niederſönau rets, Kleinſönau links laſſend, zwiſen Fürſtenwalde und Grafenwalde dur, na Neudorf.
Die dritte Colonne, wele aus der Artillerie beſtand, gieng am Ende von Oberſönau vorbei über Kaiſerswalde na Sluenau.
Das zweite Treffen der preuß. Infanterie ließ Hertigswalde links, gieng über Thomasdorf und Zeidler, wo ſie mit der erſten Colonne zuſammentraf.
Son am 5. Juli 1778 bra König Friedri II. mit 100.000 Mann in Böhmen ein und 12 Tage ſpäter folgte ihm deſſen Bruder Heinri Prinz von Preußen mit 113.000 Mann. Von leterer Armee zogen ſtarke Corps am 29. Juli über Hainspa wo ſie Lager bezogen, Sluenau, Rumburg einerſeits na Reienberg, andererſeits unter General Belling am 30. Juli über Hainspa, Sluenau, Rumburg, Sönlinde, Sönborn, Georgenthal, Tollenſtein in's Gebirge bis Jungbunzlau und Kosmanos. Das Regiment von Belling hilet Einlager in Königswalde, die Bataillone Stiegliund Slieben in Sluenau, die Regimenter Czettwi nebſt Hoodt und das Baltaillon Kleiſt in Ober- und Niedernixdorf.
Von der Armee des Prinz Heinri iſt die Cavallerie über Hilgersdorf und Röhrsdorf, die Infanterie mit der Artillerie über Burkersdorf und Lobendau, der Prinz mit ſeiner Colonne über Einſiedel, Wölmsdorf gegen Sönau, auf der Seiten etwas Cavallerie über Nixdorf und Zeidler, Möllendorf aber mit 10 ― 12.000 Mann über Hermsdorf und Dittersba eingebroen und der Prinz vereinigte ſi mit der Armee bei Sluenau, von da theilte ſi eine ſtarke Colonne mit der mehrſten Artillerie über Hennersdorf, Großſönau und Krumba in's Land, der Prinz, aber über Georgenthal und Tollenſtein, derweil Möllendorf na Kamni marſirte.
Die Tête der preußiſen Avantgarde ſtieß zwiſen Rumburg und Sönborn auf einen öſterreiiſen Cavallerie-Trupp von 80 Mann, welen der Rittmeiſter Graf Wilhelmi Kynsky commandirte und trieb ihn na einem ſehr tapferen Widerſtande bis über das Defilee von Sönlinde. Gedater Rittmeiſter hielt ſi ungemein brav und ward ſelbſt mit 30 Mann „von denen Kinsky“ und Gräwen (24 Huſaren nebſt Dragoner und 6 Sarfſüen) gefangen; faſt alle ſeine Leute waren ſtark bleſſirt. Man hatte ihm ſeine Uhr abgenommen. Prinz Heinri aber kaufte ſie dem Huſaren, welcher den Rittmeiſter gefangen nahm, ab und mate leterem ein Geſenk damit.
Die preußiſe Armee campirte dergeſtalt in drei Treffen, daſs Runburg vor der Mitte lag und das Lager einen ausſpringenden Winkel mate; vor dem reten Flügel war das Dorf Niederehrenberg, vor dem linken aber Philippsdorf.
Von Georgenthal ſrieb Prinz Heinri unter'm 1. Auguſt 1778 an den König :
Der Feind hat nit erwartet, daſs wir dur Sluenau und Rumburg gegangen ſind wegen der fürterli ſleten Wege, die wir zu paſſiren hatten und die wir no vor uns haben. Sodann habe i au dur meine Feldbäerei ein ſehr großes Hindernis ; das ganze Mehl muß i von Dresden kommen laſſen. Gegenwärtig habe i meine Bäerei in Rumburg erritet.
Ein öſterreiiſes Corps unter dem F. M. L. Gyulay hatte die Höhen bei Zwiau (den Grünauer Berg) beſet; ein zweites öſterr. Corps unter dem F. M. L. de Vins war beſtimmt, den Tollenſtein zu beſeen, kam aber zu ſpät, ſo daſs es, weil inzwiſen ein Theil der preuß. Avantgarde, die rothen Huſaren unter dem G. L. Belling über Tollenſtein und Röhrsdorf vordringend, am 1. Auguſt die Höhen von Zwiau wie die Höllenfurien
genommen hatte und ein anderer Theil unter dem G. M. Podgursky über Kromba her im Rüen erſien, ſi abgeſnitten ſah; dem größten Theil gelang es wohl no, bei der Nat auf Reienberg zu entkommen, 4 Bataillone jedo unter Commando des Oberſten Boſſi wurden attaquirt und während ein Theil (700) ſofort die Waffen ſtrete, verbarg und verſanzte ſi ein anderer in den umliegenden Wäldern bei Oberlitenwalde, um jedo den folgenden Tag unter Mithilfe der Saſen verjagt zu werden ; unter leteren befanden ſi der Oberſt mit 29 Offizieren. Das Gyulay'ſe Corps hatte ſi na der Vertreibung von den Zwiauer Höhen bei Gabel feſtgeſet, wurde aber hier am 2. Auguſt ebenfalls verdrängt und wi auf Böhm.-Aia zurü.
In der gegen von Hainspa hat eine öſterr. Patrouille den 2. October einem feindlien Commando einige Pferde abgenommen und leteres zurügetrieben.
Den 7. October griffen die Preußen den um Rumburg ſtehenden öſterreiiſen Huſarenpoſten an, wurden aber mit ziemliem Verluſt zurügeworfen unter Zurülaſſung von 10 Gefangenen; der öſterr. Verluſt beſtand aus 3 Bleſſirten und 1 Todten.
Im Winter von 1778 auf 1779 dislocirte in Rumburg ein Bataillon Oeſterreier vom Regimente Bender; ferner in der Umgebung 4 Diviſionen Huſaren vom Regimente Gräwen.
Generalmajor de Vinz erließ unter'm 28. Jänner 1779 einen Befehl an das Suenauer Herrſaftsamt, daſs ihm in beſtimmter Zeit Bauholz geliefert werden. Sluenau mußte dur Naturallieferungen und Anectirung verſiedentlier Werthſaen viel erdulden. Zu der preußiſen Kriegscontribution hatten die Unterthanen der Herrſaft 11.961 fl. 27 kr. geliehen, wele laut Hofdecret vom 24. Feber 1781 à conto Militari ordinario von der Filialcaſſe na und na bonificiret wurden.
Kaiſerin Maria Thereſia von Humanität erfüllt, widerſtand der Fortſeung des Krieges und ſloſs am 13. Mai 1779 zu Teſen Frieden mit dem Preußenkönig Friedri II. Kommendes Jahr bereiſte Joſef II. Böhmen, beſitigte die Slatfelder des vorhergehenden Jahres, kam ſo bei dieſer Reiſe au am 20. September 1779 in Begleitung der Generäle Laudon wie Braun na Sluenau, nahm daſelbſt bei ſeinem kurzen Aufenthalte einen friſen Trunk entgegen und ritt über Kaiſerswalde, den Poenberg links liegen laſſend, Sönau, Hainspa na Lobendau; von da na Bürkersdorf, ferner auf die große Anhöhe bei Crumm-Hermsdorf, ſodann über Sebni, Einſiedel, Wölmsdorf na Nixdorf, woſelbſt im Hauſe des Zaarias Ramiſ Natquartier genommen wurde.
Ernſt Quido von Harra, weler größtentheils zu Wien lebte, hatte nit zu lange die Herrſaft Sluenau in ſeinem Beſi. Er ſtarb bereits am 23. März 1783 und hinterließ vier Söhne, Namens Johann, Ernſt, Carl und Ferdinand, wele vorerſt gemeinſaftli den Sluenauer Herrſaftsbeſi verwalteten.
Mittelſt Decret ddto. Wien, den 1. Juni 1783 bevollmätigten dieſe 4 Brüder ihren Sluenauer Oberamtmann, das zum Bedarf genannter Herrſaft erforderlie Salz gegen Unterpfand ihres ſämmtlien Vermögens von Zeit zu Zeit aus der kaiſ. kgl. Salz-Legſtatt Rumburg auf Borg zu entnehmen. Kurz darauf wurde Johann Nepomuk Graf von Harra, älteſter Sohn des Graf Ernſt Quido, geboren am 17. Mai 1756, k. k. geheimer Rath und Kämmerer, Ritter des goldenen Vließes Alleinbeſier der Sluenauer Herrſaft.
Unter den Bemühungen des Pfarrers Chriſtof Ant. Jüri ward es mögli, zu Sluenau am 30. Juni 1786 einen neuen Friedhof zu erriten; bereits im kommenden Jahre, den 15.April fand die Einweihung, am 17. April hierauf die erſte Beerdigung ſtatt. Zu gleier Zeit bewarb ſi Fugau, das bisher na Sluenau begraben mußte, um einen eigenen Friedhof und na lengen Mühen erreite dieſer Ort den dringenden Wunſ.
Der Sluenauer Kirthurm entbehrte no immer einer Uhr. Dur größere Beitragsleiſtung der Gutsherrſaft war es mögli, eine ſole zu kaufen, wele am 24. October 1789 im Kirthurm placirt wurde.
Mit Ueberwindung ungeheurer Swierigkeiten ſute Kaiſer Joſef II. das Loos der Landbevölkerung, der Bauern und Handwerker zu verbeſſern. Das Toleranzedict vom 13. October 1781 gab die Freiheit des Gottesdienſtes allen Confeſſionen und das Unterthanenpatent vom 1. September 1781 beſränkte die Willkür der Herrſaftsobrigkeit. Im April 1784 erſien ein Patent, das eine durgreifende Steuerregulierung verordnete und die Gleiheit der Abgaben Aller durzuführen tratete.
Der Induſtrie, dem Handel, dem Handwerk und dem Bauernſtande nahm ſi Kaiſer Joſef II. ſehr warm an. Bereits am 12. Mai 1769 wurde dur ein Decret den Proteſtanten geſtattet, bei zünftigen Meiſtern und Fabriken in Arbeit zu treten
und konnten dieſelben Meiſterrete wie Fabriksprivilegien erwerben. Ein kaiſ. Patent vom 27. Auguſt 1784 verbot die Einfuhr ausländiſer Waaren, insbeſonders jener, wele genugſam in den k. k. Erblanden fabricirt werden.
Im gleien Jahre erfloſs eine allgemeine Zollordnung zur Hintanhaltung der Einfuhr fremder Induſtrieerzeugniſſe.
Den Mißbräuen bei den Zünften trat Kaiſer Joſef II. ganz energiſ entgegen. Die Weberzunft, wele ſeine Verordnungen nit beaten wollte, hob er mittelſt Hofdecret vom 30. Auguſt 1784 in allen öſterr. Erbländern auf und alle Zunfthäuſer nebſt anderen Realitäten, wele die Genoſſenſaft beſaß, kamen zum Beſten der Meiſterſaften zur Veräußerung.
Die öffentlien Garnmärkte zu Rumburg, Schönlinde und Georgswalde konnten jedo au ferner abgehalten werden.
Ein weiteres Hofdecret vom 23. Juni 1785 erklärte die Strumpfwirkerei als unbezünftet, als ein freies Gewerbe.
Die Maßnahmen, wele Kaiſer Joſef II. getroffen, erwieſen ſi ſehr ſegensbringend. In der kurzen Zeit von 1785 – 88 hatte ſi die Zahl der Webſtühle in Böhmen von 37.438 auf 51.935, die in Fabriken beſäftigten Arbeiter von 86.829 auf 121.799, die der Flasſpinner und Wollſpinner von 279.869 auf 313.842 vermehrt. Im Jahre 1790 befanden ſi in Böhmen allein 37.303 Leinweberſtühle im Gange; dieſe betrieben 27.364 Meiſter, 8.026 Geſellen, 3095 Lehrlinge, 15.278 Spuler und erzeugten jährli 870.340 Stü Leinwand à 13 fl., in Summa 11,314.420 fl. im Werthe.
Von dieſer Leinwandwaare wurde die ungefähre Hälfte in den Erbländern conſumirt und die übrige Häfte exportirt. Seit 1734 ſind die Garn- und Zwirnbleien ſehr aufgekommen ; es exiſtirten 1803 zu Sönlinde, Neudörfel nebſt Kreibi 193 Bleien. Die Herrhuter und andere Saſen ließen hierauf allein 300.000 Stü Garn bleien gegen Bezahlung von 30.000 fl. Bleilohn. Im Ganzen wurden 800.000 Stü Garn jährli gebleit. Dagegen gab es zu wenig Leinwandbleien und iſt unter Kaiſerin Maria Thereſia den Leinwandhändlern in der Gegend um Rumburg und Sluenau
unter mauthämtlier Vorſit erlaubt worden, ihre Leinwand in Saſen bleien zu laſſen.
Auf dem Sluenauer Dominium gab es 1792 naſtehende Fabriken und Manufacturen:
Cottondruerei: David Wendler zu Georgswalde, weler druen läſſt: Cotton, Zi, Weſten nebſt allen Gattungen Hals-, Taba-, Sweiß- und Sallup-Tüel. Vordrut worden an 400 Weben Leinwand 100 So Cotton 10 S. Wallis, 10 S. Sleier im Werthe von 26.000 fl. Hievon gehen nur für 2000 fl. auf die leipz. Meſſe.
Baumwollmanufacturen. Von einzelnen Meiſtern betrieben werden Segues, Sommermannsweſten, Wallis, Barent, Anguin, Garde und Cotton. An 900 ― 1000 St. wollene Zeuge iſt die Jahresproduction.
Leinwandmanufacturen. Im Dominium ſind 1250 Stühle und werden erzeugt:
ordinary Weben ⁷/₄ breit von 20 ― 120 fl.
Weben ⁶/₄ breit von 20 ― 40 fl. à
80 Ellen Länge. Ferner weißgarnige Weben, verſiedene bunte Waaren oder Canefaß von 15 ― 30 fl., Seidenzwirngradel, Creas oder Doppelleinwand von 28 ― 60 fl., ⁵/₄ breite Leinwand von 10 ― 15 fl., leinerne Tüel à 3 bis 15 kr. nebſt Tiſzeug, Caffeetüer und verſieden Gezogenes. Fertig werden an 24.000 Stü Waaren pr. 716.000 fl. und wird das Meiſte dur Groſſiſten in's Ausland verkauft.
Leinwandhandlung beſtehet auf dem Sluenauer Dominium neur eine, wele die Leinwandwaaren von der einzelnen Meiſterſaft aufkauft und ſelbe theils na Italien, Spanien, Portugal, England, in's Rei, Sweiz und Frankrei verſendet. Von den 716.000 fl. Waarenwerth kommen circa 130.000 fl. außer Land, no mehr aber dur die Rumburger Handelsleute, die eben vieles von der hierortigen Weberſaft zum Verſenden in's Ausland aufkaufen. Der Reſt wird in den Erbländern verkauft.
Strumpfwirkermanufactur wird dur 278 Stühle betrieben und maen leinen- und baumwollene Stüe an allerlei feine Qualität Ehrenberg und Kaiſerswalde; an 15 ― 16.000 Paar kommen in Erzeugung, wovon 300 Dud. na Polen, preuß. Staaten und Saſen verſendet werden; hierauf gibt es einen Ausgangszoll von 2 fl. 30 kr. pr. Centner.
Garnbleien werden blos Leinengarne gebleit zu Ehrenberg, Königswalde, Kaiſerswalde, Cunnersdorf und Fugau und ſind 14 Commerzial- nebſt 12 Hausbleien. Es werden 240.000 Stü Garn jährl. gebleit, hievon ⅔ für Ausländer.
Sogenannte Holzweber arbeiten auf 60 eigens erfundenen Stühlen in Alt- und Neuehrenberg und maen Hüte, Mannsweſten, Spalire, Böden, Tafeln, Teller ꝛc. von Aspenholz mit türkiſ und anderem Garn eingewirkt pr. 12.000 fl. Werth. Das meiſte geht na England, Paris, in's Rei und na Amerika.
Die Suhmaergeſellen erhielten von der Stadt Sluenau den 28. Juli 1797 eigene Brüderſaftsartikel.
Den Fleiſhauern wurde 1797 genau verordnet, wele Zuwage ſie geben durften und zwar:
Bei 2 Pf. Fleiſ Pf. ― 4 Lth.
Bei 3 Pf. Fleiſ Pf. ― 8 Lth.
Bei 4 Pf. Fleiſ Pf. ― 16 Lth.
Bei 5 Pf. Fleiſ Pf. ― 24 Lth.
Bei 6 Pf. Fleiſ Pf. 1 ― Lth.
Bei 7/9 Pf. Fleiſ Pf. 1 16 Lth.
Bei 10/12 Pf. Fleiſ Pf. 2 ― Lth.
Bei 13/15 Pf. Fleiſ Pf. 2 16 Lth.
Bei 16 u. mehr Fleiſ Pf. 3 ― Lth.
Im Jahre 1798 erreite Sluenau einen eigenen Poſtboten na Rumburg zur Beſorgung der abgehenden und ankommenden Briefſaften. Ebenſo übernahm derſelbe Geldbrief, wofür er aber 3 kr. pr. 100 fl. Botenlohn beanſpruen konnte. An Porto war dazumal na der Taxordnung vom 18. Juni 1798 zu entriten:
Für 1 ausländiſen Brief. | Für 1 inländ. Brief. | ||||||
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Gewit | ½ Lth. | fl. ―, | 12 kr. | 6 kr. | |||
Gewit 1 | Lth. | fl. ―, | 24 kr. | 12 kr. | |||
Gewit 1 | ½ Lth. | fl. ―, | 36 kr. | 18 kr. | |||
Gewit 2 | Lth. | fl. ―, | 48 kr. | 24 kr. | |||
Gewit 2 | ½ Lth. | fl. 1, | ― kr. | 30 kr. | |||
Gewit 3 | Lth. | fl. 1, | 12 kr. | 36 kr. | |||
Gewit 4 | Lth. | fl. 1, | 36 kr. | 48 kr. | |||
Gewit 5 | Lth. | fl. 2, | ― kr. | ― kr. |
Recepiſſe über 1 recommandirten Brief koſtete 15 kr.
In Rumburg ſollte 1793 eine Hauptſule erritet werden unter Leitung des Piariſtenordens und bei Aufhebung des Kapuzinerkloſters. Der Beſtand des leteren war aber dur Hofdecret vom 24. October 1785 geſiert und konnte 14 tauglie Individuen
zur Aushilfe in der Seelſorge bergen. Abermals wurde die Aufhebung des Kapuzinerkloſters verſut, als eine Real- und Commerzialſule zu Rumburg unter der Direction von Piariſten eröffnet werden ſollte, allein ohne Erfolg.
Kaiſer Joſef II. ließ dem Sulweſen große Sorgfalt angedeihen. Alle Kinder, ohne Unterſied des Geſletes und Standes ſollten die Segnungen eines guten Unterrites genießen und deshalb führte er mittelſt Hofdecret vom 20. October 1781 den Sulzwang ein. Dadur ſtieg der Sulbeſu um 150%. Während der Regierung Kaiſer Joſef II. vermehrten ſi die Sulen in Böhmen um 5 Haupt- und 347 Trivialſulen; in dem Jahre 1789 entſtanden allein 79 neue Sulen in unſerem Vaterlande. 200 Induſtrieſulen waren im Gange, in welen die Kinder im Spinnen, Strien, Spienklöppeln, im Gartenbau u. ſ. w. unterritet wurden.
Au Kaiſer Leopold II. (1790 ― 1792) pflegte das Sulweſen und ſo kam es, daſs im Jahre 1792 in Böhmen, weles 2,946.060 Seelen zählte, ſon 30 Haupt-, 2434 Trivial- und 39 Mädenſulen beſtanden, an denen 3.314 Lehrer wie Gehilfen 216.557 Kinder von 308.925 ſulfähigen unterriteten.
Das Gemeinweſen von Sluenau nahm eine trefflie Fortentwilung und vergrößerte ſi die Stadt dur Neubauten von Wohnhäuſern nit unbedeutend. Die Bevölkerung war emſig thätig im Handel und Gewerbe und ringsum ſah man Blüthe ſowie Wasthum des materiellen Loſes der Bewohner.
Kaiſer Franz II. beſtätigte die Sluenauer Stadtprivilegien am 21. Feber 1794 und au ſonſt hatten die Sluenauer Urſae, die wohlwollende kaiſ. Sorgfalt für ihre materiellen Intereſſen kennen zu lernen.
Nadem ſon im Jahre 1784 beim Magiſtrat die Inſtitution der 12 Rathmänner, die ſi monatli als Bürgermeiſter abzulöſen hatten, für immer aufgehoben und an deren Stelle die Zahl von nur 4 Bürgermeiſtern geſet worden war, fand 1792 na Joſefiniſem Geſe die neuorganiſation des regulirten Magiſtrats ſtatt, derzufolge künftig nur 1 Bürgermeiſter an die Spie der Gemeinde geſtellt wurde, nebſt einem geprüften und zwei ungeprüften Räthen, ſowie 3 Repräſentanten. Ein kreisamtlies Sreiben vom 18. December 1792 verordnete die Magiſtratsregulirung in Sluenau und fand die erſte Wahl am 8. April 1793 ſtatt.
Die brauberetigte Bürgerſaft von Sluenau beſtritt im Jahre 1786 der Süenbrüderſaft daſelbſt das denen 1665 gewährte Königsgebraäu. Das Gubernium ſete jedo mit Erlaß vom 24. April 1786 Z. 9293 die Süenbruderſaft wieder in ihre Rete ein. Außer dem Königsgebräu ſute die Gemeinde den Süen die Süenwieſe und den Stadtgraben ſtrittig zu maen, aber au in dieſem Punkte entſied das Gubernium zu Gunſten der Süen. Zur Deung der Prozeſskoſten mußten die Süen die an der Königskette angereihten ſilbernen Silder
veräußern.
Zwiſen den bräu- und nit bräuberetigten
Bürgern entſpann ſi au ein langandauernder, unerquilier Streit, weler 1793 ſeinen Anfang nahm. Eine für den 17. Juni 1794 höhern Orts befohlene Zuſammenkunft der brau- und nicht brauberetigten Bürger behufs eines anzubahnenden Vergleies blieb reſultatlos.
Die Erritung einer Landmilliz wurde im Jahre 1796 befohlen. Jeder 20ſte Kopf war einzureihen. Na Thereſienſtadt mußten alle Kugelrohre und Stuen abgeliefert werden. Die Süen hatten Waffen beizuſteuern und Mannſaften zu ſtellen. Au jeder tauglie Jude konnte ohne weiteres zum Militär abgegeben werden.
Wohl war in den leten Jahren ein materieller Aufſwung im Sluenauer Dominium unlegbar wahrnehmbar, do bedrängte Zeiten, wele in den theuren Jahren 1804 und 1805 kamen, ſädigten ungemein den errungenen Wohlſtand der Bewohner. Enorm waren die Preiſe im leten Jahre :
1 Stri Korn koſtete bis 42 Gulden Bancozettel
1 Stri Hafer koſtete bis 16 Gulden Bancozettel
1 Stri Weizen koſtete bis 46 Gulden Bancozettel
1 Brod von 2 ½Pf. galt 1 Kaiſergulden. Mitte Juli wurden 2 Säe Mehl mit 108 fl. oder 54 Thaler ſäſ. Geld bezahlt.
Dur kaiſ. Verordnung wurde es den Unterthanen frei geſtellt, der Grundobrigkeit na der alten oder neuen Robott ihre Suldigkeit zu leiſten; do verblieben dieſelben in den Ortſaften der Sluenauer Herrſaft zumeiſt bei der alten und nur wenige wählten die neue Robottleiſtung.
Na einem Hausleutenſuldigkeitsregiſter vom Jahre 1802 wählten die neue Robott in:
Kaiſerswalde | nur 4 Ind.; | dagegen die alte | 11 Ind. | m. fl. | 15. | 42 |
Königswalde | nur 6 Ind. | alte | 11 Ind. | fl. | 16. | 48 ¾ |
Altgeorgswalde | nur 2 Ind. | alte | 75 Ind. | fl. | 114 | 12. |
Neugeorgswalde | nur — Ind. | alte | 6 Ind. | fl. | 8. | 6 ¼ |
Philippsdorf | nur — Ind. | alte | 6 Ind. | fl. | 9. | 43 ½ |
Wieſenthal | nur — Ind. | alte | 10 Ind. | fl. | 12. | 58 |
Waldee | nur — Ind. | alte | 1 Ind. | fl. | 1. | 37 ¼ |
Altehrenberg | nur 4 Ind. | alte | 40 Ind. | fl. | 56. | 13 ¼ |
Neuehrenberg | nur — Ind. | alte | 23 Ind. | fl. | 30. | 47 ¾ |
Herrnwalde | nur — Ind. | alte | 3 Ind. | fl. | 4. | 51 ¾ |
Cunnersdorf | nur — Ind. | alte | 8 Ind. | fl. | 11. | 20 ¾ |
Fürſtenwalde | nur — Ind. | alte | 4 Ind. | fl. | 4. | 51 ¾ |
Grafenwalde | nur — Ind. | alte | 2 Ind. | fl. | 1. | 37 ¼ |
Roſenhain | nur — Ind. | alte | 4 Ind. | fl. | 6. | 29 |
Königshain | nur — Ind. | alte | 2 Ind. | fl. | 3. | 14 ½ |
Fugau | nur — Ind. | alte | 7 Ind. | fl. | 6. | 26 |
Harrasthal | nur — Ind. | alte | ― Ind. | fl. | ―. | ― |
Es zahlten demna an Su-, Robott-und Spinnergeld 213 Häusler in die Johann von Harra'ſen Renten jährli 304 fl. 58 ¾ kr. und nur 16 Individuen hatten ſi die neue Robottsordnung gewählt.
Das Jahr 1808 brate unſerer Gegend laut Cubernialverordnung vom 21. März Z. 11.726 den verſtärkten
böhmiſen Grenzkordon ; es wurden dislocirt na:
Königswalde | 4 Mann | ||
Fugau | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Roſenhain | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Sluenau | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Kaiſerswalde | 1 Gefrt. | 4 Mann | |
Grafenwalde | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Sönau | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Hainspa | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Röhrsdorf | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Hilgersdorf | 1 Gefrt. | 4 Mann | |
Lobendau | 1 Gefrt. | 5 Mann | |
Obereinſiedel | 1 Gefrt. | 3 Mann | |
Neudörfel | 1 Gefrt. | 4 Mann | |
Niedereinſiedel | 1 Gefrt. | 4 Mann | |
Wölmsdorf | 1 Gefrt. | 5 Mann | |
Nixdorf | 1 Feldwbl. | 1 Gefrt. | 5 Mann |
Im franzöſiſen Kriege von 1809 kamen abermals die Sluenauer und Hainspaer Herrſaften in arge Bedrängnis.
Prinz Friedri Wilhelm, Herzog von Braunſweig-Lüneburg-Oels ſloſs ſi als Verbündeter Oeſterrei an und warb um Zittau eine Saar Jäger nebſt Huſaren, die man wegen ihrer ſwarzen Uniform mit Todtenköpfen an ihren Czakos, die Swarzen
nannte.
Der ſäſ. Oberſt Joh. Adolf Thielmann zog mit 450 Reitern, 150 Mann Infanterie, 3 vierpfündigen Kanonen und 1 Haubie von Dresden aus gegen die um Zittau ſtehenden Braunſweiger. Am 28. Mai 1809 bra Thielmann von Dresden auf, gelangte ſelben Tages bis Lohmen und ſandte von Stolpen aus ein Detaement Reiterei unter Leutnant Kraushaar von Polenz Chevauxlegers na Rumburg, in weler Stadt der Herzog v. Braunſweig nur wenige Mannſaft unter dem Kommando des Rittmeiſters von Srader poſtirt hatte, die ſi bei Annäherung der Saſen inſtructionsgemäß langſam gegen Gabel zu zurüzogen.
Oberſt Thielmann ſete am 29. Mai ſeinen Marſ bis Nixdorf fort, wo er no alle Spuren einer zu Ehren des öſterr. Sieges bei Aſpern (22. Mai) gehaltenen Feſtlikeit vorfand. Hierüber aufgebrat, ließ er die Ortsbehörden vor ſi kommen und tadelte ihr unkluges
Benehmen in einer heftigen Rede. Im Uebrigen hielt er auf dieſem Zuge gute Mannszut und ließ nits als Lebensmittel und Fourage entnehmen. Am 30. Mai zog er über Zeidler, Ehrenberg, Rumburg na Zittau und ſon Mittags traf einen Seitenpatrouille ſeiner Infanterie bei Seifhennersdorf auf einen Trupp braunſweiger Huſaren, weler ſi mit dem Verluſte von 1 Pferde eilends zurüzog.
Die großen, von Seiten Oeſterreichs na Frankrei zu zahlenden Kriegscontributionen, die Kriegskoſten im Reie ſelbſt erſöpften vollſtändig die Staatskaſſen. Steuererhöhungen, Vermehrung des Papiergeldes, Contrahirung von Zwangs- und Lottereianleihen reiten zur Befriedigung der Bedürfniſſe nit hin. Mittelſt Patent's vom 19. December 1809 wurde alles Gold und Silber den Unterthanen, mittelſt Patent's vom 1. October 1810 die Auslieferung des Kirenvermögens verlangt, do au damit gab es no keine beſondere Hilfe.
Von der Sluenauer Kirche wurden fl. 194 . 4 kr.
Von der Georgswalder Kire wurden fl. 64 . 17 kr.
Von der Ehrenberger Kire wurden fl. 47 . 39 kr.
Gold und Silbergegenſtände eingezogen und hiefür erſt im Jahre 1819 Bezahlung geleiſtet.

Der im leitmerier Kreis taxirte Werth des eingezogenen Silbergeräthes der Kiren betrug 49.114 fl. 43 ¾ kr. Der Kaiſer beſtimmte unterm 1. Auguſt 1817, daſs für die Kirenlieferungsforderungen in w. w. Papiergeld verzinslie Hofkammerobligationen ausgefertigt werden; die unter 50 fl. entfallenden Beträge aber ſollen nebſt den vom Ausfertigungstage der Interimsſeine ausſtändigen Zinſen baar beglien werden.
Am 20. Feber 1811 erſien das berütigte Finanzpatent, weles am 15. März in Sluenau publicirt, die Exiſtenz von vielen tauſend Familien vernitete, bisher unternehmende und ſehr tütige Geſäftsleute über Nat an den Bettelſtab brate. Die circulirenden 1060,798.753 fl. Bancozettel und die Kupfermünzen wurden auf ⅕ ihres Stammwerthes herabgeſet; für 100 fl. Bancozettel bekam man 20 fl. wiener Währung. Das heraufbeſworene Elend war grenzenlos und dur Jahrzehnte konnte ſi die Bevölkerung nit erholen. Kaum fieng man na dieſen erhaltenen Slägen an wieder Muth zu faſſen, kam dur den Befreiungskrieg vom franzöſiſen Joe 1813 neue Noth, neues Elend über unſere Gegend.
Viele Saſen retirirten wegen den Preußen und Ruſſen mit allen ihren Habſeligkeiten nebſt Vieh na Sluenau, wo ſie auf's Theilnehmenſte aufgenommen wurden. Nadem ſi die Furt einigermaßen gelegt hatte, kehrten dieſelben wieder an den heimatlien Herd zurü.
Die Einwohner zu Neuſalza ſandten naſtehendes Dankſagungsſreiben na Sluenau:
„„Die Einwohner zu Neuſalza danken vielfältig den Einwohnern der Stadt Sluenau als au denen dahin eingepfarrten Gemeinden vor die ihnen bei der jeigen Zeit ſo außerordentli erzeugte Liebe, Freundſaft und gütige Aufnahme mit ihren Habſeligkeiten, wele die Neuſalzer nie vergeſſen, ſondern dafür ſtets dankbar ſein und Gott bitten werden, daſs er ihnen Grenznabaren für ähnlie Fälle in Gnaden bewahren wolle.
Neuſalza, den 24. Juni 1813.
Die Commune Neuſalza
und Joh. Hüttuſ Bürgermeiſter.““
Na Georgenthal, Niedergrund kamen am 20. Auguſt gegen 30.000 Mann Franzoſen, während ſi General Bubna, der woenlang hier lag, ſi mit den öſterr. Truppen über das Gebirge zurü zog. Die franz. Kavallerie ſlug ihr Lager in Grund, die Infanterie in Georgenthal auf und blieben 3 Tage. General Lefevbre-Desnouette wohnte im Ant. Münzberg'ſen Hauſe. Napoleon I. ſoll ſelbſt in Georgenthal geweſen ſein.
Von Dresden aus ſrieb Napoleon am 16. Auguſt an General Berthier:
Den Herzog von Belluno ſeen ſie in Kenntnis, daſs mein Hauptquartier morgen ſi wahrſeinli zu Görli befinden werde, daſs i im Sinne habe, 100.000 Mann hinter Zittau zuſammen zu ziehen, daſs das 8. Corps, weles Poniatowsky befehligt, ſi bereits dort befindet, daſs i morgen Rumburg, Sluenau und Georgenthal angreifen laſſen werde; daſs i Willens ſei, meinen reten Flügel an die Elbe, an das Dorf Sandau und an das verſanzte Lager von Königſtein, meinen linken an das Rieſengebirge, gegen Neuſtadt und Friedland zu, anzulehnen; daſs die Centralſtellung und das Slatfeld bei Eartsberg ſein werde.
Ebenfalls an Berthier ſreibt Napoleon aus Bauen den 17. Auguſt:
„Von Rumburg wird die zweite Division in 1 ½ Tagen Zittau erreien können; denn von Rumburg, Sluenau und Neuſtadt führt ein guter Weg na Zittau.“
Nur zu balb kamen die Sluenauer beim im ſelben Jahre erfolgten Einbru der Franzoſen in ähnlie Verlegenheit und giengen na Saſen.
Die Grenze war von Cavallerie des Klenau, einigen Hundert Huſaren und einem Freicorps beſet. Als am 18. Auguſt die Franzoſen, Vorhut der Vandamme'ſen Armee unter General Lefevbre-Desnouette, über den Hutberg von Gersdorf aus in der 10. Morgenſtunde na Rumburg einrüten, ritten von den in Sluenau bequartirten Huſaren 120 Mann den Franzoſen entgegen, mußten aber retiriren und verloren 1 Mann, den die Franzoſen gefangen nahmen. Die 119 Huſaren bezogen beim Kaiſerswalder Gerit Stellung. Namittags 2 Uhr langten die Franzoſen in Sluenau ein. Erſtli kamen nur einige Mann, immer 2 beiſammen, den Säbel im Munde und 2 Piſtolen in den Händen, dann 1 Compagnie Fußvolk, die ſi auf dem Marktpla (Ringe) aufſtellten. Unſere Huſaren flüteten nun über Zeidler dur den Wald na B.-Kamni. Die Franzoſen hatten ſi in Niederkönigswalde gelagert und giengen am 19. Auguſt na Sluenau zurü. Ueber Lobendau traf nun au eine ungeheure Menge Franzoſen aus Dresden ein, wele daſelbſt übernateten. Ein Theil wurde in der Stadt bequartirt, der andere lagerte um die Stadt und mußte reili mit Brod, Wein, Branntwein, Stroh, Hafer und Heu verſehen werden; was ſie nit bekamen, nahmen ſie ſelbſt. Andern Tages giengen dieſelben na Rumburg. Kurz na Mittags kamen abermals 10 ― 15.000 Mann, die ſofort na Rumburg zogen. Am 23. Auguſt wurde viel Geſü und Fuhrweſen durgeführt. Die Artillerie war reitend und mit brennenden Lunten verſehen; ein Theil blieb in Sluenau, ein Theil marſirte na Rumburg. Im großen Ganzen benahmen ſi die Franzosen ruhig und anſtändig. Der 24. Auguſt brate eine Armee von 100.000 Mann, die Vandamm'ſe, wieder eilfertig zurü na Sluenau, wele, ohne längeren Aufenthalt zu nehmen, na Saſen zogen; in Königswalde wurde faſt das ganze Vieh geraubt. Desſelben Tages Abends 9 Uhr giengen wiederum 10.000 Mann über Sluenau gegen Dresden. Näſten Tag den 25. kam ein kleiner Natrapp Franzoſen, der werde plünderte no brandſate.
Am Abende des 2. September langten von Gabel her über Warnsdorf und Rumburg in Sluenau ein Theil des 8. franzöſiſ. Armeecorps, 1400 Pollaken, commandirt vom Fürſten Poniatowsky an und logirte letere im Sloſſe. Das Fußvolk lagerte am Judenberge, die Cavallerie und Geſüe hinter dem Kreuzberge. Tro gegentheiliger Verſierung des Fürſten Poniatovsky plünderten deſſen Soldaten 1 Stunde lang in Sluenau und giengen dann in's Lager zurü. Die befohlene Lieferung auf Suhe nebſt Stiefel konnte nit erfüllt werden und man löſte ſi hievon gegen Zahlung baarer 50 Louisdor ab.
Andern Tags, eines Sonntags, kamen 200 Mann kaiſ. und preuß. Jäger, ſowie Koſaken in die Nähe und hielten ſi im Walde bei Cunnersdorf verſtet. In Neuſalza ließ ſi ebenfalls kaiſerlies Militär nebſt Ruſſen ſehen und da dieſelben in der Nat zuvor in's polniſe Lager geſoſſen hatten, marſirten die Polen über Königswalde gegen Neuſalza zu. Wie die Kaiſerlien merkten, daſs die Stadt Sluenau geräumt ſei, kamen mehrere bis in die Vorſtadt, wo jedo no einige polniſe Reiter weilten. Ein preußiſer Jäger ſoſs unter ſie, gerade als dieſelben in's Dresdner Thor einritten und traf einen Gemeinen, dem die Kugel bei der Sulter hineingieng und bei der Bruſt herauskam. Glei darauf ſprengten 10 ― 12 Koſaken dur die Stadt und blieben beim Kreuze des Gottfried Kumpfe ſtehen; von den Pollaken erblit geſahen 3 Kanonenſüſſe, wele in Königswalde einfielen.
Am 10. September rüten einige Hundert Kaiſerlie nebſt Koſaken ein, lagerten eine Nat vor der Stadt und giengen na Saſen. Es folgte am 12. September 1 Regiment kaiſerl. Huſaren, die ebenfalls na Saſen weiter ritten. Der 13. September brate 40 ― 50.000 Preußen, wele um die Stadt Lager bezogen, 3 Tage daſelbſt verblieben, die Felder vollſtändig verwüſteten und ſonungslos plünderten. Dieſelben marſirten dann über Sirgiswalde na Bauen.
Sluenau bekam ſpäter eine Entſädigung von 900 fl., etwa den 10. Theil des gehabten Sadens.
No am 25. September marſirte General Bubna mit mehreren tauſenden Landwehr wie au Huſaren in Sluenau ein, übernatete daſelbſt und gieng über Lobendau na Dresden.
Die Franzoſen wurden na Leipzig gedrängt, wo am 17., 18. und 19. October die große Völkerſlat ſtattfand. Mit der Einnahme von Dresden im November 1813 hörten die Militärdurzüge in hieſiger Gegend auf.
Laut Convention ſollte von den Bewohnern an die ruſſiſen wie preußiſen Truppen nur das bemeſſene Brod, Gemüſe, Hafer und Heu gegen Quittung verabreit werden, während dieſe alles Uebrige ſofort zu bezahlen hatten. Allein das Militär reſpectirte dieſe Beſtimmungen wenig und alles Remonſtriren nute nits.
Unsere Regierung ſrieb 1813 eine große Lieferung von Suhwerk für die Armee aus, vielmehr die Verarbeitung von zugeſnitteten Lederſorten. An Maerlohn waren für deutſe Suhe 30 kr., für ungariſe Suhe 33 kr., für Cavallerie-Stiefel 1 fl. 13. kr., für Artillerie- und Huſaren-Stiefel 53 kr. geboten. Auf dem Sluenauer Dominium lieferten die Suhmaer:
in der Stadt Sluenau 167 Paar Suhe wie 32 Paar Stiefel,
in der Herrſaft Sluenau 300 Paar Suhe wie 60 Paar Stiefel der genannten Gattung. Au mußten am 6. Juli 1813 zum Sanzenbau 10 Mann na Leitmeri geſandt werden, wele einen Taglohn von 22 kr. pr. Kopf und 1 Brotportion erhielten.
Die nun folgende längere Friedensperiode ermöglite erſt die Heilung der bisher erlittenen großen Säden.
Ein neues Sulhaus konnte als ein Zeien humanitären Strebens in jener trauervollen Zeit am 27. October 1814 feierliſt eröffnet werden. In gleiem Streben fand ſi Königswalde, wo am 7. October 1823 das neue Sulgebäude eingeweiht wurde.
An allen Ortſaften des Sluenauer Bezirkes fand man das Bemühen zur Aufbeſſerung der Sulen.
Obwohl na dem Falle der Napoleon'ſen Herrſaft dur die Aufhebung der Continentalſperre England den europäiſen Markt mit Waaren überſwemmte und dadur die Preiſe ſi ſehr ermäßigten, ſo verzagte man nit, ja der Unternehmungsgeiſt wurde auf's neue wieder gewet.
Die Vielſeitigkeit des gewerblien Saffens trat immer mehr zu Tage, wenngeli die theuren Jahre von 1817, 1820 und 1822 ungemein hemmend wirkten. Im leten Jahre galt
1 niederöſterr. Mee | Weizen | 11 | fl. ― |
1 niederöſterr. Mee | Korn | 7 | fl. 30 |
1 niederöſterr. Mee | Gerſte | 5 | fl. 48 |
1 niederöſterr. Mee | Hafer | 3 | fl. 20 |
1 niederöſterr. Mee | Hirſe | 16 | fl. ― |
1 niederöſterr. Centner | Heu | 3 | fl. 20 |
1 Klafter Holz | 32 | fl. ― | |
1 Taglohn ohne Koſt | 1 | fl. 04 |
Lebhaft verfolgte man die Verfügungen der Regierung in handelspolitiſer Ritung.
Anno 1823 recurirten die Töpfermeiſter der 2965 Seelen zählenden Stadt Sluenau im Vereine mit denen im übrigen Bezirke und jenen von Hainspa, Rumburg wie B.-Kamni wegen dem erlaubten Verkaufe ausländiſer Töpferwaaren auf inländiſen Jahrmärkten.
Ebenſo wurde gegen die hohen Salzpreiſe remonſtrirt. Sluenau conſumirte 1826 an 300 Salzkuffe à 120 Pf. ſäſ. und war das ſäſ. Salz. pr. inländiſe Kuffe oder 10 ſäſ. Meen über 2 Th. 12. gr. preuß. Crr. == 9 fl. w. w. billiger. Daſs demzufolge der Salzſmuggel florirte, kann nit verwundern.
Johann Graf von Harra widmete mittelſt Decret vom 30. November 1823, als am Toiſonfeſte für die von ihm auf ſeiner Herrſaft Sluenau eingeführten Armenkaſſe 1200 fl., deren Intereſſen zur augenblilien
Unterſtüung dürftiger Familien in Krankheiten oder Unglüsfällen verwendet werden ſollen.
Im Jahre 1824 wurden in der Stadt Sluenau dur das Armeninſtitut 42 Arme theils mit freiwilligen Spenden, theils mittelſt der gewöhnlien
wöentlien Sammlungen gehörig
unterſtüt.
Der Domänenbeſier Johann Nepomuk Graf von Harra domicilirte hauptſäli zu Wien und ſtarb am 11. April 1829.
Sein Nafolger im Beſie der Sluenauer Herrſaft wurde ſein Bruder Ernſt Chriſtof Joſef von Harra, oberſter Landesſtallmeiſter in Oeſterrei ob und unter der Enns, k. k. Kämmerer, geboren am 29. Mai 1757 und verheirathet mit Maria Thereſia Gräfin von Dittriſtein.
Dieſelbe hatte anno 1820 incluſive der Stadt Sluenau, des Sloſsbezirkes und der zur Herrſaft gehörigen Ortſaften ein Ausmaß von:
4473 Jo 1276 | Quadr.-R. Aeer und Triſfelder |
3455 Jo 1281 | Quadr.-R. Wieſen, Gärten und Teie |
4248 Jo 764 | Quadr.-R. Hutweiden, Geſtrüppe und Waldungen |
12178 Jo 121 | Quadr.-R. (F. A. Muſſik Sönlinde p. 160. 161.) |
Na neueren Vermeſſungen gehören dem Dominium 3401 niederöſterr. Jo in's Eigenthum und ſind gegenwärtig demſelben erträgnisrei zu:
Altehrenberg | 719 | Jo | 422 | Quadr.-R. |
Fugau | 273 | Jo | 1327 | Quadr.-R. |
Fürſtenwalde | 372 | Jo | 1250 | Quadr.-R. |
Georgswalde | 24 | Jo | 1186 | Quadr.-R. |
Neugrafenwalde | 108 | Jo | 120 | Quadr.-R. |
Herrnwalde | 514 | Jo | 1128 | Quadr.-R. |
Kaiſerswalde | 70 | Jo | 1305 | Quadr.-R. |
Königshain | 315 | Jo | 31 | Quadr.-R. |
Königswalde | 573 | Jo | 508 | Quadr.-R. |
Kunnersdorf | 150 | Jo | 488 | Quadr.-R. |
Roſenhain | 179 | Jo | 1402 | Quadr.-R. |
Sluenau | 28 | Jo | 1223 | Quadr.-R. |
3331 | Jo | 790 | Quadr.-R. |
Auf Grund einer uralten Stiftung hatte das Aerar des Gotteshauſes zu Sluenau eine jährl. Rente von 35 Thaler in gleien Raten, zu Walpurgis und Miaelis jeden Jahres zahlbar von der Bauner Kämmerei zu fordern. Ueber die Stiftung ſelbſt, insbeſonders über den Stifter und den eigentlien Zwe derſelben iſt Nits bekannt und da, wo der in Rede ſtehenden Stiftung gedat wird, iſt nur die Bemerkung hinzugefügt, daſs der Urſprung derſelben unbekannt, do uralt ſei.
Im Jahre 1831 löſte Bauen dieſe Verpflitung gegen Baarzahlung von 700 Thalern ab. Dieſes Capital wurde als Lehrerfond angelegt und verfügt gegenwärtig der k. k. Bezirksſulrath hierüber.
Von nit geringem Intereſſe iſt der Vermögensſtand der Stadt Sluenau im Jahre 1834, nämli an:
Activ-Capitalien | C. M. fl. | 1. | 050 ― |
4 Realitität. (11.000 C. M. fl.) Waldung (82 Jo 899 □ Kl.), Aer (4 Jo 866 □ Kl.) Wieſen (18 J. 682 □ Kl.), Teien (1580 □ Kl.) und Hutweiden | C. M. fl. | 22. | 062 52 |
Regalien, Gefälle u. ſonſtige Ertragsrubriken w. w. fl. 5180 40 | 39. | 107 40 | |
Molibien u. Fahrniſſew. w. fl. ― ― | 3. | 188 09 ½ | |
Caſſabarſaftw. w. fl. 39 57½ | 328 52 | ||
w. w. fl. 5220 37½ | C. M. fl. | 65. | 737 33 ½ |
Als Ereignis für Sluenau betratete man anno 1835 das Wiedereröffnen des alten Sweidrier Bergwerkſates. An der Straſſe gegen Ehrenberg, ehe man an die Cunnersdorfer Brettmühle kommt, liegt der Sat. Einige Männer wagten ſi in's Innere des Bergbaues und fanden einen faſt bis in die Hälfte des Sweidri gegen Weſten ſi hinziehenden Stollen. Dieſer wurde gereinigt, ein neuer Stollen angebroen und Erz gehoben, weles man na Freiberg zur Analyſe ſandte. Au eine Berg-Commiſſion von Kloſtergrab erſien. Man baute auf Silber nebſt Gold, vertheilte ſilberne Fingerringe, wele angebli aus dem gewonnenen Silbererz in dieſem Bergwerke herrührten und brate ſo 500 Kuxe à 5 fl. C. M. an den Mann. Das Ergebnis blieb aber nur Kupfererz. Der Erlös von den Kuxen kam vollſtändig in's Verthun und die erträumten großen Gewinne zerannen in Nits.
Für gute Communicationswege und Straſſen wurde nun im Dominium Sluenau vorgeſorgt; es kamen zwiſen 1835 – 1840 zur Vollendung:
Ehrenberger | Von Sluenau dur Cunnersdorf d. obrigktl. Waldungen bis Neuehrenberg | Länge ¾ Meil. | 1359 Klft. |
Von Neuehrenbg. b. Altehrenbg. | Länge ¼ Meil. | 1074 Klft. | |
Von Altehrenberg bis herrſftl. Rumburger Grenze | Länge ⅜ Meil. | 1759 Klft. | |
Straſſe | Von Neuehrenberg bis Herrnwalde | Länge ¼ Meil. | 650 Klft. |
Von Altehrenberg bis herrſ. Kamnier Grenze na Sönlinde | Länge ½ Meil. | 1000 Klft. | |
Georgswalder Str. | Von Königswalde bis Gemeindegrenze | Länge ¾ Meil. | 3061 Klft. |
Von Königswald. Gemeindegrenze bis Georgswalde | Länge ¼ Meil. | 1050 Klft. | |
Philippsdorf. Str. | Von Georgswalde b.Philippsdorf u. ſäſ. Grenze | Länge ¼ Meil. | 1274 Klft. |
Roſenhainer | Von Sluenau dur Roſenhain an die ſäſ. Grenze | Länge ½ Meil. | 1200 Klft. |
Fugauer Str. | Von Königswalde dur Fuga an die ſäſ. Grenze | Länge ⅞ Meil. | 3505 Klft. |
Zeidler Str. | Von Zeidler dur Cunnersdorf bis na Sluenau | Länge ½ Meil. | 900 Klft. |
16.832 Klft. |
Dieſe aus den alten Wegen hergeſtellten auſſeemäßigen Straſſen ſind 14 ― 20 Suh breit.
Im Jahre 1797 wurde ſon um Herſtellung einer gelegenen Communicationsſtraſſe von Tetſen über Kamni, Kreibi, Sönlinde gegen Rumburg und Sluenau petitionirt. In dem Geſue wurde geſagt, die beſtehenden Wege ſind ſo ſlet, daſs 1 Stri Korn 20 ― 21 kr. Frat von Tetſen na Rumburg koſtet und für 1 Sa Obſt auf gleier Stree 1 fl. gezahlt werden muß.
Die Salzlegſtadt Rumburg braut jährli 6 ― 7000 Faſſel Salz, weles von Prag na Leipa mit einem Fuhrlohn von 26 ― 30 kr. und von Leipa bis Rumburg mit 18 ― 28 kr. pr. Faſſel transportirt wird. Die Frat des Faſſels Salz von Prag na Tetſen käme auf dem Waſſerwege nur 15 kr. (Das Stadtl Kreibi conſumirt jährli circa 600 Faſſel Salz.)
Au der vollſtändige Ausbau des kaiſerlien Straſſennees geſah in den 1830er Jahren. Am 27. November 1834 verlangte das k. k. böhm. Landesgubernium, daſs die Straſſe Georgswalde na Ebersba als dur ſumpfige Streen geführt nit gebaut, ſondern von Georgswalde direct na Neuſalza über den ſogenannten Krönungs- und Huldigungsweg hergeſtellt werde. Mit Zuſrift vom 17. Auguſt 1835 wies dieſes Anſuen das k. ſäſ. Finanzminiſterium ab und beſtand auf dem Ausbau der öſterr. Stree bis an die Ebersbaer Landesgrenze, wogegen Saſen 1836 die Stree Mittel-Ebersba dur die Haine bis zur Landesgrenze pr. 178 Ruthen Länge herſtellen will. Anno 1837 baute Georgswalde dieſe Straſſe bis an die Landesgrenze aus.
Zur Erleiterung des brieflien Verkehrs wurden laut Zuſrift der Wiener Hofpoſtverwaltung vom 16. December 1835, Z. 12.569/2605 int. v. Prager k. k. böhm. Oberpoſtverwaltung vom 28. December 1835 für die Orte Sluenau, Warnsdorf, Sönlinde und Georgswalde Briefſammelſtellen bewilligt. Jene in leterem Orte wurde au no mit der k. ſäſ. Löbauer Poſtverwaltung in Verbindung geſet.
Anno 1840 haben Sluenauer Handelsleute bei der k. k. oberſten Hofpoſtverwaltung um die Einleitung einer täglien Poſtverbindung na und von Rumburg gebeten. Bis dahin beſtand wöentli nur dreimal Poſtverbindung mit Rumburg, nämli zweimal mittelſt Boten und einmal mit dem Sluenau paſſirenden Mallewagen. Mit Zuſrift vom 2. November 1840, Z. 7011 gewährte die Prager k. k. Oberpoſtverwaltung dieſes Geſu.
Um Ereirung einer förmlien Poſtſtation in Sluenau petitionirten daſige Fabrikanten und der Magiſtrat 1845. Au dieſem Geſu entſpra das k. k. Finanzminiſterium laut Decret vom 1. Juni 1848, Z. 18.100. Die Briefſammlung wurde aufgelaſſen und dagegen eine förmlie Poſtſtation aufgeſtellt; der Poſtmeiſter erhielt 300 fl. C. M. Gehalt, 60 fl. C. M. Amtspauſale und mußte 6 Pferde, 2 vierſiige gedete Wagen nebſt den nöthigen Poſt- wie Stallrequiſiten beiſaffen. Zur Beſeung dieſer Poſtmeiſterſtelle blieb der Concurs bis zum 26. Juli 1848 ausgeſrieben. Die Aerariſirung dieſes Poſtamtes erfolgte am 1. Juli 1889 und langte der dieſbezüglie Beſeid am 11.November 1888 in Sluenau ein.
Ernſt, Chriſtof, Joſef Graf von Harra war kaum ein Decenium im Beſie der Herrſaft Sluenau. Er ſtarb den 14. December 1838 und ſein Sohn Franz, Ernſt Graf von Harra, geb. am 13. December 1799, k. k. geheimer Rath und Kämmerer wurde der neue Gutsherr. An 20.833 Bewohner lebten auf ſeinem Dominium in 2613 Häuſern, die Stadt Sluenau nit mit inbegriffen.
In leterer fand am 1. Juli 1841 die feierlie Grundſteinlegung des bürgerlien Rathhauſes ſtatt, weles bereits den 8. November 1842 eingeweiht werden konnte.
Am 9. September 1841 kam früh ½ 8 Uhr Erzherzog Stephan von Hainspa na Sluenau, nahm daſelbſt nur kurzen Aufenthalt und reiſte na Rumburg weiter.
Das Bedürfnis eines neuen Friedhofes mate ſi abermals fühlbar. Bereits 1841 wurde wegen Ermittelung des geeigneten Plaes vorgeſorgt, derſelbe 1843/44 hergeſtellt und am 27. October 1844 feierliſt eingeweiht.
Bis 1841 gab es 2 Friedhöfe, nämli der ſogenannte untere, rings um die Kire gelegene pr. 350 □ Kl. und der obere unter dem Kreuzberg neben der von Sluenau na Cunnersdorf führenden Straſſe pr. 631 □ Kl.
Der neue Friedhof entſtand aus den Parcellen
Nro. top. 1545 pr. 704 □ Kl. | 1 Jo 213 □ Kl. oder neue Vermeſſung 1956 □ Kl. |
Nro. top. 1546 pr. 395 □ Kl. | |
Nro. top. 1547 pr. 361 □ Kl. | |
Nro. top. 1548 pr. 353 □ Kl. |
beim Ankaufswerthe von 1200 fl. und mußte dur Beiträge der Gemeinden Sluenau, Königswalde, Königshain, Harrastahl, Cunnersdorf, ſowie dur Verkauf von Begräbnispläen zu 40, 38, 35 fl. C. M., dann dur Materialienlieferung der Obrigkeit geſaffen werden. Au iſt hiezu der Erlös von dem Verkauf des oberen Friedhofes pr. 631 □ Kl., weler meiſtbietend am 14. October 1846 für 195 fl. C. M. zur Veräußerung kam, verwendet worden. Die Geſammtkoſten dieſes Baues beliefen ſi auf 4825 fl. 54 ⅔ kr. C. M. Dur den Einſturz des Decanalgebäudes am 24. Mai 1824 mußte ein Neubau in Ausführung kommen, wozu Graf Franz von Harra als Kirenpatron das Seine beitrug.
Der Wunſ des ſeligen Biſofs Kindermann, in ſeiner Heimatsgemeinde Königswalde ein Gotteshaus zu ſehen, gieng 1844 in Erfüllung, in welem Jahre den 14. September der Grundſtein hiezu gelegt worden iſt. Erſt am 10. Auguſt 1848 konnte die feierlie Kirenweihe unter Betheiligung der Bevölkerung aus der ganzen Umgebung ſtattfinden. Son am 8. September 1847 ward die Weihe der Gloen, am 8. September 1848 die Friedhofsweihe abgehalten. Gubernialrath und Canonicus Ignaz Jakſ im Vereine mit Biſof Auguſtin Hille widmeten zur Dotation des Pfarrers in Königswalde unter dem Namen Biſof Sulſtein'ſe Stiftung
ein Capital von 1670 fl. C. M.
In den Jahren 1845 ― 1848 erlitten die Geſäfte dur Theuerung und epidemiſe Krankheiten manerlei Stoungen und der Erwerb blieb ein ſehr geringer.
Anno 1845 war die Bevölkerung dur eine vehemente Kartoffelkrankheit heimgeſut. Wer in der erſten Hälfte September erntete, that no gut; wer aber na dem 28. September, nämli na der eingetretenen Regenszeit erſt die Kartoffel vom Felde führte, dem verfaulten ſie zumeiſt. Ueber das Erträgnis der Kartoffel im Jahre 1845 auf der Herrſaft Sluenau und über die daſelbſt verdorbenen ſind folgende Aufzeinungen erhalten:
Erträgnis in Stri | Verdorbene in Stri | |||
---|---|---|---|---|
Altgeorgswalde | 4.440 | 2.320 | ||
Alt- und Neuehrenberg | 60.000 | 30.000 | ||
Kaiſerswalde | 9.623 | 4.800 | ||
Roſenhain und Harrasthal | 5.796 | 2.032 | ||
Königshain | 995 | 213 | ||
Fugau | 2.575 | 1.370 | ||
Philippsdorf | 2.000 | 76 | ||
Grafenwalde | 2.145 | 963 | ||
Neugeorgswalde | 3.200 | 1.020 | ||
Waldee | 575 | 310 | ||
Herrnwalde | 1.472 | 605 | ||
Cunnersdorf | 1.935 | 935 | ||
Königswalde | 4.000 | 3.350 | ||
Wieſenthal | 4.000 | 1.000 | ||
Fürſtenwalde | 1.375 | 1.157 | ||
104.131 | Stri, | 50.151 | Str. |
Wo no im Frühjahr desſelben Jahres der Stri Kartoffel 36 kr. C. M. koſtete, erhöhte ſi der Preis zum Winter bis 1 fl. 30 kr. C. M. Insbeſonders traf dieſe Theuerung die Weberbevölkerung ſehr hart, wele ohnedem dur geringe Verdienſte in Nothlage war. Kommendes 1846er Jahr ſtieg der Preis der Kartoffel um's doppelte.
Tro aller Noth wurde redli an der Förderung des Fortſrittes der Stadt gearbeitet, abermals eine durgreifende Reorganiſation des Armeninſtituts durgeführt und die nätlie Beleutung eingeritet; am 1.December 1845 brannten die erſten Straſſenöllaternen.
Den 22. September 1847 hatte Slunau das Glü, die Erzherzöge Franz, Ferdinand Max und Carl Ludwig feſtliſt empfangen zu können, wele auf der Rüreiſe von Pillni über Hohenſtein, Neuſtadt, Lobendau, Hainspa, Sönau gegen 3 Uhr Namittags anlangten und bei kurzem Aufenthalte weiter na Rumburg reiſten.
Dur die Sperrung der Hauptmärkte Ungarn's nebſt Italien war der heimiſen Induſtrie und dem Gewerbefleiße die Lebenader unterbunden. Verringerte Production, demzufolge Arbeits- und Erwerbsloſigkeit nahmen immer mehr zu.
Da kam das geſitli denkwürdige Revolutionsjahr von 1848, der erträumte Völkerfrühling.
Jenſeits des Rheines wurde das Zeien der Erhebung gegen die Knetſaft
gegeben.
Groß war der Jubel bei dem Erſeinen der kaiſerlien Proklamation vom 15. März 1848, der gegebenen Conſtitution, wele am 18. März in feierliſter Weiſe zu Sluenau publicirt wurde. In wenigen Tagen war ſon Gebrau gemat von dem Rete der Volksbewaffnung. Eine Nationalgarde trat in Activität, wele am 25. April gleien Jahres das erſtemal ausrüte. Ein weiteres Zugeſtändnis der Conſtitutionsacte war die Preſsefreiheit und die Volksvertretung. Laut Reistagsbeſluſſes vom 7. September 1848 wurde auf Antrag des Abgeordneten Hans Kudli's die Aufhebung aller Unterthänigkeit des Landvolkes ausgeſproen.
Unter den Bewohnern der Hainspaer Herrſaft entwielten ſi, geſürt von einigen Heern, ganz eigene Begriffe von dieſen erlangten Freiheiten
. Es glaubten viele, beretigt zu ſein, jedes Neue, das ihnen nit vonvenirte, einfa zu verniten. So herrſte au große Abneidung und Unwille gegen das ſeit Kurzem hiergegends eingeführte leinene Maſinengeſpinnſt. Im April 1848 rottete ſi dieſerwegen eine größere Menſenmenge zuſammen, überfiel einen Frater, weler 50 Stü Maſinengarn von Hainspa na Nixdorf fuhr, auf offener Straſſe und verbrannte dasſelbe ſofort auf freiem Felde. Hierauf giengen dieſe Leute na Sönau zum Leinwandfabrikanten Dominik Liebiſ, ſuten allda Maſinengarn, fanden aber glülier Weiſe nits. Nun zog ein Haufe auf die Garnbleie des Joſef Hampel in Leopoldsruh, lief tobend auf dem zur Bleie ausgelegten Garne herum, ſtürmte deſſen Wohnhaus, verlangte die Herausgabe des leinenen Maſinengarnes und ſeten derart Hampel zu, daſs er von da an leidend blieb und na einem Jahre ſtarb. In Zeidler wurde der Wald des Pfarrers als allgemeines Freigut angeſehen und Jeder holte darin ſeine Holzbedürfniſſe. Dem Pfarrer erübrigte nits weiter, als die geritlie Anzeige zu erſtatten. Ein Gerits-Commiſſär erſien in Zeidler, do die Vorgeladenen ließen ſi nit blien. Er kam ein zweites Mal, allein abermals nulos. Nun wurde eine Compagnie Militär na Zeidler gelegt, einzeln mußten die Waldfrevler auf's Amt na Hainspa, wo deren Aburtheilung erfolgte.
Im Jahre 1848 führten Viele des Agiogewinnes wegen Silbergeld, au Silberſeidemünze na Saſen aus und ſo fehlte überall das Kleingeld.
Kaufleute wie Fabrikanten gaben ſelbſt Papiergeldſeine aus, ſogenanntes Zettelgeld in verſiedenen Werthen. Zu Sluenau verausgabten 3, 5, 10, 15, 20 Kreuzer die Firmen G. W. Köhler und Benj. Conrad's Söhne; letere aus Cotton hergeſtellte.
Das Jahr 1849 begrub leider wieder viele ſöne Freiheitshoffnungen, wele das vorhergehende ſo reili erwete.
Die Patrimonialgerite wien der landesfürſtli politiſen und judiciellen Verwaltung. Am 2. Jänner 1850 bekam Sluenau eine k. k. Bezirkshauptmannſaft, ein k. k. Bezirksgerit, einen Gensdarmeriepoſten und der Sloſsbezirk wurde mit der Stadtgemeinde vereinigt. Zum politiſen Amtsbezirke gehörten die Herrſaften Sluenau und Hainspa mit Ausnahme der Gemeinden Wolfsberg, Langengrund nebſt Snauhübel, wele an Rumburg fielen.
Da im ſelben Jahre ein Krieg mit Preußen drohte, ſah ſi Oeſterrei bemüßigt, im nördlien Böhmen ein Armeecorps unter dem Oberbefehl des Erzherzogs Albret aufzuſtellen. Am 2. December wurde zu Sluenau ein Bataillon Haynau-Infanterie bequartirt. Den 6. Feber 1851 marſirte dasſelbe na Nixdorf und es kamen gleien Tages Namittags Jäger an, wele bis 1. April verblieben, um dann na Kreibi abzugehen. Vom 1. Mai bis 1. Juli waren abermals Jäger einquartirt, die dann na Sönlinde kamen. In Georgswalde war zuerſt Haynau-Infanterie, dann Jäger bequartirt. Zu Rumburg lagen Kaiſerjäger. Den 2. December 1850 rüte au eine Batterie mit 8 Kanonen in Rumburg ein. Letere Stadt hatte 60 Offiziere im Quartier.
Mit der Verordnung ddto. Wien den 31. August löſte die Regierung alle Nationalgarden auf und ließ im Laufe des Monats September denſelben die Waffen, Fahnen nebſt Trommeln abnehmen.
Die Klagen über die Unzulänglikeit der Sulzimmer in Sluenau nöthigte die Gemeinde, ein neues Gebäude (Nr. C 319 ― 320) aufzuführen, weles am 1. October 1851 kirli geweiht, den Zween der Hauptſule eingeräumt wurde. Ebenſo mußte 1855 auf dem alten Sulgebäude ein Stowerk aufgeſet werden, um die Arbeitsſule der Mäden unterbringen zu können.
Au andere Bedürfniſſe waren no zu befriedigen und die Baulikeiten der Stadt nahmen größere Dimenſionen an.
Zu erwähnen wäre no die Erbauung des Sprienhauſes 1852. Den 5. September 1853 kam das ſogenannte Gänſethor zum Abbru, um die neue erweiterte Straſſe na Roſenhain ermöglien zu können.
Ein für die Stadtgemeinde außerordentli ſegensbringendes Inſtitut, die unbeſtritten erſte Humanitätsanſtalt der Stadt, die Schluenauer Sparkaſſa trat mit 1. Jänner 1862 in's Leben. Von weler Bedeutung dieſe geworden, zeigen ihre Einlagen pr. ö. W. fl. 2,630.468‧44 und die Höhe des Reſervefondes pr. ö. W. fl. 160.272‧42 von heute (1888); erſtere erreiten das erſte Jahr (1862) die Summe pr. ö. W. fl. 71.041‧91, gegeben von 488 Partheien und der Reſervefond betrug 977 fl. 34. kr.
Im Schluenauer Bezirke ſind no Sparcaſſen in Thätigkeit:
zu Nixdorf ſeit 1. Juli 1887; Einlagen pr. 31. December 1888 betragen ö. W. fl. 250.086 . 49½, Reservefond iſt ö. W. fl. 2882 . 93½. Zu Hainspa ſeit 1. Juni 1886; Einlagen pr. 31. December 1888 betragen ö. W. fl.139.431 . 65, Reſervefond iſt ö. W. fl.3122 . 54. Zu Georgswalde ſeit 1. Juli 1884; Einlagen pr. 31. December 1888 betragen ö. W. fl. 571.187 . 41. Reſervefond iſt ö. W. fl. 15.276 . 84.
Der Induſtrie, dem Handel und Gewerbe waren empfindlie Kriſen nit erſpart. So brate die Geſäftsſtoung in der Baumwollbrane während des amerikaniſen Krieges, beſonders 1864 einen großen Nothſtand; glei empfindli blieb die Flasgarnkriſis von 1865.
Einem dringenden Bedürfniſſe der Geſäftswelt half die am 1. Juli 1865 eröffnete Telegrafenſtation zu Sluenau ab, während den Bodenproducenten die jährli verwilligten Roſs- und Viehmärkte, von denen der erſte am 29. Mai 1865 abgehalten wurde, namhafte Vortheile gewährte. ―
Swer traf ganz Nordböhmen und ebenſo Sluenau das Kriegsjahr 1866, eine ſmerzlie Erinnerung für jeden Oeſterreier. Preußen drängte Oeſterrei aus Deutſland, vernitete deſſen Vormat daſelbſt.
In dem Mannifeſt vom 17. Juni 1866 unſeres Kaiſers Franz Joſef I. an ſeine Völker iſt zu leſen:
„Mitten in dem Werke des Friedens, das I unternommen, um die Grundlagen zu einer Verfaſſungsform zu legen, wele die Einheit und Matſtellung des Geſammtreies feſtigen, den einzelnen Ländern und Völkern aber ihre freie innere Entwilung ſiern ſoll, hat meine Regentenpflit mir geboten, Mein ganzes Heer unter die Waffen zu rufen.
An den Grenzen des Reies, im Süden und Norden ſtehen die Armeen zweier verbündeter Feinde in der Abſit, Oeſterrei in ſeinem europäiſen Matbeſtande zu erſüttern. Keinem derſelben iſt von Meiner Seite ein Anlaſs zum Kriege gegeben worden.“
Allein die eine der beiden feindlien Mäte (Italien) bedarf keines Vorwandes; lüſtern auf den Raub von Theilen Meines Reies, iſt der günſtige Zeitpunkt für ſie der Anlaſs zum Kriege.
Die neueſten Ereigniſſe beweiſen es unwiderlegli, daſs Preußen nun offen Gewalt an die Stelle des Retes ſet.
„So iſt der unheilvollſte, ein Krieg Deutſer gegen Deutſe unvermeidli geworden.“
Oeſterrei hatte gegen Preußen die Nordarmee von 7 Armeecorps mit 247.000 Komb. mobiliſirt, zu weler no die ſäſiſe Streitmat von 24.000 Komb. kam.
Preußen verwendete gegen Oeſterrei und Saſen 278.600 Komb., wele in 3 Armeen, der I. oder Lauſier unter dem Befehl des Prinzen Friedri Carl, der II. oder ſleſiſen unter dem Kronprinzen Friedri und der Elbarmee unter dem Oberbefehl des General der Infanterie Herwarth von Bittenfeld formirt waren.
Am 16. Juni rüte von der Elbarmee General von Söler und die Diviſion Eel in Dresden ein, von der I. Armee, beſtehend aus dem II. pommer'ſen, III. brandenburgiſen und IV thüringiſen Armeecorps, war am gleien Tage die Diviſion v. Horn bis Löbau vorgegangen.
Dur königl. Befehlvom 19. Juni wurde die Elbarmee, beſtehend im VIII. rheinländiſen und VII. weſtphäliſen Armeecorps mit der I. Armee vereint und General von Herwarth an die Befehle des Prinzen Friedri Carl gewieſen. Die I. Armee concentrirte ſi am 22. Juni in der ſäſ. Oberlauſi mit der 7. nebſt 8. Diviſion weſtli und öſtli um Zittau, der 3. Diviſion bei Herrhut und der 4. Diviſion bei Hirſfelde. König Wilhelm befahl am gleien Tage (22. Juni), daſs die I. und II. Armee in Böhmen einrüe und die Vereinigung in der Ritung auf Gitſin aufſue.
Eine beſondere Kriegserklärung an Oeſterrei erfolgte nit, weil Preußen dur den Bundesbeſluß vom 17. Juni den Krieg bereits als ausgeſproen anſah, wohl aber wurde am 23. Juni früh den öſterr. Vorpoſten dur Parlamentaire die Narit davon gegeben, daſs dur das Verfahren Oeſterreis zu Frankfurt a./M. der Kriegszuſtand factiſ ausgebroen ſei, die preußiſen Truppen daher die Weiſung erhalten hätten, demgemäß zu handeln.
Da am reten Elbufer entlang keine Straſſe führt und das Sandauer Sandſteingebirge in transverſaler Ritung völlig ungangbar iſt, ſo mußte die Elbarmee, um na Böhmen zu gelangen, den Umweg über Sluenau, Rumburg, Sönlinde nehmen. Es war daher für ſie nur die Straſſe von Dresden über Stolpen einzuſlagen, während die Garde-Diviſion des Reſervecorps die Straſſe von Meißen über Biſofswerda einhielt.
Auf der erſteren trat die Avantgarde der Elbarmee am 20. Juni den Marſ na Stolpen an, ſete denſelben am 21. na Burkersdorf, am 22. na Sluenau, am 23. na Rumburg, am 24. na Groß-Mergthal fort und erreite am 25. die Gegend ſüdli Gabel. Ihr folgten die Diviſionen v. Eel, v. Canſtein und Gr. Münſter eellonweiſe auf derſelben Straſſe.
Die Gardelandwehr-Diviſion gelangte bis 25. Juni na Rumburg und Georgenthal.
Am 22. Juni früh gegen 9 Uhr kamen die erſten Preußen na Sluenau. Es waren blaue Huſaren, reitende wie Fußartillerie, Infanterie (33. 40. 69. Regiment) nebſt Bagage; dieſelben nahmen Bivouac auf dem Markt- wie Kirplae und auf dem Felder zu Kaiſerswalde. Zumeiſt gebürtige Rheinländer und Weſtphalen, alſo Katholiken, communicirten viele von ihnen am 23. Juni früh ½3 Uhr in der Kire.
In dieß Bivouac bei Kaiſerswalde mußte Sluenau am 22. Juni 2450 Portionen Fleiſ mit Zugemüſe liefern. Am gleien Tage requrirten in Nixdorf die 2. Escadron vom Rheiniſen Uhlanenregiment Nr. 7 unter Pr. Lieutnant v. Kolze 2 Pferde und die 1. reitende Batterie des k. preuß. Rhein. Feldartillerie Nr. 8 gegen Quittung 3 Pferde.
Dieß waren die einzigen 5 requirirten Pferde auf dem Hainspaer Amtsbezirk. Fernere 7 Pferde giengen Nixdorf bei der Vorſpannleiſtung verloren.
Son bei Tagesanbru des 23. Juni erſienen neue Truppen und dauerte der Durmarſ verſiedenſter Truppengattungen den ganzen Tag. Der 24. Juni brate pommerſe Landwehr-Regimenter von Sohland aus. Am 25. Juni paſſirte das meiſte Militär, das ohne größeren Aufenthalt zu nehmen na Rumburg und Ehrenberg marſirte. Von allen Truppencommando's wurden Lebensmittel, Stroh, Heu, Hafer ꝛc. requirirt, das dem Amtsbezirke Sluenau gegen 28.327 fl., dem von Hainspa fl. 34.501 . 44 kr. koſtete.
Der Geldwerth ſämmtlier Requiſitionen, Feldſäden und Einquartirungskoſten beträgt für:
Gemeinden | Geſammtbetr. | Vom Staate erhaltene Entſädigung | Einquartirung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
fl. | kr. | fl. | kr. | Officire | Mannſaft | Pferde | |
Sluenau | 4566 | 75 | 2597 | 22 | 96 | 2085 | 225 |
Georgswalde | 2622 | 25 | 1510 | 62 | 43 | 545 | 553 |
Kaiſerswalde | 3975 | 57 ½ | 2132 | 06 | 37 | 1276 | 188 |
Königswalde | 2418 | 95 | 1262 | 30 ½ | 38 | 1400 | 558 |
Ehrenberg | 11411 | 04 ½ | 6265 | 23 | 520 | 17040 | 1560 |
Rosenhain | 1718 | ― | 1154 | 69 ½ | 18 | 1200 | 346 |
Fürſtenwalde | 324 | 10 | 228 | 12 ½ | 4 | 115 | 91 |
Cunnersdorf | 76 | 76 | 74 | 63 | ― | ― | ― |
Neugrafenwlde. | 123 | 15 | 112 | 98 ½ | ― | ― | ― |
Herrenwalde | 1085 | 42 | 399 | 39 | 5 | 518 | 207 |
Fugau | 5 | ― | ― | ― | ― | 4 | 4 |
Summa : | 28327 | ― | 15797 | 26 | 761 | 24183 | 3732 |
Im Hainspaer Bezirke wurden Erſaanſprüe angemeldet von den Gemeinden:
Nieder-Einſiedel | fl. | 377 | 95 ½ |
Ober-Einſiedel | fl. | 1.488 | 23 |
Hainspa | fl. | 7.412 | 90 |
Hilgersdorf | fl. | 624 | ― |
Lobendau | fl. | 1.848 | 92 |
Neudörfel | fl. | 864 | 96 |
Nixdorf | fl. | 11.344 | 53 ½ |
Röhrsdorf | fl. | 434 | 64 |
Sönau | fl. | 3.840 | 86 |
Wölmsdorf | fl. | 2.502 | 20 |
Zeidler | fl. | 3.761 | 84 |
Summa: | fl. | 34.501 | 04 |
Son na der Slat bei Königgrä, am 3. Juli kam es zu Friedensverhandlungen und am 23. Auguſt erfolgte der definitive Friedensſluſs zu Prag. Die heimkehrenden Preußen, von denen wiederum viele Tauſende über Sluenau dirigirt wurden, hatten nur freie Bequartirungen zu beanſpruen.
Na dieſem Kriege mate ſi in Oeſterrei auf allen Gebieten ein edles Vorwärtsſtreben bemerkbar. Bisher war die am 11. Auguſt 1805 gegebene Politiſe Sulverfaſſung
immer no in Kraft. Mit der Sanctionirung der Reisvolksſulgeſee vom 14.Mai 1869, wele mit 1. October in Wirkſamkeit traten und alle früheren Verordnungen aufhob, vollzog ſi die vollſtändige Trennung der Sule von der Kire, die Verlängerung der Sulpflit der Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahre. Es fühlte jeder, daſs nun eine neue Zeit anbra. Sluenau erkannte den Werth guter Sulen, und brate hiefür große Opfer. Anno 1871 wurde daſelbſt die Bürgerſule activirt, 1875 eine Webereifaſule erritet, im Jahre 1879 das neue Volksſulgebäude Nro. C. 564 erbaut, im neuen Gemeindehauſe Nro. C. 573 die am 16. November eröffnete landwirthſaftlie Winterſule untergebrat und anno 1884 ein neues Faſulgebäude Nro. C. 508, die gegenwärtig bauli ſönſte Zierde der Stadt geſaffen.
Faſulen ſind zunäſt dazu beſtimmt, die Arbeits- und Hilfskräfte für einzelne Zweige der Kunſtgewerbe entſpreend auszubilden. Sie ſollen dort, wo entweder fabriksmäßig betriebene Induſtrien bereits beſtehen oder die Vorbedingungen für das Gedeihen derſelben vorhanden ſind, endli dort, wo die ſogenannte Hausinduſtrie ſeit längerer Zeit in größerem Umfange gepflegt wird, die zeitgemäße Hebung dieſer Gewerbszweige dur größere teniſe und künſtleriſe Ausbildung der beſäftigten Volksklaſſen unterſtüen; hiebei ſollen allenthalben die örtlien Verhältniſſe die entſpreende Berüſitigung finden.
Beſleinigung fand dieſer Bau wegen der unter großen Mühen Seitens Georgswalde's von der h. Regierung 1884 erreiten Faabtheilung für Leineninduſtrie, um deren Zutheilung ſowohl Sluenau wie Rumburg ſi bewarb.
Die Regierung ſtattete dieſe Webefaſule mit Lehrmitteln, Maſinen, Lehrbehelfen und Werkzeugen aus, wele einen Aufwand von 10.000 fl. Seitens des Staates erforderli mate und gewährte ferner für Lehrergehalte u. a. eine jährlie Subvention von über 4000 fl. Der Gemeinde Sluenau ſelbſt koſtet dieſes Gebäude, das 1885 vollendet wurde 88.000 fl.
Ein weiterer gewerblier Unterrit wird in den erriteten gewerblien Fortbildungsſulen zu Nixdorf (1879), Sluenau (1883), Georgswalde (1885), Sönau (1885) und Lobendau (1885) ertheilt.
Das übrige Sulweſen im politiſen Bezirke Sluenau hat ſeit 1870 einen großen Aufſwung genommen und dürfte ſi no weit größerer Förderung erfreuen, ſobald allſeitig erkannt wird, daſs zu den witigſten Aufgaben der Gemeinden ſowohl als au der Verwaltungsbehörden zweifellos die Obſorge für den Volksunterrit zählt.
Nixdorf, Georgswalde, Niedereinſiedel, Sönau,Altehrenberg, Fugau, Wölmsdorf haben dur Herstellung neuer Sulgebäude zweentſpreende Unterritsſtätten geſaffen, andere Gemeinden vermehrten dur Adaptirungen und Neubauten die Zahl der Lehrzimmer.
Zur weiteren Orientirung ſeien in naſtehender Tablee die Sulorte des eben genannten politiſen Bezirkes Sluenau mit deren Seelenzahl na der Volkszählung von anno 1880, die Anzahl der ſulpflitigen Kinder vom Suljahr 1887/88 und der Lehrkräfte vom gleien Jahre verzeinet:
Ort | Seelenzahl na 1880 | Sulpflitige Kinder | Lehrer | Ort | Seelenzahl na 1880 | Sulpflitige Kinder | Lehrer |
1887/88 | 1887/88 | ||||||
Sluenau (ohne Webſule) | 4623 | 711 | 18 | Hainspa Stadtl | 592 | 422 | 7 |
Altgeorgsw. | 5604 | 945 | 16 | Ludwigsdörf. | 80 | ||
Neugeorgsw. | 644 | Hainspa Dorf | 2158 | ||||
Wieſenthal | 884 | Röhrsdorf | 339 | 64 | 1 | ||
Philippsdorf | 1149 | 211 | 3 | Hielgersdorf | 1659 | 224 | 3 |
Kaiſerswalde | 1854 | 183 | 3 | Lobendau | 1563 | 192 | 3 |
Neugrafenw. | 598 | 37 | 1 | Neudörfel | 235 | 20 | ― |
Roſenhain | 850 | 182 | 3 | Margarethendorf | 176 | 166 | 3 |
Harrasthal | 260 | Karolinsthal | 306 | ||||
Königshain | 245 | Obereinſiedel | 597 | ||||
Fugau | 780 | 110 | 2 | Niedereinſied. | 1204 | 192 | 3 |
Altehrenberg | 3426 | 457 | 8 | Wölmsdorf | 838 | 160 | 2 |
Neuehrenbg. | 1582 | 183 | 3 | Franzthal | 95 | ||
Waldee | 223 | 43 | 1 | Sönau | 2750 | 513 | 7 |
Herrnwalde | 166 | 13 | Kleinſönau | 384 | |||
(eingeſult na Zeidler.) | Leopoldsruh | 429 | |||||
Fürſtenw. | 215 | 27 | Altgrafenw. | 184 | 27 | 2 | |
(eingeſult na Altgrafenwalde) | Johannesbg. | 231 | 31 | – | |||
Kunnersdorf | 675 | 107 | 1 | Nixdorf | 5940 | 806 | 18 |
Königswalde | 2505 | 350 | 5 | Kleinnixdorf | 124 | ||
26.283 | 3559 | 64 | Salmdorf | 333 | 30 | 1 | |
Thomasdorf | 52 | ||||||
(eingeſult zu Nixdorf) | |||||||
Hemmehübel | 397 | 258 | 4 | ||||
Zeidler | 1605 | ||||||
22.271 | 3105 | 54 |
An Lehrergehalte wurden pr. anno 1888 für dieſe Sulbezirke 83.474 fl. 99 kr. erfordert.
Bürgerſulen für Knaben und Mäden beſtehen zu Sluenau nebſt Nixdorf, für Knaben allein zu Georgswalde.
Nur unter ſehr ſwierigen Kämpfen und bei Ueberwindung von viel Unkenntnis ꝛc.wurde es auf Anregung des Verfaſſers dieſer Chronik vermot, erwähnte Knabenbürgerſule zu erreien, wele der hohe Landesſulrath mit Erlaß vom 6. Mai 1884 Z. 10.269 bewilligte. Gegen die Activirung dieſer Sule ſtellten Georgswalder abermals Hemmniſſe entgegen, weswegen unterm 16. Jänner 1885 von Gemeindeangehörigen und Bürgern direct Vorſtellungen beim h. Landesſulrath gemat werden mußten. Leterer ordnete nun mit Erlaß vom 3. Auguſt 1885 Z. 24.246 die Eröffnung der Knabenbürgerſule zu Georgswalde mit dem Suljahr 18886|87 an. Selbſt der ſo lange angeſtrebte Ganztagunterrit in Georgswalde fand ſeine Gegner.
Weiterer größerer Humanitätsanſtalten kann ſi Sluenau ebenfalls rühmen. So der Erbauung eines neuen Spitalgebäudes Nro. C. 329 im Jahre 1872 aus der Joſ. Henke'ſen Stiftung, des Interimsſpitals Nro. C. 461, der Adaptirung der alten Sule Nro. C. 155 zum Sieenhaus, der Erweiterung des Friedhofes 1874, der Erritung eines Waiſenhauſes aus der Barabara Kumpf'ſen Stiftung 1886/87. Leteres ſteht zunäſt unter der Leitung geiſtlier Sweſtern aus dem Orden St. Boromäus und wurde am 29. September 1887 vom leitmerier Biſof Dr. Söbl feierliſt eingeweiht.
Der Stadt zur Zierde gereit au das von der Süengeſellſaft daſelbſt in den Jahren 1877 und 1878 aufgeführte neue ſöne Süenhaus nebſt Gartenanlagen.
An den unvergeſſlien Sohn der großen Kaiſerin Maria Thereſia hat Sluenau ebenfalls gedat dur das 1886 erritete Kaiſer Joſef II. Denkmal, weles ein Zeien der Dankbarkeit jenem Großen, ein bleibender Smu für die Stadt iſt.
Wie ausgeprägt der Wohlthätigkeitsſinn der Bewohner Sluenau's immerdar geweſen, mögen unter anderem naſtehende Beſtiftungen bekunden:
Barbara Kumpf'ſe Stiftung | ö. W. fl. | 100.000 . ― |
Joſ. Henke'ſe Krankenſtiftung | ö. W. fl. | 25.000 . ― |
Kaiſer Franz Joſef Stiftung | ö. W. fl. | 20.000 . ― |
Joſef Henke'ſe Stiftung | ö. W. fl. | 9.750 . ― |
Kateeten Henke'ſe Stiftung | ö. W. fl. | 6.000 . ― |
Sulbaufond | ö. W. fl. | 2.550 . ― |
Armenfond | ö. W. fl. | 2.500 . ― |
Kreuzbergfond | ö. W. fl. | 2.200 . ― |
Dom. Kindermann'ſe Stiftung | ö. W. fl. | 2.000 . ― |
Gewerbeſulfond | ö. W. fl. | 1.875 . ― |
Chriſtkindelfond | ö. W. fl. | 1.692. 39 |
Sulzweigfond | ö. W. fl. | 1.000 . ― |
Ant. Mai'ſe Sulſtiftung | ö. W. fl. | 500 . ― |
dto.Armen | ö. W. fl. | 500 . ― |
dto.Beleutungsfond | ö. W. fl. | 500 . ― |
Beleutungsfond | ö. W. fl. | 417 . 53 |
Sulprämienfond | ö. W. fl. | 400 . ― |
Altarbildstiftung | ö. W. fl. | 300 . ― |
Köhler'ſer Spitalfond | ö. W. fl. | 239 . 86 |
Reſerviſtenfond | ö. W. fl. | 238 . 48 |
Sulſtiftung | ö. W. fl. | 162 . 10 |
Kindergartenſtiftung | ö. W. fl. | 157 . 57 |
Choradjuvantenſtiftung | ö. W. fl. | 100 . ― |
Sulprämienſtiftung | ö. W. fl. | 92 . 60 |
Kinderſulfeſtfond | ö. W. fl. | 46 . 43 |
Aus Anlaſs des 40jähr. Regierungsjubiläums unſeres Kaiſers Franz Joſef I. wurde in der Siung der Stadtvertretung vom 16. November 1888 einen Kaiſer Franz Joſef-Mobiliſirungsſtiftung zum Zwee der Unterſtüung der Familien einberufener Reſerviſten im Mobiliſirungsfalle und der Hinterbliebenden gefallener Soldaten in der Höhe von 1000 fl. beſloſſen. Anläßli desſelben Jubiläums hat au die Stadtſparcaſſa einen Betrag von 3000 fl. zur Erritung zweier Stiftungspläe in der bereits beſtehenden Joſ. Henke'ſen Krankenſtiftung niedergelegt.
In den meiſtem zu Sluenau eingepfarrten Dorfgemeinden wurden Gloen angeſafft und kirli geweiht.
So zu Kaiſerswalde wie au Harrasthal im Jahre 1875
zu Königshain im Jahre 1868 na Oſtern
zu Neugrafenwalde (Kapelle) im Jahre 1868 am Feſte Maria Heimſuung
zu Roſenhain im Jahre 1885
In der ausgedehnten Kirengemeinde Sluenau functioniren gegenwärtig 1 Deant P. Arſenius Gampe, 1 Kaplan und der Director der Volksſule P. Frz. Kofer. Seit der Gegenreformation waren daſelbſt als Seelſorger thätig:
Martin Jortunat | 1621 ― 1630 |
Johann Haas von Litenfeld | |
Balthaſar Hieronimus Lindner |
Johann Nyſius 1632.
Carl Höffner Ord. S. Benedict 1652
Andreas Bertold Graf Ord. Minor. und Franzisci (begraben zu Sönlinde d. ³/₆ 1658 neben dem Altar in der Kire.)
Daniel Conrad Miel bis 1664
Carl König von 1665 bis 1685
Tobias Opi von 1685 bis 1702
Ferd. Ign. Reiniſ von 1702 bis 1720
Joh. Frz. Aug. Sneider | von | 1720 bis 1741 | († ²⁰/₁₀) |
Zaarias Wähner | von ²⁷/₁₀ | 1741 bis 1753 | geb. Nixdorf |
Carl Joſ. Göhler | von ³/₁₀ | 1753 bis 1778 | geb. Friedland |
Chriſt. Ant. Jüri | von ¹⁹/₁₀ | 1778 bis 1789 | (¹⁴/₁₀) Grabern |
Joſef Böhm | von ¹⁴/₁₂ | 1789 bis 1809 | geb. Sluenau |
Franz Kunert | von ²²/₁₁ | 1809 bis 1853 | geb. Leitmeri |
Vinc. Stephan | von ³¹/₃ | 1853 bis 1866 | (²⁸/₆) Chriſtofsgrund |
Arſenius Gampe | von ²⁵/₁₀ | 1866 bis ― | geb. Teiſtadt, Deant und Vicarius. |
Zur leten Kirenviſitation und Ertheilung der hl. Firmung erſien am 2. September 1884 Biſof Dr. Söbel aus Leitmeri.
In der leitmerier Diöceſe gab es im Jahre 1889 an 1,382.041 Katholiken, eine Seelenzahl, die nur von wenigen Diöceſen Oeſterreis erreit wird. An der Paſtorirung arbeiten einſließli der 51 Kateeten 693 Seelſorgsprieſter, von denen 649 dem Welt-, 44 dem Ordensclerus angehören. Prieſter überhaupt zählt die Diöceſe 836, worunter 121 Ordensprieſter ſi befinden. Weiter zählt die Diöceſe 386 Pfarreien, 4 Localien und 8 Expoſituren. Neben den 1,382.041 Katholiken leben in der Diöceſe nur 26.544 nitkatholiſe Chriſten (hauptſäli Proteſtanten und etwa 6000 Altkatholiken), außerdem no 16.376 Juden und 332 Confeſſionsloſe. Das volkreiſte unter den 26 Vicariaten iſt Reienberg mit 97.000 Katholiken; ihm zunäſt kommt das Hainspaer Vicariat mit 92.000.
Franz Ernſt Graf von Harra verkaufte die Sluenauer Herrſaft am 10. Jänner 1876 für 1 Million Gulden an den Dresdner Holzhändler Ernſt Grumbt.
Der Käufer, geboren am 2. September 1840 zu Sandau a./E., Sohn des 1858 verſtorbenen Amtsmaurermeiſter Grumbt iſt ſeit dem Beſtande dieſer Herrſaft der erſte bürgerlie Beſier derselben.
Der geſäftlie Verkehr in Sluenau hat ſi in den leten Decenien ſehr gehoben. Die Webinduſtrie nahm einen weſentlien Aufſwung. Kleiderſtoffe, Deen, Gradel, Tüel, Safwoll- und Baumwollrozeuge, Hoſenzeuge, Kalmuk, Turnerſtoff, Ruſſiſleinen, Barente, Bettzeuge, Inneltſtoff, Söel, Oxfort, Nankin, Lama's, Sammte ꝛc. ꝛc. werden in verſiedenfältiger Manier nebſt Güten geſaffen und im Inlande dem Conſummarkte angeboten. Größeren Geſäftsumfang haben die Firmen: Wenzel Jänen, Johann Jänen, W. Weber, Johann Waldhauſer jun., Frz. J. Bitterli, Joſef Bitterli, Friedr. Proe, Frz. Pietſmann, K. J. Müller, F. C. Bienert, u. a. m.
W. Weber erritete eine meaniſe Weberei nebſt Sammtfabrik (Baumwollſammte), wele in vollen Betriebe iſt. Au Wenzel Jänen hat meaniſe Weberei eingeführt.
Von Bedeutung iſt ferner die Steinnuß- und Seidenknopf- nebſt Bordenfabrik des A. Mader, die Granit- wie Marmorinduſtrie von Victor Sleier, die künſtlie Blumen Erzeugung von F. A. Weber und die meaniſe Gerberei (hauptſäli Sohlenleder) von Riter und Waldhauſer, wel' letere au electriſe Beleutung in ihren Fabrikslocalitäten haben. Au die Sparterie-Erzeugung iſt dur Pius Kumpf vertreten.
Ein Dampfſägewerk des Herrſaftsbeſiers Ernſt Grumbt mit 3 Vollgattern und 3 Cirkularſägen ſneidet jährli 15.000 Kubikmeter Pfoſten, Bretter nebſt Latten. Das bürgerlie wie das herrſaftlie Bräuhaus, gegenwärtig unter einer Verwaltung, ſind auf größere Bierproduktion eingeritet, und verfraten anſehnlie Biermengen an dem Auslande. Weſentlien Vorſub zur Geſäftsentwilung leiſtete die Einbeziehung Sluenau's in das Bahnne der k. k. priv. Böhmiſen Nordbahn. Am 23. März 1872 begann der Bau der Linie Rumburg-Sluenau, 9‧93 Kilometer, den 12. December desſelben Jahres kam die erſte Locomotive an und ſon am 8. Jänner 1873 wurde dieſe Stree dem Verkehr übergeben. Seit 1. October 1878 übernahm die Bahn au den Sluenauer Poſttransport, demzufolge die tägli dreimalige Botenfahrt zwiſen Rumburg-Sluenau aufhörte.
Im Jahre 1884 fand zum Weiterausbau der Bahnlinie bis Nixdorf, 12 Kilometer, am 7. April die politiſe Begehungscommiſſion ſtatt, die erſten Sotterzüge verkehrteb am 2. November gleien Jahres und am 14. December konnte bereits die Bahneröffnung über Sönau, Wölmsdorf na Nixdorf ſtattfinden. Die Baukoſten dieſer Localbahntrace betrugen ö. W. fl. 288.353 50 kr.
Das Vereinsweſen in Sluenau iſt ein ſehr ausgebreitetes und dient dasſelbe ſowohl der Wohlthätigkeit wie der Geſelligkeit, ſo: die k. k. priv. Süengeſellſaft, der Veteranenverein, Männergeſangsverein, Liedertafel Kretſmar, Feuerwehrverein, Turnverein, Dilletantenverein, Landwirthſaftlier Verein, Anpflanzungsverein, Suppenverein, Krankenunterſtüungsverein, Liebesbegräbnisverein, Land- und Volkswirthſaftlier Vereinsverband für Nordböhmen, Leſe- und Geſelligkeitsverein, Sulkreuzerverein, Deutſer Nationalverein, Caſino politiſer Verfaſſungsfreunde, Böhmerwaldortsgruppe, 2 Ortsgruppen des Deutſen Sulvereins, Section des Gebirgsvereins für das nördlie Böhmen.
Weiter iſt Sluenau der Si folgender öffentlier Aemter:
- Die k. k. Bezirkshauptmannſaft, wele in ihrer Amtswirkſamkeit die k. k. Bezirksgerite Sluenau und Hainspa umfaſſt unter Leitung des k. k. Bezirkshauptmann Georg Lawory.
- Das k. k. Bezirksgerit, weles die civil- und ſtrafretlien Agenden für die Orte Sluenau, Georgswalde, Königswalde, Kaiſerswalde, Fugau, Roſenhain, Neugrafenwalde, Harrasthal, Königshain, Altehrenberg, Neuehrenberg, Waldee, Herrnwalde, Fürſtenwalde, Kunnersdorf, zu beſorgen hat; als k. k. Bezirksriter fungirt derzeit Eman. Ungar.
- Das k. k. Steueramt.
- Das k. k. Grundbusamt.
- Das k. k. Poſt- und Telegrafenamt.
- Das k. k. Finanzwacommiſſariat.
- Die k. k. Gendarmerie.
- Das k. k. Aiamt.
- Die k. k. Bezirksvertretung.
- Der k. k. Bezirksſulrath und das Bezirksſulinſpectorat.
- Das Bürgermeiſteramt. Zum Bürgermeiſter iſt Friedri Proe ſeit 17. Mai 1883 erwählt.
- Das Patronatsamt.
Ferner haben ihre Wirkſamkeit eröffnet:
Dr. J. U. Leo Nagel | Landesadvokat | ſeit Mitte Mai 1866 |
Dr. J. U. F. Haſenöhrl | Landesadvokat | ſeit September 1879 |
Franz Rößler | Notar | ſeit anno 1885 |
Dr. Med. & Chir. L. J. Zellner | Stadtarzt | ſeit anno 1853 |
Dr. U. Eduard Quirsfeld | ſeit 1. April 1888 | |
Dr. U. Emil Rißinger | ſeit 1. Juni 1889. |
Leterer practicirte au ſon früher daſelbſt, von Dezember 1871 bis März 1888.
Die Apotheke zum ſwarzen Adler
wurde im vorigen Jahrhundert erritet und war urſprüngli bei der Kire placirt. Von da verlegte ſie der Beſier na der Dresdner Gaſſe und ſließli na dem jeigen Standorte. Der erſte Eigenthümer derſelben iſt nit mehr bekannt. Sein Nafolger war der Tetſner Sloſsapotheker Rudolf Czemin, ein gebürtiger Beneſauer, weler bis 1826 im Beſie der Apotheke verblieb und ſole an Adalbert Sagner, einem geborenen Prager überließ. Deſſen Sohn Franz übernahm 1847 die Adler-Apotheke.
Gegenwärtig iſt in Oeſterrei und namentli in Böhmen der Nationalitätenkampf, der Spraenſtreit in einer no nie dageweſenen Heftigkeit entfeſſelt.
Sluenau wird gewiſsli mit Ueberzeugungstreue, eingedenkt ſeiner Geſite ſtets deutſ verbleiben und als deutſe Stadt immer an der Seite der Kämpfer des Landes wie des Reies für deutſe Sprae, deutſe Sitte nebſt deutſem Rete einſtehen. Und daſs dieſe Gemeinde au im Fortſreiten gedeihlier Cultur immer mit im Vordergrunde weile, deſſen laſſe ſi ein jeglier Einwohner zur Pflit ſein.
Sluenau | von | bis | Hainspa | von | bis |
---|---|---|---|---|---|
Hinco I. Berka v. d. Dauba u. Hohnſtein | 1353 | 1361 | Dieſelben | ||
Hinco II. | 1362 | 1410 | |||
Hinco III. | 1410 | 1443 | |||
Friedri u. Wilhelm Churf. v. Saſen | 1443 | 1451 | |||
Albret Berka v. d. Dauba | 1451 | 1464 | |||
Heinri Berka v. d. Dauba | 1464 | 1464 | |||
Jahn von Wartenberg | 1464 | 1464 | |||
Chriſtof dto. | 1464 | 1471 | |||
Ernſt und Albret, Herzöge v. Saſen | 1472 | 1481 | |||
Haugold v. Sleini | 1481 | 1490 | |||
Heinri dto. | 1490 | 1518 | |||
Ernſt, Wolf, Chriſtof, Hans, Georg v. Sl. | 1518 | 1527 | |||
Ernſt und Georg von Sleini | 1527 | 1548 | |||
Georg von Sleini | 1548 | 1565 | |||
Haugold, Hans, Ernſt und Heinri | 1565 | 1566 | Hans von Sleini | 1565 | 1571 |
Ernſt von Sleini | 1566 | 1605 | Chriſtof, Hans Haugold und Abraham von Sleini | 1571 | 1594 |
Lundmilla dto. Mitbeſierin | 1590 | 1605 | Chriſtof, Hans Haugld. | 1594 | 1601 |
Adam von Sleini | 1605 | 1606 | Chriſtof, Hugold und Hans Haugold | 1601 | 1602 |
Albret und Adam von Sleini | 1606 | 1618 | Radislaus Kinsky | 1602 | 1619 |
Albret v. Sleini | 1618 | 1618 | Wilhelm Kinsky | 1619 | 1634 |
Otto v. Starſädl | 1618 | 1623 | Wolfgang Graf zu Mannsfeld | 1635 | 1638 |
Wolfgang Graf zu Mannsfeld | 1623 | 1638 | Carl Adam Graf zu Mannsfeld | 1638 | 1662 |
Carl Adam z. Mannf. | 1638 | 1662 | Sophia Agnes, Euſebius u. Maria Marg. | 1662 | 1663 |
Sophia Agnes, Euſebius u. Maria Marg. | 1662 | 1663 | Maria Maragr. geb. Trautſohn, verehel. Joh. Geg. Joa. Slavata | 1663 | 1696 |
Sophia Agnes von Dittriſtein | 1663 | 1674 | Maria Agn. gb. Slav. vereh. Frz. Wilhelm Salm-Reiferſeidt | 1696 | 1718 |
Sophia Agnes und Philipp Siegmund | 1674 | 1677 | Leopold Graf Salm-Reiferſeidt | 1718 | 1757 |
Philipp Siegmund v. Dittriſtein | 1677 | 1716 | Franz Wenzel Graf Salm-Reiferſeidt | 1757 | 1802 |
Maria Erneſtine vereh. J. Wz. Gallas | 1716 | 1720 | Frz. Vincenz Altgraf Salm-Reiferſeidt | 1802 | 1842 |
Maria Erneſt. vereh. Alois Thomas Grf. von Harra | 1721 | 1745 | Joh. Altgf. S.-Reif. | 1842 | 1847 |
Ferd. Bonaventura Graf von Harra | 1745 | 1778 | Franz dto. | 1847 | 1887 |
Ernſt Quido Grf. v. H. | 1778 | 1783 | Alois dto. | 1887 | ― |
Johann, Ernſt, Karl, Ferd. Grf. v. Harra | 1783 | 1783 | |||
Joh. Nepomuk G. v. H. | 1783 | 1829 | |||
Ernſt Chriſtof Joſef Graf von Harra | 1829 | 1838 | |||
Franz Ernſt Gf. v. H. | 1838 | 1876 | |||
Ernſt Grumbt | 1876 | ― |