V. Theil.
1638 ― 1721
Carl Adam Graf von Mannsfeld. – Anſprüe auf die vom Churfürſten von Saſen der Freiin Senk verſproenen Ehegeldern. – Sophia Agnes von Dittriſtein. – Ferdinand Joſ. Dittriſtein. – Stadtprivilegium von 1657. – Inventar von der Hainspaer Herrſaft. – Sophia Agnes als Beſierin v. Sluenau und Maria Margaretha v. Trautſon, vereh. Slavata als ſole von Hainspa. – Kirenbeſtiftungen. – Süenordnung von 1665. – Verordnungen wegen Eintragung von Käufen wie Verkäufen in die Grundbüer, wegen dem Holzmarkt und den von der Herrſaft Losgelaſſenen. Erkauf von Großprieſen. – Philipp Siegmund von Dittriſtein. – Neue Geritstaxen. – Das Gut Fugau. – Bauernaufſtand von 1680. – Swedenkrieg. – Brand 1710. – Neuer Kirenbau. – Gräfin Marie, Agnes Gräfin von Slavata ehelite Graf Franz, Wilhelm Salm Reifferſeidt. – Ortsgründungen. – Marie Erneſtine von Dittriſtein verheirathet ſi mit Graf Johann Wenzel von Gallas und in zweiter Ehe mit Alois Thomas Graf v. Harra.
a dem Ableben des Wolfgang Graf von Mansfeld zu Wien am 5. Mai anno 1638 übernahm die Vormundſaft des Sohnes Carl Adam von Mannsfeld die Herrſaften Sluenau und Hainspa. Im Vereine mit den Tötern Sophia Agnes und Chriſtine Eliſabeth wurden im Erbwege au die Anſprüe geltend gemat auf die vom Churfürſten zu Saſen ihrer Mutter, der Freiherrin von Senk
verſproenen und verſriebenen Ehegelter,
wegen denen der Vater Wolfgang von Mannsfeld ſon prozeſſirte.
Sophia Agnes, wele am 4. December 1640 ſi mit dem Wittwer Fürſten Maximilian von Dittriſtein zu Nikolsburg, Erbſenker in Kärnten, Ritter des goldenen Fließ, geheimer Rath und Obriſter Hofmeiſter verehelit hatte, erbat ſi von Kaiſer Ferdinand III. zu obigen Prozeſſe mit dem Churfürſten von Saſen die Ernennung ihres Gemahls zu ihrem Vertreter (Curatorem ad litem), wele au mittelſt Urkunde ddto Wien den 4. Juli 1651 erfolgte.
In erſter Ehe war Fürſt Maximilian von Dittriſtein mit Anna Maria Litenſtein, Toter des Carl Litenſtein verheirathet, die vor 1640 ſtarb. Aus dieſer Ehe ſtammt der Sohn Ferdinand Joſef Dittriſtein, der künftige Majoratsherr der väterlien Güter und Toter Maria Thereſia. Sophia Agnes ſenkte ihrem Gatten die Söhne Franz Anton und Philipp Graf von Dittriſtein (geb. 9. März 1651), für wele ihr Stiefbruder Ferdinand auf Wunſ der Aeltern beim Ableben des Vaters bis zu ihrem 20ſten Lebensjahre in einem ſriftlien Acte ddto Wien, den 30. Juni 1654 zu ſorgen ſi verpflitete.
Als thue i mi hiermit aus ſuldiger Ehrerbietung gegen Hoermelte I. fürſtl. Gnd. meine gnädige geliebte Aeltern und aus brüderlie Liebe dahin erklären, daſs i auf erfolgenden Todfall Ihro fürſtl. Gnd. meines gnädigen und geliebſten Herrn Vatters |:ſo Gott auf viele lange Jahr verhüten wolle :| erſt beſagten meinen 2 Brüdern na Geſatlt ihres Alters und zwar einen jeden unter ihnen bis er das 20. Jahr wird erringet haben allen geziemenden Unterhalt ſowohl daheim als in fremden Landen erfolgen, na vollbraten Reiſen in fremden Landen aber und Erfüllung der 20 Jahr eines jedwedern Alters oder ſtatt des Unterhalts 3000 Gulden rh. jeden zu 60 Kreuzer gerenet im Land gangbarer Münze einen jedweden jährlien auszahlen laſſen werden, wele do nur zu verſtehen, wann ſie von den väterlien Vermögen nit weiters überkommen.….
Na dem Tode ſeines Vaters gab Fürſt Ferdinand von Dittriſtein mittelſt Verſierungsbriefes ddto Wien am 211. December 1655 ſeiner Stiefmutter Sophia Agnes Fürſtin von Dittriſtein, geboreren Gräfin von Mannsfeld wegen ihrer wittiblien Anforderung benenntli aber wegen ihres Heiratgutes, deſſen Wiedererlag, Morgengab, wittiblie Unterhaltung und freien Wohnung im fürſtl. Dittriſtein'ſen freyen Haus allhier, über die, vermög in Händen habende Eheberednis
dieß Freihaus zu Wien in Spezialhypothek.
Mit der Verwaltung der Herrſaften Sluenau nebſt Hainspa gab ſi Carl Adam von Mannsfeld, weler ein Gegner der Proteſtanten war, wenig ab und blieb lieber auf Reiſen.
Er beſtätigte ddto Schloß Sluenau den 23. Auguſt 1657 den Sluenauern ihre alten von den Sleinien erhaltenen Privilegien und beſtimmte des ferneren:
daß weilen die Sluenauer die eingepfarrten Dorfſaften Königswaldau, Kaiſerswaldau und Roſenhain von der ihnen von altersher obgelegenen Suldigkeit ſi gemeiner Stadt-Biers gebrauen zu müſſen, losgezählet, erſtbenannte Dorfſaften dargegen ſi des Weins, Branntweins und Salzes einzig und allein daſelbſt zu erholen ſuldig ſein und bleiben ſollen wie dann au in Anſehung deſſen die von der Bürgerſaft Sluenau um der eingepfarrten Dorfſaften halber jährli zu entriten gehabte 350 So meißn. und die 22 Seffel 2 Viertel 3 Atel 1 Maßl Zins, dann der jährl. an Miaelis abgeführte Forſthafer gänzli caſſieret und aufgehoben au der Stadt Sluenau ihr freies Bräuwerk wiederholt beſtätiget worden.
Carl Adam von Mannsfeld vermählte ſi 1655 mit Maria Theresia von Dittriſtein, Toter des Fürſten Maximilian's von Dittriſtein auf Niklasburg, die aber ſon am 5. Feber (26. Jänner) 158 verſied. Au er folgte bald ſeiner Gattin im Tode na und ſtarb an den Blattern zu Horneburg bei Bremen am 30. Mai 1662 kinderlos und ohne Teſtament; derſelbe wurde in der Sluenauer Kire neben ſeiner Gattin beigeſet.
Seine Erben wurden nun beide Sweſtern Sophia Agnes Fürſtin von Dittriſtein und Chriſtine Eliſabeth. Letere war mit Johann Franz Graf Trautſon zu Falkenſtein verehelit, weler 1663 ablebte und hatte zwei Kinder, Franz Euſebi, wie Marie Margaretha, in deren Namen am 18. Auguſt 1662 der böhm. Cammerer Johann Wilh. Diler die Stadtgeretigkeiten von Sluenau beſtätigte.
Mit der Bewilligung der Majſt. Räthen und Prageriſen Unteramtleuten bei der königl. Landtafel im Königrei Böhmen
wurden ddto Prag den 23. Juni 1661 der Sophia Agnes verwittwete Fürſtin von Dittriſtein die Herrſaften Sluenau nebſt Hainspa cum beneficio et inventarii überwieſen und am Mittwo na dem Feſte hl. Johannes d. i. 28. Juni gleien Jahres dieſelbe erbli
eingeführt.
Das über die Hainspaer Herrſaft aufgenommene Inventar gibt bekannt das Vorhandenſein von:
108 Str. 2 Vt. 3 At. Gerſtenmalz
20 Str. Getreide
27 Str. 3 Vt. 3 At. Hopfen
112 Stein 8 Pf. Horpe im Bräuhauſe.
61 Stü Vieh 661 St. Safe 484 Str. ― Vt. 1 At. 1 M. ausgeſäetes Getreide im Maierhof Hainspa
57 Stü Vieh 346 St. Safe 417 Str. ― Vt. 3 At. 2 M. ausgeſäetes Getreide im Maierhof Sönau
47 Stü Vieh 346 St. Safe 387 Str. 1 Vt. 6 At. ― M. ausgeſäetes Getreide im Maierhof Obereinſiedel
7 Str. 3 Vt. 4 At. Leinſamen ſind auf dieſe 3Forwegeausgeſäet; ferner:
91 S. 27 St. Karpfenſamen in 23 Teien in Hainspa, Sönau, Lobendau, Obereinſiedel.
12 S. ― St. Streikarpfen in 4 Teien in Hainspa, Sönau, Lobendau
31 S. 2 StAn Stri ſtehetin 2 Teien in Hainspa
11 S. 13 St „AnFohrenſtehet“ in 8 Teien in Hainspa Sönau Hilgersdorf.
Weiter iſt daraus die jährl. Abgabe der Zahleinnehmer
und Mahlmühlen zu erſehen wie folgt:
Der Hainspaer Zahleinnehmer gibt fl 15 ―
Der Lobendauer Zahleinnehmer gibt fl 20 ―
Der Wölmsdorfer Zahleinnehmer gibt fl 10 ―
Der Sönauer Zahleinnehmer gibt fl 8 ―
Der Nixdorfer Zahleinnehmer gibt fl 20 ―
Der Zeidler Zahleinnehmer gibt fl 10 ―Die 2 gängige Sloßmühle gibt baar 38 Regl.
Die 1 gängige Niedermühl in Hainspa gibt 18 Regl.
Die 2 gängige Obermühl in Sönau gibt 48 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Niederſönau gibt 46 Regl.
Die 1 gängige Mahlmühl in Zeidler gibt 56 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Obernixdorf gibt 80 Regl.
Die 1 gängige Mittelmühl in Nixdorf gibt 56 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Niedernixdorf gibt 55 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Wölmsdorf gibt 25 Regl.
Die 1 gängige Mahlmühl in Niedereinſiedel gibt 20 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Obereinſiedel gibt 44 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Lobendau gibt 70 Regl.
Die 2 gängige Mahlmühl in Hilgersdorf gibt 62 Regl.
Die Herrſaft hatte ihre 5 Brettſneidemühlen ebenfalls verpatet und 1 Papiermühle in eigener Regie.
Bei der Erbesausſüttung na Carl Adam von Mannsfeld bekam Sophia Agnes Fürſtin von Dittriſtein ſon in Anbetrat des urſprünglien Teſtaments von Wolfgang Graf von Mannsfeld die Herrſaft Sluenau ganz, während das Dominium Hainspa ihre Nite Maria, Margaretha Trautſohn, Toter der Gräfin Chriſtine, Eliſabeth von Mannsfeld, verehelite Trautſon am 29. October 1663 überantwortet erhielt.
Ihr Bruder ſtrengte gegen dieſe Ueberweiſung einen Proceß an, do vergli er ſi am 4.Juni 1666 gegen eine Abfindungsſumme von 65000 fl. Das Sandauer Sutthaus wurde zur gemeinſaftlien Benuung auserſehen.
Gräfin Maria Margaretha Eliſabeth von Trautſon, und Falkenſtein, Herrin auf Hainspa und Hohenaujezd vermählte ſi 1663 mit Johann Georg Joaim Graf von Slavata und ſo kam Hainspa zu dieſem Grundherrn. Dieſelben hatten eine Zeit lang in Sluenau Domicil genommen, wo ihr Erſtgeborener am 23. Jänner 1664 vom Pfarrer Daniel Conrad Miel getauft wurde. Sophia Agnes von Dittriſtein, die Herrin von Sluenau widmete ſi der Verwaltung ihrer Güter ſelbſt mit lobenswerthem Eifer. Seit Georg von Sleini iſt keine Grundherrſaft angelegentlier um das Wohl der Unterthanen bekümmert geweſen. Ihr ſtreng religiöſer Sinn als Katholikin vermote ſon 1655 Viele vom Proteſtantismus abzufallen. Sie hat mittelſt Stiftbriefs der Sluenauer Kire jährli 152 Reisthaler zugewieſen und wurde au 1669 Stifterin des Pfarrbeneficiums zu Georgswalde.
Die alten Stadtprivilegien confirmirte Sophia Agnes ddto. Schloß Sluenau am 4. Auguſt 1665 und gab der Stadt Sluenau im gleien Jahre die Conceſſion des Salz- wie Brandweinhandels in den eingepfarrten Dorfſaften Kaiſerswalde, Königswalde nebſt Roſenhain. Au der Sluenauer Süenbruderſaft gedate Frau Sophia Agnes, indem ſie denſelben am 21. (27.?) Juni 1665 eine Süenordnung in 25 Artikeln verlieh, in weler es heißt:
„Es ſoll keine zuſammenkunft von der Süenbrüderſaft gehalten werden wenn nit der König und der Vormeiſter wele von der Süenbrüderſaft eingeſet ſind, dur den Süenknet das Zeien herumſien und ſie zuſammenfordern.
Ein jeder Süe ſoll auf den Vogel 4 Groſen einlegen. Wenn nun das Geld zuſammenkommt, ſoll es ausgetheilt werden, wie viel auf den Kopf, die Flügel, den Swanz und auf die Späne kommt, und was ein jeder haben ſoll, wer ihn ohne Span trifft.
Wann es ſi begäbe, daß einer unter den Süen 3 Jahre na einander König würde, ſo ſollen die Süen die Kette mit den Silden von dem Könige ablöſen um 4 So. Dieſes ſoll aus der Süenlade und von der Einnahme genommen werden.
Ein jeder König ſoll na ſeinem Vermögen die Süenkette mit einem Silde beſſern, jedo ſoll der Sild nit unter 3 oder 4 Loth Silber ſein. Will er ihn aber beſſer maen laſſen, ſo ſoll ihm ſoles freiſtehen. Do ſoll die Süenkette allezeit bei dem Könige und in der Süenlade verbleiben.
Was bei der Stange von Bierſänken, Kegelſieben und andern Saen eingebrat werden kann, ſoll der ganzen Gemeinde zu Nuen geſehen, wele deswegen der Süenbrüderſaft 4 Gebräue zu brauen zugelaſſen und einhellig verwilliget hat.
Der König ſoll na Abſießung des Vogels den Süen in 4 Woen das Königseſſen geben; do ſoll das Eſſen nahmhaftig gemat werden; auf einen jeden Tiſ 2 Speiſen Fiſe, von Gebaenem 8 Speiſen und ſonſt au 8 Speiſen. Will ſi aber ein König beſſer ſehen laſſen, ſo ſteht ihm Soles frei.
So Jemand unter der Süenbrüderſaft verſtürbe, von Kind oder Weib, ſo ſoll Mann und Weib mit zu Grabe gehen und das Begräbniß ehrli halten, es wäre denn in Sterbensgefahr (d. h. zur Zeit einer Peſt).
Die Süenlade bleibt bei dem Könige. Einen Slüſſel hat der König, den anden haben die Vormeiſter. Die Vormeiſter haben die Renung zu verwalten und nebſt dem Könige und Aelteſten Jedes und Alles anzuſaffen, damit gute Ordnung bei den Süen gehalten wird.
Na der Seibe zu ſießen, wie an vielen Orten in Brau iſt, mit Srotröhren und Musquetten, ſoll der Süengrüdergeſellſaft allhier au frei und zugelaſſen ſein, alljährli zu bequemer Zeit.
Keiner ſoll ein falſes Rohr gebrauen, weles nit zuvor von der Bruderſaft vor Ret erkannt wird. Ein gezogenes Rohr ſoll keiner gebrauen, ſondern es ſoll verboten ſein, es geſähe denn mit Erlaubniß der Brüderſaft. Und es ſoll in Allem bei der Seibe wie bei den Vogelſießen gehalten werden.“
Es wurde au Brau, daß, wenn der Vogel bis Pfingſtmittwo Namittags von der Stange no nit herunter war, mit Kugeln na demſelben geſoſſen wurde.
Das Röhrenſießen
hatte bereits Carl Adam Graf zu Mannsfeld bei der am 23. Auguſt 1657 von ihm erfolgten Confirmation der Stadtrete den Bürgern von Sluenau gewährt, da er ausdrüli ſagte:
Damit künftiger Zeit die Bürgerſaft nit allein in der Süenbrüderſaft, ſondern au außer derſelben ſi mit Röhrenſießen üben möte, ſoll der Rath dieſe Anſtellung zu maen befugt ſein, daß ſie des Jahres viermal bei bequemen Sommertagen die Bürgerſaft zuſammenkommen laſſen und um Geld oder Geldeswerth Sießen halten.
Während des 30jährigen Krieges wurde das löbl. Exercitium des Vogelſießens eine geraume Zeit in dem Städtlein Sluenau ſuspendirt, weil bei der ſweren Einquartierung, den Durzügen und vielen Plünderungen, als au wegen der zweimal erlittenen großen Feuersbrünſe die Vogelſtange bis in den Grund verbrannt war.
―
Selten trug man bisher in den Dorfſaften der Sluenauer Herrſaft die gehegten Kaufe
in die Grundbüer ein und es entſtand bei „Verleg oder Verlierung soler Kaufbriefe vielmals große Uneinigkeit. Um dem zu begegnen, verordnete Fürſtin Sophia Agnes von Dittriſtein ddto. Sluenau am 13. Mai 1667:
Zu Verhüttung aller Widerwärtigkeiten, daſs hinführe alle und jede Kaufe, wele in denen Dorfſaften gehören, in das Amtsbu von Wort zu Wort ſollen eingeſrieben werden; darum ſoll dem Amtsſreiber von jedem Güterkauf 14 gute kr., von jedem Gartenkauf 12 gut kr. und von jedem Häuſel 6 gute kr. vor ſeine Mühe jederzeit paßiret werden.
Nur wenige Bürger Sluenau's erkauften das Holz von ihrer Herrſaft; es mußte 1670 ein Amtsbefehl erlaſſen werden, vermöge welem alle Bürger vorgehalten wurden, auf dem Holzmarkte zu erſeinen und das Holz daſelbſt zu erkaufen.
Von der Herrſaft Losgelaſſene verpateten jahrelang ihren Grund, anſtatt ſolen bei Abgang zu verkaufen und ſädigten dadur die darwohnenden Unterthanen.
Na mehreren frutloſen Ermahnungen an ſole Losgelaſſene brate endli Sophia Agnes mittelſt Decret vom 17. Juli 1676 Abhilfe. Wer ſeine Gründe nit verkaufte, mußte den Verkauf derſelben von Amtswegen gewärtig ſein und wer ſole Grundſtüe patete, wurde mit 100 fl. obrigktl. Strafe belegt.
Nixdorf ſtrebte anno 1668 die Erhebung zur Stadt und die Erreiung von Jahr- und Woenmärkte an. Selbſtredend arbeitete Sluenau mit allen Mitteln dieſem Vorhaben entgegen und wandte ſi ſließli bittli an ihre Grundherrin, ihnen in dieſer Sae behilfli zu ſein. Fürſtin Sophia Agnes nahm ſi warm ihres Städtleins Sluenau an, trat mit Energie und Erfolg an maßgebender Stelle den Beſtrebungen der Nixdorfer entgegen, da ja anſonſt das allhierige Städtl Sluenau in großes Abnahmen gerathen
möte.
Seit dem Jahre 1674, als na Rükehr von ſeinen 3jährigen Reiſen in Frankrei, Spanien wie Italien half Graf Philipp Siegmund von Dittriſtein, geboren am 9. März 1651, k. k. Oberſt Stallmeiſter, ſeiner Mutter Sophia Agnes Fürſtin von Dittriſtein in der Verwaltung der Herrſaft Sluenau und verordnete oftmals nur in ſeinem Namen. Im Jahre 1675 erkaufte Fürſtin Sophia Agnes die Herrſaft Großprießen von der Wittib des Baron von Salhauſen um 47000 So; als erſtes Gebot offerirte dieſelbe dur Diler 35000 So; Markersdorf kam 1671 für 10,000 böhm. So von Tzöſken in ihren Beſi. Freidenburg anno 1674 und im ſelben Jahre unterhandelte dieſelbe mit Frau v. Pata wegen Ankauf des Gutes Sirgiswalde.
Na ihrem Tode zu Sluenau, am 20. Jänner 1677 übernahm Graf Philipp Siegmund das Erbe und führte von nun an den Titel eines Freiherrn zu Hollenburg, Friedenſtein und Thalberg, Herr der Herrſaften Sluenau, Großprießen und Obermarkersdorf.
In erſter Ehe war Genannter vermählt mit Marie Eliſabeth, Toter des am 21. Juni 1705 verſtorbenen Wolfgang Friedri Freiherr von Grünhübel, Beſier der Herrſaft Janowi in Mähren und in zweiter Ehe mit Dorothea Gräfin von Wlaſim, verwittweten Gräfin von Dittriſtein.
Seine erſte Gattin erhielt 1678 Janowi, wele Herrſaft auf ihre Toter Maria Erneſtine geb. 24. März 1674 übergieng. Philipp Siegmund von Dittriſtein war ein gereter und beliebter Grundherr. Son des öfteren beklagten ſi ſeine Unterthanen über die willkürlie Erhebung der Geritstaxen. Endli kamen dieſe Beſwerden au dem Grundherrn zur Kenntnis und um radicale Abhilfe zu ſaffen, decretirte Philipp Siegmund folgende 17 Geritsordnungstaxen ddto. Sloß Sluenau, den 13. Dezember 1679:
So. | Kreuz. | ||
1.) | Wenn Jemand aus dem Geritsbue ſi was aufſuen und vorzuleſen begehrt, ſoll er 3 Aelteſte jeden zu geben ſuldig ſein | ― | 7 |
vor dem Extract ausſreiben au | ― | 7 | |
NB. Eim Fremder aber gibt dieſe und alle anderen Gebühren doppelt. | |||
2.) | Wenn von den Geriten Jemand der Gemeinde halber vor die Obrigkeit oder Dero hol. Amt verſiet wird um ihre Nothdurft vorzubringen, begehret wird 6 gr. | ― | 18 |
3.) | Wenn die Geriten wegen Hader und Släghändel vor die Erbobrigkeit geſtellen oder verbürgen ſollten | ― | 7 |
4.) | Wenn Vieh wegen Saden in die Geriten eingebrat werden über 11 Stü auszulöſen, nebſt Sadenerſa denen Geriten | 1 | ― |
5.) | Unter 10 Stüen, aber nur nebſt Sadenerſa | ½ | ― |
6.) | Wer in ſtrittigen Rainen die Gerite begehrt um ſelbe zu beſitigen | ― | 30 |
7.) | Für einen Rainſtein zu ſeen | ― | 7 |
8.) | Wenn Saden zu Felde beſitigt werde, an Geritsgebühr der Unret befunden | ― | 30 |
9.) | Wer die Gerite begehrt um Hauszuſuen | 1 | ― |
10.) | In Haderſaen beſitigen, jede Parthei an Geritsgebühren | ― | 7 |
11.) | Wenn Einer die Geritshilfe und Friedenbürgen begehrt | ― | 7 |
12.) | Wenn einer den andern läßt in Sto ſeen, Gebühr und der Andere zahlt au von ſeiner Auslöſung | ― | 7 |
13.) | Wenn die Geriten Einen wegen Ungehorſam in Sto ſeen gibt derſelbe zur Straf | ― | 7 |
14.) | Wenn der Riter bei Hader und Släghändel in der Nat na denen Aelteſten ſien muß er er es alleine nit beſtreiten kann, ſoll jeder Aelteſter nebſt den Riter an Gebühr bekommen | ― | 7 |
15.) | Wenn Einer auf's Gebot des Riters ungehorſam außen bleibt, ſoll er zur Straf verfallen ſein mit | ― | 7 |
16.) | Wenn einer dur Geritsperſonen geholet wird, ſoll Jedweden zu geben ſuldig ſein | ― | 7 |
17.) | Für ein Teſtament aufnehmen, wenn das Vermögen über 300 So iſt an Geritsgebühren | 1 | ― |
an Sreibgebühren 6 ggr. | ― | 18 | |
Iſt es aber unter 300 So an Geritsgebühren | ½ | ― | |
an Sreibgebühren 3 ggr. | ― | 9 | |
Für einen Contract, weler Art er ſein mag den Geriten an Gebühr | ½ | ― | |
und an Sreibgebühr 3 ggr. | ― | 9 |
Anno 1677 am 16. Feber beſtätigte Philipp Siegmund Graf v. Dittriſtein den Sluenauern ihre alten Privilegien mit Ausnahme des freien Salzhandels und Branntweinſankes in den eingepfarrten Dorfſaften.
Der Salzhandel, den die Herrſaft nun ſelbſt betrieb, war nit wenig einträgli. Als im Jahre 1688 einen kaiſ. Salzlegſtatt in Sluenau erritet ward, bezifferte die Gutsherrſaft ihre jährlie Einbuße auf 100 Thaler.
Gegen die Eröffnung eines Filialzollamtes zu Georgswalde erhob Philipp Siegmund von Dittriſtein bei der königl. böhm. Cammer ebenfalls 1688 ganz energiſen Einſpru, allein ohne Erfolg.
Dagegen bewilligte derſelbe Kaiſerswalde ddto. Wien den 26. Auguſt desſelben Jahres einen Fleiſhaer und 1 Leinweber, worüber die Sluenauer Zünfte ſehr ungeberdig thaten. Der Gottespfenning, weler nit mehr allſeitig bei Käufen entritet wurde, mußte ſeit 1688 wiederum pünktli von jedem Kaufe,ob groß oder klein, je na dem Betrage
abgeführt werden. Unter dem 26. August 1688 ddto. Wien forderte Philipp Siegmund den Georgswalder Pfarrer P. Tobias Miael Sletwi ſehr energiſ auf, für Auferbauung der Andat
beſſer zu ſorgen, da bei den Unterthanen daſelbſt große Abnahme in der Andat
zu finden ſei.
Das Gut Fuga, weles in Händen des Ritter Leopold Anton von Brummer ſi befand, wollte 1682 der Beſier von Spremberg, Ludwig Erbhard Freiherr v. Hayn kaufen. Do erhielt derſelbe, weil er ein eifriger Proteſtant war
nit die kaiſerlie Beſtätigung. Ritter Brummer ſtarb und es entſpann ſi ein langwieriger Erbſaftsproceſs. Von der Erben desſelben kaufte nun Philipp Siegmund von Dittriſtein das Gut Fugau um 7500 S. und 100 Thaler Slüſſelgeld, im Summa um 7650 S. wele baar bezahlt wurden.
Im Böhmen herrſte wegen übermäßiger Unterdrüung dur Robotdienſte unter den Bauern und Häuslern große Gährung. Um Abhilfe zu erflehen, giengen Abgeſandte na Prag. Allein dieſe Deputationen wurden nit gehört und gefangen geſet. Das war für Böhmen der Beginn des allgemeinen Bauernaufſtandes von anno 1680.
Rieſige Haufen durſwärmten das Land, für ihre Knetſaft Rae ausübend. Freili warf in kurzer Zeit Militärgewalt den Aufſtand nieder; die Rädelsführer wurden abgeurtheilt, von denen viele den Henkertodt erlitten und ſo äußerli wieder Ruhe geſaffen. Do die Unzufriedenheit der Bauern, ihr Eel vor feudaler Miswirtſaft blieb.
Au hiergegends rebellirten, beſonders in der Hainspaer und Rumburger Herrſaft die Unterthanen, wennglei nit in dem Maaße wie drinn im Lande und mehrere Anführer wurden zu Hainspa gehenkt. Auf dem Sluenauer Diminium nahm mit Ausnahme von Königswalde dieſe Revolte nit jene Dimenſionen wie auf dem Hainspaer Beſie an.
„Anfangs April, an einem Sonntage rotteten ſi die Nixdorfer und Zeidler Bauern zuſammen und es entſieden ſi im angehaltenen Rathe um die Mittagsſtunde zuerſt die Zeidler unter Anführung des Hanns Engelmann und des ſog. krummen Rößler
für den offenen Aufſtand; den Riter, der die Empörung dämpfen wollte, mißhandelten ſie. Abends ſiten die Ober-Nixdorfer zwei Gemeindeſöppen na Sönau, um au dieſe Gemeinde zum Aufſtande zu bewegen; dieſe wollten nit mitmaen, erſt zwei Tage ſpäter beriethen ſi wieder die Lobendauer mit den Nixdorfern in einer Verhandlung hinter der Kire und ſpraen ſi für den Aufſtand aus. ―
Die Wölmsdorfer, mit dem Riter an der Spie, ſloſſen ſi gleifalls der Empörung an und als die Hilgersdorfer ſi weigerten, wurden ihnen Fenſter und Oefen eingeſlagen und zur Theilnahme gezwungen. Am 3. April 1680 gieng nun der Zug von Nixdorf na Hainspa, die Sönauer mußten mit, desgleien die Hainspaer, au die Ober- und Nieder-Einſiedler ſtießen zum großen Haufen. Die Lobendauer und die Hilgersdorfer holte Engelmann aus Zeidler, die Röhrsdorfer waren, wenn au zögernd, au gekommen.
Abends, als alle Gemeinden beiſammen waren, berieth man in ſtürmiſer Verſammlung die weiterhin vorzunehmenden Sritte. Na langem Streit und wildem Geſrei verband man ſi zu einem einheitlien Vorgehen dur einen heiligen Eid. Ueber Vorſlag Ma Fiſer's wurde eine Stange herbeigeholt, in wele Georg Säffer aus Sönau ein Kreuz ſnite und Melchior Frenzel aus Nixdorf, wegen ſeiner Leibesſtärke bekannt, in die Erde befeſtigte.
Bauer für Bauer, na Gemeinden geordnet, trat, während die übrigen ſi in zwei Reihen aufſtellten, zur Stang und leiſtete hier, dieſelbe berührend, dem Nixdorfer Söppen Georg Rößler den Eid, welen Georg Menzel verfaßt hatte und lautete: I ſwöre ein Aydt, Gott und dieſer Stangen, daſſ i bei der Gemayn und ganen Land, Tott oder lebendig will aufſtehen, es komdt gutt oder böſſ.
Der Ober-Einſiedler Riter, der no fehlte, wurde dur 100 Mann in der Nat geholt und mußte des anderen Tages früh gleifalls Georg Rößler den Swur bei der Stange leiſten.
Alle Bande der Ordnung war zerriſſen, die Bauern lagerten theils in Hainspa, theils in den anderen Dörfern und Niemand date an die eigene, geſweige denn Hofarbeit; wer es wagte auf das Feld zu gehen, wurde weggejagt, die Herrſaftsvögte beſimpft, von den Arbeitern vertrieben und mit Todtſlagen bedroht. Man beſloß endli die Beſwerde niederzuſreiben und eine Deputation na Prag an den Grundherrn und an den Kaiſer, der ſi gerade in Prag aufhielt, zu ſien; um die Reiſekoſten und die Sreibauslagen zu deen, wurde eine Geldſammlung veranſtaltet, die 60 Thaler eintrug. Am 4. wählte jede Gemeinde je 5 oder 6 Mann, die in Nixdorf zuſammen kommen ſollten, um daſelbſt weiter ſi zu berathen und die Deputation zu wählen; ― die Menge verlief ſi hierauf.
Die Beſwerdeſrift wurde am 4. und 5. April verfaßt und um die Grundbüer zu bekommen, wele die alten Privilegien enhalten ſollten, und dann den Amtshauptmann zur Unterſrift der Beſwerde zu bewegen, zogen die Aufständiſen in hellen Haufen wieder na Hainspa; der Amtshauptmann war abweſend und empfing na ſeiner Rükehr eine Deputation der Aufſtändigen, beſtehend aus Ritern und Gemeindeſöppen. Der Gemeindeſöppe Georg Rößler aus Nixdorf war der Spreer und verlangte im Namen der ganzen Landſaft das alte Grundbu und die Gemeinderegister, deren Auslieferung aber Amtshauptmann Swarenfeld unter verſiedenen Ausflüten verweigerte.
Der Haufe ca. 1500 Mann ſtark, verſute einige Male das Sloß zu ſtürmen, drohte dasſelbe anzuzünden und Alles darin befindlie todtzuſlagen, ließ es aber immer bei Drohungen. Namittags zerſtreuten ſi die Meiſten, nur die Anführer bleiben beiſammen. Dieſen wurde ein erſt erſienenes Kreispatent vorgeleſen, weles zum Auseinandergehen und zur Ruhe aufforderte; dieſes ſowohl, als der vorleſende Amtsſreiber und au der zum Frieden mahnende Pfarrer wurden verhöhnt. Am 6. April vergieng alles ruhig. Am 7. April erſienen zwei Decrete des Kaiſers und ein biſöflies Patent, die in Nixdorf vorgeleſen wurden, worin das kaiſerlie Mißfallen ausgedrüt und die Klagenden an die Kreishauptleute, bei sonſtiger Strafe, gewieſen wurden; etwaige Privilegien wurden für erloſen erklärt und den Kreishauptleuten die Ausforſung der Anführer und Beſwerdeſriftenſreiber zur Pflit gemat; ein zweites Patent verordnete die Beſwerden der Bauern ganeu zu unterſuen, ungerete Beſwerden zurüzuweiſen, beſonders aber Zuſammenrottungen zu verhüten und ſtrenge zu beſtrafen.
Dieſe Dekrete ſienen eine beruhigende Wirkung gehabt zu haben, denn viele fingen wieder auf den Feldern an zu arbeiten, ja ſogar mane auf den herrſaftlien. Die Deputation, wele am 4. gewählt war und aus Georg Frenzel und Hanns Fiſer aus Nixdorf, Balthaſar Hille aus Lobendau und Chriſtof Säffer aus Sönau beſtand, war in Prag um die Beſwerden der Bauern, wele der alte Elias,
der damalige berühmte Stadtſreiber von Melnik, verfaßt hatte und wele 30 Klagepunkte enthielten, dem Grundherrn zu übergeben. Graf Slavata von Swarzenfeld ſon vorher unterritet, nahm ſie höſt ungnädig auf, ſenkte ihren Sriften au nit die geringſte Aufmerkſamkeit, wollte ſie zuerſt enſperren laſſen, ließ ſie ſodann aber einen Eid ſwören: Von nun an treu und gehorſam zu ſein und au andere zur Erhaltung ihrer Pfliten anzuhalten.
Georg Frenzel und Balthaſar Hille wurden ſodann ohne Beſeid entlaſſen, die andern zwei mußten in Prag bleiben. Frenzel und Hille mahnten ſodann zur Ruhe und betrieben die Abfaſſung einer demüthigen Bittſrift an Slavata, er möge die anderen zwei Boten heimſien und do au die drüenden Neuerungen abſaffen.
Man fing allenthalben wieder an Hofdienſte zu thun, nur die Nixdorfer weigerten ſi. Graf Kolowrat verſpra die bereits angeordnete Exekution rügängig zu maen, wenn die Bauern 1) ſi ruhig verhalten, 2) den obrigkeitlien Suldigkeiten nakommen, 3) Alles Gewehr bei Leibesſtrafe in's Amt abliefern, 4) ſi jeder Zuſammenrottung ſtrengſtens enthalten wollen. Von den Nixdorfern war dies zu vielverlangt und ſie erklärten in den alten Gehorſam nie wieder zurüzutreten, umſoweniger aber die Waffen abzuliefern, denn was könne man dann, wenn die Soldaten kämen, gegen dieſe thun ? Sollte man aber die Waffenauslieferung mit Gewalt erzwingen wollen, dann müßten ſie nothgedrungen ſi wieder zuſammenrotten, um vereint der Gewalt zu wiederſtehen.
Nun verlangte Swarenfeld gegen die Nixdorfer Militär und es kam ein kaiſ. Kommiſſär mit Fußvolk und Reiterei; es rüten na und na zwei Kompagnien die des Herrn Kaenhauſer und des Herrn Baron von Wangern ein, die ſi im Bezirke, hauptſäli aber in Nixdorf einquartirten. Die Rädelsführer wurden na und na eingezogen, am 28. April wurde Engelmann und der krumme Rößler
aus Zeidler gefangen und eingeſperrt. Dies genügte aber den damaligen Gewalthabern no nit, ſondern es ſollte jeder Einzelne, der ſi an der Zuſammenrottung mitbetheiligt hatte, beſtraft werden. Deshalb wurden ſämmtlie Unterthanen der Herrſaft dur einen Aufruf auf den 2. Mai in's Sloſs beſtellt und es kamen au die meiſten, nur wenige entliefen.
Die Verſammlung fand im Sloſshof ſtatt; als ſi hinlängli genurg eingefunden hatten, wurden die Thore verſperrt und verſtärkte Wapoſten bei denſelben aufgeſtellt; zur größeren Ueberwaung traf Abends no eine Compagnie Soldaten ein, die ihr Lager im Hofe aufſlug.
An demſelben Tage wurden die Bauern aber no nit verhört; nit genug, daſs ſie am 2. Mai von Früh bis Abends vergebli warteten, ſie mußten au no die ganze Nat im Sloſſe zubringen, ſarf bewat von den Soldaten, die ſi ſtreng abgeſondert von ihnen, an dem vor dem Wapoſten angematen Feuer lagerten und Keinem geſtatteten ſi zu wärmen. Die kaiſ. Kommiſſion (Graf Kufſtein und Baron Zeterle) verbraute den 2. Mai mit dem Verhöre von 5 Rumburger Rebellen und des Königswalder Riters, wele ſämmtli, einer no an demſelben Tage, die andern am 3. Mai gehenkt wurden.
Am 3. Mai um 6 Uhr begann das Verhör und dauerte bis 5 Uhr Namittags. Die Kommiſſäre kamen dann in den Hof hinab. Baron Zeterle hielt bei feierlier Stille eine Anſprae an die Verſammelten über die Größe ihres Verbreens und erklärte ſließli Alle des Todes ſuldig. Da warfen ſi die Verurtheilten der Reihe na auf die Knie und baten flehentli um ihr Leben. Na einer Pauſe wurde au Gnade verkündigt und das Todesurtheil nur bei Engelmann, Rößler und Pohl aufret gehalten, der letere wurde auf Bitten au no begnadigt. Die Begnadigten mußten bei Leibesſtrafe verſpreen, Alles Gewehr des anderen Tages in's Sloſs zu bringen, mußten Geiſeln ſtellen und knieend mit aufgehobenen Fingern den Eid der Unterthänigkeit ſwören.
Am andern Tage, während ſi die Bauern zahlrei im Sloſſe einfanden um ihre Waffen abzuliefern, gieng die Vollſtreung des Urtheiles an Engelmann und Rößler vor ſi. Engelmann wurde geviertheilt, Rößler gehenkt. Viele kamen in den Kerker und mußten in Eiſen bei Waſſer nebſt Brod Zwangsarbeiten verriten. Die 4 Boten, wele in Prag waren blieben verhalten, das erhaltene Geld zur Reiſe wiederzugeben. Frenzel und Hille flüteten ſi und wurden aufgefordert, binnen 14 Tagen ſi zum Antritt ihrer Strafe bei Verluſt ihres Beſithums einzufinden.“
Von Prag aus verbreitete ſi in ſelber Zeit über das ganze Land die Peſt, ein furtbares Unglü für dasſelbe. Sluenau blieb ebenfalls nit verſont, do trat die Krankheit daſelbſt gelinder auf und waren 1681 keine Fälle mehr zu conſtatiren.
Außer genannten Drangſalen kam nur zu bald wieder ſrelie Kriegsgeiſel. Als Churfürſt von Saſen Friedri Auguſt I. 1697 die polniſe Krone erlangte und Liefland wieder von den Sweden an die Polen zu bringen ſute, entſpann ſi der mehrere Jahre andauernde Swedenkrieg, in welem die Oberlauſi wie au Böhmen dur Abgaben, Durmärſe, Raub und Plünderung viel zu leiden hatten.
Der junge Swedenkönig Karl XII. kam 1706 na Maria Geburt mit einem Theil ſeiner Armee in Saſen an, von wo er im September 1707 wieder abmarſirte.
In Sluenau ließ derſelbe während dieſer Zeit viel Geld erpreſſen; au hielt er hier 5 Nat- und zwei Raſttage, was der Stadt allein 1300 fl. koſtete.
Die Durmärſe der Sweden ſowie der Saſen, Ruſſen und Dänen, letere beide als Verbündete Friedri Auguſt, ſogen das böhmiſe Niederland fürterli aus und geberdeten ſi Freund wie Feind, ganz beſonders aber die Dänen in roher Weiſe. Für die Sweden mußten ſtets Vorſpannpferde und Wegweiſer in genügender Zahl
vorhanden ſein,“ au ſogar das lete halbe Jahr continuirli Tag und Nat
zwei geſattelte Pferde und Wegweiſer zu unterſiedlie Botſaften zu laufen“ bereitſtehen. Etwele ſwediſe Soldaten haben wann ſie ſind zum Biere geweſen
mehrmals große insolention
verübt, haben des Nats den Leuten die Fenſter eingeſlagen, im Wirthshauſe aber zu elien mahlen
die Leute geſlagen, einige krumm und lahm gehauen, au einen Bauer in Georgswalde bald ganz erſtoen.
Die Unkoſten, wele in dieſem Kriege von den Ortſaften der Herrſaft Sluenau zu tragen waren vertheilten ſi auf:
Sloß | Sluenau | fl. | 245 | kr. | 23 | Pf. | 1 |
Städtel | Sluenau | fl. | 1505 | kr. | 21 | Pf. | 2 |
Dorf | Kaiſerswalde | fl. | 1218 | kr. | 24 | Pf. | ― |
Dorf | Königswalde | fl. | 1522 | kr. | 21 | Pf. | 1 |
Dorf | Georgswalde | fl. | 1622 | kr. | 18 | Pf. | ― |
Dorf | Ober-Ehrenberg | fl. | 1277 | kr. | 43 | Pf. | 1 |
Dorf | Herrenwalde | fl. | 6 | kr. | ― | Pf. | ― |
Dorf | Roſenhain | fl. | 169 | kr. | 42 | Pf. | ― |
Dorf | Fürſtenwalde | fl. | 88 | kr. | 19 | Pf. | 3 |
Dorf | Kunnersdorf | fl. | 41 | kr. | 10 | Pf. | 3 |
Dorf | Fugau | fl. | 183 | kr. | 39 | Pf. | 3 |
fl. | 7880 | kr. | 13 | Pf. | 2 |
In dieſen Ziffern ſind jedo nit die Summen eingerenet wele die Bewohner den Soldaten für Mundportionen und Discretionen in Geld
zahlen mußten; ſo hatte Georgswalde no weitere 114 fl. 18 kr. zu entriten.
Was ein in dieſem 1707er Jahr ungewöhnli großes Sloſſenwetter
am Felde nit in Grund und Boden ſlug, das ritten die Sweden nieder, ſo daß nur eine ſehr ärmlie Ernte ausfiel.
Namenloſes Unglü betraf Sluenau dur den Brand der Stadt am 28. Juni 1740, wobei 163 Häuſer nebſt Kire mitſammt dem großen Kirthurm, dem Bräuhaus und vielen Seuern eingeäſert wurden.
Der Gottesdienſt mußte abermals in dem herrſaftlien Sloß im Sommer unter den Linden im Sloßhof abgehalten werden.
Bei großen Bemühungen gelang es dem Deant P. Ferd. Jgn. Reiniſ, den neuen Kirenbau am 8. April 1711 beginnen zu können. Selbſt ſammelte er unter Wohlthätern 650 fl., auf ſeine Verwendung gab die Salzkaſſa 2000 fl., die Propaganda Pide zu Rom 6000 fl. Gold u. ſ. w.
So kam es, daß in der neuen Kire bereits 1714 der Gottesdienſt verritet werden konnte.
Der kleine Kirthurm iſt 1715, der große 1722 fertig geworden.
In jener Zeit exiſtirten zu Sluenau :
119 | Braubürger, | 1 | Sattler, |
110 | Vorſtädtler, | 1 | Hutmaer, |
68 | Häusler auf der nieder'n Aue, | 2 | Bader, |
12 | Häusler auf der ober'n Aue, | 2 | Weißgärber, |
63 | verheirathete Hausleute, | 2 | Dresler, wobei ein Kunſtpfeifer, |
12 | Suſter, | 1 | Stadtbräuer mit 3 Gehilfen, |
17 | Zimmerleute, | 7 | Maurer, |
8 | Fleiſer, | 174 | Leinwebermeiſter, |
3 | Fleiſer, die ihre Bänke übergeben, | 45 | einheimiſe, |
2 | Fleiſerknete, | 85 | fremde Webergeſellen, |
15 | Bäen, | 6 | Smiede, |
4 | Bäen, eingekauft, | 6 | Binder, |
7 | Strumpfwirker, | 3 | Glaſer, |
7 | Sloſſer, | 3 | Wagner, |
2 | Kirſner, | 7 | Tiſler, |
2 | Seifenſieder, | 3 | Töpfer, |
3 | Seiler, | 26 | Sneider. |
1 | Swarzfärber, |
Anno 1715 betrug die Seelenzahl in :
Sluenau | 3332 | Hainspa | 2291 |
Georgswalde | 1393 | Lobendau | 1997 |
Rumburg | 3472 | Nixdorf | 2072 |
Warnsdorf | 1051 | Zeidler | 1146 |
Georgenthal | 2010 | Sirgiswalde | 203 |
Kreibi | 3569 |
Die Herrſaft Hainspa war na dem Tode von Johann Georg Joaim Slavata († 1691, 1689 ?) an deſſen Toter Marie Agnes, Gräfin Slavata von Chlum und Koſenburg am 18. Dezember 1696 von ihrer Mutter Maria Margaretha, Eliſabeth († 1703) für 220.000 fl. übertragen worden. Genannte ehelite 1692 Graf Franz Wilhelm Salm Reiferſeidt k. k. Oberſtallmeiſter und bis heute blieb dieſe Adelsfamilie Beſierin der Hainspaer Herrſaft. Der Fläeninhalt auf dieſer Herrſaft incluſive aller Ortſaften betrug anno 1820 18.138 Jo, 713 □ K. oder 1 ⅘ □ Meil. mit Wegen, Straſſen und Flüſſen; das Dominium ſelbſt hatte 5557 Jo 1321 □ K.; na neueſter Vermeſſung beſit es 4768 niederöſterr. Jo ohne Straſſen, Wegen und Wäſſern.
Unter Philipp Siegmund von Dittriſtein, dem Beſier der Sluenauer Herrſaft, wurden die Ortstheile Philippsdorf (1681), Neugeorgswalde (1681), Neuehrenberg (1716), Neuroſenhein (1716), Neufugau (1716) und Königshain (1716) erbaut. Derſelbe ſtarb am 3. Juli 1716 und no vor ihm verſieden ſeine beiden Kinder zweiter Ehe als: Maria Anna geb. 1681 † 1704; 1. Gattin des Joh. Wenzel Gallas. Emanuel Joſef geb. 1690 † 1703.
Seine Toter Maria Erneſtine, geb. 24. März 1674 aus erſter Ehe, war ſeine Erbin und erhielt die Herrſaft Sluenau. Kurz vorher hatte ſi dieſelbe mit ihrem verwittweten Swager Johann Wenzel Grafen von Gallas, Vizekönig von Neapel vermählt. Leterer ſtarb jedo ſon na 5 Jahren und Maria Erneſtine, Freifrau von Hollenburg, Finkenſtein und Thalberg, Erbfrau der Herrſaften Sluenau, Großprießen, Obermarkersdorf, Rabenſtein und Janowi verheirathete ſi wiederum als kinderloſe Wittwe am 8. Juni 1721 mit dem Wittwer Alois Thomas Raimund Graf von Harra zu Rohrau geb. 7. Mai 1669, Herr der Herrſaften Stauf, Aſa, Freiſtadt und Prugg an der Leitha in Oeſterrei, dann Erbherr zu Branna, Starkenba, Vlkawa, Stoeſer, Beharna ꝛc., Erbland-Stallmeiſter in Oeſterrei ob und unter der Enns, ſpäter Vizekönig von Neapel und Sicilien, k. k. geheimer Rath, Ritter des goldenen Vließ.
Auf dieſe Weiſe kam die Herrſaft Sluenau wie Janowi in die Harra'ſe Grafenfamilie.