X. Theil.
Sagen
- Die Spinnerin auf Sloſs Sluenau
- Entſtehung des Boenberges
- Die Miaelskire auf dem Boen
- Die Boenwat der Frauen
- Der wilde Mann
- Vom Süenteie
- Vom Pirſken
- Natterkönig
- Die Rieſen vom Jüttelsberg
- Das Holzweiben
- Der Pan Dietri
Die Spinnerin auf Sloſs Sluenau.
Vor Zeiten lebte einmal in dieſem Sloſſe ein gar ſlimmer Herr. Hart und rauh war er gegen Alle, die in ſeiner Umgebung ſein mußten, und das geringſte Verſehen der Dienerſaft ahndete er oft mit den härteſten Strafen. Was Wunder, wenn ihn die Leute nur den böſen Grafen
nennten.
Am meiſten litt aber unter dieſer Härte ſeine fromme, edle Gemahlin, die manes Unret, das den Leuten dur ihren Gemahl zugefügt worden war, dur ihre Mildthtätigkeit zu lindern ſute. Sie war ein Engel der Armen und Kranken. Sie ſpann ſelbſt in einem abgelegenen Gema, im Dakämmeren oben und ſenkte das Garn an Bedürftige. Ihr Gemahl, der Graf, beſaß aber einen unbändigen Stolz, vielmehr Homuth und es war ihm namentli ein Gräul, wenn er erfuhr, daſs die Gräfin geſponnen habe. Er verbot es ihr auf das Strengſte und während ſeiner Anweſenheit durfte die edle Frau nit wagen, es wieder zu thun. Zog jedo der Graf hinaus auf die Jagd oder zu einem Gelage, ſo eilte die Gräfin in das Bodenzimmeren, wo ſie ihr liebes Spinnräden hatte und handhabte fleißig die Spindel. Einmal ritt der Graf fort mit dem Bemerken, er werde mehrere Tage ausbleiben. Die Gräfin, obwohl ſie ihren Gemahl tro ſeines harten Sinnes aufritig liebte, freute ſi do, daſs ſie nun wieder ihr Räden ſnurren laſſen könne und eilte, von einer treuen Dienerin begleitet, in ihr entlegenes Verſte. Ein frommes Lied klang von ihren Lippen, indeß ſie das Spinnrad drehte.
Plöli erdröhnte ein ſwerer Sritt, die Thür flog auf und der Graf erſien auf der Swelle, ſpralos vor Zorn. Im näſten Augenblie ſtürzte er auf ſeine vor Sre wie gelähmte Gattin, erfaſſte ſie und ſleuderte ſie dur das offene Fenſter hinab in die Tiefe. Ein markerſütternder Srei, von der Dienerin ausgeſtoßen, brate den Wüthenden zu ſi ſelbſt. Er eilte hinab, befahl ſein Pferd zu ſatteln und ſprengte davon. Eine Stunde ſpäter brate man ihn mit zerſmetterter Hirnſale zurü. Das Pferd war geſtürzt und hatte ſeinen Reiter an einen Felſen geſleudert.
Die Stelle aber, wo man die Leie der edlen Gräfin liegen fand, bezeinete man mit einem Steine. Es iſt derſelbe, der an der Weſtſeite des Sloſſes liegt. Alle Jahre wird zum Frohnleinamsfeſte über demſelben ein Altar erritet. Seit jener blutigen That iſt das Bodenzimmer gemieden worden, weil es dort umgeht.
Son manmal wurde aus jener Kammer ein Stöhnen und Jammern vernommen; das iſt der böſe Graf, der keine Ruhe finden kann.
Joh. Holfeld Mitth. des Nordb. Excurſ.-Club
X. Jhg. p. 187. | ⇧
Entſtehung des Boenberges.
Vor uralten Zeiten gieng die Frau des Suhfliers mit einem Korbe zerriſſener Suhe über die Ebene von Hainspa na Sluenau. Da erhob ſi dort, wo die Felder von Kaiſerswalde beginnen, ein gewaltiger Sturm, Slag folgte auf Slag, Bli zute auf Bli und die ſträkſten Bäume zerſplitterten und kniten wie Silf zuſammen. Dur die Luft aber ſnaubte ein feuriger Drae, der auf ſeinem ſuppigen Rüen ein ungeheures Gebirge trug. Da erblite der Drae die arme Frau. Wurm
, ſo ſrie das Ungethüm, wie weit iſt es bis Dresden ?
Mühſam und ſtotternd ſtieß die Frau angſtvoll hervor: I habe einen ganzen Korb voll zerriſſener Suhe, wele von dorther zerriſſen worden ſind !
Wenn das ſo iſt, ſo werf' i den Boen weg !
Das Ungeheuer rief es voller Zorn und ließ den Boen von ſeinem Rüen zur Erde niederſtürzen. Seither hat die Ebene zwiſen Sönau und Sluenau einem Berge Pla gemat, dem Boen !
A. Paudler Mitth. des nordb. Excurſionsclub
IX. Jhg. p. 37. | ⇧
Die Miaelskire auf dem Boen.
Auf dem Boenberge lagert ein mätiger Felsblo, weler den Namen Miaelskire
führt. Hier öffnete ſi einſt zur Zeit der Frohnleinamsfeier eine Felſenthür; eine arme Frau, wele die Oeffnung bemerkt hatte, gieng mit ihrem Kinde hinein, ſete leteres auf den Tiſ und raffte von den reien Säen, wele vor ihren Augen funkelten. Da glaubte ſie plöli die Stimme ihres Mannes zu hören und lief ſleunigſt hinaus. Aber draußen war Niemand zu ſehen, no zu hören. Inzwiſen ſloſs ſi der Stein und ihr Kind iſt no heute darinnen.
A. Paudler Mitth. des nordb. Excurſionsclub
IX. Jhg. p. 37. | ⇧
Die Boenwat der Frauen.
Der Swedenkrieg brate viel Noth über alles Land und Volk und bangen Herzens ſahen die Menſen dem Anmarſe der wilden Horden entgegen.
No war die nördliſte Spie Böhmens von den Kriegsgräueln verſont geblieben, do konnte man tägli die ungebetenen Gäſte und mit ihnen alles Unglü und Elend erwarten, denn ſon wütheten ſie im nahen Saſen und der vom Feuerſein allabendli geröthete Himmel ließ deutli ihr ſrelies Hauſen erkennen.
Alle waffenfähigen Männer waren bereits der Werbetrommel gefolgt, nur die zum Kampfe Unfähigen blieben daheim. Wer ſollte nun die wehrloſen Kinder und Frauen vor dem nahen Feinde ſüen ? Da Männerſu fehlte, beſloſſen die Frauen, ſi ſelbſt zu ſüen, nit mit der Kraft ihres Armes, ſondern dur Liſt. Ganz heimli wurde der Plan entworfen und ausgeführt. Beim dürftigen Seine eines Lämpens wurde von den muthigen Frauen und Mäden in ſtiller, verborgener Kammer gar fleißig die Nadel geführt, denn beim erſten Morgengrauen mußte die Arbeit gethan ſein. Und als ſie vollendet war, da öffnete ſi hier und dort eine Thür und heraus traten bartloſe Krieger im rothen Ro, das Bündel mit Brod und Käſe in der Hand oder auf dem Rüen. Lautlos traten ſie zuſammen, Reihe um Reihe wurde gebildet und bevor no das erſte Frühroth den Oſten ſäumte, zogen ſie hinaus dem Boen zu. Dort angelangt, trugen die ſonderbaren Krieger Reiſig wie Holz zuſammen und erriteten rund um den Boen in gleimäßigen Entfernungen Haufen, aus denen gar bald die hellen Flammen ſlugen und dunkle Rauſäulen in die klare Morgenluft emporſtiegen. Dann ordneten ſie ſi in Reihen und umgiengen den Boen fort und fort, ſo daſs es ausſah, als ob ein unzählbares Heer am Waldesrande ziehe. Rundum ſah man das eigenthümlie Sauſpiel. Die des Geheimniß Kundigen bliten bangen Herzens hinauf zum waldgekrönten Boen, um das Leben der Frauen nebſt Töter zitternd, die Unkundigen aber rangen die Hände, weil Soldaten in der Nähe waren, die, ob Freund, ob Feind, gleie Sreen braten.
Mehrere Tage und Näte hielten die weiblien Krieger ihre ſonderbare Wat; kein Slaf durfte ſi auf ihre Lider ſenken, kein Ermatten ſie von der Pflege der Watfeuer und ihrem Rundmarſe abhalten.
Allein die Natur verlangte au ihre Rete; kraftlos ſank einer um den anderen der Krieger hin auf das Moos des Waldes und die brennenden Augen ſloſſen ſi zum Slafe. Da erloſen au die Feuer; ſtill und dunkel lag der Boen da wie ehedem. Ho ſtand ſon die Sonne am Himmel, als die müden Släferinnen erwaten. Snell ermuntert wollten ſie die Feuer wieder anzünden, da aber kam ein Bote herauf und meldete ihnen, die Sweden ſeien ſeitwärts weggezogen; der Sein der Watfeuer und die in ihren rothen Röen leutenden, den Boen umziehenden Truppen hätten in ihnen den Glauben erwet, es ſeien Feinde hier, die ſie zu fürten hätten. Da jubelten die Frauen und Mäden; ſie zogen wieder heim und wurden freudig begrüßt als die Retter aus ſlimmer Noth.
Fanny Zekel Mitth. des nordböhm. Excurſ.-Cl.
IX. Jhg. p. 269, 270. | ⇧
Der wilde Mann.
In alter Zeit wohnte auf der Burg Tollenſtein ein Ritter aus dem Geſlete der Herren Berka von Dauba, weler einen ſehr bösartigen Knappen, Namens Knaut, in ſeinen Dienſten hatte. Seiner Gemahlin Luitgarde diente ein ſehr ſönes Mäden, Namens Hildegarde als Kammerzofe, auf wele Knaut ſeine freen Begierden geritet hatte. Als aber alle ſeine Anſläge vereitelt und ſeine Anträge zurügewieſen worden waren, ſtahl er der Burgfrau einen koſtbaren Halsſmu und verbarg ihn im Zimmer der Zofe. Hildegarde entgieng dem Gefängnis nur dur einen beſonderen Zufall, irrte Tage lang in den Urwäldern der Gegend umher und wurde endli, müde und hungrig, von einigen Holzfällern aus Sluenau aufgenommen. Daſelbſt wurde ſie bald ſehr beliebt, heiratete einen jungen Mann und lebte mit ihm dur einige Jahre ſehr glüli. Inzwiſen hatte in der Gegend ein Unhold, weler von einige als Wilder, von andern als Unthier, von etlien als Teufel beſreiben und geſildert wurde, ſein Unweſen zu treiben begonnen. Weder jung no alt wurde geſont, Alles wurde, man möte ſagen zwelos hingemordet. An einem einzigen Tage ſoll man auf dem Wege von Bauen bis Neuſtadt und Stolpen die Leien von vier Kindern und drei Erwaſenen aufgefunden haben. Zufällig hatte nun Hildegardens Ehemann eine kleine Reiſe unternommen und bei der Heimkehr war ihm ſein kleines Söhnlein freudig entgegengeſprungen, wa aber vom Wege abgekommen. Erſroen und angſterfüllt verfolgten die Eltern die Spur des Kindes, bis ſie endli zu ihrem Entſeen den berütigten Wilden erbliten, wie er eben ihr Kind an einem Baume erſmettern wollte. In Todesangſt sprangen Vater und Mutter auf den Wilden los und entrangen ihm mühſam das Kind, was ſwerli gelungen ſein würde, wenn nit einige Holzhauer mit geſwungenen Aexten zu Hilfe gekommen wären. Der Wilde entſprang in die Büſe, aber Hildegarde hatte do ihren Todfeind Knaut erkannt, weler bald na dem oben erzählten Surkenſtreie von Tollenſtein hat fliehen müſſen. Von dieſer Zeit an wüthete der Wilde no ärger und grauſamer als zuvor und ſeinem Ueberwinden wurden Preiſe und Belohnungen verheißen. Da traf es ſi wider Vermuthen, daſs Ritter Berka von Dauba bei einer Feſtlikeit in Sluenau anweſend war, als ein Wandersmann ſreensblei verkündete, daſs er im nahen Walde einen Wilden geſehen habe. Unverzügli ſaarten ſi unter des Ritters Führung die Bürger und die Knappen zuſammen und zogen vor die Stadt zum nahen Walde. Bald erbliten ſie ein Weſen von entſeliem Ausſehen, langen Haaren, wildem Barte, halb nat, nur mit rohen Fell bekleidet, die Hnd mit einem Knittel bewaffnet; es war der wilde Mann. Raſ wurde ein Kreis gezogen, eine förmlie Treibjagd veranſtaltet und der wilde Mann allmählig bis na Sluenau hineingehet, wo er in der oberen Dresdnergaſſe mit dem Swerte getödtet wurde.
Groß war die Freude der von ihrer beſtändigen Angſt erlöſten Bürgerſaft; groß war au Hildegarden's Freude, deren Unſuld nun völlig ſiergeſtellt wurde.
Den Sluenauern Bürgern wurde vom Grundherren die Erlaubnis ertheilt, von Zeit zu Zeit zur bleibenden Erinnerung den wilden Mann zu jagen und das geſieht denn au heute no. Gewöhnli in der Faſingszeit ſaart ſi Jung und Alt zuſammen zum Jagen des wilden Mannes. Das ſeltſame Maskenſpiel hat folgenden Verlauf. Die als Ritter, Knappen, Bauern ꝛc. Maskirten verſammeln ſi in einem beſtimmten Locale am Ende der Stadt, kommen dann in pomphaften Zuge zum Markt, wo ſie an der ſüdlien Ee Aufſtellung nehmen. Hier verlieſt nun der Landvogt das Edict und ſtellt den anweſenden Rittern vor, daſs ſie ihr Mögliſtes thun ſollen, die Umgegend von dem hier hauſenden Wilden zu befreien. Während dem kommt ein Handwerksburſe und meldet, daſs er den wilden Mann in der Nähe der Stadt geſehen habe; darauf ſendet der Landvogt einen Theil der Knappen und Masken ab, denſelben auf den Markt zu bringen. Dieſe ziehen ab und der übrige Zug hält einen kurzen Umzug, wobei die Harlekine, wie au während des ganzen Spieles eine Hauptrolle ſpielen. Na kurzer Zeit ſtellt ſi die Calvakade (eine große Zahl Berittener und Reiterinnen) am weſtlien Marktende auf und nun bringen die Abgeſandten den Knet Knaut. Die Masken treiben jet den wilden Mann die Obergaſſe herein, zwei Knappen ſien ſi an, dem Leteren mit einem Seile den Weg zu verſperren und ihn ſodann zum Fallen zu bringen. Nadem sies geſehen, wirft ſi ein Betheiligter mit gezütem Meſſer auf den Wilden, ringt mit ihm und ſtit in eine unter den umgehangenen Lammfelle verborgenen mit Blut angefüllte Blaſe, ſo daſs leteres in gewaltigem Bogen emporſprit, worauf der Geſtoene unter gräſslien Verrenkungen ſtirbt und nun auf einen Slitten gelegt und unter Begleitung der ſämmtlien Masken abgefahren wird, womit das Spiel vorüber iſt.
Mitth. des nordb. Excurſ.-Cl. X. Jhg. p. 60, 61. Illuſt. Welt XXXI. Jhg. No. 28 1883 p. 327 | ⇧
Vom Süenteie.
Nördli von Sluenau liegt in einem anmuthigen Thale das Dorf Roſenhain. An der dorthin führenden Straße ſteht eine kleine Kapelle, deren blaues Sieferda von den mätigen Aeſten einer ſtattlien Linde umrahmt wird. Einige Sritte von der Kapelle entfernt befindet ſi links ein Tei, Süentei genannt, der in früheren Zeiten ſtets angeſpannt war, dann aber troen gelegtund erſt unter dem jeigen Herrſaftsbeſier wieder gefüllt wurde. Darauf beluſtigt ſi jet Alt und Jung dur Slittſuhlaufen, während es früher nur ein Vorret der Stadt- und Sloſsſreiber und etlier Genoſſen war, auf dem genannten Plae dieſes Vergnügens zu pflegen. Da geſah es, daſs einmal zur Faſingszeit eine Maskengeſellſaft aus 12 Perſonen beſtehend, den Tei zu beſuen beſloſs. Snell wurde es au ausgeführt und bald tummelten ſie ſi auf der glatten Fläe, die mit dieſen bunten Geſtalten in Narrenkappen und Larven ein gar ſeltſames Bild bot. Plöli bemerkte einer von ihnen, daſs nit zwölf, ſondern dreizehn ſleifen : er theilte es den andern mit und nun werden au dieſe aufmerkſam. Eim Fremder, groß von Geſatlt mit langem Mantel, ſpiem Kinnbarte und Federhut, fährt wie vom Sturme gejagt über die ſpiegelnde Fläe des Eiſes und ſarfe Riſſe auf derſelben zeigen genau die Bahn die er ſon befahren. Ihn ſärfer ins Auge faſſend, ſehen ſie erſt jet den verrätheriſen Pferdefuß, den der fliegende Mantel eben enthüllt und ſpralos vor Sre ſtehen ſie da, indeſs der Fremde wie toll an ihnen vorüberſauſt; da wird ihnen klar, welen Geſellſafter ihnen ihr frevelndes Thun verſafft hat und faſt zu gleier Zeit reißen alle die Larve vom Geſit und ſlagen ein Kreuz. Im nämlien Augenblie aber erhebt ſi ein fürterlier Sturm, ſo daſs ſie nur mit Mühe ſi ſtehend erhalten, ein donnerähnlies Toben und Kraen erfüllt die Luft, do mitten dur hören ſie ein wahrhaft teufliſes Laen, das ihnen ſreli in den Ohren gellt. Dann wird Alles ſtill; der Fremde aber iſt verſweunden. Zitternd und blei verlaſſen ſie den Ort des Sreens und eilen der Heimat zu.
An ſtürmiſen Tagen und Näten aber will man ſpäter no oft einen langen Mann in dunklem Mantel auf der Eisdee des Süenteies bemerkt und ſein gellendes Laen gehört haben, wenn Vorübergehende ein andätig Kreuz ſlugen. Um dem Höllenfürſten den Ort zu verleiden, erritete man dort, wo jet die Kapelle ſteht, ein einfaes Kreuz aus Holz, das aber wahrſeinli in den Wirren und Drangſalen des Swedenkrieges vernitet wurde.
Fanny Zekel Mitth. des nordb. Excurſ.-Cl.
IX. Jhg. 268, 269. | ⇧
Vom Pirſken.
Vor unendli langer Zeit weideten dort Hirten ihre Herden. Einer derſelben war bei ſeinem Brodgeber beſonders beliebt, denn ſeine Thiere waren die feilſten und hatten do au kein anderes Futter alsdie dort waſenden Kräuter. Selbſt der Hirt konnte ſi den Hergang nit erklären. Da wollte er ſi eines Tages auf der Weide eine Suppe koen. Er fand eine Quelle, die er ſonſt nie geſehen hatte, ſöpfte dort das Waſſer, das er nöthig hatte und als er den Topf ſpäter vom Feuer nahm, war der Inhalt desſelben verſteinert. Es war Salz daraus geworden. Nun ſute er na der Quelle, um no mehr Salz zu gewinnen, er konnte ſie aber nit mehr finden udn ſo iſt ſie verſwunden geblieben bis zum heutigen Tage.
Fanny Zekel Mitth. des nordb. Excurſ.-Cl.
IX. Jhg. 311. | ⇧
Natterkönig.
Ein Jägerburſe geht in den Wald und ſieht den Natterkönig mit vielen andern Nattern. Er legt ein weißes Tülein an den Ort und viel Räuerwerk. Die Nattern ſlafen ein und der Jägerburſe läuft mit dem Natterkrönlein raſ davon. Da fahren jene auf, ihm na und erreien ihn an der Grenze des Wldes. Und als nun der Natterkönig dem Jägerburſen in das Geſit ſpringt, um ihm das Auge auszubohren, ſo nimmt der Burſe ſeinen Hirſfänger und zerhaut den Natterkönig, worauf die Nattern alle umkommen.
In einen Wald, worin man ein Natterkrönel erwarb, darf man 7 Jahre lang nit mehr gehen.
A. Paudler Mitth. des nordb. Excurſ.-Cl.
X. Jhg. p. 192. | ⇧
Die Rieſen vom Jüttelsberg.
Als wildes, rohes Geſlet hauſten hier in der Umgebung Rieſen, ein üpiges, ruloſes Leben führend und als Menſenfreſſer gefürtet. Zum Ergöen hatten dieſelben am Jüttelsbergs eine Kegelbahn eingeritet mit 9 goldenen Kegeln und 6 dergleien Kugeln, ſlemmten wie praßten beim Spiel, fluten erſreend dabei und ſpraen Gott nebſt Menſen Hohn. Eines Tages, am Feſte Allerheiligen trieben ſie bis ſpät in die Nat ihr Unweſen in no erhöhterem Maße. Da öffnete ſi plöli die Mondesſeibe, ein Feuerball fuhr hernider, weler Kugel, Kegeln und Rieſen in die Erde ſlug. No heute liegt unter dieſem Berge der geſmolzende Goldklumpen, ſeines Finders harrend.
Das Holzweiben
gehört zu der Gattung der Bergmännen, Zwerge, Moosweiben, Heimen und hat in Wäldern und Büſen ſein Weſen.Man erblit es oft in der Geſtalt einer kleinen, zuſammengeſrumpften alten Frau mit runzliem Geſit, eine Hoe Holz auf dem Rüen oder Reißholz in der Sürze tragend, auf einem Sto geſtüt einherwandelnd oder an Kreuzwegen ſpinnend oder ſtriend im Buſe ſiend.
Wer es häſsli nennt oder gar verſpottet, den haut es an, wovon Beulen oder Geſwüre werden, oder es hut ihm auf, wovon Lahmheit entſteht. Wer es aber lobt oder gar Geſenke reit, dem vergilt es ſole wiederum, ſenkt ihm Geſpinnſte oder Striwaaren, wele ſi wunderbar vermehren und Glü wie Segen ins Haus bringen.
Der Pan Dietri.
Zu Zeiten des Fauſtrets hatte dieſer wilde, unbändige Raubritter, au Bern Dietri (Bernhard Deitri) oder Sümbri genannt, auf dem Berg Wilthen ſeine Burg und ſete die ganze Gegen bis um Sluenau dur ſein wüſtes Treiben in Furt und Sreen. An Sonn- und Feſttagen oblag er der Jagd, die übrigen Tage benüte er zu Wegelagerung, ſlemmte wie zete mit ſeinen rüden Geſellen und führte ein rohes, zügelloſes Leben. Bei ſeinen Lebzeiten gieng ihm Alles na Wunſ und Willen, allein na dem Tode folgte die Strafe, indem er mit ſeinen Cumpans im Früh- und Spätjahre als ſeußlie Spugeſtalt, bald mit, bald ohne Kopf, unter Begleitung von Hunden, von wilden Thieren unter toſendem Lärm, Heulen, Pfeifen, Pferdegewieher und Peitſenkanll aus ſeiner Burg auszieht, im Kreiſe herumfegt und dur ſein Erſeinen Krieg, Peſt, Mißwas oder andere Unglüsfälle verkündet. Dem Zuge voran, welchen der Tod auf einer Eule reitend beſließt, ſreitet der fromme Bonifacius, der Dietri oft von ſeinem rohen, wüſten Leben vergebli abmahnte.