IV. Theil.
1618–1638.
Otto von Starſädel. – Bauner Zins. – Slat am weißen Berge. – Beginn der Gegenreformation. – Güterconfiscation. – Wolfgang Graf von Mannsfeld als Käufer der Sluenauer Herrſaft. – Salzhandel- und Braugeretigkeitsſtreit mit der Stadt Sluenau. – Spital. – Dorf Fürſtenwalde. – Springmauerprozeſs mit Wilh. Kinsky. – Sluenauer Zoll. – Wolfgang Graf von Mannsfeld's Erwerb der Herrſaft Hainspa. – Durführung der Wiederkatholiſirung. – Emigration. – Gegenreformations-Commiſſionen. – Brand. – Kirenbau. – Kriegswirren.
tto von Starſädel, der neue Grundherr führte als Katholik ſeinen proteſtantiſen Unterthanen gegenüber ein ſtrenges Regiment und die Sluenauer hatten um die Erhaltung ihrer von den früheren Herrſaftsbeſiern erreiten Privilegien arg zu kämpfen. So verſute von Starſädel au den jährlien Bauner Zins für ſi einzuziehen und es ſrieb dieſerwegen der Rath zu Sluenau unterm 23. April 1621 an den Rath zu Bauen:
anno 1513 hat Heinri von Sleini, Obermarſall in Saſen zum Lobe Gottes und ſeiner eigenen Vorfahren, zum Heil der Pfarrkie in Sluenau etlie neue Gottesdienſte angeordnet, ein neues Haus für die Geiſtlien erbauen laſſen, au von ſeinen Gütern eine Summe Geldes jährli bewilligt, au etlie Zinsgelder erkauft und der Stiftung zugeeignet und zu Vorſtehern laut Fundation den hieſigen Rath verordnet. Hierbei iſt der Rath tro Abthuung der päpſtlien Meſſe und Einführung der evangeliſen Religion bisher belaſſen worden. Gegenwärtig aber unterſteht ſi der neuen Erbherr Otto von Starſädel, ein Katholik, die genießlien Zinſen für ſi zu erheben und will den Bürgern au die Privatreligionsübungen in ihren Häuſern verbieten. Allein dieſe Zinſen ſind von dem Rathe als Vorſteher des Stiftes für die Kirengemeinde und nit für die Herrſaft zu erheben wie dieſe früheren Quittungen erweiſen. Der Rath zu Sluenau bittet daher den Rath zu Bauen, den jährlien 45 So meißn. Zins an ihn zu entriten und nit an den Erbherren wie dieſer begehrt.
Auf Befragen der Bauner erklärt der Churfürſt von Sachſen ddto. Weißenſee, am 8/18. Mai 1622 an den Landeshauptmann zu Bauen für billig, daß es bei dem bisherigen Modus zu belaſſen ſei. Der Landeshauptmann möge daher dem Rath zu Bauen beſeiden, daß er die Zinſen demjenigen entriten ſolle, welem ſie die vergangenen Jahre über geliefert worden.
Seit dem Aufſtande zu Prag am 23. Mai 1618 (Fenſterſturz aus der Landſtube am Hradſin), hervorgerufen dur Kaiſer Mathias Verleung der den Böhmen von Rudolf II. bewilligten Majeſtätsbrief und dur Erhebung Friedri's V. von der Pfalz auf den böhmiſen Königsthron gieng dur ganz Böhmen eine gewaltige Bewegung. Kaiſer Mathias ſtarb, Ferdinand II. folgte ihm; do tro ſeiner Krönung mußte er die böhmiſe Krone gegen den Winterkönig Friedri V. und die rebelliſen böhmiſen Stände erſt erkämpfen.
In der entſeidenden, blutigen Slat am weißen Berge vor Prag, am 8. November 1620 ſiegte Ferdinang II. vollſtändig und warf die böhmiſe Revolution gänzli nieder. Strenge wurde geahndet über die Stände, über Herren und Unterthanen, über Bürger und Bauern. Und da der Proteſtatismus als hauptſäliſte Urſae des Aufruhrs betratet wurde, ſo beſloß Ferdinand II. die Wiederkatholiſirung ſeiner Reislande. Fürſt Karl von Litenſtein wurde mit ſeinen Dragonern der Vollstreer des kaiſerlien Willens. Man confiscirte die Güter der rebelliſen Großen und veräußerte den proteſtantiſen Beſi.
Au Otto von Starſädel war in die böhmiſen Unruhen verwielt. Er rief ſeine Unterthanen zum Kampfe na Mähren und Oeſterrei auf und leiſtete willig die Kriegscontribution an die aufrühreriſen Stände; au ſtellte derſelbe 2 Reiter an die meißner Grenze zur Bewaung der Päſſe wider den Churfürſten von Saſen, weler – obwohl Proteſtant – der katholiſen Partei begetreten war. Die Unterſuungscommiſſion ſpra Otto von Starſädel ſeiner ſämmtlien Beſiungen verluſtig. Im Gnadenwege wurde ihm aber nur der 3te Theil ſeines Grundbeſies genommen und zwar: Stadt Sluenauer altes und neues Sloß ſammt Stadt, Vorſtadt mit 146 Unterthanen, 3 Meierhöfen, 8 Dörfer mit 288 angeſeſſene Bewohner, nämli Königswalde mit Meierhof, Georgswalde mit Meierhof, Ehrenberg, Roſenhain, Kunnersdorf, Herrnwalde, Fürſtenwalde, Kaiſerswalde und 13 Mühlen
wie ſie Starſädel 1618 am 15. Jänner von Albret von Sleini für 100,000 So kaufte. Das lagernde Getreide in den Herrſaftsgehöften wurde ihm aber unter'm 16. Mai 1623 verrenet.
Die Sluenauer Herrſaft kam zur Veräußerung. Am 17. Juni 1623 wird dieſelbe an Wolfgang Graf von Mannsfeld Bornſtedt, ſpäterem Feldmarſall und Hofkammer-Präſident geb. 1575 um 106,000 So meißn. als Lohn für ſeine dem Hauſe Oeſterrei geleiſteten Dienſte verkauft.
Wolfgang von Mannsfeld zeinete ſi in ſeiner Jugend bei der Eroberung der Feſtung Gran in Ungarn aus. 1609 gieng er na Frankrei und Spanien als kurſäſiſer Geſandter in der jüli'ſen Angelegenheit und befehligte 1620 die von Kaiſer Ferdinand II. in Sold genommenen kurſäſiſen Truppen in der Lauſi. Im September desſelben Jahres belagerte er Bauen. Na der Eroberung dieſer Stadt am 13. October trat Wolfgang von Mannsfeld in kaiſerlie Dienſte und übernahm den Oberbefehl über die Hilfstruppen für Spanien in Italien, die zuglei der Republik Genua Beiſtand wider den Herzog von Savoyen leiſten ſollten.
Seine Verbindung mit der katholiſen Partei, zu der au der Kurfürſt von Saſen ungeatet ſeines evangeliſen Glaubens übertreten war, beſonders aber ſeine Verhältniſſe zum Hauſe Oeſterrei, beſtimmten den Grafen Wolf 1627 Katholik zu werden. Er erſien 1628 als kaiſ. Bevollmätigter auf dem Prager Landtage. Hiernäſt erhielt er die Statthalterwürde der Stifte Magdeburg und Halberſtadt, wollte nur Katholiken als Bürger in Magdeburg dulden und der Stadt den Namen Marienburg geben, worin jedo der Kaiſer nit willigte. (Walther singular. Magdeb. P. X. p. 317).
Später vertheidigte Graf Wolfgang die Feſtung Raab in Ungarn, wurde kaiſerl. Feldmarſall, Geheimrath und Kammerherr. Er war au eine Zeit lang Rath und Statthalter zu Darmſtadt in Dienſten des Landgrafen Ludwig von Heſſen. (Franken's Hiſt. von Mannsfeld p. 293.)
„„Demna die röm. kaiſ. au zu Hungarn und Böheim königl. Majeſtät allergnädigſt anbefohlen, die Herrſaft Sluenau, ſo weilandt Otto von Starſädel inne gehabt und aus erheblien Urſaen von Ihro Majeſtät als Könige zu Böheime confiscirt worden, Herrn Grafen Wolffen zu Mannsfeld käuflien zu überlaſſen, hat Herr Graf Slavata böhm. Kammerpräſident Herrn Wolffen Brzeſowi vermat und abgeordnet mit gedaten Herrn Grafen zu Mannsfeld den Kauf obzuhandeln und iſt darauf zwiſen beiden Ihro gd. gd. heute untergeſeten dato ſo weit abgerenet und auf Ihro Majeſtät allergnädigſt Ratification verhandelt und geſloſſen worden
1. Herrſaft mit allem Zubehör, Nits ausgeſloſſen um 105,000 So meißn. jedes So böhmiſer Zahlung zu 70 Kreuzer gerenet. Vers
(für's) andere ſollen den Herren Grafen 50,000 Gulden kaiſ. Gnadengeld an der Kaufſumme caſſirt und abgezogen werden. Wegen dem Ueberreſt will ſi der Herr Graf mit Ihre Majeſtät böhm. Kammerer an ganghafter böhmiſer Münze vergleien und Abfindung maen.
Entgegen ſoll im Namen höſtgedater Majeſtät den Herrn Grafen mehrbenannter Herrſaft dur einen kräftigen Kaufbrief na der böhm. Kanzlei notul in die königl. Landtafel einverleibet werden. Item daß das Dörflein Fürſtenwalde ſo zum Gut Sluenau gehört und 1607 von Herrn v. Sleini und namals 1618 von Starſädel mit verkauft und zur Landtafel gebrat wurde, wenn aber der alte Herr Radislaw Chinsky das gemelte Dörflein mit 1200 So von Herrn Pietipesky an ſi gelöſet und etlie Jahr dasſelbe pfandweiſe gehalten, au nomals ſoles dann von Starſädel innere wenig Woen nit abtreten wollte, hat Herr Starſädel an den erſten paaren Kaufgeldern dem von Sleini 4000 So abgezogen und bis zur Gewähr des Dörfleins vorgehalten.
Geſehen Zitta den 17. Juni anno 1623. Zu dieſem Kaufe gratulirt Wolfen von Mannsfeld ſein „Swager und Bruder Wilhelm Slavata ddto. Benſen 18/28. Juli 1623. Ausgerenet wurde der Kaufbrief hierüber am 1. Juli 1623 und sub dato 7. Auguſt gleien Jahres von Ihrer königl. Majeſtät ratificirt.
Das Inventarium, was auf fürſtl. Litenstein'ſen Befehl den 10. April 1623 bei der Herrſaft Sluenauer Forwegen befunden worden
, iſt: Im neuen Forwerg an Getreide, als Winterkorn, Mittelkorn, Afterkorn, Sommerkorn, Gerſte, Hafer, Hanf, Lein 209 So. An Vieh 83 Stü, Safe 401 Stü und Hühner 39 Stü. Auf Gut Königswalde an Getreide 320 So 1 Atel, Vieh 67 Stü, Safe 1384 Stü, Hühner 7 Stü. Auf Gut Georgswalde an Getreide 294 So 3 Viertel, 2 Atel, Vieh 47 Stü, Safe 735 Stü, Hühner 6 Stü. Auf Forwerg Oberehrenberg an Getreide 43 So 3 Viertel 7 Atel, Vieh 16 Stü.
Auf d. Malzhauslieget 12 So 1 Viertel 7 Atel.
Auf der Kiren lieget 38 So ― 2 Atel.
In den 7 Mühlen lieget 3 So 3 Viertel 1 Atel.
Der Kaufpreis der Sluenauer Herrſaft fand Entritung in:
Vermög anno 1623 den 18. Jänner von Fürſt Carl von Litenſtein ergangener Reſolution ſind dem
Herrn Grafen Wolfen von Mannsfeld zu einer königl. Gnad an der Kaufſumme als gehen zu laſſen bewilligt worden | fl. 50,000 ― |
Adiuto di Costa wegen zur Kronlehnfahrt gehaltenen Wahltages | fl. 2000 ― |
Intertiment oder Kriegsbeſtellung an jährlien 1500 | fl. 6000 ― |
den 2. September baar. | fl. 42333 20 |
den 14. November dto. | fl. 16333 20 |
anno 1628 vom Kriegsverdienſt auf kgl.Befehl vom 23. Auguſt 1627 und Hofkriegszahlmeiſterlien Quittung aufgerenet | fl. 4750 ― |
fl. 121,416 40 |
Reſtiret no zu dem vollen Beglei der 105,000 So meißn. oder 122.500 fl. die Summe von fl. 1083.20, die in kürzeſter Friſt zu entriten iſt.
Geſät war dieſe Herrſaft auf | 112225 fl. 34 kr. 2 |
Item | 8992 fl. 10 kr. 4 |
und trug an Zinſengefälle Termin Walpurgis 1623 ein : | |
Sluenau | 175 Gulden. |
Wegen Erlaſſung der Jap. ― Walpurgis | 29 So 50 Pf. |
Vorſtädter Erbzins | 4 So ― Pf. |
Suſter | ― So 32 Pf. |
Sneider | ― So 22 Pf. |
Fleiſer | ― So 16 Pf. |
Büttelzins | ― So 30 Pf. |
Kaiſerswalde | 6 So 8 Pf. |
Roſenhain | 2 So 44 Pf. |
Mahlmühle Roſenhain | 1 So 30 Pf. |
Chriſtof von Girsdorf | 8 So 30 Pf. |
Königswalde | 6 So 24 Pf. |
Ehrenberg | 3 So 20 Pf. |
Ehrenberger Gerit | 8 So ― Pf. |
Georgswalde | 5 So 37 Pf. |
Herrenwalde | ― So 51 Pf. |
Neukunnersdorf | ― So 58 Pf. |
Altkunnersdorf | 1 So 58 Pf. |
Fürſtenwalde | 3 So 29 Pf. |
Bauer und Häusler zur Erhaltung der Wae | 8 So ― Pf. |
Die Summe der gewiſſen und ſtandhaften
Zinſen wie der ſteigenden und fallenden Zinſen
iſt eine bedeutende.
Für Wolfgang Graf von Mannsfeld war der Sluenauer Herrſaftskauf ein ſehr günſtiger. Dienſtag na Cäcilie 1627 bekennt derſelbe, daß er alle Güter die er habe und no kaufen werde
, verlandtafeln laſſen und ſi der Landesordnung in Allem fügen wolle.
Oben erwähnter Chriſtof von Giersdorf hatte Roſenhainer Grund inne und dieſen verkaufte derſelbe an Iſaar Smidt, weler ſein Gut in Roſenhain wiederum am 26. März 1627 für 1147 Reisthaler 5⅓ groſ. an Graf Wolfgang zu Mannsfeld abtrat und hiefür als Zahluug erhielt:
600 Thaler | ſoglei |
100 Thaler | Oſtern 1628 |
100 Thaler | Oſtern 1629 |
100 Thaler | Oſtern 1630 |
100 Thaler | Oſtern 1631 |
147 Thaler | 5⅓ gr. Oſtern 1632 |
Ebenſo erwarb Wolfgang Graf von Mannsfeld 1630 das Stammgut Fuga von Abraham II. von Uetri auf Fuga und Berkau; do hat Graf zu Mannsfeld dieſes freigekaufte Lehen wieder vergeben.
Obiger Abraham II. v. Uetri iſt ein Nakomme des Hans von Uetri auf Swerta. Leterer hatte 3 Söhne Namens Antonius, Hans und Fabian auf Hainspa. Sie wurden von einem Vetter Hans überlebt. Die Kinder von Antonius ſind: Joaim, Abraham und Antonius auf Fuga; die von Hans hießen: Ludwig, Wilhelmm Hans wie Ernſt auf Landegg. Und die von Fabian waren: Antonius, Heinri und Georg auf Loboſi.
Obiger Antonius von Uetri war ſeit 1531 Hauptmann der Herren von Sleini auf Tollenſtein und Sluenau. Von dieſen Sleini hatte er und ſeine Brüder (oder ſon ihr Vater Hans) das zur Herrſaft Sluenau gehörige Dorf Hainspa wie au Fuga zu Lehen erhalten und ſrieb ſi daher zu Hainspa. Son 1518 hatte Antonius auf dieſem ſeinem Dorf Hainspa
Zins an das Domcapitel in Bauen verkauft.
Anno 1541 aber verkaufte von Uetri wieder an ihre Landesherren, die von Sleini; 1584 beſaß er nur no das Gut Fuga und ſein Lehensherr war Ernſt von Sleini. Seine Söhne Abraham I. und Anton von Uetri auf Fuga erbten na dem 1592 verſtorbenen Vetter Hans von Uetri den Beſi Niederſwerta von denen erſterer Fuga, leterer Niederſwerta allein übernahm. Abraham I. Sohn Abraham II. verkaufte 1630 das Gut Fuga an Wolfgang Graf von Mannsfeld und erwarb dafür 1653 Oberſwerta.
Wolfgang Graf von Mannsfeld wird als edler Charakter gerühmt, dem das Wohl ſeiner Unterthanen warm am Herzen lag und deren Wohlſtand er auf jeglie Art zu fördern tratete. Und do kam er mit den Sluenauern wegen des Salzhandels und der Braugeretigkeit in Streit, weler aber in gütlien Wege ausgetragen wurde.
Er war mildthätig im weiteren Sinne; ſelten ſpra ihn Noth und Elend frutlos an. Dem Sluenauer Spital widmete er am Tage St. Jacobi, 25. Juli neuen Kalenders 1624 eine Senkung von 3000 So zur Unterſtüung für 12 arme Leute „wegen Alters-Swaheit und Krankheit.
Nadem der howohlgeborene Herr Herr Wolfgang Graf und Herr von Mannsfeld, Edler Herr zu Heldrungen, Herr auf Sluenau, Ritter, röm. kaiſ. Maj. Kämmerer und beſtellter Obriſter au churfürſtl. ſäſ. Generalleutnant Unſer gnädiger Graf und Herr dem Hoſpital allhier zu Sluenau eine anſehnlie Summe Geldes, nämli 3000 So laut eines unter Ihrer Gnaden Hand und Secret auf Pergament verfertigten Briefs zur Unterhaltung armer Leute legirte dergeſtallt, daß benannte 3000 So dem Hoſpitale jährli mit 180 So auf 2 Termin, als Jacobi und Litmeß, jeder Termin mit 90 So von hogedater Ihro gräfl. Gnaden oder aus derſelben Amte allhier verzinſet und entritet werden ſollen.Zu Hoſpitalsverwaltern waren zu Sluenau außer dem Sloßhauptmann ernannt: Adam Riter und Balthaſar Töppel.
Im Jahre 1627 überwies Wolfgang zu Mannsfeld dem Stadtrathe zu Dresden 300 Thaler, deren jährl. Zinſen an 4 Hoſpitäler oder an arme ſtudierende Jugend
vertheilt werden ſoll.
Genannter verehelite ſi anno 1618 mit Sophia Freiin Senk (Senek) zu Tauttenberg (Tautenburg) und Prießni, wele Ehe der ſäſ. Churfürſt das folgende Jahr beſtätigte.
Seiner Familie zu Liebe, er hatte 2 Töter, Sophia Agnes geb. 14. November 1619 und Chriſtine Eliſabeth, ― Sohn Bruno geb. 1613 ſtarb na empfangener Nothtaufe ― verfaſſte Wolfgang von Mannsfeld, ― nadem er bereits Mittwo, amTage Antony 1624 ddto. Wien von Ferdinand II. erlaubt erhielt, daß er vollkommen Mat habe dieſe Sluenauer Herrſaft na ſeinem Gefallen zu teſtiren und zu verkaufen ― ſon 1626 ddto. Dresden ſein Teſtament mit naſtehendem Inhalte:
1.) Die Herrſaft Sluenau und unbeweglie Güter kommen der älteſten Toter Fräulein Sophia Agnes (Städtlein ſammt Sloß, aller Dörfer und Unterthanen.)
2.) Dafür iſt Agnes ſuldig ihrer Sweſter Chriſtine Eliſabeth alle Jahre 1002 So, == (6%), das So zu 70 Kreuzer gerenet ohne Beſwerniß zu reien oder das Kapital hiefür 16700 So abzuzahlen. Uebrige Saen und Silber zu gleien Theilen.
3.) Die Frau Sophia Gräfin zu Mannsfeld, geborene Freiin Senk zu Tauttenber und Prießni iſt Vormünderin und Nunießerin der Herrſaft. Sollte die Mutter mit Tod abgehen, beſtellte der Teſtator ſeinen älteſten Bruder Bruno und ſeinen jüngſten Bruder Philipp zu Vormündern.
Dur die ſpätere Geburt von männlien Nakommen als Sohn Burkhardt geb. 28. September 1627 geſt. 11. Feber 1628 nebſt Carl Adam geb. 1629 zu Sluenau erfuhr dieſe letwillige Verordnung eine Umänderung wie ſpäter zu erſehen ſein wird.
Auf Fürſtenwalde hatte Wilhelm v. Wini (Kinsky) außer dem erſten Vorſuß no weitere Beträge geliehen, ſo daß hierauf 3294 So pfandretli hafteten. Nadem in Güte Kinsky nit zu bewegen war von dieſem Pfandret abzulaſſen, wandte ſi Wolfgang v. Mannsfeld am 11. Feber 1628 bittli an den König, daß das Dorf Fürſtenwalde ihm gegen Bezahlung des Pfandſillings ausgefolgt werde, was au auf kaiſ. Befehl ddto. Prag am 13. Juni 1628 geſah.
Im folgenden Jahre 1629 kam Graf zu Mannsfeld mit Kinsky von Hainspa wegen einer Springmauer, wodur das Wild abgehalten wurde in Colliſion. Eine Commiſſion, wele Kaiſer Ferdinand II. ddto. Regensburg am 16. Auguſt 1630 anordnete brate na mehreren Berathungen und Beſitigungen Ordnung in dieſe Angelegenheit.
Unter ihm wurde von der kaiſerlien Regirung 1688 verſut, den ſeit 1575 na Budißin
gegebenen Ronneburgiſen und Sluenauiſen Zoll von dem Markgrafenthum weg und an das Königrei Böhmen zu bringen.
Der Churfürſt von Saſen als damaliger Pfandinhaber der Oberlauſi befahl aber, daß dieſe Gefälle na wie vor an die Landeshauptmannſaft einzuſenden ſei.
Wolfgang Graf von Mannsfeld erfreute ſi bei Hofe großer Gunſt und verſah witige Miſſionen. Ferdinand II. bevollmätigte ihn 1630 als Guberner
(Gouvernator) des Erzſtiftes Magdeburg und ſandte denſelben ſpäter als Bevollmatigten in ſeine ungariſen Lande, wo er längere Zeit verblieb.
Na ſeiner Rükunft aus Ungarn erhielt er die, bei Wilhelm Kinsky, als angeblien Mitſuldigen Wallenſteins 1634 confiscirte Herrſaft Hainspa, wele auf 72000 fl. geſät war. Radslaw Kinsky (Wynski) hatte die Hainspaer Herrſaft 1602 von den Brüdern Chriſtof Haugold und ihres Onkels Hans Haugold v. Sleini um 84000 So meißn., das Rumburg-Tollenſteiner Dominium 1607 na Balthaſar Mehl von Streli, um 53000 So erworben.
Anno 1619 vererbte Radslaw Kinsky beide Beſiungen an ſeine Vettern Radslaw d. J. und Ulri Kinsky, von denen dieſe Güter ihr Bruder Wilhelm Kinsky erhielt. No vor dem Hinſeiden des Oheims hatte Radslaw d. J. Hainspa und Kammni an Wilhelm mit der Verpflitung abgetreten, ihm außer den Lebensunterhalt jährli 4000 So meißn. zu verabfolgen. Aehnli wurde zwiſen Ulri und Wilhelm wegen der Güter Rumburg und Zahorſan verhandelt. Ulri ſtarb aber bereits am 20. Jänner 1620 an einer peſtartigen Krankheit.
Wilhelm Kinsky verlor 1634 dur Confiscation beide Herrſaften. Rumburg-Tollenſtein, wele Herrſaft zu 61653 Gulden geſät war, kaufte am 28. März 1638 für 75000 fl. Rh. erbli Freiherr Löbl von Greinburg (Grünburg), na dem ihm ſole am 4. Feber und 20. Juni 1635 für geliehene 61653 fl. verpfändet wurde. Hainspa dagegen kam in den Beſi des Wolfgang von Mannsfeld.
Unter ihm erlebten die Bewohner der Sluenauer und Hainspaer Herrſaft die rüſitslos durgeführte Gegenreformation, den 30jährigen Krieg mit allen ſeinen Sreen und Gräul'n. In und um Sluenau bekannten ſi alle Anſäſſige zum Lutherthum. Kaiſer Ferdinand II. von den Jeſuiten geleitet, hielt es für ſeine Regentenpflit, in ſeinem Reie den Proteſtantismus zu verniten. Nadem 27 Häupter der böhm. Empörung hingeritet und 35 Millionen Eigenthum den Lutheranern confiscirt waren, hob man alle evangeliſen Kiren auf, zwang ihre Prediger das Land zu verlaſſen und ſute dur Gewalt die proteſtatntiſen Gemeindemitglieder zur katholiſen Religion zurüzuführen. Dieſe Procedur wurde dem Jeſuiten- und Kapuzinerorden im Vereine mit den Litenſteindragonern, den ſpotweis genannten Seligmaern
übertragen.
Bereits anno 1623 maten ſi in hieſiger Gegend dieſe Bedrängniſſe fühlbar. Als Ferdinand II. 1626 das Religionsedikt erließ, na welem alle Jene, die nit zur röm. kath. Religion zurükehrten binnen 6 Monaten ihre Habe veräußern und das Land verlaſſen mußten, trat au in unſerer Gegend ein raſer Umſwung aller Verhältniſſe ein.
Proteſtantiſen Beamten bedeutete man bei Androhung des Verluſtes ihrer Stellung von ihrer Irrlehre
abzugehen, den Keern
wurde die Verfaſſung retsgiltiger Teſtamente, ſtaatsgiltige Eheſließung, ſowie das ehrlie Begräbniß verwehrt, die Ausübung des Gewerbes nebſt dem Handel unterſagt und denſelben alle politiſen wie juridiſen Retsanſprüe aberkannt. Strenger Befehl ergieng au an Alle, die beſienden proteſtantiſen Büer zum Verbrennen abzuliefern.
Jene, die treu in ihrem proteſtantiſen Bekenntniß verblieben griffen daher zum Wanderſtabe, um ſi in der nahen ſäſiſen Lauſi wieder anzuſiedeln. Von Sluenau begaben ſi in's Exil: Georg Kaiſer, weler Paſtor in Sönba wurde, Andreas Kaiſer, der das Paſtorat in Taubenheim übernahm, Johann Mildner gieng als Paſtor na Ruppersdorf, Barth. Marſner als Paſtor na Bergau (1631), Miael Riter Leinweber na Hohnſtein, Jacob Riter ebenfalls na Hohnſtein, Mathäus Sulze geb. 1591 in Sluenau, Süler des daſigen Cantorats und Sulmeiſterdienſtes Prediger zu Georgswalde, 1627 dortſelbſt vertrieben, dann 1631 Pfarrer in Croſtau, 1632 in Sluenau, mußte 1632 wieder weien, kam 1635 na Oppa, 1639 na Sohland, wo er 1642 ſtarb.
Von Hainspa: Hans Marſner na Cunnersdorf bei Hohnſtein, Andere na Wehrsdorf. Von Georgswalde: Paſtor Math. Sulze na Croſtau, Paſtor Mi. Buder u. a. Und ſo ſind aus der Sluenauer und Hainspaer Herrſaft Viele, Viele ausgewandert, ohne daß uns deren Namen erhalten blieb. Man nimmt an, daß aus Oeſterreis Landen gegen 30,000 Familien na Saſen, Preußen, Holland, Siebenbürgen und die Sweiz flohen, darunter 185 adelige Geſleter, Gelehrte, Handwerker und Bauern. Namentli nahm die Oberleuſi viele Exulanten auf und kann man no heute auf manen älteren Kirhöfen in der Lauſi Leienſteine finden mit dem Inſriftenbeiſa: jeo im Exilio.
Do tro alle dem erhielt ſi der Proteſtantismus hier an der Grenze am längſten oder taute ſnell wieder auf, wenn dur die Kriegsereigniſſe die Verhälniſſe ſi zum Beſſern zu ändern ſienen. Bis gegen das Ende des 17. Jahrhundertes wurde hiergegends an der vollen Durführung der Gegenreformation labobirt.
Am 13. September 1628 ergieng von Wien aus an den Grafen Kolowrat der Befehl, die katholiſe Reformation auf den Herrſaften Sluenau und Hainspa durzuführen. Dieſer hatte im drakoniſen Katholiſmaen
bereits Proben im Bunzlauer Kreiſe abgelegt und ſo konnte es nit fehlen, daß derſelbe in unſerer Gegend mit gleien Mitteln vorgehen würde. Geiſtlie nebſt Dragoner ſtanden ihm zur Seite und bald kamen Berite über die unternommenen Sritte.
Der Adminiſtrator und Domdeant zu Bauen, Greogor Khaczmann als Mitglied der Reformationscommiſſion gab unter'm 31. Auguſt 1630 einen längeren Berit, dem wir folgendes entnehmen:
Ob nun wohl unſers theils wir an nits verwinden laſſen, hat es do in dem Hanspaiſem Gebiet, wie an andern Orten beſehen, nit ſeinen gewünſten Fortgang haben wöllen, sintemahlen in ſelbiger Herrſaft die Leut, ſo an meißniſen Grenzen gelegen meiſtentheils von den ihrigen entlaufen, elie in's Holz, elie an die urfürſtl. benabarte Stadel und drüften ſi retrahiret,daß alſo in ſeilbiger ganuen großen und volkreien Herrſaft nit mehrer als 180 Perſonen zu unſer allein ſeeligmaenden Religion ſi begeben und williglien accomidiret haben. Es haben ſi aber in dieſem Graf Kunſkiſen Gebiet nur allein die Mannesperſonen zu unſer Religion bequemmet, Weibsperſonen Dienſtknet und Mägdt oder andere Darzue qualifizirte Perſonen ſind uf dieszmahl genczlien nit darzu zu bereden oder zu compelliren geweſen weiln ſelbe ſi aale uf ihr Würth und Herrn die Kinder aber uf ihre Väter berufen, daß ſi alſo wiewohl billien und kein Fleiß darob geſparet worden una vice zu expediren nit hat leiden wöllen. ―― …
Auf der Herrſaft Slugkenau, wele Ihr Gräfl. Gnd. Herrn Graf Wolfen v. Mannsfeldt erbli zuſtendig, hab i mi mit dem Herrn Grafen von Collobrät gleifalls conjugiret, das heilige Reformationswerk vollſtret und zu einem guten Ende befordern helfen. Und ob es wohl erſtlien wie in Khinskiſen als au aldar ſehr ſwer und gefährli hergang, haben ſi denno die Leut uf mein und der andern Herren Commiſarien ſowohl der Frau Gräfin Zuthuung ſi entlien bequemet und bis uf elie wenig Perſonen ſoviel als zur Stelle geweſen von Mann- und Weibsperſonen accommotiret, inmaſſen dann ſi no ihr viel ſo entwien und ausgetretten täglien finden, wele beiten, communiciren und zu unſer Religion tretten, wie i dann allererſt in octava B. M. V. elie catheiziret und communiciret, daß alſo dies Gott wohlgefällige und heilſame Werk nit mit wenig Nuen, Augment der Religion ſondern au zu Propagierung der Ehre Gottes glülien abgangen und vollendet worden.
Die Hainspaer Bauern rebellirten, beſimpften die Reformationscommiſſion, beſtehend aus Jeſuiten nebſt 100 Mann Fußvolk wie 20 Berittenen und flohen. Der Lobendauer Pfarrer ſwebte in Lebensgefahr, indem 6 Proteſtanten in der Natzeit gewaltſam in's Pfarrhaus einbraen und Alles
raubten. In Hilgersdorf, Röhrsdorf, Ober- und Niedereinſiedel heimſten die Bauern mit Beihilfe der Saſen ihr Getreide vom Felde ein und ſafften es geheimer Weiſe na Saſen.
Der neu ernannte Pfarrer Johann Chriſtof Novak von Geyfeld zu Hainspa beritete am 9. Dezember 1630 an den Erzbiſof Ernſt von Harra (1623 ― 1667) in Prag über den Grundherrn Kinsky und ſeiner Seelkinder, daß der von den Vätern ererbte Glaube wolle eben nit ſo auf Commandoruf aus dieſer Gegend verſwinden.
Na Entfernung der Miſſionäre wurden die Leute neuerdings proteſtantiſ, weswegen 1635 abermal eine Commiſſion erſien.
Am 3. Dezember 1635 baten Wolf Graf von Mannsfeld und Hans Chriſtof Löbel Freiherr von Greinburg den König Ferdinand II. ihnen das Reformationswerk auf ihren Gütern Hainspa, Sluenau und Rumburg zu übertragen, da Hoffnung auf Wirkung, aber die von den Commiſſarien geſtellte Friſt von 14 Tagen zu kurz ſei. Ferdinand II. befahl ſeinem böhmiſen Statthalter zur Bekehrung dieſer Unterthanen mildere Mittel zu ergreifen und einen längeren Termin zu geſtatten.
Im Jahre 1636 kamen die Jesuiten Paul Stephanides nebſt P. Paul Koweingl na Rumburg und Georgenthal, wo ſie ein ganzes Jahr verblieben. Rumburg wurde gänzli zum Katholicismus zurügeführt, in Georgenthal aber nur die Männer gewonnen. Als man daſelbſt die Frauen drängte zum katholiſen Glauben überzutreten und bereits der Tag hiezu feſtgeſet war, da verſammelten ſi dieſelben während der abgehaltenen Meſſe, bewaffneten ſi mit Meſſern und ſtürmten auf die Jeſuiten ein, um ſie zu ermorden. Letere flüteten, erhielten aber von den Männern das Verſpreen, daß die Faruen ſi ſon bekehren würden. Es unterwarfen ſi 500 Perſonen P. Koweindl war au in Hainspa und Kamni, wo er an 200 Perſonen bekehrte.
Do die Meiſten bekehrten ſi nur der Form na. Im Herzen blieben ſie Proteſtanten und ſobald die militäriſe oder politiſe Aenderung in Böhmen zu ihren Gunſten eintrat, bekannten ſie ſi wieder offen als Lutheraner. Ganz ebenſo war es in Sluenau ſelbſt. Hatten ſon von 1621 bis 1630 die P. P. Martin Jortunat, Johann Haas von Litenfeld, Bath. Hyronimus Lindner in ihren Reformationsbemühungen verhältnißmäßig wenig leiſten können, ſo war mit der Berufung des Pfarrer Johann Nyſius aus Wartenberg im Jahre 1632 keine glülie Wahl getroffen, da derſelbe von den Wartenbergern des Kirendiebſtahls beſuldigt, jahrelang dieſen Vorwurf abzuwehren ſi bemühte und keines Anſehens ſi erfreute.
Na deſſen Abgang blieb die Sluenauer Pfarre eine Zeit lang unbeſet. Während dem gieng im Brande von 1634 die Kire in Flammen auf und wurde dieſelbe innerhalb 16 Jahren d. i. bis 1650 auf's Neue umgebaut. Im Juli 1646 iſt der Kirenthurm fertig geworden; den Knopf und die Stange dazu gab als Geſenk die Leinweberzunft, wele 44 Mitglieder zählte. Das Einbauen der Kire geſah 1650, was eine Auslage von 1800 fl. erforderte. Der Gottesdienſt fand bis dahin im herrſaftlien Sloſſe ſtatt. Zu Weihnaten 1651 kamen die Kapuzonermiſſionare P. P. Bartholomäus und Romual aus dem Leitmerier Kloſter na Sluenau. Sie begannen ihre Thätigkeit in Nixdorf, begaben ſi na Sönau und Zeidler, wo dieſelben große Bekehrungserfolge erzielten. Anno 1652 finden wir in Sluenau als Pfarrer Carl Höffner Ord. S. Benedicti, weler am 17. April von Böſig aus über den Zuſtand der hieſigen Kire und den Reformationserfolgen na Prag an Kardinal Harra beritete. Darna convertirten 260 Proteſtanten im Jahre 1652 und es gab im nördl. Böhmen no 2000 Lutheraner; 400 ſeien entflohen obwohl etlie hiervon katholiſ geworden waren. Unter P. Höffner wurde die Sluenauer Kire dem Leitmerier Bisthum, weles dur die Bulle des Pabſtes Alexander VII. vom 3. Juli 1655 neu entſtand, zugetheilt.
No immer waren die kaiſerlien Beſtrebungen für hiergegends nit erreit. Au Johann Georg Otto, Herrſaftshauptmann beritete an den Statthalter am 1. Juli 1653 von ſeinen Mühen und Gefahren bei ſeinem Rekatholiſirungswerke. Energiſes Vorgehen kam wiederum zur Anordnung und die Folge davon war ein neuer Exulantenzug na dem nahen Saſen.
Ueber die Art und Weiſe wie man damals und ſpäter vorgieng, giebt ein Bu ausführlie und anſaulie Narit. Darin iſt von der Reformation in Fugau, weler Ort in Unterthänigkeit zu Sluenau ſtand zu leſen:
Die Reformation in Fuge iſt anno 1696 im Herbſte geſehen. Es haben zwar die lutheriſen Einwohner bei kurzer Friſt von 4 Woen ihre Häuſer verkaufen dürfen do hat es ihnen wenig, manen gar nit geholfen; denn es haben es die päpſtlien Käufer ſehr niedergeſlagen und nit um die Hälfte des Werthes verkauft. Dabei haben ſie das baare Geld für die Loslaſſung (von Erbunterthänigkeit) hinweg genommen und do keine Losbriefe ertheilt, au die Unkoſten, ſo den Käufern zugehört, auf die Verkäufer gewälzt. Und obglei bei manen etlie Termine zu heben überblieben und jährli in 2 Terminen, auf jeden entweder 18 Gr. oder 9 Gr. gekommen, haben ſie, ſole zu erhalten 6, 8, 10 und mehrmals darna gehen müſſen. Und da ſie nun einer mit großer Mühe erbettelt gehabt, hat der Riter an jedem Termin 14 kaiſ. Kreuzer Löſegeld weggezogen. Das übrige haben ſie vertrinken müſſen; ſonſt hat man ihnen weiter nit gewillfahrt. Es ſind etliemal die Sluenauer Geiſtlien und Amtleute (dahin die Fuge in Unterthänigkeit gehört) in die Fuge in's Gerit oder in die Senke gekommen und haben dem Volke mit gar guten Worten zugeredet, ſie ſollten katholiſ werden. Weil nun die Mannsperſonen ſi deſſen geweigert, haben ſie die Weiber allein vor ſi gefordert, ihnen Verſpreungen gethan, wo ſie ihre Männer, katholiſ zu werden bereden würden; aber frutlos. Darauf hat man die Männer alle na Sluenau gefordert, in ihre römiſ-katholiſe Kire geführt und die ſönsten Stände eingeräumt, und hat der daſige Geiſtlie eine gelinde und anloende Predigt gehalten. Darauf ſind ſie in's Amt geführt und befragt worden, wie es ihnen gefallen und es wäre ja faſt einerlei, ob ſie lutheriſ oder katholiſ ! Sie ſollten nur fleißig den Roſenkranz beten : ſo würde Gott ſie erleuten. Da au dieſes nit angegangen, iſt ein fremder Geiſtlier gekommen, weler Balzer Falke geheißen. Der hat Paternoſter mitgebrat und ſelbe austheilen wollen, wele die Leute nit angenommen. Es liefen au alle Perfecutiones ohne geſuten Nuen ab, daß au der Amtsſreiber entrüſtet worden, aufgeſtanden und geſagt: der Teufel ſolle ihn holen; er begehre nit dahin, da Lutherus wäre. Zu allerlet iſt der Sluenauer Decanus herausgekommen und hat ihnen hart zugeſet und geſagt: wo ein einziges Wort in der hl. Srift ſtände, das beweiſe, daß die lutheriſe Religion ret wäre, wollte er ſie glei annehmen. So finde er es nit ! Drum wäre beſſer krum und lahm bei ihnen ſein, als geſund bei den Lutheraner wohnen. Und als er darauf ihre 7 Sakramente erklärt, hat er geſagt, die Ehe wäre ein des vornehmſten. Und weil er vorher dem Volke erlaubt, mit ihm zu reden, hat hierauf Georg Sreiber, ein frommer und beſeidener Mann geſagt: Ihre Howürden erlauben, wenn die Ehe ein Sakrament, warum werden Sie denn nit eheli ? Worauf er geantwortet, es wäre gar gut, daß er mit ihm rede. Er würde aber ja wiſſen, daß Niemand zur Ehe gezwungen würde; daher thäten ſie es aus freiem Willen. Worauf dieſer geſagt: da thäten ſie ja große Sünde, daß ſie das heilige Sakrament alle verateten ! Auf wele Worte man ihm das Maul verboten, weil faſt ein Geläter hat werden wollen. Da nun alles vergebli zu ſein ſien, ſind die Amtleute herausgekommen und haben dem Volke angeſagt, entweder katholiſ zu werden, oder binnen vier Woen das Dorf zu räumen, vorwendend (was wohl au wahr geweſen) ihr gnädiger Graf wäre ſehr in Ungnade gefallen und zur Rede geſet worden, weil er no Lutheraner unter ſi dulde. Ob ſie nun au große Mühe angewendet, das Volk auf ihre Seite zu ziehen, haben ſie do dur göttlie Gnade und des ſeligen ſprembergiſen Pfarrers Zaarias Steinel's Fleiß, bei dem die Fuge eingepfarrt war, wenig ausgeritet.
Die Bewohner ſind größtentheils beſtändig geblieben, mußten demna auswandern und zogen na Taubenheim, Sohland, Callenberg, Oppa, Spremberg und Neuſalza.
Beſonders ſlet erging es einem Smidt, weler kurz vorher proteſtantiſ geworden. Man ſpie ihm in's Geſit, drohte ihm, daß er unter die Soldaten geſtet
werde, zwang ihn, ſeine Smiede unentgeldli preiszugeben, was au der lutheriſe Sankwirth mit ſeinem Sankhaus thun mußte. Graf Philipp Dittriſtein verordnete 1688 den Katholiſen
in Fugau, daß ſie im Meßhören, Beiten, Taufen und andern ſi naher Sluenau zu den Herrn Deanten halten ſollen.
Jene, wele den katholiſen Glauben annahmen ſind anno 1697 na Sluenau eingepfarrt worden. Aehnli war die Verfolgung der Evangeliſen in der früher böhmiſen und erſt ſeit 1845 ſäſiſen Ortſaft Sirgiswalde. Na der Slat am weißen Berge wurden ungeheuerlie Maßnahmen ſeitens der Sieger in Anordnung gebrat. Drei Jahrzehnte ſind ausgefüllt von Mord, Brand, Plünderung und clericaler Verfolgung. Der Kampf mit den Ständen fand ſeine Fortſeung. Son 1619 kamen ganz unerwartet gegen 100 Mann böhmiſer Truppen auf den Herrſaften Rumburg, Sluenau, Hainspa an, requirirten verſiedene Lebensmittel und zogen dann wieder davon.
Das Jahr 1624 ſah au Sluenau ein größeres Detaement Wallenſtein'ſer Reiterei, wele na Raub und Plünderung zurü na Rumburg giengen. Große Drangſale kamen über hieſige Gegend in den 1600 und dreißiger Jahren. Als der Churfürſt von Saſen anno 1631 gegen den römiſen Kaiſer Ferdinand II. zog, nahm er in der Nat zum 4. November mit ſeiner Armee den Weg dur Sluenau, bei welem Durmarſ dieſe Stadt viel zu erdulden hatte. Es war dies na der Slat bei Breitenfeld (17. September 1631) am 4. November im Commando von General Arnim. Unter dem Sue der einſtürmenden Saſen kamen viele Exulanten wieder na Sluenau zurü und wollten ihre ehemaligen Güter in Beſi nehmen. Es entſtand dadur in hieſiger Gegend viel Ungema. Mit wüthenden Eifer verfolgten die Proteſtanten die Bewohner und mißhandelten auf's Grauſamſte Diejenigen, wele wiederum zum Katholicismus zurügekehrt waren. Viele flüteten mit Weib und Kind in die Wälder und von da in's Gebirge.
Die Saſen raubten Alles, was wegzuſaffen ging und führten es fort. Vergebens hatte der Grundherr von Hainspa, Rumburg einige Rüſit erwartet. Am 22. Novemer 1631 ſreibt Wilh. Kinsky an Churfürſt Johann Georg:
Euer Churfl. Durl. miet dieſen zur befehligen erfordert mein vnd meiner armen vnderthanen der beeden Herrſaften Rumburgk vnd Hainspa vnunbgänglie notturfft, in welen beeden Herrſaften Eur. Durl. Armee den völligen mar genommen, dardur die vnderthanen aufs Euſerſte ruinirt vnd nits den das bloße leben erhalten vber dieſes nun Eur Churfl. Durl. wohlbeſtellter Obriſter ꝛc. Euſtaius Lößzer meine vnderthanen zue fernerer Contribution, alles ernſtes anhelt.Der Sreiber bittet den Fürſten mit beweglien WortenDieſelben geruhen gnedigſt, für dießmahl begehrte Contribution, weil no tägli immer Durzöge an gedaten ortten beſehen, dabey ihnen, waß no weniges an Roßen vndt andern vieh verhanden vndt vbrig blieben, vollents weggenommen wirdet, aufzueheben vnd gnedgiſt zuverſonen
Eine zweite Plage wurden die damals herumſwärmenden Kroaten und andere kaiſerlie Reiterei, wele zum Heere des Herzogs Wallenſtein gehörte und Böhmen von den Saſen zu ſäubern hatten. Am 25. Juni 1632 fielen 60 ſäſiſe Musketire in Einſiedel ein und führten der Herrſaft 50 Stü Rindvieh nebſt 750 Stü Safe über Sebni na Sandau fort.
Im Winter gleien Jahres, am 2. Dezember Nats kamen von B.-Kamni 500 kaiſ. Kroaten na Sluenau. Dieſelben fielen am folgenden Morgen in Sohland ein, plünderten das Dorf aus und nahmen 2 Edelleute mit, von denen der eine Haugold von Merad hieß. Zehn Kroaten requirirten im Oberdorfe Hainspa und in Sönau nit nur alles vorfindlie Vieh, ſondern erſoſſen au 5 Bauern.
Im Jänner 1633 ſandte der zu Kamni ſtationierende kaiſ. Oberſt Petrus v. Loſſii na Sebni, Hilgersdorf, Steinigtwolmsdorf und Ringelhayn ſeine Kroaten, wele unter den härteſten Drohungen Geld, Rinder und Hafer forderten. Bei einer neuen Requiſitionstour am 25. Jänner kam dieſe Soldateska au na Lobendau, wo ſie den Hafer von den Böden raubten und dann zurü na Sönlinde zogen.
Verhängnisvoll ward der 4. März Ehrenberg, an welem Tage es vollſtändig ausgeplündert wurde. Nixcorf wäre es kaum beſſer ergangen, wenn nit der Ort ſofort 1600 Thaler Brandſaung abgeführt hätte.
Zu Sluenau nahmen die Kaiſerlien im Juni gleien Jahres Standquartier, wurden daſelbſt am 13. Juli von dem ſäſiſen Oberſt Kalkſtein überfallen und ihnen 150 Stü Vieh abgenommen. Daranf zogen die kaiſerlien Truppen na Zittau. Beim Rüzuge des Churfürſten mit ſeiner Armee aus Sleſien im Herbſt 1633 verfolgte denſelben öſterr. Militär bis Sluenau und Steinigtwolmsdorf, worauf dann leteres na B. Kamni zurümarſirte. Sebni iſt neuerdings von öſterr. Truppen, am 4. November gebrandſat worden; dieſelben hatten in Sluenau und um Hainspa Lager bezogen. Es waren 2000 Mann unter Anführung eines Herren von Trzka, wele den Weg über Wölmsdorf nahmen.
Der große Friedländer ſelbſt war auf ſeinem Zuge von Bauen über Kittli am 12. November in Sluenau angekommen und hielt daſelbſt kurze Raſt. Hier empfieng Wallenſtein von Saſen, mit welem Lande er gern einen Separatfrieden zu Stande gebrat hätte, die Ablehnung der Friedensunterhandlungen. Tro dieſer Täuſung hoffte er, daß, was die Verhandlungen nit vermot, das dur's Swert zu erreien ſei.
Sofort ſrieb Wallenſtein von Sluenau aus unter'm 13. November 1633 an Mathias Gallas na Leitmeri:
„Was vns des Herog Franz Albrets zu Saſen Ld. wegen der Fridenstractaten auf iüngſten verlaß beantwortten thut, ſoles geben wir dem Herrn ob der copeylien einlage mit mehreren zuerſehen.
Wie wir nun von Heren gern ſehen, das ſi das werk auf dieſe weyſe zerſlagen, indem wir in der vngezweifelten Hofnung begriffen, das viel gutts darauf folgen werde: Als haben wir es dem Herrn zur naritung nit vnterlaſſen wollen.“
Mit dieſem Sreiben giengen zuglei neue Armeebefehle an Gallas ab. Wallenſtein zog von Sluenau na Leitmeri, paſſirte dabei am 14. Kreibi, 18. Enzowan, wo ihm mißlie Narit wurden, iſt am 19. bereits in Leitmeri, gieng von da ſoglei gegen die Armee des Herzog von Weimar und traf ſon am 30. November bei Furth in Niederbayern ein.
Nunmehr war des Herzog Wallenſtein guter Stern im Sinken. Als er am 21. Feber das kaiſ. Patent erhielt, das ihn öffentli ſeiner Würden und Aemter entſete, beauftragte er no am gleien Tage den Landeshauptmann Malowe zu Gitſin, alles vorräthige Gold eiligſt na Rumburg und Hainspa und von dort na Anweiſung des Kinsky'ſen Beamten weiter zu ſaffen:
Demna wir alle die Ducaten, ſowohl vnſeres geprägs, alß wele ſonſt bey vnſer Cammer zue Gitſin vorhanden ahn einen gewißen orth geliefert wißen wollen:.
Als beuehlen Wir Eu, alle, ſouviel dern vorhanden, alßbaldt no entphaſſung dieſes zu Eu zunehmen vndt nebens zeigern dieſes Ewren wegh auf Reienberg, von dannen auf Rumburg vndt Hanßpa fortzuſtellen vndt ſole gelder des Herrn Grafen Kinki alda beſteltem Haubtmann oder ahn wehn ihn Zeiger ſonſt ahnweiſen wirdt, verſiegelter zuzuſtellen. Inmaßen ihr dieſem ohnfehlbar nazukommen wißet
Datum Pilſen, den 21 February anno 1634A. H. z. M.
In Rumburg lagen 1634 kaiſ. churf. Völker, wele der Stadt bedeutende Sulden verurſaten. Da die gnädige Herrſaft
ohne alle Mittel war und bezahlt werden mußte, hat der Rath ein Stü Wieſe neben Chriſtof Tieen gelegen für 22 Reisthaler baar geld
verkauft.
Fort und fort marſirten kaiſerlie wie Feindes Soldaten ab und zu. Sluenau, wo von beiden Seiten Quartier bezogen wurde, hatte no jahrelang dieſe Kriegsgeißel zu ertragen.
Anfang März des Jahres 1637 kamen unter Feldmarſall Johann Bauer, Sweden über Sluenau na Rumburg, wele Stadt ſie gänzli ausplünderten. Desſelben Jahres, vom 17. April bis 12. Mai brannten durmarſirende Truppen in Sluenau 25 Häuſer nieder.
Vom Sonntage Quaſimodogeniti bis Sonntag Cantate 1637, alſo dur 3 Woen dauerte die hafeldiſe Plünderung in den Herrſaften, Rumburg, Sluenau und Hainspa. Es waren Truppen, wele dem Churfürſten von Saſen, der ſi bereits anno 1635 mit Kaiſer Ferdinand II. gegen die Sweden verband, zu Hilfe zogen. Alles auffindbare Vieh, Getreide nebſt ſonſtigen Habſeligkeiten wurden geraubt, ſolungslos gemordet wie geſändet und Gehöfte niedergebrannt. Weit ſlimmer als die Sweden hauſten dieſe wilden Horden und ſogen genannte Herrſaften total aus.
Im Jahre 1638 legte der Swedengeneral Wictenberg eine Militärabtheilung unter dem Obriſten Harrant mit etlien 60 Pferden
auf die Herrſaft Rumburg in's Winterquartier, wo dieſelbe au am 4. Dezember ankam. Anno 1639 hielten die Sweden unter Oberſt Wrangel Zittau wie Löbau, unter Oberſt Sulmann Görli, unter Oberſtleutnant Wanke Bauen beſet, von wo dieſelben Einfälle na Böhmen unternahmen und plünderten. Ein ſoles Siſal ereilte am 13. Juni au Nixdorf, Sönau und Wölmsdorf. Sluenau wurde von denſelben 1640 beſet. Oberſt Wrangel ließ 1642 im ganzen Niederlande requiriren und Geldcontributionen eintreiben. Nadem von ihm die Feſt Tollenſtein in Grund geſoſſen wurde, zog er mit einem Theil ſeiner Truppen über Rumburg na Sluenau, der Torſtenſohn'ſen Armee na.
Ein Hauptmann Slange gieng Anfangs Oktober mit ſeiner Compagnie über Ehrenberg na Herrnwalde gegen Zeidler zu, wurde jedo vom kaiſ. General Mattlohe, weler am Fuße des Wolfsberges im Walde verborgen ſtand überfallen und verlor 150 Mann als Gefangene.
Das folgende Jahr ſind wiederum von den Sweden unter Oberſt Reiwald, der na Leipa zog, Plünderungen zu verzeinen. Als die kaiſ. Armee 1644 den Rüzug na Böhmen nahm, wurde dieſelbe ſtark von den Sweden verfolgt, wele im Lande fürterli hauſten.
Und 1645 war abermals ein ſwediſer General mit 8000 Mann dur 3 Tage und 3 Näte in Sluenau. Alles Getreide, weles no in den Seuern geborgen lag, wurde aufgezehrt und 8 Seuern nebſt 2 Häusern niedergebrannt. Um die Stadt vor Einäſerung zu bewahren, mußte eine große Baarzahlung geleiſtet werden.
Der königl. Majeſtät und Groß Sweden beſtallter Reiszeugmeiſter und General über die Artolerie, au Obriſter zu Roß und FußCarl Guſtav Wrangel ordnete im Hauptquartier Brüx den 9. Jänner 1646 allen Städten, Fleen, Dörfern und Herrſaften die volle Verpflegung und Bequartierung ſeinerArmadaan.
Dieſe kriegeriſen Bedrängniſſe dauerten ununterbroen fort und die Bewohner der hieſigen Gegend verarmten gänzli; au der Gutsherrſaft ergieng es nit beſſer.