Nachrichten aus der Vergangenheit von Ebersbach – 1888

Dritter Theil.


Die Bewohner und ihre Thätigkeit.


A. Die Landwirthſaft.

Die älteſte, wenn au am wenigſten bedeutungsvolle Beſäftigung der Bewohner Ebersbas iſt die Landwirthſaft, do lag dieſe ſelbſt bis zu Anfang dieſes Jahrhunderts no ſehr im Argen. Große Fläen Landes lagen wüſte, als Hutung, Viehtreiben, Lehde oder Lahde, wele heute in frutbares Aerland umgewandelt ſind. Die Wieſenfläen waren größtentheils ſumpfig und mit Geſtrüpp bewaſen. Wieſen und Aeer gaben geringen Ertrag, ſo daß verſiedene Bauern nit einmal ihren eigenen Brodbedarf deen, au nur geringen Viehbeſtand halten konnten.

Kneel (Spark)

Roggen, Hafer, Gerſte und Kartoffeln waren früher, wie au jet no, die hauptſäliſten Erzeugniſſe des Landbaues. Alte handſriftlie Notizen erwähnen der Kartoffel als Feldfrut hier zuerſt im Jahre 1758. Do muß deren Anbau ſofort ret fleißig betrieben worden ſein, denn na einer Zählung im Jahre 1772 wurden ſon damals 2536 Seffel hier eingeerntet. Bis in die Mitte dieſes Jahrhunderts ward au der Leinbau und die Flasgarnſpinnerei bei jedem Bauer gepflegt. Jet iſt dieſe Feldfrut faſt gänzli verſwunden, dagegen wird dem Weizen mehr Land eingeräumt. Als Futterpflanzen ſtehen der rothe und weiße Klee obenan. Vereinzelt werden au no geſät: die Futterwie, der Kneel (Spark, Spergula arvensis L.), die gelbe Lupine, der Pferdezahn (Mais), der Buweizen u. A. m. Als witige Erzeugniſſe des Landbaues ſind au no zu nennen: die Runkelrübe, verſiedene Kohlarten, als rothes und weißes Kopfkraut, Strunkkraut, Kohlrüben und die Stoppelrüben.

Na den in neuerer Zeit vorgenommenen Viehzählungen waren hier vorhanden

1867150 Pferde, 574 Rinder, 252 Safe, 640 Ziegen, 137 Sweine, 45 Bienenſtöe;
1883130 Pferde, 562 Rinder, 28 Safe, 584 Ziegen, 92 Sweine, 27 Bienenſtöe;
1879wurden 585 Stü Rindvieh gezählt, und zwar 293 Stü im Oberdorfe, 212 Stü im Niederdorfe und 80 Stü auf der Haine, Hempel und im Spreedorf.

B. Die Induſtrie.

a. Die Weberei.

Die Hauptbeſäftigung der Bewohner iſt die Weberei. Dieſelbe wurde früher nur in den Städten, beſonders in Zittau, von zünftigen Meiſtern betrieben, wele nit dulden wollten, daß auf den Dörfern Stühle geſet wurden, wobei ſie ſi auf ihre Privilegien ſtüten. In Folge des Pönfalles 1547 erlitten dieſe Geretſame der Sesſtädte jedo große Einbuße, ſo daß au die Weber, wele ſi nun na und na auf den Dörfern niederließen, nit mehr ſo bedrängt wurden. Es breitete ſi nunmehr die Leinenweberei immer mehr und mehr aus; aber no 1627, vom 25. ― 27. Februar, kam es vor, daß die Zittauer Zunftmeiſter, begleitet von Rathskneten, auf den Dörfern umhergingen, den Dorfwebern die Stühle zerſlugen und das Garn wegnahmen. Bald darauf, 1638, erlaubte jedo der Zittauer Rath den Bewohnern, auf den zur Stadt gehörigen Dörfern das Weben, aber nur gegen Entritung eines Stuhlgeldes von jährli einem Thaler. Die Zittauer Meiſter konnten damals den großen Beſtellungen, wele Nürnberger Handelshäuſer maten, nit genügen. Ueber dieſen Stuhlzins wurde bald Unzufriedenheit laut. Die Ortſaften Eibau, Ebersba und Friedersdorf verweigerten 1646 dieſe Abgabe. Die höhere Behörde ſüte jedo die Stadt wegen dieſer Beſteuerung. Dieſer Stuhlzins erhöhte ſi im Jahre 1729 ſogar auf zwei Thaler. Seifhennersdorf, das 1766 um Verminderung des Stuhlgeldes naſute, wurde abgewieſen; erſt, als bei einer verdienſtloſen Zeit 1830 dieſes Dorf wiederholt um Erleiterung dieſes Stuhlzinſes einkam, erfolgte eine Ermäßigung deſſelben. Seit 1833 wurden nur no 4 g. Groſen Sreibgebühr erhoben, wele endli in der Revolutionszeit 1848 in Wegfall kam.

Na dem Swedenkriege 1706 kam die Leineweberei in der Oberlauſi mehr empor. Von England aus wurde dur Hamburger Kaufleute angefragt, ob man in Zittau auch weißgarnige Leinwand ſi zu liefern getraue, bisher waren nur grobe, rohgarnige Saen gewebt worden. Dieſer Umſtand wurde die Veranlaſſung, daß an einigen Orten Garnbleien angelegt wurden, au in Ebersba gab es ſon 1720 auf dem Kretſamgute und im Oberdorfe auf Freund's (Fründs) Garten, jet Cat.-Nr. 232, ſole Bleien. Mehrere Leinwandhändler kamen damals zur Wohlhabenheit.

Zu jener Zeit und au ſon früher mag es au guten Verdienſt für die Weber gegeben haben, ſon im Jahre 1655 maten ſi Verordnungen der Lauſier Landſtände gegen die „Prat und Hoffahrt“ nöthig, als: gegen die Federn auf den Hüten, die Suh mit Abſäen und Pfundſohlen, das Tragen von Degen und langem Haar, die Bänder um die Häupter, die Korallen um die Hälſe.

1655, den 3. Mai, iſt ein Befehl aus Zittau na Ebersba an die Geriten, zur Haftnehmung und Beziehung der beſtimmten Geldſtrafe von 32 Perſonen ergangen, wele gegen eine Verordnung der Lauſier Landſtände, wider das beſtehende Geſe, langes Haupthaar trugen.*) Dieſe weigerten ſi, die Strafe zu leiden und bewogen die Eibauiſen und Seifhennersdorfer, ſi mit ihnen vereint aufzulehnen. Au gingen 2 Perſonen aus Ebersba deswegen ans Oberamt. Hier aber wurde der Befehl des Zittauer Raths beſtätigt und es erging hierauf, den 22. Mai, von demſelben ein zweiter Befehl an die Ebersbaer Geriten, na welem von jenen Perſonen in dem Gerite die be­ſtimmte Geldſtrafe eingenommen und na Zittau gebrat wurde.

Au 1702 und 1712 ließ die Obrigkeit an Bußtagen ein Luxusmandat von den Kanzeln verleſen, in welem den Factoren zu Oderwi, Eibau, Ebersba und Großſönau der Gebrau von ſilbernen Beern, Uhren, goldenen Ketten, Spien, koſtbarer Kleidung, Piſtolen und der Gebrau von Reitpferden verboten wurde. Do ſenkte man dieſem Mandate wenig Beatung.

Die Jahre 1720, 1772, 1811, 1830, 1847 und 1853 gelten dagegen in Folge von Theuerung und Arbeitsloſigkeit als Nothjahre für die Weberei.

Im Jahre 1729 wurden in Ebersba 360 Stühle gezählt. Bedeutend war die Ausfuhr von Leinenwaaren aus der Lauſi im Jahre 1777, beſonders dur die Dürninger'ſe Handlung in Herrnhut. Geliefert wurden in dieſem erwähnten Jahre von dem Zittauer Gebiete 84 000 Stü. Hiervon kamen auf Ebersba 6745 Stü zum Preiſe von durſnittli 16 ¾ Thaler per Stü. In den darauf folgenden Jahren 1778 und 1779 unternahmen au hieſige Fabrikanten, darunter Chriian Freude, Chriian Conrad Gerathewohl und Gottfried Bitterli, Reiſen na Hamburg, Amſterdam, London und Trieſt, um die Verſendung ihrer Waaren ins Ausland zu ermöglien, ihre Bemühungen waren au von Erfolg gekrönt bis zur napoleoniſen Länderſperre, wodur der Handel ins Ausland ganz aufhörte.

Bis zu Anfang dieſes Jahrhunderts war die Weberei ausſließli auf reinleinene Artikel beſränkt geweſen. Es hatte ſi dafür au ſon früher die Aufſtellung von Hilfsmaſinen nöthig gemat, ſo ſtellte genannter Fabrikant Gerathewohl ſon 1780 mit landesherrlier Genehmigung eine große Holzmangel auf; ſpäter legten ſi au no die Firma Nicolai& Co. und Fabrikant Chriſt. Friedri Wünſe auf der Haine ſole Mangeln zu. Denn au in der erſten Hälfte dieſes Jahrhunderts gab es no viel Leinwandweberei hier. Dieſes bewog au Bleier Karl Got, daß er in den Jahren 1836/37 auf den Floßwieſen eine Bleie mit Walke anlegte, zu weler ſpäter au eine Appretur mit Dampfbetrieb trat. (Derſelbe brate 1858 den erſten Dampfkeſſel na Ebersba.) Außer dur verſiedene kleinere Unternehmer wurde damals dur Fabrikant Karl Fried­ri Augu Iſrael, in Firma Nicolai & Co., viel Leinenwaaren zum Verſandt gebrat.

1852 wurde au no ein Verſu gemat, des Flasſpinnen, weles zeither nur an den Winterabenden in den Bauerſtuben betrieben wurde, in größere Aufnahme zu bringen dadur, daß man eine Spinnſule im Glönerhauſe auf dem Kirhofe gründete. Ein Verein, bei welem ſi die damaligen Geiſtlien, Lehrer und Gemeindevorſtände betheiligten, erwählte Chriſtian Friedri Paul aus Neu-Ebersba zum Spinnlehrer, weler dafür ausgebildet wurde. Zu Ende des Jahres 1852 ſpannen 62 Kinder, do konnte ſi ein Kind wöentli nur 45 Pf. verdienen. Paul wurde au von der Kreisdirection Bauen nit lange auf dieſem Poſten geduldet, weil man in ihm einen Demokraten von 1848 erblite. Da au die Handſpinnerei ſi gegenüber der mehr und mehr in Aufnahme kommenden Maſinenſpinnerei nit behaupten konnte, wurde dieſe Söpfung ſon 1854 in eine Beſäftigungsanſtalt für Arbeitsloſe umgewandelt, worin nun das Treiben von baumwollenen Garnen zur Geltung kam.

Seit Anfang dieſes Jahrhunderts wurde die Leinwand mehr und mehr dur baumwollene Gewebe verdrängt; ſo waren es in den erſten Jahrzehnten die Kattune, ſpäter Nankings und bunte Köper, mit welen die Weber beſäftigt waren. Größere Geſäfte in Baumwollwaaren wurden in dem Jahre 1840 und weiterhin von den Fabrikanten Joh. Gottfr. Bergmann, Chriian Gottlieb Henke und Carl Gabriel Augu Freude gemat; namentli war es die im Jahre 1847 gegründete Firma Chriian Friedri Henke, wele die bunten baumwollenen Köper in großen Quantitäten na der Türkei, den Donaufürſtenthümern, Kleinaſien, Afrika und Japan lieferte. Der Krimkrieg 1855 gab dieſem Geſäfte gerade einen bedeutenden Aufſwung, ſo daß gegen 3000 Weber hier und aus der Umgegend dabei Arbeit fanden.

Der Fabrikant Hermann Gruner beſäftigte in den folgenden Jahren ebenfalls eine größere Zahl von Webern mit dieſen Saen.

1867, wo etwa 2000 Stühle im Ganzen für die verſiedenen Unternehmer dieſen Artikel arbeiteten, war na amtlien Ermittelungen der Verdienſt für einen Weber mit einem Stuhle wöentli 1 ¾ ― 3 Thaler.

Seit Einführung der bunten baumwollenen Gewebe in unſerem Orte mate ſi au die Bunt- und Blaufärberei nöthig, wele ſon ſeit den erſten Jahrzehnten von einzelnen kleinen Unternehmern betrieben wurde, und zwar als Lohnfärberei für die Fabrikanten. Später wurde dieſes eine Zeit lang ein lohnender Erwerbszweig für mehrere Familien.

Dur eine Anzahl kleinerer Fabrikanten wurden in den 60 er Jahren au Hoſenzeuge, baumwollene Bett- und Kleiderzeuge fabriziert, namentli au Creas und Listados, wele dur die Firma C. F.Neumannjun. in Eibau na Weſtindien, beſonders na Cuba verſandt wurden.

Die Anfertigung der bunten baumwollenen Bett- und Kleiderzeuge, ſowie halbleinener Sürzenzeuge nahm ſpäter der Fabrikant Hermann Wünſe, deſſen Firma am 8. December 1868 ins Handelsregiſter eingetragen iſt, in großem Maßſtabe in die Hand.

Die Hausweberei war in jenen Jahren vollauf beſäftigt; es fanden ſogar Tauſende von Webern aus den benabarten böhmiſen Ortſaften in Ebersba und Gersdorf Arbeit.

So hatte das hieſige Zollamt beim Veredlungsverkehr mit Geweben, und zwar zum Ausgange aus Saſen

18675 034 Abfertigungen
18708 419 Abfertigungen
187115 267 Abfertigungen
187216 368 Abfertigungen

nöthig, dazu kamen no

18715424Abfertigungen (Ausgänge aus Saſen) im Spul-Ver-
edelungsverkehr (ſogenannte Garntreiberei).
18728879

Die Zahl der Eingänge mußte natürli ebenſo groß ſein.

Unter einer Abfertigung iſt jedo vielfa ein ganzer Wagen voll geſeerter Ketten und Garnen reſp. Weben zu verſtehen. Die böhmiſen Factore aus der Rumburger und Sluenauer Gegend beförderten faſt tägli ſole größere Partien über die Grenze und zurü.

In den Jahren 1878 ― 1880 wurden gegen 32 000 ― 40 000 Weber jährli auf dem hieſigen Zollamte expediert.

Unter Veredlungsverkehr iſt hier zu verſtehen, daß Garne und geſeerte Ketten na Böhmen gegeben wurden, wo dieſelben gewebt oder aufgeſpult und als fertige Waare wieder zollfrei eingeführt werden durften.

1873 wurde dur Hermann Wünſe die erſte größere Dampfmaſine und die erſten meaniſen Stühle hier in Gang gebrat. Im nafolgenden Jahre kamen in einem dazu erbauten Fabrikgebäude am ſogenannten Kirſtege, unweit der Hainſenke, eine größere Anzahl meaniſer Stühle in Thätigkeit und ſomit wurde der Anſtoß zu einer gänzlien Umgeſtaltung des Webereibetriebes in unſerm Orte gegeben.

Dur Aufhebung des Veredlungsverkehres im Jahre 1881 wurde ein weiterer Ausbau dieſes Fabriketabliſſements bedingt. Au wurde in jenen Jahren dur Carl Guav Dreßler eine meaniſe Weberei erbaut, wie au ſpäter no die Firma Freude & Wünſe mit Aufſtellung meaniſer Stühle vorging.

Die jungen Leute wandten ſi nun der Fabrikarbeit immer mehr zu, weil ſi dieſelbe als lohnender erwies; dadur mußte freili die Hausinduſtrie zurü gehen.

In dem Jahre 1873 gab es in Ebersba no gegen 1700 Handwebſtühle, im März 1880 fanden ſi no in 568 Häuſern 883 Webſtühle, an welen gewebt wurde, vor, während im Jahre 1887 nur no 501 Handwebſtühle gezählt wurden.

An dieſen 1880 gefundenen 883 Webſtühlen wurden folgende Waaren gewebt:

auf82Stühlenſogenannte Seen,
auf158Stühlenweiße (meiſt baumwollne) Leinwand,
auf76StühlenDamaſtgewebe,
auf246Stühlentürkiſe bunte Köper,
auf112StühlenHoſenzeuge,
auf185StühlenDrell und Bettzeuge,
auf24Stühlenfeine Kleiderzeuge.

Selbſtſtändige Weber gab es damals 770, unſelbſtſtändige (Geſellen) 113. Der durſnittlie Woenverdienſt für einen Handweber wurde auf 4 Mk. 37 Pf. per Stuhl ermittelt, 1887 wird 5 Mk. als der ritige Durſnittsverdien für einen Hausweber angenommen. Der Durſnittsverdienſt für einen Arbeiter am meaniſen Stuhle berenete ſi zur ſelbigen Zeit auf 135 — 155 Pf. tägli.

Im Jahre 1882 waren etwa 1200 Fabrikarbeiter hier vorhanden.

Bei einer Zählung am 1. Mai 1886 fanden ſi in den ſämmtlien Ebersbaer Fabriken 1667 Fabrikarbeiter vor, 987 männlie und 680 weiblie.

1887, den 1. Mai, dagegen 1804 Fabrikarbeiter, und zwar:

über 21Jahre alt,696männlie und507weiblie,
von 16 ― 21Jahre alt,148männlie und168weiblie,
von 14 ― 16Jahre alt,100männlie und98weiblie,
von 12 ― 14Jahre alt,38männlie und49weiblie.

1888, den 1. Mai, wurden 1848 Fabrikarbeiter gezählt, darunter 1005 männlie und 843 weiblie, und zwar:

über 21Jahre alt,673männlie und524weiblie,
von 16 ― 21Jahre alt,208männlie und195weiblie,
von 14 ― 16Jahre alt,91männlie und97weiblie,
von 12 ― 14Jahre alt,33männlie und27weiblie.

In dieſen Zahlen ſind gegen 600 Perſonen aus Georgswalde und anderen benabarten böhmiſen Ortſaften enthalten, wele in den hieſigen Fabriken arbeiten.

Die Beſäftigung in den Fabriken gehört faſt nur der Textilbrane, Weberei, Färberei, Appretur an, blos die Anzahl Perſonen, wele in der vor etwa 12 Jahren dur Johann Förer jun. aus Rumburg hier gegründeten Knopffabrik arbeiten, maen hiervon eine Ausnahme.

1876 betrug die Anzahl der Dampfmaſinen-Pferdekräfte hier 107.

1888 ſind 13 Dampfmaſinen mit zuſammen 428 Pferdekräften bei der Induſtrie hier thätig, worunter nur ein kleiner Dampfmotor anderen Zween als der Weberei dient.

Die Zahl der gegenwärtig im Betriebe befindlien meaniſen Stühle iſt 854.

1885 kaufte der Fabrikbeſier Hermann Wünſe die Dreßler'ſe Fabrik, au ging 1888 die Got'ſe Bleie und Appretur in ſeinen Beſi über, woſelbſt au ſofort ein großes Fabrikgebäude für Färbereizwee erbaut ward. Zu dieſem ſeinem umfangreien Fabrikweſen gehört au no eine große meaniſe Weberei in Sirgiswalde, ſowie die Beſäftigung zahlreier Handweber in verſiedenen Ortſaften. Das Fabrikweſen des Hermann Wünſe ging Ende April 1889 dur Kauf an eine Actiengeſellſaft über.

In und dur dieſe Fabriken kam das Gaslit ſeit dem 30. Auguſt 1877 und das electriſe Lit (Glühlit) ſeit März 1884 in unſerm Orte zur Anwendung. Au eine in vielen Induſtrie-Bezirken vorkommende Erſeinung, der „Streik,“ fand ſi hier ein. Am 4. ― 6. Mai 1886 vollzog ſi ein Streik der Fabrikweber, weler ſi au auf die Nabarorte ausweitete, aber einen friedlien Verlauf nahm.

Die Haupterzeugniſſe der hieſigen Webinduſtrie ſind gegenwärtig: bunte baumwollene Flanelle, gemuſterte baumwollene Bettzeuge, ſowie bunte baumwollene, halbwollene und halbleinene Kleider­ſtoffe, wele im In- und Auslande, au auf überſeeiſen Pläen ihre Abnehmer haben. Halbleinene Sürzenzeuge wurden ſeither au von der Firma C. F.Belger, jeiger Inhaber Hermann Belger, fabriziert. Außer den bereits genannten Firmen arbeiten no einige kleinere Fabrikanten baumwollene Waaren für Deutſland und für den Orient.


b. Verſiedene Gewerbe.

No viel weniger, als das Weben, wollte die Stadt Zittau das Betreiben von Handwerken und Handelsgeſäften auf ihren Dörfern geſtatten; ſie ſtüte ſi dabei au auf alte, den Sesſtädten eingeräumte Vorrete. Nur niedrige, unbedeutende handwerksmäßige Beſäftigungen wurden zugelaſſen. Das Ret zum Mahlen, Baen und Slaten, ſpäter au zum Branntweinbrennen und zum Salzverkaufe, war gewöhnli dem Lehnsgute, bei uns dem Lehnskretſam, zuertheilt. Konnte ſi do 1679 der Rath zu Zittau nit entſließen, der Gemeinde den auf dem Ehedingstage neben des Riters Bäer und Fleiſer no gewünſten Gemeinde-Fleiſer und -Bäer zu bewilligen.     (Vergl. Seite 36.)

Die 4 Waſſermühlen waren im Beſie des Rathes zu Zittau. Eine Tafel an der Niedermühle trägt no folgende Inſrift:

„Dieſes E. E. E. Raths der Stadt Zittau gehörige und den 14. Juni 1677 abgebrannte Mühle iſt dur die damaligen Verwalter, als : Herrn David Jentſ, Licent und Bürgermeister, au Chriſtian Böttiger des Raths.   ―   von Grund aus wieder neu aufgebaut worden.“

Ende des vorigen Jahrhunderts verkaufte die Stadt Zittau dieſe Mühlen, und zwar : 1792 die Buſmühle an Gottlob Freude für 860 Thaler und einen jährlien Waſſerzins von 40 Thalern nebſt­ 6 Seffel gutes Landkorn zur Litmeß (die ſeither in Nuung gehabten beiden Teie wurden den Käufern gegen eine jährlie Erbpat von 14 Thalern überlaſſen), 1796 die Obermühle an Johann Chriſtian Zumpe für 500 Thaler und 40 Thaler jährlien Waſſerzins; 1797 die Niedermühle an Chriſtian Friedri Wagner für 500 Thaler und 81 Thaler jährlien Waſſerzins; 1801 die Mittelmühle für 500 Thaler und 80 Thaler jährlien Waſſerzins an Johann Chriſtoph Winkler.

Die erſte Windmühle wurde 1803 von Bitterli in der Nähe des Slößens erbaut, und zwar mit Genehmigung des Stadtraths und gegen Zahlung eines jährlien Mahlzinſes an denſelben. Dieſe Mühle iſt ſeit einigen Jahren wieder abgebroen und der Pla mit einem Fabrikgebäude bebaut worden. Die Windmühle auf der Anhöhe bei Ober-Spreedorf iſt 1842 erbaut worden. Zulet entſtand diejenige am Hainberge (1871). Gegenwärtig giebt es fünf Windmühlen hier.

Die Smiede war anfängli Eigenthum der Gemeinde; ſie wurde jedo 1644 an Berthold Got für 60 Thaler verkauft. 1707 verkauften die Hinterlaſſenen des damaligen Gemeinde­ſmieds Georg Tſuppe dieſelbe Smiede an Miael Heydig für 500 Thaler mit der Geretigkeit (Vorret), daß keine andere Smiede in der Gemeinde ohne des Gemeindeſmieds Willen erbaut werden dürfe.

Die bis dahin zur „Obern-Senke“ gehörige „Slöſſelſmiede“ kaufte 1785 Karl Friedri Raue für 50 Thaler von ſeinem Vater, dem Lehnsriter Johann Raue, weler dieſelbe erbaut hat. 1826 gab es hier ſon vier Smieden.

In Beſi einer Brauerei konnte unſer Ort erſt 1881 gelangen. Die Brauerei war ebenfalls ein Vorret der Sesſtadt Zittau. Selbſt zur Zeit der Sleinie und ihrer Herrſaft mußte in unſern Dörfern das Bier in Zittau gekauft werden. Son 1530 zogen gegen 400 Zittauer Bürger aus und zerſlugen au in Eibau, weles damals dem Herrn von Sleini gehörte, dem daſigen Riter ein Faß Laubaner Bier. Ebersba hielt ſon 1796 und au wieder 1802 um Erritung eines Landbrauhauſes an, jedo vergebens.   ―   Eibau erhielt 1810 ein ſoles.

Die Branntweinbrennerei wurde ſon früher im Kretſam, zu Anfang dieſes Jahrhunderts au auf der Haine betrieben, wovon no eine Reſtauration den Namen die „Brennerei“ trägt. Die Branntweinbereitung, wie die Fabrikation von Frutſäften und Frutwein hat in neuerer Zeit die Firma  O.Röthig & Co.  in die Hand genommen.

Einzelne Handwerker und Kaufleute ließen ſi zwar na und na au auf den Dörfern nieder, do ſuten die Städte ſoles na Möglikeit zu beſränken. Später gaben die Städte gegen eine Conceſſion, d. h. gegen eine Abgabe in die Stadtkaſſe, die Erlaubniß zur Betreibung ſoler Geſäfte auf den Dörfern. Ein Geſu ſoler conceſſionierter Handwerker aus Ebersba und Eibau, Geſellen und Lehrlinge halten zu dürfen, wurde jedo 1821 no vom Oberamte abgewieſen. Die ſtädtiſen Zunftmeiſter ſuten eben ihre Geretſame mögliſt feſtzuhalten. Erſt gegen die Mitte dieſes Jahrhunderts und dur die neuere Gewerbegeſegebung gewann das Handwerk au hier mehr und mehr freien Boden.

Unter den Handwerken finden wir in früheren Zeiten folgende hier vertreten: die Bauhandwerker, Zimmerleute, Steinarbeiter, Dadeer, Tiſler, ferner Bäer, Fleiſer, Sneider, Suhmaer, Stellmaer, Goldſmiede, Färber und Druer, Sloſſer, Bötter, Maler.

Erſt in neuerer Zeit ſind hinzugekommen: Klempner, Bubinder, Seiler, Kürſner, Sattler und Riemer, Dresler, Strumpfwirker, Bürſtenmaer, Korbmaer, Photographen, Hutmaer, Conditor, Barbiere, Bildhauer, Gärtner, Cigarrenmaer u. a. m.

Dieſe Handwerke wurden in neuerer Zeit bisweilen zu größeren Unternehmungen erweitert. So geſtaltete der Sloſſer Carl Rößner ſeine Werkſtatt zu einer Sprienbauanalt mit Dampfbetrieb und brate 1859 die erſte Dampfmaſine in unſern Ort.   ―   Die Bubinderei von Bernh. Clemens erweiterte ſi zu einer Liniieranalt und Geſäftsbüer-Fabrik.   ―   Seit vorigem Jahre finden wir auf der Haine au einen neuen Windmotor erbaut für das Holzwaaren-Geſäft von Wauriſ.

Wenn es in früheren Zeiten ſwer hielt, eine Conceſſion zu einem kaufmänniſen Verkaufsgeſäfte auf dem Dorfe zu erlangen, ſo haben wir in der Jetzeit keinen Mangel an Verkaufsläden, wo wir die verſiedenſten Handelsartikel in großer Auswahl finden, ſo daß unſer Ort in dieſer Beziehung nunmehr mit maner namhaften Stadt wetteifert.


c. Druereien und Erzeugniſſe der Preſſe.

Von den größeren Preßerzeugniſſen, wele Ebersba verfaßt und herausgegeben, wenn au nit hier gedrut wurden, iſt als das älteſte bekannte Sriftſtü wohl die mehrgedate „Chronik von Ebersba“ von Gottlob Paul, 1826, zu nennen.

[vergleiche Webkopie G. Paul]

In den Jahren 1847 ― 1849 gab dann der Fabrikant C. G.Aug.Freude Sriften über „die oberlauſier Induſtrie“ und 1848 und 1849 auEbersbaer Blätter“ heraus. Dieſen Sriften ließ er von 1869 ― 1873 eine Zeitſrift „Das Friedensblatt,“ au ein Sriften über die Arbeiterbewegung folgen. Sein Bu, „Der Weg zu einem glülien Ehe- und Familienleben“ erſien 1876. Au eine Geditſammlung, „Stimmen der Andat“, iſt 1855 von ihm verausgabt worden.

Ums Jahr 1855 wurde hier eine Steindruerei erritet, deren Inhaber, Wilhelm Dreßler, im Jahre 1859 ein großes Bild von Ebersba mit Randbildern, wele einzelne Gebäude darſtellen, herausgab.

Seit dem Jahre 1860 ſind au Monatſriften unterhaltender Art (Erzählungen c.) mit colorierten Bildern von Chr. Frd. Dreßler und ſpäter au von Wilh. Görner herausgegeben und dur Colporteure im weiten Umkreiſe verbreitet worden.

1867 erritete C. F. W. Holzhaus die erſte Budruerei hier und gründete zuglei das 2 Mal wöentli erſeinende „Ebersbaer Woenblatt“, weles ſeit 1868 zuglei Amtsblatt für den hieſigen Geritsamtsbezirk wurde, gegenwärtig au unter die Amtsblätter der Königlien Amtshauptmannſaft zu Löbau gehört. 1868 ging das Unternehmen ſon an den gegenwärtigen Budruereibeſier und Redacteur Emil Müller über.

Die zweite Budruerei legte ſi 1883 der Geſäftsbüerfabrikant Bernh. Clemens zu. Ein zweites Woenblatt die „Südlauſier Preſſe“, weles derſelbe 1883 herausgab, vermote ſi indeſſen nit lange zu erhalten.

Dur A.Walter beſit unſer Ort ſeit einigen Jahren au wieder eine Lithographie und Steindruerei.


C. Vereine.

Das Vereinsweſen iſt erſt ein Kind der Neuzeit; eine alte Geſite giebt es dafür nit.

Am früheſten ſind wohl die Jugendgeſellſaften entſtanden. Dieſelben fanden ſi in Roenſtuben (Spinnſtuben) zu Tanzmuſiken (Bierabenden, leter Slag), Brautſau und Litengängen zuſammen, wobei es nit ſelten zu ernſthaften Raufhändeln gekommen iſt.

Aus dem Ende des vorigen und der erſten Jahrzehnten dieſes Jahrhunderts werden ſole Ge­ſellſaften genannt unter folgenden Namen: „Die Großen“, „Die kleinen und großen Tiſler“, „Die oberen Sindler“, „Die nieder Noa'ſen“ (au Niedrigen genannt), „Die Oberen“, au „Hain Noa'ſen“ u. a. m.

Dur die Verheirathung trat Jeder aus der Geſellſaft aus; damit war überhaupt für die mei­ſten Ortsbewohner das Vereinsleben vorüber.

Ausnahme hiervon mate nur die Süengeſellſaft. Dieſe dürfte als die erſte uns bekannte, aus verheiratheten Männern beſtehende Geſellſaft zu bezeinen ſein. Im Jahre 1767 thaten ſi eine Zahl Männer zuſammen, um zum Kirweihfeſte ein Sießvergnügen beim Kret­ſam abzuhalten, wozu au der Stadtrath zu Zittau als Grundherrſaft die Erlaubniß ertheilte. Dieſes Kirmesſießen wurde nun von der neugebildeten Geſellſaft regelmäßig von Jahr zu Jahr abgehalten. Für die erſte Zeit mußten einfae Sieß- und Sankbuden genügen, denn erſt im Jahre 1823 wurde von der Süengeſellſaft und dem Kretſambeſier gemeinſaftli das erſte Sießhaus erbaut, weles etwa 20 Jahre ſpäter einen Anbau erhielt, wodur es um etwa die Hälfte verlängert wurde. Na einem am 18. September 1829 erriteten Vertrage bleibt das Sießhaus für alle Zeit Privateigenthum des Kretſambeſiers. Dieſer hat es in gutem Stande zu erhalten, nöthigenfalls Neubaue vorzunehmen. 1842 erhielt die Süengeſellſaft von Sr. Majeſtät dem König Friedri Auguſt zur Uniformierung das Privilegium. Dadur wurde nit nur die Geſellſaft an Mitgliedern zahlreier, ſondern au das Sießen ſelbſt verſönert und belebter geſtaltet. Zu den einzelnen Eßwaaren-Verkäufern geſellten ſi immer mehr und mehr, au fanden ſi zu der einfaen Bretterſankbude bald andere Zelte hinzu. Bis es in den leten Jahrzehnten zu einem nit unbedeutenden Volksfeſte herangewaſen iſt.   ―   Am Morgen des 18. Juni 1882 gerieth das erſte Sießhaus auf unermittelt gebliebene Weiſe in Brand, wodur dieſer Holzbau bis auf den Grund eingeäſert wurde. Der Seitenbau, die ſogenannte „Hauptwae“, hatte am wenigſten gelitten, mußte aber au beſeitigt werden. Auf der Stelle des erſten iſt nun das zweite, geräumigere und für die Sießzwee praktiſer eingeritete Sießhaus erbaut worden, weles no zum Kirmesſießen 1882 fertiggeſtellt war. Die Uniformierung iſt dem jezeitigen Geſma entſpreend, manerlei Umwandlungen unterworfen geweſen.

Als Hauptleute fungierten ſeit der Uniformierung der Reihe na: Gaſthofbeſier Förer, Gutsbeſier Carl Freude, Fabrikbeſier Guav Dreßler, Budruer Emil Müller und ſeit 1886 Kaufmann Oscar Röthig. Fahnen beſit die Geſellſaft zur Zeit drei, eine weiße, zu Beginn der Uniformierung angeſaffte und zwei grüne, wovon die neueſte von den Frauen der Geſellſaft gekauft, am Kirweihfeſte 1883 eingeweiht wurde.

Es ſind au bewährte Süen aus der Geſellſaft bekannt geworden. So errang ſi Chr. Friedri Bitterli im Jahre 1878 bei dem deutſen Bundesſießen in Düſſeldorf auf der Standſeibe „Hannover“ (175 Meter) den  1. Preis, beſtehend in einer ſilbernen Terrine mit Deel und geſnitem Unterſa von Ebenholz im Werthe von 750 Mk., eine Gabe von den Deutſen in Canton in China. Au im Jahre vorher wurde Genanntem bei einem Jubiläumsſießen in Görli die vom deutſen Kaiſer gewidmete große ſilberne Medaille für ſeine Sießkunſt zuerkannt.

Die ſon erwähnte Noaiſe Geſellſaft (die ſogen. „Niedrigen“) betheiligt ſi ſeit ebenſo früher Zeit an dem Seibenſießen, und zwar auf einem ſeparaten Sießſtande, hält au ihre Feſtaufzüge in ähnlier Weiſe, wie die Süengeſellſaft ab. Au dieſe Geſellſaft iſt im Beſie einer Fahne, und zwar ſon der dritten ſeit ihrem Beſtehen. Die Gründung der Geſellſaft ſoll um die Zeit von 1770 bis 1775 dur 5 Brüder Noa erfolgt ſein.

Als eine weitere Bereierung des Sießfeſtes dürfte au das ſeit 1851 dahin verpflanzte Vogelſießen zu nennen ſein. Die Jugendgeſellſaft, „Große Sänger“ genannt, gründete ſi im Jahre 1839. Dieſelbe ſute neben geſelligen Vergnügen au den Geſang zu pflegen; au hatte ſi dieſelbe zu ihren Kirmesvergnügungen das Vogelſießen erwählt, weles vorher ein paar Kirmesfeſte hindur neben dem Gaſthofe „zur Stadt Leipzig“ abgehalten worden war, ſeit oben bezeinetem Jahre aber verblieb es auf dem Sießplae. Dieſe Geſellſaft legte ſi im Jahre 1888 eine Fahne zu.

Es ſind au no an anderen Pläen Seibenſießen abgehalten worden in den dreißiger Jahren bei der „Obern Senke“ (Sloßſenke), und zwar das erſte mal am 10. September 1832, vom Jahre 1840 an einige Jahre fort bei der Spreebrüe zwiſen Unter-Spreedorf und dem Keſſelrande, an leterem Orte immer zum Pfingſtfeſte. Dieſe Sießſtände ſind jedo nur wenige Jahre benüt worden. Ebenſo iſt au das bei der „Obern Sänke“ alljährli (und zwar in den vierziger Jahren) von der „Seſergeſellſaft“ abgehaltene „Ritterſteen“ alsbald mit der Geſellſaft ſelbſt verſwunden. Es concentrierte ſi eben na und na Alles na dem Sießplae bei der Kire. In den vergangenen Jahren iſt das Vogelſießen au auf der Haine wieder gepflegt worden.

Im Jahre 1838 wurde dur verheirathete Männer ein Verein für Geſelligkeit und Unterhaltung unter dem Namen „Abendverein“ gegründet. Derſelbe führte ſeine Mitglieder, wele ſi meiſt aus den intelligenteren Ortsbewohnern zuſammenſete, allwöentli einmal in einem Locale des Kret­ſams zuſammen.

Ein anderer derartiger Verein, „Erholung“, hatte ſeinen Si längere Zeit ebenfalls im Kret­ſam, ſeine Gründung erfolgte im Jahre 1856. Später entſtanden au no andere, die Geſelligkeit pflegende Vereine.

Die „Reſſource“ 1861, die „Germania“, beide von Bewohnern des Oberdorfes gegründet; ferner au ein Pfeifen-, Kegel-, Sa- und Scatclub und no man anderer Verein geſelliger Natur, wovon ſi einige als kurzlebig erwieſen, andere weniger in die Oeffentlikeit traten, deren Aufzählung man mir deshalb erlaſſen wolle.

Eine größere Zahl der Vereine hat ſi zur Förderung irgend eines politiſen, volksbildenden oder volkswirthſaftlien Zwees gegründet.

Zu Erſteren muß die in den Jahren 1848 ― 50 beſtehende Communalgarde gerenet werden, wele in Alt-Ebersba unter dem Commando des Bleier Carl Got, in Neu-Ebersba unter Führung des Thierarzt Gottlieb Wünſe ſtand. Au ging aus denſelben politiſen Bewegungen im Jahre 1848 ein „Vaterlandsverein“ hervor, ebenfalls von nur kurzer Lebensdauer.

Aus jener Zeit iſt ein am 3. September 1848 am Hainberge abgehaltenes Verbrüderungsfeſt der beiden Communalgarden, zuglei Conſtitionsfeier, zu erwähnen, wobei Paſtor Willkomm die Feſtrede hielt.

Ferner iſt au no eines ſolen Verbrüderungsfees zu gedenken, weles am 9. September 1849 am Hainberge von den Communalgarden der Umgegend abgehalten wurde, wobei 1068 Mann verſammelt waren. Den Tag naher hatten die Süengeſellſaften ihre Verbrüderungsfeier allhier.

Der ebenfalls im Jahre 1848 entſtandene Turnverein bildete, wie au die Süengeſellſaft, damals au eine Section der Communalgarde. Er hatte ſeinen Turnpla und ſeine Verſammlungen im Gaſthof „zur Stadt Leipzig“. Nadem der Verein am 26. Mai 1850 eine von den Ebersbaer Frauen erhaltene reibeſtüte Fahne eingeweiht hatte, mußte er wegen ihm ungünſtigen Strömungen am politiſen Himmel ſeine öffentlie Thätigkeit einſtellen bis zum Jahre 1859, wo er ſi wieder aus ſeiner Verborgenheit hervorwagen konnte.   ―   Zu ſeinen erſten Thätigkeiten gehörte ſeine Theilnahme bei der Pflanzung der beiden Sillereien am 10. November 1859, wovon die eine in der Nähe des Hainſenkteies, die andere bei der Organiſtenwohnung, unweit des Kretſams, ihren Pla erhielt.

Eine Eie pflanzte der Verein au 1871 auf dem damaligen Turnpla beim Kretſam zum Andenken an die Gründung des deutſen Kaiſerreis, au Friedenseie genannt.

1863 verlegte der Verein ſeinen Si na dem Kretſam, nadem daſelbſt ein Stü Garten zu einem Turnpla eingeebnet und mit einem Turngerüſt und Geräthen ausgeſtattet worden war. Deſſen Einweihung erfolgte am 29. Mai 1864 in Gegenwart von 14 Vereinen mit 700 Turnern.

Ein an der Chauſſee gelegenes Nebengebäude wurde zu einem Winterturnplae und na und na zu einer leidlien Turnhalle ausgebaut. Dieſes Gebäude brannte am 3. September 1881 früh morgens weg; dadur ging au dem Vereine der größte Theil ſeiner Geräthſaften verloren.

Die geretteten Saen wurden in das Sießhaus gebrat, gingen jedo bei dem Brande deſſelben am 18. Juni 1882 vollſtändig zu Grunde. Da nun der derzeitige Kretſambeſier dem Vereine au das freie Verfügungsret über den Sommerturnpla nit länger belaſſen wollte, ſah ſi der Verein zu einer abermaligen Auswanderung genöthigt und ging 1882, am 27. Auguſt, wieder na ſeinem urſprünglien Sie in den Gaſthof „zur Stadt Leipzig“ in den dortigen neuerbauten Saal.

1879, den 15. Juni, wurde ein größeres Gauturnfeſt hier abgehalten.

Der Verein hat ſi um das Kinderturnen ſehr verdient gemat, zu deſſen Anregung alljährli Kinderturnfeſte veranſtaltet (das erſte Mal am 28. Auguſt 1869). Ferner ging aus ſeiner Mitte 1863 eine freiwillige Turnerfeuerwehr hervor.

Langjähriger Vorſtand des Vereins war Thierarzt Gottlieb Wünſe, von 1859 ― 1876, ihm folgte der Sparkaſſen-Buhalter Robert Rudolph, bis gegenwärtig in dieſer Stellung.

Als einen Verein, welem patriotiſe Geſinnungen, beſonders die Anhänglikeit an König und Vaterland durwehen, iſt der Militärverein, gegründet im Jahre 1861, zu nennen. Derſelbe hat ſi bei feſtlien Gelegentheiten dur ſeine militäriſ geordneten Aufzüge vielfa vor­theilhaft ausgezeinet; au er ſaart ſi um eine Fahne, wele am 29. October 1871 eingeweiht wurde. Für ſeine Mitglieder hat er eine beſondere Krankenkaſſe erritet.

An ſeiner Spie ſtand bis 1886 der jeige Armenhausvater Heinri Wilhelm Thiele; ſein Nafolger als Vereinsvorſtand iſt jet der Comptoiriſt Guav Sönfelder.

Ein größeres Bezirks-Militärvereinsfeſt fand am 13. Juli 1884 hier ſtatt. In den leten Jahren wird von dieſem Vereine an jedem Pfingſtfeſte ein Seibenſießen auf dem hieſigen Sießſtande veranſtaltet.

Seit 1886 beſteht au ein zweiter Militärverein, „Saxonia“, hier.

Als der älteſte unter den Volksbildungsvereinen mag der im Jahre 1842 dur den Organiſt Seibt gebildete Männer-Geſangverein gelten; er führte den harmoniſen vierſtimmigen Geſang im Orte ein, weler bis daher nur wenig gekannt und nur vereinzelt gepflegt wurde.*) Seibt wußte es trodem mögli zu maen, daß der Verein ſon am 29. October 1843 das „Lied von der Gloe“ im Sießhausſaale aufführen konnte und ſi au ſpäter auf größeren Sängerfeſten rühmliſt hervorzuthun im Stande war. Im Jahre 1864 ſaffte der Verein dur Ausgabe von Antheilsſeinen, wele na und na zur Bezahlung gelangten, einen guten Concertflügel an, weler beim Kretſambrande 1865 zwar in Gefahr gerieth, aber no glüli gerettet werden konnte, wenn au erſt tags darauf dur das Fenſter im 1. Stowerk.

Seine Fahne erhielt der Verein am 14. Juli 1872. Als Dirigenten des Vereins ſind zu nennen: Organiſt Seibt, Lehrer Biſoff und Cantor Deutſer ſeit 1869.

Viele größere Muſik- und Geſangaufführungen ſind der Thätigkeit dieſes Vereins zu verdanken. Au Zuſammenkünfte und Feſtlikeiten mit den Vereinen der Umgebung haben hier ſtattgefunden.

Am 17. und 18. Juli 1887 wurde ſogar das Oberlauſier Bundesgeſangfeſt hier abgehalten, zu welem eine große Feſthalle für die Geſangaufführungen beim Sießhauſe erbaut war. 66 auswärtige Vereine mit über 1500 Sängern nahmen an dem Feſte theil. Der Feſtzug wurde von circa 2000 Perſonen gebildet und enthielt 65 Vereinsfahnen.

Der Geſang wird au ferner no gepflegt dur den Sängerclub, gegründet im Jahre 1863, dur die „Eintrat“ ſeit 1873 und dur den Sängerverein. Außer dem Männergeſange iſt au zeitweiſe der gemiſte Geſang gut gepflegt worden.

Muſiköre gab es ſon ſeit längerer Zeit in hieſiger Gemeinde, wele theils die Kirenfeſte dur Aufführungen ausſen halfen, theils die Tanzmuſiken aufſpielten; oft waren 2 Chöre zu gleier Zeit vorhanden. Organiſt Seibt hat au zur Ausbildung des Kiren-Muſikores weſentli beigetragen. Einen weiteren Fortſritt mate das Muſikweſen dur den von Leutersdorf na hier verzogenen Muſikdirector Gotthelf Miel, dur welen im Jahre 1874 der Muſikverein gegründet wurde. [Korrektur: iſt zu beritigen, daß die Gründung des Muſikvereins dur den damaligen Muſikdirector, jeigen Gemeindeälteſten Karl Gottlieb Suer und dur deſſen Muſiker erfolgte und daß erſt natritt des Erſteren der Muſikdirector Miel die Leitung des Vereins übernahm. ] Na dem 1883 im Mai in Leutersdorf erfolgten Tode Miels wird der Verein in deſſen Sinn und Geiſt von dem Lehrer Herm. Iſrael geleitet. Dieſem Vereine verdankt unſer Ort gar mane gute Muſikaufführung.

Der im Jahre 1879 gegründete Verein für Pflege kirlier Muſik mat ſi mehr die Beſaffung von Geldmitteln zur Aufgabe, damit bei größeren kirlien Muſikaufführungen etwa hier fehlende Kräfte von auswärts herbeigezogen werden können. Zur Erreiung dieſes Zwees gelangten Kirenconcerte dur Organiſt Lehmann zur Aufführung, au ein ſoles dur den Thomaneror aus Leipzig Pfingſten 1885.

Zu denjenigen Volksbildungsvereinen, deren Mitglieder ihre Kenntniß zu bereiern ſtreben, dürfte zunäſt der im Jahre 1861 gegründete Humboldtverein zu renen ſein, weler nit blos in ſeiner Mitte die Naturwiſſenſaft pflegt, ſondern dur öffentlie Thätigkeit, Vorträge, Ausſtellungen, Druſaen c. au auf die Umgebung einzuwirken ſut. Eine reihaltige Vereins­bibliothek und bedeutende Sammlungen von Naturalien aller Art ſind Früte ſeiner Thätigkeit. Die Sammlungen geriethen zwar au bei dem erwähnten Brande des Kretſams 1865 in ernſte Gefahr, konnten aber au no dem Feuer glüli entriſſen werden.

Au ſind einige berühmte Männer dur dieſen Verein in unſern Ort geführt worden. Der Phyſiker William Finn in den Jahren 1866 und 1875, am 15. bis 18. October. Der Phyſiker Guav Amberg, weler am 15. bis 22. December 1872 ſeine pratvollen Experimente zur Anſauung brate. Ein am 17. Juni 1873 in unſerer Nähe gefallenes Meteor zog au den Aſtronom Profeſſor Galle aus Breslau in die Mitte des Vereins. Vorträge hielten au no, und zwar öffentli, im Kretſamſaale der Afrikareiſende Gerhard Rohlfs am 26. November 1874 über die Wüſte Sahara und Marokko, der Nordpolforſer Kapitän Bade von dem Siffe „Hanſa“ am 5. November 1876 über ſeine Reiſeerlebniſſe. Die Vereine „Humboldtverein“, „Gewerbeverein“, „Turnverein“, „Landwirthſaftlier Verein“ und „Geſangverein“ ſuten unter dem Namen „Allgemeiner Bildungsverein“ dur Vorträge zu wirken, wozu u. A. der Forſungsreiſende Robert v. Slagintweit aus Gießen am 3. März 1875, der Suldirector Dr. Julius Lippert aus Budweis am 31. Januar 1875 gewonnnen wurden.

Die Pflege des Obſtbaues, der Su der Singvögel, die Förderung des Gebirgsvereinsweſens, Aufbewahrung vorhandener Alterthümer ſind alles Aufgaben, wele ſi der „Humboldtverein“ geſtellt hat und wele er zu fördern ſute dur eine Obſtausſtellung Anfang October 1881, dur Aufhängen von Vogelniſtkäſten ſeit Frühjahr 1886, und zwar in allen unſern einheimiſen Gebüſen und Wäldern, ferner dur Aufſtellung von Ruhebänken am Sleteberge im Jahre 1886 und dur Betheiligung mit Geldbeiträgen bei dem Baue des Thurmes auf dem Kottmar im Jahre 1881. Eine zur Feier ſeines 25 jährigen Beſtehens herausgegebene Feſtſrift beritet in dem vom Vorſtand Carl Gabriel Müller geſriebenen Theile über Entſtehung und Entwilung des Vereins und in dem von Augu Weiſe verfaßten Theile über die Natur Ebersbas und ſeiner näſten Umgebung, beſonders au über den benabarten böhmiſen Landestheil. Die beiden Verfaſſer dieſer Srift ſind ſeit Gründung des Vereins bis jet mit der Vereinsleitung betraut geweſen.

Größere Zuſammenkünfte naturwiſſenſaftlier Vereine fanden hier ſtatt: am 18. Mai 1873 und am 30. Mai 1886 (21 Vereine).

Ein freireligiöſer Verein entſtand zu derſelben Zeitperiode, wie der vorige Verein, trat aber erſt 1870 zu einem Verein zuſammen. Au er zog weit bekannte Perſönlikeiten herbei, wele hier Vorträge hielten. Darunter ſind zu nennen Prediger Chr. Elßner aus Guben, weler ſeinen 1. Vortrag hier am 22. November 1868 vor circa 1000 Zuhörern hielt, ferner Prediger Uhlig aus Magdeburg, erſtmalig am 27. September 1870 im Kretſamſaale, und Prediger Johannes Czerski aus Sneidemühl am 17. Februar 1871 in der Sloß­ſenke. Genannte Drei waren zu wiederholten Malen als Vortragende hier anweſend.

Der im Jahre 1872 am 13. October, gegründete Gewerbeverein für Ebersba und Umgebung ſut neben der Förderung des Handwerks und Wahrung gewerblier Intereſſen ebenfalls die Kenntniſſe ſeiner Mitglieder dur Vorträge, Vorleſungen und Circulation von Zeitſriften zu bereiern, legte ſi für dieſen Zwe au eine Vereinsbibliothek an.

Zur Belebung des Handwerks und der Gewerbe wurde 1873 eine Weihnatsausſtellung im Kretſamſaale und 1876 ein Weihnatsbazar im Saale der Hainſenke veranſtaltet.

Aus der Mitte dieſes Vereins ging au die Idee zur Gründung eines Spar- und Vorſußvereins für Ebersba und Umgegend (eingetr. Gen.) hervor. Der Gründer und erſte Vorſtand des Gewerbevereins, Advocat Robert Sneider, zeigte ſi in dieſer Ritung beſonders thätig.

Als Gründungstag des Spar- und Vorſußvereins iſt der 12. Januar 1873 zu bezeinen. Die geſäftlie Thätigkeit begann derſelbe erſt am 4. Juni 1873.

Als Nebenzweig wurde für dieſen Verein am 1. März 1874 au eine Erſparungsanſtalt eingeritet, wele jedo im Jahre 1878 wieder aufgelöſt werden mußte, weil ſi dieſelbe nit rentabel zeigte. Als Directoren fungieten beim Spar- und Vorſußverein

Advocat Robert Sneider vom Beginn bis zum Jahre 1876.

Geſäftsmann Aug. Weiſe von 1876 bis 1880.

Fabrikant Ewald Henke von 1880 bis September 1886.

Reſtaurateur Gottl. Faßke vom September 1886.

Ein zweiter volkswirthſaftlier Verein, weler dur Initiative des Gewerbevereins ins Leben gerufen wurde, iſt der Spar- und Conſumverein. Derſelbe entfaltete ſeine Thätigkeit am 1. November 1876 im Oberdorfe. Die erſte Verkaufsſtelle war bis zu Anfang des Jahres 1886 im Hauſe des Suhmaers Auguſt Iſrael.

Die Gewerbe-Innung wurde ebenfalls dur Mitglieder des Gewerbevereins im Jahre 1882 im September gegründet. Dieſelbe ſut das Lehrlingsweſen wieder zu verbeſſern und dur engeren Anſluß aneinander den Stand des Kleingewerbes zu befeſtigen.

Ein Prämiirungsfonds für Lehrlinge und Fortbildungsſüler wurde dur den Verein ſon 1876 gegründet, deſſen Zinſen au zeitweiſe zur Vertheilung gebrat. Dieſer Fonds hatte im Jahre 1887 die Höhe von circa 300 Mark erreit.

Der homöopathiſe Verein, weler ſon einige Jahre früher exiſtierte, iſt ſeit 1882 eingetragene Genoſſenſaft. Die Mitglieder ſuen ſi in Erkrankungsfällen gegenſeitig Hilfe angedeihen zu laſſen. 1879 gehörten denſelben bereits 120 Familien an.

Der im Jahre 1863 gegründete landwirthſaftlie Verein hat au öfters hervorragende Perſönlikeiten auf dem Gebiete der Landwirthſaft als Vortragende in ſeiner Mitte gehabt. I nenne u. A. Profeſſor Dr. Heiden aus Pommri am 16. Juni 1868.

Dur Belehrung ſeiner Mitglieder, Beſitigungen von landwirthſaftlien Verſusſtationen (Pommri), dur Beſaffung von Zutbullen und Sämereien c. iſt dem hieſigen Feldbau dur dieſen Verein gewiß viel genüt worden.

Ein Geflügelzüter-Verein veranſtaltete am 18. Januar 1874 die erſte Geflügelausſtellung im hieſigen Kretſamſaale. Dur einen neugebildeten Geflügelzutverein wurden in der Neuzeit alljährli Ausſtellungen im Saale des Gaſthofs „zur Stadt Leipzig“ veranſtaltet.

Ein Stenographenverein entſtand ſon 1860 hier. Dur denſelben wurde am Himmelfahrtstage 1863 die Wanderverſammlung der Gabelsberger Stenographen-Vereine der Oberlauſi, wobei au das Königlie Stenographen-Inſtitut zu Dresden dur Dr. E. Bierey vertreten war, in unſern Ort berufen. Mit einigen Unterbreungen iſt ein ſoler Verein bis jet hier thätig geweſen.

Das Theaterſpielen wurde ſon in den zwanziger und dreißiger Jahren dur die Jugend, namentli dur die Noaiſe Geſellſaft gepflegt; in der vierziger Jahren war es die „Seſergeſell­ſaft“ und in den fünfziger Jahren die „Großen Sänger“, wele auf dieſem Gebiete thätig waren. Die Aufführungen konnten nur in Privathäuſern, ſpäter im Sießhausſaale ſtattfinden. Nadem der neue Kretſamſaal gebaut war, konnte man au an eine Vervollkommnung des Theaterſpiels denken. Einige Mitglieder des Turnvereins faßten im Jahre 1867 den Entſluß,  ein für den neuen Kret­ſamſaal paſſendes Theater zu erbauen und das Geld dazu dur Antheilſeine aufzubringen, wele ſpäter ausgelooſt und zurügezahlt werden ſollten. Dieſe Gelddarleiher bildeten den Verein „Thalia“.

Eine Anzahl Perſonen, wele das Theaterſpiel pflegten, trat unter dem Namen „Dilettantenverein“ zuſammen. In den Jahren von 1868 bis 1874 wurden von demſelben unter der Leitung des Fabrikanten Hermann Henke größere Volksſtüe aufgeführt.

Na und na wurde es Brau, daß die einzelnen Vereine bei ihren Vergnügungen unter ſi Theaterſtüe aufführten, deshalb erſien es au erwünſt, daß das Theater ſelbſt Eigenthum des Kretſambeſiers ſei. Im Jahre 1882 ging es an dieſen dur Kauf über.

Die Beſier der Hainſenke und des Gaſthofs „zur Stadt Leipzig“ hatten für ihre neuerbauten Säle au ſehr bald Theater angeſafft, wele von den verſiedenen Vereinen fleißig benut wurden und no benut werden.

Diejenigen Vereine, wele der Wohlthätigkeit und Unterüungszween ihre Thätigkeit widmen, ſind:

Der „Zweig-Albert-Verein“, ein Frauenverein, gegründet im Juni 1868, und zwar für Ebersba und Umgegend. Er brate es zu Stande, daß am 1. Mai 1876 eine Krankenpflegerin, „Albertinerin“ oder ſogenannte „Sweſter“, hier ſtationiert wurde.

Am 1. September 1876 beſute Ihre Majeſtät die Königin Carola von Sa­ſen die hieſige Oberin, die Frau Paſtor Venus, ferner die Krankenpflegerin, Swe­ſter Amalie, und einige Kranke im Oberdorfe, verweilte au längere Zeit in der Mitte des im Saale des Kretſam verſammelten Vereins.

Dem Local-Albertvereine ſind für ſeinen Zwe, weler meiſt in Unterſtüung kranker und hilfsbedürftiger Perſonen im hieſigen Orte beſteht, folgende Legate zugefallen:

1500 Markvon Frau Luiſe Bitterli geb. Henke im Niederdorfe, Haus-Nr. 119, im Jahre 1877.
600 Markvon Frau Joh. Auguſte verwittwete Wünſe, geb. Höppner im Oberdorfe, Haus-Nr. 175, im Jahre 1881.
1500 Markvon Frau Joh. Eliſabeth verw. Henke geb. Henke, unweit der Kire, Haus-Nr. 522, im Jahre 1884.

Zu derſelben Zeit, im Juli des Jahres 1868, wurde au ein Kranken­unterüungs-Verein gegründet. Der Verein hatte 1887 no 131 Mitglieder und beſaß ein Vermögen von 3221 Mark. In den ſesziger Jahren beſtand au hier mit einigen Nabarorten zuſammen eine „Grabegeſellſaft“ mit einer Begräbnißkaſſe.*)

1882 bildete ſi eine „Reisfetſule“, wele Geldmittel zur Unterſtüung armer Waiſenkinder im deutſen Reie zu beſaffen bemüht iſt, dur deren Vermittlung au ein hieſiges Waiſenkind in einem Reiswaiſenhauſe Unterkommen gefunden hat.

In demſelben Jahre entſtand au der Ortsfetverein, weler ſi der hilfsbedürftigen Kinder der hieſigen Gemeinde gewidmet. Die Mittel für ihre Zwee ſuen beide Fetvereine dur Mitglieder-Beiträge und dur Veranſtaltungen von Vergnügungen und dem dabei entfallenden Reingewinn zu erhalten.

Letgenannter Verein veranſtaltete unter Leitung des Fabrikanten Herm. Belger 1883 ― 1888 größere Coſtümfeſte und erzielte dabei hübſe Ueberſüſſe, ſo daß ſi im Jahre 1888 ſein Vermögen auf 3739 Mark bezifferte, obglei alljährli anſehnlie Beträge zu Unterſtüungen verausgabt worden ſind.

Am 20. Auguſt 1873 wurde bei Gelegenheit eines hier abgehaltenen Vereinsfeſtes des Löbauer Guſtav-Adolf-Zweigvereins au hier ein Guav-Adolf-Verein (Localverein) gegründet und am 14. und 15. Auguſt 1877 das Jahresfeſt des Dresdener Hauptvereins der Guſtav-Adolf-Stiftung hier abgehalten.

Ferner bleibt na zu erwähnen der „Deutſe Sulverein“, Ortsgruppe Ebersba, weler das Deutſthum in Oeſterrei zu unterſtüen und zu heben beſtrebt iſt. Derſelbe wurde gegründet im Februar 1885.

Ein evangeliſer Jünglings- und Männerverein, mit dem Paſtor Hofmann an der Spie, bildete ſi im Januar 1888 und war au ſo glüli,  ſi in dem­ſelben Jahre no ein eigenes Haus in der Nähe der Kire, auf der Bauſtelle Nr. 474, erbauen zu können.

Dur die Erbauung größerer öffentlier Locale konnten die Vereine, ſowie au die Gaſtwirthe an größere Unternehmungen denken, wie ſole früher nur in den Städten anzutreffen waren. Volksverſammlungen, Maskenbälle (der 1. am 3. Februar 1869), Ausſtellungen, Muſik- und Geſangsaufführungen, theils dur größere Chöre von auswärts, theils dur berühmte Kräfte, Theater, künſtleriſe Darſtellungen, Vorführung fremder Völkerracen u. ſ. w. u. ſ. w. ſind nun keine Seltenheit in unſerm öffentlien Leben mehr.


Einige öffentlie Gebäude.

Von dem Kretſam iſt ſon Seite 41 ― 43 beritet worden, es erübrigt nur no hinzuzufügen, daß derſelbe ſpäter im Beſie des Advocat Hagen und Lehrer Garbe in Zittau war und am 31. Januar 1861 von dem hieſigen Handelsmann Gottlob Heinri Röthig erworben wurde. Dieſer ließ na dem am 28. September 1865 früh erfolgten Brande im näſten Jahre den Kretſam ſöner und größer aufbauen und denſelben mit einem großen Saale ausſtatten; au legte dieſer Beſier den Kuxtei an, verbeſſerte den Kirtei und ließ ſeinen Garten zu einem Turnplae einebnen. 1875 kaufte Mori Stulpe das Kretſamgrundſtü für 85 500 Mk., verkaufte aber ſpäter ſämmtlie hinter den Kuxſträuern gelegenen Aeer und Wieſen an den benabarten Gutsbeſier Hermann Freude für circa 50 000 Mk. Wie an anderen Stellen erwähnt, brannte in dieſem Zeitraume au ein Nebengebäude des Kretſams und das Sießhaus nieder.   ―   Ende des Jahres 1884 ging der Kret­ſam an den jeigen Beſier Auguſt Körnert über, weler eine ſi nothwendig maende Saalvergrößerung vornahm und 1887 eine Turnhalle auf das Stallgebäude erbaute, worin gegenwärtig die Sulkinder Turnunterrit erhalten.

Die Hainſenke, jet Hotel zur „Stadt Zittau“, iſt von Fried­ri Sauermann, Erb- und Lehnsriter hier, erbaut worden. Na deren Brande am 27. März 1770 von Johann Gottfried Rudolf neu aufgebaut worden. 1795 kaufte Carl Chriſtian Iſrael dieſelbe für 150 Thaler,  1804 kam ſie in Beſi des Chriſtian Gottlieb Rudolf, weler damals einen Revers unterſreiben mußte, laut welem er die Sankgeretigkeit nit als auf dem Grundſtü ruhend betraten wolle,  vielmehr der Sank immer nur im Einverſtändniſſe und na Abkommen mit dem Erb­riter zu betreiben und ein jährlies Zapfengeld von 4 Thaler 2 Groſen 9 Pfennige an das Kretſamgut zu entriten ſei. 1875 kaufte Emil Gründer die Hainſenke, wele nun wegen der Nähe des Bahnhofs eine größere Bedeutung gewonnen hatte, baute 1876 einen großen Parterre-Saal an und nahm au ſonſt no Verſönerungen darin vor.

Die Sloßſenke, au Ober-Senke genannt, wurde vom Erb- und Lehnsriter Johann Raue erbaut und unter dem Namen einer Beiſenke 1785 an Chriſt. Gottlieb Raue für 200 Thaler verkauft.

Am 29. September 1856 wurde dieſelbe von Bernhard Höppner's Erben dur die Gemeinden Alt- und Neu-Ebersba für 1650 Thaler erkauft. Son am 16. November deſſelben Jahres gerieth die Senke in Brand. Das Feuer entſtand während der Tanzmuſik dadur, daß der Saalleuter dur die Saaldee hindur das darüber lagernde Heu entzündete. Der damalige Päter, Carl Gottlieb Rößler, erkaufte die Brandſtelle von den Gemeinden am 16. Februar 1857 und baute die Senke in dieſem Jahre wieder auf. Jeiger Beſier iſt Fleiſermeiſter Guſtav Adolph Mießler.

Der Gahof zum „Goldenen Löwen“ iſt 1829 von Karl Auguſt Feuri erbaut worden am dem Kreuzungspunkte der Chauſſeen Ebersba-Eibau und Gersdorf-Löbau. Seiner günſtigen Lage halber war er vor Erbauung der Eiſenbahnen ein ſehr beliebtes Einkehrhaus für die Reiſenden und die Fuhrleute, umſomehr, als der Erbauer und ſein Beſinafolger, Andreas Auguſt Polenk, ſelbſt Spediteure und Fuhrwerkbeſier waren, wele ihre Geſirre na allen großen Handelpläen Deutſlands und Oeſterreis ſandten. Der gegenwärtige Beſier, Emil Wauer, geſtaltete in den Jahren 1885 ― 1887 den Gaſthof zu einem angenehmen Reſtaurant um.

Der Gahof „zur Stadt Leipzig“ war früher ein einfaes Bauergut. Johann Gottfried Förſter, weler daſſelbe 1833 erkaufte, erhielt die Erlaubniß, eine Gaſtwirthſaft daſelbſt einzuriten unter der Bedingung, alljährli ein Zapfengeld von 5 Thalern an den Kret­ſambeſier zu bezahlen. Mitte der vierziger Jahre legte Förſter ſeinen Concertgarten an. Der ſöne geräumige Saal wurde erſt 1882 dur den jeigen Beſier, Robert Swarze, erbaut, weler au in neueſter Zeit no andere Verſönerungen an den Gebäuden, wie au im Garten vorgenommen hat.

Das Dampfbad auf der Haine iſt von dem Thierarzt Johann Gottlieb Wünſe um das Jahr 1860 angelegt und bis zu ſeinem am 13. März 1888 erfolgten Tode bewirthſaftet worden.

Eine Apotheke wurde erſt den 27. Auguſt 1868 dur Ernſt Kupfer eröffnet, und zwar zunäſt in einem in der Nähe der Kire ermietheten Hauſe. In das dazu erbaute Gebäude wurde das Geſäft erſt 1871 verlegt. Das Geſäft iſt gegenwärtig in den Händen des Apothekers Thiele.

Reaurationen ſind in neuerer Zeit zahlrei entſtanden, theilweiſe au wieder aufgegeben worden. Als eine ſole ſei die früher vielbeſute Wirthſaft des Andreas Zieſang am Zollamte mit Concertgarten (jet Knopffabrik) genannt.   ―   Unter den jeigen Reſtaurants dürften die bekannteſten etwa folgende ſein: die Hauptmann'ſe Brauhaus-Reauration, die Reſtauration von Gottlieb Faßke, die Bahnhofreauration, die Wirthſaft Heinri Freude's am Bahnhof mit Garten, die Reſtauration auf dem Hainberge und diejenige vom Mühlenbeſier W. Lampel bei Spreedorf erritete, „zur Felſenmühle“ genannt.


Perſonen-Nariten.

Von den Ortskindern, wele eine beſondere Erwähnung verdienen, werden uns genannt: Joh. Gottfr. Güttler, weler 1696 als Pfarrer in Beiersdorf thätig war, und ſein Sohn Chriſt. Gotthelf Güttler, welen wir 1769 als Pfarrer in Oberwieſa finden. Ferner Gottfried May, weler 1760 als Pfarrer in Diehſa bei Niesky ſtarb. M. Chriian Augu Herzog, Sohn des Pfarrers Herzog, ſtarb 1825 als Director der Stadtſule zu Löbau. Joh. Gottfr. Müller, Profeſſor des Lehnsrets, Obergeritsrath und Beiſier der Juriſten-Facultät zu Leipzig; er wurde am 27. Juni 1832 in Leipzig begraben. Karl Donat, Sohn des hieſigen Sulmeiſters Chriſtian Gottlieb Donat, Pfarrer zu Wendiſoſſig. Chriian Ern Ludwig, Paſtor zu Lüendorf, ſtarb den 1. März 1837 in Zittau. Samuel Röthig lebte bis 1838 als Paſtor zu Wittgendorf. Otto Frieſe, ein Sohn des Paſtor Frieſe, war bei ſeinem Ableben am 8. März 1849 Diaconus zu Hirſfelde. Benjamin Gottlieb Got wurde 1850 als Diaconus in Groß­ſönau und 1862 als Oberpfarrer in Ober-Krieni bei Sneeberg angeſtellt. Karl Heinri Fle wurde Paſtor in Dittelsdorf, wo er 1858 ſtarb.

Carl Bergmann

Karl Bergmann, geboren 1821, ein Sohn des Hausbeſiers Joh. Chriſtoph Bergmann im Oberdorfe, war Muſiker hier, ging zunäſt na Rußland, von wo er ganz mittellos zurükehrte. Er wandte ſi jedo bald wieder na Italien, um dort die Muſik zu pflegen, und ging 1849 na Amerika, wo er eine große Muſikkapelle um ſi verſammelte und dur ſeine Concert-Aufführungen in allen großen Städten Nordamerikas bald zu großer Berühmtheit gelangte und eine in allen großen Zeitungen, ſelbſt in denjenigen Deutſlands, gefeierte Perſönlikeit wurde. Bergmann ſtarb den 10. Auguſt 1876 in New-York, nit gerade in günſtigen Verhältniſſen.*)

Wenn es in früherer Zeit meiſt die Söhne der Pfarrer und der Lehrer waren, wele wieder ſole Stellungen ſi zu erringen ſuten, ſo gab es ſeit der Mitte dieſes Jahrhunderts Söhne aus allen Siten der hieſigen Bevölkerung, wele ſi weitere Ziele ſteten und dur geeignete Ausbildung au erreiten, ſo daß wie zur Zeit ſehr Viele an hervorragender Stellung thätig finden. Es würde zu weit führen, dieſen Allen ausführli hier zu gedenken, giebt es do ſoler Ortskinder allein 32, wele jet als Sullehrer thätig ſind. Einige finden wir unter den Pfarrern, au als Mediziner, an Staats-, Poſt-, Eiſenbahn- und Forſtämtern oder an hervorragenden Pläen der Geſäftswelt, ferner in bedeutungsvollen Stellungen beim Militär, ſelbſt beim Offiziersſtande finden wir zwei der Unſeren vor. Nit gering iſt die Zahl derer, wele ſi jet no auf höheren Sulen und Bildungsanſtalten befinden.

Eine Anzahl Perſonen könnte au genannt werden, wele ihre Heimath verließen, um in anderen Erdtheilen ſi ein neues Heim zu gründen oder ihre Kenntniſſe zu bereiern. Son um die Mitte dieſes Jahrhunderts wanderten einzelne Perſonen und Familien na den Vereinigten Staaten Amerika's, welen au ſpäter no andere folgten, wenn au nit in großer Anzahl. Bei den bequemen Reiſegelegenheiten der Neuzeit kann es nit Wunder nehmen, wenn ſi au mehr Wanderluſtige finden; wir finden gegenwärtig nit blos in Amerika, ſondern au in Rußland, in Oſtindien und Auſtralien unſere Ortskinder wieder.


Von den hier vorkommenden Aerzten, Chirurgen und Geburtshelfern ſind bekannt:

Chirurg Johann Wenzel Henke, na einer Leienſteinaufſrift geboren 1653, geſtorben 1715.

Dr. med. Ern Friedr. Graun beſaß von 1796 an das Haus Nr. 97, ob er au hier practizierte, ließ ſi nit auffinden.

Dr. med. Gottlob Ehrenfried Paul, 1826 hier.

Chirurg und Geburtshelfer C. Samuel Zeidler von 1821 bis 1848 †.

Homöop. und Wundarzt Karl Adolf Tiee von 1830 bis 1849 †.

Dr. med. Raue. Dr. med. Görner (1834). Dr. med. Karl Wilhelm Keßler von 1839 bis 1842. Dr. med. Güttler.

Dr. med. Franz Ferdinand Wilhelm Willkomm, Arzt und Geburtshelfer von 1839 bis 1849.

Gottl. Julius Lademann, med. pract., von 1849 bis 1878 †.

Dr. Thalheim und Dr. Bauer, beide hier verſtorben.

Dr. Rohr, pract. Arzt und Geburtshelfer von 1861 bis 1868.

Dr. Freiherr v. Keller von 1878 bis 1884.

Jet ſind die Herren

Dr. Meißner ſeit 1884 und Dr. Riter ſeit 1888 hier thätig.

 

*) Ein Vorrecht des Adels.

*) Früher hatte ſi au ſon der Muſiker Karl Gottlieb Got von der Haine darum verdient gemat.

*) Den reisgeſelien Beſtimmungen entſpreend ſind jet eine Ortskrankenkaſſe und vier Fabrikkrankenkaſſen für die gwerblien Arbeiter erritet.

*) Paul's Chronik erwähnt au eines Gottfr. Dreßler, Kunſtpfeifer zu Grä in Steiermark, deſſen Vater Tiſler und Hauptmuſiker beim hieſigen Choradjuvanten war.