Fragmente einer Chronik von Ebersbach – 1826

Cap. II.

Gemeindeweſen.

§. 1.

Es ſind hier auſſer dem Riter 12 Geritsperſonen,⁴¹) Gemeindeälteſten ſind zur Zeit 4. Der 4te wurde 1804 fürs Dominiumgewählt; dies war zuerſt Gottlob Got.

A. Riter.

Da ſie in der Regel Beſier des Lehn- und Geritskretſams waren, ſo wird es hier am reten Orte ſeyn, deſſelben bei den Beſiern zuglei mit zu erwähnen. Der erſte aus alten Sriften auf uns gekommene Riter, führte den Namen:

1. Hans Strohba, ſtarb 1544. Unter ihm wurde 1537 der erſte Kauf ins hieſige Söppenbu eingeſrieben. Es verkaufte Antonius Sauds ſeinem Sohne ſein Bauergut für 50 Fl. wahrhafter Münze. … Merkwürdig iſt, daß man vor 1537, in Ermangelung eines Söppenbus, ſi der Kerbhölzer bediente, wo die gewöhnlien von Sleini eingeſeten 19 Termine, oder Erbetage na und na bei der Bezahlung eingeſnitten wurden, ſo daß die Suld getilgt war, wenn alle auf dem Holze zu zählen waren.

2. Benedix Strohba, der ſein Amt bis 1574 verwaltete. Na dem Tode ſeines Vaters wurde ein Riterguts Sied und Vertrag dur den Hauptmann Hans von Sleini und Anton von Uetri zu Hainsba geſloſſen, ſo daß Benedix den Kretſam, weler auf der Aue ſtand, indem die Brennerei den jet dur das unter Nr. 236 bezeinete Haus bebauten Pla eingenommen haben ſoll, für 330 kleine Mark aus dem Erbe erhielt, den er aber 1582 wieder an Chriſtoph Neumann, Bauer in Oderwi für 995 So, verkaufte und deſſen Bauergut den 4. Apr. 1582 dort um 225 zittauiſe Mark annahm. Sein Nafolger war:

3. Chriſtian Neumann, Lehnsriter bis 1582.

4. Miael Neumann, 1582 als Beſier des Lehnsritergutes genannt; er kaufte den Kretſam ſammt der Mühle und Teien von ſeiner gnädigen Herrſaft Ernſt von Sleini auf Tollenſtein und Sluenau für 1300 Rthlr., wele ſein Bauergut dafür um 171 Rthlr. und XX böhmiſe Groſen annahm. Er unterzeinete ſi 1582 und 83 als Riter in Unterſriften, ſo wie ein gewiſſer Lorenz May⁴²) in dieſen Jahren als Söppe, von 1584 bis 90 aber als Geritsverwalter, (ſo viel als Viceriter), weler au Beſier des Geritskretſams war. Wenn er ihn aber gekauft habe, iſt nit angegeben.

5. Jacob May, Sohn des oben genannten, verkaufte⁴³) den Kretſam an ſeinen Swager Lorenz Herbri, aus dem Erbe für 615 So, 24 böhm. Groſen auf 18 Termine und Tageszeiten im Octbr. 1591, wie er denſelben aus dem Erbe übernommen und ſi den 15. Mai 1590 zuſreiben ließ.

6. Lorenz Herbri, Riter bis 1618. Er überließ den 2. April 1618 den Kretſam ſeinem Sohne George um die Kaufſumme von 1400 Fl. … Unter ihm wurde au der Kretſam, der wie Lehnskretſam an der Stelle eines adlien Hofs oder Sloſſes war, da damals no nit jedes Dorf ſeinen eignen Herrn hatte und die Güter der Ritter und Adlien nit alſo lagen wie jet, ſondern ordentli kleine Ländereien ausmaten, wie z. B. das Sleinierland an dem Gebirge hinauf, das Gersdorf an den Löbauer Waſſer hinunter bis in die Haide c. mit einem Lehnsroſſe belegt, wie er ſon beim Hrn. v. Sleini, als die Sesſtädte no ihre eigne Kriegsmat aufſtellten, einen Elbwagen liefern mußte. 1602 nämli wurde der Lehnroſſe wegen, zwiſen Land und Städten ein gewiſſer Fuß erfunden, ſo daß zu den insgeſammt aufgeriteten 173 Lehnroſſen, die Sesſtädte 24, die Landſtände aber 149 lieferten.

7. Georg Herbri, Riter bis 1635. Na ſeinem Tode verkauften ſeine beiden Söhne und der Riter Paul Hänſſel aus Dürrhennersdorf als Swiegerſohn den Kretſam den 31. März 1636 an Miael Kleinmaz aus Eibau, für 1000 kleine Gulden. … Na ihm wurde Chriſtoph Röthig, Aelteſter der Söppenbank, zum Geritshalter beſtellt, wie er au ſon beim Erbriter an manen Orten unterſrieben gefunden wird.

8. Miael Kleinmaz von 1636 bis 1650 baute 1648 einen neuen Kretſam, wozu er von ſeinem Swiegerſohne Sebaſtian Henel 180 Rthlr. unter Verpfändung des Kretſams erborgte.

9. Sebaſtian Henel, ein geborner Thüringer, kam als ſwediſer Cornet im 30jährigen Kriege hierher, heirathete die Toter des obengenannten, war Riter von 1651 bis 1679.⁴⁴)

10. Andreas Riter, Swiegerſohn des Vorgenannten, verwaltete ſein Amt von 1680 bis 1694. Die Riterſe Familie war eine ſehr angeſehene, die bedeutende Leinwandgeſäfte betrieb und den Freigarten beſaß. Ihr Titel in Kiren- und Söppenbüern lautet, die Ehrſamen vorſitigen c. Na ſeinem Tode wurde Chriſtoph Liebſer auf ein Jahr Geritshalter, bis 1697 auf einem Ehedingstage

11. Hans Dreßler zum Riter gewählt wurde. Er blieb bis 1703. Ihm folgte 1704 ſein Sohn

12. Johann Dreßler, Notar. publ. Cäsar. dieſer feierte 1706 ſeine Hozeit an demſelben Tage als die erſten Sweden hier einrüten, deren Anführer ein Univerſitäts-Freund des Bräutigams war, deſſen Feſte er beiwohnte, und dem Dorfe viele Sonung angedeihen ließ. Dreßler blieb bis 1708 Riter, und erlebte viele traurige Siſale, mußte den Kretſam aus Noth verkaufen, wurde zulet blödſinnig und ſtarb 1746 den 3. Jan., 70 Jahr alt, bei ſeiner Sweſter verw. Güttlerin im Oberdorfe. Nr. 117.

13. Chriſtoph Iſrael, Erb- und Lehnsriter von 1708 bis 1716; wie er zu dem Kretſam gekommen, iſt nit auszumitteln.

14. F r. Sauermann, geb. den 7. März 1683. Weil er aus Liebe für die Gemeinde oft ſehr heftig das Wort führte und Streitigkeiten gegen die Herrſaft anfing, wurde er 1729 abgeſet und an ſeine Stelle kam auf 2 Jahr der Viceriter Andreas Güttler, Sohn des hieſigen Sullehrers. Den 8. Aug. 1731 aber kam eine Deputation aus Zittau, hielt einen Ehedingstag und ſete Friedri Sauermann wieder in das Riteramt ein, der 1757 im 74. Jahre ſeines Alters ſtarb. Ihm folgte ſein Swiegerſohn

15. Johann Raue, geb. in Niederſeifersdorf, 1698 d. 15. Mai. Er erhielt den Kret­ſam, ward Geritsſöppe, dann aber Riter, und ſtarb 56 Jahr 11 Monat alt.

16. Chriſtian Steudner, Viceriter, Bauer im Oberdorfe, war Riter bis 1760.

17. Johann Chriſtian Iſrael, Erbriter in Oberfriedersdorf, kaufte hier den Kretſam, bezog denſelben 1760, ſtarb 1762 den 31. Dec. 49 Jahr 10 Monat 21 Tage alt.

18. F r. Wilhelm Löwe, geb. zu Strahwalde, ward Viceriter, heirathete die Wittwe des Vorigen, ſtarb den 14. März 1774.⁴⁵)

19. Carl Gottlob Iſrael, ein Sohn Johann Chriſtian Iſraels. Wegen Kränklikeit wünſte er ſein, von ihm treu und redli verwaltetes Amt niederzu legen und ſtarb den 25. Dec. 1804, in einem Alter von 45 Jahren. No bei ſeinen Lebzeiten wurde

20. Tobias Görner Viceriter bis 1820, wo er den 25. Dec. im 75. J. ſeines Lebens ſtarb.

21. Chriſtian Friedri Wünſe, Swiegerſohn Gottlob Iſraels, wurde den 12. März 1812 Geritsälteſter und 1821 Riter.

B. Geriten.

Chriſtian Müller.

Gottlieb Güttler.

Johann Chriſtian Herzog auf der Gersdorfer Seite.

Chriſtian Friedri Röthig.

Chriſtian Friedri Got.

Chriſtian Friedri Freude.

Johann Chriſtian Jeremias.

Gottfried Hempel.

Johann Gottlieb Got.

Johann Gottlieb Dreßler.

Chriſtian Friedri Dreßler.

Johann Gottfried Bergmann.

C. Gemeindeälteſten

ſind jeo Johann Chriſtoph Bergmann, Bauer.
Gottfried Ko, Häusler.
Johann Gottfried Iſrael, Gärtner.
und Johann Friedri Liebſer, Dominial-Häusler.

D. Verpfliteter Perſonen- und Gewerb-Steuer-Einnehmer

iſt jet Johann Gottfried Burg.

E. Als Gemeinde- und Geritsbothe

iſt jet angeſtellt Gottlob Weiße.

F. Polizeidiener

iſt Johann Gotthelf Reielt.

Auſſer dem eigentlien Gemeindeverbande in Hinſit ihres Berufs ſtehende Perſonen ſind hier als Aerzte und Offizianten folgende:

Königl. Zoll- und General-Accis-Einnehmer iſt Herr Johann Gottfried Bitterli. Als Zollbegeher iſt jet Herr Johann Gottlob Hausmann angeſtellt.

Promovierter Arzt iſt Herr Doct. medic. Gottlob Ehrenfried Paul.

Examinierte Chirurgen und Geburtshelfer ſind: Herr Carl Samuel Zeidler und Herr Carl Adolph Tiee.

Herrſaftlier Revierjäger iſt Johann Friedri Miliſ, weler zur Zeit no einen Theil ſeines Gehalts an ſeinen in Ruheſtand verſeten Vorgänger Johann Gottfried Rösler abgeben muß.


⁴¹) Son im Jahre 1562 waren in hieſiger Söppenbank 12 Geritsſöppen. …

⁴²) Wahrſeinli beſaß dieſer Lorenz May au das jeo Freuden zugehörige Bauergut, woraus die falſe Sage, als ſey dies früher der Kretſam geweſen, ſi erklären läßt.

⁴³) Dieſer Kauf geſah wahrſeinli wegen drüenden Sulden, da von ſeinem Vater, der nit einmal Angeld beim Kaufe bezahlen konnte, 62 So auf dem Gute hafteten, die dur ihn no um 560 So Bierſuld vermehrt wurden, ſo daß na ſeiner Uebergabe die ſämmtlien Riters Erben an benannte Herrſaft zu Sluenau 98 So 20 gr. 5 Pf. für anderweit aufgelaufene Sulden von den ihrigen zu bezahlen hatten.

⁴⁴) 1655 den 3. Mai iſt ein Befehl aus Zittau na Ebersba an die Geriten, zur Heftnehmung und Beziehung der beſtimmten Geldſtrafe von 32 Perſonen ergangen, wele wider das beſtehende Geſe lages Haupthaar trugen; dieſe weigerten ſi die Strafe zu leiden und bewogen die Eibauiſen und Seifhennersdorfer, ſi mit ihnen vereint aufzulehnen. Au gingen 2 Perſonen aus Ebersba deswegen ans Oberamt. Hier aber wurde der Befehl des Zittauer Raths beſtätiget und es erging hierauf den 22. Mai von demſelben ein zweiter Befehl an die Ebersbaer Geriten, na welem von jenen Perſonen in dem Gerite die beſtimmte Geldſtrafe eingenommen und na Zittau gebrat wurde.

⁴⁵) 1767 den 14. Sept. iſt allhier dur Erlaubniß E. E. Raths das erſte Seibenſießen auf dem Kretſamsgute gehalten worden. Den Königſuß that Abraham Görner, Tiſlermeiſter und Siffbauer in Hamburg (geb. allhier, ſein Vater war weil. Abraham Görner, Tiſler allhier) für Chriſtian Conrad Gerathewohl, Leinwandhändler allhier.