Fragmente einer Chronik von Ebersbach – 1826


Was i hier gebe, iſt ein Erzeugniß meiner Mußeſtunden, in welen i mi von jeher gern mit Geſite beſäftigt habe und wobei mi die Liebe zu meinem Geburtsorte beſonders darauf leitete, ſo viel mir mögli geſitlie Nariten über denſelben zu ſammeln. Auf den oft von mehreren Freunden ausgeſproenen Wunſ, daß i dieſelben do herausgeben möte, entſloß i mi endli ſie zu ordnen und dem Drue zu übergeben. So entſtand vorliegendes Sriften. Möte es nit blos von den Bewohnern meines Geburtsortes, ſondern au von Andern aus der Umgebung, wohlwollend aufgenommen werden.

I habe dieſe geſitlien Nariten von Ebersba mit einer Einleitung verſehen, wele Einiges über den frühern Zuſtand der Umgebung und über ihre Bewohner angiebt. Do kann man darüber nur dürftige und muthmaßlie Angaben liefern; ob man zwar wohl von Meinungen und Sagen, die aber meiſtens bei genauer Naforſung als völlig ungültig und grundlos erſeinen, viele Bogen voll ſreiben könnte. Daher habe i das, was i hier berite, der genauſten Prüfung unterworfen und die mögliſte Gewißheit darüber mir zu verſaffen verſut. Was freili die ſpäteren Zeiten betrifft: ſo giebt es da reiere und zuverläßigere Quellen … . Allein die Frage, in welem Jahre Ebersba erbaut worden ſey und wie lange dieſes, oder andere Dörfer der Umgegend geſtanden haben, kann … mit Beſtimmtheit nit beantwortet werden. Denn unſre Vorältern in dieſer Gegend haben wenig oder nits aufgezeinet. So iſt z. B. in dem Grundſteine, der vor einigen Jahren niedergeriſſenen ſehr alten Kire in Ober-Oderwi keine Urkunde aus der Zeit ihrer Erbauung gefunden worden. Au haben ſie größtentheils weder leſen, no ſreiben können. Was in den Städten und Klöſtern *) von hier betreffenden Urkunden vorhanden geweſen ſeyn mag, iſt dur den Huſſitenkrieg verloren gegangen, ſo wie vornehmli au bei dem Brande des Sloſſes Ortenburg in Budiſſin, wo unter andern die, dur die Landſtände erkauften und zu dem Landariv gebraten, Manuſcripte des Landſyndicus Hrn. Joh. Hartranfft mit verbrannt ſind; andere Brände nit zu gedenken.

Die Quellen, wele i benuet habe ſind hauptſäli: Matheus Dreßerus, Großer, Carpzov, Grünewald, und mehrere Ob.-Lauſ. Sriftſteller; ferner das hieſige Kiren- und Söppenbu, und andere handſriftlie Nariten, wele i theils hier, theils in andern Orten der Umgebung aufgefunden habe.

Da i nit auf's Gerathewohl und auf die Gefahr, Unwahrheiten aufzunehmen, Alles niedergeſrieben habe, was ſi mir darbot: ſo ſind … meine Nariten unvollkommener ausgefallen, als Mancher es erwarten mag … Vielleit findet do einer und der andere … Einiges darin, was ihm intereſſant iſt … ― Anſprulos wünſt und hofft dieß

Ebersba, im Monat October 1826.

*) Ihre Gründung iſt au erſt in dem Mittel-Zeitalter geſehen. Z. B.

Das Nonnenkloſter bei Oſtri wurde gegründet 1262.
Das Nonnenkloſter Marienſtern 1263.
Das Budiſſiniſe Franciscanerkloſter1240.
Das Görlier Minoritenkloſter1234.
Das Zittauiſe Franciscanerkloſter1260.
Das Laubaniſe Franciscanerkloſter1273.
Das Laubaniſe Jungf.-Kloſter St. Maria Magd.1320.
Das Cameniſe Franciskanerkloſter1294.
Das Löbauiſe Franciskanerkloſter St. Crucis1336.
Das Oybiniſe Benedict-Cöleſtiner geſtiftet1366.