Das Bildverwaltungsprogramm Shotwell kann den Bilderordner überwachen und arbeitet beim Bildimport normalerweise nach folgendem Prinzip:
- Wird eine Digital-Kamera am Rechner angeschlossen, werden darauf enthaltene Fotos in den Bilderordner importiert. Das lässt sich auf neueste Fotos begrenzen; diese werden in eine Ordnerstruktur einsortiert, die gegliedert ist nach Jahreszahl, Monatsnummer, Tag.
Wird eine weitere Digitalkamera mit gleichen Datumswerten am Rechner angeschlossen, landen deren Bilder zwar im gleichen Zielordner, werden in der Ereignisanzeige aber getrennt dargestellt – also jede Quelle für sich. - Fotos, die außerhalb des Bilderordners liegen sollen, lassen sich durch Verlinken (Methode: Nur Verweise importieren) in die Shotwell-Bibliothek aufnehmen.
- Importiert man Fotos jedoch nach der zweiten Methode (Fotos kopieren), so landen diese in der gleichen Ordnerstruktur des Bilderordners, jedoch mit einem markanten Unterschied:
Falls die Bilder keine Datumswerte in Form von Exif-Daten enthalten, sucht Shotwell eine beliebige freie Stelle in der Ordnerstruktur. D. h. wenn zum Beispiel im Bilderordner keine Fotos vom 3. Mai 2006 existieren, so könnten die importierten Bilder in ~/Bilder/2006/05/03 landen. – Und das, selbst wenn die Fotos aus dem Jahre 2012 stammen.
Dieses Verhalten sowie der Umstand, dass bei mir eine Vielzahl von alten, analog aufgenommenen Bildern in die Verwaltung von Shotwell aufgenommen werden sollten, brachte mich nach einigen Versuchen zu folgender Technologie:
technischer Rahmen
Man nehme
- einen PC mit einem Linux, z. B. Ubuntu 😎
- einen Bildschirm* mit Nautilus ⇒ für das Verarbeiten der Scanns
- einen Bildschirm* mit Shotwell ⇒ für die Bildverwaltung
- einen Bildschirm* mit Gimp ⇒ für gelegentliche Bildverbesserung
* Es muss sich dabei nicht um mehrere physische Monitore handeln - obwohl es sich mit zwei Monitoren sehr gut arbeitet! Als »Bildschirm« genügen natürlich auch unterschiedliche Arbeitsflächen. Wer mit (⌨ Alt+Tab) zu Rande kommt, kann freilich auch einfach zwischen den geöffneten Programmen umschalten.
Technologie für Analogbilder
Da zu Zeiten der Analogfotografie gewöhnlich weniger fotografiert wurde als in heutigen Zeiten der Digitalfotografie, genügen für digitalisierte Analogbilder meist Jahresordner. Wer mag kann diese freilich auch mit einer Monatsstruktur verfeinern.
Für mich habe ich innerhalb des Bilderordners neben der Jahresstruktur zwei Hauptordner für die Analogbilder eingerichtet: scan für eingescannte Papierbilder bzw. Filmstreifen und - weil es so viele gab - dia für eingescannte Dias.
Soweit überschaubar wurde innerhalb dieser Hauptordner eine Jahres-Struktur angelegt, in die jeweils die zugehörigen gescannten Fotos abgelegt werden.
Technologie-Schritte für Analogbilder
Jahresordner anlegen
Statt nach Jahrgängen getrennt die Bilder abzulegen kann man genauso gut eine Einteilung nach Ereignissen vornehmen wie 'Hochzeit Tante Emma', 'Urlaub Algerien 2010' usw.
Diese Trennung des Bildmaterials erleichtert sowohl das Bearbeiten als auch im Laufe der Nachbearbeitung festgestellte Irrtümer zu korrigieren.
Analogbilder einscannen
Es empfielt sich mit höherer Auflösung zu arbeiten als die übliche Monitorauflösung; je nach Qualität und subjektivem Wert der Bilder sollte man mit mindestens 300 dpi scannen.
Bei Dias sollte man wenigstens mit 1200 dpi arbeiten, um mittels Gimp eine vernünftige Nachbearbeitung zu ermöglichen.
Nachbearbeitung in Gimp
Um die Einzelbilder für Shotwell »aufnahmefähig« machen sollten sie zuvor in Gimp bearbeitet werden. Shotwell verfügt zwar auch über einfache Werkzeuge zur Bildmanipulation, jedoch weitaus weniger als Gimp:
- Drehen: markierte Bilder 90° im Uhrzeigersinn rotieren (mit ⌨ Strg entgegengesetzt)
- Zuschneiden: Foto auf Bildausschnitt reduzieren
- Ausrichten: Foto um wenige ±Grad drehen
- Rote-Augen-Effekt: »Kaninchenaugen« beseitigen
- Anpassen: einfaches Nachregeln von Belichtung, Sättigung, Farbton, Farbtemperatur und Schatten
- Verbessern: automatische Farb- und Kontrastkorrektur
(geht mitunter sogar gut!)
Speichern nach Jahrgang oder Ereignis
Die digitalisierten Fotos sollte man getrennt nach Aufnahmejahren abspeichern. Bei der Vergabe der Dateinamen kann man versuchen, Jahr und Monat neben den Thema zu berücksichtigen.
Bilder, die sich in keiner Weise zeitlich einordnen lassen, fasst man am besten in Themen bezogenen Ordnern zusammen. Ein späteres Umsortieren in Jahreszahl bezogene Ordner ist immer noch möglich und recht einfach, wenn diese Ordner von Shotwell überwacht werden.
zeitliche Einordnung
Zugegegeben – das schwierigste Unterfangen und man sollte eingangs grundsätzlich überlegen, ob sich der Aufwand wirklich lohnt ! Einfacher, als nach ..zig Jahren mühsam ein vages Datum zusammen zu stottern, ist es gewiss, einfach die alten Fotos als »nicht datiert« abzulegen. Zusammen hängend markierte Bilder lassen sich auf diese Weise mit jeweils eigenen Bezeichnungen unter »nicht datiert« ablegen.
Wie aber agieren, wenn man partout datieren möchte?
Für eine Datierung alter Bilder gibt es verschiedene Wege.
- Datums- oder Zeitstempel in Fotos (meist sehr genau)
- Datumsstempel auf der Fotorückseite (Abzug-Hersteller: kann stark abweichen bzw. untauglich sein)
- fotografierte Ereignisse, die selbst historisch relevant sind bzw. errechnet werden können (1)
- Notizen in Fotoalben (auch Briefen, Kalendern usw. sofern aufgehoben)
- Vergleich von Personen oder Objekten auf Fotos mit bekannter und unbekannter Datierung (2)
- Nachfrage bei abgebildeten Personen, die gleichfalls fotografiert haben
Das Ergebnis wird nicht immer exakt sein, muss es meist auch gar nicht. Jedoch ist es recht beeindruckend, z. B. sein eigenes Leben auf diese Weise illustriert zu bekommen. Und nach Jahren staunt man, was einem alles aus der Erinnerung entgleitet …
1 Geburts- und Feiertage liegen fest oder lassen sich ermitteln. So z. B. sind Oster- oder Pfingsttermine leicht mit LibreOffice Calc zu gewinnen: Zellformel für Ostern »=OSTERSONNTAG(<jahr>)« und für Pfingsten »=OSTERSONNTAG(<jahr>)+50«
2 Bau, Umbau oder Abriss von Bauten sind gewöhnlich in Unterlagen dokumentiert. Ein Gartenfoto ohne Hecke und kleinen Bäumen sollte wohl zeitlich vor einem Foto liegen, wo die Hecke mannshoch ist die Bäume stämmig wirken.
Ähnlich logische Zeitabhängigkeiten gibt es bei Kinderbildern. Hier wurde meist in den ersten Monaten viel fotografiert, später werden Aufnahmen gewöhnlich seltener. Es gibt aber typische Körperformen und übliche Fortschritte der Kindesentwicklung, so dass sich ein Bild eines Dreijährigen wohl von einem Fünfjährigen unterscheiden sollte.
Nachkorrekturen
Bei unsicherer Datenlage muss man oft raten und kann die Bilder nur grob zeitlich einordnen. An Hand zeitlich besser fixierbarer Aufnahmen und Bildvergleich lassen sich meist Fehlzuordnungen korrigiern oder zumindest abschwächen.
Ein gutes Beispiel ist das Heranwachsen von Kindern: Gab es das Rad zu Ostern oder zum Geburtstag ? Wurde der Basketballkorb vor oder nach Omas Tod angebracht ? – Scheinbar unwichtige Bilddetails helfen oft weiter.
Oder wenn der letzte Schottland-Urlaub gut 20 Jahre zurückliegt und man kein Tagebuch geführt hatte, so dürfte es schwer fallen, die Aufnahmen zeitlich fixieren zu können. Anhand der Bildmotive sollte es aber wenigstens möglich sein,
die Orte (Lokalitäten) zu rekonstruieren – diese kann man als (undatierte) Ereignisse verwenden ehe man alle Bilder unter Schottland« zusammenschaufelt.
Das Zusammenfassen von Ereignissen wird aber von Shotwell als Button direkt angeboten und zwar wenn man mehr als einen Ereignisordner angeklickt hat. Selbst bei mittels EXIF-Daten automatisch in Jahr-Monat-Tag-Struktur abgelegten Fotos kann man einen ganzen Urlaub auf diese Weise zusammenraffen«. An Stelle von 14 einzelnen Einträgen in der Ereignisliste steht dann eben
Urlaub Kreta«; die Bilder jedoch bleiben dabei in ihrer Ablagestruktur !