… und ich mag Karten !

 

Wie ich zur Kartografie kam …

Jugendzeit

Afrika 1936
Afrika 1936

Schon als Kind mochte ich alte Karten. Zum Ärger meines Vaters bemalte ich die bunten Seiten in „Andree's Hand­atlas“ oder dem kleinen, quadratischen „Haack Taschenatlas“. Richtig Zoff gab es dann, als ich mich auch an Vaters Auto-Atlas vergreifen wollte, denn der war „aktuell“ und für seinen Beruf als Kraftfahrer essentiell.

Dabei reizten die farbigen Punkte, Linien und Flächen. Mit Buntstiften und Würfel wurden fremde Länder „erobert“, wobei dem kindlichen Gekritzel zu Gute gehalten werden darf, dass man bei der Gelegenheit recht passable Geo­grafiekennt­nisse vermittelt bekam.

Kartenzeichnen war damals noch eine Wissenschaft für sich und bedurfte einer langen Ausbildung …

Studium

Kartierung Kalkwerk Lengefeld
Kartierung Kalkwerk Lengefeld

Kartenzeichnen

Einige Grundlagen des Kartenzeichnens bekamen wir während des Studiums vermittelt. Als Erkundungs-Geologe sind topografische Messtischblätter unverzichtbares Werkzeug und mitunter bedurfte es der Erstellung eigener Geländekarten.

Meist konnte jedoch auf Vergrößerungen vorgefertigter Blätter zurückgegriffen werden. So erschien Kartierung etwas „Einfaches“.

Luftbild

Luftbild
Luftbild „Polygon“ südlich Prochladnoje

Bei einer Krim-Exkur­sion weilten wir u. a. in einem Ausbildungslager der Moskauer Universität, die im „Polygon“ unweit von Bachtschissarai ihre Geologen ausbildet. Jene Studenten bekamen allerdings nur weiße Papierblätter in die Hand gedrückt und mussten ihre Karten erst einmal selber erzeugen.

Bei dieser Gelegenheit lernten wir die Technologie der Kartenherstellung durch Luftbildauswertung.

Die Nutzung von Computertechnik in der Kartografie geschah viel später …

nach der Wende

GIS

alte Berliner Bezirke

Als ich bei „KommTreff“ (KT) als Regiekraft anfing, war deren einziges Betätigungsfeld die Erstellung von Adress­verzeichnissen der (damals 23) Berliner Bezirke. Zur Orientierung der Broschürenbenutzer dienten (veraltete) Kartenauschnitte des einstigen Tourist-Verlages, deren Quadratkilometer große Planquadrate zur Verortung der aufgeführten Firmen benutzt wurden: A 25 oder k 63 oder so.

An den aktuellen Erhebungsdaten der Firmen zeigten sich auch die Wirtschaftsämter der Bezirke interessiert, besonders wenn es um regional begrenzte Fördergebiete ging. Aber da aus der KT-Datenbank immer nur ganze Planquadrate ausgegeben werden konnten, war das Separieren gewünschter Objekte mühsehlich.

Gegen etwas Widerstand der „alteingesessenenen“ Datenbankbetreiber konnte ich die Erfassung der Bezirksinfrastruktur auf „adressbasiert“ umstellen; Koordinaten wurden somit zum wesentlichen Bestandteil der Datensätze. Denn neben beschreibenden Angaben wie „Max-Mütze-Str. 123“ konnte nun auch ein namen- und anschriftloser Kiosk im Walde verortet werden.

Brunnen
Brunnen in Mitte (KT-Karte)

Musste in der Anfangszeit noch Excel für das Erstellen von Karten herhalten, konnte alsbald ein richtiges Geoinformationssystem (GIS) angeschafft werden. Die Wahl fiel auf ArcView von ESRI.

Nun wurde nicht nur die Auswahl kiezbezogener Informationen aus der Datenbank zum Kinderspiel, wir konnten auch selber Übersichtskarten für die Berliner Bezirke herstellen.

Und es erschlossen sich völlig neue Betätigungsfelder für KommTreff: Kinderstadtpläne, Freizeit-, Wander-, Gewässerkarten, auch Museumswesen uvm.

Online-GIS

KommTreffs so genannte „Gewerbedatenbank“ diente ja nicht nur als Grundlage für die an Berliner Haushalte verteilte Informationsbroschüren (damals: „Was-ist-Wo ?“), sondern konnte – solange die Firma noch existierte – auch über das Internet abgefragt werden.
Hierfür nutzten wir anfangs die Online-Karten vom StadtInfo-Verlag und als dieser plötzlich Geld für Verortungseinträge verlangte, erstellten wir mit Hilfe unseres GIS eigene Kartenkacheln.

KommTreff ist seit 2012 Geschichte. Doch bereits seit etwa 2004 stützen wir uns bei kartenbezogenen Themen zunehmend auf OpenStreetMap. Leider gelang es nicht, irgendein Jobcenter Berlins zu überzeugen uns Arbeitskräfte für eine systematische Bearbeitung der Bezirke zu vermitteln.

Dabei wurde rasch klar, um wieviel zuverlässiger und aussagekräftiger OSM-Karten gegenüber den meist bevorzugten Google-Maps waren. Noch immer kann man beobachten, das veraltete und sogar falsche Abgaben in Google hinterlegt sind.

OpenStreetMap

Wir haben es in der Hand !

Jeder kann bei OpenStreetMap mitmachen und die Qualität der Karte aktuell halten. Wie das genau geht, steht in Büchern (die leider rasch inaktuell sind), im Wiki und unter learnosm.org/.

Mitmachen

Den Geodatenbestand Berlins, dem meine Mitarbeiter und ich seinerzeit bei KommTreff erarbeitet hatten, hätte ich bei Stilllegung der Firma ja „mitnehmen“ können. Zwar hätte ich mit ArcView nichts mehr anfangen können, denn wir hatten damals eine Windows basierte Version 3.2 im Einsatz und inzwischen aber die gesamte Rechnerbasis auf Linux umgestellt. Quantum-GIS (QGIS) kann freilich auch mit ESRIs Shapefiles umgehen, aber warum separat Geodaten halten, wenn gemeinsam welche pflegen kann ?

Karten-Nutzung

Beide Kartentypen haben ihre Vorteile: Rasterkarten oder Vektorkarten.

Für Navigationszwecke eignen sich gewöhnlich Vektorkarten eher, da sie mit weniger Datenvolumen auskommen.

Auf dem Tablet verwendete ich daher gern ZANavi, Maps.me oder PocketMaps - inzwischen ausschließlich Organic Maps.

Detailreicher, doch damit aber resourcenfressender sind Rasterkarten; bei Wanderungen jedoch oft unverzichtbar.

Hier nutze ich gerne die Apps Location Map Viewer und OpenTopoMap Viewer. Beide basieren auf Daten von OpenStreetMap.

Karten-Verbesserung

Da ist es nur fair, zur Hebung der Kartenqualität mit beizutragen.

Möglichkeiten gibt es dabei viele. Zwei einfache Möglichkeiten möchte ich hier nennen:

StreetCompleteStreetComplete ist eine Android-App, die über „Sprech­blasen“-Symbole den Nutzer zur Ergänzung von Kartendetails auffordert. Kleine Abbildungen helfen bei der Entscheidung.

iDiD ist ein Online-Editor, der auf der Homepage von OpenStreetmap unter dem Button „Bearbeiten“ gestartet werden kann, falls man bereits einen Account bei OSM hat.

Dessen Benutzung ist simple und wird bei Erstnutzung durch ein gutes interaktives Tutorial erklärt.

OSM ist für Jeden – aber nicht jeder für OSM …

I ♥ OSM !